Rangliste
Beliebte Inhalte
Anzeigen von Inhalten mit der höchsten Reputation auf 21.08.2021 in allen Bereichen
-
Sarek-Runde 2021
kai und 14 andere reagierte auf waldradler für Thema
Liebe UL-Freunde, nachdem mich dieses Forum immer wieder inspiriert hat, möchte ich mich einmal mit einem kleinen Reisebericht von meiner Tour durch den Sarek (6.-16.8.2021) revanchieren. Auf der Suche nach einer ursprünglichen und wilden Gegend stieß ich unweigerlich auf den Sarek. Die Berichte von @mawi und @tomas hier im Forum taten ein Übriges, außerdem die vielen Berichte im Konkurrenzforum. Obwohl ich noch nie in Schweden war und auch in Deutschland nie länger als vier Tage am Stück unterwegs war, entschloss ich mich zu einer Planung für 16 Tage Wanderung - einerseits sollte sich die lange Anreise lohnen, andererseits wollte ich auch etwas von der Gegend sehen. Mit 10kg Essen, 1kg Spiritus und 5,8kg Baseweight ergab sich ein ziemlicher Trumm von Rucksack. Diese Planung sollte sich im Nachhinein als etwas übertrieben herausstellen, aber lest selbst Hier ist übrigens die Packliste: https://lighterpack.com/r/b3ou0j Anreise: Für die Anreise wählte ich einen Flug nach Kiruna. Den empfindlichen UL-Rucksack habe ich einfach als Handgepäck mitgenommen und die restlichen Sachen in einen kleinen Koffer gepackt (spitze Gegenstände, Essen usw.). Im Hotel eingecheckt, ging es zunächst einmal auf die Suche nach Brennspiritus. Da das "T-Röd" bei vielen Leuten nicht auf Anklang gestoßen ist (rußt usw.), machte ich mich auf die Suche nach "T-Tenol", das vom Hersteller speziell für Spirituskocher empfohlen wird. Nach langem Fußmarsch fand ich es im vierten Supermarkt, und es hat sich gelohnt: Das Zeug brennt einwandfrei ohne jeglichen Ruß und mit sehr hoher Wärmeleistung. Trotz Wind brachte ich mein Wasser immer zuverlässig in kurzer Zeit zum Kochen. Tag 1: Am nächsten Tag ging es dann mit dem Bus über Gällivare nach Suorva, wo ich am späten Vormittag die Wanderung starten konnte. An der Bushaltestelle gab es das erste UL-Erlebnis: Während die anderen Wanderer erst einmal ihre schweren Rucksäcke in den Straßengraben legten, um die fetten Wanderstiefel zu schnüren, legte ich einfach los, da ich ohnehin nur die Trailrunner dabei hatte... Hinauf geht's bei super Wetter auf den ersten Hügel, den Sliehkok: Den 17 kg Rucksack spüre ich schon, aber noch bin ich frisch auf den Beinen! Ich wähle die Tour durch das Vuosskelvágge, da es im Reiseführer (Grundsten) als einsam beschrieben wurde. Und er hatte Recht: Im ganzen Tal treffe ich keinen anderen Menschen. Wunderbar, genauso hatte ich es mir vorgestellt! Dazu noch herrliches Wetter, etwas Sonne, ein paar Wölkchen, nicht zu heiß, ein traumhaftes Wandererlebnis! Gegen Abend stoße ich auf die beiden Seen im Tal und campe auf der Landzunge dazwischen, hinter einem großen Felsen wegen des Windes: An meinem MYOG-Tarp (3x2,4m) habe ich einen weiteren Abspannpunkt angenäht, sodass ich das Fußende nach unten schließen kann (hier im Forum gelernt :-) und für das Kopfende habe ich eine Tür gemacht (siehe dieser Thread), sodass ich einen Rundum-Regenschutz hatte (was sich in den kommenden Tagen auch noch bewähren sollte). Ein Tarp ist vielleicht eine etwas extreme Wahl für so eine wilde Region, aber mehr dazu an Tag 3...15 Punkte -
Södra Kungsleden August 2021
Steintanz und 11 andere reagierte auf Mia im Zelt für Thema
Tag 3 An diesem Tag war es so warm, dass ich mit kurzer Kleidung wandern konnte. Nach etwa einer Stunde Gehzeit hatte ich die Helagshütte erreicht. Hier war nichts mehr mit Einsamkeit: Rund um die Hütte herum standen erstaunlich viele Zelte. Ich wunderte mich, warum alle Leute ihr Zelt an der gleichen Stelle aufstellen und folgte dem Weg bergauf, wo ein Rentierzaun überschritten werden musste. Hier war mit 1180m der höchste Punkt der Tour erreicht und die Aussicht wahrlich traumhaft. Es war so schön, dass ich mich zu einer Pause hinreißen ließ und gemütlich etwas las. Immer mehr merkte ich nun meine Füße und achtete darauf diese bei jeder längeren Pause zu lüften. Danach ging es kurz ein steiles Stück bergab, bis der Weg wieder meistens eben durch ein langgezogenes Tal mit unendlich vielen malerischen kleinen und größeren Seen führte. Ab und zu leuchtete der pflanzliche Bewuchs schon in kräftigen Herbstfarben, was eine fast malerische Idylle erzeugte. Bald kam ich an der Fältjägaren Hütte an. Dort war an der Eingangstür ein Infozettel angebracht. Dort stand in schwedischer und englischer Sprache, dass aufgrund der Corona-Pandemie Tagesbesucher nur zur Mittagszeit bis 15 Uhr erlaubt sind. Gegen eine Gebühr von 60 SEK für Nichtmitglieder (Mitglieder 40) kann man die Räumlichkeiten mit Küche und Duschen nutzen. Das Angebot klang interessant und eine Dusche wäre auch nicht verkehrt. Ein Blick auf die Uhrzeit fällte die Entscheidung: 14:55 Uhr. Zu spät, also lief ich weiter. Nach weiteren 9km kam ich bei der Rasthütte Svaletjakke an. Diese ist ganz neu und roch total nach Holz. Nachdem ich mein Abendessen gekocht hatte, kam eine schwedische Familie vorbei, die das schöne Wetter ausnutzen wollte und draußen zelten wollte. Wir unterhielten uns kurz und nachdem ich aufgegessen hatte, überließ ich ihnen die Hütte. Nach etwa 30min Gehzeit fand ich eine sehr idyllische Stelle für mein Zelt und genoss noch lange die Abendsonne.12 Punkte -
Södra Kungsleden August 2021
Steintanz und 7 andere reagierte auf Mia im Zelt für Thema
Tag 2 Da es am Vorabend regnerisch und windig war, hatte ich mir einen einigermaßen geschützten Platz gesucht und versucht den fehlenden Schlaf vom Vortag nachzuholen. So richtig gut schlafen konnte ich in der ersten Nacht auf Tour noch nicht, zu ungewohnt war es. Gegen acht Uhr hörte der Regen auf und ich bereitete mich auf den anstehenden Wandertag vor. Größtenteils flach ging es durchs Fjäll, in dem ab und zu noch der ein oder andere Baum zu finden war. Sumpfige Abschnitte waren mit Planken ausgelegt. Immer wieder waren Rentiere zu sehen. Als die Sonne kurz rauskam, packte ich mein Zelt aus, um es ein wenig trocknen zu lassen und setzte mich kurz in die Rasthütte daneben. So richtig trocknete mein Zelt zwar nicht, aber immerhin etwas. Umso näher ich Sylarna kam, umso mehr war der Weg frequentiert. Flotten Schrittes lief ich links an der Hütte vorbei, wo der Weg bergauf auf einen kleinen Pass führte. Hier ging es wieder ruhiger zu. Der Wind frischte auf und es fing an zu regnen. Oben schneite es sogar ganz kurz. Bergab ging es in Richtung eines malerischen Bergsees, in dessen Nähe noch kleinere Schneefelder waren. Anschließend führte der Weg lange mehr oder weniger eben durch ein breites Tal. Gegen acht Uhr fand ich einen sehr idyllischen Fleck Wiese, an der sogar eine Art Bank zum sitzen war. Dort saß ich nach lange und habe gelesen, bis es irgendwann anfing zu nieseln.8 Punkte -
Sarek-Runde 2021
kai und 6 andere reagierte auf waldradler für Thema
Hej, danke für die netten Reaktionen! Dann berichte ich mal gleich weiter: Tag 2: Am nächsten Morgen ist immer noch herrliches Wetter und so starte ich gerne in das durchaus unwegsame Gelände: Auch die Flussdurchquerung macht mir nichts aus, da man anschließend ja Füße, Socken und Schuhe in der Sonne trocknen lassen kann - so wie es die UL-Theorie bei Trailrunnern lehrt. Was meine Route betrifft, so bin ich etwas planlos. Eigentlich will ich mir ja nur die Gegend anschauen und nicht einem bestimmten Weg folgen. Allerdings weiß ich, dass ich das Njoatsosvágge sehen will, weil mir die Beschreibung im Grundsten dafür so gut gefallen hat. Dieses liegt allerdings im Südwesten und ich bin im Nordosten gestartet. Und die Sarek-Täler liegen hier alle irgendwie in Nordwest-Südost-Richtung. Also kann ich nicht durch irgendein Tal laufen, sondern gehe in den nächsten Tagen über diverse Pässe hinüber. Der erste Passübergang verläuft super. Ich gehe südlich des Alep Skálariehppe hinauf, an einem See vorbei, und dann südlich des Tjievravárásj hinunter ins Guhkesvagge. Auf der Passhöhe erwartet mich dieser großartige Ausblick auf das gesamte Sarektjåhkkå-Massiv: Ich bleibe erst einmal überwältigt stehen und lasse den Eindruck auf mich wirken. Schließlich zücke ich die Karte und versuche, die vielen Gipfel auch namentlich zu identifizieren. Im weiteren Verlauf steuere ich dann ungefähr in Richtung Niják weiter durchs Tal (ganz rechts im Bild). Momentan kommt mir so eine Sarek-Tour sehr entspannend vor. Die ganzen düsteren Berichte über das Wetter in dieser Landschaft sind wahrscheinlich völlig übertrieben, so denke ich momentan noch... Unten im Guhkesvágge finde ich dann gegen Abend auch wieder einen kleinen, halbwegs windgeschützten Platz für mein Tarp mit grandiosem Ausblick auf die Bergkette. Ich nehme mir vor, morgen auf den Niják zu steigen. Ich sitze noch lange draußen und schaue mir den wunderschönen Sonnenuntergang hinter dem Áhkká-Massiv an. Obwohl Sonnen"untergang" eigentlich der falsche Ausdruck ist, denn so ganz geht sie ja gar nicht unter. Übrigens habe ich auch heute keinen einzigen Menschen getroffen.7 Punkte -
Södra Kungsleden August 2021
Steintanz und 4 andere reagierte auf Mia im Zelt für Thema
Tag 4 Schon am Abend wurde es so kalt, dass ich Mütze, Schal und Handschuhe brauchte. In der Nacht war es mir gerade noch warm genug. Irgendwann stellte ich fest, dass es gefroren haben muss, denn an meinem Zelt war Raureif. Trotzdem wurde es am nächsten Tag schnell warm und sonnig. Laut meiner Schätzung müsste ich an diesem Tourtag 21 km gewandert sein, weil das Schild bei der Rasthütte 23km bis Fjällnäs anzeigte und ich am Abend ja noch etwas gegangen bin. Zuerst führte der gut markierte Weg in einen Birkenwald runter. Auf dem Weg dahin sah ich mehrere Zelte. Anscheinend haben einige Schweden das gute Wetter für eine Nacht in der Natur ausgenutzt. Die nächsten Wanderer sah ich erst wieder kurz vor Fjällnäs. Anschließend ging es gleich wieder bergauf durch einen Wald, bis hinter einem Bach so langsam die Baumgrenze erreicht wurde und sich ein herrlicher Blick auf die zurückliegende Berglandschaft bot. Mehrere einsame Seen lagen neben dem Weg und werteten die ohnehin schon tolle Kulisse noch mehr auf. Die Wanderfreude wurde leider durch schmerzende Füße etwas getrübt. Zur Abhilfe machte ich eine längere Rast in der Sonne und stellte beim lüften der Füße fest, dass ich an jedem Fuß jeweils außen an der Ferse eine Blase gebildet hatte. Beide klebte ich mit Blasenpflaster ab, woraufhin die Schmerzen beim Gehen nachließen. Später als ich dem Ziel näher kam, hatte ich stattdessen Schmerzen an den Fußsohlen. Es fühlte sich an, als wären meine Füße plattgelaufen. Der Weg zog sich noch ganz schön, immer wenn ich dachte, hinter dem Hügel müsse nun Fjällnäs liegen, war es doch nur ein Tal, auf den eine weitere sanfte Erhebung folgte. Musik bewirkte zusammen mit der grandiosen Landschaft eine euphorische Stimmung. In Fjällnäs angekommen, bog ich erst falsch ab, bevor ich den Campingplatz fand. Dieser war ausgebucht, aber für Zelte war noch Platz. Die Besitzer sind sehr freundlich und sprechen sogar deutsch. Es waren auch sehr viele deutsche Gäste dort, mit einer Familie unterhielt ich mich länger. Sie kannten den südlichen Kungsleden, da ihr älterer Sohn einen Teil davon gegangen ist. Ursprünglich wollte ich noch nach Hamra weiterlaufen, um im dortigen Supermarkt einen Nachschub an Lebensmitteln einzukaufen, doch da meine Füße weh taten, ich noch relativ viel Proviant hatte und es im Campingplatz selber auch eine kleine Auswahl gab, entschied ich mich dagegen. Ich kaufte eine Pizza, Knäckebrot und Croissants für den nächsten Morgen. Den Rest des Tages verbrachte ich mit Essen, lesen und telefonieren. Direkt am Campingplatz gelegen ist der See Malmagen. Zufrieden schlief ich ein. Diesmal war die Nacht deutlich wärmer.5 Punkte -
Eine Tür für das Tarp?
