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Ultraleicht Trekking

PCT Review Ausrüstung


Palmyra

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Hallo,

 

Wie vielleicht einige wissen war ich dieses Jahr vom 19. April bis zum 17. September auf dem PCT unterwegs und wollte eine kurze Rückmeldung über meine Ausrüstung geben um vielleicht dem einen oder anderen weiterzuhelfen.

Grundsätzlich: Ich war streng genommen NICHT ultraleicht unterwegs und habe auch keine Gewichtsangaben o. Baseweight hier in der Liste (Schande über mich) – das eine oder andere ultraleichte Teil ist allerdings trotzdem dabei. Ich möchte keinesfalls euch von meiner Ausrüstung abbringen oder überzeugen sondern einfach meine Meinung dazu geben was angemessen für den PCT ist und was für mich gut oder auch weniger gut funktioniert hat. Sollte ich was vergessen haben werde ich es selbstverständlich ergänzen. Für Fragen weiterer Art stehe ich ebenfalls zur Verfügung, ich würde mich wirklich freuen euch weiterzuhelfen und bei eurer Planung zu unterstützen.

 

Shelter:

 

Zpacks Solplex – Grundsätzlich ok, fand ich aber schon grenzwertig klein mit meinen 1,74m, da es oft die Situation gab dass mein Quilt die Zeltwand berührt hat sodass sich dieser mit Kondenz vollgesaugt hat. Bei dem guten Wetter das man (fast) ausnahmslos hat jetzt nicht so dramatisch, bei anderen Trails ist das dann schon weniger Spaß wenn man auch mal andauernd Regen + kalte Temperaturen hat. Dafür natürlich schön leicht, aber da ich in SoCal sehr oft und eigentlich durchgehend von South Lake Tahoe bis Cascade Locks gecowboycamped habe würde ich nächstes Mal auf ein minimales Setup setzten d.h. Tarp + Mückennetz o. Bivy für Oregon (=viele Mücken). Um ehrlich zu sein ist ein Shelter echt alles andere als notwendig für die meiste Zeit aber sollte man natürlich trotzdem dabei haben. Grundsätzlich würde ich allen solltet ihr zwischen zwei Setups schwanken zum leichteren raten – unter gar keinen Umständen braucht man ein freistehendes Zelt o. ä. Bei Heringen würde ich für SoCal auf etwas längere Heringe setzen, da es hier teilweise extrem windig sein kann und mehrfach in der Nacht aufzustehen um das Zelt bzw Tarp wieder aufzurichten ist echt kein Spaß (Ich spreche da aus Erfahrung). Ich bin mit acht Zpacks Shepherdheringen gestartet, davon habe ich jedoch nur zwei behalten für die zusätzlichen Abspannpunkte, ich hatte für die Seiten die längeren MSR Groundhogs und für die Ecken die etwas kürzeren GG Heringe, würde ich so auch wieder machen. Für alles nach SoCal sind Shepherdheringe dann auch wieder ok meiner Meinung nach, nur Wind + sandiger Boden sind da einfach nicht so einfach zu handhaben. Das mit dem horizontal verbuddeln kann dagegen vielleicht auch nochmal helfen, das habe ich aber nicht gemacht.

 

Schlafsack:

 

Ich hatte den Hammock Gear 0° Quilt, den glaube ich hier nicht so viele auf dem Schirm haben. An sich super Quilt, gute Qualität, einziges Manko: Es ist unter GAR keinen Umständen ein 0° Quilt, dessen muss man sich einfach bewusst sein. (0° F = -17°C) Vergleicht man den Daunenanteil mit zb. EE Quilts kann man den Quilt eher als 10° Quilt einordnen. Nichtsdestotrotz eines meiner Lieblingsstücke und sehr guter Customer Service sowie schnelle Lieferung etc. Würde ich wieder genauso machen. Auch hier: Solltet ihr zwischen zwei Quilts/Schlafsäcken schwanken würde ich IMMER zu dem mit mehr Daune greifen, denn nichts hat einen so hohen Isolationswert wie Daune. Sollte es am Ende zu kalt werden und ihr müsst z.b. einen Liner oder Fleece ergänzen wird das garantiert schwerer als einfach 1-2 Unzen mehr Daune zu haben. Außerdem verliert so ein Quilt während 5 Monaten Dauerbenutzung auch extrem an Loft. Grundsätzlich muss man aber auch sagen, dass ich als Frau auch einfach kälter schlafe.

