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Anzeigen von Inhalten mit der höchsten Reputation auf 28.01.2022 in allen Bereichen
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Danke euch allen für die vielen Antworten Ich sitze schon 14 Tage daheim, die erste Hälfte in Quarantäne, die zweite Hälfte infiziert mit leichten Symptomen. Heute wollte ich mich freitesten aber leider ist der Test noch positiv. Ihr habt mir mit diesem Forum die Zeit so super schön gemacht. Ich habe so viele tolle Tips gelesen. Habe einen alten Synthetik-Schlafsack zu einem Quilt genäht, meinen Deuter Rucksack von 1,5 kg auf 664 Gramm abgespeckt, aus einem alten Kinder Regenponcho einen wasserdichten Packsack genäht, Isomatten abgeschnitten :) und viele andere Kleinigkeiten gewurstelt. Nach dem ich viele Nächte coronabedingt viel geschwitzt habe und mein Körper sehr viel ... nehmen wir halt das englisch Wort "ear wax" produziert hat und meine Lippen sehr trocken und spröde waren habe ich mich tatsächlich gefragt ob Ohrenschmalz vielleicht ein hilfreicher, körpereigener Stoff wäre und wie weit die Ultraleicht-Einstellung geht. Die Frage zur Zeckenwirkung finde ich nach wie vor spannend. Es gibt einige, die sich ihr ear wax vom Ohrenarzt rausspülen lassen aus medizinischen Gründen, wäre doch witzig wenn die sagen "zum mitnehmen bitte" . OK, also schließen wir das Thema damit ab Bleibt gesund und habt eine gute Zeit LG10 Punkte
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Wien - Nizza. In 78 Tagen durch die Alpen.
LaMarmotte und 7 andere reagierte auf berghutze für Thema
Tag 64 (17.08.) Balme bis Rifugio Vulpot, 21 km Morgens ging es den nächsten Bergrücken hoch, dabei unterhielt ich mich mit einem sehr netten Schweizer, der am Tag zuvor auch im Posto Tappa gewesen war – leider war ich aber beim Abendessen mit dem Rücken zu ihm gesetzt worden. Es ging an wunderschönen Seen vorbei (Laghi Verdi). Etwas oberhalb der Seen gibt es auch ein Bivacco. Das schien mir allerdings nicht gerade ein Geheimtipp zu sein und im Zweifel ist man dort vermutlich nicht allein. Nach einem ersten Pass (Passo Paschiet 2.431 m) ging es in einem Bogen ein Stück nach unten und dann wieder hoch zum nächsten Pass (Colle di Costa Fiorita, 2.440 m). Dort hatte ich erstmal kleinere Wegfindungsprobleme, danach ging es ziemlich steil einen unschön zu gehenden Grashang hinunter bis Usseglio (1.270 m). Ab Usseglio folgten etwa 3 km auf der Straße durchs Tal bis Margone. Das war aber nicht schlimm, denn für den Weg hatte ich eine Fanta und ein Wegeis erstanden. In Margone kam ich dann auch noch an einer sehr gut besuchten Bar/Restaurant vorbei, wo ich einen Hamburger, eine Cola und ein Mars hinterher schob. Auf ein zweites Eis verzichtete ich! Auf dem weiteren Weg ging es erst gemütlich an einem Bach entlang, dann einige Höhenmeter hoch zu einem Sumpfgebiet und schließlich durch ein sehr schönes Tal mit Blick auf den Rocciamelone. Das Wetter war den ganzen Tag fantastisch, blauer Himmel, nicht zu heiß und vor allem auch nicht schwül. Am Rifugio Vulpot traf ich dann wieder auf Pierre (den netten Schweizer), der mich wohl bei meiner Fresspause überholt hatte. Tag 65 (18.08.) Rifugio Vulpot bis Rifugio Ca d'Asti (inklusive Aufstieg auf den Rocciamelone), 15 km An Tag 65 sollte es auf den Rocciamelone (3.538 m), den höchsten Wallfahrtsberg der Alpen und für mich den höchsten Punkt auf der Wanderung, gehen. Ich startete bei blauem Himmel, aber die Wettervorhersage, derzufolge es bewölkt sein sollte, behielt leider recht. Während ich im Anmarsch war, waren auch die Wolken im Anmarsch. Leider verpasste ich morgens erstmal den Abzweig Richtung Colle Croce di Ferro (2.546 m) und lief geradeaus weiter durch das falsche Tal (da hatte man einfach so eine tolle Aussicht Richtung Rocciamelone...). Theoretisch könnte man auch von dieser Seite (quasi der Rückseite) über den Col della Resta (3.183 m) auf den Rocciamelone aufsteigen (vgl. die Route von Monty, Tage 63-70), allerdings war dieser Weg wegen eines Erdrutsches gesperrt, so dass sich die Frage für mich nicht stellte. Der Weg über die Capanna Sociale Aurelio Ravetto und den Passo della Capra (2.456 m), den ich statt dessen Richtung Rifugio Ca d'Asti wählte, war dafür ziemlich langweilig und ich querte ewig lang eine Bergflanke. Als es endlich an den Schlussaufstieg ging, holte mich der Nebel ein. Ich überlegte schon, direkt wieder ins Tal abzusteigen – was ich aber zum Glück nicht tat. Ich quartierte mich im Rifugio Ca d'Asti ein, ließ dort den Großteil meiner Sachen und stieg auf den Gipfel des Rocciamelone. Der war zum Glück hoch genug, um aus den Wolken herauszuschauen. Immer mal wieder wurde ich zwar kurz in Nebel gehüllt, aber insgesamt saß ich am Schluss eine Stunde auf dem Gipfel und schaute zu, wie die Wolken unter mir vorbeizogen. Dann stieg ich wieder zum Ca d'Asti ab, wo ich das schlechteste Essen vorgesetzt bekam, das ich je auf einer Berghütte gegessen habe. Aber immerhin war ich alleine im Zimmer. Beim Abstieg begegnete mir noch kurz ein Steinbockweibchen, das aber auch gleich wieder verschwunden war. Tag 66 (19.08.) Rifugio Ca d'Asti bis Susa, 12 km An diesem Tag stand "nur" der Abstieg über rund 2.300 hm ins Tal nach Susa an – was aber erstaunlich gut ging. Susa ist die einzige größere Stadt auf der gta mit richtigen Supermärkten, auf die ich mich schon seit Tagen freute. Etwas anstrengend war nur die Zimmersuche, da selbst in Susa das Internet derart langsam war, dass ich fast verzweifelte. Und auch mein T-Shirt-Problem fand eine Lösung: Mittags bekam ich von Pierre, der den Rocciamelone ausgelassen hatte und stattdessen einen Ausflug nach Turin machte, eine SMS, in der er mir anbot, mir ein Merino-Shirt aus dem dortigen Decathlon mitzubringen! Tag 67 (20.08.) Pausentag8 Punkte -
Ohrenschmalz
berghutze und 5 andere reagierte auf martinfarrent für Thema
Nee, dann weißt du, dass du sehr, sehr, sehr kurze Beine hast.6 Punkte -
Ohrenschmalz
cafeconleche und 4 andere reagierte auf trekkman für Thema
Mit Ohrenschmalz vermengte Bauchnabelfusseln ergeben vorzüglichen UL-Zunder.5 Punkte -
Ohrenschmalz auf den Beinen? Da müssten die Ohren ja nur so triefen, oder wird das angesetzt und homöopathisch verdünnt, damit die Menge passt? Neben Querdenkertheorien und Postillion bietet auch das UL Forum wirklich starken Unterhaltungswert für mich5 Punkte
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Hallo ihr Lieben, Ich lese eine Weile als Gast bei euch mit und wollte euch eine Frage stellen, daher habe ich mich registriert. Vermutlich passt sie nicht in diese Rubrik MYOG aber ich weiß nicht wo sonst ich das fragen kann, auch im Internet finde ich darüber nichts. Vielleicht hat ja jemand damit Erfahrung. Habt ihr schonmal überlegt, Ohrenschmalz zu verwenden zur Körperpflege? Ohrenschmalz hat antibakterielle Eigenschaften und wirkt abstoßend auf Insekten weil es bitter ist. Lassen sich Zecken von den Beinen abfallen wenn man die Beine mit Ohrenschmalz einreibt? Könnte man es als Lippenpflege verwenden oder auch zur Fußpflege? Vorallem den Zeckenversuch würde ich im Frühjahr mal gerne probieren. LG Knitty3 Punkte
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Empfehlung Zelt Norwegen + Bikepacking
Harakiri und 2 andere reagierte auf martinfarrent für Thema
Mein Tipp: Schau dir erstmal deine regelmäßigen Einkünfte (und dein eigenes, sonstiges Konsumverhalten) an und überlege dir, ob du langfristig mit einem einzigen oder mit unterschiedlichen Zelten unterwegs sein wirst. Für beide Strategien gibt es gute Gründe, und die Frage kannst du dir eigentlich nur in Kenntnis deiner eigenen Person und Umstände selbst beantworten. Danach entscheidet sich, ob du a) das Zelt für genau diese und ähnliche Touren suchst, oder b) ein Zelt mit einer möglichst großen Bandbreite.3 Punkte -
Ohrenschmalz
cafeconleche und 2 andere reagierte auf nitram für Thema
Hallo Knitty, das ist ja mal ein Einstieg ins Forum, Respekt. Also entweder bist Du Ultraleicht Next Level und wir sind dafür alle einfach noch nicht reif oder Du sitzt gerade mit einem schelmischen Grinsen zuhause und freust Dich, dass wir auf Deine Finte eingehen oder es ist einfach eine äußerst kuriose Idee.3 Punkte -
Ich bin mittlerweile ca. 30 Jahre wildcampend in Dtl. unterwegs und meine Hauptwanderzeit ist das Winterhalbjahr ( mehr Ruhe ). Bisher hatte ich im Winter noch nie Probleme, die wenigen Male die mich überhaupt jemand " erwischt " hat, waren eher vom Sorge und Mitleid geprägt . " Ist das nicht zu kalt, zu nass etc ? " Ich find im Winter kommt man auch mit den anderen Waldnutzern eher ins Gespräch, wer bei dem Wetter draussen ist, gehört zum harten Kern. Das sind zumindest meine Erfahrungen, sowohl bei den Forstkollegen als auch bei den Touristen.3 Punkte
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Ohrenschmalz
Krokodilalli und 2 andere reagierte auf cafeconleche für Thema
falsche Rubrik? Du weißt, dass du ultraleicht bist, wenn du erwägst, dir die Beine mit Ohrenschmalz einzureiben?3 Punkte -
200km Westweg im Winter: Von Pforzheim nach Titisee
Julia mit Hund und 2 andere reagierte auf Toni für Thema
Hallo zusammen, ich habe Anfang des Jahres eine sehr schöne Wintertour auf dem Westweg gemacht und wollte meine Eindrücke und Erfahrungen mit euch teilen. Auf den Weg gekommen bin ich u.A. aufgrund der vielen positiven Berichte hier und auf anderen Seiten. Ich habe die Tour zu dieser Jahreszeit sehr genossen und kann sie nur weiterempfehlen. Start: 02.01. vormittags Pforzheim Ende: 07.01. morgens Titisee Wetter: Eine bunt gemischte Tüte sorgte für eine sehr abwechslungsreiche Tour. 13C (max.) / -10C (min.) Sonne an Tag 2 in Forbach starker Regen und Wind an Tag 3 ab Mummelsee 10-15cm Neuschnee an Tag 4 ab Wilhelmshöhe Übernachtungsorte: Tag 1/km 32: Schweizerkopfhütte (schöne Aussicht, aber dementsprechend windig – wäre besser zur nächsten Hütte gegangen) Tag 2/km 71: Unterstmatt, Gasthaus Große Tanne (netter Gasthof, hatte ein Doppelzimmer für mich allein, recht teuer mit ca. 50€/Übernachtung) Tag 3/km 111: Haaghütte auf der Littweger Höhe (eine wahre Oase nach einem langen Tag mit Dauerregen und Wind bei 5C – es gibt einen Ofen, Holz und Schlafpritschen) Tag 4/km 152 Im Wald ein paar km nach dem Karlstein Tag 5/km 191 Im Wald nach der Weißtannenhöhe Resupply: Forbach (Netto), Hausach (dm) Gastronomie: Falafel in Forbach (unfreundlich, aber hatte als Einziger auf) heiße Getränke im Berghotel Mummelsee und dem Hotel Zuflucht (treffend benannt an einem kalten und nassen Tag) Gasthaus zur Blume in Hausach (hier gibt es ein richtig gutes veganes Hauptgericht!) Naturfreundehaus am Brend (freundlicher Service. Als Veganer*in kann man immerhin auf Salat und Pommes zurückgreifen) Ressourcen zur Planung: Die offizielle und sehr informative Westweg-Broschüre Interaktive Karte des Nord-Süd-Trails (super hilfreich zur Planung) GPX mit Schutzhütten und Wasserquellen von @Soulboy (eine riesige Hilfe unterwegs, danke!) D-Wanderer (war ebenfalls im Winter unterwegs) Fazit: Ich hatte zu Jahresbeginn sechs Tage Zeit und habe einige Wochen vorher angefangen, nach einer passenden Route zu suchen. Dabei kam die fixe Idee auf, den Westweg mal im Winter zu versuchen. Recht schnell wurde ich aufgrund der möglichen Schneemenge und niedrigen Temperaturen nervös und habe schon angefangen, Schneeschuhe, Cross-Country-Ski und Möglichkeiten zum Upgrade meines Schlafsystems zu suchen. Letztlich bin ich mit der Einstellung gegangen: Ich genieße die Zeit unterwegs und gehe weiter, solange die Bedingungen es zulassen – mit einem genauen Blick auf dem Wetterbericht und dem Wissen, wo ich den Weg notfalls verlassen kann. Ich hatte bis auf 'wasserdichte' Socken und einer zusätzlichen Schaumstoffmatte in Oberkörperlänge meine übliche 3-Season-Ausrüstung dabei. Diese Einstellung hat für mich sehr gut funktioniert. Dabei ist mir bewusst, dass ich durchaus Glück mit dem Wetter hatte: Bis Tag 4 war der Weg schneefrei. Als Neuschnee fiel, war Feiertag in Baden-Württemberg und viele Tagesausflügler haben die Wege für mich vorgetreten. Belohnt wurde ich mit wunderbarer Natur, einer abwechslungsreichen Strecke und schönen Begegnungen. Tatsächlich habe ich auch im Winter fünf andere Fernwander*innen getroffen! Das sind mehr, als ich auf allen meinen anderen Touren auf deutschen Fernwanderwegen begegnet bin. Ein Wort zur Gastronomie: Wie ich unterwegs in mehreren Gesprächen erlebt habe, leiden Hotels und Restaurants schwer unter der Pandemie und einer schneearmen Wintersaison. Falls ihr also demnächst auf dem Westweg unterwegs seid, kann ich nur empfehlen, fleißig einzukehren und sie so zu unterstützen. Ein großes Danke auch an den Schwarzwaldverein für den tollen Weg und die unzähligen schönen Hütten! Man spürt, dass dieser Weg mit Liebe gepflegt wird. Ich nehme viele einzigartige Momente von dieser Tour mit. Fotos The Hiking Life. Kopf einziehen, Hochebenen umgehen! Westweg => Westbach. Zuflucht nach einem langen, nassen, kalten Tag: Die beheizbare Haaghütte auf der Littweger Höhe. Neuschnee an der Wilhelmshöhe. Nachmittagssonne bei der Kalten Herberge. Magisch: Nachtanbruch bei St. Märgen.3 Punkte -
Jacke von EE reparieren
Dingo und ein anderer reagierte auf Biker2Hiker für Thema
Ja. Zum einen, weil es bei EE keine Jacken mit Daunenfüllung gibt. Zum anderen, weil der Begriff Daunenjacke allgemein oft fälschlicherweise für isolierende Jacken benutzt wird, wobei der TE explizit die Kunstfaserfüllung erwähnte.2 Punkte -
Wien - Nizza. In 78 Tagen durch die Alpen.
ma11hias und ein anderer reagierte auf berghutze für Thema
Kleines Fazit zur gta – Nordteil (ab Alpe della Colma) Auf dem bisherigen Teil der gta gab es auf jeden Fall schöne Etappen, öfters ging es aber auch einfach nur den Berg hoch, über den Pass und dann den Berg wieder runter, ohne dass der Weg oder die Aussicht besonders toll gewesen wäre. Ich hatte dadurch gelegentlich den Eindruck, dass die gta so ein bisschen gehypt wird und dass das Tolle an der gta mehr die Idee der gta (einsame Bergdörfer verbinden oder vor dem Aussterben retten), als die gta bzw. der Weg selbst ist. Der Weg und die Landschaft, durch die ich laufe, sind mir beim Wandern jedoch das allerwichtigste und den Dörfern, durch die ich unterwegs komme, gilt nicht mein primäres Interesse – aber das ist vermutlich Typsache. Vielleicht lag es auch an der Jahreszeit, dass mich die gta nicht so völlig vom Hocker haute. Im August wurde das Wetter zwar deutlich stabiler, aber dafür waren fast alle Blumen schon verblüht und herbstliche Farben hatten noch nicht Einzug gehalten, so dass die Berge auf eine etwas langweilige Art grün waren. Auf der gta erwarten einen auf jeden Fall krasse Höhenmeter, da der Weg fast ausschließlich aus Auf- und Abstiegen von einem Dorf über den Pass ins nächste Dorf besteht. Wenn man nur eine Etappe läuft, sind die Tage nicht allzu lang, wenn man zwei Etappen läuft, muss man aber auch über zwei Pässe, was regelmäßig mehr als 2.000 hm Aufstieg mit sich bringt. Für mich war die gta daher am Anfang vor allem auch psychologisch hart, da ich das Gefühl hatte, dass ich jetzt auf die Zielgerade einbiege (was natürlich Quatsch ist, wenn man noch um die 700 km vor sich hat) und da ich dachte, dass ich allmählich wirklich gut eingelaufen bin und jetzt mal ordentliche Etappen zurücklegen kann und dann das Gefühl hatte, dass ich nicht so recht vorwärts komme, obwohl ich lief und lief (was natürlich auch Quatsch ist bei den Höhenmetern, die man auf der gta zurücklegt).2 Punkte -
Ohrenschmalz
grmbl und ein anderer reagierte auf fatrat für Thema
Ich frage für einen Freund - was für einen CLO-Wert haben die Fussel? Wie atmungsaktiv? Wenn's nur annähernd so aussieht wie Alpha Direct, dann lässt sich damit SICHER Geld machen!2 Punkte -
Anschlussfrage: Wo sonst hin letzte Februarwoche?
einar46 und ein anderer reagierte auf Clemens für Thema
Haben wir dir jetzt die Lust auf das Elbsandsteingebirge genommen? Da gibt's ja nicht nur Matsch und bei einer Woche ohne Regen vorher, kann es auch ganz schön sein Der märkische Landweg ist wirklich schön, da muss ich @pylyr recht geben. Das ist so ein richtig schön "brandenburgischer" Wanderweg, wie schon beschrieben, mit immer mal kleineren Orten. Ansonsten fällt mir noch der "Oderlandweg" ein. Dazu auch hier ein sehr schöner Bericht mit super Aufnahmen: Oderlandweg im August 2020 Der ist m.M.n. eher unbekannt und führt entlang des noch unbekannteren Nationalparks "Unteres Odertal". Das ist eine mehr als einsame Gegend Brandenburgs vorbei an zahlreichen Gewässern mit uraltem Baumbestand. Ich hatte 2017 dort fast ein bisschen das Gefühl, in Floridas Sümpfen zu sein. Also wirklich eine spannende Vegetation und sehr sehr einsam.2 Punkte -
Wien - Nizza. In 78 Tagen durch die Alpen.