bieber1 und 4 andere reagierte auf waldradler für Thema
Zur Ergänzung dieses Threads hier ein Update mit Erfahrungsbericht: Ich habe die dreieckige "Tür" nun mit zwei teilbaren Reißverschlüssen befestigt. Die eine Seite des Reißverschlusses an das Dreieck angenäht, die andere an einen schmalen Streifen DCF, der dann leicht schräg auf der Innenseite ins Tarp geklebt wurde. Zusätzlich habe ich in der Mitte der "Tür" noch zwei kleine Befestigungspunkte angeklebt, die am Trekkingstock befestigt werden können. Das hat jetzt 11 Tage im Sarek wunderbar funktioniert: Es hat die meiste Zeit geregnet, mit Wind von allen Seiten, und ich bin nicht nass geworden! Voraussetzung für die Nutzung der "Tür" ist natürlich, dass man die vorderen Seiten des Tarps ganz nach unten abspannt. Dann hat das Tarp eine definierte Form, die mit der "Tür" übereinstimmt. Bei besserem Wetter kann man die Tür einfach weglassen und das Tarp dann wie gehabt auch in anderen Varianten aufbauen. Auf diese Weise hat man eine Art Zelt mit 360 Grad-Schutz, das man aber bei Bedarf auch als Tarp nutzen kann.5 Punkte -
Bikepacking Gewichtsverteilung
Fabian. und 2 andere reagierte auf martinfarrent für Thema
Die zerlegte Stange in die Lenkerrolle, speziell in die von Ortlieb. Die Angelrolle passt mitsamt einem großen, dreckigen Tuch (hat jeder Angler) eigentlich nur in eine Seatbag von Revelate. Köder, Haken, Angelhut usw. in die leichteste Framebag, die du finden kannst. Und der Fisch selbst? Je nach Größe kann es wichtig sein, dessen Gewicht sehr tief zu bringen. Fast würde ich dazu neigen, ihn zwischen die Speichen zu flechten... aber das wäre dann wieder rotierendes Gewicht und du müsstest die Räder irgendwie blockieren, damit er unten bleibt. Dann natürlich drauf achten, dass er die Felgenlogos nicht bedeckt - es sei denn, du hast billige Felgen. Noch Fragen?3 Punkte -
Warum hat das noch keiner gemacht? - Partial Box Baffle Quilt - Argon 49, NoSeeUm, 900+FP
Mooritz und ein anderer reagierte auf Capere für Thema
Bei all meinen MYOG Projekten habe ich bisher eine große Sache ausgelassen: Quilts & Schlafsäcke. Ich sah bisher einfach keinen Bedarf, da groß etwas zu ändern, da ich mit meinem Cumulus Magic 100 Zip äußerst happy war/bin. Durch die wirklich sehr lang anhaltenden Niedrigtemperaturen dieses Jahr, kam aber nun doch mal der Wunsch auf, noch etwas dickeres zu haben und die gängig kaufbaren Lösungen stellten mich dabei nicht ganz zufrieden. Die Eckdaten waren früh klar: 250g 900-1000FP hydrophobe Daune Baffle-Konstruktion, aber minimal ausgeführt Maße wie mein Magic 100 Zip Temperaturziel: ~0°C Komfort (eigenes Empfinden - meinen Custom Magic 100 mit 140g 900FP habe ich z.B. bis 6°C schon genutzt) dank @Ronsn mit dem Gedanken ihn auch im Camp zur Wärme zu tragen (so wie hier z.B.: https://youtu.be/aUxr8Djf6Jo) Nach etwas Recherche war zudem klar, dass das Hauptmaterial Argon 49 von Dutchwaregear wird - leichtere daunendichte Stoffe gibt es meines Wissens aktuell nicht. Insofern war dieses auch schnell bestellt - einmal in Coyote Brown und einmal Charcoal Grey für die Innenseite. Das 0.5oz NS50 Noseeum Mesh für die Baffles hatte ich ansonsten durch mein Zelt ohnehin schon da. Als Nadeln wählte ich die kleinsten Microtex 60/8 und ein graziles Alterfil S120 Garn. Beim Baffle Design habe ich dann lange hin und her überlegt, viel recherchiert und bin letztlich über zwei sehr spannende Konzepte gestolpert: Karo Step Box Baffles (inkl. Abwandlungen alá Loco Libre Dragons Breath) und das Design der Nunatak ARC UL Quilts. Da ich schon bei einem "klassischen" Baffle Quilt mitgeholfen und dabei eine Abneigung gegen das mühselige Berechnen, Abwiegen und einzeln Befüllen der Box-Baffles bekommen hatte - ging die Planung anfänglich ganz in die Karo Step Richtung. Dann bin ich aber glücklicherweise auf einen extrem spannenden Beitrag / Quilt von "Schmusebaerchen" bei Outdoorseiten.net gestoßen: Klassische Baffles, aber mit Lücken im Mesh! Somit präsentiere ich euch heute meinen Partial Box Baffle Quilt: Ein grundlegendes Baffle Design wie ein Nunatak ARC UL, aber mit partiellen Bafflewänden, sodass Daunen nachträglich verschoben werden können und zudem über eine einzige Öffnung befüllt werden konnte! Diese Kulmination der beiden Systeme begeisterte mich sofort, denn m.M.n. ist der ARC UL perfekt designt und dank der partiellen Meshwände spart man nun zum einen massiv Baffle-Material und zum anderen das nervige Befüllen. Konkret wählte ich dabei 2x5cm Baffle Stücke (inkl. Nahtzugabe - Zielhöhe der Baffle waren 3cm) und 5cm Lücken zwischen diesen. Meine Box-Baffles haben zudem wie beim Magic 100Zip eine Gesamtbreite von 14cm. Mein Design stand nun also und so ging es dann auch an die Umsetzung. Der Prozess des Aufzeichnens und Nähen war entsprechend alles andere als einfach und bedurfte sehr viel Konzentration - das galt umso mehr, da ich mich auch entschlossen habe im Torsobereich noch einen Differenzialschnitt (gesamt 11cm schmaler) einzubauen. Am Ende war dann aber alles soweit vernäht und ich hatte eine fertige QuiltHülle mit sagenhaften 100g vor mir liegen. Nun fehlte also nur noch die Füllung - dazu hatte ich anfänglich schon 900FP Cumulus Daune geordert und auch bereit liegen. Nachdem ich dann in den USA 1000FP Daune entdeckt hatte, kam ich aber noch mal ins wanken... Letztlich habe ich ihn nun aber doch mit 900FP (EU!) hydrophober Cumulus Daune gefüllt. Nach meinen Infos sind die US Standards nämlich wohl ~50FP wegen der Daunenvorbehandlung (bestmögliches Bauschverhalten) und weitere ~4,3% (also etwa 40FP) wegen der unterschiedlichen Messstandards höher. Bedeutet die 1000FP US Daune wäre wohl nur eine 910FP EU Daune... Oder anders gesagt hätte die Cumulus Daune nach US Standards vermutlich ~990FP. So oder so sind jedenfalls gestern dann 250g feinster polnischer Daune im Sack gelandet. Füllen und insbesondere das Verteilen hat dann noch mal gut Zeit in Anspruch genommen, aber nun ist er fertig und reif für seinen ersten Einsatz: Gesamtgewicht mit 250g Daune: 350.8g! Die Fußbox ist mittels 1,7mm Elastikkordel verschließbar - lückenlos dank cranial versetztem Kordelkanal. Dort findet sich zudem eine Aufhängeschlaufe aus 1,3mm Dyneema. Im Kopfbereich ist ebenfalls ein Kordelkanal mit OffSet-Öffnung, welcher aber unterhalb der ersten Baffle verläuft - somit ergibt sich ein wunderbar flauschiger und dichter Wärmekragen; alles ohne, dass einem die Kordel im Gesicht hängt. Am Rücken wird das Ganze mit drei 10mm Micro Center Push Buckles verschlossen - diese können zudem für die Montage an/auf der Isomatte genutzt werden. Obendrein gibt's am Übergang zur Fußbox natürlich eine Zugentlastung (und eine weitere kleine Schlaufe - just in case). Der Loft beträgt sagenhafte 14cm! Gemäß der allgemein angenommenen Näherungsformel von @wilbo, käme man damit sogar auf eine Komforttemperatur von ~ -7°C für Männer! Ansonsten kann er zudem dank der dunklen Innenseite super in der Sonne trocknen. Zum Abschluss noch ein paar Bilder mit mir (180cm) - inkl. "Camp-Kleidungsmodus". Erfahrungsberichte nach Nutzung werden folgen.2 Punkte -
Video-Reiseberichte
masui_ und ein anderer reagierte auf chrisontour84 für Thema
Hier mein neues PCT video nachdem im letzten ja mein Rucksack kaputt gegangen war, wurde er zum Glück sehr schnell ausgetauscht und ich konnte weiter wandern Richtung Yosemite!2 Punkte -
Warum hat das noch keiner gemacht? - Partial Box Baffle Quilt - Argon 49, NoSeeUm, 900+FP
schwyzi und ein anderer reagierte auf Capere für Thema
Auch hier noch mal die Info nach erfolgreichem Test in Afrika bei der Kilimanjaro Besteigung: Der Quilt hat sich fünf Nächte bei gemessenen! Temperaturen im Zelt von 0 Grad Celsius / 30 Grad Fahrenheit bestens bewährt. Temperatur im Inneren lag bei kuscheligen 23 Grad Celsius im Fußbereich. Insofern habe ich sehr entspannt mit Boxer, Liner Socken und kurzem Shirt schlafen können. (+ Buff für den Kopf) Zelte waren dabei Doppelwandig und mit zwei Personen belegt:2 Punkte -
Kuriositätenkabinett
heff07 und ein anderer reagierte auf Matzo für Thema
2 Punkte -
Södra Kungsleden August 2021
BitPoet reagierte auf Mia im Zelt für Thema
Hej, nachdem ich hier fachkundig beraten wurde, kommt nun mein Reisebericht von meiner Tour auf dem südlichen Kungsleden, welchen ich komplett gelaufen bin. Ich werde ihn nach und nach erweitern, bis der Bericht komplett ist. Viel Spaß beim lesen: Anreise und Tag 1: Nach meinem Hinflug nach Stockholm nahm ich den Nachzug, welcher mich komfortabel liegend mit einem Umstieg nach Storlien zum nördlichen Ende des südlichen Kungsleden bringen sollte. Als ich am Bahnsteig stand, zeigte die Anzeige erst 20min Verspätung an, die sich dann immer mehr erhöhte. Schlussendlich fuhr der Zug etwas mehr als eine Stunde später ein. Nachdem ich meinen Platz im Liegewagen aufgesucht hatte, wunderte ich mich, warum der Zug immer noch steht. Irgendwann schlief ich ein und wachte kurz vor dem planmäßigen Halt in Östersund, wo der Umstieg erfolgen sollte, stand ich auf und fragte mich, wie viel Verspätung der Zug nun wohl hat. Tja... leider gab es nirgends eine Anzeige und im Handy fand ich auch nichts. Im Gang traf ich dann zwei Schweden, die mir weiterhelfen konnten. Der Zug hatte insgesamt ein einhalb Stunden Verspätung, den Anschlusszug würde ich wohl nicht mehr kriegen. Ich legte mich wieder hin... Trotz der Verspätung empfand ich die Fahrt im Liegewagen als viel erholsamer als eine Fahrt im Sitzen, obwohl ich nur 4-5 Stunden schlafen konnte. Kurz vor acht Uhr suchte ich den Zug nach dem Personal ab und bekam dann die Info, dass ein Ersatzbus für den verpassten Zug organisiert wird. Es stellte sich heraus, dass eine Gruppe vom schwedischen Militär ebenfalls ihren Zug verpasst hatten und in die gleiche Richtung mussten. Mit etwa zwei Stunden Verspätung kam ich in Storlien an und startete den Hike nach einem kurzen Stop im Supermarkt. Das Startgewicht betrug etwa 10kg inkl. Verpflegung 4kg Verpflegung und 1 Liter Wasser. Vorhergesagt waren 5 Grad und eventuell leichter Regen. Die Vorhersage erwies sich als wahr, den es war kühl und nieselte ab und zu etwas, aber zwischendurch schien auch mal die Sonne. Anfangs war der Weg noch wenig begangen und führte relativ flach durch Birkenwälder. Sanft führte es hoch ins Fjäll, wo ich schon bald die ersten Rentiere sah. Umso näher ich der Fjällstation Blahammaren kam, umso nebliger wurde es. Bald darauf fing es an zu regnen. Die Fjällstation konnte ich im Nebel noch erkennen, aber mehr auch nicht. Es waren viele Leute dort, die alle riesige Rucksäcke dabei hatten. Ich ging rein um eine 100g-Gaskartusche zu kaufen, was mir auch gelang, auch wenn der Mitarbeiter erst nicht so richtig verstand, was ich wollte. Dann habe ich es gewagt, zu fragen, ob ich die Toilette benutzen darf, woraufhin ich gefragt wurde, ob ich dort übernachte, was ich verneinte. Dann wurde ich gefragt, ob die die "Service-Fee" bezahlt hätte und dass ich dies tun müsse, woraufhin ich verwirrt war und schon dachte, ich müsse eine Gebühr zahlen, weil ich es gewagt habe den Laden zu betreten. Was das ist und wie viel es kostet, wurde mir nicht gesagt, aber ich war auch zu verwirrt und müde, um nachzufragen. Aus Deutschland kenne ich es, dass man die Toiletten als Kunde benutzen darf oder eine Münze einwerfen muss. In den nächsten Tagen habe ich dann einen Bogen um die Hütten gemacht. Was genau diese Gebühr sein soll, habe ich erst Tage später erfahren, weil an anderen Hütten Aushänge waren. Dort stand, dass Tagesgäste aufgrund der Corona-Regelungen nur von 11-15 Uhr erlaubt sind und 40 bzw. 60 SEK bezahlen müssen. Nach dem Kauf der Gaskartusche bin ich noch eine Stunde gewandert und habe mir dann einen Zeltplatz gesucht. Insgesamt müssten es an dem Tag 21 km gewesen sein. Es hat in der Nacht die meiste Zeit geregnet. Richtig dunkel wurde es nicht.1 Punkt -