 

Rucksack:

 

Gestartet bin ich mit dem Gossamer Gear Murmur, an sich ein guter Rucksack, war mir persönlich dann doch etwas zu klein und ist auch nach 250 Meilen gerissen. Man muss aber auch sagen dass ich sehr unvorsichtig und rau mit meinen Ausrüstungsteilen umgehe. Nach 300 Meilen habe ich ihn daher für das 50 Liter Standartmodell von Superior Wilderness Designs umgetauscht. Kein superleichter Rucksack, aber für mich die richtige Wahl, und außerdem sind die beiden Hersteller selbst 2015 den PCT gelaufen und von daher ist der Rucksack sehr durchdacht und genau den Bedürfnissen eines thru-hikers angepasst. Er ist zwar sehr an seine Grenzen gekommen in den Sierras, da ich ihn einfach überladen habe (und musste) mit 11 Tagen Essen + Schneeausrüstung.

Würde ich sehr empfehlen und jederzeit wieder so machen. Den GG Murmur würde ich nur empfehlen bei einem geringeren Baseweight als meinem.

Als Rucksackliner einfach Trashkompactorbags nehmen, die kriegt man in jedem Hardwearstore die muss man halt von Zeit zu Zeit mal ersetzen aber im großen und ganzen halten die alles trocken und sind auch relativ stabil.

 

Isomatte:

 

Gestartet mit einer NeoAir Xlite, super raschelig und laut wenn man sich nachts mal umdreht, was alle anderen (inklusive mich) in den Wahnsinn getrieben hat. Hatte dann auch nach 400 Meilen ein Loch woraufhin TAR mir kostenlos eine neue geschickt hat, die dann aber auch nur 500 Meilen gehalten hat. Danach habe ich von TAR einen Loaner geschickt bekommen, während meine repariert wurde. Mit dem Loaner (das genaue Modell kenne ich gar nicht aber auf jeden Fall eine etwas ältere und robustere) habe ich dann den Trail auch beendet. Also die NeoAir würde ich so nicht weiterempfehlen, der Customer Service ist allerdings super. Nächstes Mal würde ich glaube ich die Z-Lite probieren auch wenn ich mit Schaumstoffmatten nicht so viel Erfahrung habe.

 

Schuhe:

 

Ich habe genau 4 Paar Schuhe gebraucht, und zwar auch vier mal dasselbe Modell; nämlich Brooks Cascadia 11. Ich war mit denen auch zufrieden, aber die Abnutzung war teilweise schon sehr stark, ich bin da wirklich mit komplett zerlöcherten Schuhen am Ende gelaufen. Ich würde schätzen dass ca. 90% der Leute mit Altras unterwegs sind und habe da auch nie Beschwerden drüber gehört deswegen glaube ich, dass die auch sehr empfehlenswert sind, getestet habe ich sie allerdings noch nicht. Grundsätzlich würde ich in jedem Fall Trailrunner empfehlen, Leute mit schweren Wanderstiefeln sieht man so gut wie gar nicht.

 

Kleidung:

 

Socken hatte ich Darn Toughs, kann ich nur weiter empfehlen, da man die fast überall kostenlos umtauschen kann (Vorsicht: Die meisten tauschen nur saubere und gewaschene Socken um)

 

Ich bin erst mit einem langärmligen Baumwollhemd unterwegs gewesen in der Wüste, was für mich gut funktioniert hat (Ich weiß, Baumwolle ist fürs Wandern eigentlich ungeeignet, aber in der Wüste fand ich das sehr angenehm). Für die Sierras habe ich es dann für ein Icebreaker Shirt umgetauscht was für mich einfach nicht funktioniert hat: Der Abrieb ist einfach viel zu hoch und spätestens nach ein paar Wochen hat man da Löcher drin. Ob Merino oder Synthetik ist in diesem Fall egal denn nach zwei Wochen ohne Dusche stinkt man eh. Ich habe mir in Mount Shasta einfach ein gewöhnliches Synthetikshirt gekauft und bis zum Ende behalten, würde ich wieder genauso machen.

