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Ultraleicht Trekking

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  1. Idee Anfang Mai 2019 habe ich mein Wanderprojekt Deutsche Langstreckenwanderungen (DLW) in meinem Blog veröffentlicht. Das Wanderprojekt besteht aktuell aus 5 unterschiedlich langen Wandertouren. Zusätzlich gibt es noch 2 weitere Wandertouren-Vorschläge auf der Warteliste, die User des Forums www.ultraleicht-trekking.com gemacht haben. Da gibt es also einige Kilometer zu bewältigen, wenn ich all diese Wandertouren hinter mich bringen will. Alle Wandertouren sollen frei geplante Wandertouren sein. Das bedeutet, dass ich mir bei der Planung der Wandertouren meinen Weg selbst suchen muss. Vorhandene Tracks, die es vielleicht gibt, verwende ich nicht. Eine Wandertour des Wanderprojekts ist der Deutsche Küstenweg (DKW). Es hat mich schon immer gereizt an der Ost- und Nordseeküste zu wandern. Mein Plan war es diese Wandertour als ThruHike zu schaffen, d.h. die ganze Strecke in einem Stück zu wandern. Planung Bei der Planung der Wandertour gab es nur 2 Vorgaben. Einmal sind das die beiden Endpunkte, der Campingplatz Nandalee am Schmollensee bei Sellin auf der Halbinsel Usedom (östlicher Punkt) und der Bahnhof in Emden (westlicher Punkt). Zusätzlich wollte ich mich möglichst in der Nähe der Ostseeküste und der Nordseeküste aufhalten. Um eine Vorstellung zu erhalten, wie lang die Wandertour ungefähr sein wird, habe ich in meiner Routenplanungssoftware BaseCamp in unregelmäßigen Abständen (30-50 km) Routenpunkte an den Küsten gesetzt. Diese Routenpunkte habe ich dann mit einer Geraden verbunden (Luftlinien-Routing). Herausgekommen ist eine Länge von ca. 1200 km. Bei der Feinplanung, so meine Erfahrung bei der Planung anderer Wandertouren, kommt mindestens nochmal 20% der Länge der Grobplanung hinzu. Also musste ich mit einer Streckenlänge von ca. 1400-1500 km rechnen. Insgesamt haben sich bei der Feinplanung 40 Tagesetappen von 13 km bis 41 km ergeben. Die starken Unterschiede in den Längen der einzelnen Tagesetappen ergeben sich aus dem Umstand, dass ich die Tagesetappen immer an einem Campingplatz beenden wollte. Es gibt Küstenabschnitte an Ostsee und Nordsee, wo es nicht so viele Campingplätze gibt. Campingplätze bieten den Vorteil, dass man dort duschen und nach Bedarf Wäsche waschen kann. Zusätzlich bieten viele Campingplätze diverse Einkaufsmöglichkeiten. Dann musste ich die Entscheidung treffen, in welche Richtung ich laufen wollte, westwärts oder ostwärts. Diese Entscheidung ist sehr schnell gefallen. Westwärts (engl.: westbound, WeBo) wollte ich laufen, vom Campingplatz Nandalee bis zum Bahnhof in Emden. Zuerst also immer an der Ostsee entlang bis nach Flensburg, dann an der dänischen Grenze rüber bis zur Nordsee und dann an der Nordsee entlang bis nach Emden. Die Feinplanung hat eine Streckenlänge von 1183 km ergeben, wobei ich die Insel Rügen ausgelassen habe. Das habe ich getan, weil ich wegen eines familiären Termins Mitte Juli nur eine begrenzte Zahl von Wandertagen zur Verfügung hatte. Die Anreise sollte am 21.Mai erfolgen. Der geplante Start zur ersten Tagesetappe war für den 22.Mai vorgesehen. Bei 40 Tagesetappen war das Ende für den 30.Juni geplant. Mit 5-7 Tagen Puffer, um auf unvorhergesehene Ereignisse (Zwangspausen wegen Verletzungen usw) reagieren zu können, war der grobe zeitliche Rahmen für die Bewältigung des Deutschen Küstenweges (DKW) vom 21.Mai bis zum 7.Juli vorgegeben. Vorbereitung Wegen der schlechten Erfahrungen auf dem 2.Teil des Jakobsweges Via de la Plata in Spanien mit einer Verletzung (Sehnenentzündung) wegen Überlastung, wollte ich mich diesmal besser auf die bevorstehende Wandertour vorbereiten. Ca. 4 Wochen vor dem Start der Wandertour habe ich begonnen mich vorzubereiten. Im Umkreis meines Wohnortes habe ich fast jeden Tag auf Kurzstrecken (5-12 km) trainiert. Dabei war ich immer ohne Rucksack und in hohem Tempo unterwegs, um halbwegs eine ordentliche Belastung zu simulieren. Meine Ausrüstung ist schon seit einiger Zeit, bis auf Kleinigkeiten, unverändert. Ich bin jetzt mit meinem Basisgewicht von 5,268 kg in einen Bereich vorgestoßen, wo ich genau überlegen muss, wo ich noch etwas Gewicht einsparen kann. Mich reizt zwar die 5 kg-Grenze, aber Sicherheit und Komfort haben auf jeden Fall Vorrang. Anreise Am 21.Mai bin ich dann mit Bus und Bahn bis zum Bahnhof in Bansin auf der Insel Usedom gefahren. Nach einer kleinen Wandereinheit von 3,6 km bin ich dann so gegen 16 Uhr auf dem Campingplatz Nandalee angekommen. Dort habe ich mir erstmal ein Radler und ein schönes Essen gegönnt. Nach dem Aufbau meines Tarps habe ich den restlichen Tag vollkommen entspannt in Erwartung des nächsten Tages verbracht. Strecke/Wanderung Am 22.Mai bin ich dann zu meiner Wandertour aufgebrochen. Ich war gespannt, was mich auf den nächsten 1200 km erwarten würde. Den Streckenteil vom Campingplatz Nandalee bis zum Campingplatz Zingst (ca. 180 km) bin ich im Sommer 2016 schon einmal mit meiner Frau gewandert. Damals haben wir für diesen Abschnitt 10 Tage benötigt. Wir haben es also ruhig angehen lassen. Diesmal habe ich diesen Abschnitt in 5 Tagen geschafft. Wenn ich allein unterwegs bin, starte ich meine Tagesetappen immer sehr zeitig. Der frühe Vogel fängt den Wurm, so heißt es wohl in einem Sprichwort. Sobald es hell wird, werde ich unruhig und verlasse meine Unterkunft (Tarp/Zelt). Auf den Campingplätzen schlafen dann noch alle. Lediglich Tiere, wie zB Kaninchen, tummeln sich dann auf dem Campingplatz. Ich wundere mich immer wieder und denke darüber nach, wo sich diese Tiere tagsüber aufhalten. Dann stopfe ich meinen Quilt in einen Beutel, weil er sich dort besser komprimieren lässt. Der Beutel mit dem Quilt ist vom Packmaß der größte Ausrüstungsgegenstand und kommt ganz unten in den Rucksack. Ob das von der Gewichtsverteilung günstig ist, kann ich nicht sagen. Meine Ausrüstung habe ich komplett in Netzbeutel bzw. Cuben-Beutel verstaut, sortiert nach Kategorien, wie zB Hygiene, Ersatzkleidung, Medizin usw. Diese Netze und Beutel erlauben mir den schnellen Zugriff auf einen benötigten Ausrüstungsgegenstand. Die oft benötigten Ausrüstungsgegenstände liegen dann oben. Mittlerweile hat sich in meinem Rucksack über die Jahre hinweg ein gewisses System ergeben. Ich weiß in welchem Netz/Beutel ein bestimmter Ausrüstungsgegenstand ist und wo das Netz bzw. der Beutel im Rucksack vergraben ist. Der letzte Ausrüstungsgegenstand, der verpackt wird, ist die Unterkunft (Zelt/Tarp). Die kommt in einen wasserdichten Cuben-Beutel und wird immer außen (quer, weit unten) befestigt. Außen deshalb, weil ich bei Regen die Unterkunft möglichst schnell aufbauen muss. Da wird die Unterkunft aus dem Beutel genommen, ausgebreitet und sofort wird der Rucksack in die Unterkunft gepackt und ist so erstmal vor der Nässe geschützt. Das passiert mittlerweile innerhalb von wenigen Sekunden. Dann erfolgt der weitere Aufbau der Unterkunft. Mein aktueller Rucksack (zpacks Arc Haul, 680 g) hat außen ausreichende Befestigungsmöglichen, die ich teilweise selber nachgerüstet habe. Mein neuer Rucksack, den ich auf zukünftigen Wandertouren verwenden will, ist der zpacks Nero (305 g). Der hat außen ganz wenige Befestigungsmöglichkeiten. Seitlich, aufrecht stehend, möchte ich den Beutel mit der Unterkunft auch nicht am Rucksack anbringen. Diesen Platz benötige ich für Getränke und Nahrung, auf die ich schnell Zugriff haben will. Jedenfalls ist das ein Problem, das ich noch lösen muss. Nach 15-20 Minuten bin ich dann abmarschbereit. Ein Frühstück gibt es nicht wirklich. Wenn ich Bananen habe, esse ich eine davon. Habe ich sogar noch ein belegtes Brötchen vom Vortag übrig, ist das mein Frühstück. Dann werden noch die Wasservorräte aufgefüllt und los geht es. Wenn ich großes Glück habe und ich komme am zeitigen Morgen an einem offenen „echten“ Bäckergeschäft oder einem „unechten“ Bäckergeschäft (ab 7 Uhr bei einigen Discountern) vorbei, dann nehme ich mir die Zeit und gönne mir einen Kaffee und esse etwas. Dann fülle ich auch sofort meinen Vorrat an belegten Brötchen (2 mit Käse und Wurst) auf. Auf meinen Tagesetappen mache ich keine großen Pausen. Wenn ich zur Mittagszeit doch mal was essen will, sind das meistens Imbissbuden, die ein Essen relativ schnell zubereiten können. In richtige Gaststätten gehe ich kaum, da mir die Essenzubereitung zu lange dauert. Ich mache viele kurze Pausen, die teilweise nur wenige Minuten dauen. In diesen kurzen Pausen esse und trinke ich oder schaue mir etwas an. Dann geht es schon weiter. Lange Strecken ohne Pausen, zB 2 Stunden hintereinander weg, gibt es so gut wie nicht bei mir. Ich bin sozusagen ein „Intervallwanderer“. Eine kurze Strecke gehen, eine kurze Pause machen. In der Nachbetrachtung komme ich trotz meines eigentümlichen „Wanderverhaltens“ auf einen Schnitt von 4-5 km in der Stunde, Pausen eingerechnet. Bei 40-km-Tagesetappen, insgesamt hat es da 3 auf dieser Wandertour gegeben, starte ich in der Regel um 6 Uhr, spätestens aber gegen 7 Uhr, so wie es das Tageslicht entsprechend der Jahreszeit zulässt. Bei diesem Gehtempo bin ich dann trotzdem relativ zeitig mit meinem Tagespensum fertig, also so zwischen 16-17 Uhr. Das hat mir immer ausreichend Zeit für die Regeneration verschafft. Rein rechnerisch hätte ich noch 3 Stunden gehen können und wäre so auf ca. 50 km gekommen. Um 19-20 Uhr ist es immer noch hell. Aber das Problem ist der nächste oder übernächste Tag. Irgendwann muss man für diesen einen sehr langen und erfolgreichen Tag körperlich „bezahlen“. Trotz einer sehr sorgfältigen Planung meiner Wandertour gab es immer wieder Situationen, wo ich vor Ort entscheiden musste, was ich tue. Auf meinen ersten Wandertouren haben mich solche Situationen nervös gemacht. Mittlerweile weiß ich, dass auch bei einer sehr sorgfältigen Planung solche Situationen nicht vollkommen ausgeschlossen werden können. Auf meiner Wanderung entlang der Ostseeküste bin ich auch oft sehr nahe an den Strand gekommen. Einmal sollte mich der geplante Weg über eine Sanddüne führen. Erstmal habe ich mich gewundert, dass mich meine Routenplanungssoftware über eine Sanddüne in Strandnähe führt. Im allgemeinen sind Sanddünen sehr geschützte Bereiche und dürfen nicht betreten werden. An den Spuren auf dem Dünenweg war aber zu erkennen, dass da Leute gelaufen sind. Also musste ich da richtig sein. Ein Blick auf mein Navi sagte mir eine Strecke von ca. 4 km auf diesem Dünenweg voraus. Umgehen wollte ich den Dünenweg auch nicht. Dafür hätte ich ca. 1 km zurücklaufen müssen. „Vorwärts immer, Rückwärts nimmer“, so lautet ein bekannter Spruch. Woran erinnert mich dieser Spruch nur? Also vorwärts, ich hatte mir das ja bei der Planung der Tagesetappen so ausgesucht, ohne zu wissen, was mich auf den einzelnen Tagesetappen tatsächlich erwarten würde. Nach enorm mühseligen 100 Metern durch knöcheltiefen Sand und kniehohes Dünengras bin ich stehen geblieben und habe mein weiteres Vorgehen überdacht. Wenn ich jetzt auf dem Dünenweg bleibe, benötige ich nicht nur ca. 1 Stunde für die 4 km, sondern 2 Stunden und mehr. An die Erschöpfung nach diesem „Dünentrip“ durch den Sand wollte ich erstmal nicht denken. Und ich war so ziemlich am Anfang meiner Tagesetappe. Also bin ich vom Dünenweg runter und an die Wasserkante gegangen. An der Wasserkante gibt es einen Bereich von ca. 0,5 bis 1 Meter, wo der Sand durch die ständigen Wellen sehr verdichtet wird. Auf diesem Bereich sind auch oft „Strandjogger“ unterwegs, die da gut laufen können. An der Wasserkante konnte ich wesentlich entspannter gehen. Aber es gab ein anderes Problem. Das waren die Wellen, die diesen schmalen Bereich des Strandes im „Wellentakt“ heimgesucht haben. Am Anfang bin ich diesen Wellen noch hüpfend und springend gekonnt ausgewichen. Mit ca. 8 kg auf dem Rücken ist das aber nicht so leicht. Wenn mich da jemand beobachtet hat, der wird sich sicherlich seinen Teil gedacht haben. Zum Glück habe ich auf diesem „Strandgang“ keinen einzigen Menschen getroffen. Es dauerte aber nicht lange, dann hatte mich die erste Welle erwischt. Meine Schuhe und Strümpfe waren vollkommen durchnässt. Schließlich habe ich es aufgegeben den Wellen hüpfend und springend auszuweichen und ich habe mich meinem Schicksal ergeben. Ich habe keine Probleme mit nassen Schuhen und Strümpfen. Den ganzen Tag könnte ich so gehen. So schnell, wie meine ALTRA-Trailrunner nass werden, so schnell trocknen sie auch wieder. Ich musste nur aufpassen, dass mit dem Wasser nicht auch noch Sand in die Schuhe gespült wird. Sand und Wasser, das ist ein gefährliche Kombination und da sind Blasen nicht weit entfernt. Aber da haben mir die Gamaschen von Dirty Girl Gaiters sehr gute Dienste geleistet. Nach meinem „Strandgang“ habe ich die Socken gewechselt und die Schuhe überprüft. Kein Sand war in den Schuhen. Alles war im grünen Bereich. Nun wird sich mancher fragen, warum ich diesen Wegabschnitt nicht barfuß bewältigt habe. Das wollte ich wegen der vielen kleinen Steine und der scharfkantigen Muscheln aber nicht tun. Eine Schnittverletzung an den Füßen konnte ich auf meiner Wanderung überhaupt nicht gebrauchen. Im Verlauf meiner Wanderung an der Ostsee sollte ich noch mehrmals solche Passagen antreffen. Wenn ich das frühzeitig erkannt habe, konnte ich eine Umgehung einplanen. Wenn das nur mit großen Umwegen realisiert werden konnte, musste ich in den sauren Apfel beißen und einen „Strandgang“ einlegen. Auf den Tagesetappen an der Ostsee gab es immer wieder Passagen auf schmalen Trampelpfaden dicht an der Steilküste entlang. Für mich waren das die schönsten Abschnitte an der Ostsee. Überrascht war ich von den vielen Abbrüchen an den Steilküsten. Auf Trampelpfaden werden diese Abbrüche einfach umgangen. Trotzdem hat mich manchmal ein ungutes Gefühl beschlichen, wenn ich diese Abbrüche umgehen musste. Meine Tagesetappen versehe ich bei der Planung immer mit einem sprechenden Namen. Das erleichtert mir die Auffindung der benötigten Tagesetappen auf meinen Navigationsgeräten (Garmin oder Handy) ungemein. Wer genau wissen will, wie ich die Bezeichnung für meine Tagesetappen bilde, kann sich das im Menüpunkt Planung meines Blogs ansehen. Als Ansporn brauche ich solche festen Tagesziele. An den deutschen Küsten hat es sich angeboten für die Tagesziele Campingplätze zu verwenden. Für alle Tagesetappen konnte ich passende Campingplätze finden, mit einer einzigen Ausnahme. An der östlichen Ostsee (Usedom bis Lübeck) ist der Netz der Campingplätze gut, aber nicht so dicht wie an der westlichen Ostsee. In manchen Bereichen an der östlichen Ostsee hatte ich Schwierigkeiten Campingplätze in einem angemessenen Abstand von ca. 30 km zu finden. An der westlichen Ostsee (Lübeck bis Flensburg) ist das Netz der Campingplätze wesentlich dichter. Es gibt Streckenabschnitte an der westlichen Ostsee, wo sich ein Campingplatz an den anderen reiht. Für meine Begriffe eignet sich die westliche Ostsee auch sehr gut für Mehrtageswanderungen mit Familie oder Freunden, wo nicht so übermäßig lange Tagesetappen zurückgelegt werden, um von einem Campingplatz zum nächsten Campingplatz zu kommen. Schließlich gibt es auch noch massig Ferienzimmer, Ferienwohnungen, Hotels und die eine oder andere Jugendherberge. Für jeden „Streckentyp“ ist da was zu finden. Begeistert war ich auch von den Campingplätzen selbst. Viele besitzen Einkaufsmöglichkeiten und Gaststätten, so dass die Versorgung auch kein Problem darstellt. An der westlichen Ostsee musste ich für die Nahrungsversorgung selten von meiner geplanten Route abweichen. Die sanitären Einrichtungen auf den Campingplätzen der westlichen Ostsee sind noch um eine Klasse besser als die an der östlichen Ostsee. Groß, sauber, alles vom Feinsten. Ich war begeistert. Einer der größten Campingplätze an der westlichen Ostsee ist der Campingplatz in Waabs. 