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Ultraleicht Trekking

HW 1 Alb-Nordrandweg


Julia mit Hund

Empfohlene Beiträge

Die Allee führt, kommend vom Gütersteiner Wasserfall über den Fohlenhof zum Gestütshof St Johann mit einer (damals) sehr erfreulichen Wirtschaft. Im Sommer an schönen Wochenenden ist da jetzt die Hölle los ...

Aber, was ich hier schmerzlich vermisse ist der Gütersteiner Wasserfall (in meinen Augen viel schöner als der, allerdings größere, Uracher Wasserfall), die Höllenlöcher, das Rossfeld und das Klettergebiet am Grünen Fels und Wiesfels.

Geht der Weg da nicht vorbei sondern kürzt diese "Halbinsel" einfach ab? Das wäre eine Schande. Da ist zwar im Sommer an schönen WE die Hölle los, aber sonst ein wunderschönes Wanderstück direkt am Albtrauf mit beeindruckenden Ausblicken.

Mein Weg-Vorschlag von Hohen Urach aus:

  • Zum Uracher Wasserfall (muß halt sein), dann 
  • am Rutschenfelsen entlang, ein kurzer Abstecher zum Runden Berg, alte keltische Siedlungsstätte,
  • dann über den Gütersteiner Wasserfall (viel schöner als der Uracher...)
  • weiter immer entlang dem Albtrauf über die Höllenlöcher, gelben Fels, Rossfeld, Wiesfels und Grüner Fels bis zum Gestütsgasthof,
  • dort einkehren und dann weiter bis zum Mössinger Bergrutsch.

Der Teil vom Uracher Wasserfall bis Gestütshof  ist in meinen Augen der schönste Teil des Albtraufs (als alter Eninger darf ich das sagen :ph34r:).

Wie geschrieben, nicht am WEW im Sommer, aber sonst ein Genuß besonderer Art. 

Those where the days, my friend, I hope...
ach ja....

Bearbeitet von kra
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  • 2 Wochen später...
Am 2.2.2023 um 20:23 schrieb kra:

Geht der Weg da nicht vorbei sondern kürzt diese "Halbinsel" einfach ab?

Oh, ich  hab dir ja noch gar nicht geantwortet. Also ich hab jetzt meine Karte nochmal begutachtet. Die ist zwar nicht mehr ganz auf dem letzten Stand, aber ich glaube: jawohl, die kürzt hier ab! Ich merke mir aber deinen Vorschlag, denn meine Kinder kommen total gerne mit wandern, wenn's abends ein gutes Hotel gibt. Und in Bad Urach waren wir schon mehrere Male mit abendlichem Thermebesuch.

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Tag 10:  26. August, 26km, 960 HM, kurz vor Lichtenstein bis kurz vor Talheim

Ich habe richtig schlecht geschlafen. Auf einem der Feldwege fuhren nachts immer wieder Autos und ihre Scheinwerfer erwischten mein Zelt, was mich regelmäßig aufschrecken ließ. Irgendwann begann dann Kopfkino mit allen möglichen total unwahrscheinlichen Szenarien. Während ich langsam in den Tag gleite, treffe ich die allererste Entscheidung, auf diesem Trail etwas zu ändern: ich werde mein Zelt, die Isomatte und den Schlafsack heimschicken. Das wird mir die schreckerfüllten Nächte ersparen und die Tage eventuell auch weniger anstrengend.

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Das erste Ziel ist heute die Ruine Alter Lichtenstein. Während ich mich ihr nähere, kommt mir die Gegend auf einmal bekannter vor und plötzlich dämmert mir: oh Mann, hier bin ich vor ein paar Jahren alpine Pfade gelaufen!! Da gibt es auch irgendwo einen Tunnel, durch den man recht mystisch laufen kann. Eine Weile bin ich in Erinnerungen versunken. Auf der Ruine ist alles noch zu, wie immer, wenn ich mich auf nen Café freue... Aber ich begegne einer Frau mit ihrer Tochter, mit der ich nun weiterlaufe Richtung Nebelhöhle. Es ist toll, sich mal unterhalten zu können, Trailerfahrungen austauschen zu können und ich fühle mich aufgemuntert. Wir trennen uns, als ich an einer Bank mit Aussicht eine Pause mache und einen Espresso trinke, aber später treffe ich die beiden an der Nebelhöhle wieder.