 

Meine lange Wanderhose habe ich nach den Sierras auch rausgeworfen; Ich hatte Shorts + Regenhose (FroggToggs); meistens aber nur Shorts, erst später in Washington hatte ich die Regenhose gegen Wind und Kälte an. Würde ich wieder genauso machen, es hat mich auch sehr überrascht wie wenig man auch beim Wandern mit Regenhose schwitzt. Gerade FroggToggs sind super atmungsaktiv, billig (kann man in jedem Walmart kaufen) und haben innen eine sehr angenehme Oberfläche. Man muss nur aufpassen dass man sie nicht zerreißt da sie schon sehr empfindlich ist.

 

Regenjacke war der Quechua Raincut, kann ich nicht viel zu sagen, wurde nicht viel gebraucht (es regnet so gut wie nie), war aber wasserdicht und leicht (genug).

 

Zum Schlafen hatte ich ein Icebreaker Longsleeve + lange Unterhose, fand ich sehr warm und kuschelig, kann ich weiterempfehlen. Grundsätzlich finde ich Merinokleidung wirklich gut zum Sport zuhause oder halt schlafen unterwegs nur zum Wandern mit Rucksack einfach ungeeignet.

 

Hatte eine einfache Fleecemütze + Fleecehandschuhe und einen Buff Wool, da kann man glaube ich nicht viel falsch machen.

Meine Daunenjacke war von Goosefeetgear genauso wie meine Daunensocken, hatte ich beides durchgehend dabei und gerade die Daunensocken helfen unheimlich gegen kalte Füße, würde ich immer wieder mitnehmen (als Mann ist dass vielleicht nicht unbedingt notwendig, ich friere allerdings sehr schnell)

 

Kochen:

 

Erstmal: Benzinkocher sind auf dem PCT nicht erlaubt, von daher hatte ich den EOE Titanium.

Für mich gut und auch funktional, allerdings habe ich aufgrund der Hitze die meiste Zeit gar nicht gekocht sondern einfach Couscous, Kartoffelbrei, Oatmeal (Ich war aber auch die einzige Person die ich kannte, die Oatmeal als Dinner gegessen hat) kalt mit Wasser angerührt. Nächstes mal würde ich mir das Gewicht von Kartusche + Kocher sparen und stoveless gehen. Für Washington ist ein Kocher vielleicht ganz nett wenn es wieder kalt ist, für die meiste Zeit braucht man den aber nicht wirklich. Mein Topf war eine Snow Peak 450ml Tasse, für mich ausreichend aber grenzwertig klein. Würde ich trotzdem wieder mitnehmen. Außerdem ein Snow Peak Spork aus Titanium und die CF Food Bag von Zpacks. Die ist am Ende zwar fast auseinander gefallen, aber trotzdem ein super Teil.

Flaschen hatte ich einfach die Smartwater & Lifewaterflaschen die man im Supermarkt kaufen kann + eine 2l Platypus für längere Water Carries (das längste waren glaube ich so um die 30 Meilen, in trockenen Jahren geht das deutlich schlimmer meines Wissens nach)

 

Sonstiges:

 

Von Campo bis Ashland hatte ich einen Sawyer mini und ich kann nur sagen: Diese Teile sind die Hölle. Nach spätestens ein paar Wochen verstopfen die total und man kann von Glück reden wenn man unter 5 Minuten pro Liter braucht. Das nervt unheimlich, gerade wenn man eigentlich schnell unterwegs sein will und dann immer für eine Ewigkeit stoppen muss. Ab Ashland hatte ich dann aber den regulären Sawyer und ich muss sagen das Mehrgewicht lohnt sich wirklich, da diese wirklich um Welten schneller sind. Tipp: Regelmäßig Backflushen damit der Flow nicht verlangsamt. Als Backup hatte ich immer auch noch ein paar Tabletten dabei, ich glaube das waren die von Micropur.