1000 Stellplätze für Dauercamper gibt es dort. Durch Zufall habe ich die Preisliste für Dauercamper (April bis Oktober) gesehen. Für den genannten Zeitraum müssen die Dauercamper rund 1000 € berappen. Das macht 1 Mio Euro Umsatz nur durch die Dauercamper. Am Männertag wollte ich da übernachten. Der Leser wird ahnen, was dort passiert ist. Auch nach einer langen Diskussion habe ich keinen Platz für mein 1-Mann-Zelt bekommen, alles sei belegt, so die Aussage in der Anmeldung, auch die Notplätze. Zum Glück war in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem Riesen-Campingplatz ein kleiner privater Campingplatz. Dort habe ich dann einen sehr schönen Platz für mein Zelt erhalten. Bei meinen nächsten Übernachtungen auf Campingplätzen habe ich von meinem negativen Erlebnis auf dem Campingplatz in Waabs berichtet. Die einhellige Meinung der anderen Campingplatzbesitzer war die, das sie niemals einen Wanderer oder Radfahrer abweisen würden. Ein kleines Plätzchen für ein 1-Mann-Zelt findet sich immer. Das Netz der Campingplätze an der Nordsee ist nicht so dicht, wie an der westlichen Ostsee. Viele Tagesetappen über 30 km, auch die über 40 km, wovon es 3 gegeben hat, habe ich an der Nordsee bewältigt. Von der Qualität haben die Campingplätze an der Nordsee ein ähnliches Niveau, wie die Campingplätze an der westlichen Ostsee. Beeindruckt war ich von den Campingplätzen auf der Wasserseite der Deiche. Als Beispiel mag hier der Campingplatz in Bensersiel dienen. Dieser Campingplatz ist von April bis Oktober in Betrieb. Dann muss der Campingplatz komplett geräumt werden, weil dann die Sturmsaison beginnt und der Campingplatz überschwemmt werden könnte. Auch die Dauercamper müssen ihre riesigen „fahrbaren Bungalows“ wegbringen. Einzig die festen Gebäude, wie Sanitärgebäude und die Anmeldung, bleiben stehen. Im Frühjahr wird der Campingplatz dann wieder in Betrieb genommen. Notfalls müssen die festen Gebäude renoviert werden. Bei der Planung der Wandertour habe ich Ortschaften (Städte und Dörfer) nur insofern in den Wegeverlauf einbezogen, wenn es nicht anders möglich war. Große Städte, wie Greifswald, Stralsund, Warnemünde, Wismar, Lübeck, Kiel und Eckernförde, habe ich ohne wesentlichen Halt auf den kürzest denkbaren Wegen durchquert. Oft habe ich dafür geeignete Brücken und Fähren benutzt. Auf einem Kulturtrip war ich eindeutig nicht unterwegs. Mich haben vielmehr sportliche Ziele vorangetrieben. Nur wenn ich mich mit Nahrungsmitteln versorgen musste, habe ich einen Abstecher in Ortschaften gemacht, wenn ich da nichts am Wegesrand vorgefunden habe. Für die Versorgung habe ich meistens kleine Ortschaften genutzt, weil da der Umweg nicht so groß war. Überrascht war ich von der Dichte der Versorgungsmöglichkeiten an der Ostsee und der Nordsee. Gefühlt gibt es an den deutschen Küsten wesentlich mehr Geschäfte, wo man sich mit Nahrungsmitteln versorgen kann, als in meinem Heimatlandkreis Saalekreis (Sachsen-Anhalt). Fast in jedem noch so kleinen Ort gibt es einen Discounter, einen Bäcker und massenweise Imbissbuden. Spätestens daran merkt man, dass die deutschen Küsten eine beliebte Urlaubsregion sind. Beeindruckt war ich von den teilweise kilometerlangen Strandpromenaden an der westlichen Ostsee. Fast jeder noch so kleine Ort besitzt eine solche Strandpromenade. Ein Geschäft reiht sich an das andere Geschäft. Die beeindruckendste Strandpromenade gab es am Timmendorfer Strand. Die bekannten Urlaubsorte an der östlichen Ostsee können da noch nicht mithalten. Dort wirkt vieles noch natürlicher, was ich aber sehr gut finde. An der westlichen Ostsee muss für den Strandzugang bezahlt werden. Deshalb waren dort auch relativ wenig Leute am Strand zu sehen, obwohl die Strandpromenaden teilweise überfüllt waren. Leute waren genug da, aber sie gehen wegen der üppigen Kosten nicht unbedingt zum Strand. An der östlichen Ostsee habe ich keinen Strandzugang gefunden, für den bezahlt werden musste. Hoffentlich bleibt das so. Der Nachteil ist der, dass in den Sommermonaten die Strände hoffnungslos überfüllt sind. Die Zukunft muss zeigen, welches Konzept besser für die Menschen und die Natur ist. An der Ostsee war die Überquerung von Buchten und Flussmündungen kein Problem. Diese sind bei weitem nicht so groß, wie die Flussmündungen von Elbe und Weser an der Nordsee. Einzig die Bucht bei Eckernförde bin ich komplett „abgelaufen“. Das war aber kein Problem, weil die Bucht nicht übermäßig groß ist. Sonst gibt es an den „passenden“ Stellen immer eine Brücke oder Fähre. An der Ostsee ist das für meine Begriffe vorbildlich gelöst wurden. Maßlos enttäuscht war ich von den Überquerungsmöglichkeiten an Elbe und Weser. An der Elbemündung gibt es nur 2 (in Worten: Zwei!!!) Überquerungsmöglichkeiten bis Hamburg. Das ist einmal die hoffnungslos überforderte Fähre von Glückstadt nach Wischhafen und dann der Elbtunnel bei Hamburg. Jetzt ist mir langsam klar, warum der Elbtunnel bei Hamburg das Verkehrsnadelöhr in Deutschland ist. An der Fähre von Glückstadt nach Wischhafen bilden sich in den Sommermonaten auf beiden Seiten kilometerlange Staus. Fahrzeuge müssen teilweise stundenlang für eine Überquerung warten oder eben den Umweg über den Elbtunnel bei Hamburg nehmen, mit dem bekannten Ergebnis: Stau und nervenaufreibendes stundenlanges Warten. Leute, die in Wischhafen arbeiten, kommen mit ihren Fahrzeugen nicht in den Ort zur Arbeit. Weit vor dem Ort müssen die Fahrzeuge abgestellt werden. Nur mit dem Fahrrad kommen die Leute dann zur Arbeit nach Wischhafen, so wurde mir berichtet. Verkehrs- und strukturpolitisch ist das für mich ein Desaster. Warum das so ist, konnte ich nicht herausfinden. Ob das von den rot-grünen Stadt-Bundesländern Hamburg und Bremen und von Niedersachsen politisch so gewollt ist, kann ich ebenfalls nicht beurteilen. An der Weser war die Situation nicht ganz so dramatisch, wie an der Elbe, aber auch nicht optimal. Wegen Baumaßnahmen an den Deichen der Nordsee musste ich mehrmals zum Teil riesige Umwege gehen. Solche Baumaßnahmen können bei der Planung der Wanderroute einfach nicht einkalkuliert werden. Da muss man sich von den örtlichen Gegebenheiten leiten lassen und hoffen, dass Umleitungen für Wanderer und Radfahrer frühzeitig und ausreichend gut ausgeschildert sind. Gerade in den Sommermonaten muss man an den Deichen der Nordsee vermehrt mit solchen Baumaßnahmen rechnen. Was es für Probleme gibt, wenn das mit der Beschilderung von Umleitungen bei Baumaßnahmen nicht richtig funktioniert, konnte ich am eigenen Leib verspüren. Ich bin geplant von einer Straße in einen Schotterweg eingebogen. In der Ferne konnte ich erkennen, dass an meinem vermutlichen Weg neue Windräder aufgestellt werden. An der Straße war nur ein Durchfahrtsverbotsschild (rund, weiß, mit roten Rand) zu sehen, sonst nur Hinweise für LKW-Fahrer, die da auf dem Schotterweg in Scharen unterwegs waren. Für Fußgänger und Radfahrer waren keine beschilderten Einschränkungen zu sehen. Nach ca. 2 km hat mich Sicherheitspersonal darauf aufmerksam gemacht, dass ich hier wegen der Baumaßnahmen nicht durchgehen kann. Nach einer heftigen Diskussion und mit der Androhung die Polizei zu rufen, musste ich den Rückweg antreten. Nebenbei erwähnte das Sicherheitspersonal, dass 500 Meter weiter von der Firma enercon eine neue Umleitung eingerichtet wurde. Weil ich mir nicht ganz sicher war, ob ich nicht doch ein Schild übersehen hatte, habe ich zähneknirschend und fluchend den Rückweg angetreten. Am Beginn des Schotterweges angelangt, habe ich alle Hinweisschilder genau überprüft. Ich konnte kein Verbot für Fußgänger oder Radfahrer und keinen Hinweis auf die 500 Meter entfernte Umleitung finden. Diese miserable Ausschilderung der Firma enercon hat mich 4 km Zusatzweg (ca. 1 zusätzliche Stunde) gekostet. Den ganzen Tag habe ich mich maßlos darüber geärgert. Von Flensburg kommend, bin ich entlang der dänischen Grenze, bei Dagebüll auf die Küste der Nordsee gestoßen. In Dagebüll habe ich dann auf einem kleinen Campingplatz übernachtet. Am anderen Tag, auf dem Weg nach Schobüll, wollte ich unbedingt am Deich entlang das Wattenmeer sehen und genießen. Schon nach den ersten Metern auf der Wasserseite der Deiche habe ich festgestellt, dass der asphaltierte Weg eine leichte Neigung hat. Dazu muss man wissen, dass die Deiche nach einem bestimmten Verhältnis aufgebaut sind. Auf der Wasserseite ist das Verhältnis 1:6, auf der Landseite 1:3. Wie ist das zu verstehen? Die Höhe der Deiche schwankt so zwischen 7 und 8 Metern, je nach Örtlichkeit. Das bedeutet, dass auf der Wasserseite, bei einer Höhe von 8 Metern, die Deichkrone 48 Meter vom Wasser entfernt ist. Mit etwas Mathematik (Satz des Pythagoras) kann sich jeder selbst ausrechnen, wie lang die Schräge auf der Wasserseite ist und wie der Deich auf der Wasserseite geneigt ist (Steigungsprozente). Analog kann man diese Berechnung auch für die Landseite durchführen. Von früheren Besuchen an der Nordsee wusste ich, dass auch an anderen Orten die Wege auf der Wasserseite der Deiche diese Neigung besitzen. Trotzdem habe ich gehofft, dass die Neigung irgendwann verschwinden würde. Da hatte ich aber die Rechnung ohne die Erbauer der Deiche gemacht. Nach 5 Stunden Wandern auf der Wasserseite der Deiche, immer mit einer leichten Neigung, habe ich entnervt die Deichseite gewechselt. Von nun an habe ich mich ausschließlich auf der Landseite der Deiche bewegt. Dort gibt es normale kleine Straßen, die für die Unterhaltung der Deiche angelegt wurden. Bei Pausen habe ich dann die Deichkrone erklommen und dort habe ich mir dann das Wattenmeer in seinen verschiedenen Ausprägungen angesehen. Ich habe jedenfalls keinen Weg auf der Wasserseite der Deiche gefunden, der keine Neigung aufgewiesen hat. Radfahrer kommen mit dieser Neigung problemlos klar. Aber ich als Wanderer hatte auf die Dauer große Probleme mit der Neigung der Wege auf der Wasserseite der Deiche. Mitte Juni gab es dann an der Nordsee auch einige sehr heiße Tage hintereinander. In diesen Tagen wäre ich sehr gerne auf der Wasserseite der Deiche gelaufen, weil dort auch in der größten Hitze immer ein sehr leichter kühlender Wind weht. Auf der Landseite der Deiche ist dieser leichte Wind kaum noch zu spüren. Aber aus den zuvor genannten Gründen musste ich diese Tage auf der Landseite der Deiche bewältigen. Das waren teilweise hammerharte Horrortrips, wegen der Hitze, wegen der fehlenden Schattenmöglichkeiten und wegen der endlosen schnurgeraden flimmernden Asphaltstraßen. Insgesamt war ich an der Nordseeküste 509 km unterwegs. Wollt ihr wissen, wieviele Kilometer davon kein Asphalt und kein Pflaster waren? Über den Daumen gepeilt, also geschätzt, waren das ca. 9-10 km. Der Rest war nur Asphalt und Pflaster in all seinen Ausprägungen. Habe ich an der Nordseeküste zur besten Wanderzeit im Mai/Juni andere Wanderer getroffen, wo zu erkennen war, dass sie wegen ihrer Ausrüstung auf einer längeren Wanderung unterwegs waren? Keinen einzigen solchen Wanderer habe ich an der Nordseeküste getroffen. Wetter Wettermäßig war alles dabei, was man sich nur vorstellen kann. An der Ostsee, für die ich bis Flensburg 21 Tage benötigt habe, herrschten meistens angenehme Temperaturen von 12°C bis maximal 25°C. Das ist optimales Wanderwetter. Da war es nicht so entscheidend, ob die Sonne geschienen hat, ob es geregnet hat oder ob es einfach nur einen bedeckten Himmel gegeben hat. Für mich sind allein die Temperaturen entscheidend. Das sollte sich an der Nordsee teilweise grundlegend ändern. Ab Mitte Juni wurde es dort deutlich wärmer. Der Höhepunkt einer kleinen Hitzewelle war der 35.Wandertag, wo es tagsüber erdrückende Temperaturen von 33°C gegeben hat. Die Wandertage davor waren temperaturmäßig von ähnlichem Format. Erschwerend kam hinzu, dass es im Deichbereich der Nordsee so gut wie keine Bäume gibt, die etwas Schatten hätten spenden können. Das waren hammerharte Tagesetappen, nicht nur von der Streckenlänge, sondern auch von den Temperaturen. Einziger Lichtblick an diesen extremen Tagen war der leichte Wind, der an der Küste eigentlich immer weht. Ausrüstung Bei einer Wandertour über 1200 km werden alle Ausrüstungsgegenstände automatisch einem Härtetest unterzogen und auf ihre Langstreckentauglichkeit geprüft. Die Ergebnisse dieses Tests führen dann evtl. zur Erneuerung von bestimmten Ausrüstungsgegenständen. Das ist der Lebenszyklus von manchen Ausrüstungsgegenständen. Eben noch verwendet, kurze Zeit später aussortiert und durch andere Ausrüstungsgegenstände ersetzt. So habe ich erstmals die Übernachtung im Tarp getestet. Mein Tarp von Lightwave (Starlight 2 Cuben (109 g), mit Abspannschnüren (268 g)) ist zwar ein 2-Mann-Tarp, wie die Bezeichnung sagt, aber das Platzangebot war trotzdem nicht berauschend. Es hat einige Zeit gedauert, bis ich herausgefunden habe, wie das Tarp optimal abgespannt wird. Für mich ist das aktuelle Tarp keine Übernachtungslösung für den Zeitraum Frühjahr, Sommer und Herbst. Trotzdem will ich die Übernachtung im Tarp nicht vollständig verbannen, aber ich weiß jetzt worauf ich zukünftig bei einem Tarp achten muss. Das ist einmal die leichte Aufbaumöglichkeit mit einem oder zwei Trekkingstöcken. Dann ist das Platzangebot sehr wichtig und das Material spielt auch eine große Rolle. Für mich muss es aus Cuben bestehen, womit die teurere Preiskategorie schon vorgegeben ist. Außerdem muss ein Rundumschutz möglich sein. Die genannten Bedingungen muss mein zukünftiges Tarp erfüllen. Nach 5 Übernachtungen im Tarp bin ich auf mein Zelt (Tarptent ProTrail (700 g)) umgestiegen. Das 1-Mann-Zelt hat mir vom Platzangebot wesentlich besser gefallen. Das Tarptent ProTrail ist für meine Begriffe ein Zwischending zwischen Tarp und Zelt. Die Bodenwanne des Zeltes, die eine Höhe von ca. 10 cm hat, ist ringsum durch ein Netzgewebe mit dem Dach des Zeltes verbunden. Durch diese Bauweise ist man komplett von außen abgeschirmt, aber gleichzeitig ist eine sehr gute Luftzirkulation, analog einem Tarp, möglich. Der Aufbau des Zeltes erfolgt mit 2 Trekkingstöcken. Bei starken Winden, was an der Küste nicht selten ist, hatte ich am Anfang große Probleme mein Zelt aufzubauen. Unter dem Zelt benutze ich eine Unterlage aus Cuben, die den Zeltboden vor Beschädigungen schützen soll. Bei starken Winden ist diese Unterlage regelmäßig weggeflogen. Erst nach einigen Tagen hatte ich mir eine Vorgehensweise für den Zeltaufbau zurechtgelegt, die mir den schnellen Aufbau des Zeltes auch bei den widrigsten Wetterbedingungen erlaubt hat. Beim Zeltaufbau wird man ja schon mal von den anderen Campern, meistens Wohnmobil-Camper, neugierig beobachtet. Als sie gesehen haben mit welcher affenartigen Geschwindigkeit ein Zelt unter stürmischen Wetterbedingungen aufgebaut werden kann, gab es schon das eine oder andere Mal anerkennenden Applaus. Trotzdem werde ich technische Veränderungen am Zelt Tarptent ProTrail vornehmen. Zuerst werde ich mir eine Unterlage aus Cuben anfertigen, die die genauen Maße der Bodenwanne des Zeltes hat. Dann werde ich die Cuben-Unterlage mit den 4 Ecken der Bodenwanne mit Knopflochgummi und Knebelknöpfen verbinden. Dadurch ist sichergestellt, dass die Cuben-Unterlage nicht unter dem Zelt hervorsteht und bei Regen zu einer Wanne wird, die das Regenwasser auffängt. Gleichzeit wird durch diese variable Verbindung, die jederzeit gelöst werden kann, der Aufbau des Zeltes wesentlich erleichtert. Die Cuben-Unterlage kann bei starken Winden nicht mehr wegfliegen. Der Beifall der anderen Camper ist mir in jedem Fall gewiss. Auch im Bereich der Isomatten habe ich auf dieser Wandertour ein neues Modell, die Therm-a-Rest NeoAir UberLite (Small, 164 g), getestet. Dabei spricht das Gewicht für sich. Diese Isomatte ist eine der leichtesten aufblasbaren Isomatten am Markt. Als Seitenschläfer reicht mir die Small-Ausführung, die überraschenderweise 120 cm lang ist. Andere Small-Ausführungen kommen zB nur auf eine Länge von 90 cm. Aufgeblasen ist diese Isomatte ca. 5 cm stark. Ich konnte auf dieser Isomatte sehr gut schlafen, auch wenn die Füße manchmal nicht auf der Isomatte lagen. Für mich war das kein Problem. Ein anderes Problem hat mich viel mehr gestört. Bei jeder Bewegung rutscht die Isomatte auf dem Zeltboden. Da hat es auch nicht geholfen, dass ich auf dem Zeltboden vor der Wandertour in regelmäßigen Abständen Silikonstreifen aufgebracht habe. Auf der neuen Isomatte wollte ich die Silikonstreifen nicht sofort anbringen. Vielleicht werde ich das noch auf der Isomatte nachholen. Als Kopfkissen hatte ich diesmal den „Beutel“ von