Kay und ein anderer reagierte auf berghutze für Thema
Tag 61 (14.08.) Lago d'Eugio bis Prà/Cateri, 19 km Vom Lago d'Eugio ging es nicht gleich runter ins Tal, sondern erst noch über einen Bergrücken (Passo della Colla, 2.170 m), dann erst folgte der Abstieg nach San Lorenzo. Mit einem Wegeis ging es von dort in ordentlicher Hitze ein Stück an der Straße entlang und dann stellenweise sehr steil durch den Wald nach oben. Dort verlief der Weg – ich war ganz erstaunt – für einige Zeit ohne großes Auf oder Ab in der Höhe, vorbei am Santuario Sant'Anna. Irgendwann ließ der Weg ziemlich nach. Der Wanderführer hatte bereits gewarnt, dass der Abstieg möglicherweise sehr zugewachsen sein würde und tatsächlich lief ich an dem Weg vorbei, ohne ihn überhaupt zu bemerken. Da ich von zugewachsenen Wegen wirklich genug hatte, ging ich lieber noch etwas weiter zurück und stieg statt auf der gta auf dem Sentiero Italia ab. So kam ich allerdings ein ganzes Stück weiter unten im Tal raus als geplant. Außerdem hatte ich zwischenzeitlich realisiert, dass am 15.08. italienischer Nationalfeiertag ist, an dem restlos alles ausgebucht war. Daher war Zeltplatzsuche angesagt. Im Tal fand ich auch nach längerem schauen nichts Gescheites (vor allem nichts hinreichend verstecktes) und war schon ein bisschen genervt. Da traf ich auf zwei Studentinnen aus Freiburg, die gerade den ersten Tag auf der gta wanderten und auch wild campen wollten. Mit zwei Zelten war es uns nicht mehr ganz so wichtig, dass uns kein Passant entdeckt und fanden zwischen Prà und Cateria schnell einen akzeptablen Platz. Dort stellten wir mit Freude fest, dass sogar ein Brunnen in der Nähe war. Und zum Fluss war es auch nicht weit (einer konnte ja immer bei den Zelten bleiben und aufpassen), so dass ich sogar noch ins Wasser hüpfen konnte, wovon ich schon den ganzen Tag geträumt hatte. Tag 62 (15.08.) Prà/Cateri bis Gias Massa, 22 km Morgens lief ich das letzte Stück nach Noasca und erstand dort einen Cappuccino sowie vom Frühstücksbuffet eines Hotels eine Gipfel-Nektarine. Wasserfall von Noasca: Dann ging es weiter nach Ceresole Reale. Der Weg dorthin war landschaftlich sehr schön und das Wetter gut. Eigentlich war mir mal wieder nach einem etwas kürzeren Tag, weshalb ich gerne in Ceresole Reale geblieben wäre, aber wegen Ferragosto war dort natürlich alles ausgebucht. Gegen 13:00 Uhr, als ich in Ceresole Reale einlief, erlebte ich dann den absoluten emotionalen Tiefpunkt auf dieser Wanderung, als ich wegen Ferragosto nichts zu essen bekam. Auf dem Weg nach Ceresole Reale hatte ich mir ausgemalt, was ich dort alles leckeres essen würde und dann hieß es am Rifugio und am Campingplatz (in einem „richtigen“ Restaurant versuchte ich es danach gar nicht mehr erst): nur Menü, auf Vorbestellung, leider alles ausgebucht. Der Wirt am Campingplatz sah glaube ich, dass mir die Tränen in den Augen standen und schenkte mir Bonbons. Ich weiß, dass das eine nett gemeinte Geste war, aber da ich schon älter als 5 Jahre bin, dachte ich mir nur, dass er sich seine blöden Bonbons sonst wohin schieben soll. So erstand ich nur fertig abgepackten Kuchen und Kekse und machte mich mit ziemlich schlechter Laune auf den weiteren Weg, den nächsten Berg hinauf. Die tolle Landschaft war mir egal. Beim Essen hörte der Spaß auf. Blick zurück auf den Stausee bei Ceresole Reale, der lange nicht gefüllt ist. Und die Gletscher oberhalb des Sees sind fast schon abgeschmolzen. Ich erreichte den Colle della Crocetta (2.641 m) und bekam einen ziemlichen Schreck, als ich sah, dass auf der anderen Seite gerade der Nebel hochzog - dort wollte/musste ich zelten. Und Kühe waren auch zu hören. Aber es half ja nichts. Ich stieg ab und suchte mir im Nebel einen Zeltplatz. Besonders wählerisch konnte ich dabei nicht sein. Flach ist anders (zum Glück erinnerte ich mich daran, dass schlaue Leute aus diesem Forum auf die Idee gekommen sind, ihren Rucksack unter die Isomatte zu legen, um Höhenunterschiede auszugleichen). Aber immerhin passte mein Zelt dorthin, Wasser war nicht weit und die Kühe in ausreichender Entfernung. Tag 63 (16.08.) Gias Massa bis Balme, 22 km Der Nebel hatte sich morgens weitgehend ins Tal zurück gezogen, leider führte mein Weg genau dorthin, nach Pialpetta. Dort gab es erstmal ordentlich was zu essen, einen Cappuccino und dann auch noch ein Eis. Im Nebel stieg ich auch wieder auf, vorbei an den Laghi di Trione zum Colle Trione (2.486 m). Leider hatte der Nebel nicht zur Folge, dass die Temperaturen etwas angenehmer waren, sondern nur, dass es tierisch schwül war – ein bisschen wie Dampfbad. So geschwitzt wie an diesem Tag habe ich selten. Und dann, endlich, sah ich auf dieser Wanderung einen Steinbock. Ich hatte fast das Gefühl, dass er auf sich aufmerksam machen wollte, denn kurz vor dem Pass hörte ich von oben ein komisches Geräusch. Und dann verschwand er auch schon wieder auf der anderen Seite. Während ich am Pass eine kurze Pause machte und mal wieder eine Gipfel-Nektarine vertilgte, riss der Himmel auf beiden Seiten immer mal wieder ein bisschen auf. 30 Minuten nachdem ich mich auf den Abstieg begeben hatte, kam dann die Sonne heraus und ich wanderte weiter nach Balme zu einem wunderbaren Posto Tappa mit W-LAN und Waschmaschine. Leider musste ich feststellen, dass an meinem T-Shirt der Rücken durchgescheuert war und sich ein Loch gebildet hatte. Mit Nähen war da eher nichts. Das T-Shirt machte nicht den Eindruck, dass es noch bis Nizza durchhalten würde, allerdings war mir schleierhaft, wo ich ein neues herbekommen sollte. Jetzt roch ich nicht nur wie ein Penner, sondern sah auch so aus. Das Essen in dem Posto Tappa war übrigens sehr lecker, wegen Corona wurden wir nur leider alle wie Fixsterne auseinander gesetzt, gesellig war das nicht gerade.2 Punkte -
Wien - Nizza. In 78 Tagen durch die Alpen.
Swiss Monkey reagierte auf berghutze für Thema
Im Sommer 2021 (soweit man das Sommer nennen kann...) lief ich von Wien bis Nizza durch die Alpen. Auch wenn der Bericht vermutlich sehr lang werden wird, werde ich versuchen, zu jedem Tag ein paar Worte zu schreiben - auch um die Gelegenheit zu nutzen, mir jeden Tag nochmal in Erinnerung zu rufen. Zur Strecke: „Den“ Wanderweg von Wien bis Nizza gibt es nicht, vielmehr stellt sich jeder selbst seine eigene Route zusammen. Ich habe dabei versucht, möglichst auf bestehende Fernwanderwegen zurückzugreifen (vielen Dank nochmal für den Hinweis auf waymarkedhikingtrails aus dem Forum), weshalb sich meine Route am einfachsten anhand dieser Wege beschreiben lässt: Nordalpenweg 01 von Perchtoldsdorf bis zur Oberst-Klinke-Hütte über Rottenmann weiter entlang des Steirischen Rundwanderweges dann auf dem Salzsteigweg 09 bis Villach/Arnoldstein Karnischer Höhenweg ab dort bis Locarno folgte ich der Wegbeschreibung aus dem Rother Wanderführer Wien – Lago Maggiore von Martin Marktl von Locarno bis Domodossola entlang der Via del Mercato (soweit möglich) über Villadossola auf die gta (von Alpe della Colma bis Santuario Sant'Anna del Vinadio) über Col de la Lombarde und Col Mercière durch den Parc national du Mercantour auf den GR 52 (unterhalb des Col de Salèse) bis Saint-Dalmas de Valdeblore über den GR 5 weiter bis Nizza Auf der Karte sieht das in drei Abschnitte unterteilt (sonst wurde der gpx-Track zu groß) so aus: Wien - Villach: Villach - Locarno: Locarno - Nizza: Und hier noch ein paar Zahlen: Strecke: um die 1.900 km Höhenmeter (Aufstieg): 115.000 bis 120.000 (für den selben gpx-Track unterscheiden sich die Angaben je nach App beträchtlich) Wandertage: 75 Pausentage: 3 längste Etappe: 38 km meister Aufstieg: ~ 3.000 hm Baseweight: 6 kg gezeltet: 15 Nächte (+ 5 Nächte in Biwak o.ä.) Regentage: aufgehört zu zählen (zu deprimierend) Überraschungen am Wegesrand (aka Trail Magic): 1 hilfsbereite Menschen am Wegesrand (aka Trail Angels): unzählige Damit dieser Bericht jemals fertig wird, hoffe ich, dass ich es schaffe in den nächsten Wochen jeden Tag zu ein paar Etappen etwas zu posten. Und falls ich dann noch Energie habe (und Interesse besteht) würde ich ggf. gesondert noch etwas zu Planung/Vorbereitung und meiner Ausrüstung schreiben. Viele Grüße Berghutze1 Punkt -
Vom Ikea-Prototyp zum X-Pac-Rucksack
Wander Schaf reagierte auf Okoko1 für Thema
Hallo Allerseits! Nutze mal diesen verregneten norddeutschen Sonntag, um euch von meinen beiden Projekten zu berichten. Nachdem ich mir vor etwa einem Jahr erfolgreich ein Tarp zusammengestümpert habe, dachte ich mir, ich probiere es einmal mit einem Rucksack. Mein alter GramXpert, den ich mir mal für den PCT zugelegt hatte, war dann doch nicht so meins und bevor ich mir wieder ein Backpack mit falscher Rückenlänge zulege, es aber zu spät merke, wollte ich lieber selbst Hand anlegen. Da Ikea ja unfreiwillig zur Bezugsquelle von so manchem Projekt wurde, dachte ich mir ich versuche mich mal an dem tollen "Tütenstoff". Da mit das Blau zu blau war, habe ich etwas in rot angefertigt. Inspiriert durch die Rucksäche von @Andreas K. habe ich nun folgendes im Schrank: Ging insgesamt dann doch recht gut, der Stoff ist mir allerdings zu flimselig und rutscht gerne mal beim Nähen weg. Die Seitentaschen sind aus Zeltboden, den ich noch übrig hatte und die Trageriemen aus doppelt gelegtem 3D-Mesh, in dem ich noch etwas Moosgumi für den Tragekomfort verbaut habe. Soweit so gut, dachte ich mir, aber ganz zufrieden bin ich dann doch nicht gewesen. Erstens ist er mir etwas zu Voluminös (Volumen: eine Bettdecke, zwei Wolldecken und zwei Sofakissen... Könnte also ein Dänisches Bettenlager damit ausrauben) und zweitens wirkt mir das Tütenmaterial mit den Nähten dann doch etwas instabil. Nach einem Besuch auf extremtextil, habe ich mich dann für ein schön graues X-Pac VX07 (165g/qm) und Ripstop (65g/qm) entschieden. Genäht habe ich mit Rasant 75. Das Ergebnis: Die Bodentasche ist aus irgendeinem Badeanzugsstoff, den ich mal lokal ergattern konnte. Genau wie der Stoff aus dem die Fronttasche besteht. Durch die schmaleren Seitentaschen braucht auch kein Bettenlager mehr zu zittern. Insgesamt bin ich super froh über das Ergebnis. Die Innennähte werde ich noch versiegeln und wenn meine neue Waage angekommen ist, kann ich auch etwas über das Gewicht erzählen. Ausgetestet wird das Ding dann in den kommenden Wochen.1 Punkt -
Den Link von berghutze auf jeden Fall mal lesen... EE ist ja schon was Edleres , da wuerde ich das auch "schoen" reparieren wollen... Entweder ein Stueckchen dauendichten Stoff aufnaehen ud evtl falls sich hinterher Kiele durch die Nahtstiche druecken mit klein bisschen Seamgrip +WP "dichten", evtl koenntest Du auch ueberlegen, EE anzumailen, ob sie Dir nicht eben ein kleines Stueck Stoff in einem Briefumschlag schicken koennen, wenn der Stoff farblich und von der duenne her passt, ist das hinterher fast nicht zu sehen. Oder eben OST machen lassen, die sind richtig klasse und preislich sehr fair. Edit OT: Sa 0.00 : mich von dem Wort Daunen in die Irre fuehren lassen und EE mit FF verwechselt, bitte letzten Beitrag von mir lesen, entsprechen passt auch mein "was Edleres" nicht, aber wenn schon jemand drauf geantwortet hat, waere es imho schlechter Stil, nachtraeglich den Ursprungstext zu veraendern1 Punkt
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Empfehlung Zelt Norwegen + Bikepacking
martinfarrent reagierte auf MarcG für Thema
Die haben ja ein langes Video dazu:1 Punkt -
Empfehlung Zelt Norwegen + Bikepacking
martinfarrent reagierte auf Tichu für Thema
Meine Erfahrung ist eher, dass Du mitleidig bis geringschätzend beäugt wirst bis hin zu der Frage, ob du dir denn kein richtiges Zelt leisten könntest, weil du ja mit so einer Plastiktüte im Minformat ankommst (das Vorurteil wird in meinem Fall durch drei immer hungrige und gern auch mal nicht frisch gestriegelte Teenies, die freiwillig mit den Eltern wandern, zusätzlich geschürt - das kann sich so mancher gemeine Camper nur mit Geldmangel erklären). Und regelmäßig neugierige Fragen, ob das denn bei Sturm hält. Je nach Vertrauenswürdigkeit des Fragenden und des Umfelds sag ich dann auch manchmal, dass ich mir im Falle eines Schadens halt im Baumarkt eine neue Plane kaufe.... Mit Wanderzelt bist Du auf jedem Zeltplatz mit Zufahrtsstraße eh in der Schublade "arme Schmuddelkinder". Wenn ich noch mehr "Sicherheit" bräuchte, würde ich mir die protzigste Zeltburg mit 4 Schlafcabinen, TV und Sat-schüssel oder wahlweise ein Edelwohnmobil mit Gasgrill und Terrassenfliesen suchen und mich danebenstellen.1 Punkt -
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Ohrenschmalz
Mittagsfrost reagierte auf Dingo für Thema
Taugt vielleicht auch für Surfbretter. Wobei Sex Wax verführerischer klingt als Schmalz Wachs.1 Punkt -
Märkischer Landweg fand ich wirklich laufenswert und abwechslungsreich. 217 km. Flacher als Sächsische Schweiz, dafür viele, viele Seen. Der Weg ist im Sommer schon fast menschenleer, im Februar sollte das noch weniger sein. (Wieviel Forstarbeiten dort um diese Zeit gemacht werden, das weiß ich nicht.) Läuft auch ab und zu durch Schutzgebiete, also vorher informieren, wo du nicht nächtigen solltest. (Der Überwachungsdruck ist aber deutlich geringer als im Elbsandstein...) Führt ab und zu durch Ortschaften oder an ihnen vorbei, so ist Proviantaufnahme oder Einkehren einfach.1 Punkt
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Heidschnuckenweg? Aber wenn du aus Bremen kommst bist du den wohl schon gelaufen. wir laufen den jetzt Anfang Feb. aber ohne Zelt (dafür mit Kind und Hund)1 Punkt
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Weserberglandweg? Von Porta Westfalica nach Hann.Münden über 224 km. Müsste in einer Woche zu schaffen sein. In meinem Blog gibt es einen Bericht dazu, zusätzlich noch eine POI-Liste als PDF und einen Track.1 Punkt
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Anschlussfrage: Wo sonst hin letzte Februarwoche?