 

Ich hatte von Anker den mobilen Akku dabei, das muss man vielleicht nicht unbedingt aber mein Handy hat einfach einen schlechten Akku und gerade wenn man es zur Navigation benutzt war das für mich schon wichtig es immer verfügbar zu haben. Ist natürlich eher ein Luxusgegenstand für viele hier.

 

Für Sierras + Oregon hatte ich ein Mückennetz für den Kopf + 100% Deet dabei (obwohl ich glaube dass das Zeug nicht ohne Grund in Deutschland verboten ist).

 

Ich hatte die Camp Corsa Eisaxt + die Black Diamond Neve Crampons, zur Eisaxt: Ich habe die 60cm Variante gewählt die mit 1m74 ok war aber würde bei allen >1m75 zur längeren Variante raten. Nur wenn es tatsächlich extrem steil war, fand ich die Länge für mich ausreichend. Die Crampons sind super aggressiv und spitz (habe auch ein Loch in meinem Rucksack deswegen) und meiner Meinung nach für ein normales Schneejahr der totale Overkill. Ich war froh dass ich sie hatte besonders für Mather + Glenn Pass. Die meisten hatten die Katoohla K10 die auch ausreichend waren. Die wenigen die dieses Jahr (Anfang – Mitte Juni) mit Spikes unterwegs waren, haben sich glaube ich mehrheitlich unwohl gefühlt von dem was ich so gehört habe. In einem normalen Schneejahr würde ich jedoch auch zu Microspikes greifen. Ebenfalls wichtig in den Sierras: Polarisierte (!!!) Sonnnenbrille und auch Sonnencreme + Lippenpflegestift mit dem höchsten Sonnenschutzfaktor den ihr finden könnt. Ich hatte SPF 70 und trotzdem die ganze Zeit Sonnenbrand weil die Strahlung einfach unheimlich intensiv ist gerade wenn sie reflektiert wird. 

Wanderstöcke waren von Black Diamond, nächstes Mal würde Ich leichtere mitnehmen, aber ich hatte die einfach schon zuhause rumliegen von daher hat sich die Frage für mich gar nicht erst gestellt.

Mein Bärenkanister wurde mir vom Bear Canister Loan Program kostenlos zur Verfügung gestellt, schickt einfach eine Mail an Jim (Ich kann die emailadresse nahcmal raussuchen falls es Leute gibt die daran interessiert sind) und dann kann man ihn bei Scott, dem Besitzer von Grumpy Bear's in Kennedy Meadows abholen (In KM hat übrigens Yogi dieses Jahr einen sehr guten Outfitter aufgemacht) Ich habe meinen Kanister dann in South Lake Tahoe wieder zurückgeschickt.

 

Falls ihr sonst noch fragen habt, auch bzgl. Resupply Paketen, Visum, Logistik, Anreise, Planung etc. antworte ich gerne, ich hoffe dass ich einigen weiterhelfen konnte!

 

Liebe Grüße,

 

Carla

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Schnee und schönes Wetter schließt sich ja nicht aus - Die Rede ist ja von Altschnee und davon war auch sehr viel da. Allgemein hat es mir sehr gut gefallen, wobei das für mich auch einfach sehr viel davon abhängt mit wem man unterwegs ist - das kommt dann natürlich darauf an ob man ein eher sozialer Mensch ist oder nicht.

Das beängstigenste Erlebnis war für mich glaub ich das Durchqueren von Spiller Creek (kann man hier nachlesen - ist allerdings nicht mein Blog) , weil dieses Jahr aufgrund der hohen Schneeschmelze alle Bäche/Flüsse extrem viel Wasser geführt haben (Einmal mussten wir sogar schwimmen). Gerade wenn es über hüfthoch war hatte ich da wirklich Angst und wiederum andere aus meiner Gruppe waren auch nur knapp über 1m60 also nochmal um einiges schwieriger. Gerade wenn man sich vor Augen führt dass dieses Jahr ungefähr zu der Zeit auch zwei Frauen ertrunken sind, kommt es mir im Nachhinein auch um einiges gefährlicher vor als in dem Moment selber.

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