HMG (Cuben Stuff Sack Pillow, Large, 42 g) im Einsatz. Dieser Beutel hat einen 2-seitigen wasserdichten Reißverschluss. Auf der Außenseite besteht der Beutel aus Cuben, die Innenseite besitzt ein weiches Vlies. In dem Beutel habe ich meine wenigen Ersatzsachen aufbewahrt. Wenn ich den Beutel als Kopfkissen verwenden wollte, habe ich die Vliesseite nach außen gekehrt und die Ersatzsachen wieder in den Beutel gesteckt. Als Seitenschläfer ist es wichtig für mich, dass das Kopfkissen immer etwas höher ist als die Isomatte. Erreicht habe ich das, indem ich noch zusätzliche Kleidungsstücke, so zB meinen Klimapullover von Cumulus, in den Beutel gesteckt habe. Das Kopfkissen hat noch einen weiteren großen Vorteil. Es muss nicht aufgeblasen werden und die Gefahr, dass das Kopfkissen die Luft nicht mehr halten kann, besteht überhaupt nicht. Da ist sie wieder, die oft genannte Mehrfachverwendbarkeit von Ausrüstungsgegenständen. Einmal Aufbewahrungsbeutel, dann Kopfkissen. Mit den Einzelkomponenten, wie Kopfkissen, Isomatte und Quilt, war ich sehr zufrieden. Die Kombination aus Kopfkissen, Isomatte und Quilt hat aber beim Schlafen große Probleme bereitet. Einmal ist die Isomatte, wie bereits oben beschrieben, bei jeder Bewegung im Schlaf auf dem Zeltboden hin und her gerutscht. Dann hat sich ständig das Kopfkissen verschoben. Zusätzlich war der Quilt oft nicht dort, wo er beim Schlafen eigentlich sein sollte. Um dieses Dilemma zu beheben, habe ich mir eine Lösung überlegt, die ich in einem Ultraleicht-Forum durch Zufall entdeckt habe. Andere Wanderer hatten offenbar identische Probleme mit der genannten Kombination. Kopfkissen, Isomatte und Quilt werde ich durch Knopflochgummi und Knebelknöpfe variabel miteinander verbinden. So bleibt jedes Einzelteil an seinem vorbestimmten Platz. Wenn die Isomatte verrutschen sollte, dann rutscht die ganze Kombination und nicht nur das eine oder andere Einzelteil. Auf Langstreckenwanderungen benötigt man ständig Strom für die unterschiedlichen Geräte (Navigationsgerät, Handy, Fotoapparat). Entweder versorgt man sich an einer Steckdose, durch eine Powerbank oder durch Batterien. Dafür ist es aber erforderlich die Wandertour so zu planen, dass man in regelmäßigen Abständen die Geräte an einer Steckdose aufladen bzw. neue Batterien nachkaufen kann. Für mich persönlich war das immer eine Einschränkung der Planungsfreiheit. Wegen Lebensmitteln muss man irgendwann doch in die Zivilisation, aber wegen Strom wollte ich das nicht unbedingt tun müssen. Mich hat es jedenfalls immer genervt, wenn ich Leute fragen musste, ob ich mal kurz meine Geräte aufladen kann. Deshalb habe ich schon lange die Versorgung mit Strom mit Hilfe eines Solarpanels im Visier. In einem Ultraleicht-Forum habe ich deshalb mit großem Interesse die Diskussion über selbstgebaute Solarpanel-Lösungen verfolgt. Dort bin ich auch auf die Firma SunnyBAG aufmerksam geworden. Schließlich habe ich mir das SunnyBAG Solarpanel Leaf+ mit 10000 mAh-Powerbank (390 g) gekauft. Die Powerbank habe ich mit Klettband an der Rückseite des Solarpanels befestigt. Zusätzlich habe ich das Solarpanel mit einer variablen Aufhängung aus elastischer Kordelschnur versehen, so dass ich das Solarpanel auf dem Rucksack befestigen konnte. Im häuslichen Umfeld habe ich das Solarpanel über einen Zeitraum von 6 Wochen getestet. Das hat hervorragend geklappt. Schließlich habe ich mich dazu entschlossen, das Solarpanel als einzige Stromquelle für meine Geräte zu nutzen. Tagsüber habe ich durch das Solarpanel bei jedem Wetter (außer bei Regen) Strom „geerntet“. Tagsüber musste ich mein Handy nie laden. Abends bzw. über Nacht habe ich meine Geräte (Handy) dann aufgeladen. Die Solarpanel-Lösung war ein voller Erfolg. In den 38 Tagen meiner Wandertour war ich nur zweimal an den beiden Ruhetagen an der Steckdose, sonst habe ich mich ausschließlich über das Solarpanel mit Strom versorgt. Es gibt zwar wesentlich leichtere Selbstbau-Lösungen, die weniger als 200 g wiegen, aber ich wollte so kurz vor einer Wandertour über 1200 km kein Risiko eingehen und an meinem Solarpanel „herumbasteln“. Trotzdem werde ich in Zukunft den Markt der stark aufkommenden Solarpanel-Lösungen weiter aufmerksam verfolgen. Das Solarpanel wird ab sofort immer zu meiner Ausrüstung gehören und garantiert mir eine weitgehende Unabhängigkeit vom Stromnetz. Auf meinen Wandertouren verwende ich immer ein Navigationsgerät, unabhängig davon, ob die Wanderwege gut markiert sind oder nicht. Ich gehe nie ohne ein solches Navigationsgerät aus dem Haus. In den letzten Jahren war mein bevorzugtes Navigationsgerät ein Garmin GPSMap 64st. Es hat mich zuverlässig auf allen meinen Wandertouren begleitet. Im Internet, speziell in Ultraleicht-Foren, habe ich mitbekommen, dass viele Wanderer ausschließlich mit dem Handy und den unterschiedlichsten Apps navigieren. Das wollte ich auch einmal ausprobieren. Auf dieser Wandertour habe ich deshalb mein heiß geliebtes Garmin-Navigationsgerät daheim gelassen und ausschließlich mit dem Handy (iPhoneSE mit wasserdichter Hülle von iThrough, 157 g) navigiert. Als App habe ich mich für Topo GPS entschieden. Meine Wandertouren, damit die Tagesetappen, plane ich auf dem Laptop mit der Routenplanungssoftware BaseCamp. Anschließend importiere ich die Tracks in die App auf dem Handy. In der App habe ich die wichtigsten europäischen Länder als Offline-Karten gespeichert. Das erlaubt mir unterwegs den Betrieb des Handys im stromsparenden Flugmodus. Im Flugmodus ist das GPS immer noch aktiv. Und nur das benötige ich für eine erfolgreiche Navigation. Im Verbund mit der Stromversorgung über das Solarpanel hat mich die Handy-Navigation nie im Stich gelassen. Bei keinem Wetter und bei keiner Temperatur. Auch auf meinen nächsten Wandertouren werde ich erstmal ausschließlich auf die Handy-Navigation setzen. Aber auch für andere Navigationslösungen bin ich offen. Den Markt der aufkommenden GPS-Uhren werde ich ganz genau beobachten. Im Moment sind die GPS-Uhren für mich wegen des extrem hohen Preises keine Option. Mein aktueller Rucksack ist der zpacks Arc Haul (680 g) und der Rucksack begeistert mich immer wieder. Da gibt es nicht viel zu meckern, da passt einfach alles. Robust und zuverlässig. Einzig eine kleine Tasche aus Netzgewebe an der Seite, die ich zusätzlich angebracht habe, hatte ein kleines Loch. Wie das Loch entstanden sein könnte, kann ich mir nicht erklären, weil das Netzgewebe einen sehr stabilen Eindruck macht. Seit dem Herbst 2017 bin ich mit den Trailrunnern von ALTRA LonePeak (halbhoch (736 g) oder halb (576 g)) unterwegs. Den ersten Teil der Wandertour habe ich mit den halbhohen ALTRA-Schuhen bestritten. Nach ca. 500 km hat sich ein kleines Loch in der Mesh-Oberfläche der halbhohen Schuhe gebildet. Wie das entstanden ist, kann ich nicht sagen. In Dagebüll (nach ca. 700 km) an der Nordsee-Küste, habe ich dann die halbhohen Schuhe geplant gegen die Halbschuhe ausgetauscht. Bei der Betrachtung der Sohlen der halbhohen Schuhe habe ich festgestellt, dass die halbhohen Schuhe wahrscheinlich noch weitere 200-300 km ausgehalten hätten, also insgesamt ca. 900-1000 km. Das ist nicht schlecht für einen so leicht konstruierten Trailrunner-Schuh. Die Temperaturunterschiede zwischen meiner Heimatregion, dem Raum Halle in Mitteldeutschland, und den deutschen Küsten habe ich etwas unterschätzt. Für die Übernachtungen im Tarp und Zelt habe ich einen AsTucas Quilt (Apex 133, Komforttemperatur +5°C) verwendet. Meistens schlafe ich in der Unterhose und im T-Shirt. Aber es hat Nächte im Mai und Anfang Juni gegeben, wo ich wegen der kühlen Nachttemperaturen zusätzlich Strümpfe, eine Legging und meinen langärmligen Pullover von Cumulus anziehen musste. Für die Zukunft werde ich mir überlegen, ob ich nicht generell den etwas dickeren AsTucas Quilt (Apex 200, Komforttemperatur -5°C) in den Rucksack packe. Sollte es dann im Sommer zu heiß werden, kann ich ja ohne Quilt schlafen. Das ist ja gerade einer der Vorteile eines Quilts gegenüber einem Schlafsack, dass der Quilt wie eine ganz normale Decke genutzt werden kann. Übernachtungen Eigentlich wollte ich nur im Tarp übernachten. So war es zumindest geplant. Als Endziel für die Tagesetappen habe ich mir bei der Planung immer Campingplätze gesucht. Deshalb sind auch die großen Differenzen in den Längen der einzelnen Tagesetappen entstanden. Es gibt Abschnitte an Ost- und Nordsee, wo es nicht so viele Campingplätze gibt. Am Anreisetag und in den 4 folgenden Nächten habe ich dann im Tarp übernachtet. Aber das Platzangebot in meinem Tarp hat mich nicht überzeugt und ich bin für die weiteren Übernachtungen in mein 1-Mann-Zelt (Tarptent ProTrail) ausgewichen. Trotzdem werde ich die Übernachtung in einem Tarp nicht aus dem Auge verlieren. Mein Tarp habe ich mit einem Paket nach hause geschickt. Nur einmal habe ich, weil es sich streckenmäßig angeboten hat, in einer Schutzhütte übernachtet. Dort habe ich mit Isomatte und Quilt auf einem gepflasterten Steinboden die Nacht verbracht. An den beiden Ruhetagen habe ich mich in Wismar (nach dem 10.Wandertag) und in Flensburg (nach dem 20.Wandertag) in Jugendherbergen einquartiert. Den Ruhetag in Wismar habe ich genutzt, um eine aufkommende Sehnenentzündung am linken Bein auszukurieren. Zusätzlich war ich noch in Barth und Born in Jugendherbergen. Am 22.Wandertag habe ich, von Flensburg kommend, kurzfristig die geplante Tagesetappe stark geändert und bin „querfeldein“ in Richtung Dagebüll (Nordsee) gelaufen. Nach knapp 40 km habe ich mir nach einer hammerharten Straßenetappe in Ladelund wegen fehlender anderer Möglichkeiten eine Ferienwohnung gesucht. Alle übrigen Übernachtungen, 25 an der Zahl, haben im Zelt stattgefunden. Am 29.Wandertag, ich hatte mein Zelt auf einem Wohnmobil-Parkplatz in Wischhafen aufgebaut, hat es ein heftiges Unwetter gegeben. Ich war gerade in einer Gaststätte, als am Horizont in kürzester Zeit sehr tiefliegende grauschwarze Wolken aufgezogen sind. Solche Wolkenformationen habe ich in meinem Leben noch nicht oft gesehen. Eine Kellnerin aus der Gaststätte hat mir angeboten das Unwetter in der Gaststätte abzuwarten. Ich wollte aber unbedingt zu meinem Zelt, weil ich Schlimmes befürchten musste. Im straffen Lauftempo bin ich zu meinem ca. 500 Meter entfernten Zelt gelaufen. Ich wollte prüfen, ob die Abspannleinen alle ordentlich gespannt sind und ob die Heringe tief genug sitzen. Gerade als ich das getan hatte und in mein Zelt gekrochen bin, fing das Unwetter an. Auf dem Rücken liegend, alle Sinne aufs äußerste gespannt, habe ich das Unwetter in meinem Zelt abgewartet. Innerhalb von 15 Minuten hat es gestürmt und geregnet, wie ich es lange nicht erlebt habe. Mein Zelt hat diese harte Bewährungsprobe mit Bravour bestanden. Die Heringe haben dem starken Sturm getrotzt und das Innere des Zeltes ist trocken geblieben. Mehr kann man von einem so leicht konstruierten 1-Mann-Zelt nicht erwarten. Alle kommenden Regentage, die ich in diesem Zelt übernachte, werde ich mit einem Gefühl von großer Gelassenheit und Geborgenheit genießen. Schlimmer kann es nicht kommen, wie an diesem späten Nachmittag in Wischhafen. Versorgung Während der Planungsphase war mir nicht unbedingt klar, wie das mit der Versorgung klappen würde. Deshalb habe ich mich vor dem Start ausreichend mit Lebensmitteln eingedeckt, so dass ich mindestens ein paar Tage überstehen würde. In der Nachbetrachtung hat sich das als vollkommen überflüssig erwiesen. Fast jeden Tag hat es Möglichkeiten gegeben sich mit Lebensmittel zu versorgen. Zusätzlich gab es fast jeden Tag Gaststätten und Imbissbuden, die auf Urlauber, speziell auf Radfahrer und Wanderer, eingestellt waren. Was habe ich gegessen bzw. was hatte ich an Lebensmitteln in meinem Rucksack? Wenn möglich, habe ich immer 2 Bananen und 2 Äpfel dabei. Das reicht für 2 Tage. Gleich nach dem Aufstehen habe ich eine Banane gegessen, im Laufe des Vormittags einen Apfel. Nach Bedarf habe ich tagsüber auch den einen oder anderen Obstriegel gegessen, die ich wenige Wochen vor dem Start der Wandertour bei Edeka entdeckt habe. Diese Obstriegel gefallen mir vom Geschmack wesentlich besser als die zu süßen Müsliriegel. Die Müsliriegel schmelzen bei hohen Temperaturen und machen dabei keinen schönen optischen Eindruck. Die Obstriegel sind dagegen sehr temperaturbeständig und schmecken köstlich. Nüsse, speziell Studentenfutter, habe ich immer griffbereit in einer Gürteltasche meines Rucksacks. Das bedeutet, dass ich fast ständig etwas esse, auch wenn es nur Nüsse sind. Ein beliebtes Ziel für die Versorgung waren auch Bäcker-Geschäfte. Ich war überrascht, dass fast jeder noch so kleine Ort an den Küsten einen Bäcker hat. Manchmal waren das auch nur Verkaufsstände bei Lebensmittel-Discountern. Dort habe ich dann am Morgen einen Kaffee getrunken und etwas gegessen. Zusätzlich habe ich mich mit 2 belegten Brötchen eingedeckt. Ein belegtes Brötchen habe ich dann am Mittag gegessen, das andere am Nachmittag. Bin ich tagsüber, speziell um die Mittagszeit, an einem Imbiss oder an einer Gaststätte vorbeigekommen, habe ich mir oft ein richtiges Mittagessen gegönnt und in alle Ruhe gegessen. Die belegten Brötchen sind dann im Rucksack geblieben. An nicht so heißen Tagen bin ich mit 1 Liter Wasser ausgekommen. Zusätzlich habe ich mich unterwegs mit Zusatzgetränken (Apfelschorle) versorgt. Im Rucksack habe ich immer eine Apfelschorle (0,3 l) und eine Cola (0,3 l) dabei. An besonders heißen Tagen (über 30°C) hatte ich 2 Liter Wasser im Rucksack. Wenn immer möglich habe ich das Wasser nachgefüllt. Wenn man das einmal gewichtsmäßig im Kopf überrechnet, hatte ich, bedingt durch die Lebensmittel (Essen und Getränke), doch einiges an Zusatzgewicht im Rucksack. Manch einer mag mit weniger Lebensmittel auskommen, aber für mich war das auf dieser Wandertour das richtige Maß. Am Abend habe ich oft eine Gaststätte oder Imbiss aufgesucht, wo ich zum Abschluss des Wandertages einen Radler getrunken und ein leichtes Essen, meistens einen Salat, gegessen habe. Das war dann der krönende Abschluss der meisten Wandertage. Verletzungen Im Oktober/November 2018 habe ich auf dem Jakobsweg Via de la Plata in Spanien mein persönliches Waterloo erlebt. Durch eine ungenügende Vorbereitung und durch Überlastung (zu hohes Tempo beim Wandern) habe ich mir nach 4 Tagen eine Sehnenentzündung zugezogen, die nach 7 Tagen so schmerzhaft war, dass ich die Wandertour abbrechen wollte. Durch Zufall habe ich in einer Herberge eine Pilgerin getroffen, die mir medizinische Hilfe angeboten hat. So konnte ich den Jakobsweg nach 19 Tagen erfolgreich beenden. Eingedenk der gemachten Erfahrungen habe ich mich vor dieser Wandertour wesentlich besser vorbereitet. Auf den einzelnen Tagesetappen habe ich sehr genau in meinen Körper „hineingehört“. Nach der 8.Tagesetappe hatte ich aber plötzlich wieder Probleme am unteren Bereich des linken Schienbeins, genau dort, wo ich im Oktober/November 2018 die Sehnenentzündung hatte. Meine Sinne waren aufs Höchste angespannt. Sollte sich da wieder eine Sehnenentzündung anbahnen? Die nächsten beiden Tagesetappen habe ich mit einem langsameren Wandertempo bewältigt. Es wurde nicht besser, aber auch nicht wesentlich schlechter. Mir war klar, dass ich da etwas unternehmen musste. Nach 10 Wandertagen habe ich notgedrungen in Wismar einen Ruhetag eingelegt und zweimal in der Jugendherberge übernachtet. Vor der ersten Nacht in der Jugendherberge habe ich mein linkes Schienbein mit einem Zinkleimverband mit pflanzlichen Extrakten von Aktimed SPORT umwickelt. Um diesen Zinkleimverband habe ich dann noch einen elastischen Schutzverband gelegt. Ich war gespannt, wie es mir am nächsten Tag gehen würde. Am nächsten Morgen war ich überrascht. Ich hatte fast keine Schmerzen mehr. Den Ruhetag habe ich für die Regeneration genutzt. Trotzdem bin auch einige Kilometer gelaufen, weil ich die Stadt Wismar besichtigen wollte und weil die Jugendherberge am Stadtrand von Wismar liegt. Nach dem Ruhetag habe ich meine Wandertour fortgesetzt. Was soll ich sagen, es wurde von Tag zu Tag besser. Nach wenigen Tagen hatte ich keine Schmerzen mehr und ich konnte wieder mein geplantes Wandertempo gehen. Nach 7 Tagen habe ich den Verband entfernt. Der Zinkleimverband von Aktimed SPORT gehört ab sofort zu einem festen Bestandteil meiner medizinischen Ausrüstung. Ab dem 30.Wandertag wurde es jeden Tag um einige Grad wärmer. Der Höhepunkt war der 35.Wandertag, eine Tagesetappe von lediglich 33 km, aber mit Temperaturen von 33°C. Ich hatte mich mit vielen Getränken eingedeckt. 