1 Punkt
-
Falls der ein oder andere noch sucht: Evolon als Meterware ist eine wirklich feine Sache. Im Sommer kann man sich bei entsprechender Größe auch noch einen guten Sonnenschutz für die Birne draus basteln.1 Punkt
-
Bikepacking Gewichtsverteilung
AudioHitchhiking reagierte auf martinfarrent für Thema
Mountain-Bike-Techniken sind nicht samt und sonders schwer - sondern großtenteils recht leicht zu erlernen. Doof ist nur, wenn man als Anfänger auf eine Webseite stößt, die Sprünge, Drops und Hinterradumsetzen zu den 'Basics' zählt (was totaler Quatsch ist; denn zu diesen Techniken gehört ein - vorher - mit der Zeit erworbenes Selbstvertrauen ganz essenziell). Wichtig ist zunächst einmal, die Beweglichkeit auf dem Bike zu erlernen... und die anfangs etwas konterintuitive Nutzung der bitte gut gewarteten Bremse. Viel vom Rest ergibt sich mit fast automatisch steigender Schwierigkeitsstufe der Trails von selbst. Und dann erst kommt das Spektakuläre... wenn überhaupt gewünscht. In der Natur gibt es immer eine Alternative zu Aktionen in der Luft (und nur selten heißt sie 'Schieben').1 Punkt -
Bikepacking Gewichtsverteilung
martinfarrent reagierte auf AudioHitchhiking für Thema
Da stimm ich dir ja auch zu, aber wenn ich mich nicht auf Flusswanderwegen und abseits von Touri-Hotspots bewege kann ich auch mit jedem anderen Rad Touren ohne Menschenmassen fahren. Wenn ich Singletrails fahren will ist das MTB zweifellos geeigneter. Das ist aber auch einfach nicht jedermanns Sache und je nach Wohnort auch kaum möglich (abseits der Mittelgebirge und Alpen ist der Anteil an Singletrails oft extrem niedrig). Ich denke einfach das ein MTB in weiten Teilen Deutschlands einfach kein „ich fahr von zuhause los“-Rad ist sondern wenn ich nicht immer die gleichen 2 Strecken fahren will oftmals erstmal eine Anreise mit Auto oder ÖPNV erfordert (da bist du mit deinem Wohnort glaube ich ziemlich verwöhnt). Und wenn ich dann ein Rad zuhause stehen habe um einfach mal ne Tagestour zumachen fahr ich doch wahrscheinlich auch mit dem Rad die Touren1 Punkt -
Eine Tür für das Tarp?
wilbo reagierte auf waldradler für Thema
Moin! Detailbilder habe ich nicht, mache ich aber gern!1 Punkt -
Benutze ich auch seit Ewigkeiten. Günstig und gut. Und in vielen Supermärkten erhältlich1 Punkt
-
https://www.amazon.de/dp/B00H55NX4I/ref=cm_sw_r_cp_apa_glt_i_31THK5YXES0JWQ833Y9F1 Punkt
-
Hmm, ich finde es eigenartig, dass Decathlon fehlende Nachhaltigkeit unterstellt wird, aber kein Wort zu Altra. Dagegen werden andere Firmen wie Patagonia angeführt??!?! Und was ist das bitte für ein Nachhaltigkeitsverständnis, dass es okay ist wenn Schuhe nur 600 km halten und das einem als Nachhaltigkeitsfeature verkauft wird?! Das heißt ein Ultralauf und die Schuhe können in die Tonne? Und wie arrogant ist es denn Leuten zu erzählen, dass es normal, äh nee nachhaltig, ist zwei bis vier paar Schuhe für 160 € pro Jahr zu kaufen? Es schwimmt nicht jeder im Geld wir ihr.1 Punkt
-
Video-Reiseberichte
Brilo reagierte auf chrisontour84 für Thema
Im neuem Video ist tatsächlich mein Rucksack kaputt gegangen - zum Glück gibt es immer viele andere hiker auf dem PCT die aushelfen können, ich hatte nämlich kein Nähsett mit mir und nur Tapes hätten wohl nicht gereicht!1 Punkt -
28. Tag - 07.09.2020 oder der lange gehegte Traum Unterhalb Riffugio Arlaud - oberhalb Lago del Laux (nach Usseaux) 26.7 Kilometer, 1713 Höhenmeter, 8 Stunden, 45 Minuten Ich war aufgeregt. Endlich würde ich den Colle dell Assietta erreichen. Seit Jahren wollte ich endlich mal hierher. Das sich dies nun mit der GTA ergibt war eher ein angenehmer Zufall. Gemütlich und euphorisch stiefelte ich los und erreichte schnell einmal das Riffugio Arlaud. Hier wurde ich freudig begrüsst, hatte aber keine Lust bereits nach knappen 30 Minuten eine Pause einzulegen. In absoluter Ruhe wanderte ich der Assietta Passstrasse entgegen. Das Wetter war eher trüb aber trocken. Der Nebel verlieh dem ganzen einen sehr Charakter, was mir sehr gefiel. Die Markierungen wurden immer dürftiger, der Weg blieb aber klar erkennbar. Unterwegs konnte ich einige Eichhörnchen beobachten und aus der Ferne vernahm ich röhrende Hirsche. Via der gut erhaltenen Strada dei Cannoni erreichte ich bald die Passstrasse. Strada dei Cannoni Scheinwerfer auf den Wald Assietta Kammstrasse Das Wetter wurde garstiger und ich musste mich wärmer anziehen. Glücklicherweise schreckte das Wetter (es blieb trocken) wohl auch viele Touristen ab. Den einen oder anderen Geländewagen und Motorradfahrer überholte mich, es war aber angenehm und ich konnte den historischen Verkehrsweg und seine Bewohner geniessen. Im Riffugio Assietta wars dann endgültig Zeit um mich etwas aufzuwärmen. Als Kaffee gabs leider nur einen aus der Kapselmaschine, aber selbst der schmeckt in Italien besser als bei uns. "Gipfelfoto" Im Abstieg verlief ich mich etwas, bemerkte mein Missgeschick aber schnell. Ohne dieses Missgeschick hätte ich jedoch eine amüsante Nebensächlichkeit verpasst. Nämlich die E-Bike Ladestation auf der abgelegenen, unbestossenen aber recht modern und renovierten Alpe Assietta. Wie lustig ist denn das. Da müssen wohl Subventionen oder dergleichen im Spiel gewesen sein. Amüsante Nebensächlichkeit Im weiteren Abstieg verzog sich der Nebel immer mehr und bald zeigte sich die Sonne. Was für eine wunderbare Wohltat nach dem kalten Nebel. Sofort legte ich bei einer Ruine eine Pause ein und breite mein Zeug aus. Ich genoss die lange Pause in vollen Zügen. Auf dem Weg nach Balboutet Das schöne Dörfchen Balboutet wirkte wie ausgestorben. Keine Menschen, keine Autos, nichts. Lediglich einige Baustellen. Die Szenerie wirkte wie in einem dieser Endzeitfilmen. Wenig später erreiche ich das schmucke Dörfchen Usseaux, wo sich zusammen mit mir einige Touris rumtrieben. Sogar eine Polizeipatrouille war unterwegs. Die öffentliche Toilette war leider geschlossen. So nutzte ich kurz das öffentliche WLAN um mal wieder mit meiner Partnerin zu quatschen was ich ebenfalls immer sehr genoss. War einfach schön zwischendurch eine bekannte Stimme zu hören und einige Minuten mit ihr zu sprechen. Mit dem InReach verschickte ich lediglich die Standard „mir gehts gut“ Nachrichten und durchs Roaming war mir telefonieren schlicht zu teuer. Genug gejammert. Dorfplatz von Usseaux (Wer genau schaut, erkennt das Motiv aus dem Rother) Auf wenig interessantem Weg, sprich Strasse erreichte ich bald das Hotel Lago del Laux wo ich mir einen Kaffee und die Toilette gönnte. Das Posto Tappa in Usseaux wirkte übrigens dauerhaft geschlossen, resp. habs nicht mehr gesehen. Nun ists aber Zeit weiterzugehen. Da ich mir mit dem Nachtlager im Anschluss etwas gar viel Zeit liess und an dem einen oder anderen potentiellen Platz vorbeilief und andere Plätze sich als ungeeignet erwiesen, nahm ich gegen 19:30 Uhr den erstbesten Platz in einem Waldstück. Überraschenderweise erwies sich dieser als saubequem. Ich genoss noch eine Suppe mit getrockneten Pilzen und Couscous und schlief im Anschluss, trotz der kalten Temperaturen ausgezeichnet. Was für ein schöner Tag. Wie ich nun so währenddem Schreiben zurückdenke werde ich ganz wehmütig und vermisse diese Zeit. Bald, bald wieder… Nachtlager. Bequemer als es ausschaut1 Punkt
-
Video-Reiseberichte
ptrsns reagierte auf chrisontour84 für Thema
Diesmal gehts hoch zur John Muir Hütte mit unglaublich schönen Seelandschaften!1 Punkt -
Video-Reiseberichte
Brilo reagierte auf chrisontour84 für Thema
Ah schade dass man keine einzelnen Threads für Videos haben kann, so wird sich alles etwas vermischen denke ich und nicht viele wertden nach "Video reiseberichte" suchem wenn sie zB videos zu einem bestimmten Trek sehen möchten. Evtl macht es Sinn hier eine neue Sektion im Forum einzubauen für Video Reiseberichte? @Mod-Team Episode 6 ist nun draußen inkl 3 super Bergpässen in den Sierra Nevada und einem Bär der gerade einmal 5 Meter von meinem Zelt herumspaziert ist1 Punkt -