joe reagierte auf martinfarrent für Thema
Rheinsteig? Relativ kurze Zugfahrt, zu dieser Jahreszeit nicht sehr bevölkert, logistisch (Nachschub) sehr einfach. Es gibt zudem recht viele Schutzunterstände, wenn du sie brauchst (und noch mehr in kurzer Entfernung von der Route). Außerdem sind die Pfade zum Teil recht spaßig - insbesondere im Lichte der Tatsache, dass der Trail ansonsten (logistisch eben) völlig simpel ist.1 Punkt -
Empfehlung Zelt Norwegen + Bikepacking
Jeha reagierte auf martinfarrent für Thema
OT: ... und einmal wieder meine Erinnerung an den Typen, der mir in Südfrankreich ein Essen spendieren wollte, weil ich mir nur einen Papierrucksack erlauben konnte (ZPacks Arc Blast).1 Punkt -
Tag 58 (11.08.) Agriturismo Belvedere bis Fondo, 25 km Vom Agriturismo Belvedere ging es nach ganz, ganz unten, hinab ins Tal, nach Quincinetto (280 m), dem laut Wanderführer tiefstgelegenen Ort im Piemont. Konsequenterweise folgte dann ein langer Aufstieg, bis es auf 2.036 m über den Colle di Pian Spergiurati einmal um den Berg herum ging. Das Wetter war toll, die Sicht war gut, aber leider gab es nur einen (wie ich fand) etwas langweiligen Blick in die Po-Ebene. Die Etappe haute mich nicht gerade vom Hocker und das gute Wetter fühlte sich an wie eine Verschwendung für diesen Tag. Am Rifugio Chiaromonte (zwischenzeitlich eine Selbstversorgerhütte, für die man einen Schlüssel benötigt) traf ich eine nette Wandererin, mit der ich mich etwas verquatschte. Danach musste ich mich ziemlich beeilen, um es noch bis zum Abendessen nach Fondo zu schaffen. Leider ging es ausgerechnet dann auf einem ziemlich unschön zu gehenden Gras-Trampelpfad weiter um den Berg herum, bis der Abstieg nach Fondo folgte. Auf der gta war ich an fast allen Tagen ziemlich viel (in der Regel zwei Wanderführer-Etappen, was auf der gta sehr viele Höhenmeter mit sich bringt) und sehr zügig gelaufen und fühlte mich bislang auch gut in Form. Beim letzten Abstieg nach Fondo vermeldete mir ein Teil meiner Beine, den ich bislang nie bewusst wahrgenommen hatte (irgendwas neben dem Schienbein, scheint für das Anziehen der Fußspitzen zuständig zu sein) allerdings, dass es jetzt etwas zu viel war. Daher beschloss ich, den nächsten Tag etwas gemütlicher anzugehen, was sich insofern hervorragend traf, als man nach der ersten Wanderführer-Etappe (Fondo bis Piamprato) 9 km an der Straße das Tal heraus laufen muss, so dass es ohnehin schwer geworden wäre, noch eine zweite Etappe anzuhängen (und dann wäre ich auch noch in Talosio gelandet - vom dortigen Posto Tappa habe ich nichts Gutes gehört). Tag 59 (12.08.) Fondo bis Valprato, 18 km An Tag 59 lief ich daher - neuer Tag, neuer Pass - in gemächlichem Tempo ein sehr schönes Tal nach oben bis zur Bocchetta delle oche (2.372 m) und auf der anderen Seite natürlich wieder nach unten. Das Wetter war schon wieder gut und der Weg ganz abwechslungsreich und zwischendurch auch etwas anspruchsvoller zu gehen. Inzwischen waren die Kühe allerdings bis auf die obersten Weiden getrieben worden, so dass die Almen nun von unten bis oben vollgeschissen waren. Der Weg führte links am Fels entlang: In Piamprato legte ich, meinem Vorsatz entsprechend, es etwas gemütlicher anzugehen, ein Päuschen ein. Einige Telefonate ergaben zudem, dass ganz Ronco Canavese schon ausgebucht war, so dass ich nur noch bis Valprato weiterlief. Diese (und die nächsten) Etappen verliefen übrigens am Ostrand des Gran Paradiso Nationalparks. Das ist die einzige Gegend, in der der Alpensteinbock nicht ausgerottet war, weil irgendein Vittorio Emmanuele sich ein paar Tiere für die Jagd bewahren wollte. Von hier haben sich die Tiere dann wieder verbreitet bzw wurden im restlichen Alpenraum wieder angesiedelt. Tag 60 (13.08.) Valprato bis Lago d´Eugio, 23 km Morgens ging es erstmal ins nächste Dorf, nach Ronco Canavese, zum Einkaufen. In Locarno und Villadossola hatte ich so viele Vorräte erstanden, dass ich schon dachte, ich hätte es vielleicht ein bisschen übertrieben. Nachdem ich am Tag zuvor aber die letzten Reste meines Proviants aufgegessen hatte, setzte ich alle Hoffnungen auf Ronco Canavese. Das Essen in den Unterkünften auf der gta ist zwar meistens ziemlich gut, aber sonst ist die Versorgungslage nicht die allerbeste. Die Einkaufsmöglichkeiten in Ronco Canavese übertrafen aber meine kühnsten Träume (für gta-Verhältnisse). Dort gab es u.a. einen Bäcker mit kleinem Lebensmittelladen, der sogar Müsli hatte, und ein Feinkostgeschäft, aus dem ich mir gefüllte Crepes mit auf den Weg nahm. Und als ich dann noch hörte, dass es in Ronco Canavese gerade einen lokalen Corona-Ausbruch mit 30 Fällen gab, war ich nicht einmal mehr traurig, dass ich dort am Tag zuvor kein Bett mehr bekommen hatte. Voll bepackt machte ich mich an den Auf- und Abstieg nach Talosio. Unterwegs bemerkte ich, dass ich versehentlich dem Sentiero Italia statt der gta gefolgt war – aber egal, Hauptsache richtiger Pass (Colle Crest, 2.040 m) . Und das Wetter war übrigens schon wieder gut. Unten im Tal Ronco Canavese: Blick ins nächste Tal Richtung Talosio: In Talosio traf ich bei der Suche nach dem Brunnen auf Vater und Sohn, die ich erst für rucksackreisende Hippies hielt, deren Familie aber tatsächlich aus Talosio stammt und die den Sommer dort verbringen. Von ihnen bekam ich meine Wasserflaschen aufgefüllt und eine Nektarine geschenkt. In der größten Mittagshitze machte ich mich an den nächsten Aufstieg, der sich ziemlich zog (vielleicht wegen der Hitze). Aber juchuh, vom nächsten Pass (Sella d´Oreggi, 2.175 m) hatte ich mal wieder Sicht auf hohe Berge. Da ich mir ja vorgenommen hatte, zur Schonung meiner Beine etwas weniger zu laufen und da die zweite Etappe ab Talosio noch sehr lange geworden wäre, wollte ich mal wieder zelten. Ich hatte dazu einen See (leider mal wieder ein Stausee) ins Auge gefasst, aber schon beim Abstieg war klar, dass es schwer werden würde, ein flaches Plätzchen zu finden. Als ich endlich einen nicht besonders tollen Platz direkt neben dem Weg gefunden hatte, der aber wenigstens flach und frei von Kuhscheiße war und gerade dabei war, mein Zelt aufzubauen, fuhr einer der Beschäftigten des Staudamms (dort sind rund um die Uhr zwei Mann im Schichtbetrieb beschäftigt) an mir vorbei und ich befürchtete schon, dass er mich vertreiben würde. Stattdessen meinte er, ich solle mein Zelt doch einfach direkt bei ihnen am Staudamm aufbauen und lud mich zum Essen ein. Duschen durfte ich dort auch und zum Frühstück bekam ich einen Kaffee. Da sagte ich nicht nein .1 Punkt
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Tag 55 (08.08.) Rima bis Colle Lazoney, 27 km Obwohl es im August bereits zwei Tage mit schönem Wetter gegeben hatte, schien schon wieder die Sonne. Ich machte mich zügig auf den Weg über den ersten Pass (Colle di Mud, 2.324 m) und erreichte Alagna noch vor der Siesta. Alagna ist ein Walserdorf wie aus dem Bilderbuch – vielleicht fast ein bisschen zu geschleckt. Schon auf dem Weg kamen mir Heerscharen wandernder Italiener entgegen und ganz Alagna war voller italienischer Touristen. Das hatte den äußerst angenehmen Nebeneffekt, dass alle Geschäfte geöffnet waren, obwohl Sonntag war. Und so futterte ich mich in Alagna die Hauptstraße hinunter. Insbesondere das Frozen Yoghurt mit Pistazien aus der Latteria ist mir in bleibender Erinnerung. Dort etablierte ich auch zwei neue gta-Rituale: das in Anlehnung an das Wegbier (von mir) sogenannte Wegeis und die Gipfel-Nektarine (die genaugenommen eigentlich nur eine Pass-Nektarine war, über Gipfel ging es ja kaum) . Aus Alagna ging es entlang von Straßen und Fahrwegen durch das nächste Tal nach oben. Streckenweise war die Straße ein einziger langgezogener Parkplatz. Ein Weilchen führte dann ein gemächlicher Spazierweg weiter nach oben, bis es über den Torrente Vogna wieder auf einen Wanderweg ging. Ich stieg zur Alpe Maccagno auf, wobei sich das letzte Stück ziemlich zog. Dort machte ich ein Päuschen und kaufte etwas Käse (den ich allerdings nicht empfehlen kann; beim ersten Laib konnte man bereits beim Anschneiden sehen, dass der Laib schimmelig war und der Käse, den ich dann kaufte, schimmelte auch bereits am nächsten Tag). Dann ging es die letzten Höhenmeter hoch zum Passo del Maccagno (2.495 m) und ich bekam nochmal ein bisschen was vom Monte Rosa zu sehen. Über den Pass ging es auf eine Hochebene, wobei es die ersten Meter ordentlich steil nach unten ging. In Anbetracht des Wetters wollte ich unbedingt mal wieder zelten und fand ein Stück vor dem Colle Lazoney ein wunderbares Plätzchen mit privater Badestelle. Nachts schwand meine Begeisterung fürs Zelten allerdings etwas. Ich hatte zwar damit gerechnet, dass es kalt werden würde (ich war immerhin auf etwa 2.350 m), aber dass die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen würden, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich fror zum ersten Mal in meinem Schlafsack und machte leider den Fehler, nicht gleich alle meine Sachen anzuziehen. So zog ich jede Stunde noch etwas anderes an und fror die halbe Nacht. Richtig erholt fühlte ich mich am nächsten Tag nicht gerade. Übrigens habe ich von einer Frau gehört, die in der Nähe der Alpe Maccagno gezeltet habe. Nachts seien dann irgendwelche Italiener auf Motorrädern aufgekreuzt, die es total lustig fanden, mit ihren Scheinwerfern in das Zelt zu leuchten. Also vielleicht nicht gerade dort zelten... Tag 56 (09.08.) Colle Lazoney bis Rossazza, 15 km Ich kroch erst aus meinem Schlafsack, als die Sonne auf mein Zelt schien. Nach der Nacht war klar, dass ich an diesem Tag keine Höchstleistungen erbringen würde. Ich lief noch die letzten Meter zum Colle Lazoney (2.390 m) und freute mich sehr, dass es von dort nicht gleich ins nächste Tal, sondern auf einer Art Höhenweg zum nächsten Pass (Colle della Mologna Grande, 2.364 m) ging. Erst dann folgte der lange Abstieg ins Tal bis nach Piedicavallo auf 1.060 m. Dort begann ich mir Gedanken über meine nächste Übernachtungsmöglichkeit zu machen und musste leider feststellen, dass das Santuario de San Giovanni schon completo war. So entschied ich, nur bis Rosazza zu laufen, wo ich in der alten Grundschule untergebracht wurde (Essen und W-Lan gibt es im Stadtpark). Der Weg dorthin war nicht der schönste. Es ging durch den Wald einen Hügel nach oben und dann wieder nach unten. Irgendein Starkregen der letzten Wochen hatte leider an zahlreichen Stellen den Weg weggespült, der daher nicht ganz einfach zu laufen war. Außerdem bin ich einfach lieber oberhalb der Baumgrenze unterwegs, da gibt es mehr zu sehen. Tag 57 (10.08.) Rossazza bis Agriturismo Belvedere, 28 km Morgens ging es recht unspektakulär und teilweise auch an der Straße (die erfreulicherweise gesperrt war) nach Oropa, einem riesigen Wallfahrtsort. Ich räume ein, dass ich den Komplex vor allem wegen des dortigen Nahrungsmittelangebots betrat . Von dort ging es weiter, vorbei an Oropa Sport zum Rifugio Agostino e Delfo Coda (2.240 m), irgendwann leider - wie das Bild schon erahnen lässt - im Nebel. Am Rifugio riss der Nebel kurz etwas auf und man hatte etwas Sicht in Richtung Gran Paradiso – aber leider nur kurz. Bei gutem Wetter hätte man dort bestimmt eine traumhafte Sicht. Manchmal lichtete sich der Nebel immerhin ein bisschen, so dass man erahnen konnte, dass es durch eine sehr schöne Landschaft ging. Da die Sicht so bescheiden war, entschied ich, der gta zu folgen und nicht den Kammweg (als „klettersteigähnlich“ beschrieben, wenn ich mich recht erinnere) zu gehen. Besonders toll war dieses Stück gta allerdings auch nicht zu gehen und zumindest bei gutem Wetter würde ich das nächste Mal auf jeden Fall über den Grat gehen. Irgendwann gegen 17:30 Uhr, nachdem ich schon über den Colle della Lace (2.121 m) war, riss der Nebel dann doch noch auf und das Licht und die Stimmung waren traumhaft. Ich fürchte, die Fotos werden dem nicht ganz gerecht. Das war einer dieser ganz tollen Augenblicke in den Bergen und ich war völlig euphorisch. Daher wollte ich weiterlaufen, so lange es nur ging. Um die Alpe Bechera herum hatte ich dann allerdings die ersten echten Wegfindungsschwierigkeiten auf der gta. Markierungen waren nicht zu finden und ein offensichtlich wenig wandererfreundlicher Bauer hatte Zäune mitten über den „Weg“ (also dort, wo der Weg wohl mal langführte) gespannt. Außerdem gab es zwei Hunde, die sich fast die Seele aus dem Leib kläfften. Aber mit GPS und querfeldein ging es irgendwie weiter. Eine erste schöne Zeltgelegenheit verschmähte ich noch und kam dann so gegen 19:10 Uhr am Agriturismo Belvedere vorbei, wo es noch ein Bett für mich gab. Dort traf ich auch Dietmar, einen weiteren Wien-Nizza-Wanderer (ich hörte noch von einem Ottmar, der wohl irgendwo vor mir unterwegs war, den ich aber nicht mehr traf). Das Essen war ziemlich lecker, dauerte aber ewig. Leider fraß ich so viel, dass ich nachts nicht gut schlafen konnte (dafür erwarte ich aber kein Mitleid).1 Punkt
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Tag 52 (05.08.) Villadossola bis Bivacco Pian del Lago, 26 km (3.000 hm auf) Wandertechnisch ist der Tag schnell zusammengefasst: Ich stieg aus Villadossola zur Alpe della Colma auf und stieß dort auf die gta. Dann ging es direkt wieder ins Tal (beim Abstieg sammelte ich irgendwo zwei Zecken ein, die ich aber zum Glück gleich ertappte – eine sogar noch, bevor sie sich in mein Bein gebohrt hatte) und es folgte der nächste Aufstieg, erst gemütlich entlang eines Flusses/einer Schlucht, dann ordentlich steil durch den Wald den Berg hoch. Die eigentliche Sensation war aber: Ich hatte schönes Wetter! Den ganzen Tag! Beim Aufstieg aus Villadossola konnte ich sogar Teile des Monte Rosa Massivs sehen! Da ich mir nach dem Wetter der letzten Tage vorgenommen hatte, bei schönem Wetter so viel zu laufen, wie ich nur konnte, kam ich auf 9 bis 10 Stunden reine Gehzeit. Der Ertrag waren zwar nur 26 km, aber um die 3.000 hm Aufstieg. An einer ersten Selbstversorgerhütte (Alpe del Lago) machte ich eine kurze Pause. Dort traf ich, wie ich später feststellen konnte, @sja . Da ich allerdings dachte, dass ich es auch noch gut zur nächsten Hütte schaffe, lief ich weiter über den nächsten (namenlosen) Pass zum Bivacco Pian del Lago, in dem ich dann übernachtete. Die Alpenröschen waren zwischenzeitlich leider alle verblüht, aber am Wegesrand fanden sich Unmengen von Heidelbeeren, die inzwischen reif waren. Tag 53 (06.08.) Bivacco Pian del Lago bis Rifugio Alpe Baranca, 23 km Tag 53 startete ebenfalls mit blauem Himmel und Sonnenschein. Da ich morgens aber durch ziemlich hohes und feuchtes Gebüsch musste, holte ich mir trotzdem erstmal nasse Füße. Dann traf ich auf die zweite Aggro-Kuh auf meiner Wanderung. Obwohl ich nicht mal über die Weide lief, auf der die Kühe gerade grasten, machte sich dieses Mistvieh die Mühe, auf die gta abzusteigen und mich zu verfolgen. Und selbst als ich zum nächsten Pass (Colle dell´Usciolo, 2.037 m) aufstieg, kam mir dieses blöde Vieh hinterher. Zum Glück blieb sie immer wieder stehen, so dass immer ein gewisser Abstand zwischen uns bestand. Denn so schwer es mir fällt, das einzuräumen: ich habe zwar bestimmt die größere Ausdauer, aber die Kuh hat im Zweifel die höhere Beschleunigung. Die Kuh gab sich aber nicht damit zufrieden, zu schauen, dass ich auch wirklich weitergehe, sondern verfolgte mich am Schluss bis über den Pass - wo die nächste Kuhherde weidete. Diese Kühe brachten mir zum Glück maximales Desinteresse entgegen. Als ich sah, dass diese dämliche Kuh mir auch noch über den Pass folgte, wurde mir die Sache allmählich unheimlich und ich fing an, den Berg herunterzurennen. Zum Glück blieb die Kuh dann irgendwann oberhalb der anderen Herde stehen. Keine Ahnung, was mit diesem Vieh los war. In Ruhe stieg ich dann Richtung Campello Monti ab und es ging weiter über den nächsten Pass (Bocchetta di Campello, 1.924 m), an Rimella vorbei, ein Stück an der Straße entlang und schließlich zur Alpe Baranca. Die Landschaft war nett, aber nicht spektakulär, viel grün, viele Bäume. Gegen Mittag zogen leider schon wieder Wolken auf und spätestens abends war klar, dass das gute Wetter dann auch wieder vorbei ist. Auf der Alpe Baranca übernachtete ich mit drei Camino-Wanderern, denen die Idee der gta gut gefallen hatte – von denen aber mindestens einer nicht so recht gewusst hatte, worauf er sich da einlässt. Selbstkritisch räumte er ein, dass ihm Kraft, Ausdauer und Trittsicherheit fehlen und sah den nächsten Etappen mit Schrecken entgegen. Das Essen auf der Alpe war übrigens sehr gut, es wurde einfach alles in großen Töpfen auf den Tisch gestellt und war lecker und reichlich. Tag 54 (07.08.) Rifugio Alpe Baranca bis Rima, 18 km Morgens lief ich in dichtem Nebel los, der die Wegfindung auf zertrampelten Kuhweiden doch etwas erschwerte. Aber immerhin waren die Temperaturen angenehm zum wandern, es war nicht schwül und es regnete nicht (man lernt ja mit der Zeit seine Ansprüche herunterzuschrauben...). Über den Colle d´Egua (2.239 m) und nach Carcoforo schaffte ich es noch trocken. Von hier haben Sie die beste Aussicht auf alle neun Gipfel des Monte Rosa Massivs (sagt der Rother Wanderführer). Blick zurück nach Carcoforo Ich traf auf zahlreiche weitere gta-Wanderer, die teilweise aber auch nur faul auf dem Weg herumlagen. Kurz vor dem nächsten Pass, dem Colle di Termo (2.351 m), holte mich der Regen dann leider ein. Immerhin regnete es aber nicht stark und auch nicht durchgehend. In unendlich vielen Serpentinen, die im Nebel nicht zu enden schienen, stieg ich nach Rima ab. Dort beendete ich den Tag und trocknete alle meine nassen Sachen.1 Punkt -