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Ich tue mich heute schwer mit der fehlenden Nachtruhe und bin sehr versucht, bei der Nebelhöhle einfach weiter zu laufen. Denke dann aber, boah, kannste nicht machen, und kehre erstmal bei dem Maultaschenwirt ein. Maultaschen gehen für mich zwar nicht, aber ein Salat und Bratkartoffeln. Ich genieße das sehr, auch wenn ich schon bessere Bratkartoffeln gegessen habe.

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Etwas erfrischt, fühle ich ich danach auch bereit, die Höhle zu besichtigen. Da ich schon viele solcher Tropfsteinhöhlen gesehen habe, bin ich jetzt nicht überwältigt, aber es macht trotzdem Spaß. Und es ist richtig schön kühl!!

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An die folgende Strecke erinnere ich mich nicht mehr gut. Aber in meinen Fotos finde ich eine Sicht auf den Kleinen Roßberg mit seinem Turm obendrauf - mein heutiges Ziel! Wir haben dort ein Zimmer gebucht, denn meine Familie ist wieder auf dem Weg mit Nachschub und einem Austag für die Hündin.

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Als es wieder schwer wird, zeigt ein kleiner Wegweise zu einem Brunnen. 50m rechts runter, ich lege euch den echt ans Herz! In dem herrlich kalten Wasser wasche ich mir Arme und Beine, nach der Nacht im Zelt liegen fast 2 Tage Schweiß auf meiner Haut.

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Am Fuße des Roßberg verstecke ich meine schweren Sachen im Wald und laufe noch ein Stück weiter. Ich hab echt keine Ahnung, was mich auf dieser Wanderung so angetrieben hat. Warum ich nicht in der Lage war, meine Erschöpfung ernst zu nehmen und halt mal einen Tag weniger Kilometer zu laufen. Nein, es müssen immer die 25km auf der Karte sein. Und dann nicht mal zu schauen, wie die Höhenmeter sich verhalten: nach dem Roßberg kommt ein heftiger Anstieg auf deutlich über 800m. Am Ende hab ich fast 1000 Höhenmeter. Ah well. Ich glaub, die nächste Wanderung wird eine, wo ich das nicht so festlege. Ich muss dann nur Hundefutter und mein Essen anders planen bzw bissel mehr einpacken. Auf der Hinteren Wiese muss man übrigens toll zelten können. Allerdings führt ein befestigter Weg hier hoch. Und ich glaub später am Kirchkopf war die andere wunderbare Hütte, die ich mir total zum Übernachten vorstellen kann. Ich begegne noch einem Biker und einer Reiterin, deren Pferd einen großen Haufen Äpfel an der Aussichtsbank hinterlässt. Es müffelt ziemlich und ich zieh mich zurück. Zu ihrer Ehre sei aber gesagt, dass sie die später alle mit dem Fuß ins Gebüsch, den Berg runter geschoben hat. Von oben laufe ich noch durch ein schmales Tal bis an die Straße nach Talheim, wo meine Familie mich einsammelt. Ich fühle mich ein bisschen wie in alpinen Gefilden als ich das Tal runterlaufe. Mir ist leichter zumute, ich hab wenig Gepäck und ich freu mich auf die Familie.

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Den Roßbergturm kann ich zum Übernachten empfehlen. Irgendwie urig mit dem runden Gebäude und gutes Essen gibt es auch im Restaurant. Trotz der Katzenwäsche am Brunnen, gönne ich mir noch eine Dusche und dann falle ich auch bald in tiefen Schlaf.

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vor 11 Stunden schrieb Julia mit Hund:

Warum bist du ausgestiegen? Hast du eine Verletzung gehabt?