@AudioHitchhiking Danke für deine Erklärung und das nette Kompliment! Herzlichen Dank auch den anderen, treuen Lesern Meine Partnerin meine am Samstag noch, dass wir nun bald den Rest der GTA unter die Füsse nehmen und ich noch nichtmal den ersten Teil aufs "Papier" gebracht habe. Wohl war... 27. Tag - 05.09.2020 oder der nicht enden wollende Abstieg Rifugio Cà d’Asti - Susa 16.8 Kilometer, 44 Höhenmeter (2381 hm runter), 5 Stunden Ich habe mich mal wieder verschrieben. Die letzte Etappe fand am 4.9, nicht am 5.9 statt. Die heutige Etappe ist eigentlich schnell erzählt. Nach einem äusserst mageren Frühstück machten wir uns an den Abstieg nach Susa, wo Ch. die GTA für dieses Jahr verlassen wird. Im ersten Abstieg nach La Riposa (kurz unterhalb endet die öffentliche „Strasse“)kommen uns unzählige Menschen entgegen. Das habe ich noch nie irgendwo anders erlebt. Ch. war froh, den Aufstieg auf den Rocciamelone nicht auf heute verschoben zu haben Kurz nach La Riposa war der Zauber vorüber und wir trafen den restlichen Wandertrag erwartungsgemäss kaum andere Menschen. Zwischendurch ein etwas angenehmerer Abstieg. Was für ein schöner Wegweiser! Vorbei an einem grossen Partisanen-Denkmal wurde der Weg vorübergehend etwas angenehmer und es war bald Zeit für ein etwas üppigeres Frühstück. In meinem „Tagebuch“ habe ich mir noch notiert, dass wir Wildschweine gesehen haben, woran ich mich aber nicht mehr erinnern kann. Im Posto Tappa Il Trucco gönnten wir uns dann nochmals eine gemütliche Pause. Aber es hilft ja alles nichts und die zahllosen Höhenmeter laufen sich nicht selbstständig. Nach einem nicht Enden wollenden, teilweise steilen und mühsamen Abstieg durch von Waldbränden gezeichnete Wälder erreichten wir endlich Susa. Vom Waldbrand gezeichnet. Sehr eindrücklich. Humor in Krisenzeiten - Max und Sabry. Zwei Herzen und eine (Schutz)Maske Es war erst 15 Uhr, aber ich hatte echt genug für heute. 2000 Höhenmeter im Abstieg sind schlimmer als 2000 im Aufstieg. Auch wenn es mal wieder Zeit für eine Nacht im Tarp gewesen wäre, beschlossen wir beschlossen uns ein Hotelzimmer zu nehmen. Nachdem sich jeder gemütlich geduscht und ich meine Klamotten im edlen Hotelbad gewaschen und lange mit meiner Partnerin telefonier habe, gings in die Stadt. Ich kann mich noch gut an eine Demonstration in der Stadt erinnern. Diese Demonstration sollte mich Morgen nochmals einholen, aber dazu mehr in der nächsten Etappe. Susa ist echt einen kleinen Stadtbummel wert! Wir genossen die sehr schöne Altstadt und schlenderten etwas umher. Die vielen Leute und das Treiben war ein kleiner Kulturschock nach den letzten Tagen und Wochen. Trotzdem fühlte ich mich wohl hier und genoss die schönen Gebäude. Am Abend gönnten wir uns ein ausgiebiges und sehr gutes Abendessen (Pizza natürlich). Im Anschluss noch ein feines Gelati (die grösste Portion natürlich) und ein grosses Panache im Aussenbereich der Hotelbar. Ich schlief wie ein König! 28. Tag - 06.09.2020 oder die Polizeikontrolle Susa - unterhalb Riffugio Arlaud 25.6 Kilometer, 1859 Höhenmeter, 8 Stunden, 26 Minuten Das Frühstück im Hotel war etwas ungewohnt. Einerseits habe ich schon lange nicht mehr soviele Schweizer gehört. Andererseits war das Buffet, wegen Covid-19, bedient. Immer wenn mal also etwas wollte, wurde einem dies auf den Teller gelegt oder an den Tisch gebracht. Irgendwann war aber selbst ich satt und wir machten uns auf den Weg. Noch etwas Werbung: Hotel Susa & Stazione, gleich am Bahnhof Susa. 89 Euro für zwei Personen, eine Empfehlung! Die nächsten Tage wars wieder etwas dünn mit Einkaufsmöglichkeiten und so füllte ich hier meine Vorräte auf. Ausserdem bot sich Ch. als Rucksackwache an. So befreit tigerte es sich auch etwas angenehmer durch die Regale. Ganz alles von meiner Einkaufs-/ Wunschliste fand ich nicht, aber dafür gabs wieder viel Früchte und andere Leckereien, damit ich auch die nächsten Tage nicht verhungere. Falls einer Spiritus in Susa sucht. Die hatten dort einen 5 l Kanister. In Italien wird Spiritus als Fensterreiniger genutzt, was auch den süsslichen Geruch und die Beschriftung der Behälter erklärt. Ch. und ich verabschiedeten uns und ich machte mich auf den Weg. Bezüglich der GTA-Route zwischen Susa und Salbertrand schweigt sich der Rother ja mal wieder aus. Bätzing ist da einfach deutlich ausführlicher. N. liess mir die benötigten Kartenblätter, von einer in der Schweiz nicht erhältlichen Karte, netterweise per Textnachricht zukommen. Die Beschreibungen aus dem Bätzing habe ich vorgängig gescannt und hatte diese in elektronischer Form dabei. Mit der Beschreibung aus dem Rother und den Kartenblättern fand ich den passenden Einstieg problemlos und kam so auf den richtigen Weg. Die weitere Wegführung war dann auch ohne Beschreibung recht problemlos. Ich bin eigentlich ein grosser Fan der Rother Reiseführer. Auch deren GTA-Führer ist eigentlich gut. Es gibt aber einige Mängel im Buch die einfach schlecht recherchiert sind. Ich hab dem Rother Verlag meine Notizen zukommen lassen. Mal sehen ob und was die draus machen... Aber zurück zum Weg. Rückblick zum Rocciamelone Gemütlich wanderte ich auf der sanft ansteigenden Strasse dahin und fand so nebenbei den einen oder anderen Cache. Ich bog von der kaum befahrenen Asphaltstrasse auf einen schönen Feldweg ab, welcher dem Gelände folgte. Es war ein Traum hier zu laufen. Doch plötzlich erhob sich ein mächtiges Metallgatter vor mir. Ich verstand die Welt nicht mehr. Habe ich einen Abzweiger verpasst? Ich lief etwas zurück. Nein, ich bin richtig, was auch mein GPS bestätigt. Plötzlich standen drei Polizisten vor mir und verlangten nach einem Ausweis. Auch wenn die Polizisten freundlich waren, fühlte ich unwohl. Ich schilderte auf Italienisch und Englisch was ich vorhabe und deute meinen GTA-Führer. Einer verschwand für eine Weile mit meiner Identitätskarte hinter dem Gatter. Ich vernehme ein paar Funksprüche bevor derjenige mit meinem Ausweis zurückkehrt. Es gibt kein Durchkommen und keine Ausnahme. Ich kann noch in Erfahrung bringen, dass der ganze Aufwand wegen befürchteter Ausschreitungen wegen des Ausbaus der Hochgeschwindigkeits-Zugstrecke (TAV - Deutschsprachige Info für Interessierte) betrieben wird. Einer der Polizisten versucht mir noch zu erklären wo ich alternativ durchlaufen kann. Leider war das keine passable Alternative (Strasse). Es hilft ja alles nicht und so kehre ich um. Ausserhalb des Blickfeldes der Polizisten studiere ich die OSM Karte auf meinem GPS. Hmm, wenn ich einige Meter querfeldein gehe, sollte ich auf einen alten Pfad kommen. Am Ende dieses Pfades, rund 600 Meter hinter dem Gatter, sollte ich wieder auf die GTA stossen. Ich will es versuchen. Mühsam schlage ich mich durchs steile Gelände hoch. Gerade als der Weg etwas angenehmer wurde, muss ich einen umgestürzten Baum überqueren und stosse mir grausam den Kopf. Ich fluche und nerve mich noch mehr. Das Blut mischt sich mit dem Schweiss und so wirkt die Wunde grösser als sie ist. Ich versuche das Ausmass mit der Kamera abzuklären. Halb so schlimm. Zum Glück nicht so schlimm wie Männergrippe Weiter gehts gemächlicher auf dem alten Weg. Wie geplant bin ich bald wieder über der ursprünglichen Route. Nichts zu hören, keine Polizisten zu sehen also steige ich vom Pfad auf die Route ab. Bald erreiche ich einen Fluss und wasche mir mein Gesicht. Zeit die Wunde zu verarzten. Das Pflaster ist grösser als nötig aber kleinere habe ich nicht dabei San Colombano Der schöne Höhenweg führt mich weiter an einigen schönen Weilern vorbei und ich treffe lange keine Menschenseele. Den einzigen Menschen den ich treffe, informiere ich über die Wegsperre. Er will ohnehin nicht so weit laufen. Er erklärt mir um was es bei den Protesten genau geht und das die ganze TAV-Sache in der Bevölkerung sehr kontrovers diskutiert wird. Nach einem netten Gespräch verabschieden wir uns und ich treffe erst in Salbertrand (Stunden später) die nächsten Menschen. Der Weg führt weiter an einigen Weilern vorbei. Trotzdem die Dörfer bewohnt sind, treffe ich keine Menschenseele. In Sant`Antonio lese ich eine Gedenktafel an der Kirchenmauer. Die Partisanen schienen in der Region in der Zeit des 2. Weltkrieges besonders aktiv zu sein. Zumindest sind mir zuvor nie solch zahlreiche Tafeln aufgefallen. Die ganze Sache stimmt mich wiederum nachdenklich. @sja Ich sag jetzt nichts mehr wegen deinem (zweiten) Schuh Trotzdem geniesse ich den schönen Weg der immer wieder mit bissigen Gegenanstiegen aufwartet und schlussendlich einige Höhenmeter mehr ergeben soll als Bätzing in seinem Buch schreibt. Irgendwo im Wald lege ich eine späte Mittagspause ein. Es ist drückend heiss und ich geniesse den Schatten. Der Weg steig einmal mehr steil an und wenig später tut sich der Ausblick aufs Forte di Exilles auf. Eine eindrückliche Anlage, welche ich gerne aus der Nähe besichtigen würde. Auf dem weiteren Weg laufe ich oft an Brombeersträuchern vorbei, welche ich natürlich nicht ignorieren kann Forte di Exilles Gegen 17 Uhr erreiche ich Salbertrand was auf mich wenig einladend wirkt. Ich laufe an einigen Resturants vorbei in Richtung Bahnhof und höre die Autobahn. Nach der heutigen Ruhe ist mir das zu viel. Ich quere den Ort schnellstmöglich und erreiche bald ein kleines Naherholungsgebiet. Hmm, soll ich mein Tarp hier aufschlagen oder noch etwas aufsteigen? Da meine Beine noch recht gut sind und die Temperaturen etwas angenehmer, steige ich auf. Irgendwo, rund 30-40 Minuten unterhalb des Rif. Arlaud treffe ich auf die Ruine einer Alpe. Vor dem „Gebäude“ befindet sich eine kleine, ebene Fläche und sogar ein kleiner Brunnen ist vorhanden. Was will man mehr? Mit meinem Wasserbeutel improvisiere ich eine Dusche. Nackt wie ich dort stand, vertraute ich darauf, dass sich um diese Uhrzeit keiner mehr hier hoch verirrt. Ich geniesse den Abend, freue mich auf die morgige Assietta-Kammstrasse und schlafe zufrieden ein. Irgendwie passend zur Tageszeit Aufgenommen an der Kapelle Moncellier di Sopra vor Salbertrand. Abendstimmung von meinem Nachtlager aus1 Punkt
-
Der Lockdown, wie die Massnahmen unserer Landesregierung zuerst genannt wurden, dauert nun schon seit dem 19. März. Damals befand ich mich gerade kurz vor dem pittoresken Städtchen namens Bülach in der Schweiz. Ich hatte vor, dem Rhein entlang ins Bündnerland zu gehen, dies hätte ungefähr eine Woche gedauert. Als vorbildlicher Bürger verfolgte ich die Ticker der Nachrichtenseiten und kehrte sofort nach Hause zurück, als unser Bundesrat seine Massnahmen vorstellte. Auch hier im UL-Forum war die Einschätzung ziemlich klar: Die Sympathie für Wandernde dürfte bei Bewohnenden von Ortschaften eher eingeschränkt sein. In Deutschland gelten unterschiedliche Regeln, je nach Bundesland oder sogar nach Gebieten. In Ischgl in Österreich musste gar eine Ausgangssperre verhängt werden, nachdem das Skigebiet versucht hatte, bis zur letzten Minute den Gästen den letzten Schilling aus der Tasche zu ziehen. Auch in Deutschland gerieten Städte und Kreise aus ähnlichen Gründen unter Ausgangssperre und in der Schweiz versuchten findige Skigebietbetreibende ebenfalls ihre Lifte offenzuhalten. Ich befand mich aber auch persönlich unter einer gewissen Anspannung. Natürlich gab ich mich zunächst der naiven Hoffnung hin, die Regierungen könnten einen Wirtschaftseinbruch komplett vermeiden. In der Schweiz wurde mit der grossen Kelle angerichtet, die Schatullen weit geöffnet. Schweizer denken gerne voraus, deshalb werden auch Kulturschaffende mit eben mal 400 Millionen unterstützt. Niemand will aus dem Lockdown zurückkehren und feststellen müssen, dass all die geliebten Veranstaltungen für immer verschwunden sind, weil die Veranstalter alle pleite sind. Wirtschaftseinbrüche schlagen sich jedoch negativ auf meine persönliche Beschäftigungssituation nieder. Ohne Arbeit keinen Lohn. Die Sozialhilfe in der Schweiz ist, wie vieles andere hier, ziemlich fürstlich. Die Stadt