Tag 50 (03.08.) Locarno bis Malesco, 36 km Eigentlich war die Wettervorhersage gar nicht so schlecht, aber schon während des Frühstücks kam der erste Regenschauer runter. Bevor ich es auch nur um den ersten Block geschafft hatte, dann der zweite. Immerhin regnete es nicht durchgehend, aber das Wetter war ziemlich grau und trüb. Als dann auch noch der Nebel ins Tal zog, entschied ich, statt der Route von Monty zu folgen und über Pizzin und Pianascio zu laufen, die Via del Mercato durchs Tal zu nehmen und die beiden Gipfel zu streichen. "Aussicht" bei Nebel hatte ich in den letzten Tagen genug gehabt. Die Via del Mercato war dann gar nicht so langweilig, wie ich erwartet hatte und sie verlief auch nicht im Tal, sondern überwiegend an den Hängen, wodurch erstaunlich viele Höhenmeter zusammen kamen. Unterwegs kam ich gefühlt durch ungefähr unendlich viele kleine Bergdörfer, die zum Teil wirklich nett waren. Insbesondere die Wallfahrtskirche in Re fand ich beeindruckend. Irgendwann mittags hatte ich die Schweiz endgültig verlassen und es ging bis auf weiteres durch Italien weiter. Sowohl die Wegbeschaffenheit, als auch die Beschilderung ließen danach ziemlich nach. Außerdem stellte ich mal wieder fest, dass das trübe Wetter eine lähmende Wirkung auf mich hat und dass ich deutlich langsamer unterwegs war, als sonst. Als ich dann noch irgendwann einer falschen Wegmarkierung gefolgt und in einer Sackgasse bei irgendwelchen Felsen gelandet war, beschloss ich, den Tag zu beenden und lief in den nächsten Ort, um mir eine Unterkunft zu suchen und landete so in Malesco. Leider war zwischenzeitlich absolute Hochsaison und ich hatte ziemliche Probleme, eine Unterkunft zu finden. Irgendwann stieß ich zum Glück auf einen Wirt, der netterweise alle Unterkünfte in der näheren Umgebung abtelefonierte und noch ein Zimmer für mich fand. Tag 51 (04.08.) Malesco bis Villadossola, 32 km Morgens lief ich bis Druogno noch ein Stück direkt durchs Tal und schwenkte dann wieder auf die Via del Mercato ein. Die Wege schienen allerdings nicht allzu häufig begangen zu sein und waren immer zugewucherter. Irgendwann war ich mir eigentlich sicher, nur noch auf irgendwelchen lokalen Trampelpfaden unterwegs zu sein, stieß aber immer wieder auf Wegmarkierungen und Wegweiser und wusste nicht, ob ich das zum Lachen oder zum Weinen finden sollte. Ab Mozzio war kaum noch ein Weg zu erkennen, weshalb ich versuchte, einen anderen Weg zu finden. Leider wurde es danach nur noch schlimmer. Der Routenplaner von mapy schlug mir einen Weg vor, durch den ich oberhalb einer 4 bis 5 Meter hohen Mauer mit Geröllschutzzaun an einer vielbefahrenen Straße herauskam. Unter keinen Umständen sollte man dieses Stück Weg gehen: Der Tiefpunkt war erreicht, als der Weg völlig mit Brombeeren zugewachsen war. Irgendwann hatte auch noch ein kleinerer Erdrutsch einen Teil des Weges zerstört, aber zum Glück kam ich so weiter. Meine größte Sorge war zwischendurch, dass ich irgendwann an einen Punkt komme, an dem es nicht mehr weitergeht und dass ich durch das ganze Elend wieder zurück muss. Ich kam übrigens aber weiterhin regelmäßig an Wegmarkierungen vorbei. Der "Weg" war allerdings einfach nur schrecklich und ich war ziemlich froh, als ich endlich Domodossola erreichte. Von dort ging es dann noch nach Villadossola, von wo aus ich auf die gta einschwenke. Ich freute mich schon sehr darauf, dann endlich wieder auf einem "richtigen" Fernwanderweg unterwegs zu sein.1 Punkt
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martinfarrent reagierte auf D13 für Thema
Der Bericht liest sich echt richtig gut. Was mich noch interessieren würde (keine Ahnung ob du die Information teilen möchtest) sind die entstandenen Kosten für Unterkünfte, Essen etc. Hast du da einen groben Überblick und wärst gewillt eine Einschätzung zu teilen? Ausrüstung etc. natürlich ausgeklammert.1 Punkt -
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LaMarmotte reagierte auf berghutze für Thema
Tag 45 (29.07.) Juf bis Isola, 38 km Das Wetter war wie angekündigt wirklich besser. Genau genommen war es richtig gut. Darüber freute nicht nur ich mich, sondern auch ganze Murmeltierfamilien, die vor ihrem Bau saßen und sich sonnten. Ausgerechnet an diesem Tag ging es für mich aber das Averstal hinunter – in den Bergen hätte man morgens bestimmt eine super Fernsicht gehabt. Aber ich will mich nicht beschweren. Die Wegführung war schön und folgte dem alten Handelsweg durch eine beeindruckende (aber schwer zu fotografierende) Schlucht. Unterwegs traf ich auf zwei Rote-Via-Alpina-Wanderer, die aber beide nicht sehr gesprächig waren – die wurden dann halt ohne ein Schwätzchen zu halten überholt . Ab Innerferrera ging es wieder in Richtung Italien, zuerst einige steile Serpentinen durch den Wald und dann sehr gemächlich über Almen zum Passo di Emet (2.280 m). Vom Pass ging es vorbei am Lago di Emet und einmal halb um einen Talkessel herum, dann folgte der Abstieg zum Lago di Montespluga. Eigentlich hatte ich am See Feierabend machen wollen. Das Rifugio dort war allerdings maximal unattraktiv unterhalb der Staumauer gelegen, so dass ich mich entschloss, in den nächsten Ort weiterzulaufen. Ich schwenkte daher auf die alte, wunderschöne Via Spluga ein und lief noch weiter nach Isola. Das war ein ziemlich langer Tag, aber trotzdem war ich froh über meine Entscheidung, da ich in Insola in einem sehr netten Hotel unterkam (Locanda Cardinello, wenn ich mich recht erinnere). Tag 46 (30.07.) Isola bis Lostallo, 29 km An diesem Tag sollte es über den vorerst letzten Pass wieder zurück in die Schweiz gehen (war zwischendurch gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten, wo man gerade eigentlich ist ), bevor ich auf die Zielgerade zum Lago Maggiore einschwenkte. Beim Aufstieg traf ich eine sehr nette amerikanische Familie, mit der ich mich auf dem Weg nach oben ausgiebig unterhielt und so war ich fast schon am Pass, bevor meine Beine überhaupt wussten, wie ihnen geschah. Leider war das Wetter schon wieder ziemlich trüb. Kurz nach mir kam einer der Jungs aus der amerikanischen Familie am Pass an (ich war schon weitergegangen). Und auf einmal rannten ALLE Ziegen, die oberhalb des Passes gegrast hatten, den Hang runter und auf den armen Kerl zu – warum auch immer. Ihm war ersichtlich (und nachvollziehbar) unwohl. Die Ziegen taten ihm aber zum Glück nichts. Nach dem Passo di Balniscio (2.353 m) kam – wie ich der Karte jetzt entnommen habe – ein weiterer Pass (Passo della Serraglia, 2.279 m), den ich unterwegs gar nicht als solchen wahrgenommen habe. Die Staatsgrenze befindet sich erst am zweiten Pass. Zwischen dem ersten und dem zweiten Pass hatten es die Italiener aber irgendwie nicht mehr für nötig gehalten, den Weg zu markieren. Auf der Schweizer Seite ging es dann zwar gut markiert, aber trotzdem anspruchsvoll weiter durch eine sehr rauhe, aber schöne Hochebene. Dort war ich längere Zeit auf der Suche, nach der richtigen Stelle, um den Bach zu überqueren. Das war die Kür, dann folgte leider noch die Pflicht. Ab Erreichen der Baumgrenze wurde es schrecklich, denn es ging einfach nur noch sehr, sehr steil nach unten. Das einzig gute, was ich dem Weg abgewinnen konnte, war, dass er eindeutig zu erkennen war. Unten angekommen waren meine Beine ziemlich kaputt. Ab da ging es dann weiter talabwärts Richtung Locarno – hier war nicht der Weg, sondern Ankommen das Ziel. Zuerst ging es ein Stück an der Autobahn entlang, dann aber etwas schöner an einer alten Bahnstrecke. Ich schaltete auf Autopilot und kam durch ein Dorf nach dem anderen, immer mehr oder weniger an der Moesa entlang. Zum Glück bemerkte ich gerade noch rechtzeitig die bisher größte Schlange, die sich einmal quer über den Weg gelegt hatte. Ich war fest entschlossen, in dieser Nacht wild zu campen, da es weit und breit keine bezahlbaren Unterkünfte gab. Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich mir ein Plätzchen am Fluss suche und dort auch noch bade. Allerdings war dort alles ziemlich exponiert. Und gerade als das Wetter, das sich bis dahin gehalten hatte, immer düsterer wurde und erstes Donnergrollen zu hören war, führte der Weg in Lostallo am Dorfrand über einen kleinen Hügel an einer Kirche vorbei. Dahinter waren lauter grasbewachsene Terrassenstufen, die so aussahen, als ob dort nie ein Mensch vorbeikommt. Perfekter Zeltplatz. Ich hatte gerade mein Zelt aufgebaut als es anfing zu regnen. Glück gehabt! Tag 47 (31.07.) Lostallo bis Bellinzona, 25 km Obwohl ich wild gezeltet hatte, ging ich den Tag gemütlich an, da es keinen Grund gab, sich zu beeilen und wie vermutet kein Mensch an meinem Zeltplatz vorbeigekommen war. Wenn ich die noch fehlenden 48 km nach Locarno alle an diesem Tag gewandert wäre, dann wäre ich zur Belohnung Samstag abends in Locarno eingelaufen – und das ist das einzige, was noch blöder ist, als sonntags in eine Stadt zu kommen. Und in zwei Tagen wiederum lassen sich 48 km durchs Tal ziemlich entspannt laufen. Als ich wieder am Fluss war und sah, wie dort der Morgentau hing, war ich ziemlich froh, nicht dort gezeltet zu haben. Es ging weiter durch die Dörfer und in der ersten größeren Stadt (Roveredo) legte ich einen Fressstopp ein. Es war tierisch schwül und alles klebte. Als ich an einer kleinen Badestelle vorbeikam, war die Vorstellung, sich – wenn auch nur für 10 Minuten – frisch und sauber zu fühlen einfach überwältigend und ich machte eine kurze Badepause an der Moesa. Weiter ging es ins schweizerische Kanton Tessin, wo ich in Bellinzona den Ort aufsuchte, der immer kostenloses W-LAN hat. Dort stellte ich fest, dass meine Optionen für diese Nacht relativ beschränkt waren. Eigentlich hatte ich noch weiterwandern wollen, aber ab Bellinzona war die Gegend ziemlich dicht besiedelt (wild campen also eher schlecht) und der nächste Campingplatz noch 20 km entfernt. Außerdem war schon wieder das nächste Gewitter im Anmarsch. So entschied ich mich, in Bellinzona zu bleiben und bekam erfreulicherweise noch ein Zimmer in der Jugendherberge (die mit einer Münz-Waschmaschine ausgestattet ist!). Tag 48 (01.08.) Bellinzona bis Locarno, 23 km Wandertechnisch gibt es von diesem Tag eigentlich nichts zu berichten (es ging ewig lang geradeaus, dann einmal rechts und einmal links), außer dass ich in Locarno am Lago Maggiore angekommen bin - gerade noch so im Trockenen, bevor schon wieder der nächste Regen einsetzte. Mehr als 1.200 km sind geschafft! Tag 49 (02.08.) Pausentag1 Punkt -
Tag 40 (24.07.) Lago di Cancano bis Bivacco Pian del Lago, 35 km Die Wettervorhersage war mäßig und ich wanderte in ziemlich trübem Wetter los. Es war gleichzeitig diesig und neblig und vor allem hing irgendwie ein Schleier. Das Wetter färbte auf mein Lauftempo ab und ich war ziemlich lahmarschig unterwegs. Die ersten ~ 10 km war zudem weder der Weg, noch die Aussicht besonders toll. Etwas Abwechslung boten diese beiden Wachtürme, zwischen denen der Wanderweg hinunterging. Ab Arnoga wurde der Weg besser und es folgte ein Aufstieg durch das Val Verva, dessen Schönheit wetterbedingt nicht ganz zur Geltung kam. Kurz vor Erreichen des nicht allzu hohen Passes setzte Regen ein und ich dachte schon, dass ich den Tag in Eita beende, da ich auf dem nächsten Pass (Vermolera, 2.732 m) auf keinen Fall in schlechtes Wetter kommen wollte, da der Weg dort ziemlich ausgesetzt ist. Es hörte dann aber recht schnell wieder auf zu regnen und wurde etwas heller, so dass ich in Eita nur eine kurze Pause einlegte und mich doch noch an den Vermolera-Pass machte. Der Weg führte an mehreren Bergseen vorbei, die bei Sonne bestimmt wunderschön gewesen wären. Außerdem gab es zahlreiche Gebirgsbäche und viel unberührte Natur zu sehen und sogar noch ein paar Alpenröschen (die meisten sind schon verblüht). Das letzte Stück ging es durchs Geröll ordentlich steil nach oben. Zum Glück war der Abstieg auf der anderen Seite angenehmer zu gehen. Übernachtet habe ich dann im Bivaccco Pian del Lago, einer Schutzhütte, die immer offen steht und die ich zum Glück für mich allein hatte. Einen kleinen Schreck bekam ich, als plötzlich jemand mit Motorrad auftauchte. Das war zum Glück aber nur ein Bauer aus der Umgebung, der nach seinen Ziegen sehen wollte. Tag 40 war ausserdem der Tag, an dem ich meinen 1.000sten Kilometer zurücklegte. Mehr als die Hälfte ist geschafft! (erst/schon?) Tag 41 (25.07.) Bivacco Pian del Lago bis Poschiavo, 17 km Tag 41 war mal wieder einer dieser Tage, an denen es nur die Wahl zwischen einem sehr kurzen (über einen Pass bis in die Schweiz nach Poschiavo) oder einem sehr, sehr langen (auch noch über den nächsten Pass wieder aus der Schweiz raus nach Italien) Wandertag gab. Da sich in Poschiavo ein Supermarkt befindet, den ich fest eingeplant hatte (der Hungertod drohte noch nicht, aber Schokolade und Müsli wurden knapp), ich aber mal wieder an einem Sonntag in eine Stadt einlief und da ich außerdem an den Tagen zuvor viel gelaufen war, hatte ich eine gewisse Tendenz, in Poschiavo zu bleiben. Aber wie meistens dachte ich, ich laufe halt mal los und schaue, was passiert. Nachdem ich etwa 45 Minuten den Berg herunter gestiefelt war, kam ich in ein kleines Bergdorf namens Malghera, wo ich mich nach einem Kaffee umschauen wollte. Dort gab es auch ein Rifugio, in dem gerade das Frühstück in vollem Gange war - und da es nur 5 EUR kostete, entschied ich mich spontan für ein zweites Frühstück (und damit war die Entscheidung für Poschiavo eigentlich auch fast schon getroffen). Danach ging es dann über den Malghera-Pass (2.550 m) in die Schweiz. Das Wetter war leider wieder ziemlich trüb. Auf der italienischen Seite führte der Weg an einem weiteren Bergsee vorbei, auf der Schweizer Seite zog sich der Abstieg dann ziemlich. Unten im Tal ist Poschiavo, auf der anderen Seite sollte es dann am nächsten Tag wieder hoch gehen: Zwischendurch zeigte sich die Sonne kurz, da verspürte ich gleich neue Wanderslust. Aber dann wurde es wieder grau und dunkel und ich entschied mich endgültig, in Poschiavo zu bleiben – ausgerechnet in der Schweiz, um die sonst alle einen Bogen machen. Ich fand allerdings ein Hotel, in dem mir die Wirtin einen äußerst anständigen Preis machte (70 Franken für Übernachtung und Frühstück – und zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was mich da für ein fantastisches Frühstück erwartete). Nur das Wetter fing allmählich an, etwas zu nerven. Irgendwie schien es auf dieser Wanderung nur zwei Arten von Wetter zu geben: total krasser Sonnenschein, bei dem ständig Hitzegewitter drohen oder trübes Wetter mit grauen Wolken und ohne Sicht, bei dem man nie weiß, ob es hält. Ein stabiles Hochdruckgebiet mit gelegentlichen Schönwetterwolken – das wäre mal was! Tag 42 (26.07.) Poschiavo bis Rifugio Zoia, 18 km Schon bevor ich losgewandert war, hatte ich mich gefragt, wann wohl mein erster Tiefpunkt kommen würde und hatte vollkommen zutreffend vermutet, dass dies wohl nicht zuletzt vom Wetter abhängen würde. An Tag 42 war es dann so weit... Dabei war der Start in den Tag eigentlich nicht schlecht. Das Frühstück im Hotel war das beste, das ich auf der ganzen Wanderung hatte (eine riesige Käseplatte, nach Wunsch frisch zubereitete Eierspeisen, Obstspieße, ...). Und der Supermarkt, in dem ich morgens noch einkaufen war, hatte eine super Auswahl, es gab sogar Milchpulver. Allerdings lief ich dadurch effektiv auch erst um 9 Uhr los. Nachdem es nachts noch ziemlich gewittert hatte, war die Sicht zu dieser Zeit besser als erwartet. Allerdings stand ein ordentlicher Aufstieg mit 1.600 hm auf den Campagneda-Pass (2.628 m) bevor, es sollte wieder nach Italien gehen. Zwischendurch ging es über die schöne Alp Cancian – da möchte man Kuh sein (außer es ist Gewitter). Als ich am Pass ankam war nichts mehr mit guter Sicht. Vom Piz Bernina (einziger 4.000er in den Ostalpen) bekam ich jedenfalls nichts zu sehen. Rechts: Schweiz und schweizer Wegweiser, links: Italien und italienischer Wegweiser Ich machte mich an den Abstieg, vorbei an weiteren Bergseen, an denen es bei Sonnenschein bestimmt wunderschön gewesen wäre, in denen sich an diesem Tag aber nur der trübe Himmel spiegelte: Gegen 15 Uhr fing es an stärker zu regnen, dann auch zu donnern und es wurde neblig. Da ich gerade in der Nähe des Rifugio Zoia war, kehrte ich dort ein und wollte erstmal abwarten, wie sich das Wetter entwickelt, eigentlich hatte ich noch 2 oder 3 Stunden weiterlaufen wollen. Nach einer halben Stunde strömendem Regen und Nebel entschied ich dann, dort zu bleiben. 