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Ultraleicht Trekking

Der nächste Rucksack


ChristianS

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Es ist vollbracht, mein neuer Rucksack ist fertig (sorry für die schlechte Fotoqualität):
DSC_1583.JPG
 
Besonderes Augenmerk habe ich diesmal auf eine möglichst gute Belüftung der Kontaktstellen zwischen Rucksack und Körper gelegt. Viele ULer sind ja der Meinung, dass Belüftung überflüssig ist und man sich sowieso nass schwitzt. Dies empfinde ich aber nach meinen Erfahrungen mit dem super belüfteten Osprey Exos und einem unbelüfteten Aquapac-Rucksack anders. Denn das Tragen eines unbelüfteten Rucksacks ist wie das Tragen einer partiellen, Wasserdampf undurchlässigen Regenjacke. Darunter wird man immer nasser und die Feuchtigkeit kann nicht wie bei der restlichen Kleidung am Körper abtrocken. Spätestens in der nächsten Pause wird es dann unangenehm an Rücken und Schultern. Eine Rahmenkonstruktion wie beim Exos erschien mir aber zu kompliziert und zu schwer, daher habe ich mich für dampfdurchlässige Schulterträger, Hüftflossen und „Abstandshalter“ zum Rücken entschieden. Mal sehen, wie sich das in der Praxis schlägt.
 
Als Ausgangsbasis für meinen Rucksack musste natürlich die Rucksack-Pionierarbeit von @Andreas K. herhalten, der für uns Forumsnutzer ja schon fast ein Baukastensystem entwickelt hat. So habe ich den Winterrucksack mit Rollverschluss mit den letzten Änderungen vom seinem neuesten Rucksack ergänzt und dann ein paar eigene Modifikationen hinzugefügt:
Materialien:
  • 90g Zeltboden für Rücken, Boden und Seitentaschenunterseiten
  • 55g Silnylon für Front, Seiten und Top
  • Netzmaterial für Fronttasche und Seitentaschenoberseiten
  • 2mm 3D-Mesh
  • 10mm 3D-Mesh (Matratzenunterlage)
    DSC_1596.JPG
 
Modifikationen:
  • Schulterträger aus doppellagigem 3D-Mesh, durch Ripsbänder verstärkt
  • Hüftflossen aus doppellagigem 3D-Mesh, durch Rips- und Gurtband verstärkt
  • Rückenpolsterstreifen aus Matratzenunterlage, mit 3D-Mesh bezogen, für die Rückenbelüftung
  • Segmentiertes Ripsband über Fronttasche, zum Befestigen von Kleinkram mittels Karabiner
  • Gurtbandsegmente auf Schulterträgern zum Befestigen von Kleinkram oder Flaschenhaltern
  • Stockhalterung ähnlich Osprey Exos
  • Die Seitentaschen sind im unteren Bereich aus Zeltbodenstoff, um bei Bodenkontakt eine längere Haltbarkeit zu erreichen
 
Gesamtgewicht: ca. 380g, davon entfallen etwa 100g auf die Belüftungsmaßnahmen.
 
Im Folgenden noch ein paar Bilder:
DSC_1585.JPGDSC_1584.JPGDSC_1588.JPGDSC_1593.JPG
 
Wenn ich etwas mehr Zeit habe, mache ich vielleicht nochmal ein paar schöne Fotos ;-)
 
 
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vor 34 Minuten schrieb fettewalze:

Da Du ja anscheinend Gefallen an der Rucksackherstellung gefunden hast:

Es gibt auch UL-Rucksäcke mit belüftetem Rücken. Beispiele gibt es im französischen Nachbarforum.

Danke für den Tip, dort lese ich leider zu selten, da ich des Französischen nicht mächtig bin und die Gewichtsangaben schwer zuordnen kann. Aber die ähnlichen Konstruktionen von Zpacks habe ich mir auch angeguckt.

vor 12 Minuten schrieb dani:

sieht sehr professionell aus! wieviel volumen hat er denn etwa?