Zürich kommt nicht nur für meine Miete und Krankenkasse in der Höhe von 1500 Franken auf, sie legen auch noch 800 Franken im Monat obendrauf. Dies wird hier als Existenzminimum bezeichnet - ich kenne eine ehemalige Lehrerin in Berlin, die weniger Geld zur Verfügung hatte, bei 100 % Einsatz und nach Jahrzehnten im Schuldienst. Bei Arbeitslosigkeit “rutscht” man aber nicht direkt in die Sozialhilfe. Zunächst kriegt man während 400 Arbeitstagen 70 % des alten Lohns. Hat man Kinder oder kümmert man sich beispielsweise um seine Eltern gibts 80 % (allerdings nach oben beschränkt). Von der Sozialhilfe kann man sich nicht gerade dreimal am Tag eine warme Mahlzeit an den Trail liefern lassen und der Zugang zu Hotels ist ebenfalls eher eingeschränkt. Ein spontanes Hotelzimmer kostet in der Schweiz ungefähr 120 Franken. Macht aber gar nichts, ich trage meine Villa mit mir. Natürlich stellt sich nun immer noch die Frage, ob Wandern in der Situation überhaupt sinnvoll ist. Die Behörden haben eine klare Antwort: Nein. Meine Situation ist aber wie immer kompliziert. Ich lebe in einer sogenannten Wohngemeinschaft, zusammen mit einem Vater und dessen Tochter. Eine eigene Wohnung in der Stadt Zürich vermag ich mir knapp immer noch nicht zu leisten, an vergleichbarer Lage, wie ich jetzt wohne, würde dies ungefähr 4000 Franken im Monat kosten. Mein Patreon-Account gibt dies grad ganz knapp noch nicht her… Leider hat die Tochter kognitive Probleme und ist offiziell attestiert geistig behindert und verrentet. Sie kann nicht abstrahieren. Wie das Virus Menschen infiziert, wird sie niemals begreifen. Instinktiv ist sie super, sie kann sich gut selber durchsetzen. Entsprechend sind aber unsere Social-Distancing Massnahmen für die Füchse. Meine Wohnung ist schlicht und ergreifend nicht sicher. Die Tochter reist munter in der Schweiz herum, trifft ihre Kolleginnen oder besucht gar Chat-Bekanntschaften. Ihr Vater ist sehr wohl in der Risiko-Gruppe. Er raucht und geht gegen die 70 zu, ebenso seine Freundin. Ich rechne damit, das Virus bereits überstanden zu haben. Unmittelbar vor dem Lockdown hatte ich starke Halsschmerzen und ich bilde mir ein, weniger frei atmen zu können. Dies könnte natürlich auch am mangelnden Training liegen, eine Marathon-Distanz zu rennen, geht jedenfalls momentan nicht so gut. Ich kämpfe auch mit dem Gewicht. 90 Kilo bei einer Grösse von 180 cm sind eben ca 12 zu viel. Wenn mensch so wandern möchte, wie ich es eben liebe, ist dies ein grosses Problem. Deshalb fallen die Würfel. Ich entscheide mich für eine Strecke, die ich sehr gut kenne: Den Jura-Höhenweg. Ich kenne die Argumente: Bei Unfällen würden die Rettungsdienste zusätzlich belastet, es gab die berechtigte Sorge zu Beginn der Pandemie, die Kapazität der Intensivbetten könnte überlastet werden. Mittlerweile haben die Behörden dies aber im Griff und es zeichnet sich eine deutliche Entspannung der Lage ab. Tag 1: 6. April 2020 - 46 km - von Zürich nach Gebenstorf Um keine Züge zu benutzen, laufe ich vor meiner Haustüre los. Der Jura-Höhenweg beginnt in Dielsdorf, also muss ich zunächst von Zürich aus zum offiziellen Startpunkt gehen. Typisch Zürich: Bombensichere Hinweisstafel. Der Weg führt durch das Furttal, normalerweise liegt dieses Gebiet unter der Anflugschneise des Flughafens Zürich Kloten. Tagsüber starten und landen hier eigentlich Flugzeuge im Minutentakt. Es dürfte hier seit ungefähr fünfzig Jahren nicht mehr so ruhig gewesen sein wie jetzt - selbst an 9/11 und beim Zusammenbruch der Swissair nicht. Die Agglomeration der Stadt Zürich hinterlässt bei mir immer einen zwiespältigen Eindruck. Wohnen wird sicher billiger sein, besonders in Fluglärm-Hotspots wie Regensdorf. Ich sage immer, ich sei für ein bedarfsgerechtes Grundeinkommen: Manche Menschen sind mit einem grossen Fernseher und einem dicken BMW bereits zufrieden. Es gibt also Menschen, die sind zu faul, die Kartonkiste ihres Samsung-Gerätes zu entsorgen, deshalb steht diese dann neben dem Super-Bock Bier auf dem Balkon. In diesen Gegenden schrauben sich jüngere Menschen schon mal ein zweites Paar Auspuffendrohre unter die Heckschürze ihres Autos - ungefähr so, als würde ich meinen Forclaz-Rucksack mit einem grossen Zpacks-Logo aufmotzen. Auf den Baustellen wird gearbeitet, von Social Distancing keine Spur. Schulhäuser haben die Pausenplätze abgesperrt. In Regensberg begrüsst mich ein grosses Schild. Die Message ist klar: Geh nach Hause. Regensberg ist ein kleines, mittelalterliches Städtchen, gegründet noch vor der Eidgenossenschaft im Jahre 1244. Oberhalb von Regensberg setze ich mich auf eine Sitzbank. Tatsächlich dauert es nur drei Minuten und schon fährt ein Polizeiauto langsam vorbei - ein nagelneuer fünfer BMW-Kombi. Leider kann ich nicht genau feststellen, ob es sich um eine Gemeindepolizei oder die Kantonspolizei handelt, Geld im Etat war aber in jeden Fall reichlich vorhanden. Auf meiner Höhe stoppen sie. Ich drehe mich um und lächle sie freundlich an, sie fahren weiter. Sport im Freien ist ausdrücklich erlaubt, ich weiss, weshalb ich meine Zeltstangen wiederum in einem Leki-Packsack getarnt habe. Auch habe ich mein CF-Pad sorgfältig in den Rucksack hinein gefriemelt. Bereits in Baden fällt mir ein junges Pärchen auf: Sie tragen die typischen Thruhiker Ziehharmonikas von Therm-a-Rest aussen am Rucksack. Sie trägt sogar einen SPOT. Ein SPOT ist in Baden ungefähr so sinnvoll wie ein Knoblauchkranz gegen Vampire in der Stadt Zürich. Schon nach 3 Sekunden bin ich mir absolut sicher: Verhinderte USA-Hiker. Ihr Rucksack ist derselbe, wie mein damaliger Notrucksack in den USA. Ein grüner Osprey, jene mit diesem unsäglichen Drahtbügel im Rücken. Natürlich trägt sich dieser Rucksack sehr bequem, für genuss-orientiertes Wandern und vor allem für die Pausen zwischen dem Wandern genau das richtige. Um Meilen zu fressen eher weniger. Wahrscheinlich trägt sie ihren SPOT eben aus sentimentalen Gründen. Ich bin auch schon mit einem InReach an einem ULF Treffen aufgekreuzt. Die Bäume im Wald tragen noch kein Laub: Ich bin ziemlich genau fünf Tage zu früh dran. Entsprechend schwierig ist es ein Plätzchen für meine Villa zu finden. Ich finde ein Dickicht und nehme mir die Mühe, die umliegenden Strassen abzulaufen und die Stelle auf Blickkontakt zu überprüfen. Es hat durchaus viele Leute im Wald, auch solche die ihr Fahrrad wohl seit Jahren zum ersten Mal aus dem Keller geholt haben. Ich muss immer grinsen, wenn jemand mit einem Carbon Bike an mir vorbeifährt, dessen Kette quietscht. Ich kenne die einzelnen Marken und teilweise sogar die Modelle. In der Schweiz fahren Menschen schon mal ihre Shimano XTR Komponenten mit ungeölter Kette spazieren. Und natürlich immer wieder E-Mountainbiker. In der Nacht höre ich Wildschweine. Ich klatsche dreimal in die Hände und die Rotte verzieht sich zügig. Tag 2: 7. April 2020 - ca. 35 km - von Gebenstorf nach Barmelweid Meine Füsse beginnen Probleme zu bereiten. Ich trage Vivo Barefoot Schuhe. Die Firma ist sehr sympathisch und sie hätten mir sogar die Schuhe für meine CYTC im 2020 zur Verfügung gestellt. Hierfür ein sehr grosses Danke. Das Problem mit den Füssen liegt glücklicherweise nicht an den Sehnen oder Gelenken. Stattdessen scheuern die Schuhe unter den Fussballen. Dieses Problem hatte ich schon mit den Altra Timps in den USA im 2018. Wenn der Schuh im Voderfussbereich zu breit ist, verschiebt sich dieser Teil bei jedem Schritt nach rechts und links. Die Wege im Jura sind sehr steinig, oftmals trete ich nicht gerade auf sondern schräg. Das Resultat sind blutige Löcher an den Fussballen. Die Schritte werden unrund und jeder Schritt verlangt erhöhte Konzentration. Das Schnürsystem der Vivo Barefoots ist ebenfalls nicht über jeden Zweifel erhaben. Sie nutzen ein ähnliches System wie Salomon, ihre Zunge ist aber ungepolstert. Salomon verwendet dünnere Bändel und eine gepolsterte Zunge, so spürt man die Bändel nur, wenn man die Schuhe sehr fest anzieht. Die Vivos drücken richtig unangenehm auf dem Fuss. So geht es nicht mehr lange weiter. Es hat sehr viele Wandernde. Einmal kann ich im letzten Moment anhalten und mich dann langsam und so geräuschlos wie möglich zurück bewegen. Eine ältere Dame kauert mitten auf dem Weg, gewisse Körperteile entblösst. Ich blockiere absichtlich den Weg, so dass niemand in sie hineinläuft. Alles geht gut, sie bemerkt ihre peinliche Situation nicht, nach ca. 2 Minuten ist die Störung behoben. Direkt auf den Weg zu urinieren gehört sich trotzdem nicht. Auf dem Weg nach Baden erhalte ich eine Anruf. Jemand will mich anstellen, ab 1. Juni. Glück gehabt. Die Wirtschaft ist irgendwie am zusammenbrechen, ich habe jedoch nun für sieben Monate einen Lohn im leicht astronomischen Bereich. Damit werden ganz neue Perspektiven möglich. Für mich ist es nicht so einfach einen Job zu finden, aufgrund meines hohen Alters wird es auch immer schwieriger. Dies liegt an meinem Lebenslauf. Ich war nie im kriminellen Bereich unterwegs, jedoch habe ich für dezidiert politische Organisationen gearbeitet. Den letzten Job hatte ich aufgrund persönlicher Überlegungen geschmissen. Mit meiner Geduld für sinnlose Idiotenjobs ist es nicht mehr so weit her und ich weigere mich, Werbung für Dienstleistungen zu machen, die in Deutschland explizit verboten sind, da sie gemäss Gesetz in Deutschland gegen die Menschenwürde verstossen. Ein Nero nach zwei Tagen ist lament- und blamabel. Ich habe jedoch noch ein Paar Salomon Sense Ride zu Hause stehen. Ich gewöhne mich an den Gedanken, auf dem Hauenstein nach Olten abzusteigen und zu Hause vorbeizuschauen. Zunächst muss ich aber ein Nachtquartier und Wasser finden. Es gibt wie kein Wasser, deshalb steige ich zur Höhenklinik Barmelweid ab. Ein Securitas-Mitarbeiter steht vor dem Eingang, niemand darf in die Klinik. Frohen Mutes spreche ich ihn an. Er zieht sich Handschuhe an und füllt meine Flaschen. Nachtquartier ist nahe einer Lichtung, bei einem verlassenen Rastplatz. Wahrscheinlich haben den früher Jäger benutzt, ein Hochsitz steht in unmittelbarer Nähe. Wiederum stelle ich nur das Innenzelt auf. Man kann lange über das angeblich zu dünne DCF dieses Zeltes spotten, aber es verfügt über ein zugfreies Innenzelt. Ich liebe es. Der Preis für dieses Zelt wurde übrigens bei Transa in der Schweiz freundlicherweise gerade um schlappe 379 Franken erhöht! Schon der alte Preis von 990 Franken war eher jenseits von gut und böse. Hat man also seine sauer verdienten 1379 Franken bei Transa abgeladen, möchte man eventuell auch noch einen passenden Footprint. Kein Problem, dafür werden bei Transa