15 Minuten später wurde es wieder heller und der Regen hörte auf, aber da hatte ich mich schon auf einem Zimmer einquartiert... Ich fühlte mich vom Wetter, das allmählich ziemlich nervte, etwas verarscht. Außerdem bedauerte ich sehr, ausgerechnet auf diesem Wegstück so schlechtes Wetter zu haben, da ich von der Planung natürlich auch Fotos kannte, wie es dort bei gutem Wetter aussieht – das war für mich aber leider nicht im Angebot. Zum Glück hatte ich auf der Hütte sehr nette Gesellschaft von zwei Schweizern, die mich von meiner schlechten Laune ablenkten und wieder aufheiterten. Tag 43 (27.07.) Rifugio Zoia bis Chiareggio, 18 km Zu diesem Tag gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, außer: Regen. Die ganze Zeit Regen. Das war der Tag mit dem bis dahin mit Abstand schlechtesten Wetter (da hatte ich ja aber auch Tag 44 noch nicht erlebt). Ich lief in Regen und Nebel los und ich kam im Regen an, mal regnete es etwas mehr, mal etwas weniger – da hätte ich auch am Tag vorher weiterwandern können. Zwischendurch blitze und donnerte es auch noch. Kleine Rinnsäle, die über Wege fließen und sonst vermutlich mit einem Schritt überquert werden können, hatten sich in knöcheltiefe, ernstzunehmende Bäche verwandelt, die es zu durchwaten galt. Daher entschied ich mich, in Chiareggio, dem letzten kleinen Bergdorf auf italienischer Seite, zu bleiben und lief schon wieder nur eine kurze Etappe. Sonst hätte ich 1. noch über den nächsten Pass (2.628 m) müssen und hätte dann 2. folgende Übernachtungsalternativen gehabt a) Hotel in Maloja für 160 Franken aufwärts oder b) zelten. Da ich mir nach der Durchquerung des Baches über nasse Füße keine Gedanken mehr machen musste, erschien mir nichts davon besonders attraktiv. Nur den Name des Alimentari gegenüber meiner Unterkunft in Chiareggio fand ich ganz unterhaltsam. Tag 44 (28.07.) Chiareggio bis Juf, 31 km (2.350 hm Aufstieg) In Chiareggio hatte ich mir in Anbetracht des Wetters Gedanken über meine Optionen gemacht, die da lauteten a) auf besseres Wetter warten (unrealistisch, wenn man dem Wetterbericht Glauben schenken durfte, der zwar für den nächsten Tag besseres, dann aber wieder schlechteres Wetter vorhersagte), b) abbrechen (offensichtlich keine Option), c) weiterlaufen. So entschloss ich mich also, künftig keine Rücksicht mehr auf das Wetter zu nehmen und weiterzulaufen, egal was da kommt (außer natürlich, dass mit dem Wetter Gefahren verbunden gewesen wären). Bei schönem Wetter wandern kann schließlich jeder! So wanderte ich also um 6:30 Uhr in Chiareggio im Nieselregen los und machte mich auf den Weg zum Murettopass (2.562 m) nach Maloja, wieder in die Schweiz. Erfreulicherweise hörte es nach einem Weilchen auf zu regnen und ich kam trocken über den Pass. Kurzzeitig riss sogar der Nebel etwas auf. Blick zurück Richtung Chiareggio: Der Abstieg Richtung Maloja war dann sehr hässlich (steil, Geröll) und leider fing es auch wieder an zu regnen. Nach Maloja ging es dann wieder in den Nebel hinunter, vom Lägh da Cavloc bekam ich praktisch nichts zu sehen. Nasse Wanderer, die gerne ein Päuschen machen, was trinken und sich aufwärmen wollen, waren in Maloja leider nicht willkommen. Auch sonst gefiel es mir dort nicht, so machte ich mich (immer noch im Regen) auf den Weg zum nächsten Pass. Zwischendurch war es so neblig, dass man kaum über die Straße schauen konnte, aber dann klarte es etwas auf und hörte wieder auf zu regnen. Die Wege hatten sich mittlerweile allerdings in Bäche verwandelt. Sobald man einmal nasse Füße hatte, musste man aber immerhin nicht mehr so sehr darauf achten, ob man durch eine Pfütze watet oder nicht und selten bin ich mit so sauberen Schuhen, durch die das Wasser praktisch hindurchfloß, gewandert. Es ging am Lägh dal Lunghin vorbei, einem der wenigen Augenblicke mit etwas Sicht (das Foto vermittelt einen viel zu guten Eindruck vom Wetter). Dann kam ich über den Pass Lunghin mit einer dreigeteilten Wasserscheide. Weiter ging es rund 300 hm runter durch ein Hochtal, wo ich den Septimerpass querte, bevor es wieder 400 hm zum letzten Pass des Tages, dem Forcellina-Pass (2.671 m) hochging. Da holte mich auch der Regen wieder ein. Zuletzt folgte der Abstieg nach Juf, dem höchsten ganzjährig bewohnten Dorf Europas. In Juf quartierte ich mich in einer für Schweizer Verhältnisse günstigen Pension mit einem Lager ein, das den Charme einer sibirischen Arbeiterunterkunft hatte. Aber ich bekam Zeitungspapier für meine nassen Schuhe und die Heizung wurde angestellt, damit ich meine Sachen trocknen kann - und was will man mehr? Gegen 19 Uhr kam dann die Sonne heraus und der Himmel war blau. Das Wetter will mich wohl wirklich verarschen .1 Punkt
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Tag 36 (20.07.) Meran bis GH Giggelberg, 20 km Meran hätte sich natürlich für einen Pausentag angeboten, aber irgendwie war mir mehr nach weiterwandern. Ein gemütliches Frühstück musste allerdings drin sein und so startete ich erst spät. Mit Schrecken stellte ich dann fest, dass Meran auf nur 340 m liegt und mir ein ordentlicher Aufstieg bevorstand. Nichtsdestotrotz verzichtete ich als eine der wenigen auf Bus und Seilbahn und machte mich zu Fuß auf den Weg. Der Aufstieg war ganz okay, vor allem verglichen mit dem schrecklichen, schrecklichen Abstieg vom Vortag. Ich kam allerdings ziemlich ins Schwitzen, denn das Wetter, das seit dem vorletzten Tag auf dem Karnischen Höhenweg ziemlich durchwachsen und in den Dolomiten eigentlich durchgehend schlecht gewesen war, zeigte sich von seiner besten Seite und es schien endlich mal wieder die Sonne. Das sollte die nächsten drei Tage auch so bleiben. Danach stand mir eine ziemlich üble Schlechtwetterperiode bevor – das wusste ich zu diesem Zeitpunkt zum Glück aber noch nicht. Etwa 10 min vor Erreichen der Seilbahn-Station (Hochmuth) hatte jemand dann ein wunderbar kühles und total leckeres Melissen-Getränk gegen eine Spende bereit gestellt. Bester Aufstieg aller Zeiten! Weiter ging es auf den Meraner Höhenweg. Die ersten 10 Minuten war Gänsemarsch angesagt, dann kam die erste Einkehrmöglichkeit. Es wurde zwar nicht einsam, aber von Alm zu Alm leerte sich der Weg immer mehr. Auf dem Höhenweg ging es gemächlich auf und ab, trotzdem war ich irgendwie total müde und beendete den Tag an dem wunderschön gelegenen Gasthaus Giggelberg. Von hier, wie auch von verschiedenen Aussichtspunkten auf dem Weg, hatte man einen wunderbaren Blick ins Tal, zurück nach Meran und auch in Richtung der Ortler-Gruppe, auf die es in den nächsten Tagen weiter zu gehen sollte. Einzig möglicher Kritikpunkt war, dass es in der Sonne etwas zu warm und im Schatten etwas zu kühl war. Am Gasthaus Giggelberg traf ich auf eine Gruppe E5-Wanderer, die lautstark von ihrer heldenhaften Alpenüberquerung berichtete. Darüber konnte ich nur müde lächeln – aber das behielt ich für mich . Tag 37 (21.07.) GH Giggelberg bis Goldrain, 29 km An Tag 37 fühlte ich mich wieder fit. Auf dem Programm stand das (für mich) letzte Stück Meraner Höhenweg und dann der Vinschgauer Höhenweg. Zuerst ging es durch die Schlucht der 1.000 Stufen (hört sich spektakulärer an, als es tatsächlich war). Dann folgte der Abstieg nach Naturns, da es zwischen Meraner und Vinschgauer Höhenweg leider keine direkte Verbindung gibt. Naturns verfügt über einen gut sortierten Supermarkt, weshalb ich dort meine Zuckerspeicher mit Eis, Schokolade und Tiramisu wieder auffüllte. Ein kurzes Stück ging es an einer ziemlich viel befahrenen Straße entlang, dann kam ich an einem sehr ansprechenden Bauernladen vorbei. Dort wäre es bestimmt gesünder gewesen, aber ich wollte nicht gleich den nächsten Fressstopp einlegen. In der größten Hitze machte ich mich an den Wiederaufstieg. Unterhalb von Schloss Juval ging es nach oben - Reinhold Messner traf ich aber nicht. Schon nach 200 oder 300 hm wurde es aber wieder gemütlich, da es einen Waalweg entlang ging (Waale: Bewässerungsanlagen im trockenen Vinschgau). Apropos Vinschgau: Falls irgendjemand nicht ganz klar ist, wo die Äpfel im Supermarkt eigentlich herkommen... So sieht das ganze Tal aus. Es ging kontinuierlich weiter nach oben. Unterwegs legte ich nochmals eine Rast an einer sehr netten Hofschenke ein, wo es außer eigenem Wein auch eigene Säfte gab. Der Tag war nicht spektakulär, aber irgendwie trotzdem schön – was nicht ganz unmaßgeblich an dem guten Wetter gelegen haben dürfte. Der Ortler rückte auch immer näher: Das gute Wetter wollte ich außerdem nutzen, endlich mal wieder zu zelten und hatte geplant, mir bei einer Ruine (Zuckbichl) ein schönes Plätzchen zu suchen. Und nachdem ich gegen 16:30 Uhr endlich alle Aufstiegs-Höhenmeter hinter mich gebracht und gerade nochmal 2 l Wasser extra zugeladen hatte, stieß ich auf dieses Schild: Ein Blick auf die Karte verriet, dass mir nur der Abstieg um rund 1.000 hm ins Tal blieb. Ich war ziemlich unglücklich und kurz davor die Gondel zu nehmen. Stattdessen nahm ich mir eine kleine Auszeit und telefonierte ein Weilchen mit einer Freundin, die mich zurecht darauf hinwies, dass ich mich später vermutlich ärgern würde, wenn ich jetzt die Gondel nehme. Schon wieder aufgemuntert und besser gelaunt stieg ich also nach Goldrain ab. Dort war alles ausgebucht oder sauteuer. Gegen 19:20 Uhr lief ich schließlich auf dem dortigen Campingplatz ein. Zum Glück traf ich noch den Platzwart an (eigentlich schließt die Rezeption um 19 Uhr), der zwar nicht sehr nett war, mir aber noch ein Plätzchen gab - wofür er mir 20 EUR abknöpfte, für einen wirklich nicht besonders tollen Campingplatz. Etwa eine Stunde, nachdem ich angekommen war und mein Zelt aufgebaut hatte, ging nebenan (Apfelplantage - was sonst) die Bewässerungsanlage an. Bis 2:30 Uhr. Bewässerungsanlagen können sehr laut sein. Ich weiß wirklich nicht, warum Leute auf Campingplätzen zelten. Man hat alle Nachteile, die mit Zelten verbunden sind, aber keinen der Vorteile. Irgendwie hatte ich mir das Ende dieses Tages anders vorgestellt. Tag 38 (22.07.) Goldrain bis Stilfs, 27 km Ich war wenig motiviert, gefühlt zum dritten Mal den selben Hang aufzusteigen (nach dem Aufstieg aus Meran und aus Naturns). Und so entschied ich, statt auf dem Vinschgauer Höhenweg (eigentlich wäre es dort nochmal eine ordentliche Tagesetappe lang gegangen) durchs Tal nach Prad zu laufen. Um nicht in der größten Hitze durchs Tal stiefeln zu müssen, startete ich früh. Zunächst wollte ich dem (laut Routenplaner) kürzesten Weg folgen, wurde dann aber mitten durch Apfelplantagen geschickt. Dort fühlte ich mich nicht so wohl, da ich Zweifel hatte, ob das im Sinne der Südtiroler Apfelbauern war und entschied mich für den Fahrradweg. Das stellte sich als ziemlich zäh heraus. Mit einem Podcast schaffte ich es aber bis Laas (~ 10 km). Zur Aufrechterhaltung der Moral legte ich dort eine Pause ein mit Stopps bei Bäcker 1 (Donauwelle, Cappuccino und frisch gepresster Orangensaft), Supermarkt (Schokolade und Limonade), Bäcker 2 (Schokocroissant, nicht lecker) und in einem Café (Cappuccino und gemütlich sitzen). Der Effekt von Koffein und Zucker war faszinierend. Das nächste Stück bis Prad (~ 10 km) liefen meine Beine in ordentlichen Tempo praktisch von allein . Es ging vorbei an Apfelbäumen, Apfelbäumen und Apfelbäumen. Ich bitte zur Kenntnis zu nehmen, dass ich versucht habe, diese möglichst abwechslungsreich zu fotografieren :-). Zwischendurch ging es immerhin auch mal ein Stück an der Etsch entlang, die hier erfreulicherweise nicht begradigt war. Da sich in Prad der letzte Supermarkt für die nächsten 90 km befand, stockte ich dort meine Vorräte auf (und das vor dem Aufstieg aufs Stilfser Joch...). Als ich gerade mein ebenfalls im Supermarkt erstandenes Mittagessen mampfte (und darüber philosophierte, dass die Anzahl der konsumierten Kalorien umgekehrt proportional ist zur effektiven Gehzeit), zog ein ordentlicher Platzregen durch Prad, aber ich konnte mich zum Glück unterstellen. Danach war es ziemlich schwül, aber ich machte mich dennoch auf den Weg nach Stilfs und brachte damit die ersten knapp 400 hm des Aufstiegs zum Stilfser Joch hinter mich. Hier quartierte ich mich - quasi zur Entschädigung für die Wegsperrung und den blöden Weg durchs Tal - in einem sehr netten Hotel ein, das zwar nicht ganz günstig, aber sein Geld definitiv wert war. Unterwegs bekam ich nochmal ein paar Tropfen ab, aber das Wetter hielt. Als ich dann schon im Hotel war, zog nochmal ein Gewitter durch, aber ich war dem Regen den ganzen Tag entkommen :-). Tag 39 (23.07.) Stilfs bis Lago di Cancano, 33 km Tag 39 war ein wunderbarer Wandertag, bei dem ich aus dem Strahlen nicht herauskam. Nach einem fantastischen Frühstück (ich hätte gerne noch mehr gegessen, aber dann wäre ich den Berg nicht mehr hochgekommen) ging es spät los. Die noch fehlenden 1.500 hm zum Stilfser Joch (bzw. für Wanderer zur Dreisprachenspitze auf 2.843 m) lief ich dann in einem Rutsch durch mit nur kurzen Fotostopps. Das Wetter war super, die Sicht auf den Ortler wurde immer besser und als Bonus gab es ein paar Murmeltiere. Irgendwann kam auch die Passstraße in Sicht, von der zum Glück nicht allzu viel zu hören war. Der Trubel am Stilfser Joch war unfassbar: Würstchenbuden, Souvenir-Stände und unendlich viele Motorrad- und Fahrradfahrer. Irgendwie war dieses Spektakel aber auch faszinierend und ich stieg die paar Höhenmeter von der Dreisprachenspitze zum Stilfser Joch ab, um die Veranstaltung aus der Nähe betrachten zu können. Auf der anderen Seite ging es dann – wieder in Ruhe und Einsamkeit – in ungefähr unendlich vielen Serpentinen für eine gute halbe Stunde durch die Schweiz weiter zum Umbrail-Pass und dann ein Stück hoch zur Furka-Scharte (Italien). Dort traf ich auf einen Schweizer, der die komplette rote Via Alpina wandern will und im Mai in Monaco gestartet war. Danach ging es nur noch abwärts Richtung Lago di Cancano, einem Stausee, der eine tolle Farbe hat. Dort kam ich ziemlich erledigt an, an diesem Tag hatte ich mal wieder zu viel Sonne abbekommen.1 Punkt -