Ja, leider musste ich in Bad Urach, nach einer Nacht in der dortigen Jugendherberge die Tour abbrechen. Mein Problem war, dass ich Merinosocken (Falke Wandersocken) zu meinen Altras getragen habe. Da es zwei Tage lang geregnet hatte, waren meine Füße komplett aufgeweicht. Die Merinosocken haben mir die Haut an den Fußsohlen praktisch weggeschmirgelt. Ich habe mit vielem gerechnet, aber niemals damit. Die Socken, Pflaster und meine Füße bildeten sozusagen eine Einheit. Ich vermute, durch die Nässe haben sich die Wollfasern in meine Haut eingearbeitet. Ich bin schon hart im nehmen, doch diese Schmerzen habe ich noch heute in Erinnerung. Nach der Tour hat es ca. 4 Wochen gedauert, bis ich wieder einigermaßen „normal“ gehen konnte.

Nach der Tour habe ich mich intensiv mit dem Sockenproblem befasst, und habe die für mich perfekte Lösung: Altras und Wright Socks gefunden. 

Ich liebe Merino-Kleidung, doch meine Merinosocken trage ich jetzt nur im Alltag und allerhöchstens auf Tagestouren.

Aber den noch ausstehenden Teil werde ich noch nachholen.

 

 

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  • 2 Wochen später...

Tag 11:  27. August, 29km, 650 HM, kurz vor Talheim bis nördlich von Onstmettingen (Zollersteighof)

Es ist 11h als ich endlich loskomme. Die Familie setzt mich kurz vor Talheim an der Kurve wieder ab, wo sie mich gestern eingesammelt hat. Der Hund bekommt einen Ruhetag.

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Es war neblig, als wir heute morgen aus unserem Turm schauten und der Tag verspricht regnerisch zu werden. Zunächst geht es unspektakulär nach Talheim runter und genauso unspektakulär weiter zum Hirschberg. Am Wegrand, noch bevor man nach Talheim reingeht, gibt es eine Gebetsammlung. Outdoor-Gebete. Ich freue mich über die Abwechslung, lese einige neugierig - und muss laut lachen, weil es eines gibt, das meinen ganzen Struggle anzusprechen scheint:

Lass mich langsamer gehen, Gott,
Entlaste das eilige Schlagen meines Herzens
durch das Stillwerden meiner Seele.
Lass meine hastigen Schritte stetiger werden
mit dem Blick auf die Weite der Ewigkeit.
Gib mir inmitten der Verwirrung des Tages
die Ruhe der ewigen Berge.
Löse die Anspannung meiner Nerven und Muskeln
durch die sanfte Musik der singenden Wasser,
die in meiner Erinnerung lebendig sind.
Lass mich die Zauberkraft des Schlafes erkennen,
die mich erneuert.
Lehre mich die Kunst des freien Augenblicks
Lass mich langsamer gehen, um eine Blume zu sehen,
ein paar Worte mit einem freund zu wechseln,
einen Hudn zu streicheln,
ein paar Zeilen in einem Buch zu lesen.
Lass mich langsamer gehen, Gott,
und gib mir den Wunsch,
meine Wurzeln tief in den ewigen Grund zu senken,
damit ich emporwachse zu meiner wahren Bestimmung

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Neben dem Hirschkopf gibt es einen riesigen Bergrutsch zu bewundern. Ein Schild erzählt auch mehr zur Historie. Obwohl ich einen kleinen Umweg gehe, bekomme ich ihn nicht ganz zu sehen. Nur später erhasche ich einen Blick darauf.

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Am Hirschkopf gibt es eine gute Hütte, in der ich die erste Rast mache. Meine Tochter hat mir ein schmackhaftes Bohnenmus getrocknet, das ich jetzt wässere und mit Tortilla dippe. Das Rezept hab ich von dieser online Seite (auf englisch) für ultraleichte Trailnahrung. Ich find's extrem lecker. Inmitten des Nieselregens bekomme ich Begleitung von einem älteren Mann, dessen Hund mich dauernd anbellt. Das nervt irgendwann dann ziemlich und ich laufe die folgenden fast 15 km am Albtrauf alleine lang.

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Es ist ein schöner Weg und etwas in mir kommt das erste Mal zur Ruhe. Alle Gedanken sind gedacht und als hätte das Gebet eine Wirkung gehabt, sehe ich die Natur eindringlicher als in den 10 vorherigen Tagen. Als ich nach Jungingen runterlaufe, hab ich - wie gestern - das Gefühl, aus dem Gebirge runter zu kommen. Das liegt nicht nur an der mentalen Ruhe, sondern auch am langgezogenen Abstieg, den Kühen, den Nadelbäumen und etwas eindeutig Gebirgigem.