Danke! Das liegt aber hauptsächlich an den miesen Handy-Bildern, die die schlechte Verarbeitung kaschieren ;-)

Zum Volumen: Da ich den Grundschnitt von Andis Winterrucksack übernommen habe, sollte auch das Volumen vergleichbar sein: Hauptsack 36-46 Liter, die Außentaschen haben geschätz je 3-4 Liter.

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Am 7.9.2016 at 22:22 schrieb Wanderfreude:

Hi. Sieht toll aus! Kannst du mir sagen, mit welchem Zeitaufwand dieHerstellung eines Rucksacks mit sich  bringt? Möchte unbedingt auch einmal selber einen herstellen... :) 

Hmm, das ist schwer zu sagen, ich führe da kein Buch. Mit Planung und Durchführung kommen da recht viele Stunden zusammen, besonders wenn man die Basics erstmal üben muss. Meist setze ich mich Abends "zwischendurch" mal 0,5-1 Stunde dran und so zieht sich die Arbeit über 1 Monat oder so.

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  • 2 Wochen später...
Am 10.9.2016 at 20:36 schrieb TappsiTörtel:

Würde mir wünschen, dass Du mal berichtest wie gut die Belüftung funzt.

 

Am 10.9.2016 at 21:14 schrieb ChristianS:

Ich berichte gerne, wenn ich meine Testwanderung gemacht habe.

Ok, der erste Belüftungstest ist gemacht.

Bei einer kleinen Sonntagswanderung im Elm habe ich den Rucksack mit ca. 7kg Ballast beladen mitgeschleppt. Dazu hatte ich mir extra ein Baumwollshirt angezogen, um Feuchtigkeitsansammlungen gut identifizieren zu können. Das Tragegefühl war super, nichts hat gedrückt oder gestört. Halt, das stimmt nicht ganz - der kleine 10mm Steckverschuss von ExTex am Brustgurt ist schon bei leichtem Zug ständig aufgegangen. Hier muss ich noch einen besseren verbauen.

Das Abdampfen durch die Tragegurte und den Hüftgurt hat super funktioniert, hier hat sich keine Staunässe gebildet. Am Rücken zwischen den beiden Längspolsterungen hat sich hingegen schon ein kleines Saunaklima gebildet, was bei der Kürze der Wanderung aber auch noch nicht zu Staunässe geführt hat. Bei sehr warmen Wetter mit längerer Anstrengung gibt es hier warscheinlich doch ein nasses Shirt. Bei einem solchen Anwendungsszenario ist ein Netzrücken mit Gestell ála Osprey Exos bezüglich Belüftungswirkung wohl nicht zu schlagen, muss aber mit noch mehr Gewicht erkauft werden.

Fazit: Ich bin vorläufig zufrieden und werde erstmal weitere Erfahrungen mit dem Rucksack erlaufen.

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Am 19.9.2016 at 10:24 schrieb dani:

und vorallem mit mehr kraft, denn je weiter das gewicht vom körper weg ist, desto mehr kraft benötigt man, um es zu tragen.

Nun, die Beine müssen nicht mehr Kraft aufbringen, um das Gewicht zu tragen. Allerdings muss der Oberkörper etwas mehr Gegenkraft aufbringen, um den dann etwas längeren Hebelarm auszugleichen. Wenn z.B. jetzt mal ganz vereinfacht 8kg im normalen UL-Rucksack mit einem angenommenen Hebelweg von 30cm auf die Oberkörpermitte wirken, ergibt sich ein Drehmoment von 80N*0,3m=24Nm, das der Körper muskulär ausgleichen muss. Verlängert man den Hebelweg durch Einsatz eines Netzrückens mit Gestell auf 34cm erhöht sich das Drehmoment auf 27,2Nm. Im UL-Bereich jetzt nicht so die Welt, aber ab 10kg aufwärts sicherlich spürbar.