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Tag 34 (18.07.) Bad Siess bis Stoanerne Mandl, 30 km Es ging weiter durch die Sarntaler Alpen und das letzte Stück hoch auf das Rittner Horn. Leider blies wieder ein sehr kalter Wind. Als ich oben ankam waren die Dolomiten noch in dunkle Wolken gehüllt, die der Wind aber bald wegwehte. Das Wetter besserte sich im Vergleich zu den Vortagen etwas und zwischendurch hatte man eine tolle Fernsicht. Das im Hintergrund müsste die Ortler-Gruppe sein: Vom Rittner Horn folgte ein langer Abstieg nach Bundschen und von dort ein langer Aufstieg zur Hauserberg Alm. Beides war nicht allzu spektakulär, aber an die Etappen von Völs am Schlern bis nach Meran hatte ich auch keine großen Erwartungen, da es im wesentlichen darum ging, von den Dolomiten ins Vinschgau zu kommen. Auf der Hauserberg Alm kehrte ich nochmal ein und machte in netter Gesellschaft ein Päuschen. Da ich am nächsten Tag möglichst früh in Meran ankommen wollte, versuchte ich an dem Tag möglichst viel Strecke zu machen, füllte an der Alm meine Wasservorräte auf und lief weiter mit dem Ziel, mal wieder zu zelten. Der starke Wind bereitete mir etwas Sorgen, aber kurz vor den Stoanerne Mandl fand ich ein wunderbar windgeschütztes Plätzchen, an dem weder Kuh noch Pferd aufkreuzten. Tag 35 (19.07.) Stoanerne Mandl bis Meran, 18 km Ich startete früh, machte noch ein paar Fotos von den Stoanernen Mandl und war ratzfatz in Falzeben, wo der letzte Abstieg nach Meran auf mich wartete. Etwa 1.000 hm sollte es durch einen Wald nach unten gehen. Den gpx-Track für den Weg hatte ich dem Rother-Wanderführer entnommen (der allerdings vorschlägt, die Gondel zu nehmen und auf eine Wegbeschreibung verzichtet). Außerdem hatte ich den Weg auch in mehreren Karten gefunden. Allerdings hatte ich schon Schwierigkeiten den Einstieg in den Weg zu finden, was mir ohne GPS wahrscheinlich auch gar nicht gelungen wäre. Der Weg war ziemlich zugewachsen und die Markierungen waren verbleicht. Eine echte Alternative zu dem Weg sah ich aber von Falzeben aus nicht (außerdem wollte ich ja ankommen) und so stiefelte ich los. Nach einiger Zeit verlor ich in einem sehr steilen Stück den Weg und dann tat ich etwas sehr, sehr Dummes (wovon ich mir fest vorgenommen hatte, es nicht zu tun): Ich ging trotzdem weiter, irgendwo lang, wo ich glaubte, einen Weg oder eine Markierung zu erkennen. Vermutlich folgte ich zwischendurch Wildwechseln und kam irgendwann an einen Abhang, den vielleicht Gemsen herunterkommen, ich aber nicht. Etwa 4 bis 5 m schlitterte ich den Abhang hinunter, als mir der Boden unter den Füßen wegrutschte und holte mir ein paar ordentliche Schrammen an den Beinen. Zum Glück passierte nichts Schlimmeres. Um umzukehren war es jedenfalls jetzt zu spät. Ich ging weiter, zwischendurch quer durch Brennnesseln, was ich als gerechte Strafe und Denkzettel für meine Dummheit betrachtete. Wie durch ein Wunder fand ich irgendwann die rudimentären Reste des Weges wieder, was ich bei einem zugewachsenen Weg im Wald für praktisch unmöglich gehalten hatte und kam heil im Tal an. Über dieses Stück Weg sprechen wir übrigens: Während ich unterwegs war, dachte ich, dass ich jedem kategorisch davon abrate, diesen Weg zu gehen. Zwischenzeitlich dachte ich dann, dass ich, als ich den Weg verlor, viel gründlicher hätte suchen müssen, wo der Weg weiter verläuft, statt fröhlich drauflos zu spazieren. Jetzt, nachdem ich mir für diesen Bericht die Karte nochmal angeschaut habe, kann ich ergänzen, dass zumindest in mapy.cz der Weg mit dem Hinweis „way overgrown“ versehen wurde. Das kann ich nur bestätigen. Sollte ich nochmal in meinem Leben in die Verlegenheit kommen, nach Meran absteigen zu wollen, würde ich auf jeden Fall einen anderen Weg wählen. Das war mit Abstand die potentiell gefährlichste Situation, in die ich mich auf der ganzen Wanderung manövriert habe. Auch jetzt kann ich nur den Kopf schütteln und tief durchatmen und bin immer noch froh, dass alles gut ausgegangen ist. Die Narben an den Beinen sind dann hoffentlich nächsten Sommer wieder verschwunden... In Meran ging ich nach diesem Schreck erstmal was ordentliches essen. Dann erledigte ich meine Einkäufe. In Meran gibt es so ziemlich alles, was man sich wünschen kann. Neben dem üblichen Proviant erstand ich auch ein neues paar Schuhe. Die Hälfte des Weges hatte ich zwar noch nicht geschafft, aber ich habe unterwegs überhaupt keine Lust auf Logistik (wie z.B. Schuhe online bestellen und dann irgendwo abholen) und wollte daher die Gelegenheit nutzen, einfach in eines der zahlreichen Outdoor-Geschäfte zu latschen und die Schuhe zu kaufen.1 Punkt -
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Tag 27 (11.07.) Sillianer Hütte bis Rifugio Fonda Savio, 29 km Auf der Sillianer Hütte gab es ein tolles Frühstücksbuffet, das (wenn ich mich recht erinnere) schon um 5:30 Uhr startete. Es gab wunderbares, selbst gebackenes Brot, dem ich auf dem weiteren Weg in Italien noch oft hinterher trauern sollte. Frisch gestärkt stieg ich zügig ins Tal nach Sexten ab und war damit schon am Ende des Karnischen Höhenwegs angekommen (eigentlich steigt man auf die österreichische Seite nach Sillian ab). Zu diesem Zeitpunkt gab es zumindest noch ein bisschen Sicht: Leider kam ich schon wieder an einem Sonntag in einen Ort, so dass Supermarkt und Bäcker geschlossen waren. Da es bis Cortina d'Ampezzo aber nicht weit war und ich davon ausging, dass man in den Dolomiten nicht verhungert, beschloss ich, ohne frischen Proviant weiterzugehen. Auf in die Dolomiten! Von Sexten aus machte ich mich auf den Weg in Richtung der Drei Zinnen, erst durchs Tal, dann den Berg hoch. Unterwegs wurde das Wetter immer schlechter, es fing an zu regnen, die Wolken hingen immer tiefer, der Nebel stieg immer höher aus dem Tal auf. Als ich am Fuß der Drei Zinnen ankam regnete es zwar nicht mehr, ich hatte aber mit Abstand die schlechteste Sicht, die ich auf der bisherigen Wanderung gehabt hatte. Von den Drei Zinnen sah ich nämlich ganz genau gar nichts. Ich blieb etwa eine halbe Stunde vor der Drei-Zinnen-Hütte, die auf Massenbetrieb ausgelegt und wenig einladend war, sitzen. Mehr als das bekam ich von der Nordseite der Drei Zinnen nicht zu sehen: Über einen breiten Spazierweg, auf dem Volkswandertag herrschte, lief ich an den Drei Zinnen und dann erst an einer (Lavaredo) und dann der nächsten Hütte (Auronzo) vorbei. Dort wurde mir auch klar, warum an den Drei Zinnen so ein Betrieb herrscht: bis zur Auronzohütte kann man mit dem Auto fahren und dann fast ohne Höhendifferenz zu den Drei Zinnen spazieren. Eigentlich hatte ich bei der Auronzohütte bleiben wollen, aber der Trubel dort war mir zu viel. Ich fühlte mich irgendwie deplatziert und ausserdem war es erst 14 Uhr, so dass ich entschied weiterlaufen. Es ging auf den Bonacossa-Weg, der eher anspruchsvoll sein sollte (ausgesetzt, mit vielen seilversicherten Stellen). Daher hatte ich eigentlich geplant, den Weg erst am nächsten Morgen mit ausgeruhten Beinen zu gehen. Mit angemessenem Respekt (man könnte auch sagen, mit vollen Hosen) wanderte ich weiter. Kaum war ich von der Auronzohütte in Richtung Bonacossa-Weg und Fonda-Savio-Hütte abgebogen, herrschte wieder Ruhe und ich hatte die Berge fast für mich alleine. Der Weg schlängelte sich an den Felsen entlang bzw. war teilweise in den Fels gehauen und hatte es tatsächlich auch in sich. Bei Nässe würde ich den Weg unter keinen Umständen gehen (jedenfalls nicht ohne Klettersteigset). Über zahlreiche seilversicherte Stellen und Leitern ging es in eine Rinne. Mir wurde immer schleierhafter, wo die Fonda-Savio-Hütte sein sollte, die laut Karte nicht mehr weit war. Irgendwann traf ich auf drei Belgier, die mir einen Tipp gaben (oben, an dem rechten Felsen sieht man eine Fahne wehen...). Es ging nochmal durch ein Schneefeld und dann durch seilversicherte Stellen ordentlich den Fels hinauf. Irgendwann kam ich tatsächlich an. Das war – jedenfalls von dieser Seite – der abgefahrenste Hüttenzustieg, den ich je hatte. Auf der sehr netten, kleinen Hütte, stellte mich die durchaus sympathische, aber äußerst resolute Hüttenwirtin erstmal in den Senkel, weil ich nicht reserviert hatte (ich hatte auch tatsächlich gelesen, dass die Hütte häufig sehr voll ist, aber an diesem Abend hatte ich das Lager für mich). Das war übrigens das Lager: Von dem Bonacossa-Weg war ich ziemlich geflasht. Der Weg hatte für mich von der Schwierigkeit her genau das richtige Maß, ich war durchaus gefordert, aber nicht überfordert (so was ist ja aber höchst individuell). Als ich auf der Hütte ankam, war ich voller Adrenalin und Endorphine. Die fehlende Sicht auf die Drei Zinnen war vollkommen vergessen. Zudem zog das Wetter wieder auf und ich konnte mit einer netten Truppe aus Österreich noch vor der Hütte in der Sonne sitzen und die Aussicht genießen. Dort bekam ich die Drei Zinnen dann immerhin noch von der Südseite zu sehen. Tag 28 (12.07.) Rifugio Fonda Savio bis Cortina d'Ampezzo, 18 km Tag 28 sollte mal wieder ein kurzer Tag werden, an dem ich nur bis Cortina d'Ampezzo laufen wollte. Zwar hatte ich mich am Tag zuvor vor lauter Euphorie total gut gefühlt, aber eine echte Erholung hatte der Tag nicht gebracht, da am Ende doch fast 30 km zusammen gekommen waren. Morgens ging es am Lago Misurina vorbei. Dann folgte ein kurzer, zum Glück nicht allzu anstrengender Aufstieg und dann der lange Abstieg nach Cortina d'Ampezzo mit Blick auf die Tofanes. Punkt 12 lief ich in Cortina d'Ampezzo ein und schaffte es, noch vor Beginn der Siesta um 13 Uhr (da macht wirklich alles dicht) neue Meindl-Einlegesohlen für meine La Sportiva-Schuhe und neue Leki-Spitzen für meine Black Diamond-Stöcke zu kaufen, da das Material in der Zwischenzeit doch etwas gelitten hatte. Dann suchte ich mir ein Hotel. Für den Mittag stand noch essen, schlafen, neuen Proviant kaufen und Wäsche waschen auf dem Programm. Irgendwie war ich nach den letzten Wochen aber doch etwas müde und hatte das Gefühl, dass ich mehr Erholung brauchte. Damit war die Zeit für den ersten Pausentag gekommen. Dass die Wettervorhersage für den nächsten Tag nicht besonders toll war, erleichterte die Entscheidung. Mit Cortina d'Ampezzo hatte ich mir zwar nicht gerade den günstigsten Ort für eine Pause ausgesucht, aber meine Beine haben eben einen exklusiven Geschmack. Tag 29 (13.07.) Pausentag1 Punkt -
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Tag 24 (08.07.) Zollnerseehütte bis Wolayerseehütte, 24 km (1.980 hm auf) Morgens startete ich gemütlich. Dann kam allerdings bald ein sehr, sehr langgezogener Aufstieg, gefolgt von einem sehr, sehr langgezogenen Abstieg über einen Weg, der nicht der allerschönste war. Diesen Hang galt es einmal komplett von unten nach oben und von links nach rechts zu queren, bevor es übers Grat ging: Leider war das Wetter an diesem Tag auch nicht das beste. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, auf eine schwarze Wand zuzulaufen. Von der Scharte (Bild unten) war nichts mehr zu sehen. Ich hatte aber Glück im Unglück: als mich die erste Regenfront erreichte, hatte ich meine Regensachen schon an und war gerade auf der oberen Spielbodenalm, bei der ich mich unterstellen konnte. Der Regen kam derart schnell und heftig, dass man sonst bis auf die Unterhose durchweicht gewesen wäre, bevor man auch nur die Chance gehabt hätte, seine Regensachen anzuziehen. Bei durchwachsenem Wetter ging es weiter zur Unteren Valentinalm, bei der ich eine Pause einlegte. Dann folgte ein weiterer Aufstieg Richtung Wolayerseehütte. Dort gab es ungefähr unendlich viele Murmeltiere. Ich war im Glück . Bei Sonnenschein hätte man bestimmt noch mehr Murmeltiere gesehen, die faul auf den Steinen gelegen und sich gesonnt hätten. Irgendwann kam dann im Aufstieg ein Wegstück, an dem etwa drei Wochen zuvor eine Gerölllawine heruntergegangen war (in der Scharte von dem Bild oben). Der Abschnitt war aber zum Glück schon wieder freigegeben – einen Weg gab es dort aber nicht mehr wirklich. Man kam den Hang aber wunderbar über Schneefelder hoch, die sehr gut zu gehen waren, da überall auf dem Schnee Steine und Schutt lagen, die einem einen guten Halt gaben. Kurz bevor ich an der Wolayerseehütte ankam, fing es wieder an zu nieseln. Ich rannte das letzte Schneefeld herunter und um den halben See herum zur Hütte und schaffte es anzukommen, ohne richtig nass geworden zu sein – und sehr viel mehr konnte man an diesem Tag auch nicht verlangen. Tag 25 (09.07.) Wolayerseehütte bis Biwak Malga Campobon, 38 km Abends/nachts war noch ein ordentlicher Sturm über die Hütte hinweggezogen, wie ich ihn hoffentlich nie in einem Zelt erleben werde. Davon war aber am nächsten Morgen nichts mehr zu sehen und es herrschte eitel Sonnenschein. Zunächst stieg ich von der Wolayersee Hütte in einen schönen Almboden ab, wo merkwürdigerweise ein Fohlen zielstrebig auf mich zukam (die sind ja sonst eher Schisser). Ein zweites Fohlen wurde dann auch mutiger und kam dazu. Vermutlich hofften sie auf Salz. Es folgte ein erster Aufstieg über einen Hang, der stellenweise total abgerutscht und ziemlich nervig zu gehen war. Irgendjemand schien der Meinung gewesen zu sein, dass es genügt, Steine rot-weiß anzumalen, um einen Weg anzulegen. Obwohl ich mir fest vorgenommen hatte, besser auf den Weg zu achten, lief ich morgens auch mal wieder eine extra-mile (und extra 200 hm). Aber sonst wäre ich nie zu diesem schönen See gekommen... Auch der weitere Weg gefiel mir gut. Es kam wieder ein längerer Aufstieg und ging an beeindruckenden Felsen vorbei. Mittags traf ich dann leider eine Entscheidung, die mir erstmals auf dieser Wanderung schlechte Laune bescherte: Seit Tag zwei auf dem Karnischen Höhenweg war ich auf die Route des Rother Wanderführers „Wien – Lago Maggiore“ eingeschwenkt, der ich - in der Annahme und Hoffnung, dass sich der Autor bei der Routenführung etwas gedacht hat - bis Locarno folgen wollte. Der Empfehlung des Wanderführers folgend verließ ich den Karnischen Höhenweg und bog, statt in Richtung Hochweißsteinhaus weiterzugehen, auf die italienische Seite Richtung Rifugio Pier Fortunato Calvi ab. Zuerst erschien mir das auch noch eine gute Idee, da ich eine wunderschöne Aussicht hatte. An der Quelle des Piave kam ich auch noch vorbei. Dann wurde der Weg aber stinklangweilig. Nach einem kurzen Abstieg ging es auf immer der selben Höhe mit der selben Aussicht einen Fahrweg entlang und ich war sehr unglücklich darüber, den Karnischen Höhenweg verlassen zu haben, da ich glaube ich eine schöne Etappe verpasste. In dem Wanderführer stand was von einsam – ja, einsam war es, weil niemand sonst so blöd ist, diesen Weg zu gehen . Die einzige Erklärung, die ich mir für diese Wegführung zusammenreimen konnte, ist, dass das Hochweißsteinhaus ausgebucht war und der Autor des Wanderführers deshalb eine Alternative benötigte und auf die italienische Seite auswich. Das einzig positive, was ich dieser Route abgewinnen konnte, war, dass die Etappenaufteilung auf der österreichischen Seite ziemlich blöd geworden wäre, da ich schon am frühen Mittag beim Hochweißsteinhaus angekommen wäre, es aber am selben Tag nicht mehr bis zur nächsten Hütte geschafft hätte (und unter Umständen hätte ich auch das Problem gehabt, dass das Hochweißsteinhaus ausgebucht ist – das ist die kleinste Hütte auf dem Karnischen Höhenweg, die wohl ständig voll ist). Um diesen bisherigen Tiefpunkt meiner Wanderung möglichst schnell hinter mir zu lassen, entschied ich, einen Gewaltmarsch einzulegen und so weit zu laufen, wie ich nur kann, nämlich bis zur Malga Campobon, einem sehr hässlichen Biwak (das aber immerhin nichts kostete). Etwa 20 min bevor ich dort endlich ankam, stellte sich mir allerdings mein bisher größtes Hindernis in den Weg. Ich musste an einer riesigen Schafherde vorbei, die von einem Herdenschutzhund (weiß) bewacht wurde, der bellend auf mich zukam. Außerdem waren auch noch mehrere schwarze Hunde da, die mich ebenfalls anbellten. Ich wich ein Stück zurück und hoffte auf Hilfe von dem Hirten, der gerade bei der Herde war. Dann brach aber das ganz große Chaos aus. Bei den Schafen war auch eine Gruppe Pferde, die auf einmal in Panik geriet und über die Weide losgaloppierte. Dabei rannten sie den kompletten Weidezaun um, der Stange für Stange ausriß. Die schwarzen Hunde rannten alle den Pferden nach und ich entschied mich, erstmal abzuwarten, wie sich die Situation entwickelt. Der weiße Hund hatte sich in der Zwischenzeit neben den Weg gelegt und machte eigentlich einen ganz netten Eindruck. Mit vorsichtigen Schritten tastete ich mich voran und er ließ mich tatsächlich passieren, so dass ich diesen Wandertag gegen 19:30 Uhr endlich beenden konnte. Von dem Biwak aus hatte ich immerhin noch einmal einen schönen Blick in die Dolomiten. Tag 26 (10.07.) Biwak Malga Campobon bis Silianer Hütte, 26 km Nach einem kurzen Aufstieg ging es morgens über den Grat zurück auf die österreichische Seite auf den Karnischen Höhenweg und vorbei an der Porzehütte. Weiter ging es runter durch ein Tal und auf der anderen Seite wieder hoch. Dabei merkte ich, dass ich an den drei Tagen zuvor fast 100 km gelaufen war (plus den einen oder anderen Höhenmeter), denn meine Beine waren ziemlich müde und brauchten ständig Pausen. Ausgerechnet an diesem Tag wurde es dann recht alpin und die Wege eher anstrengend zu gehen, da es auch einige Zeit durch Geröll und Blockgelände ging. Unter anderem ging es vorbei am Großen Kinigat. Fast alle anderen, die unterwegs waren, gingen über den Klettersteig. Ich war kurz auch versucht, diesem Weg zu folgen, nahm dann aber weicheimäßig (bzw. vernünftig) den Wanderweg, was an diesem Tag die richtige Entscheidung für mich war. Der Weg führte in ständigem Auf und Ab über einige Gipfel, u.a. die Pfannspitze, mit 2.678 m der höchste Punkt auf dem Karnischen Höhenweg (immerhin den hatte ich nicht verpasst). Bei gutem Wetter hätte man von dort eine fantastische Sicht in die Dolomiten. Leider hatten sich zwischenzeitlich ziemlich dunkle, graue, tiefhängende Wolken gebildet – und das war es dann auch für lange, lange Zeit mit gutem Wetter und Sonnenschein. An der Obstansersee-Hütte (mit einer interessanten Getränkekarte) machte ich ein Päuschen, auch um mich aufzuwärmen, da es ziemlich frisch geworden war. Ich raffte mich dann allerdings nochmal auf und machte mich auf den weiteren Weg zur Silianer Hütte. Es ging wieder Auf und Ab, durch mehr Fels und Geröll. Immer wieder sah ich Reste von Stellungen und Schützengräben und es ging auch an einem kleinen Friedhof vorbei. Als ich endlich an der Silianer Hütte ankam, war ich ziemlich froh, kaputt und erledigt. Blick von der Silianer Hütte:1 Punkt -
Wien - Nizza. In 78 Tagen durch die Alpen.