weitere 109 Franken fällig (für ungefähr 2 m2 ordinärstes Nylon). Allerdings steht man dann immer noch mit den normalen BA Alu-Heringen da, für UL ein grosses no-go. Wie wäre es mit Carbon-Core Nägeln von MSR? 12 Stück für schlappe 126 Franken. Ich zähle meine Heringe natürlich nur aufgrund von Leave No Trace Grundsätzen jedesmal durch. Ich habe übrigens Transa angeschrieben, weil ich es selbst nicht glauben konnte - ein Fehler wäre ja immer möglich. Zurück kam nur das übliche Rhabarber. Transa lass nicht einmal meine e-Mail genau durch. Ich schlage dringend vor, dass alle die irgendwas bei Transa kaufen, gleichzeitig mir eine Spende von ca. 1000 Franken zukommen lassen. Offensichtlich besitzt man mehr Geld als Verstand, wenn man bei Transa einkaufen geht. Tag 3: 8. April 2020 - von Barmelweid auf den Hauenstein Ich nehme es sehr locker und gehe bewusst sehr langsam. Natürlich sehe ich das Pärchen immer wieder. Sie zelebrieren den Trail und halten bei jedem Brunnen an. Auf dem Hauenstein nehme ich um 14:00 den Bus nach Olten und von dort zurück nach Zürich. So viel zum Thema ÖV vermeiden - die Bahn selbst ist sehr gespenstisch. Die Nachfrage nach Bahnreisen ist in der Schweiz gerade um 50 % zurückgegangen, der Bahnhof in Olten, einer der grössten in der Schweiz, ist menschenleer, es fahren fast keine Züge. Zu Hause angekommen funktioniere ich wie bei einem Town-Stop auf dem PCT. Kleider in die Waschmaschine, Resupply. Ich kaufe diese Compeed Blasenpflaster. Zwei Packungen für 18 Franken. Es lohnt sich dennoch sehr. Ohne diese Pflaster wäre ich nicht mehr weitergekommen. Natürlich frage ich mich, wann ich die andern wieder einholen werde. Mein alter weisser Mann meldet sich. Ich hoffe wirklich, dass mir die Salomons ein schnelleres Fortkommen ermöglichen. Tag 4: 9. April 2020 - 41 km - von Hauenstein nach Balmberg Zunächst muss ich von Olten wieder auf den Hauenstein. Ich könnte 37 Minuten in Olten auf den Bus warten, darauf habe ich aber keine Lust ausserdem ist bekanntlich Covid und so. Also wandere ich durch das malerische Dörfchen Trimbach. Die meisten Häuser hier sehen aus, als wären sie nur eine vorübergehende Lösung. So als würden sich die Leute am liebsten für ihre Anwesenheit entschuldigen. Tiefergelegte Opel Astras, selbst vor den Bauernhöfen auf dem Berg oben stehen modernere Fahrzeuge für die jugendlichen Heisssporne. Es gibt viele Honnigan Fans, auch im Jura. Es ist doch eine kleine Anstrengung, wieder auf den Hauenstein zu gelangen. Riesenhafte Hunde bellen oben, sie sind glücklicherweise hinter einem Zaun, der ihnen aber nur bis zur Schnauze reicht. Ich befürchte, sie könnten darüber springen. Natürlich habe ich meinen Pfefferspray absichtlich zu Hause gelassen, nach der bisherigen Erfahrung komme ich an keinen gestörten Hunden mehr vorbei. Schön wärs. Mit den Salomons und diesen Pflastern komme ich viel besser voran. Das Pärchen trägt Altras. Ich weiss, wie der Abdruck der Lone Peaks aussieht. Hin und wieder sehe ich Abdrücke. In Balstahl gehe ich ins Coop und kaufe Wasser. Balstahl liegt unten: Zunächst geht es hinab und dann wieder hinauf. Besonders der Aufstieg ist nichts für schwache Nerven, da ziemlich steil. Ein gefährlicher Bergbüffel. Zum Glück bemerkte er mich nicht. In der Region gibt es ein Projekt, wieder europäische Wisente auszusetzen. Zur grossen Freude der Bauern. In dieser Etappe gibt es auch eine schamlose Umleitung: Um dem Berggasthof Schmiedematt mehr Gäste zuzuführen, führt die offizielle Route sinnlos über asphaltierte Strassen. Eigentlich logisch und schöner wäre es, der Krete zu folgen. Eine Gämse steht ungefähr 10 Meter neben dem Weg, sie hebt kaum den Kopf. Nicht alle nehmen es mit den Massnahmen des Bundesrats so genau. Beim Seilpark Balmberg sitzt eine ganze Gruppe von Leuten an den Tischen. Der Seilpark ist geschlossen, der Bauer hat seinen Hund freigelassen. Das arme Vieh ist mit der Situation überfordert. Ständig kommt es kläffend vom Hof, getraut sich aber doch nicht richtig, die Leute anzugehen. Da ich mein Zelt vor dem Eindunkeln aufschlage, lege ich den Schlafsack oben drauf, bis es dunkel ist. Dieser hat dieselbe Farbe wie der Boden. Mein Zelt leuchtet ein wenig in Grün und mein Zeltplatz ist von der Strasse aus sichtbar. Am nächsten Morgen habe ich das ideale Timing. Ein Förster kommt mir auf der Strasse entgegen, keine fünf Minuten nachdem ich wieder zusammengepackt habe. Wahrscheinlich hat mich jemand bemerkt und verpfiffen. Tag 5: 10. April 2020 - 39 km - von Balmberg nach SAC Jurahaus Heute steht ein besonders anstrengender Aufstieg auf dem Programm, jener in Richtung Chasseral. Zunächst geht es vom Balmberg auf den Weissenstein, keine grosse Sache, solange man nicht über die Röti geht. Mache ich natürlich nicht, schöner wäre es allemal. Von der Röti aus hätte man auch einen schönen Ausblick ins Tal. Ich denke, hier ist es gerechtfertigt, die Route hinten und unten durch zu legen, der Pfad auf die Röti ist schmal und anstrengend. Mit meinen täglichen Km bin ich nur mässig zufrieden. Überall hat es Autos und Camper. Wasser ist ein konstantes Problem. Die Kühe sind noch nicht draussen, viele Brunnen noch trocken. Auf der Hasenmatt erspähen meine Augen einen grünen Rucksack, sie sind jedoch gerade am gehen, mir fehlen noch ca. 50 Meter bis nach oben. Weiter unten habe ich einen Herrn in einem Uniform-Shirt der Armee vorbei ziehen lassen. Er trägt einen Dolch. Zunächst glaube ich, es sei ein Armee-Bajonett, dies wäre unter Umständen sogar verboten. Glücklicherweise ist es “nur” ein normales, wenn auch riesiges Messer. Wozu um alles in der Welt trägt mensch ein solches Messer mit sich herum? Hat der etwa Angst vor bissigen Wölfen? Hier steigt einem eher ein notgeiler Gämsbock auf den Rucksack. Natürlich erhöhe ich mein Tempo, nachdem ich die andern gesehen habe. Auf dem Grenchenberg hole ich sie ein. Ihre Rucksäcke stehen vor einem Gasthof, dessen Betreiber haben ein Self-Service Fenster eingerichtet. Damit können sie weiterhin Gäste bedienen, es ist sogar legal. Ich warte absichtlich, bis die zwei wieder heraus kommen und spreche sie an. Sie wollten tatsächlich auf den PCT. Alles ist nun in der Schwebe, sie überlegen sich immerhin, im Sommer die Via Alpina in der Schweiz zu wandern. Sie müssen nun nach Biel hinunter, ihre Vorräte sind alle. Andere Thrus sehe ich auch, ausgerüstet für monatelange Einsätze hinter feindlichen Linien. Ich mache mich immer über Le Creuset Pfannen lustig, bin jedoch nicht sicher ob die wirklich nur einen Kühlschrank pro Person dabei haben. Sie können mich nicht richtig einordnen und betonen extra, dass sie im Zelt übernachten werden. Ich sage nichts. Mein Rucksack ist irgendwie klein, aber trotzdem habe ich eben alles dabei. Mit genau dieser Ausrüstung würde ich auch nach Seattle fliegen und dann halt irgendwie weiter, Richtung Harts Pass. Die PCTA schreibt mir gerade ein e-Mail. Der Trail bleibt bis am 1. Juni zu. Um nach Biel zu gelangen, muss man zuerst nach Frinvillier hinunter. Ich ziehe jedoch durch und gehe auf der andern Seite wieder hoch. Eine Frau kommt mir entgegen, sie trägt Vibram Zehenschuhe. Ich komme mir wie ein Idiot vor, in meinem bald durch gelatschten Salomons. Ich muss unbedingt Topo Athletics Schuhe bestellen. Die Schutzheilige aller Langdistanzwandernden, Frau Dixie aus dem sonnigen Alabama, wollte diese ebenfalls ausprobieren. Dixies Empfehlungen sind natürlich Gesetz. Ich suche immer noch eine Alternative zu Altra, da mir diese einfach zu früh auseinander fallen. Der Ginger Runner, ein Trail Runner mit leider der Figur eines eher wohlgenährten Büroangestellten, beschrieb Topo als “Kind von Altra und Salomon”. Da kann ja nichts mehr schiefgehen. Ich mache eine lange Rast, drei jugendliche Männer überholen mich. Ihre Ausrüstung würde ein Erklimmen des Everests locker erlauben. Sie tragen sogar Schneegamaschen. Es ist ungefähr 20 Grad warm, von Schnee gibt es momentan keine Spur. Sie stressen mich. Aufgrund des Virus halte ich Abstand, der Schwächste bleibt jedoch einfach stehen, bis ich vorbei bin. Dann warten die anderen zwei auf ihren Kumpel. Dann geben sie wieder alles, um mich einzuholen. Ich kriege Nasenbluten und versaue mein Hemd. Der Fleck sieht aus wie von Rotwein. Sehr toll, nun sehe ich aus wie ein Alkoholiker auf der Flucht. Einer schafft es bis zu mir heran, er sagt “C’est dur”. Ich nicke ihm zu, er wartet auf seine Kumpanen. Ich kenne die Strecke, bis hierhin war es ungefähr die halbe Steigung. Und Tschüss. Später, viel weiter oben, reinige ich mein Hemd mit Schnee. Zu meiner grossen Erleichterung lässt sich der Fleck rückstandslos auswaschen. Meine Muskeln spielen soweit gut mit, keinerlei Beschwerden. Ich nehme Magnesium gegen allfällige Krämpfe und benutze natürlich meine Stöcke. Auf steilen Abstiegen sind sie eine echte Erleichterung. Vor dem Chasseral beschliesse ich zu nächtigen. Einfacher gesagt als getan. Glücklicherweise komme ich an der SAC Hütte Jurahaus vorbei. Diese wird normalerweise bewirtet, jedoch ist sie aufgrund des Virus geschlossen und niemand anwesend. Eine einschüchternd geschriebene Information instruiert allfällige Wandernde, Ansammlungen zu unterlassen, die Behörden aber auch Organe des SAC könnten die Einhaltung dieser Bestimmungen überprüfen. Ich mag den SAC nicht besonders. Seit 2018 haben sie immerhin ihre eigenen Regeln zum Thema Notdurft angepasst, sie empfehlen nun sogar, gebrauchtes Toilettenpapier wieder mitzunehmen - oder es einfach zu bedecken. Auch bieten sie derzeit keinen Schnaps mehr als Gipfelwasser auf ihrem Shop im Internet mehr an. Trotzdem, in manchen Hütten wird mehr gesoffen als im Niederdorf, an der Langstrasse und in der Reithalle zusammen. Der SAC versteht sich explizit nicht als Umweltschutzorganisation. Schutzbestimmungen für den Sommerbergsport hält der Verband grundsätzlich für nicht nötig. Aha. Man kann vieles an den USA zurecht kritisieren, im Bereich Wandermanagement sind sie dem rührigen SAC jedoch um Jahrzehnte voraus. In der Schweiz gibt es an manchen Orten parallel mehrere Wanderwege gleich nebeneinander, einfach weil die Leute lieber neben bestehenden Wegen marschieren, z.B. wenn diese nass sind etc. “Cut your toothbrush not the switchbacks” ist hierzulande gänzlich unbekannt. In den USA werden parallele Wanderwege renaturiert und mit Ästen etc unpassierbar gemacht. Solche Schutzmassnahmen sind auch in der Schweiz nötig und zwar dringend, gerade im Sommer. Der SAC unterhält keine eigenen Wanderwege ist aber mit Abstand die grösste Bergsport Organisation in der Schweiz und ziemlich sicher