2 Liter Wasser, eine Apfelschorle (0,3 l) und eine Cola (0,3l). Unterwegs habe ich überall getrunken, wo das möglich war. Auch gegessen habe ich nach meiner Meinung sehr gut. Weil es auf den Tagesetappen entlang der Nordseedeiche kaum Bäume gibt, habe ich ordentlich in der Sonne gelitten. Meine Kleidung hatte überall weiße Ränder vom Schwitzen. Das hätte das erste Alarmzeichen sein müssen. Dann stellte sich ca. 3 km vor dem Ende der Tagesetappe ein leichter Krampf in der linken Wade ein. Das hätte das zweite Alarmzeichen sein müssen. Mit deutlich langsameren Tempo habe ich dann die Tagesetappe beendet. Meine Kleidung war vollkommen durchgeschwitzt und hat die typischen weißen Ränder gezeigt. Am Abend habe ich dann auf einem Campingplatz (Bensersiel) meine Wanderkleidung komplett gewaschen. Am nächsten Tag habe ich meine Wandertour fortgesetzt. Die Temperatur war über Nacht um über 15 Grad gesunken. Früh waren es noch 17°C. Das ist ideales Wanderwetter. Meine Sachen waren frisch gewaschen. Überraschenderweise hatte ich unterwegs immer noch diese leichten Krämpfe in der linke Wade. Aber über das Gehtempo konnte ich das einigermaßen regulieren. Am Nachmittag habe ich dann 2 Radfahrer getroffen. Sie fragten mich, ob ich derjenige bin, der Deutschland an den Grenzen umrunden will. Diese Wandertour (Deutscher Grenzweg (DGW)) gehört ebenfalls zu meinem DLW-Wanderprojekt. Das habe ich verneint und ihnen erklärt auf welcher Wandertour ich unterwegs bin. Nach einer kurzen Unterhaltung stellte sich heraus, dass die beiden Radfahrer auf dem selben Campingplatz übernachten würden. Auf dem Campingplatz haben wir uns dann sehr intensiv unterhalten. Die beiden sind Ultraläufer und bewältigen extreme Distanzen an einem Stück. Zufällig haben wir auch über meine leichten Wadenkrämpfe gesprochen und dass die schon seit 2 Tagen auftreten. Sie erklärten mir, dass die weißen Ränder an meiner Kleidung Salzausscheidungen meines Körpers waren. Sofort war mir klar, was am vorigen Tag passiert war. Ich hatte durch die extreme Hitze und durch die große Belastung übermäßig viel Salz ausgeschieden. Durch die Getränke und die Ernährung habe ich dieses Salz-Defizit an diesem Tag nicht ausgleichen können. Wenn ich nicht langsamer gelaufen wäre, hätte mich das gleiche Schicksal ereilt, wie beim Wandermarathon 2016 in Kulmbach. Dort musste ich nach 25 km wegen schwerer Wadenkrämpfe den Wandermarathon beenden und mit dem Besenwagen ins Ziel fahren. Ursache für den Abbruch war damals eine falsche Ernährung und ein zu hohes Gehtempo. Die beiden Ultraläufer haben mir dann noch genau erklärt, was da in einem Körper unter solch extremen Belastungen passiert und was man dagegen als Sofortmaßnahmen ergreifen kann. Ein Mittel sind Salztabletten, die sie mir dann auch gegeben haben. Scherzhaft meinten sie dann noch, wenn Salztabletten köstlich schmecken, ist es bereits zu spät und der Salzverlust zu groß. Auch Bananen sind gut. Unglücklicherweise habe ich gerade an diesen beiden Tagen keine Bananen kaufen können. Jedenfalls bin ich jetzt vorgewarnt und weiß worauf ich in Zukunft bei solchen extremen Tagen achten muss. Ab sofort gehören auch Salztabletten zu meiner medizinischen Ausrüstung. Menschen Auf der ganzen Wandertour habe ich insgesamt 2 Wanderer, alle an der Ostsee, mit großen Rucksäcken getroffen, von denen ich wegen der Größe der Rucksäcke annehmen konnte, dass sie auf einer längeren Wandertour unterwegs waren. In einer Bushaltestelle habe ich eine ca. 50jährige Frau getroffen, die dort einen Regenschauer abgewartet hat. Erst wollte ich nicht anhalten, aber als ich den riesengroßen Rucksack gesehen habe, hat es mich förmlich in die Bushaltestelle gezogen. Die Frau hat mich erst mürrisch gemustert, aber dann hatten wir noch ein sehr nettes Gespräch. Ich habe lange überlegt, ob ich etwas wegen ihrem Rucksack sagen sollte. Dann habe ich mich doch zurückgehalten und sie hat selber angefangen zu erklären, dass sie bisher alles gebraucht hat, was im Rucksack verstaut ist. Als der Regen vorbei war, haben sich unsere Wege getrennt. Ich konnte beobachten, dass sie neben dem Rucksack zusätzlich in der einen Hand eine große Isomattenrolle und in der anderen Hand das Zelt getragen hat. Sprachlos habe ich ihr hinterhergeschaut. Ich konnte nicht begreifen, wie man so wandern kann. Bei meiner einzigen Übernachtung in einer Schutzhütte war ich nicht allein. Ein Wanderer, auch mit einem riesigen Pfadfinder-Rucksack, hatte die Absicht das Grüne Band zu bewältigen. Da diese Wandertour ebenfalls zu meinem DLW-Wanderprojekt gehört, haben wir uns den ganzen Abend ausgiebig über diesen Wanderweg unterhalten. Was seinen riesengroßen Rucksack betrifft, habe ich mich wieder zurückgehalten meine Meinung zu äußern. Vor einigen Jahren war ich ja selbst mit einem „übergewichtigen“ Rucksack unterwegs. Dabei denke ich daran, wie ich reagiert hätte, wenn mir jemand etwas von seiner ultraleichten Ausrüstung vorschwärmen würde. Wenn das dann noch im „falschen“ Ton erfolgt, ist das für den anderen Wanderer weniger schön. Erst wenn ich ausdrücklich nach meiner Ausrüstung gefragt werde, gebe ich gerne eine Auskunft. An der Nordseeküste habe ich einen italienischen Radfahrer getroffen, den Guiseppe aus dem Ruhrgebiet. Er war auf dem Weg von Deutschland nach Island. Dort wollte er die Insel umrunden und dann wieder zurück nach Deutschland fahren. Wir hatten ein sehr nettes Gespräch in perfektem Deutsch. Dabei hat er meine leichte Wanderausrüstung bestaunt. Im Gegenzug bat er mich sein Fahrrad anzuheben. Vorher hatte ich schon bemerkt, dass er mit einem sehr alten und offenbar sehr schweren Fahrrad unterwegs war. Nur mit sehr großen Schwierigkeiten gelang es mir sein Fahrrad anzuheben. Ich habe das Gewicht auf ca. 30-35 kg geschätzt. Unglaublich, dass man mit einem solchen Fahrrad überhaupt vorwärts kommen kann. Ich war sprachlos. Dann habe ich zum Abschluss noch ein paar Fotos gemacht. Guiseppe hat dann noch ein kleines Video mit seinem Handy von uns gedreht. Dann sagte er mir noch, dass er seine Videos auf YouTube stellt, wo ich es unter den Stichpunkten „Guiseppe, Mit dem Fahrrad von Deutschland nach Island“ finden könnte. Über eine ganz besondere Spezies von Menschen muss ich noch ein paar Worte verlieren. Das sind die eBike-fahrenden älteren Urlauber bzw. Rentner. Gefühlt 95% aller Radfahrer an der Ost- und Nordsee sind mit dem eBike unterwegs. An der Nordsee ist das kein Problem. Dort sind die Wege breit genug, so dass sich Wanderer und Radfahrer aus dem Weg gehen können. Ich habe schon bemerkt, das ich von den Radfahrern an der Nordsee mitleidig wie ein vom aussterben bedrohtes seltenes Tier betrachtet wurde. An der Ostsee verhält sich das etwas anders. Speziell auf den schmalen Trampelpfaden an der Steilküste ist es mir nicht nur einmal passiert, dass ich mich nur durch einen gewagten Sprung in die Büsche neben dem Trampelpfad vor heranstürmenden älteren eBike-Fahrern retten konnte. Kaum hatte ich mich von dem Schreck erholt, waren sie auch schon ohne sich umzudrehen in hohem Tempo verschwunden. Wahnsinn, was da manchmal abgegangen ist. Radfahrer, mit denen ich mich auf Campingplätzen unterhalten habe und die sich noch mit eigener Muskelkraft fortbewegen, waren auf die älteren eBike-Fahrer überhaupt nicht gut zu sprechen. Manche haben wahre Schimpfkanonaden auf die älteren eBike-Fahrer losgelassen. Abreise Die Abreise hat sich einfach gestaltet. Nach dem Erreichen des Wandertour-Ziels, dem Bahnhof in Emden, wo ich nach einer Tagesetappe von 23,2 km so gegen 11 Uhr angekommen bin, habe ich mein Bahnticket gebucht und bin mit dem IC nach Magdeburg gefahren. Dort ging es dann weiter mit dem RegionalExpress nach Halle. In Halle hat mich dann meine Frau mit dem Auto abgeholt. Alles ist ohne nennenswerte Verspätungen abgelaufen. Statistik Die Planung dieser Wandertour hat insgesamt 40 Tagesetappen unterschiedlicher Länge ergeben. Tatsächlich habe ich die Wandertour in 36 Wander-Tagesetappen bewältigt. Nachfolgend sind hier einige statistische Daten zu dieser Wandertour. Streckenlänge … …Grobplanung 1200 km (mit Insel Rügen) …Feinplanung 1183 km (ohne Insel Rügen) …tatsächlich gelaufen 1189 km …Ostsee 620 km …Überführung Ostsee zur Nordsee 60 km …Nordsee 509 km Tage gesamt… 38 …davon Wandertage 36 …davon Ruhetage (Zero-Days) 2 …davon an der Ostsee 21 …davon an der dänischen Grenze 2 …davon an der Nordsee 15 Tagesetappen gesamt… 36 …davon < 15 km (Nero-Days) 0 …davon 15 - 19 km 0 …davon 20 - 29 km 13 …davon 30 - 39 km 20 …davon >= 40 km 3 Längste Tagesetappe… 45,5 km Kürzeste Tagesetappe… 20,7 km Tagesdurchschnitt … …mit Ruhetagen 31,3 km/Tag …ohne Ruhetage 33,0 km/Tag Übernachtungen… 38 …davon im Tarp 5 …davon im Zelt 25 …davon in Schutzhütte 1 …davon in FeWo 1 …davon in Jugendherbergen 6 Wetter… 38 …davon Sonnentage 21 …davon bedeckte Tage 9 …davon Regentage 8 Tracks, Wegpunkte und Bilder Bei der Beschreibung meines Wanderprojektes Deutsche Langstreckenwanderungen (DLW) habe ich darauf hingewiesen, dass ich vorerst meine Tracks nicht veröffentlichen werde. Das Wanderprojekt soll aus frei geplanten Wandertouren bestehen, wo sich jeder selbst seinen Weg suchen soll. Aber darüber ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Vielleicht überlege ich mir das noch und veröffentliche meine Tracks. Bilder von meiner Wandertour an den deutschen Küsten stelle ich sehr gerne zur Verfügung. Der nachfolgende Link (hoffentlich funktioniet der Link) verzweigt in ein GoogleFotos-Verzeichnis. Zu jedem Bild habe ich einen kurzen Kommentar hinzugefügt. WT008_DE_DKW_Deutscher_Kuestenweg Fazit Alles ist in den vorherigen Punkten gesagt wurden. Deshalb fällt das Fazit zu dieser Wandertour kurz, knapp und auch hart aus. Die Ostseeküste ist ein Paradies für Wanderer und Radfahrer. Die Nordseeküste ist nur ein Paradies für Radfahrer.
    4 Punkte
  2. Nach Pommes und Kaffee im Belchenhaus, begann Ich den Abstieg... und ich muss sagen das dieses Stück zu den schönsten Passagen des ganzen Westweges gehört.
    4 Punkte
  3. Weiter ging es von der Badener Höhe über die ersten Höhenzüge bis zum höchsten Berg im Nordschwarzwald, der Hornisgrinde:
    4 Punkte
  4. Daas könnte man jetzt missverstehen...bei einer Schaufel für den Toilettengang...
    4 Punkte
  5. Sauerland Höhenflug...
    3 Punkte
  6. Dann öffnete der Himmel wieder seine Schleusen und Ich lief die letzten 25 km bis Basel durch (kurze Kaffeepause in Lörrach abgezogen ) um dann schließlich am 24.09. gegen frühen Nachmittag erschöpft aber glücklich in Basel am badischen Bahnhof anzukommen..
    3 Punkte
  7. An der Ruine Sausenburg machte ich noch eine Frühstückspause..
    3 Punkte
  8. Basel war nicht mehr fern... Ich begab mich in Startposition und maschierte los...
    3 Punkte
  9. Die zweite Nacht verbrachte ich hängend in einer Schutzhütte.. Am Westweg gibt es viele Schutzhütten... theoretisch kann man Zelt/Tarp zu Hause lassen und nur die Schutzhütten nutzen.. Ich hatte das StS-Ponchotarp und das SMD GWC dabei.. quasi ein dach fürs Hängen und ein Tarpzelt für den Boden. Das GWC kam kein einziges Mal zum Einsatz.. :-/
    3 Punkte
  10. Die Bilder fangen es evtl. nicht so ein, wie ich es wahrgenommen habe...
    3 Punkte
  11. Es war trotzdem überraschend kalt.. es wurde jedoch schnell wärmer, sodass ich mich schnell entblättern musste.. Die Gipfel zwischen Hornisgrinde und Schliffkopf sind großartige Hochheide bzw. Hochmoorflächen... erinnert fast ein wenig an das skandinavische Fjell..
    3 Punkte
  12. Unterhalb der Hornisgrinde befindet sich der Mummelsee, an dessen Ufer ein äußerst kitschiges Schwarzwaldhotel steht inkl. Schinken/Kuckucksuhrenverkauf etc. ... schnell weg hier! Eigentlich wollte ich nur ein kleines Stück über die Hornisgrinde hinaus, um mich dort in eine Schutzhütte zu hängen..allerdings scheint es diese Hütte nicht mehr zu geben. Ordnungswidrigerweise hängte ich mich dann bei stürmischen Wind mitten auf dem Seekopf in eine kleine Fichtengruppe.. das war eine ungemütliche erste Nacht. Der nächste Morgen empfing mich allerdings mit strahlendem Sonnenschein..
    3 Punkte
  13. Endlich konnte ich den Westweg fortsetzen bzw. zu einem Teil auch wieder neu beginnen. Gestartet bin ich diesmal nicht in Pforzheim, sondern in Forbach. Forbach ist der erste größere Ort auf dem Westweg nach ca. 45 km. Ich hielt mich vor Beginn der Wanderung noch zwei Tage in Forbach auf, um etwas Ahnenforschung zu betreiben. Witzigerweise trägt ungefähr ein Drittel der Forbacher Bevölkerung meinen Nachnamen, was den Schluss zuließ, dass vor 200 - 300 Jahren einige Forbacher in meine Geburts/Heimatstadt Bremen ausgewandert sein könnten.. Forbach hat eine in Europa einzigartige Holzbrücke, die über das Flüßchen Murg führt.
    2 Punkte
  14. Und ich habe mich zuerst gefragt, warum du eine Leinwand unterm Arm trägst.
    2 Punkte
  15. Die kommende Nacht wollte ich in der Schutzhütte am Hexenplatz verbringen.. Hierbei handelt es sich um eine der Schutzhütten die einen Ofen verbaut haben.. leider war die Hütte etwas versifft.. hier hatte wohl die Dorfjugend gesoffen und gefeiert... naja. Reinhängen konnte ich mich hier auch nicht, daher musste ich auf dem Boden schlafen. Die Bänke waren zu schmal..
    2 Punkte
  16. Noch ein kurzes Selfie in einer Glasscheibe des Blauenhauses... Mann war ich fertig...
    2 Punkte
  17. 2 Punkte
  18. Heute war es leerer... Am Anstieg zum Belchen begegnete Ich niemandem.
    2 Punkte
  19. Der nächste Tag begann mit Niesel und Nebel... was Ich morgens noch nicht wusste: Es würde der längste Tag für mich werden.
    2 Punkte
  20. Unfassbar welche Menschenmassen sich auf dem Feldberg tummelten.. auf dem Westweg-Pfad hinauf zum Gipfel war Ich komplett alleine unterwegs, oben jedoch Halli-Galli. Daher habe ich nur wenige Pflichtbilder gemacht und bin schnell weitergezogen.
    2 Punkte
  21. Es kommt immer anders als man denkt: Kumpel abgesagt und Ich Zeit verloren... Ich wollte heute auf den Feldberg... von der Weißtannenhöhe aus gesehen ca. 32 km ... also absolut normales Tagespensum wie Ich dachte.. Der unschöne Titisee mit seinem angrenzenden Schwarzwaldkitschort war schnell erreicht... ich dachte nur wieder schnell weg und rauschte durch den Ort..
    2 Punkte
  22. Am darauf folgenden Tag war das Wetter wieder ok.. da mich am Sonntag ab Titisee ein Kumpel bis nach Basel begleiten sollte, hatte ich mir vorgenommen bis zur Weißtannehöhe zu gehen, um dann am nächsten Tag gemütlich nach Titisee zu schlendern, um Ihn am Bahnhof abzuholen.
    2 Punkte
  23. 2 Punkte
  24. Weiter ging es Richtung Hausach.. Am 20.09. sollte eine Freundin für einen Tag zu mir stoßen, daher konnte ich langsamer starten. Treffpunkt sollte die Freiersberger Hütte sein..
    2 Punkte
  25. Die Talsperre wird vom Schwarzenbach gespeist... unglaublich, dass so ein kleiner Bach soviel Wasser aufbringen kann, um ein ganzes Tal zu füllen.
    2 Punkte
  26. Das erste Stück des Weges führte mich vorbei an der Schwarzenbachtalsperre hinauf auf die Badener Höhe.
    2 Punkte
  27. Am 17.09. startete ich bei bestem Wanderwetter erneut den Westweg: Der Weg begann vielversprechend als steiniger Singletrail.
    2 Punkte
  28. Wohl einer der schönsten Berichte in diesem Forum. Große Klasse! Danke für die ganze Mühe, das Bearbeiten, Schreiben und Posten! Zeit zum Nachahmen müsste man haben... :-( (oder ein Sabbatical machen... mmh)
    2 Punkte
  29. Ich werfe mal den Ahrsteig ins Rennen. Anfahrt von Braunschweig nach Blankenheim ca. 5 Stunden. Dank sehr guteM ÖPNV im Ahrtal kann die Tour fast jederzeit beendet werden ohne zwingend den Rhein erreichen zu müssen Zum ZweiTälerSteig: ich würde den Weg auf jeden Fall von Waldkirch aus im Uhrzeigersinn gehen. Oder vom Parkplatz Landwassereck, gegen den Uhrzeigersinn laufend, starten. Dann geht man erst den langweiligen und flacheren Teil.