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Tag 17 (01.07.) Flattnitz bis Turracher Höhe, 19 km Auch für diesen Tag war Regen angesagt, so etwa ab 14 Uhr, und ich startete wieder früh. Irgendwie fühlte ich mich leider immer noch ein bisschen schlapp. Der Weg führte erst sehr einfach durch den Wald und dann über ein paar Hügel. Dort hatte ich auf einmal, womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte, eine ganz unglaubliche Fernsicht auf die Karawanken, die plötzlich vor mir standen. Dann passierte ich eine Schafherde, die sich formierte und geschlossen auf mich zukam - mir war zunächst nicht klar, ob in friedlicher Absicht oder um mich von der Weide zu schubsen. Zum Glück waren die Schafe aber sehr freundlich und wollten nur ein bisschen an mir schnuppern (und manche auch knabbern). Da ich wohl nicht ihren Geschmack traf zogen sie bald wieder von dannen. Das Wetter zog allmählich zu, leider schon bevor ich an der Lattersteighöhe den Kammweg erreichte. In der dortigen Schutzhütte machte ich windgeschützt noch ein kurzes Päuschen und hoffte, von dem angekündigten Regen noch ein Weilchen verschont zu bleiben. Der setzte dann aber bedauerlicherweise schon deutlich früher ein als vorhergesagt und es wurde zum ersten Mal Zeit, meine Regenjacke anzuziehen. Windig und neblig wurde es auch noch. Ich trottete im Tran weiter und dann passierte mir etwas echt Blödes: ich stieg von der Gruft in die falsche Richtung ab. Nach ungefähr 400 hm fiel mir mein Missgeschick auf. Der eine oder andere kennt vielleicht das Gefühl, wenn man nach längerer Zeit mal wieder auf GPS/Handy schaut und feststellt, dass der eigene Standort ganz wo anders ist, als die geplante Route . Aber ich hatte nochmal Glück im Unglück. Da ich mich mitten in einem Wandergebiet mit total vielen Wegen befand, führte zum Glück ein Schotterweg mehr oder weniger auf meiner Höhe um den Berg herum zur Turracher Höhe, so dass ich nur mit 20 bis 30 min extra Fußmarsch bezahlen und nicht wieder alles aufsteigen musste. Dies verstand ich als ultimatives Zeichen, dass ich auch an diesem Tag keine neuen Streckenrekorde aufstellen sollte, sondern mietete mich auf der Turracher Höhe in einem sehr netten Hotel (Nockalm) ein und sattelte auf Wellness-Urlaub um. Nach zwei Saunagängen fühlte ich mich wie neugeboren. Tag 18 (02.07.) Turracher Höhe bis Wiedweg, 26 km Da auf der Nockalm gut gekocht wird, wollte ich mir das Frühstücksbuffet auf keinen Fall entgehen lassen – das allerdings erst um 8:00 Uhr losging und so legte ich den spätesten Wanderstart aller Zeiten hin. Bei gutem Wetter ging es durch die Nockberge, durch wunderschöne Hänge mit Alpenröschen und auch mal ein kurzes Stück an der Straße entlang (war aber noch okay). Nach einiger Zeit begegnete ich der ersten unfreundlichen Kuh, die, kaum dass ich einen Fuß auf ihre Weide gesetzt hatte, aufstand und mir schnaubend entgegen kam. Da mir das Ganze nicht nach einem freundlichen Empfang aussah, wollte ich die Kühe in einem Bogen umgehen. Leider durchschaute die Herde (darunter auch ein einjähriger Stier) meine Absicht und wollte mir den Weg abschneiden. Ich machte daher einen noch größeren Bogen und stieg durch Büsche und Steine etwas weiter nach oben auf - und entweder betrachteten die Kühe diesen Teil nicht mehr als ihr Territorium oder sie waren zu faul mir zu folgen, jedenfalls kam ich so unbeschadet weiter. Ich machte mich auf die Suche nach meinem Weg und folgte dem langgezogenen Aufstieg auf den Falkert, von dem aus man eine tolle Sicht auf die Nockberge hatte. Der Weg nach oben war zwar ganz nett, aber auch ein bisschen langweilig. Nockberge: Blick Richtung Großglockner oder Ankogel(?): Vom Falkert ging es weiter auf den Rödresnock, dann folgte ein strammer Abstieg Richtung Wiedweg, mehr oder weniger geradeaus den Berg runter. Im Wald wurde der Abstieg irgendwann ziemlich ätzend, da der Weg von schweren Waldarbeitermaschinen vollkommen zerstört war. Blick zurück zum Falkert: Als ich in Wiedweg ankam war es aufgrund meines späten Starts schon fast 18 Uhr. Eigentlich hätte ich an dem Tag gerne mal wieder gezeltet, aber dafür hätte ich noch einen ziemlich ordentlichen Aufstieg hinter mich bringen müssen, weshalb ich mich notgedrungen im einzigen Gasthaus vor Ort einquartieren wollte. Dort klappte mir fast die Kinnlade herunter: das Gasthaus war allen Ernstes ausgebucht! Ich war sonst meist der einzige Gast und musste gelegentlich erst den Rost aus den Rohren laufen lassen, weil schon so lange keiner da gewesen war. Ich hatte den Eindruck, dass auch die Wirtin nicht so recht wusste, wie ihr geschah. Aber die Österreicher sind einfach ein nettes Völkchen. Auf meine Frage, ob es irgendwo einen Bauern gibt, den ich fragen kann, ob ich bei ihm auf der Wiese mein Zelt aufstellen darf, schlug mir die Wirtin vor, einfach bei ihr im Garten zu zelten . Tag 19 (03.07.) Wiedweg bis Steinwender Hütte, 34 km Da ich gerne aus dem Garten verschwunden sein wollte, bevor die anderen Gäste aufstehen, ging es früh los und nach gut drei Stunden Aufstieg stand ich zunächst auf der Kaiserburg und dann auf dem Wöllaner Nock. Die Karawanken waren nun schon deutlich näher, allerdings war die Sicht nicht mehr ganz so gut. Großglockner? Ankogel? Über zielführende Hinweise wäre ich dankbar. Jedenfalls aber eine schöne Aussicht: Vom Wöllaner Nock stieg ich zügig nach Arriach ab. Dort kam ich gerade noch rechtzeitig an, bevor der Supermarkt zur Mittagszeit schloss – immer eine hervorragende Motivation für mich. Ich legte eine längere Pause ein und vertilgte mein frisch erstandenes Essen. Rund 24 km hatte ich schon auf dem Tacho, um den Tag schon zu beenden war es aber etwas früh. Ich lief daher drauf los, ohne genau zu wissen, wo ich einen Zeltplatz und Wasser finden würde, aber der Tag war ja noch lang. Der weitere Weg hinter Arriach war dann aber leider alles andere als ein Vergnügen. Zuerst ging es eine Stunde auf Asphalt und dann eine Stunde auf Schotterwegen den Berg hoch. Es gab zwar ein paar Plätze, auf denen man ganz gut hätte zelten können, aber kein Wasser. Mittlerweile war ich doch so ein bisschen kaputt und meine Motivation zu zelten war auch gesunken, da es nach Regen aussah. Dann fügte sich aber wieder mal alles ganz wunderbar. Ich kam zur Steinwender Hütte, über die ich kurz zuvor noch im Internet gelesen hatte, dass die Hütte nicht mehr bewirtschaftet sei. Mittlerweile hat die Hütte aber einen neuen Pächter, der zwar eigentlich noch nicht auf Übernachtungsgäste eingerichtet war, mir aber kurzfristig ein Zimmer herrichtete (mir hätte ja schon eine Ecke genügt, in die ich meine Isomatte legen kann) und auch erlaubte, die Dusche von ihm und dem Koch zu benutzen. Einfach Wahnsinn, wie vielen netten, hilfsbereiten Menschen ich auf meinem Weg begegnet bin! Tag 20 (04.07.) Steinwender Hütte bis Villach, 15 km Im Nieselregen ging es die letzten Kilometer bis Villach. Leider lief ich dort ausgerechnet an einem Sonntag ein, an dem natürlich alle Geschäfte geschlossen hatten. Trotzdem wollte ich mich aber lieber in Villach einquartieren, als direkt nach Arnoldstein weiterzulaufen. Ich freue mich auf solchen Wanderungen immer, zwischendurch mal wieder Stadtluft zu schnuppern (so lange die Stadt nicht zu groß ist) und futterte mich durch Villach. Zum Salzsteigweg: Dieser Abschnitt des Weges war – landschaftlich und von der Wegführung her - sicher nicht der schönste auf der ganzen Strecke (außer natürlich den wunderbaren Kammwegen um die Planneralm herum), aber abgesehen von dem Abschnitt durch das Sölktal, der mir als absolut ätzend im Gedächtnis geblieben ist, fand ich den Salzsteigweg okay zu gehen. Wer allerdings, sobald er nur einen Forstweg sieht, Ausschlag bekommt, der sollte sich vielleicht nach Alternativen umsehen. Man kann auf einer Fernwanderung mitten durch Europa und die Alpen (die eben keine Wildnis, sondern eine verhältnismäßig dicht besiedelte Kulturlandschaft sind) meines Erachtens aber auch nicht erwarten, dass man jeden Kilometer auf feinsten Wanderwegen läuft. Zudem gibt es in den Ostalpen nur wenige Fernwanderwege, die in Nord-Süd-Richtung verlaufen, so dass die Vorbereitung deutlich aufwendiger wird, wenn man jede Etappe mit der Landkarte in der Hand selbst planen möchte.1 Punkt -
Tag 12 (26.06.) Rottenmann bis Michelirlingalm, 32 km (1.900 hm auf) Erholt und mit frischen Beinen ging es aus Rottenmann raus. An den Tag hatte ich keine allzu hohen Erwartungen, da ich die Etappe im Wesentlichen als kurze und schnelle Verbindung zwischen Nordalpenweg und Salzsteigweg geplant hatte. Die ersten 2 ½ Stunden ging es dann auch wenig ansprechend entlang von Straßen den Berg hoch und es wurde Zeit für den ersten Podcast. Entlang der Straße wurden mir mehrfach Mitfahrgelegenheiten angeboten und es wäre bestimmt kein Problem, zumindest ein Stück des Weges per Anhalter zu fahren – ich wollte ja aber von Wien bis Nizza laufen (und zwar jeden Meter). Dann entwickelte sich der Tag aber zu einem der schönsten Wandertage, an die ich mich erinnern kann und die 2 ½ Stunden an der Straße schrumpelten in meiner Erinnerung zu einer unbedeutenden Randnotiz zusammen. Zuerst führte der Wanderweg zu einem Bergsee (Riednersee), an dem ich eine erste Pause einlegte. Danach ging es weiter auf die Seekoppe mit toller Aussicht, u.a. auf den Dachstein. Am Abend zuvor hatte es geregnet und nachdem es zuvor meist ziemlich diesig war, hatte ich an diesem Tag eine wunderbare Fernsicht. Von dort ging es wunderschön am Kamm entlang auf den Hochrettelstein. Der war dann eigentlich auch schon wieder eine Pause wert, ebenfalls mit toller Aussicht. Weiter ging es am Kamm entlang und zwar zum nächsten sehr lohnenden Blick auf Plannersee und Planneralm (gestört nur durch zwei nervige Instagramer mit Drohne, die vor den letzten kleinen Schneefeldern posierten). Am Plannersee schwenkte ich dann auf den Salzsteigweg 09 ein. Da der Tag so schön war und ich auch unbedingt mal wieder zelten wollte, ging ich von der Planneralm weiter, fand im selben Tal aber keine Stelle, die meinen hohen Ansprüchen an einen Zeltplatz genügte ;-). Daher ging es über die Karlspitze übers Grat weiter auf die andere Seite, wo ich erfreulicherweise einen Senn antraf, der gerade die erste Woche mit den Kühen auf der Alm war und Besuch von der Familie hatte. Den fragte ich, ob ich auf einem flachen Stück Rasen vor der Scheune mein Zelt aufbauen könne und wurde erstmal zu einem Bier eingeladen. Mein Vorhaben, von Wien bis Nizza zu wandern, wurde mit einer Mischung aus Kopfschütteln, Unverständnis und Bewunderung zur Kenntnis genommen. Zur Stärkung bekam ich Kuchen und Brot geschenkt . Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass den Kühen auf der Alm langweilig ist. Aber ich hatte durchaus den Eindruck, dass sie sich über Abwechslung freuen. Jedenfalls kamen die Kühe sehr neugierig zum Zaun, als ich mein Zelt aufbaute. Der einzige Wermutstropfen an diesem Tag war leider, dass nachts schon wieder ein Gewitter über mich herzog. Nach der Erfahrung am Hochschwab war ich allerdings so beschäftigt zu hoffen, dass es nicht hagelt (was es zum Glück nicht tat), dass ich gar nicht auf die Idee kam, mich vor dem Gewitter und den Blitzen um mich herum zu fürchten. Tag 13 (27.06.) Michelirlingalm bis Erzherzog-Johann-Hütte, 28 km Wenig erholt startete ich in den nächsten Tag und fand irgendwie den ganzen Tag über keinen ordentlichen Laufrythmus. Zudem war ich von diesem Wegabschnitt auch nicht besonders angetan. Zuerst ging es durch ziemlich zugewachsene Wege, die natürlich total nass waren und mir feuchte Füße bescherten, den Berg hinunter. Dann ging es einen Forstweg und die Straße entlang Richtung Donnersbachwald. Auch den nächsten Aufstieg fand ich wenig ansprechend, muss allerdings einräumen, dass der darauffolgende Abstieg ganz nett war. Aber dann kam das eigentliche Elend: in der größten Mittagshitze ging es wieder Forstwege und dann sogar um die 6 km an der Landstraße entlang und zwar durch das ziemlich viel befahrene Sölktal. Diese Wegführung empfand ich wirklich als Unverschämtheit. Das Tal wäre ohne die Straße bestimmt schön - ich würde allerdings empfehlen, das Sölktal nur motorisiert zu durchqueren. Immerhin kam ich abends zu einer sehr netten Hütte mit leckerem Essen (Erzherzog Johann Hütte), wo ich übernachten durfte, obwohl am nächsten Tag Ruhetag war. Tag 14 (28.06.) Erzherzog-Johann-Hütte bis St. Peter am Kammersberg, 20 km Ich ging den Tag relativ entspannt an, da ich als Ziel nur St. Peter/Kbg anpeilte. Zu diesem Zeitpunkt erschien es mir zu ambitioniert, bis Murau durchzulaufen. Wer seine Etappen anders aufteilen kann oder ein stärkerer Läufer ist, dem würde ich allerdings unbedingt empfehlen, es irgendwie bis Murau zu schaffen. St. Peter/Kbg ist (abgesehen vom dortigen Supermarkt) definitiv keine Reise wert. Direkt hinter der Erzherzog-Johann-Hütte begann der Aufstieg zur Haseneckscharte. Dort legte ich bereits eine erste Pause ein und unterhielt mich ausgiebig mit einem Wanderer, der mir beim Abstieg entgegenkam. In beide Täler hatte man vom Grat eine wunderschöne Sicht. Es ging weiter durch idyllische Landschaft und endlich blühten auch die Alpenröschen . Außerdem begegnete ich mehr neugierigen Kühen. Nach dieser vielen Zeit in den Alpen meine ich, durchaus Mentalitätsunterschiede zwischen österreichischen, schweizerischen und italienischen Kühen festgestellt zu haben . Man wurde dann aber leider wieder gnadenlos entlang von Schotterwegen, asphaltierten Wegen und Straßen geschickt. Ausgerechnet an so einer blöden Straße bog ich dann auch noch irgendwo falsch ab und drehte eine Ehrenrunde. In Sankt Peter/Kbg hatte ich dann aber schon wieder großes Glück und traf auf eine sehr nette Wirtin, die mich trotz Ruhetags in ihrem Gasthof (dem einzigen in St. Peter/Kbg verbliebenen, die anderen Unterkünfte, die ich zuvor im Internet gefunden zu haben meinte, waren geschlossen) übernachten ließ – und dazu noch meine Wäsche wusch (habe mich ja kaum getraut zu fragen, aber mein Odeur sprach wohl für sich ;-)). Tag 15 (29.06.) St. Peter/Kbg bis Troghütte, 27 km Mein erstes Etappenziel von St. Peter/Kbg aus war Murau, ein wirklich nettes Städtchen, mit schönen Cafés, großen Supermärkten, Bäckerei und sogar einem dm! Der Weg dorthin führte über die Storzalpe, relativ lange an Forststraßen entlang, über die Kuppe dann aber irgendwann auch über Wanderwege. Als ich beim Abstieg am Landeskrankenhaus vorbeikam hatte ich das Gefühl, fast schon in Murau zu sein, das letzte Stück dorthin zog sich aber ewig. In Murau legte ich eine längere Pause ein und bedauerte sehr, hier nicht übernachtet zu haben. Da es bis zur Murauer Hütte (die an diesem Tag aber ohnehin geschlossen hatte – Ruhetag) zu kurz, nach Flattnitz aber zu weit war, verließ ich Murau mit dem Ziel, mal wieder zu zelten. Leider hatte ich zuvor nur wenige zuverlässige Informationen zu Wasserquellen gefunden. Da es ziemlich heiß war, war mein Wasserbedarf allerdings enorm. So machte ich mich von Murau aus an den Aufstieg zur Frauenalpe, füllte am Bach meine Wasservorräte auf und trank so viel ich nur konnte. Vor der Murauer Hütte traf ich dann auf einen frei zugänglichen Brunnen, wo ich noch mehr Wasser in mich hinein schüttete. Im weiteren Verlauf des Weges, ein Stück nachdem der Weg zum Gipfel der Frauenalpe abgezweigt war (der Salzsteigweg führt am Gipfel vorbei), stieß ich dann auf eine Quelle, von der ich zuvor zwar gelesen hatte, bei der mir aber bis zum Schluss nicht ganz klar geworden war, wo sich diese Quelle befand. Hier trank ich natürlich noch mehr und lief – allmählich mit einem ziemlichen Wasserbauch – weiter. Nicht allzu weit vom Weg entfernt stieß ich nach einiger Zeit auf die Troghütte, eine (jedenfalls im Sommer) verlassene Skihütte, von der mir ein Einheimischer, den ich beim Arnika sammeln getroffen hatte, berichtet hatte, die aber auf meinen Karten nicht eingezeichnet war (die Hütte ist mehr oder weniger in der Nähe der Trogscharte und, wie gesagt, vom Weg aus zu sehen). Vor der Hütte gab es einen Brunnen, die ganze Wassertrinkerei und -schlepperei hätte ich mir also sparen können. Eigentlich wäre ich gerne noch ein Stück weitergegangen. Da ich mein Glück was die Zeltplatzsuche anging aber nicht überstrapazieren wollte, entschied ich bei der Hütte zu bleiben. Tag 16 (30.06.) Troghütte bis Flattnitz, 24 km Da für diesen Tag ab etwa 11 Uhr Regen und Gewitter angesagt war, startete ich früh und lief zügig, um über den höchsten Punkt drüber zu sein, bevor das schlechte Wetter kommt. Zuerst ging es durch von Alpenröschen gesäumte Wege, dann einen Bergrücken entlang, auf dem man nicht in ein Gewitter kommen möchte. Sehr unschön fand ich an dieser Gegend, dass die Weiden wohl früher mit Stacheldraht abgezäunt worden waren, der nun verrostet in den hohen Wiesen lag und kaum zu erkennen war – bis man drauf trat und sich die Beine verkratzte. Als ich gegen 9:30 Uhr am höchsten Punkt, der Prankerhöhe, ankam, sah es schon ziemlich düster aus. Ich stieg zügig ab und dann passierte – nichts, kein Regen, kein Gewitter. Irgendwie fühlte ich mich aber auf einmal total müde und schlapp. Ich stieg durch einen schönen, lichten Wald ab und hätte mich zwischendurch am liebsten ins Moos gelegt und geschlafen. Es erschien mir aber vernünftiger, zügig zur nächsten Ortschaft (Flattnitz) zu laufen, dort ein Zimmer zu suchen und einen ordentlichen Mittagsschlaf zu machen. Da der Salzsteigweg wirklich äußerst einfach zu gehen ist und ich in der Zwischenzeit auch einigermaßen eingelaufen war, hatte ich eigentlich gedacht, dass ich dort mal ein paar Tage einlege, an denen ich ein bisschen mehr Strecke mache – aber irgendwie sollte es nicht sein. Und ich hatte ja auch noch so viel Weg vor mir, dass ich es lieber nicht übertreiben und auf meinen Körper hören wollte.1 Punkt