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In Jungingen ist das Hotel Post offen und wenn auf dem HW1 was offen ist, dann geht man rein. Als würden das alle so sehen, ist das Gasthaus vollgepackt und ich bekomme "nur" noch einen Platz am Stammtisch. Innerlich stöhne ich, äußerlich bin ich dankbar, was essen und trinken zu können. Aber ich hab mich getäuscht: die Herren machen keinerlei Frauenwitze, sondern sind eher neugierig, wo ich herkomme und wo ich noch hinwandere. Einer betreibt ein Geschäft für Geräte für Segelflugzeuge. Durch diese kleine Truppe erfahre ich auch, dass ich im Nägelehaus nicht unterkommen werde: es ist zu. Sie geben mir den Tip, beim Zollersteighaus anzufragen. Das wäre zwar echt spät, aber machbar. Also telefoniere ich durch die Gegend, informiere die Familie. Als endlich alles geklärt ist und ich meine Bratkartoffeln leer habe, ist es echt spät geworden. Keine Chance, da im Hellen anzukommen, weil erstmal 45 Minuten Anstieg auf mich warten. Die Männer schauen sich an und schließlich bietet derjenige mit dem niedrigsten Alkoholpegel an, mich hoch zu fahren. Ich zweifele nur ein paar Sekunden, dann nehme ich dankbar an. Als ich mein Essen bezahle, füge ich noch ein Bier hinzu, das mein Fahrer hoffentlich am Freitag drauf ausgeschenkt bekommen hat.

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Oben angekommen wartet nochmal ein Stück Albtrauf auf mich. Der Nebel, der sich tagsüber weitestgehend verzogen hatte, ist wieder voll da. Es ist ein mystischer Abschluss des Tages, so in die Dunkelheit hinein durch die wattierte Stille zu laufen. Heute bin ich versöhnt mit dem HW1.

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Am hangenden Stein komme ich auch noch vorbei. Es sieht dort aus wie ein Touristenmagnet - verständlich - aber der Nebel taucht alles in sanftes Licht. Gerne hätte ich mehr Zeit gehabt, aber es dunkelt sehr und meine Familie muss ja auch noch heim fahren. Also laufe ich vollends zum Nägelehaus hoch und falle von dort quasi in meine heutige Unterkunft. Die Familie kommt auch gerade an, perfektes Timing, und die Hündin und ich beziehen das nette Zimmer. Mental, landschaftlich und wettertechnisch war das der beste Tag, sogar mit dem i-Tüpfelchen Ereignis obenauf, das mich zwar 45 Minuten des Weges gekostet hat, aber menschlich ein echtes Geschenk war.

PS: das Gebetsbuch:

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Bearbeitet von Julia mit Hund
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  • 2 Wochen später...

Tag 12:  28. August, 26km,  820 HM, nördlich von Onstmettingen (Zollersteighof) bis südlich von Balingen (kurz vor dem Lochenstein)

Heute geht es also wieder mit Hund weiter und gleich wieder in den Wald. Es ist neblig-wolkig, ein bisschen so wie gestern und so sehe ich den Fotograf mitten im Wald recht spät. Erst wundere ich mich, was er hier tut (mal außerdem Offensichtlichen: Fotografieren) und dann entdecke ich die Burg Hohenzollern. Mein Bild ist sicherlich nicht so gut wie seines:

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Während ich weitergehe, höre ich immer mal wieder Fetzen von Musik durch die morgendliche Luft schweben. Es dauert eine Weile, bis ich sie richtig höre und einordne. Und dann stehe ich tatsächlich auf dem Heiligenkopf und höre ein (oder mehreren) Alphörnern zu, die eine einfache Melodie in F-Dur spielen. Ich halte inne und höre einfach nur zu. Durch den Wald geht es dann bis zu einem Parkplatz, der direkt am Gasthaus Stich liegt. Das ist meine erste 5-km-Marke für heute, aber das Wirtshaus hat noch nicht auf. Draußen auf einer Bank mache ich Rast, trinke etwas. 