    2 Punkte
  30. ...Der Wetterbericht für Mansfeld-Südharz sagt für Samstag und Montag sogar Sonne, für Sonntag nur etwas Regen voraus. Mittelwind lt. Kachelmann bis ca 30 km/h. Klingt nicht nach dem schlechtesten Wanderwetter.
    1 Punkt
  31. @ChristianS Alte Schwarzwald-Regel: Hier ist das Wetter immer schöner als anderswo Zweitälersteig ist sehr abwechslungsreich, besondere Highlights sind die Zweribachwasserfälle und die Kastelburg. Viel Spaß dabei.
    1 Punkt
  32. Elsterperlenweg und Saalehorizontale kombinieren, je 70km ca. beides Rundwege und durch die Wegführung flussauf- und abwärts easy verkürzbar. https://www.elsterperlenweg.de/ https://www.saalehorizontale.de Laut Wetterprognose auch nass - aber deutlich weniger Wind.
    1 Punkt
  33. Ich würde in den Südharz ausweichen. Erfordert keine gravierende Umplanung der Anreise und ist wesentlich milder+trockener als der Nordharz oder der Brocken. Und dank Karst, Bachschwinden, Dolinen, periodischem See, Kupferbergbau, Heimkehle, Kyffhäuser.... auch recht abwechslungsreich. Kenne das Gebiet bisher nur von Tagesausflügen, was auch im November noch recht schön und mild war. Auch gibt es schöne Wege, weniger Schotterpisten. Übernachten im Biwakstil scheint kein Problem zu sein, wenn man nicht gerade in Gruppenstärke auftritt. Werde wohl Ende Oktober dort wandern gehen auf dem Karstwanderweg.
    1 Punkt
  34. Der Anstieg war anstrengend.. und es war noch relativ warm..
    1 Punkt
  35. Bis Hausach in Sichtweite kam... in Hausach hatte Ich spontan ein Zimmer in einer Pension gebucht..
    1 Punkt
  36. Klasse Impressionen ... und der tolle Virga 2 ist auch wieder dabei
    1 Punkt
  37. noodles

    Berliner Stammtisch

    Hier ein Vorschlag für 1.5 Tage und hier für 3.5 Tage In Templin ist man mit dem Zug von Berlin in 1,5 h Wenn es nicht mehr als 5 Mitfahrer sind, könnte ich bei der Variante 1 anbieten, alle am Bhf Templin abzuholen und zur Krüseliner Mühle zu fahren. Bei Variante 2 wäre Start und Ziel Templin Bahnhof.
    1 Punkt
  38. Schluchtensteig ist bei dem zu erwartenden Wetter Risiko. Pfälzer Waldpfad ist prima um die Jahreszeit, war dort letzten November, allerdings von der frz. Grenze nobo Richtung K'lautern. Bin gerade erst vom Heidschnuckenweg zurück. Kann ich auch empfehlen (besonders die Nordheide, auch wenn die Blütezeit inzwischen wohl ganz vorbei sein wird.
    1 Punkt
  39. Heidschnuckenweg! Schöner Weg durch die (u. a.) Lüneburger Heide. Ist sehr flach, deswegen wohl auch nicht so windig. Den nördlichen Teil kann ich dir empfehlen, geh also lieber von Hamburg nach Soltau, als anders herum.
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  40. Tag 75 Ich werde in der Frühe wach mit einem grummeln, ziehen und latenten Druck in der Magengegend. Ich wälze mich mich von A nach B um Positionen zu finden in den es sich weniger elend anfühlt. Embryonal geht ganz gut. Zwei mal stehe ich auf , weil es sich kurz vor übergeben anfühlt. Es ist 4 Uhr irgendwas. Und leicht nass geregnet bin ich auch noch, weil es wie angekündigt die Nacht noch geregnet hat und ich dann doch es mir recht am Rand des Tarps bequem gemacht habe. Ich döse zwischen Magenkrampf und Nieselregen noch ein wenig Zeit weg immer auch in der Hoffnung dass sich an meinem Zustand etwas verbessert- Übergeben vielleicht als Spannungsabbau... Tut es nicht. In einer Regenpause, stehe ich endgültig auf und packe meinen Kram zusammen, versuche mich an Salzstangen zum Frühstück – geht gar nicht und laufe auf nüchternen Magen und wahrscheinlich bleich wie der Nebel der mich umgibt los. Die Kühe werden nach dem Morgenmelken wieder auf die Weide getrieben, es ist kühl als ich gegen 6 Uhr aufbreche, im Kaunertal hängen Wolkenfetzen und ich bin nach wenigen Metern kaltschweißig nass, jeder Schritt fühl sich schwer an... geht aber so lange es keine Steigung gibt. Der Panoramaweg tut mir erst mal den Gefallen. In meinem Elend grübel ich über zwei Dinge wo's herkommt und was mache ich wenn's nicht mehr geht... Als Grund habe ich Quellwasser in Verdacht. Und was wenn's nicht mehr geht? Falkaunsalm, das sind 1,5h. Vielleicht kann ich dann da bleiben und wenn nicht, irgendwer fährt vielleicht ins Tal und kann mich mitnehmen... da werde ich erst mal Tee und Brühe ausprobieren und schauen was das mir mir macht. Im ersten Anstieg stelle ich mir die Frage ob ich das wirklich bis dahin schaffe. Ich mobilisiere ein paar Reste Selbstachtung und mentales Irgendwas, das mir mein nöhliges Elend und die Lust am Leiden gelassen haben und zwinge mich Schritt für Schritt mich meinem Ziel zu nähern und wenn es den ganzen Tag dauert... (mal abgesehen davon, es hat sich wirklich hundeelend angefühlt, körperliche Reaktionen wie auf eine leichte Vergiftungserscheinung – Kaltschweiß, Bauch hart gespannt, schwach...- und was mach ich? Ich geh wandern). Der Panaromaweg ist eigentlich wunderschön, die ganze Szenerie ist Wolken und Nebelverhangen, wunderschön, zumindest wenn ich es bewusst wahrnehme in den lichten Momenten aus denen ich auch meiner Innenwelt den Blick nach aussen richte. Nach 1,5 Stunden erreiche ich ein Schild auf dem steht, dass es noch eine halbe Stunde bis zur Falkaunalm sind. Ich heule fast. Hilft nichts. Also weiter. Die letzten Meter führen durch einen Wald, dieser öffnet sich unvermittelt, ich stehe auf einer Almwiese, die Falkaunsalm in Sichtweite, das Kaunertal, die Berge, Wolkenfetzen... zwei Stunden Höllentrip durch eine einsame Schönheit der Alpen. Ich trinke einen Pfefferminztee, die Küche ist noch nicht auf. Gut. Das Internet ist leidlich. Ich eruiere meine Optionen, frage nochmal nach Übernachtungsmöglichkeiten im Tal – hier oben geht nicht. Pfefferminztee Nummer Zwei. Besser. Okay Step by Step: An der Galruttalm gibt es auch noch eine Abstiegsmöglichkeit. Mit den beiden Tee's im Bauch fühle ich mich so, als dass ich probieren möchte, wie es sich anfühlt weiter zu gehen. Gesagt getan. Hier gehe ich auf den Dr. Angerer Höhenweg. Ähnlich dem Panoramaweg. Schmaler Pfad in die Wiesen oder in den Fels gehauen, teilweise ausgesetzt. Neu ist er ist ziemlich aufgeweicht vom Regen, matschig, rutschig, teilweise sind kleine Stücke wegerodiert bzw. machen Anstalten dies demnächst zu tun. Das Wetter spielt ein faszinierendes Wolkenspiel. Alle fünf Minuten was anderes. Teilweise kann ich keine 20 Meter weit sehen um von jetzt auf gleich wieder Wolkenfetzen die steilen Hänge hochtreiben, manchmal jagen zu sehen. Es ist unglaublich. Mir geht es besser. Gut ist es nicht, aber das elend ist weg. Ob der Tee psychologisch oder real geholfen hat- Pfefferminz bei Magen geht ja immer weiß ich- die Mischung macht's. Ich will nicht drüber grübeln. In mir reift die Vorstellung, dass es heute bis zur Verpeilhütte geht und ich da eine Nero machen kann. Mich pflegen, meine Matte, die heute morgen zu allem Überfluss nach einem ruckartigen rumdrehen von mir anfing wieder Luft zu verlieren... Ich bin von diesen Luma's langsam genervt. Ich erreiche die Galruttalm , hier kommen mir das erste und das einzige Mal heute Menschen entgegen. Ich horche kurz in mich rein. Geht bis Verpeilhütte. Mehr aber auch nicht. Der Galruttbach fällt wild und spektakulär ins Tal, die Aussichten sind grandios. Es regnet, ich ziehe den Poncho an, es ist etwas schwieriger die Tritte zu sehen, geht aber. Es regnet mehr, ich finde einen Felsüberhang und stelle mich unter. Tja. Warten. Kann es eigentlich sein, dass das Wetter in den Alpen bisher schlechter war, als auf all meinen 2100 Kilometern bisher? Vor allem Nasser. Alpen. Es wird weniger, ich laufe weiter. Bis zum Bodenbach. Ich stehe vor einem Schneefeld das dick und fett über dem kompletten Taleinschnitt des Bachs liegt. Okay. Niks besonderes, kenne ich. Der Weg sollte versichert über den Bach führen, da türmt sich jetzt zwei Meter dick Altschnee. So weit so gut. Es gibt aber auch keinen Weg drumherum und noch seltsamer keinen Weg drüber. Kein Trampelpfad, nicht mal ausgewaschene Tritte im Schnee, die darauf hinweisen, dass mal irgendwer drüber ist. Echt jetzt? Ich betrachte mir das Ganze noch einmal. Okay. Musste Drüber. Ich mache zwei Schritte auf das Feld, es ist schmierig geregnet, verharscht und sehr, sehr steil, 30% Gefälle vielleicht. Es hat sich weitere 100 Meter runter ins Bachbett geschoben – das wäre also meine Talfahrt. Mit Volldampf in ein felsiges Bachbett. Wenn's schiefgeht. Widerstand. Ich steige nörgelnd vom Schneefeld „Och nööö!“ Ich bin 1,5 Stunden hierher gelaufen. Ich eruiere noch einmal die Lage. Es gibt kein Verbotsschild, dass mich davon Abhält drüber zu gehen. Es gibt keinen Trapelpfad auf dem Schneefeld. Ich kann es nicht umlaufen, ich kann nicht drunter. Ich muss drüber. Ich weiß wie das geht. Ist nicht mein erstes. Ist auch nicht mein erstes kniffeliges. Ich atme tief durch. In einem Moment kontemplativer Selbstvergewisserung packe ich meine Stöcke aus, der eine lang der der andere kurz , während dessen betrachte ich das Schneefeld und suche mir eine Idealline. Ich atme tief durch und erinnere mich daran: jeder Schritt muss sitzen. Jeder Fehler kann hier tödlich sein. Ich mache meinen ersten Schritt auf den Schnee... ...ich weiß nicht wie lange ich im Schneefeld war, gefühlt eine halbe Ewigkeit. Es waren nur 10-15 Schritte. Ich habe unterwegs im letzten Viertel meine Linie etwas verzogen und kam zu weit oben raus... eine kurze Verzweiflung wallte auf... auf der anderen Seite angekommen guckte ich mir noch einmal an was ich da gemacht habe, zitterte die Restangst weg und begann wieder den Berg hoch zu kraxeln. Der Weg war aufgeweicht, Felstritte wackelig im nassen Erdreich, rutschig. Eigentlich ist der Weg unpassierbar dachte ich, warum gibt es keine Wegsperrung. Oben gab es eine Jagdstand. Ich setzte mich hin und ließ, die letzten halbe Stunde noch einmal ablaufen- aber es war ein sehr schwummriger Film, nicht greifbar. Ich esse Belohnungs- und Stressschokolade (-und mir wird nicht schlecht). Ich laufe Richtung Gsallbachtal, dass sich als wunderschöner Talkessel umrahmt von schwarzen Bergen präsentiert. Mordor denke ich schmunzelnd, während mal wieder Wolkenfetzen durchs Tal jagen und ich ganz alleine durch ein Blockschotterfeld balanciere, das schön mit Flechten überzogen ist und auch sehr rutschig. Ein Warnschild weist mich darauf hin, dass bei Regen und Schnee es gefährlich sei – ach ja. 2 Stunden noch bis Verpeilalm. Ich steige wieder hoch. Blicke zurück in den Talkessel. Mache einen kurzen Augenblickpause und genieße die Aussicht: Was du da gemacht hast chargiert irgendwo zwischen tiefsten Urvertrauen in dich und wahnsinniger Todesverachtung. Ich liebäugel damit es in Richtung des Ersteren aufzulösen, weil es mein Lebensthema ist und weil mir letzteres zu morbide ist. Ich laufe schön spektakulär weiter, die letzten Meter sind jedoch gefällig und doof zu laufen. Verpeilalm und des Rätels Lösung. Das entsprechende Warnschild, dass auf meiner Seite nicht da war. Die Almwirtin sagte sie wunderte sich schon warum niemand über den Weg heute käme und es so unglaublich ruhig heute auf der Alm sei. Ich trinke noch einen Tee und laufe gemütlich zur Verpeilhütte hoch – nachdem ich mich versichert habe, dass der Weg begehbar sei. Immer am wild tosenden Verpeilbach entlang, 200 Höhenmeter noch einmal. Ich bin da. Es ist 14.30. Neroday. Suppe mit Nudeln. Einchecken. Matte flicken. Tee trinken. rumgammeln. Ich bekomme einen scheußlichen Wurzelschnaps von der Hüttenwirtin, weil hilft und Magen-Darm wollen sie hier oben nicht. Hilft und schmeckt ...scheiße. Björn aus dem Zamer Loch kommt noch. Sein Bruder hat mit Magen Darm abgebrochen. Wir schnacken kurz. Das Madatschjoch ist wegen Geröllabgabg gesperrt. Es soll aber begehbar sein, es sind schon Leute drüber. Über das Verpeiljoch, soll nicht so schön sein und 3 Stunden länger. Es gibt zwei Fraktionen: die einen werden Versuchen drüber zu gehen, die anderen wollen umlaufen. Ich bin unentschieden. Würde aber mit einem Paar aus Memmingen es versuchen drüber zu gehen. Der Rest ist Hütten Diesdas. Ich gehe früh ins Bett... Tag 76 … ich frühstücke gut und viel, gestern habe ich mich weiter auf Suppen- und Tee-Diät gehalten. Ich breche mit dem Memminger-Pärchen auf. Jeweils 15 Kilo auf dem Rücken - für eine Hüttentour! - und 10 Jahre Altersunterschied (wobei ich eher dazu neigen würde ersteres stärker zu gewichten – als UL-Klugscheißer), unsere Wege trennen sich schnell. Psychologisch finde ich es dennoch gut. Björn ist schon um 6 Uhr aufgebrochen. Ich habe die Gewissheit wenn ihm was passiert finde ich ihn und ich weiß wenn mir was passiert finden die beiden aus Memmingen mich – nur ihnen darf nichts passieren, aber sie sind zu zweit. Wir sind eine Seilschaft, irgendwie. Der Weg ist atemberaubend schön. Ich blickte auf die Madatschtürme, die Sonne scheint, der Blick zurück ins Kaunertal ist grandios. Und ich bin der einzige hier oben (klar wer ist auch so wahnsinnig und wagt sich auf einen gesperrten Weg). Es führt manchmal beinah weglos erscheinend in einen langgezogenen Talkessel flankiert von den Madatschtürmen und dem Schwabenkopf auf den Plagerosskopf und das Apres Madatschjoch zu... Die ersten Schneefelder, manchmal erkenne ich Björn Tritte manchmal nicht. Ich komme mir vor wie in diesen Trapperfilmen (gerne mit Charles Bronson) die ich als Kind geliebt habe... je weiter ich Aufsteige überkommt mich auch die Unsicherheit, was ist wenn ich nicht rüberkomme... ich laufe weiter. (Blick zurück) Auf der Höhe der Vergletscherung fängt es an tricky zu werden, ihr ist eine wilde Mischung aus Geröll und Erdreich runtergekommen, kein Weg mehr, keine Trampelpfade jener die schon hier durch sind zu erkennen. Der Abgang ist aufgeweicht und hat sich noch nicht zusammengerüttelt, Jeden Schritt machen ich zwei Mal, manchmal rutsch mir der der Tritt um eine ganze Beinlänge weg und ich mache Spagat im Steilhang, ich krabbel mehr als dass ich laufe. Blödsinnige Idee! Ich finde wieder sowas wie ein Weg bzw. eine versicherte Stelle. Der Einstieg in sie ist weggerutscht. Erster „sicherer“ Tritt in 1,20 Meter Höhe oder eine improvisierte mit Seilen