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Tag 9 (23.06.) Eisenerz bis Hartelsgraben Jagdhütte, 28 km (1.900 hm auf) Von Eisenerz führte der Weg weiter nach Radmer an der Stube. Nur total langweilige Forstwege, die Wanderwege hatte man wieder zuwachsen lassen – das war der bisher mit Abstand unattraktivste Wegabschnitt. Einzig lohnenswert war die Aussicht auf den Lugauer. Auch Radmer an der Stube fand ich nicht besonders attraktiv, so dass ich dort nur eine längere Mittagspause im Schatten einlegte (immerhin gab es einen Bach, in dem man die Füße kühlen konnte), bevor ich mich an den nächsten Aufstieg über eine Flanke des Lugauer machte. Eine völlig unzutreffende Wegbeschreibung bei outdooractive („Forststraße bis zum Schoderkreuz“) hatte mich zu der Annahme veranlasst, dass der Weg nach oben praktisch ein Spaziergang werden würde (schon ein genauerer Blick auf die Karte hätte mich eines besseren belehrt). Den Wegabschnitt, der dann kam, habe ich ziemlich verflucht, es ging nämlich über völlig zugewachsene Pfade durch Wald und Wiesen. Im untersten Abschnitt zog ich in Anbetracht zahlreicher Brennesseln und Brombeerbüsche trotz der Hitze meine Regenhose an, die mir als das kleinere Übel erschien. Oberhalb der Baumgrenze ging es dann durch Fels und Geröll weiter und stellenweise wurde es ordentlich steil. „Forststraße“, sehr witzig, kann ich da nur sagen (oder komisches Verständnis davon, was eine Forststraße ist). Als ich oben ankam, war ich ziemlich erledigt. Das war der letzte Teil der "Forststraße" (wie steil es nach oben ging ist leider nicht zu erkennen): Dort oben konnte ich aber nicht bleiben (kein Wasser, kein Zeltplatz – zumal es in den Nationalpark Gesäuse ging), so dass ich wohl oder übel den Abstieg querfeldein über eine Wiese begann. Dort legte ich, weil ich aus Erschöpfung/Unkonzentriertheit ein Loch in der Wiese übersehen hatte, meinen zweiten Sturz hin, der aber zum Glück ebenfalls keine schlimmeren Folgen hatte. Auch der weitere Wegverlauf war nicht geeignet, meine Begeisterung für diesen Wegabschnitt zu wecken. In zahlreichen Kehren ging es eine Forststraße hinunter, die man zwar laut Wanderkarte abkürzen konnte. Die Einstiege waren aber so zugewachsen, dass mir unklar war, ob dieser Wanderweg überhaupt noch existiert. Ob meiner Verfassung wählte ich lieber den sichereren (aber längereren) Weg. Aufgrund des Zustandes der Wege hatte ich irgendwie das Gefühl, dass Wanderer hier unerwünscht sind. Da ziemlich klar war, dass ich es an diesem Tag nicht mehr bis zur nächsten Hütte (das wäre die Hess-Hütte gewesen) schaffen würde, begann ich mich nach einer Übernachtungsgelegenheit umzusehen. Ich hatte dabei zwar nicht das allerbeste Gefühl, entschied mich dann aber - auch in Ermangelung besserer Optionen - bei der Hartelsgraben Jagdhütte zu bleiben. Gegenüber der Hütte gab es einen Picknicktisch mit Brunnen und in der Nähe auch einen Bach, indem man sich waschen konnte (ist das schon #glamping?). Nachdem ich mich dort längere Zeit herumgetrieben und gewaschen und gegessen hatte, ohne dass sich auch nur eine Menschenseele hatte blicken lassen, entschied ich mich, auf der überdachten Veranda der Hütte zu schlafen und mein Zelt nicht aufzubauen – einerseits war ich dazu zu faul, andererseits dachte ich, dass ich so weniger auffalle und mich schneller aus dem Staub machen kann (ich wurde unterwegs ständig gefragt, ob ich so alleine nicht Angst habe – meine größte Angst ist tatsächlich, irgendwann mal morgens, von einem Jäger mit der Flinte in der Hand geweckt zu werden ). Nachts lernte ich dann, solche Entscheidungen in Zukunft besser zu überdenken... Über die Jagdhütte zog ein nicht angekündigtes Gewitter her, geweckt wurde ich vom Regen, der unter das Verandadach geweht wurde und bei genauerer Betrachtung war ich mir nicht sicher, wie dicht das Dach wohl ist. Zum Glück regnete es nur wenig, so dass ich nochmal mit einem blauen Auge davon kam. Tag 10 (24.06.) Hartelsgraben Jagdhütte bis Oberst-Klinke-Hütte, 24 km Nach dieser wenig erholsamen Nacht lief ich morgens schon mit müden Beinen los. Es folgte ein längerer Aufstieg durch die Sulzkaralm (700 hm, die ich zu diesem Zeitpunkt als „ordentlichen Aufstieg“ bezeichnete – worüber ich zwei Monate später nur müde lächeln konnte und mich wunderte, was für ein Weichei ich zu dieser Zeit noch war ), vorbei an einer beeindruckenden Felswand, die noch im morgendlichen Nebel hing. Ich traf auf einen Senn, der erzählte, dass er gerade alles für die Kühe fertig mache, die am nächsten Wochenende auf die Alm getrieben werden sollten. Das letzte Stück bis zum Sulzkarhund ging es ordentlich steil nach oben und schon um 8:00 Uhr lief der Schweiß in Strömen. Dafür wurde ich allerdings durch eine Gruppe Gemsen, die mit ihren Jungen unterwegs war, entschädigt. Alles was ich hoch gelaufen war, ging es dann auf der anderen Seite wieder runter. Im Tal wartete allerdings erstmal eine Naturkneippanlage auf mich, bei der ich länger rastete. Der Versuchung, in Johnsbach gleich die nächste Pause einzulegen, widerstand ich und machte mich an den nächsten Aufstieg zur Mödlinger Hütte (750 hm). Die Hütte fand ich irgendwie wenig einladend. Wenn ich noch bis zur Oberst-Klinke-Hütte weiterliefe, wäre außerdem der nächste Tag, an dem es bis Rottenmann gehen sollte, schön kurz. Daher legte ich nur ein kleines Päuschen ein, das sich zudem wenig gemütlich gestaltete, da ein starker Wind aufkam und unklar war, ob das Wetter hält. So brach ich schneller als gedacht zum letzten Stück Weg (nochmal 300 hm ab und dann wieder 300 hm auf) vor beeindruckender Felskulisse (müsste der Admonter Kalbling gewesen sein) zur Oberst-Klinke-Hütte auf. Die Kässpätzle dort kann ich nur wärmstens empfehlen und nachts schlief ich wie ein Stein. Tag 11 (25.06.) Oberst-Klinke-Hütte bis Rottenmann, 16 km Richtung Rottenmann lief ich die letzten Kilometer auf dem Nordalpenweg, den ich nach gut 260 km schon wieder verließ (was sich gut traf, da der nächste Abschnitt wegen Baumfällarbeiten gesperrt war). Schon gegen 10 Uhr morgens lief ich in Rottenmann ein und hatte fast so etwas wie einen Pausentag (neudeutsch auch Nearo genannt ;-)). Ich freute mich über ein ausgiebiges zweites Frühstück und fühlte mich wie im Paradies, denn in Rottenmann gab es vier (!) Supermärkte, in denen ich meine Vorräte aufstocken konnte (dabei war mein Rucksack gerade so schön leicht). Kleines Fazit zum Nordalpenweg: Der Nordalpenweg war ein wunderbarer Start für diese Wanderung, den ich jederzeit wieder wählen würde. Einerseits fand ich es toll, an den ersten beiden Tagen gemütlich aus dem flachen Wien über die Hügel des Wienerwaldes in die Berge zu laufen, andererseits war ich überrascht, wie schnell man dann so richtig in den Alpen ist. Mit dem Aufstieg auf den Schneeberg und über die Wachthüttelklamm und dem Abstieg von der Heukuppe geht es zwar ziemlich schnell zur Sache – wenn man dieses Stück Weg hinter sich gebracht hat, kommt aber lange nichts mehr, was einem Sorgen bereiten muss. Sehr gut hat mir auch gefallen, dass gleich mehrere Gipfel (Schneeberg, Hohe Veitsch und Hochschwab) auf dem Weg liegen. Da es relativ schnell relativ hoch hinaus geht, sollte man allerdings nicht zu früh im Jahr starten.1 Punkt
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Tag 6 (20.06) Neuberg an der Mürz bis Turnauer Alm, 28 km Nachdem ich in Neuberg an der Mürz nicht nur eingekauft, sondern auch meine Klamotten gewaschen hatte (das wäre generell ein Tipp: in Pensionen und Gasthäusern – insbesondere in von Frauen geführten - einfach nachfragen, ob man dort waschen kann; die meisten haben meine stinkenden Klamotten direkt in die Waschmaschine geschmissen und manche wollten nicht mal Geld dafür), folgte am nächsten Tag der nächste Aufstieg, bei dem es ziemlich durchs Gemüse ging. Der Nordalpenweg macht hier einen größeren Schlenker über Krampen, dessen Schönheit sich mir nicht erschlossen hat. Das nächste Mal würde ich daher direkt über den Wanderweg 481 aus Neuberg aufsteigen und dann wieder auf den Nordalpenweg einschwenken. Oben angekommen ging es erfreulicherweise nicht gleich wieder runter, sondern ein längeres Stück mit nur mäßigem Auf und Ab in der Höhe entlang. Und da der Gipfel praktisch auf dem Weg lag, machte ich noch einen kurzen Abstecher auf die Hohe Veitsch. Von der Hohen Veitsch ging es mit schöner Aussicht am Graf Meran Haus vorbei weiter bis zur Turnauer Alm, bei der ich das Gefühl hatte, dass es für diesen Tag genug ist mit wandern. Eigentlich ist die Turnauer Alm nur von Donnerstag bis Sonntag geöffnet, aber die beiden sehr netten Pächterinnen Manuela und Ute (die am nächsten Tag auch noch einen Geburtstag zu feiern hatten), erlaubten mir netterweise, mein Zelt dort aufzustellen. Und auch die Verpflegung auf der Turnauer Alm kann ich nur wärmstens empfehlen :-). Tag 7 (21.06.) Turnaueralm bis Schiestlhaus, 22 km An Tag 7 startete ich früh, da ich mir ein größeres Stück Weg vorgenommen hatte (und außerdem wurde es eh so früh hell). Es sollte in die Hochschwabgruppe gehen und ich wollte schauen, ob ich an diesem Tag noch über den Gipfel komme. Bis Seewiesen ging es recht unspektakulär weiter. Dort hatte jemand netterweise für durstige Wanderer Getränke im Brunnen kaltgestellt, nebst eines Kässchens für den entsprechenden Obolus. Und dann ging es Richtung Hochschwab, zuerst noch relativ langgezogen durchs Tal, dann folgte ein erster Aufstieg zur Voisthaler Hütte. Unterwegs fing es leicht an zu nieseln, hörte dann aber wieder auf. Dabei hatte ich in Seewiesen extra noch kurz die Wettervorhersage gecheckt, die gutes Wetter ankündigte. Und von dort ging es weiter nach oben Richtung Schiestlhaus. Es galt zahlreiche Schneefelder zu queren und ich war froh, nicht früher im Jahr gestartet zu sein und durch noch mehr Schnee stapfen zu müssen. Dem Schmelzwasser sei Dank konnte ich dafür meine Wasserflasche nochmals auffüllen – eigentlich gibt es dort überhaupt kein Wasser (auch das Schistlhaus hat keine Quelle). Gegen 15 Uhr kam ich im Schiestlhaus (etwa 30 min vor dem Gipfel) an. Eigentlich hatte ich geplant, dort ein längeres Päuschen einzulegen und noch am selben Tag über den Hochschwab wieder auf der anderen Seite abzusteigen und zu zelten. Dann bekam ich aber eine Lektion in Sachen Unberechenbarkeit des Wetters in den Bergen erteilt. Plötzlich nahm der Wind zu, es wurde immer dunkler, erste Hagelkörner fielen, in sekundenschnelle war der Nebel da (und nach kurzer Zeit auch wieder weg), dann fing es richtig an zu hageln und zu regnen. Nichts davon hatte der Wetterbericht vorhergesagt. Ich entschied mich spontan, die Nacht im Schiestlhaus zu verbringen... Hier würde ich mir das nächste Mal übrigens überlegen, statt auf dem Nordalpenweg über die Aflenzer Staritzen zum Schiestlhaus zu laufen (habe mehrfach gehört, dass dieser Weg angepriesen wurde). An diesem Tag war ich aber froh, nicht an einer ausgesetzten Stelle in das Unwetter gekommen zu sein. Tag 8 (22.06.) Schiestlhaus bis Eisenerz, 32 km (+ 2 Bonus-km für nicht auf die Karte schauen ) Morgens ging es bei klarem Himmel und Sonnenschein (und ordentlichem Wind) die letzten Meter auf den Hochschwab (2.277 m), den bisher höchsten Gipfel mit toller Sicht. Dann folgte eine wunderschöner, langgezogener und weitgehend knieschonender Abstieg Richtung Eisenerz. Päuschen am See. Hier traf ich eine Bäurin, die auf der Suche nach zwei Kühen waren und meinte, die seien neu hier und würden sich noch nicht so gut auskennen :-). Nur durch die Klamm ging es ganz schön steil runter. Als ich am Leopoldsteiner See ankam, war ich ziemlich kaputt, legte eine längere Pause ein und kühlte meine Füße im See. Ohne auf die Karte zu schauen lief ich nach der Pause entlang des Seeufers weiter – sehr schön, aber leider die falsche Richtung :-(. Und nicht nur, dass ich umdrehen und zurücklaufen musste, nein, nach Eisenerz musste ich auch noch einen kleineren Aufstieg hinter mich bringen, aber was blieb mir anderes übrig? Die letzten Kilometer nach Eisenerz zogen sich ziemlich, dort wurde ich dafür aber mit einer wunderbaren Dusche und einem gemütlichen Bett entschädigt und meine Wäsche wurde schon zum zweiten Mal gewaschen. An diesem Tag passierte ich zudem die imaginäre 200 km Marke. Damit waren schon gute 10% des Weges geschafft. Das ging schnell!1 Punkt -
Wien - Nizza. In 78 Tagen durch die Alpen.
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Auch der längste Weg beginnt mit einem ersten Schritt... Tag 0 (14.06.) Wien-Stephansdom bis Liesing, 12 km Es geht los. Ich kam pünktlich mit dem Zug in Wien an und fuhr weiter bis zum Stephansdom, den ich als Startpunkt für meine Wanderung ausgewählt hatte (ob man im Zentrum Wiens oder in Perchtoldsdorf startet, muss jeder für sich entscheiden). Um 17:12 Uhr machte ich die ersten Schritte und lief noch 12 km bis zu einem Hotel in Liesing. Die Vorstellung, dass ich mich jetzt tatsächlich auf dem Weg nach Nizza befinde, war irgendwie zu groß. Tag 1 (15.06.) Wien-Liesing bis Peilsteinhaus, 27 km Am Morgen brachte ich die letzten Kilometer durch Wien bis nach Perchtoldsdorf hinter mich, an den Rand des Wienerwaldes, wo der eigentliche Wanderweg (Nordalpenweg 01) beginnt – und so richtig nach Wanderung fühlte es sich auch erst ab hier an. Bei strahlendem Sonnenschein (genau genommen war es in den ersten Wochen wahnsinnig heiß, aber über Tage, an denen die Sonne schien, werde ich mich nicht beklagen) folgte ein gemütlicher Start durch den Wald und über Hügel, entlang von Waldwegen, Forststraßen und teilweise auch Asphalt - zum Einlaufen aber durchaus okay. Schon morgens bot sich ein erster Blick auf den Schneeberg (ganz in der Ferne), den östlichsten und nördlichsten 2.000er und mein Ziel in zwei Tagen. Gegen Mittag machte ich einen Einkehrschwung in Heiligenkreuz und füllte meine Wasservorräte für den weiteren Weg auf den Peilstein auf. Das Peilsteinhaus hatte an diesem Tag Ruhetag und leider war es mir bis zum Schluss nicht gelungen, eine zuverlässige Information dazu zu finden, ob es dort einen frei zugänglichen Wasserhahn gibt (ja, gibt es). Beim Aufstieg auf den Peilstein passierte mir dann mein erstes größeres Missgeschick: nicht nur, dass ich versehentlich irgendwelchen Trampelpfaden zu den dortigen Kletterfelsen gefolgt war, nein, eine meiner beiden Wasserflaschen stürzt ab und saust einen steilen Abhang hinunter. Mein kostbares Wasser! (zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass es am Peilsteinhaus den Wasserhahn gibt...) Als ich schon nicht mehr daran glaubte, fand ich die Flasche wieder, unbeschädigt und noch voll mit Wasser. Nach diesem Schreck entschied ich, den Wandertag zu beenden und machte um 16:45 Uhr Feierabend. Meine Beine und Füße fühlten sich kaputter an, als ich das sonst von Wanderungen kenne und außerdem war eine Blase im Anflug (ich habe noch nie auf einer Wanderung eine Blase bekommen) - keine Ahnung, was da mit meinen Beinen/Füßen los war. Am Peilsteinhaus trudelte dann noch ich einen anderen Wanderer ein, mit dem ich den Abend über quatschte und der sich ebenfalls um das Peilsteinhaus herum ein Schlafplätzchen suchte. Tag 2 (16.06.) Peilsteinhaus bis Waidmannsfeld, 28 km Auch an diesem Tag schien die Sonne. Zunächst ging es den Peilstein wieder herunter, durch Neuhaus hindurch und weiter nach Weissenbach an der Triesting, wo ich die Gelegenheit zu einem zweiten Frühstück nutzte. Schön, aber unspektakulär führte der Weg weiter bis zum Waxeneckhaus, wo ich eine ausgiebige Mittagspause einlegte. Dort traf ich nach dem Wirt in Weissenbach den nächsten sehr netten und gesprächigen Einheimischen, der mich ausgiebig über meine Wanderpläne befragte und dann zu einem Radler einludt :-). Im Verlauf des Mittags wurde es dann „wanderwegiger“ und ich war etwas überrascht, als es (im Vergleich zur bisherigen Strecke) auf einmal verhältnismäßig steil auf die Hohe Mandling hoch ging. Eine Aussicht gab es dort nicht und nach einem kurzen Päuschen, in dem ich mich ins Gras gelegt hatte, ertappte ich eine Zecke, die auf mir herumkrabbelte. So steil, wie es auf der einen Seite hochgegangen war, ging es auf der anderen Seite wieder herunter. Da ich noch nicht so recht wusste, wo ich übernachten sollte und wo ich Wasser herbekommen würde, war ich mehr als erfreut, als ich in Reichental an einem Selbstbedienungs-Biergarten mit zahlreichen Getränkeautomaten und einem Wasserhahn vorbei kam. Der Wasserhahn war zwar mit dem Hinweis „kein Trinkwasser“ versehen und das Wasser war ziemlich rostig - aber wozu hatte ich schließlich einen Wasserfilter dabei? Mit aufgefüllten Wasservorräten ging es dann weiter. Eine richtig gute Zeltmöglichkeit fand ich aber leider nicht. Umso erfreuter war ich, als ich feststelle, dass es in Waidmannsfeld, der nächsten Ortschaft, eine Pension gab und ich dort auch noch kurzfristig ein Zimmer bekam. Und die Pizzeria gegenüber war auch geöffnet. Was könnte man sich mehr wünschen? Zudem schienen meine Beine verstanden zu haben, dass jetzt laufen angesagt war und fügten sich in ihr Schicksal. Tag 3 (17.06.) Waidmannsfeld bis Fischerhütte, 21 km (1.800 hm auf) An Tag 3 war es dann vorbei mit gemütlich und es wurde alpiner. Obwohl es trotz eines frühen Starts ziemlich heiß war, war der Aufstieg auf den Plattenstein gut machbar, da der Weg fast vollständig im Wald verlief. Danach ging es weiter in der Höhe bis zum Öhlerschutzhaus, wo es Zeit für etwas Schatten und ein isotonisches Kaltgetränk wurde. Der Weg verlief weiter durch idyllische Landschaft, der Schneeberg rückte näher und es wurde allmählich bergiger. In der Edelweißhütte legte ich ein weiteres Päuschen ein. Dort war es allerdings wenig gemütlich, es wehte ein ordentlicher Wind und ein einziges Lied lief in Dauerschleife. Da sich meine Beine noch gut fühlten, entschied ich daher, noch zur Fischerhütte auf dem Schneeberg aufzusteigen. Am Schneeberg hatte ich – nach den Hügeln des Wienerwaldes - das erste Mal das Gefühl, vor einem „richtigen“ Berg zu stehen. Im Aufstieg ging es durch Felsen und es gab sogar ein paar seilversicherte Stellen. Die Aussicht von oben war fantastisch. Dass ich schon an Tag 3 meiner Wanderung einen so wunderschönen Abend in den Bergen verbringen würde, hatte ich nicht erwartet. Tag 4 (18.06.) Fischerhütte bis Karl-Ludwig-Haus, 18 km (1.600 hm auf, 1.800 hm ab) Vom Schneeberg (2.076 m) folgte ein ziemlich brutaler Abstieg zum Weichtalhaus (553 m), gefolgt von einem noch brutaleren Aufstieg über den Wachtelhüttelkamm zum Ottohaus (1.643 m). Das erste Stück des Aufstiegs war so steil, dass es von einer Leiter über die nächste nach oben ging – nichts für Leute mit Höhenangst. Vom Ottohaus ging es dann aber in Begleitung zahlreicher Freizeitwanderer über einen Panorama-Spazierweg gemütlicher weiter zum Karl-Ludwig-Haus. Etwas Sorgen bereitete mir allerdings, dass ich einen Einkaufsstopp in Neuberg an der Mürz fest eingeplant hatte – es jetzt aber so aussah, als ob ich dort an einem Samstag Mittag ankommen würde (der einzige Supermarkt dort schließt samstags um 13 Uhr). Ein einheimischer Wanderer, mit dem ich ins Gespräch kam, war skeptisch, dass ich es bis zu dieser Uhrzeit dorthin schaffen könnte. Dann legte er aber los: Zuerst telefonierte er mit den Damen vom Supermarkt, ob sie nicht meine Einkäufe für mich tätigen und im Gasthaus gegenüber deponieren könnten. Dazu waren sie grundsätzlich bereit, wollten aber nicht in Vorleistung gehen. Dann rief er die Wirtin des Gasthauses gegenüber an, ob sie bereit wäre, die Einkäufe entgegenzunehmen und das Geld dafür auszulegen – er würde bürgen. Schließlich verabredete er mit allen, dass ich am nächsten Morgen im Supermarkt anrufen und meine Einkaufsliste telefonisch durchgeben und die Sachen dann mittags im Gasthaus abholen und bezahlen würde. Hammer! Tag 5 (19.06.) Karl-Ludwig-Haus bis Neuberg an der Mürz, 18 km Trotz aller Arrangements, die für meine Einkäufe getroffen waren, startete ich am nächsten Morgen früh, da ich einen winzigen Funken Hoffnung hatte, dass ich es bis 13 Uhr nach Neuberg schaffen würde. Das war nur insofern ärgerlich, als man im Karl-Ludwig-Haus gezwungen wird, Übernachtung und Frühstück zusammen zu buchen und ich das bereits bezahlte Frühstück sausen lassen musste. Zunächst ging es über die Heukuppe (2.007 m), wo mir die ersten Gemsen begegneten. Und dann kam ein Abstieg mit zahlreichen seilversicherten Stellen (ist in manchen Karten auch als Klettersteig eingetragen), der es in sich hatte. Ich war ziemlich froh, als ich diese Kletterpartie heil überstanden hatte – um dann auf einem 4 m breiten, ebenen Fahrweg zu stolpern (vermutlich über meine eigenen Füße) und mich der Länge nach hinzulegen. Viel Zeit für eine Pause blieb aber nicht und so machte ich mich sogleich an den nächsten Aufstieg zum Schneealpenhaus und lief mit großem Bedauern an der Lurgbauernhütte vorbei, die definitiv so aussah, als ob sie eine Einkehr wert gewesen wäre. Auch am Schneelapenhaus hielt ich nur kurz an, um meine Wasservorräte aufzufüllen und stieg dann direkt über den Wanderweg 444 nach Neuberg an der Mürz ab, wo ich nach 6 ½ Stunden – und noch rechtzeitig, um im Supermarkt einzukaufen – ankam. Zwischendurch hatte ich einen tollen Blick zurück zu Heukuppe und Schneeberg. Hier ging es runter:1 Punkt -
Oderlandweg im August 2020
Kay reagierte auf Antonia2020 für Thema
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