auch der grösste Verein, abgesehen von Gewerkschaften, wie der Unia. Sein Lobbying für mehr Naturschutz hätte entsprechendes Gewicht. Andererseits führen viele Wanderwege in der Schweiz über Kuhweiden. Da kann man oftmals nicht mehr viel kaputt machen, die Kühe hinterlassen auf nassen Böden tiefe Löcher. Vor dem Holzschopf dieser Hütte, innerhalb der im letzten Jahr sorgfältigst instand gesetzten Umfassungsmauer (einer Trockenmauer), gibt es einen ebenen Platz, vom Weg aus nicht einsehbar. Ein kleinerer Wanderweg führt zwar mitten durch ihren Garten, aber es ist ungefähr 19:00 Uhr als ich dort ankomme. Kurzerhand besetze ich diesen Platz für die Nacht. Auf Hausbesetzermission beim SAC Meiner eigenen Tradition entsprechend, nehme ich mehr Abfall mit, als ich selber produziere. Es ist nicht besonders schwierig, im Umfeld von SAC Hütten Abfall zu finden, obwohl sich der SAC selbst lobt, weil sie angefangen haben, Hütten von eigenen Abfall-Deponien zu befreien. Vor diesem Holzschopf liegt beispielsweise verwitterter Plastik herum. Bewusst campiere ich immer so nahe wie möglich oder innerhalb von menschlichen Bebauungen. So stört mich das Wild nicht und ich störe kein Wild. SAC Mitglied bin ich trotzdem nicht. Auch verzichte ich darauf, meine Notdurft gleich links von ihrem Holzschopf zu verrichten, offenbar gibt es Menschen, die den SAC noch viel weniger mögen als ich... Tag 6: 11. April 2020 - 42 km - von SAC Jurahaus nach les Pradières Heute steht der Chasseral auf dem Programm. Es ist kühl, auf der Passstrasse liegt noch Schnee. Auch ohne Corona keine Autos und Motorräder, fantastisch. Ich sehe einzelne Rennvelofahrende, die sich gekonnt an den Schneemassen vorbei schlängeln. Ein besonders lustiger Mensch hat seine Skischuhe und kurze Skier hochgeschleppt. Das einzige nennenswerte Schneefeld weit und breit ist ca 10 Meter lang. Nach dem Chasseral würde der Weg eigentlich durch eine Schlucht hinunter führen. Der Weg ist aber gesperrt, wahrscheinlich infolge Steinschlag. Eine Umleitung ist signalisiert. Beim nächsten Brunnen sehe ich weitere Thrus, junge Teenager. Sie geniessen das Leben, an schnellem Vorankommen sind sie nicht interessiert. Der Brunnen kommt aber wie gerufen. Die nächste Wasserfassung wurde nämlich aufgehoben. Bei einem Bauernhof hatte es letztes mal noch einen Hahnen und sogar eine Flagge mit der Aufschrift “Eau”. Vorbei. Der Hahnen wurde abmontiert, der Bauernhof wird gerade renoviert. Nach diesem Bauernhof folgt wieder ein endloser Aufstieg. Ein Trail Runner überholt mich. Dann bleibt er stehen und zieht seine Bedrock Sandalen aus. Weiter geht es für ihn barfuss, allerdings nicht lange, dann trifft er Bekannte und hält einen Schwatz. Der Vue des Alpes ist ein weiterer Pass über den Jura. Im zugehörigen Hotel habe ich auch schon übernachtet. Es gibt einen riesigen Parkplatz und eine Sommerrodelbahn. Und offenbar hier kein Corona. Die Rodelbahn und die Terrasse des Hotels sind geschlossen, sonst ist alles normal. Grosse Gruppen stehen zusammen, es ist ein kommen und gehen. Natürlich träumt man irgendwann auf einer derartigen Wanderung von Pommes-Frites und einer heissen Bratwurst. Gibt es nicht, aber eine Quiche, ein Sandwich, eine Art Fleischklops in Blätterteig und eine Glace. Ich trinke sogar ein Bier. Ich meine, es schmeckt nach Chlor. Hier wird man sich wahrscheinlich in sechs Monaten noch das Virus holen können. Wenn jemand rasch erben möchte, ist es wahrscheinlich keine schlechte Idee, mit den Grosseltern hier vorbeizukommen. Auf dem Tete de Ran hält sich eine kleine Gruppe Geflüchteter auf. Sie vertreiben sich die Zeit mit Boxtraining und dem Hören von Snoop Dogg. Die Art ihrer Bewegungen sagt mir, dass sie dies nicht zum ersten Mal machen. Es macht mich fertig. Der Pass ist bekanntlich der edelste Teil eines Menschen (Brecht). Diese jungen Männer sind zum sinnlosen Nichtstun verdammt, während dem ich aufgrund meiner Papiere das Geld quasi nachgeworfen erhalte und mich ausschliesslich um First World Problems kümmern muss - und immer im absoluten Luxusbereich, wie dem UL-Wandern. Kein Wunder bewundere ich mutige Menschen wie die Pfarrerin des offenen St. Jakobs in Zürich. Die Nacht verbringe ich in der Nähe des Mont Racine. Käuze halten mich wach, ein Kauz kommt immer näher und lässt sich offenbar unmittelbar auf dem nächsten Baum neben meinem Zelt nieder. Mein Verständnis für sein Stimmtraining hält sich irgendwann in Grenzen. Tag 7: 12. April 2020 - 37 km - von les Pradières nach Gros Vesin Es ist nun Ostern. Heute steht mit dem Creux du Van ein Höhepunkt der ganzen Wanderung an. Der Creux du Van ist eine halbkreisförmige Felswand, an manchen Stellen über 100 Meter hoch. Natürlich verfolge ich im Vorfeld die Situation. Der Kanton hat die Zufahrtsstrassen gesperrt. Es wurden Massen erwartet, sämtliche Parkplätze sind ebenfalls dicht gemacht worden. Ich erwarte Polizei- oder sogar Armee auf den Wegen. Glücklicherweise sind vor Ort sehr wenige Menschen. Alles ist ruhig, gespenstisch ruhig. Bild: Screenshot watson.ch - die Kampagne der Regierung über Ostern in der Schweiz Manche machen sich einen schönen Tag an der Sonne. Ich überhole ein Paar mit Kühltaschen und einem 4 kg Sack Holzkohle in den Händen. Ich klaue ihnen fast ihren Pick-Nick Platz. Mein Französisch reicht glücklicherweise aus, um sie darauf hinzuweisen, dass ich in fünf Minuten wieder weg sein werde. Trail Running scheint hier sehr beliebt zu sein. Junge Damen und Herren ziehen an mir vorbei. Offensichtlich machen die meisten dies nicht zum ersten Mal. Sie sind alle ziemlich gut trainiert. Ich sollte dringend mehr rennen. Im letzten Dorf vor dem Creux sehe ich eine Wanderin, sie wartet auf den Zug. Sie ist ebenfalls äusserst durchtrainiert und sieht aus, als würde sie ohne mit der Wimper zu zucken 40 Meilen am Tag fressen, wenn es schlecht läuft, sonst 50. Sogar die Toiletten am Bahnhof sind abgesperrt. Es gäbe eigentlich einen kleinen Shop mit regionalen Produkten, alles zu. Am Creux oben fliegt ein Segelflieger halsbrecherische Manöver. Das Flugzeug pfeift wie eine Kugel durch die Luft, wenige Meter über der Felskante. Nach dem Creux du Van folgt ein längerer Roadwalk. Er dauert ungefähr eine Stunde. Ein einziges Auto fährt vorbei. Es ist die Gendarmerie. In der Nacht bellen immer wieder Füchse. Tag 8: 13. April 2020 - 52 km - von Gros Vesin nach Le Pont Heute komme ich sogar in einem grösseren Dorf vorbei. In Sainte Croix würde es mir auch noch gefallen. Das Dorf ist äusserst friedlich, zumindest auf den erste Anschein. Es gibt einen Bahnhofskiosk. Ein älteres Paar sucht einen Weg. Er sagt: “Lui, il semble d'être un super marcheur” und er meint mich. Dann fragen sie mich etwas auf Französisch. “Sprechen sie deutsch?” Sie lächeln liebevoll und wünschen mir einen schönen Tag. Keine fünf Meter von ihrem Standort entfernt steht ein Wegweiser. Ich kaufe Volvic Tee am Bahnhofskiosk und es gibt eine klassische Gasstation-Resupply. Alle Brunnen im Dorf sind trocken gelegt. Ich brauche aber mehr Wasser. Ausgangs des Dorfes, etwas abseits des Dorfes erblicke ich einen Kiosk-Container. Vielleicht habe ich Glück? Der Container erweist sich als Teil einer Material-Deponie, dafür hat es einen kleinen Stand gleich auf der anderen Seite des Strasse. Ein älteres Paar bewirtet ihn. Social Distancing wird mittels Polizeiabsperrbändern sichergestellt. Die Frau sagt, die Polizei habe dies freundlicherweise gestern eingerichtet. Sie bietet mir sogar ihren Sitzplatz an, mein Rucksack sehe schwer aus. Ich lehne dankend ab. Mein Rucksack ist leicht. Bild: Screenshot watson.ch - Daniel Koch ist ungefähr der Schweizerische Dr. Fauci oder Christian Drosten, aber eben auch ein typischer Schweizer. Das Wasser kommt aus der Fonte Tavina am Gardasee, es wurde extra über die Alpen gekart. Die vorgesehene Verwendung ist leider wenig edel, aber das Gleichnis fasziniert mich. Ökologie geht ebenfalls gleich am Hintern vorbei oder so - natürlich gibt es in der Schweiz extra einen Mineralwasser Verband, der solchen Unsinn aktiv propagiert. Das nennt sich liberal, der Konsument hat die Wahl und anderen Stumpfsinn. So geht manches vor die Hunde. Ich befinde mich auf dem offiziellen Wanderweg, ein mittelgrosser Hund kommt von einem Grundstück angerannt, die Ohren angelegt, Zähne fletschend. Ich schreie ihn an. Wieder und wieder. Jedesmal wenn ich mich umdrehe, um weiter zu gehen, kommt der idiotische Hund wieder näher. Ich bleibe schliesslich stehen und erhebe die Hand mit der Flasche, so als wollte ich sie nach ihm werfen. Das wirkt, ich frage mich ob der Hund von seinem lieben Besitzer geschlagen wird, wieso sonst sollte er ab so einer Geste zusammen zucken? Sein wahrlich noch idiotischerer Besitzer ruft sein dummes Vieh zu sich, ohne viel Erfolg. Dieser saublöde Kläffer hätte eine Ladung Pfefferspray sehr dringend gebraucht, sein Herzchen von einem Besitzer einen sehr kräftigen Tritt zwischen die Beine. Vor allem von jemandem, der seine Beine gerade ein paar Tage lang trainiert hat. Der Hund dreht schliesslich ab. Ich teile dem Besitzer meine Einschätzung der Lage auf englisch und französisch mit. Eventuell hat sie ihm nicht gefallen, im Gegenzug bin ich bezüglich meiner Haltung zum Waffenrecht verunsichert. Hätte ich gerade eine Gerätschaft aus Neuhausen am Rheinfall zur Hand gehabt, wäre dieser dumme Hund in die ewigen Jagdgründe eingegangen. Als braver Schweizer Bürger habe ich meinen Jungschützenkurs damals im reifen Alter von 13 Jahren absolviert. Natürlich am Schweizer Armee-Sturmgewehr, wie es heute noch im Einsatz steht (und dass ich zwischen den wöchentlichen Schiesslektionen nach Hause nahm). Man kann das Gewehr bequem mit dem Daumen auf Serienfeuer umstellen. Genau das einzig richtige für solch verblödete Köter. Christine Thürmer aka germantourist hier im Forum hätte bestimmt sinnvollere und humanere Methoden auf Lager, um mit derartigen Angriffen umzugehen. Auf IG bewirbt sie ihr neues Buch “Weite Wege Wandern” mit dem Versprechen genau solcher Inhalte. Sicher Pflichtlektüre für alle, die länger als eine Stunde am Stück wandern möchten. Weiter geht es, ich habe sogar einen Plan: Durch Valorbe und als Dessert auf den Dent de Vaulion. Nach Valorbe gibt es den längsten Roadwalk auf dem ganzen Trail. Zunächst steigt man in das Dörfchen Ballaigues ab, dort steht der legendäre Selbstbedienungsautomat, gefüllt mit Vacherin Käse, Raclette und Fondue Portionen. Danach quält man sich über asphaltierte Strassen nach Valorbe. In Valorbe gibt es zwar eine “Auberge par tous”, mir ist es jedoch letztes mal nicht