versicherte Umgehung mit besserem Einsteig, dafür gemein rutschiger Schotter und nasses Erdreich – ich nehme letzter Variante. Ab hier ist das schlimmste Überstanden. Ich kraxel hoch aufs Joch. Antistressschoki. Geschafft. Geil. Schöne Aussicht. Wo geht’s eigentlich runter? Versichert. Ausgesetzt. Steil. Roh in den Felsen, Stahlseile und schmale Tritte. Okay. Tief durchatmen. Der Boden ist da wo er nicht Fels ist weiches Erdreich und Geröll -rutschig, schwer zu gehen. Aber geht. Ich kraxel auf eine Abbruchkante zu und denke mir und jetzt? Ich sehe einen Leitereinsteig „Och nööö“ Ich mah ja Leitern gar nicht. Fokus-Modus an. Ich gucke gar nicht was mich alles erwartet sondern, step by step gehe auf die Leiter, anderen Ende stehe ich in Stahlstiegen mit Seilen versichert in einer 5, 10, gefühlt 50, 100, 1000Meter abfallenden Felswand, die ich absteigend in einer leichten eliptischen Kurve quasi traversiere. Ich bin nicht gesichert. Und bei aller Ruhe und meinem Mantra „Hart, aber isso“ (Danke Denyo für den großartigen Song) merkt mein Körper ob des ganzen Adrenalins, das ihn durchflutet auf den letzten drei Stiegen, dass hier irgendwas nicht stimmt und der Kopf ihm was vorgaukelt was nicht stimmt. „Hart, aber isso“ ist Synonym für Gefahr in der ich bin! Panikreaktion meines Körpers. Meine Oberschenkelmuskeln versagen und fangen an zu krampfen. Ich rolle mit den Augen. Hier! Am Abgrund! Sowas! Echt jetzt?! Ich gehe in ein Zwiegespräch mit meinen beiden Musculi Vastus Lateralis (-die beiden stressen am meisten) und versprechen ihnen Schokolade, Abzittern, Dehnung, Massage und alles mögliche, nur dass sie mich jetzt hier nicht hängen lassen, weil 2 Meter über festem Boden ungesichert in einer Felswand stehend, dass macht die Gesamtsituation nicht besser. Es wirkt semi-gut. Ich Habe aber das Gefühl, mental wieder Gewalt über meinen Körper zu haben und mache meine letzten 3 Schritte noch mal 3 für den stabilen Stand. Durchatmen, Abzittern, nach oben gucken... ich hasse die Alpen. Das war mentale Schwerstarbeit. Meine Oberschenkel brennen wie Hölle. Ich laufe Richtung Kaunergrathütte. Die Ausblicke sind grandios. Ich laufe noch durch eine geführt Gruppe, der Bergführer hält einen Vortrag über Alpenwetter und mustert mich von oben bis unten: Turnschuhe, kurze Hose; Hemd, Daypack – personifizierte Hybris am Berg, deute ich seinen Blick. Auf der Hütte treffe ich Björn wieder. Er ist am frühstücken und genießt die Aussicht. Zurecht. Niemand sonst ist auf der Hütte es ist herrlich still. Wir steigen gemeinsam ab und wechseln auf den Cottbuser Höhenweg. Es ist wunderschön. Der Blick ins Pitztal und die gegenüberliegenden 3000er (fasst alle irgendwas mit -kogel), die Rüsselsheimer Hütte und die Ahnung des Mainzer Höhenweges. Wir unterhalten uns über alles mögliche persönliches, belangloses, intimes, berufliches... es ist gut mal wieder Gespräche zu führen, die über Touren, Ausrüstung und Wetter hinausgehen. Nach einer längeren Pause oberhalb von Plangeross unterhalb des Steinkogels trennen sich unsere Wege. Ich muss nach Mandarfen Geld holen, er macht weiter Pause. Er gibt mir aber noch mit, dass später noch ein „feiner versciherter Steig“ kommt. Aha, das hätte ich nicht wissen müssen. Auf dem Weg merke ich,dass sich Angst und Unsicherheit ausbreitet. Das geht zu schnell. Ich verfluche die Alpen. Ich merke auch ein trotziges ich habe keine Bock mehr aufwallen. Ich bin froh wenn die Alpen vorbei sind. (jaah, das ist ein Weg und ich meine nicht den kleinen braunen flitzel links unten in der Ecke...) Ich stehe vor dem versicherten Steig. Wo geht’s hier den runter, ich sehe gar nichts. Ich steh vor einer 20 Meter tiefen schartenartigen Einkerbung steil abfallend an einer Felskante. Okay. Ich sehe auf der anderen Seite wo der weg weitergeht und versuche herauszufinden was mich hier erwartet. Ich weiß es nur so ungefähr als die ersten Schritte nach vorne mache. Ich laufe erst mal parallel zum einer steil abfallenden Felsplatte die mich zum Scheitelpunkt oder einfach bis zu einer steilaufragenden und abfallenden Felswand führt – ihr sehe ich Stahlstiegen 10-15 Meter abwärts in den Fels gehauen. Über die Stiegen sickert Wasser. Sie sind schmierig rutschig, dass Sicherungsstahlseil ist so eng an den Feld gedübelt, dass ich es kaum umfassen kann. Ich fluche still in mich hinein. Der Fluch verhallt in der gefassten Ruhen meiner selbst in der ich Schritt für Schritt abwärts steige. Aufgerissene Finger und ausglitschen auf den Stiegen ignorierden. „Isso!“ Unten angekommen, renne ich die gegenseite quasi auf allen Vieren hoch „Use your Hate!“ Hoch mag ich das auch einfach lieber. Bis zum Rifflsee fluche ich ob der Alpen vor mich hin 3x in etwas 26 Stunden mein Leben zu riskieren ist doch kein wandern mehr. Fickt euch, Alpen! Ich bin froh wenn, ich hier mit Euch fertig bin. Nach Meran und aller spätestens nach Bozen wird alles besser usw.usf. … Der Rifflsee sieht von hier oben aus wie ein nachcoloriertes Alpenidyll auf den Postkarten meiner Oma. Kaum bin ich an der Bergstation der Rifflsee-Bahn holt mich die Realität des alpinen Tourismus wieder ein. Laute Musik, Menschenmassen. Ich fahre nach Mandarfen, in einen heißen Glutofen und einer Vorhölle aus Menschen, Alpennippes, Busladungen voller Tagestouristen, für die klassischen E5er bin ich zu spät, die sind schon auf dem Weg zur Braunschweiger Hütte bzw. haben sich schon die ersten Biere wahrscheinlich rein gestellt. Nichts desto trotz gönne ich mir Eis, kalten koffeinhaltigen Softdrink und was zu Essen. Es ist späterer Nachmittag und ich überlege ob ich noch bis zur Braunschweiger Hütte laufen soll. Zeitlich würde es passen und ich käme pünktlich zum Abendessen... oder entspannt und ich suche mir einen Biwakplatz auf dem Weg. Ich schlender Richtung Mittelberg und folge dem sich rasch verengenden Pitzetal... kurz vor der Gletscherhütte... ach komm' ich bleibe hier. Bett ist noch frei. Heiße Dusche! Klamotten waschen. Das erste Mal seit Sonthofen... Björn kommt später noch eingetrudelt. Bier. Schnack. Wie geht’s weiter. Er will am nächsten morgen früh raus und direkt nach Meran durchballern. Why not? Wir verabschieden uns schon einmal – vielleicht sehen wir uns nicht wieder. Tag 77 Wie verabredet weckt mich Björn um 6. Erläuft los, ich steh auf. Pack mein Gerödel. Frühstücke etwas und mache mich los. Ich wähle die Stanni-Route über den Wasserfall. Jägersteig – nur für geübte. Nee, hatte genug alpines Abenteurertum. Der Aufstieg zur Hütte ist um dem tosenden Wasserfall schön, nicht spektakulär. Schön eben. Ich steh dann auf einmal auf einer riesigen breiten Schotterpiste, die sich steil und in Serpentinen den Berg hochzieht. Nicht schön, aber irgendwie doch mit einem eigenen Charme beame ich mich weg und stelle mir vor ganz wo anders zu sein. Könnte es so nicht auch im Kaukasus aussehen? Es kommt wieder der Einstieg in den Singletrail Aufstieg, die ersten kommen mir entgegen. In anderthalb Stunden bin ich oben auf der Hütte. ...Hier wird gerade das Chaos des Frühstücks beseitigt. Es riecht nach deutscher Jugendherberge. Björn sitzt drinnen an einem Tisch und trinkt Tee. „Ach Mensch...“ wir schnacken kurz. Das Rettenbachjoch ist zu. Vereisungen auf der anderen Seite. Pitztaljoch, versicherter Steig und so viel schöner. Versicherter Steig? Come on. Wir reden mit der Hüttenwirtin, sie sagt der Rettenbachabstieg sei auf 300 Metern komplett vereist und kaum passierbar. Das sei aber eh nicht so schön. Versichert, was heißt dass denn? Ausgesetzt? Stahlseile, Leitern das volle Programm? Genau informationen bekomme ich nicht. Björn meint aber es sei nicht so wild, das hatte er aber auch schon über den am Cottbuser Höhenweg gesagt... Er geht auf jeden Fall übers Pitztaljoch. Er schenkt mir seinen letzten Rest Teewasser und macht sich los. Wir verabschieden uns und einem rührseeligen Moment erzähle ich ihm, dass er auf all den 2300 Kilometern bis her der einzige sei der mich nun mehrere Tage am Stück quasi begleitet und das ich das was sehr besonderes finde. Hugs. Tschüss, zum zweiten Mal. Ich trinke Tee und schwanke zwischen „Isso“-Pragmatismus und Selbstmitleid. Ich frage noch mal die Almwirtin, sie sagt mir nochmal das gleiche. Was erwarte ich auch. Trotzig laufe ich los. Mache den Aufstieg schnell. Keine Zeit lassen zum denken, der Angst keine Zeit lassen – ich bin schneller, weil schlauer.Ich laufe die Flanke des Karleskopf entlang und auf den Grat zwischen ihm und dem Pitztaler Jochköpfle. Er wird enger, aufgesetzter. Versicherung direkt in der Felswand. Ich bin bin schon oben – das ging schnell. Befreidigt stelle ich fest. Es war nicht so schlimm und es hat die Wellen von Ängsten glatt gebügelt- gut für die Seele. Gut für die Psyche. Auf dem Joch genieße ich die Aussicht. Sehe die Bergschulen geführten E5er auf einer Perlenkette aufgereiht im Schneefeld, langsam absteigen. Ich unterhalte mich etwas mit einem Ehepaar aus dem Schwarzwald, sie wollten dass ich ein Foto von ihnen mache. Ob der Menschenmassen im Schneefeld nutzen wir die Zeit und schnacken etwas ausgiebiger. Die beiden laufen den E5 selbstorganisiert, bis Bozen. Von Oberstdorf aus. Und wo willst Du noch hin? Verona. Ah, den Ganzen E5. Und wo bist du gestartet. Ich druckse. Wie immer. Ähm, in Flensburg. Große Augen. Wow. Das ist ja großartig... was folgt sind, dann immer die gleichen Fragen: Wie lange unterwegs, ist das wirklich alles in deinem Rucksack usw. Es streichelt meinen Narzißmus. Die Gruppen haben genügend Vorsprung. Ich wage den Einstieg ins Schneefeld. Rutschig. Sehr rutschig. Moment. Ich setzte ich auf den Po und rutsche das Ding auf meinem Hintern runter. Geiler Scheiß!! Es macht einen riesen Spass. Ich juchze und schreie vor Freude. Ich schiebe an einem Vater mit seiner Tochter vorbei und strahle ihn an Das erstmal Schnee in der Unterhose seit über 30 Jahren – wie geil ist das denn!?!. Er guckt mich an: Ähm ja, nee vielleicht wenn man danach in eine Hütte einkehrt und seine Sachen trocknen kann. Boah! Erwachsen-Sein kann sooo langweilig sein! Ich rutsche weiter runter. Unten angekommen treffe ich... Björn. Diesmal Abschied for good. Er lässt sich mit dem Bus durch den Tunnel kutschen um nach Vent zu laufen. Ich mache mich auch mit dem Bus weiter Richtung Mautstation und schenke mir das Rettenbachtal. Warum eigentlich frage ich mich im Bus? Aber da ist es schon zu spät gewesen... Ich muss noch auf meinen Bus warten. 15 Minuten. Ich setze ich also zwischen die Schulklassen (!) und geführten Alpenüberquerer*innen und warte. An den Tisch sitzen zwei ältere Frauen, ein Mann mit Topfenstrudel kommt dazu und fragt ob jemand etwas möchte. Ja ich sage ich lachend. Ich habe eher die beiden Damen gemeint, entgegnet er. Die beiden Damen verneinen. Und er schiebt mir ein Stück Strudel rüber. Danke. Und das Gespräch ist eröffnet. Was macht ihr so? E5 Oberstdorf – Meran. geführt. Was steht heute noch auf dem Programm? Keine Ahnung, wir laufen nur hinterher. Lachen. Du so auch bis Meran? Nee, Verona. Boah, das sind ja noch 200, 300 Kilometer. Ja, so 300. Und bist Du auch in Oberstdorf losgelaufen. Schulterzucken. Nee, Flensburg. Und schiebe mir diesmal recht gleichgültig ein Stück Strudel in den Mund (Ich hatte auf dem Joch schon üben können). Ich blicke in drei offene Münder, einer noch voll mit grob zerkautem Strudel. Kommentallos schiebt der Mann mir ein weiteres Stück Strudel auf meinen Teller: Das brauchst du mehr als wir! Auch sie können nicht glauben, dass in diesem Rucksack sogar sowas wie ein Zelt, Schlafsack, Isomatte usw. drin ist und dass das Ganze nur 2,7kg wiegt. Der Mann verschluckt sich an seinem Strudel. Mein Bus kommt. Tschüss. Viel Spass und Erfolg noch. Und Ne gute Zeit. ...Im Bus fällt mir auf das der Tag unglaublich dicht gepackt ist, es ist 10.30 als an der Mautstation aussteige. Irgendwie ging das jetzt ganz schön schnell. Zu schnell vielleicht. Ich steige auf dem Batiges Bödele Trail wieder ein. Es ist heiß. Beinah mediterran. Alpenröschen blühen. Es ist voll. Ich bin oberhalb von Sölden. Je weiter ich laufe, desto ruhiger wird es. Ab der Tiroler Stube habe ich den Trail wieder für mich alleine. Gaislachalm, Abstieg. Gaislach. Meine Knie meckern ob des steilen Trails. In Zwieselstein angekommen ist es brüllend heiß und gute deutsche Mittagsessenszeit. Ich kehre ein und gönne mir eine extraportion Eiweiß- Omelette mit Pfifferlingen. Wie geht’s weiter? Dann wohl heute noch übers Timmelsjoch. Überschaubar. Auf acht Kilometer verteilte 1000 Höhenmeter. Sieht topographisch entspannt aus. Da oben sehen wir dann weiter. Der Aufstieg zum Timmelsjoch ziiiiieeeeht sich. Er ist bisweilen steiler als gedacht, vor allem die letzten 400 Höhenmeter habens knackigerweise in sich. Ich fluche. Das Tal an scih ist eigentümlich schön. Weitläufig. Der Timmelsbach und die Timmelsjoch Hochalpenstraße mäandern mit dem Wanderweg durch das Tal hinauf gen Joch. Ein wenig ist es wie eine Zeitreise und ich stelle mir meine Großeltern mit ihrem Wohnwagen und ihrem ersten bescheidenen Wirtschaftswunder-Reichtum gen Italien zuckeln. Gänzlich unnostaligisch, sondern klatschnass geschwitzt komme ich oben an. Schmeiße meine Stöcke theatralisch hin. ITALIEN! 75 Tage, 4 Länder, 2300irgendwas Kilometer! Oh Mann! Yäy! Und Krass! Wie geil ist das denn? Es fühlt sich besser an als in Konstanz anzukommen. Aber das war ja auch eine Achtsamkeits-Übung für die nächsten Kilometer. Die Feste feiern. Also Pommes und ne große kalte Cola. Ich laufe bergab -aua – durch das ausladenende Tal des Timmelsjochbachs. Die Sonne steht tief und es sieht einfach nur schön aus. Als sich das Timmelsjochbachtal sich ins Passertal öffnet habe ich so langsam keinen Bock mehr – genug für heute. Ich mache mch auf die Suche nach einem Pennplatz, da ich aber bereits im Naturpark Texelgruppe bin, ist mir das wilde Pennen untersagt. Ich komme an der Alm Rabensetin vorbei, da steht ein Auto mit deutschen Kennzeichen. Kombiniere. Möglicherweise Gastgewerbe. Nein. Freundin zu Besuch. Ich bekomme trotzdem ein schönes Stück Wiese gezeigt mit grandioser Aussicht, wo ich mich hinhauen kann. Schön. Buona Notte!