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Oha, da habe ich ja was angefangen... Wir begeben uns auf ganz dünnes Eis, wenn wir die komplexe Biomechanik des Oberkörpers derart vereinfachen. Nichtsdestotrotz habe ich nochmal einen Ansatz unternommen, um den Kraftmehraufwand bei Verwendung eines abstandhaltenden Gestängerückens anschaulich zu überschlagen.

Folgendes Setting nehme ich mal an: 8kg UL-Rucksack ohne Beckengurt (grüner Quader), der vorbildlich so gepackt ist, dass der Schwerpunkt relativ weit oben und nah am Rücken liegt:

Kraft1.PNG

Die 80N der Gewichtskraft (roter Pfeil) teilen sich dann etwa* in 53N Zugkraft (blauer Pfeil) auf die Schultern und 52N Druckkraft (violetter Pfeil) auf den Rücken auf.
*grob geometrisch ermittelt

Vergrößert man nun den Abstand zum Rücken um z.B. 4cm, ergibt sich folgendes Bild:

Kraft2.PNG

Die Zugkraft auf die Schultern erhöht sich etwa* um 6N (also die 6 Tafeln Schokolade ;-) ) bzw. 11%, die Druckkraft im gleichen Rahmen.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass für die Schultermuskulatur ein nahe am Körper gelegener Schwerpunkt sehr wichtig ist, während die Beine so oder so 8kg den Berg hochtragen müssen.

Ich hoffe, ich habe keinen groben Denk- oder Rechenfehler gemacht...8-)

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vor 9 Minuten schrieb dani:

dass man für den komfortgewinn des nicht ganz so nassen rückens mehr energie aufwenden muss, wissen wir somit. jetzt stellt sich eigentlich nur noch die frage, wieviel mehr energie (kcal) benötigt man für die 11%, respektive wieviel (kg) verpflegung muss ich dafür schlussendlich mehr mitnehmen.

Wenn man wüsste, wieviel % die Schulter- und Rückenmuskulatur am Gesamtenergieumsatz ausmachen, wäre das eine leichte Aufgabe. Aber das ist sicherlich individuell höchst verschieden.

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  • 2 Wochen später...
Am 21.9.2016 at 10:40 schrieb dani:

respektive wieviel (kg) verpflegung muss ich dafür schlussendlich mehr mitnehmen.

Und dann bitte dieses Verpfegungsmehrgewicht auch gleich wieder in der Berechnungsformel berücksichtigen. Das zusätzliche Gewicht der Schokolade zieht ja auch wieder "am Hebel", der Mehrverbrauch muss durch noch mehr Schokolade ausgeglichen werden ... naja ... genau deshalb, wegen des "mehr" an Treibstoff erreichen wir auf die konventionelle Art ja auch keine Lichtgeschwindigkeit ... ach ja, und wegen dieser doofen Formal E= ihr wisst schon :mrgreen:  

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Einfach die Tafeln Schokolade vor den Bauch hängen, dann wird es leichter.
Übrigens sollte dann auch keiner Rucksack ohne Kompressionsgurte nutzen. Wer den Volumenausgleich über den Schlafsack vornimmt hat einen runderen Querschnitt und damit mehr Gepäck mit größerem Abstand vom Körper.

Letzendlich ist es sicher sinnvoll das Gewicht körpernah zu tragen um möglichst aufrecht zu gehen. Der zusätzlich Hebel wird aber hpts. durch einen etwas weiter nach vorne gebeugten Oberkörper abgefangen.

Ob dadurch wirklich mehr Kraft benötigt wird kann hier keiner ausrechnen.


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Zitat

Übrigens sollte dann auch keiner Rucksack ohne Kompressionsgurte nutzen. Wer den Volumenausgleich über den Schlafsack vornimmt hat einen runderen Querschnitt und damit mehr Gepäck mit größerem Abstand vom Körper. 

Das stimmt so nicht. Mit einer gefalteten Isomatte im Rucksack, in meinem Fall eine 3 mm EVA, ist das Rückenteil steif genug, dass sich der Rucksack nur nach vorne hin ausdehnt, also insgesamt die gewünschte Form behält. 

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