gelungen, dort ein Zimmer zu kriegen, weil es ging niemand ans Telefon. Heute ist die Garde-frontière unterwegs. In Valorbe patrouilliert wiederum die Gendarmerie. Ich setze mich an den Fluss und esse etwas. Gemäss Gaia GPS betrug der Aufstieg auf der ganzen Etappe schlappe 3069 m. Auf dem Aufstieg komme ich an einer Waldhütte vorbei. Ein junger Mann sitzt dort mit seinen zwei Hunden. Er fragt nach Wasser für seine Hunde. Sorry, grad keines dabei. Ich trag nicht ständig 2.5 Liter Wasser mit mir herum, nur um es einem Hänger abzugeben, der offenbar nicht planen kann. Muss er halt 40 Minuten lang absteigen. In Valorbe gibt es viele Brunnen. Oben steht wieder eine Gämse, sie schaut mich verständnislos an. Als ich oben bin, verschwindet gerade die Sonne, der Wind pfeift. Ich steige noch ein wenig ab, zu meinem geheimen Stammplatz in der Nähe von Le Pont am Lac de Joux. In der Nacht schlafe ich ziemlich schlecht. Der Wind, von Osten her, blässt in Böen. Mein Zelt bleibt zwar zugfrei und es steht äusserst stabil. Ich bin nicht sicher, ob ein Duplex ebenfalls so stabil stehen würde. Aber der Lärm im Wald ist gewaltig. Am nächsten Morgen bin ich ziemlich kaputt. Auf einem langen Trail würde ich jetzt in ein Dorf absteigen und mir eine Dusche gönnen. Im kleinen Weiler Le Pont hat aber gerade mal ein einziger Laden offen, ich fahre deshalb wieder nach Hause, nach immerhin 5 Nächten in der Natur. Es gelten immer noch die Massnahmen des Bundesrates, da könnte eine Frage nach einer Dusche den Leuten schnell in den falschen Hals geraten und ich rieche wirklich wie ein ziemlich verwahrloster Obdachloser. In dieser Saison sind sich dies die Leute hier wohl nicht wirklich gewohnt. Ich kenne natürlich auch den Schluss dieses Trails, am Ende geht es ca. 6 Stunden nur noch steil abwärts, nach Nyon. Ich bin dort auch schon einfach geradeaus gelaufen und dann nach Genf hinunter. Dabei landet man jedoch in Frankreich. Jetzt alles verboten. Sowohl im Zug zurück nach Vallorbe als auch im Bus nach Yverdon bin ich der einzige Passagier.1 Punkt
-
Der Jura Crest Trail ist eine von «Schweiz Mobil» ausgeschilderte Route (Nummer 5). Sie führt von Zürich nach Genf und ist 320 km lang. Die Route beginnt entweder in Nyon am Genfer See oder im absoluten Wanderhotspot Dielsdorf in der Nähe von Zürich. Um es etwas banaler auszudrücken: Die landschaftliche Schönheit der Route von Dielsdorf bis nach Hauenstein hält sich in sehr engen Grenzen. Wer unbedingt Meilen fressen will, kann das machen, aber es ist ungefähr so spektakulär wie die letzten 3 Meilen des PCT. Niemand würde diese Meilen gehen, wenn nicht das Monument oder das Ende des offiziellen PCT nach diesen drei Meilen verortet wäre. Ich bin also am 29. Mai 2019 in Hauenstein gestartet – ich habe den ganzen Trail schon letztes Jahr und zuvor durchwandert. Militärhistorisch interessierte finden am Wegesrand Bunker aus dem zweiten Weltkrieg. Diese Bunker haben glücklicherweise niemals eine Schlacht erlebt und objektiv gesehen, wären sie wohl ziemlich nutzlos gewesen. Frankreich hatte schon vor der Entstehung dieser Bunker gewaltige Anlagen gebaut, die sogenannte Maginot-Linie. Die Wehrmacht umging diese Anlagen durch Nachbarländer und eroberte in der Folge Teile Frankreichs. Es gibt zwar mehrere Tausend dieser Bunker in der ganzen Schweiz, aber sie hatten eben allenfalls psychologische Wirkung. Die Route führt ab Hauenstein auch über eine während dem ersten Weltkrieg von der Armee erbaute Strasse, damals beschloss die Schweizer Regierung die Grenzen zu besetzen. Glücklicherweise wurde die Schweiz auch während dem ersten Weltkrieg von kriegerischen Handlungen verschont, jedoch starben viele Soldaten während dieser Besetzung an der Spanischen Grippe. Die Schweizer Armee ist nicht unbedingt die schnellste Truppe, als die Nutzlosigkeit der Maginot-Linie längst feststand, bauten die wackeren Schweizer z.B. Bunker mit Drehtürmen auf dem Gotthard, die dann 20 km weit feuern konnten. Panzersperren, hierzulande liebevoll Toblerone genannt, begegnen einem denn auch auf der ganzen Route. Grundsätzlich gibt es zu allen Panzersperren immer auch Bunker. Es ist ein netter Zeitvertreib, diese Bunker im Gelände zu suchen. Bei schönem Wetter kann tatsächlich atemberaubende Aussicht in die Schweizer Alpen genossen werden. Das Panorama ist wunderschön und natürlich gibt es immer wieder Panoramatafeln, damit man diese Gipfel dort auseinanderhalten kann. Der Weg verläuft ungefähr zwischen 1000 und 1400 m über Meer und die Landschaft ist ziemlich offen. Typische Juraweiden eben. Unter der Woche trifft mensch dort oben keine Sau, obwohl das Schweizer Mittelland nur einen Steinwurf entfernt ist. Dafür schon mal ganze Familien von Gämsen. Diese sind sich Wanderer gewohnt und je nach Situation heben sie nicht mal den Kopf. Es hat Füchse und Rehe, jedoch im Jura keine Murmeltiere. Der Boden ist ab und an aufgegraben, so wie dies nur Wildschweine tun können. Diese Spuren können auch aussehen wie vor fünf Minuten angelegt. Wildschweine sind jedoch einem hohen Jagddruck ausgesetzt und entsprechend scheu. Die Begeisterung der Bauern ob den Wildschweinen hält sich ebenfalls in Grenzen. Falls man in der Nacht unterwegs ist, lohnt sich allenfalls die Anschaffung einer sehr starken Stirnlampe (über 750 Lumen). Damit habe ich schon Luchse gesehen. Unter Wanderern hält sich dafür die Begeisterung ab den vielen Kühen ggf. in Grenzen. Die Wanderwege verlaufen oftmals durch die Kuhweiden. Schweizer Bauern sind keine Freunde der Traurigkeit, sie neigen dazu ihre Kühe auch bei regnerischem Wetter auf den Weiden zu lassen. Entsprechend sieht die Weide danach aus. Es gibt durchaus ein paar Stellen, wo der geneigte Wanderer durch einen Kuhsumpf wandern darf. Aus Kostengründen werden die Kühe übrigens nicht auf «Leave No Trace» trainiert und sie hinterlassen ihren Dung halt da wo sie gerade sind oder auch während dem Schreiten. In der Schweiz ist die Mutterkuhhaltung populär geworden. Aus Tierschutz-technischer Sicht klar begrüssenswert, jedoch gab es dadurch auch schon tödliche Unfälle. Mutterkühe verteidigen ihren Nachwuchs, es kann eine sehr dumme Idee sein, ein schnuckliges Kälblein streicheln zu wollen. Kühe trampeln und sind über eine halbe Tonne schwer. Am ersten Tag bin ich also ungefähr 30 Meilen weit gewandert und danach aus Temperatur-Gründen ein wenig Richtung Tal gegangen. Übernachtet habe ich mit Hilfe eines Tarps mit dem klingenden Namen «Starlight two» der englischen Unternehmung Lightwave. Dieses Tarp hat Ösen aus Metall (nicht wirklich leicht) und wird mittlerweile zu Mondpreisen angeboten. Aus purem Sadismus ist die ohnehin wilde Form nicht symmetrisch. Dies hebt die Stimmung nach einem langen Wandertag ungemein und ist auch in der Dunkelheit sehr praktisch, da man fast eine App benötigt, um dieses Teil sinnvoll aufzuspannen. Dazu habe ich den Enlightened Equipment Bivaksack verwendet. Schlafsack kam von Yeti aus Deutschland. Zwecks Hebung des Komforts in nie dagewesene Höhen habe ich zudem eine 4 mm Schaumstoffmatte von Expeed verwendet (die ich mir zurecht geschnipselt habe). Damit schlafe ich das ganze Jahr, Zuhause aus ästhetischen Gründen mit einem weisen Leintuch darüber. In der ersten Nacht wurden diese leider etwas feucht und die Kälte drückte ein wenig durch. Es gibt schlimmeres. So machen wir das in der Schweiz: Die Antenne auf dem Berg unter den Wolken ist der Chasseral. Am zweiten Tag standen erneut 30 Meilen auf dem Programm, vom Grenchenberg ging es über den Chasseral und danach durch eine Schlucht hinunter ins Tal. Diesmal war es trocken, zur Sicherheit habe ich aber trotzdem zwei grosse Plastiksäcke unter meine Komfortmatte gelegt. Schon besser. Am dritten Tag stand der Vue des Alpes und der Creux du Van auf dem Programm, diesmal waren es 37 Meilen. Der Creux du Van ist eine grosse Touristenatraktion, selbst ungeübte Wanderer erreichen diese halbkreisförmige, 160 m hohe Felswand von einem nahegelegenen Bahnhof aus oder sie können sogar mit dem Wagen bis auf einen Kilometer nahe heranfahren, es gibt ein Restaurant. Während meines Aufstiegs sah ich durch die Bäume einen Helikopter der Rettungsflugwacht REGA. An diesem Ort bedeutet dies leider überhaupt nichts Gutes. Jemand hatte ein Selfie von sich machen wollen und war ausgeglitten. Jede Hilfe kam zu spät. Am Creux du Van lebt auch eine Kolonie von Steinböcken, sie zeigen sich jedoch nur bei einigermassen ruhigen Verhältnissen. Nach dem Creux du Van folgte eine längere Strassenwanderung, ich kam an einer Rolle mit schwarzer Plastikfolie vorbei. Du sollst nicht stehlen, jedoch fand ich abends beim Aufbau meines Nachtlagers ein zweckmässiges Stück von ebenfalls schwarzer Plastikfolie in meinem Atompacks Rucksack. Ich bitte um Verständnis, dass ich mich nicht genau an jede Begebenheit erinnern kann. Am nächsten Tag ging es dann durch das malerische St. Croix und das nicht minder malerische Valorbe zu meinem letzten Camping in der Nähe von Le Pont am Lac de Joux, wieder 30 Meilen. Während diesem kurzen Hike habe ich auch andere Wanderer mit Zelten gesehen. Leider waren alle aus meiner Sicht ziemlich überladen. Wandern mit mehr als 20 kg am Rücken würde mir jedenfalls keinen Spass bereiten. Dazu kamen immer sehr schwere Wanderschuhe, welche vernünftiges Vorankommen verunmöglichen. Ja, der Weg ist steinig und nicht immer sehr flach aber mit diesen Schuhen legt man seine Fussgelenke mehr oder weniger still. Dadurch verzichtet man auf die Möglichkeit, Schläge und Druck auf mehr Gelenke zu verteilen. Aus Angst vor Misstritten überlädt man so seine Knie. Dazu kommt der offenbar seltsame Humor gewisser Schweizer. Hilleberg gilt als non-plus-ultra, aber nicht etwa die immer noch viel zu schweren Einpersonen Zelte, sondern die schweren, sechspfündigen Tunnelzelte. Es gibt tatsächlich Leute, die müsste man im Interesse der Allgemeinheit vor sich selber schützen. Knieoperationen sind kostspielig. Wichtig: Wasser. Ich empfehle ständig 2.5 Liter dabei zu haben. Es gibt immer weniger Kuhweiden und damit immer weniger Möglichkeiten an Wasser zu kommen. Es gibt nur noch ganz wenige offene Brunnen, da die Bauern auch Wasser sparen müssen, meist sind es nur noch Tröge mit Pumpen. Diese schalten sich aus, wenn der Trog voll ist. Falls einem das Wasser ausgeht, muss man also Wasser aus diesen Trögen nehmen und dies sollte man dann wirklich filtern, weil die Kuh steht dann daneben. Auch wichtig: Bargeld. Es gibt zahllose kleine Restaurants, die aber nur Bargeld wollen. Vermutlich ist auch deren Bereitschaft, Euros zu akzeptieren begrenzt.1 Punkt