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  41. Wenn man die Lasche abschneidet, könnte man bestimmt 2 g pro Schuh sparen. *duck*
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  42. here we go again... 8 Zeros waren es dann schlussendlich... damit hat sich so ein wenig das Gefühl eingestellt, dass mein E1E5 Thru-Hike zwei separate Trail waren, die zwischen Konstanz und Sonthofen locker verbunden sind, der starke landschaftliche Kontrast und die Trail-Charakteristik haben das ganze noch bestärkt... aber es ist okay. ich mein ich weiß ja was ih gemacht habe Tag 72 Ich komme sehr spät in Sonthofen mit dem Zug an. Viel steht nicht heute an. Soweit wie möglich Richtung Oberstdorf. Beim Supermarkt kaufe ich mir nochmal Wasser, das ich während der Fahrt getrunken und habe und schlendere langsam aus Sonthofen auf den Illerdam. Die Alpen werden schön rötlich illuminiert und werden mit jedem Schritt etwas größer – ich mag es einfach. Ich mache mir an der Iller etwas zu Abend – auf dem Damm ist viel los. Es gibt bei Fischen ein paar Teiche und einen Wald – so der Plan. Passt. Finde was nettes. Heute 3,4 Kilometer und ungefähr null Höhenmeter. Tag 73 Ich laufe gen Oberstdorf, werde umgeleitet und verlaufe mich erstmal. Die Iller in Oberstdorf ist eine Großbaustelle, nicht nett anzusehen, Ursprung meines Verlaufens und eine gute Vorbeireitung auf Oberstdorf. Es ist häßlich. Eine beliebige Ansammlung von alpin bis outdoor Nippes, schlechter Kaffee und unfreundlicher Service... ich weiß gar nicht mehr genau warum ich reingelaufen bin, irgendwas wollte ich in einer Drogerie kaufen – habe eh keine gefunden. Also nur Kaffee... Ich laufe los Richtung Spielmannsau, Tags zuvor hatte ich in @Martin von Dannen's Insta Account gelesen, das 40 Mio Menschen in D-land sich als Wandernd bezeichnen bzw. gelegentlich wandern gehen... er traf keine, klar die waren alle bei mir. Ich mache Tempo. An der Spielmannsau trennt sich das Publikum dann merklich. Tageswandernde bleiben hier und je größer der Rucksack umso deutlicher erkennbar, hier sind jene am Start, die das laufen was alle unter dem E5 verstehen Oberstdorf-Meran... Und ich mitten drin, in Turnschuhen und mit Daypack (in relation). Auf dem Weg treffe ich Stefan und Steffi aus Münster. Ich laufe ihm in seine GoPro aufnahme und kommentiere die auch noch, bester Start für eine gute Freundschaft. Wir laufen tatsächlich gemeinsam bis zu Kemptener Hütte, unterhalten uns viel über alles mögliche und ich flimmere jetzt irgendwo in Münster durch irgendwelche Wohnzimmer, wenn die beiden videogestützt von ihren Abenteuer erzählen. Viel „aaaah“ und „ooooh“ auf dem Aufstieg. Es gibt einige sehr matschige Schneefelder und einige sehr weiße zu queren, der Weg ist schön – gefällig im Vergleich zu dem was noch kommen wird, das hindert mich nicht schon jetzt begeistert zu sein. Am meisten begeister mich eine SchneefeldUNTERquerung! Ich hatte bei solchen ausgewaschenen Tunneln mich immer gefragt wie es sei durchzulaufen – jetzt weiß ich es. Nass und beeidruckend! Entspannte 3 Stunden später sind wir auf der Hütte. Brechend voll. Ein gemeinsamer Snack. Beide checken ein, ich laufe weiter. Aufstieg zu Mädelejoch.Es ist deutlich ruhiger hier. Klar, alle hängen in der Hütte, und NoBo's kommen mir grade nicht entgegen. Am ikonographischen Grenzschild noch schnell n Foto. Aussicht genießen. Der Abstieg ins Tal der Simms ist wild und beinah Menschenleer, hier kommen mir ein paar NoBo's entgegen. Ich entscheide mich für de Simmswasserfall, statt für die Hängebrücke auf dem Weg nach Holzgau. Als ich unter ihr herlaufe, weiß ich warum. In Holzgau, ergänze ich mein Abendessen um irgendwas auf, dass ich Lust habe, frische Tomate in dem Fall. Und laufe weiter die Lech entlang. Asphalt. Isso. Bin schon öder Asphalt gelaufen. An einer Quelle finde ich einen Pennspot. Ich weiß nicht was und wie es passiert ist. Aber ich habe mich kaum Bettfertig gemacht und gemütlich auf die Matte gefläzt merke ich wie der komfort immer weniger wird, erst mein Steiß und langsam der Rest des Körpers auf den Boden sinkt. Ein Loch1 Na toll. Also mache ich mich auf die Suche. Ich finde es. Geil. Also schnell noch flicken. Done. Good night. Doch nicht ganz. Es geht jetzt nur langsamer, aber ein Loch ist immer noch da... Ok. Nachpusten des nächtens, kennste ja und morgen weiter suchen. Waschen? Tag 74 Die Nacht war... so lala, lalala... okay sag ich mal. Ich habe die Nacht mit dem Fussende meies Quilts eine weitere Nacktschnecke ins Jenseits befördert, wie gestern schon. An der Quelle mache ich mich auf die Such nach dem weiteren Loch. Found it. Direkt auf der Rückseite des anderen Lochs- echt? Wie. Klar. Ich habe gestern schon versucht, die Matte von trockenem Schneckeschleim zu reinigen, in einem Moment der Unachtsamkeit bin ich wohl auf den Teil der Matte getreten, der auf dem Boden lag und dort lag sie nunmal auf einem spitzeren Stein. Egal Loch geflickt. Frühstück! Hier treffe ich den Berliner mit dem 25kg Rucksackmonster von gestern wieder. Er hat die Nacht in Holzgau im Hotel gemacht, weil er keinen Pennplatz mehr gefunden hat. Wir schnacken kurz, er zieht weiter, ich frühstücke weiter. Die Madausschlucht schenken sich viele E5 Wander*innen und lassen sich mit dem Taxi zum Traileinstieg shutteln, ich verstehe es nicht. Der weg ist gefällig, manchmal spektakulär und und wird auf den letzten Metern immer wilder. In der zwischenzeit haben mich drei Busladungen E5er überholt (wirklich, zwei Sprinter und ein T5, also viele Menschen). Wandernd treffe ich nur den Berliner wieder. Wir laufen ein Stück gemeinsam. Ich komme alleine am Traileinstieg an -wobei ich ja die ganze Zeit on trail bin – und mit mir kommt eine ganze Sprinterladung geführte E5er an. Puh. Also. Es soll jetzt knackig hoch gehen, ich mach erst mal Pause und schiebe mir ein paar Schokokalorien in Erwartung der Höhenmeter rein. Eine Frau fragt mich ob ich auch, darauf warte meinen Rucksack mit der Seilbahn hoch zu schicken. Entgeistert gucke ich sie an: „Äh..nein.“ Ich weiß a gar nicht, dass das geht, kenne nur den Taxi-Service erkläre ich mich, sie wiederum erklärt sich, dass sie ja ohne Rucksack viel schneller seinen – verstehe ich. Es sei ja auch schon 12 Uhr und so spät, nicht, dass es da oben keinen Platz mehr gebe usw. usf. Ich esse weiter Schokolade und merke das ich ihre Frage wirklich als Affront gesehen habe... ich schleppe meinen Pack doch nicht 2100 Kilometer hierher um ihn dann wie ein profaner E5-Massentourist in eine Seilbahn zu packen. Egal. Ich laufe los, der Weg ist voll mit den ersten beiden Busladungen, ich überhole alle. Auf den letzten Metern kann ich mir meine klammheimliche Freude nicht nehmen lassen und fragte einen den ich gestern auf der Kemptener Hütte getroffen hatte, in welchem Bus er saß – dem ersten. Yes! Billig ich weiß, aber es sind manchmal die kleinen Biestigkeiten, die auch Spass machen. Auf der Hütte laufe ich mit einer Sympathischen Mutter mit ihrem 16 jährigen Sohn ein. Die Hütte ist fast leer. Ich habe für den Aufstieg keine zwei Stunden gebraucht. Trail legs galore! Ich setzte mich hin genieße die Grandiose Aussicht, bestelle mir eine Suppe und sehe nach und nach die Massen einlaufen. Mit einigen die ich gestern schon gesehen habe unterhalte ich mich etwas. Irgendwann, ist es mir zu voll und ich gehe weiter. Aufstieg zur Seescharte. Ich komme an Unteren Seewisee vorbei, direkt an der Hütte, schön. Ich weiter auf, durch etwas ruppigere Pfade und Schneefelder und komme an den Mittleren Seewisee. Ein Traum aus Eis und Schnee. Ich bin fast versucht hier mein Tarp aufzuschlagen und mich weiter satt zu sehen. Es ist mir aber mit frühem Nachmittag viel zu früh und viele Kilometer waren das auch nicht. Also weiter – nach langem hadern zugegeben. Der Aufstieg zur Seescharte führt durch fieses Geröll. Es ist anstrengend. Oben angekommen...WOW! Ausblick Richtung Zamer Loch, die Silbernadel, Schweinrücken... wunderschön und es ist menschenleer. Ich steige langsam ab. Kurz unterhalb des Abzweigs zur Württemberger Hütte finde ich einen Spot, der gerade, flach, groß genug für ein Tarp ist und eine Bombenaussicht hat! Etwas früh. Aber hey bin ich in den Alpen um in Tälern zu schlafen? Nein. Wetter ist stabil und solls auch bleiben. Also... scheiß auf das runterreißen von Kilometern... ich bleibe hier. Wunderschön ist. Und langweilig ists auch nicht, ich muss weil der Wind immer wieder dreht, mein Tarp zwei mal Umbauen, am Schluss als tiefabgespanntes A-Frame, eng aber ok. Als ich das mache höre ich ein „Mahlzeit!“ ich fahre vor Schreck zusammen. Es ist schon fast Dunkel. Krass. Was? Ach der Berliner mit dem Monsterrucksack. Der hat direkt auf einer anderen Stufe was gefunden. Tag 75 Um 4.15 Uhr treiben mich Harndrang, Kondenskälte, Wind und innere Uhr aus dem Bett... Sonnenaufgang. Wunder-, wunderschön. Eiskalt, aber wunder,-wunderschön. Ich schlottere gefühlte 100 Fotos runter, packe mein Zeug und schnacke nochmal kurz mit meinem Nachbar. Auch alles Nass und kalt, aber grandiose Aussicht. Es kommen 1000 HM abwärts durch fieses Geröll. Unten im Lochbachtal angekommen, Klamottenwechsel, bin warm gelaufen, Zähneputzen, die haben zu sehr geschlottert da oben. Das Lochbachtal ist wild und menschenleer. Ich treffe zwei Jäger und frage sie was sie alles so jagen „alles was vier haxn hat“ -klar... aber was hat hier alles so zwei haxn?... Das Lochbachtal ist wild und gefällt mir sehr, zudem die Morgensonne es wunderbar in Szene setzt. Das Tal verengt sich zum Zamer Loch und wird und glaublich spekatakulär. Leider ist das Licht extrem blöde um Fotos zu machen – aber es bleiben ja die Erinnerungen. Ich treffe beim Abstieg Björn und Nils. Beide machen gut Tempo, wir sind eigentlich recht gleich schnell unterwegs. Statt PingPong im Überholwechsel zu spielen laufen, bzw. rennen wir einfach zusammen das Zamer Loch runter. Dabei kommen wir auch dazu uns etwas zu unterhalten. Die beiden wollen die Kaunergrat-Variante laufen, mehr Überstiege und weniger Menschenmassen – letzteres hört sich sexy an. Wir laufen weiter bis nach Zams. Dort checke ich in deren Rother, die Variante, fotografiere alle relevanten Infos und wir verabschieden uns. Ich habe keine Ahnung wie weit das ist, die Infrastruktur sieht mau aus, also gehe ich viel viel essen einkaufen. Lade noch einmal ausgiebig mein Handy und die Power-Bank in einem Cafe und stetz mich dann in die Venet-Bahn und lasse mich und viele andere hochgondeln. In der Seilbahn ist eine junge Frau mit Höhenangst, auf der halben Strecke ist sie in Tränen aufgelöst an die Brust ihrer Mutter gedrückt – sie tut mir leid. Oben angekommen schnell von den Massen trennen, nochmal 300 HM auf die Glanderspitze, diesmal zu Fuß. Oben ist die Hölle los. Also weiter, auf auf dem Grat Richtung Kreuzjoch. Die Aussichten sind grandios. In meinem Rücken braut sich jedoch was zusammen... hm. Regen nur, Gewitter? Und Wann und Wo zieht es eigentlich hin? Ab jetzt immer den Blick Richtung Himmel und in die Landschaft, wenn ich nicht gerade auf den Trail gucke, der ist an manchen Stellen ziemlich ausgesetzt. Am Kreuzjoch stehe ich vor dem Schild gehe ich durch das Pitztal, 35 Km an der Straße entlang oder wie alle im Bus? Oder gehe ich die Kaunergrat Variante? Ich habe für letzteres schon eingekauft, das war doch eine Entscheidung. Ich steige ab nach Piller. Nochmal 1000 oder mehr HM runter – aaaaauuuuuaaaaa! Verdammt, es tut weh! Ich gehe sehr langsam. Ich hätte in so nem komischen Anflug von männlicher Pimmel-Soli mit Björn und Nils das Zamer Loch runterrennen sollen, das ist toxische Männlichkeit und deshalb ist sie gefährlich. Macht auch Kniee kaputt... ist jetzt so. Jurz vor Piller finde ich was zum Ablegen und knall mich für eine Pause erstmal hin, ich bin müde ich bin siet über 12h wach, meine Knie schmerzen und zur Aifneralm, meinem heutigen Ziel sollen es nochmal 700,800 Hm hoch gehen. Ich döse tatsächlich für ne dreiviertel Stunde weg. In Piller finde ich erstmal keinen Weg und mein Wasser ist bis auf eine psychologischen Restschluck aufgebraucht. Ich laufe dennoch gen Aifneralm, Wasser kommt schon. Der Weg ist gefunden, es fängt an zu regnen. Kein Donnergrollen. Nur Regen. Sehr Gut. Ich finde Wasser an einer kleinen Quelle, der Aufstieg ist immer wieder von Schauern begleitet... in die sich so langsam ein Donnergrollen mischt und es dazu noch anfängt böig aufzufrischen. Gewitter und ich bin im Aufstieg. Aber im Wald. Kartencheck. Aifneralm unterhalb der Baumgrenze. Exponiertes meiden, sofern geht, und so trocken wie möglich zur Alm kommen – Masterplan. Hagel und Gewittersturm zwingt mich zu zwei ausgedehnteren Pausen. Schlussendlich komme ich doch recht trocken auf der Alm an. Schlafen kann ich hier nicht, sie bieten mir aber ein Stück Wiese an, dass Wind und Gewitter geschützt sei, die Nacht soll es nämlich nochma runterkommen. Ich wärme mich in der Stube auf, ich trinke zwei Bier für die Bettschwere und unterhalte mich mit den Gästen ein wenig. Schlafenszeit. Ich finde einen nicen Spot und baue auf und verkrieche mich in meine warmen Schlafsack. Ich bin ziemlich fertig...
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  43. Tag 62 Das Thema mit den Wetterseiten und dem Tarpaufbau hatte ich schon einmal – und es stellt sich immer, dann wenn es nicht sonderlich wünschenswert ist – zum Beispiel um 5 Uhr morgens. Das Gewitter gestern hat keine Entlastung gebracht. Böig frischte es auf, daraus wurden relativ schnell sturmartige Böen und dann kamen noch schneller dicke Regentropfen dazu... Die vorherrschenden Winde am Bodensee sind von West nach Ost... mein Tarp hatte seine offene Seite gen Westen. Ergo: Nacht vorbei. Hastig packe ich mein Zeug zusammen und rette mich und mein Zeug unter das Vordach noch bevor es richtig runterkommt...Immerhin. Es gießt. DerWetterbericht, sagt dass das bis 10h so bleiben soll. Ab ca. 8h wird es so wenig und der Himmel klart auf, ich riskiere das loslaufen. Das rumsitzen und warten macht mürbe. Eriskircher Ried. Es ist drückend kaltschwül und Mosikots geherrschen den Luftraum. Bewegung minimiert ihre Chancen auf Futter. Es ist unerträglich. Ich kann nicht mal pinkeln, direkt habe ich 2,3 von den Viechern auf ...naja... also Einhalten. Unter dem bleigrauen Himmel sieht, das Ried bedrückend und beeindruckend aus. Ersteres ist vornehmlich meiner Stimmung geschuldet - müde, schlecht gelaunt und E1-Kater. Ich habe gestern einen Thru-Hike abgeschlossen... schon gemerkt? Nee, noch nicht, aber eine latente Unzufriedenheit, die ich nicht greifen kann. In Langenargen Schloss Montfon wird schön angeleuchtet von der druchbrechenden Sonne, der Himmel bleigrau und schwer, die Alpengipfel begrenzen in scharfgeschnittenen Kanten den Horizont, der Wind wühlt es See auf... es ist beeindruckend , diesen Morgen...dann doch auch. In Langenargen verliere ich den Weg, finde dafür Kirschen. Finde den Weg wieder, werde vom See in Obstanbau geführt und erreiche gegen Mittag den mondänen Teil Lindaus, etwas später den Touristischen und es gibt Espresso, noch einen... nach einer längeren Pause, in der ich meine Einkaufsspot für die österreichische Etappe plane schlumpfe ich weiter. Fancy Eísdiele: Rote Beete mit Schokosplittern – Abgefahren! Und Superlecker!. Ich laufe aus Lindau raus und komme zum Verladebahnhof – es kommt nochmal richtig runter. Mein Lustlosigkeit, wünscht sich, dass ich hier unter dem muckeligen Vordach bleiben kann – mit all den anderen gestrandeten. Es hört nach einer Stunde oder etwas mehr auf. Es ist schon späterer Nachmittag. Ich checke Wetter. Die Nacht soll es noch einmal ordentlich runterkommen. Hostel in Bregenz? Camping an der Grenze? Stealth irgendwo? Ich laufe erstmal zurück und hole Wasser für eine etwaige Nacht. Und laufe los gen Grenze. In Zech (aslo 4 km hinter Lindau) habe ich ein Einsehen mit meiner Lustlosigkeit und geht auf den Camping. Suche mir einen Platz mit dem ich ein etwaig hereinziehendes Gewitter überstehen kann. Kaufe mir zwei Bier, bestelle Brötchen für den Nächsten Tag und habe einen netten Schnack mit einer Radwanderin. Den Regen verpenne ich... Tag 63 Rührig fragen mich meine Nachbar*innen ob, ich die Nacht ob des Regens gut überstanden hätte. Ja habe ich. Meine Laune ist auch spürbar besser. Klar: Snickers-Brötchen mit Nutella. Gute-Laune- Garant! Und das Wissen den Gewalten der Natur gestrotzt zu haben... ich glaub ich habe einfach nur gut und ausreichend geschlafen und schlechte Laune hat jeder mal. Immer am Ufer entlang geht’s Richtung Bregenz. Hier mache ich einen kurzen Schlenker in die Stadt rein – Voralpenresupply: Viel viel Schokolade gegen die (Ver)Hunger-Panik beim Höhenmeter machen. Um es vorweg zunehmen: 2600km und ich hab's nicht raus bekommen und immer zu viel Essen mit mir rumgetragen. Also in Bregenz btw zweites Frühstück – Polster anlegen. Meine GPX sagen ich soll auf den Bregenzer Hausberg, den Pfänder. Irgendwo hier soll auch die „ganz offizielle“ 2000km Trail-Kilometer liegen – ich habe sie hier mal pie mal Daumen gesetzt, wahrscheinlich war sie schon deutlich früher... Die Markierungen sagen niks über einen E5 aber über Wegmarken die ich kenne, also Orte die durchqueren soll. Ich treffe einen Barfusswanderer, der mir einen netteren Aufstieg empfiehlt. Kool. Steil, wurzelig und felsig. Ich klatschnass geschwitzt, keine Aussicht weil Wald... aber der Gipfel ruft. Irgendwie komme ich zwischen dem Hauptgipfel und dem Südgipfel an – Pfänderdohle. Meinen Weg und auch alle Markeirungen waren zwischenzeitlich nur halb aussagekräftig. Meine 2000er Marke habe ich somit verpasst und setzte sie abermals willkürlich hier oben. Foto. Pflichtübung. Kein Tamtam. Ich laufe immer auch auf der Suche nach dem Weg und mit beständigem Blick aufs Telefon aka Navi Richtung Dreiländerblick. Ich muss mich weiter mit Ortsnamen durchhangeln, weil eine E5 Markierung gibt es nicht, oder meine GPXies erzählen Blödsinn. Es gibt ja Menschen, die sowas abenteuerlich finden. Ich finde es kolossal nervig. Ich bin Streckenwanderer. Ich will die Wege laufen und nicht suchen. Laune im Eimer. Der Himmel sieht spektakulär und bedrohlich aus. Immer mal deutet er an was er bedeuten könnte: Regen. Wetter, Gemüt und unklare Schlafplatzoptionen lassen mich einfach weiterlaufen. Manche Dinge lösen sich ja von alleine, mache auch nicht, aber ich habe Strecke gemacht und kann am Ende sagen, wenigstens weit gekommen... in Lingenau, komme ich an die Grenzen dieser Haltung und beginne nach Pensionen und Gästezimmern zu suchen. Am Marktplatz ist eine Touri-Infotafel und ich finde einen Camping. Umweg zwar nach Hittisau. Ich hab ja eh keine Markierungen oder ich laufe die ganze Zeit eh freestyle und irgendwie ist es eh die Richtung so ungefähr, also was ist der Unterschied? Ich laufe also zum Camping Feurstein. Absurder Spot. Er erscheint mir wie die dörfliche Dauercamper-Variante von Jörg Fausers Kurzgeschichten. Eine Mischung aus familiärem Wohnzimmer, Dorftreffpunkt und Dauercamper-Kneipe, Holzvertäfelung, charmant Chaotisch. Die Besitzerin führt den Laden seit über 30 Jahren. Ich komme mir irgendwie deplatziert und genau richtig vor. Ich unterhalte mich mit einem Typen, der wirklich total durchgeknallt ist, er hat in einer -achtung Wortwitz: - in einer dreibändigen Trilogie seinen eigenen Schöpfungsmythos geschrieben, sucht einen Verlag und preist ungefragt allen sein Buch als Antwort auf alle Fragen an und freut sich seinen Wodka nicht mehr alleine trinken zu müssen und endlich mit jemand zu sprechen, der auf einem ähnlichem intellektuellen Niveau unterwegs ist, wie er. Meine Qualifikation: Ich habe fallen lassen, dass ich Studiert bin und ich bin bereit zuzuhören... ich steige aber sehr bald aus, weil in diese Sphären in denen er unterwegs ist, in die möchte ich nicht vordringen. Aber am Ende bin ich recht betrunken... Tag 64 Ich schlafe lange und frühstücke ausgiebig. Ich erfrage noch einmal einen Blick in die Karte um meine Weg Situation zu klären – meinen GPXies traue ich nicht. Sie sagt sie kann mich nahc Hittisau fahren, falls ich noch was einkaufen müsste, was ich verneine, dann würde sie mich bis ins Lecknertal fahren, der Weg bis dahin sei eh nicht so schön und da gehe es auf jedenfall auf den E5... ich gucke auf die Uhr. 10. Ich bin leicht verkatert und für mein dafür halten recht spät dran. Ich sage ja und denke mir das das eine gute Rechnung ist. Trotzdem um 10 am kooleren Teil des Trails und 5km Roadwalks gespart um irgendwie wieder auf Trail zu kommen. Wir unterhalten uns sehr nett über Landleben in Österreich und warum für das Landleben eine relative kommunale Eigenständigkeit wichtig sei... Sie lässt mich 500 Meter vor der Mautstation raus mit den Worten „Damit Österreich in guter Erinnerung bleibt“ - hat sie sich als Botschafterin verstanden eines Landes verstanden, dass dato eher mit den Vega Boys assoziiert wird, und etwas Werbung braucht, schmunzel ich ihn mich hinein... „Das tue ich“ und laufe los. Direkt an dem Flüsschen entlang, auf kleinen Pfaden. War aber nur ein shortcut... Roadwalks stehen erstmal an. Das Tal ist voller Hofläden. Kühlschränke voll mit Milchleckereien... hmja, bin noch satt von Snickers Brötchen... und mein Rucksack ist ziemlich voll mit Futterpanik... Ich schaue mir wechselnd Auslage, Wolken und Berge an. Ich mag ja an Bergwanderungen, den Aufstieg durch das Tal – es hat für mich eine wunderbare Spannung. Die Berge werden immer größer, das Tal immer enger, irgendwann kommst du an den Punkt an dem es steil bergan geht und dann vielleicht weißt du, wo genau dein Pass ist über den es heute rüber geht... diese sich aufbauende Spannung, die Erschöpfung des Anstieges, die Rückblickende Versicherung was alles geschafft wurde macht für mich die Passquerung erst zu dem erhabenen Moment, der sie nun mal ist. Also laufe ich weiter auf der Straße, folge den Schildern Richtung Hochgrat. Kurz vor dem Leckner See stehe ich an einer Kreuzung, ich könnte entweder Gradeaus auf Wegen zur Hochgrathütte oder auf Steigen. Beides dauert ungefähr gleich lange. Ich entscheide mich für Letzters. Hadere beim Aufstig, weil die Markierung recht mau ist und weil die Serpentinen doch ersteinmal recht ausladend wieder in der Tendenz zurück Richtung Hittisau zu führen scheinen. An der Rohnealp kommt dann auch der Steig, vorher Wirtschaftswege. Die Aussicht ist, trotz oder gerade wegen der Wolken grandios. Es wird steil im Anstieg. Knackige 200 Höhenmeter und dann... Menschen, Menschen, Menschen... ich bin auf der Nagelfluhkette, auf einem Premiumwanderweg (mit dem Namen „Luftiger Grat“ und wieder in Deutschland. Huch, das ging aber schnell. Der Name des Weges ist Programm: Gratwanderung. Wunderschön. Die Wolken, der Nebel, der Wind verwandeln die Szenerie im Sekundentakt: Von einem White-Nothing mit 100 Metern Sicht, hin zu Wolkenfetzen die vom Wind über den Grat getrieben werden... nur blauen Himmel gibt’s erstmal nicht. Aber Grautöne sind auch was sehr schönes. Das Staufner Haus lasse ich liegen – zu faul für den fünfminütigen Abstieg und laufe direkt zum Hochgrathaus. Heißer Kakao. Pause. Es ist erstaunlich frisch und sehr windig. Dennoch bin ich nassgeschwitzt ob des immerwährenden auf und ab's... Das soll heute auch Thema des Tages sein. Weiter geht’s zum Hochgrat – 1834m, höchster Punkt meiner Reise bisher. Sicht gleich Null. Trotzdem sind viele Menschen hier. Ich laufe weiter Richtung Rindalphorn. Es wird leerer. Ich bin wieder für mich alleine. Sehr angenehm. Die Menschenmassen kamen doch recht unvermittelt. Es gibt keine Fernsicht. Es stört mich nicht. Der Nebel gibt der Stille etwas mystisches – unterbrochen freilich von Kuhglockengebimmel. Der Rindalphorn wird umlaufen – also erstmal runter. Der Weg ist stark erodiert und rutschig. Mir ziehts einmal die Beine weg. Das hat ziemlich wehgetan. Kurzer Schreck. Der Weg ist steil, aber nicht exponiert. Also nur der Schreck, aber sonst keine Gefahr. Meine Hand tut ziemlich weh – gibt n ziemlich fetten blauen Fleck. Und dann geht’s wieder hoch. Burralpkopf. Irgendwo zwischen hier und dem Sedererstuiben setzt sich die Sonne gegen die Wolken durch und den Aufsteig zum Stuiben mache ich in strahlender Sonne mit grandiosen Fernsichten. Vesicherte Stellen dürfen auch nicht fehlen. Den Steineberg umlaufe ich an seiner Nordflanke (das war das Appetizer Foto ) Ein letztes Mal Aussicht genießen. Dann beginnt der Abstieg. Bei der Vorderen Krumbachalp gucke ich kurz beim Käsen zu und laufe gefällig und bisweilen knieunfreundlich bis nach Gunzesried. Hier löse ich mal dan ganzen Orgakram vvom Bodensee auf: Ich habe demnächst Geburtstag, meine Freundin kommt vorbei. Da das Wetter aber nicht freundlich vohergesagt ist, haben wir uns entschlossen ein paar Tage in München zu machen. Also ich kann mir jetzt die Zeit totschlagen und noch weiter bist Oberstdorf morgen laufen oder es auch sein lassen und schon heute nach München fahren (meine Mutter wohnt auch da und sie besuchen – wir haben uns auch schon länger nicht mehr gesehen). Also ruf ich meine Mutter an. Passt. Ich checke ob ich einen Zug nach München krieg. Ok. 5Km und in einer Stunde fährt der Zug. Challenge accepted. Nach 10 Minuten sind wegen einer Baustelle sämliche Trailmarkierungen weg. Ist auch eine willkommenen Ausrede. Ich halte den Daumen raus. Erstes Auto Lucky Me! Eine Frau, die mir umständlich erklärt, dass sie das erstmal Tramper mitnimmt und ich ihr doch bestimmt nichts tue – ich gucke sie verwundert an. „Hallo, das einzige gefährliche an mir ist, dass ich seit ein paar Tagen nicht geduscht habe und ich stinke, ansonsten bin ich sehr harmlos“ gebe ich zurück und dann erzähle ich viel über meine Mutter, meine Tochter und meine Freundin – das beruhigt. Natürlich komme ich nicht umhin zu erklären, warum ich so lange ungeduscht bin. Auch das tue ich. Sie bringt mich zwar nicht bis zum Bahnhof aber nah genug dran, dass ich entspannt hinlaufen kann. Als ich beim Aussteigen frage wie ich am besten hinkomme, merke ich, dass sie immer noch total aufgeregt ist und mir wirklich sehr wirr und umständlich erklärt wie zu laufen habe – manche Abenteuer fangen für manche dort an wo sie zum ersten Mal einen Tramper mit nehmen, denke ich mir. Zum Glück gibt’s Google Maps, mit ihrer Beschreibung hätte ich den Zug sicherlich verpasst... Musik auf die Ohren und auf gen München. Und weil die wahren Abenteur ja bekanntlich im Reisen mit dem öffentlichen Personennahverkehr zu finden sind – sei noch diese Episode erzählt: Schienenersatzverkehr. Ich steige in den Bus, der Busfahrer zeigt rechts an meinem Kopf vorbei und sagt „Vorsicht“. Ich sehe ungemach, in Form eines stechenden Insekts oder etwas an dem ich mir den Kopf stoßen könnte, drehe mich, sehe nichts. Er noch mal „Vorsicht“ mit dem gleichen Fingerzeig. Ich gucke ihn irritiert an, bewege mich aber nochmal wegduckend eine imaginäre Wespe abwehrend... die sind ja aber auch verdammt schnell, manchmal „Was,Wo?“ Frage ich. „Pass auf, dass du mit deinen Stöcken hier keine Kratzer machst“... Ich hatte ich für ein paar Minuten vergessen, dass ich in Bayern bin. Ja, danke auch. Ein paar Bieren, folgen ein paar Zeros... es gibt einen Geburtstag zu feiern, es gibt Wiedersehen zu feiern, meine Schuhe aus Pforzheim sind schon durch und ich muss in München neue organisieren, es gibt eine Alpenüberquerung zu planen, es gilt es nach 2100km etwas auszuruhen, es gilt einfach die Zeit off Trail zu genießen... am Ende waren es acht Tage off. Und dann startet als Sahnhäubchen noch ne Alpenüberquerung, oder für die Zahlennerds 480km. 21000 Hm hoch, und 20000 runter...
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  44. Water and suicide - ignorance is bliss! Der nächste Tag war vor allem von Wasser geprägt - zum Glück nicht von oben. Wie im weiteren Verlauf noch öfter ging es eigentlich ständig neben, oberhalb oder über Bächlein - alles sehr schön anzusehen. Dazwischen eine erste Bärenwarnung, die ich zu ignorieren beschloss Andere bedrohlich aussehende Warnungen, die ich eh nicht lesen konnte Und eine gesperrte Brücke, über die ich mich - mangels alternativen und ordentlich Strömung und Felsen erfolgreich wagte Weiter mit Wasser, Wassre und...Wasser. Ich will gar nicht wissen, wie das zur Regenzeit oder Schneeschmelze aussieht, aber die zahlreichen Wassersperren und -Brecher geben einen Vorgeschmack. Vorbei an Reis, Dörfchen und der berühmten Bittergurke, die das Geheimnis der steinalten Japaner sein soll, schraubte ich mich langsam Höhenmeter hinauf. Ach und natürlich...noch mehr Bächlein Auf dem vor mir liegenden Gipfel war ein größerer Schrein eingezeichnet, sodass ich mir ausreichend Campfläche erhoffte. Warum auch immer, aber murphey's law-artig, hatte ich die fiesesten Anstiege meistens, wenn die Puste schon etwas weg war, gen Abend, kurz vor dem Ziel - so auch heute. Aber oben angekommen entlohnte mich ein imposanter Schrein und kurz danach ein nächtlicher Blick auf ein in der Nähe liegendes Städtchen. Die Nacht war kühl und windig, ich war froh, nicht nur etwas Campfläche, sondern sogar ein komfortabel geschütztes Plätzchen für die Hängematte gefunden zu haben. Der Morgen nach dem verlassen des warmen Nests war umso kühler bis die Sonne endlich auftauchte - Zeit für ein warmes Ramen-Süppchen, wann hat man schon mal so einen majestätischen Tisch zum Frühstück? Dann noch eine kurze Sightseeing-Runde um den Schrein in voller Pracht bei Tageslicht gedreht und ab dafür. Das Glas Sake am frühen Morgen habe ich den Göttern gelassen. Doch halt - was waren das eigentlich für Plakate? Selbst ohne sie lesen zu können sieht das aus wie...Vermisstenanzeigen? WTF? Mir dämmerte es. Ich wusste zwar, dass der berühmt-berüchtigte Suicide Forest da irgendwo in der Nähe des Tokaido lag, aber ich hatte doch glatt allen Ernstes mehr oder minder mittendrin allein gepennt - mal gut, dass ich da nicht noch im Dunkeln über die Schilder gestolpert bin, selbst jetzt schauderte es mich noch gehörig - ignorance is bliss! Also nichts wie die Siebensachen gepackt und ab für ne Mark! Bald offenbarte sich der Blick auf Shizuoka, die Hauptstadt der Präfektur. Von Nahem kein wirklich schöner Anblick, eher ein Industriestädtchen. Aber einen hübschen Park mit einer Art Burganlage gibt es. Ich hatte beschlossen, mir ein Zimmer zu nehmen, um meine Sachen mal ordentlich trocken zu bekommen, durchzuwaschen, mal nicht 7eleven zu essen und mit dem Zug am nächsten Morgen ein Stück weiter zu hüpfen, um noch mal einen anderen Abschnitt des Tokaido zu sehen, die Landschaft ähnelte sich in den letzten Tagen zumeist doch ziemlich. Gesagt, getan: Auf die 'Trockner'-Konstruktion mit Fön bin ich schon etwas stolz... Zimmer bekommt man zentral um und bei 40€ wenn man etwas sucht. Klassische Business-Hotels älteren Standards, aber dabei nicht abgerockt, wie hierzulande in der Preisklasse und Baujahr. Hatte eher was von Zeitreise, in einem wie neu anmutenden späte 80er Jahre Zimmer zu pennen. Dorms sind dagegen eher die Ausnahme in derartigen Städten und Städtchen ohne großartigen Tourismus. Am nächsten morgen ging es ab nach Hamamatsu (eine genauso wenig sehenswerte Industriestadt) und von dort wieder auf den Trail - aber das ist eine andere Geschichte, wie der Märchenonkel so schön sagt
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  45. Hi Mil, ich denke das würden den Reisebericht hier sprengen, aber ich habe schon einmal mit dem Gedanken gespielt, einen Faden "UL in Japan" zu erstellen der dann gemeinsam und Stück für Stück mit Informationen angereichert werden könnte… Ich selbst habe da auch wirklich nur bruchstückhaftes Wissen…
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  46. Aller guten Dinge sind...Tag Drei. Nach 1,5 Tagen kam ich gen Abend am Motosu See an. Wirklich schön gelegen, der Japaner frönt (auch hier natürlich absolut vollausgerüstet der Angelleidenschaft) Es zog sich etwas zu und ich hatte schon bei Abreise zum Tokai gesehen, dass sich eine Regenfront um Tag drei ankündigte. In Japan wird das ganze dann mal schnell ein Taifun, zu erkennen an prognostizierten Regenmengen von 45l/qm und mehr. Orgakram am Rande: Wetter in Japan ist stark lokal und ändert sich entsprechend der Insellage sehr schnell. Relativ zuverlässig ist http://www.jma.go.jp/jma/indexe.html vor allem die Warnings nach Präfektur sollte man im Auge haben http://www.jma.go.jp/en/warn/index.html und natürlich die Tsunami, Landslide, Earthquake und Volcano Warnungen - aber sonst... http://www.jma.go.jp/en/tsunami/ http://www.jma.go.jp/en/doshamesh/ http://www.jma.go.jp/en/quake/ http://www.jma.go.jp/en/volcano/ Zurück zur Geschichtenerzählerei. Ich war also in Anbetracht des vermutlich anstehenden kleineren Tsunamis recht froh, als ich einen Birdwatching-Unterstand in absolut luxoriösen Hammock-Maßen entdeckte, zu dem sich nach Einbruch der Dunkelheit sicherlich niemand mehr verirren würde. Wie erwartet begann es dann auch bereits in der Nacht erbarmungslos zu schütten - selten habe ich ein festes Dach derart genossen. Als es hell wurde und ich immer mal beim rumdrehen ein Auge riskierte regnete es nach wie vor wie aus Eimern. Irgendwann konnte ich selbst im ultrabequemen hammock-Nest nicht mehr weiter dösen, aber auch nach ausgedehntem Frühstück, Zusammenpacken und vor sich hin sinnieren war von nachlassendem Regen noch keine Spur. Erst gegen 11 Uhr war deutlich weniger Regen angesagt, sodass ich mich auf durch den völlig durchgeweichten und bei immer noch recht hohen Temperaturen unglaublich diesigen Wald machte. Die Szenerie hatte schon etwas von sagenumwobenden Samurai-Abenteuer, aber die Anstiege wurden bei dem Untergrund nicht leichter - und die Aussicht oben nicht unbedingt entlohnender. Was die Stimmung angeht, bin ich doch ein ziemliches Sonnenkind, bei miesem Wetter hängt selbige bei mir schnell etwas durch, so auch an diesem Tag. Von unten Wasser, von oben Wasser, der recht anständige Wind sorgte immer mal wieder für zusätzliche Wasserladungen von den Bäumen. Dazu fleißig im aufgeweichten Waldboden versinken, ab und an mal wegrutschen und trotzdem schwitzen wie ein Tier auf Grund der Schwüle. Während ich mich also innerlich maulend und quängelnd die Anstiege hochschob und darüber sinnierte, weshalb ich nicht einfach in meinem Schönen Unterstand geblieben wäre (ein völlig sinnloses Gedankenspiel, der Boden wäre noch nächste Woche nicht ansatzweise angetrocknet gewesen) bemerkte ich irgendwann, dass da irgendwas an meinen Fesseln klebte. "Ah, eine kleine Naktschnecke, na sowas - schwupps, hinfort mit dir." "Nanu, Du sitzt aber fest. So, jetzt aber - und weiter geht's." Ein paar schritte später beim zufälligen Blick nach unten jedoch schon wieder irgendwas an der anderen Fessel - und Moment mal - die andere Seite blutet - und zwar nicht nur ein bisschen, sondern ganz amtlich - WTF? Späteres Bild Tja, Blutegel kannte ich bis dato nur als Wassertiere, nicht als Landbewohner. Die kleinen Biester saugen sich, sobald man drauf tritt von unten an die Schuhsohle und arbeiten sich dann munter hinauf und ab geht die Post. Späteres Bild Und der Wald war wirklich voll davon. alle paar Schritte fing ich an, irgendwas von meinen Schuhen zu schubsen, oder aus den Schuhen zu sammeln oder vom Bein zu pflücken. Der Laufrhythmus war eher ein 1-2-check-1-2-check, es war zu verrückt werden. Ich sollte noch Tage später beim Socken auswaschen ein paar winzige Gestalten aus dem Sockengewebe spülen, die sich selbst durch die Socken durchgearbeitet hatten. How much worse can it get? Ich war gerade dabei, per GPS Track zu checken, ob ich den richtigen Abzweig genommen hatte, als sich zwei besonders flinke Gesellen schon an meinem Socken hoch arbeiteten. Das Telefon schnell in die Hüftflossentasche geschoben, vorgebeugt, abgesammelt und - klatsch - Mein Telefon landete zielsicher und Murphey's Law konform mit dem Bildschirm zuerst auf dem einzigen Stein weit und breit. Aufgehoben, Screen nicht nur etwas, sondern mal so richtig amtlich gesplittert. In sekundenbruchteilen schossen mir Gedanken durch den Kopf: Du stehst mit Blut die Knöchel herunterlaufenden Beinen und langsam rötlichen Socken im mit Blutegeln verseuchten Schlick irgendwo im Japanischen Wald. Du bist völlig durchnässt, Du kannst kein einziges Schild lesen, es ist Tag drei von drei Wochen und jetzt hast Du es auch noch geschafft, Dein Smartphone und GPS zu schrotten? Na gratuliere! Als ich dann auf den on-knopf drückte, und nach einem winzigen Moment der Verzögerung das zersplitterte Display aufleuchtete und der GPS-Track noch immer halbwegs erkennbar war, zumindest im oberen, linken Drittel, war das Aufatmen dementsprechend groß.
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