Die nächsten 5 km sind unspektakulär, bis auf eine Herde Schafe, die sich auf den Weg und die Wiese nebendran ergießt. Sie sind ziemlich cool, denn meine Hündin beeindruckt sie nicht im Mindesten. Gut, die jagt auch nicht (Erziehung) und vielleicht spüren die das.

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Ich glaub, ich hab noch gar nicht beschrieben, dass ich immer in so 5km Abschnitten laufe, um meinen Wandertag zu strukturieren, oder? Es macht es manchmal einfacher, wenn man nicht ständig stehen bleibt! Bis zu Kilometer 10 hat es auch ne Menge Asphalt und ich höre mal wieder Podcast. Als ich Pause mache - bei Pfeffingen - geht im Dorf ein Fest mit Blaskapelle los. Nicht mein Ding, aber nach dem ganzen Corona freu ich mich für die Leute hier.

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Nachdem wir getrunken haben, geht es hoch auf den Böllat. Ein Berg mit Wiesenkuppe wie ich ihn liebe. Von hier oben sehe ich den gesamten Weg des Tages - bis vor den Fernmeldeturm - aber kann es nicht so recht glauben. Es ist soso viel! Aber leider ist es genau so:

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Vom Böllat läuft man nach Burgfelden runter (wo es eine nett aussehende Wirtschaft gibt) und plötzlich stehe ich an einer Ecke, wo ich schonmal war: letztes Jahr bin ich hier mit meiner Tochter alpine Pfade gelaufen! Da hatten wir schon das Zeichen vom HW1 gesehen und ich hab gesagt: den lauf ich mal! Tja! Es fühlt sich gut an, seine Träume zu verwirklichen - auch wenn ich's mir anderes erträumt hatte. Das ist immer noch tausendmal besser als immer nur zu träumen.

An der Ruine Schalksburg mache ich Rast und bin in Gedanken im letzten Jahr. Ich esse die letzte Portion der getrockneten Bohnenpaste mit Maischips (boah, das ist dermaßen gut!) und steig dann ab nach Laufen. Ich checke kurz die Busse nach Balingen - dort werde ich heute Nacht in einem Hotel pennen, da ja mein Zelt inzwischen daheim ist. Ich will nicht allzu spät ankommen und beschließe, ab jetzt Meile zu machen. Aber es gibt eh nix zu sehen: kilometerlang geht es Schotter entlang und der Hund trottet hechelnd hinter mir her. Erst als es durch den Bannwald steil nach oben geht ist sie wieder vor mir. Jetzt bin ich es, die hechelnd hinterher trottet.

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Das Hörnle ist nach dem Böllat noch ein Highlight! Grandiose Sicht und irgendwie ein Berg mit Charakter. Völlig erschöpft mache ich Pause, trinke in großen Schlucken und lasse mich vom Wind kühlen. Durch das hohe Tempo können wir uns das erlauben und erwischen trotzdem noch den Bus.

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Vom Pass geht es ruckzuck nach Balingen, wo ich in einem Hotel am Bahnhof unterkomme. Alle Räume sind individuell eingerichtet und der Chef (?) ist der Traum aller Wanderer: er wäscht meine Wäsche mit! Er hat auch wahnsinnig viel zu erzählen und sich zu vielen gesellschaftlichen Themen Gedanken gemacht. Wäre ich nicht so müde gewesen, hätte ich sicher noch viel länger mit ihm gequatscht. 

 

PS: noch ein Blick vom Böllat

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Bearbeitet von Julia mit Hund
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  • 2 Wochen später...

Tag 13:  29. August, 23km,  980 HM, südlich von Balingen (kurz vor dem Lochenstein) bis Gosheim

Als ich heute bei @German Tourist über meine HW1-Wanderung kommentierte, fiel mir ein, dass ich ja noch zwei Etappen zu berichten hab. Wird langsam Zeit, denn der Winter ist so gut wie vorbei und es geht ans Frühjahrstraining! Christine hatte noch einen Punkt gebracht, über den ich schon den ganzen Tag nachdenke. Den werd ich dann in der letzten Etappe ansprechen.

Also. Schon am Abend zuvor ist mir klar, dass ich keinen Pausentag mehr einlegen werde. Es ist nicht mehr weit bis Tuttlingen - 2 Etappen, wenn nichts schief geht - und ich will den Weg endlich fertig haben und abschließen. Jetzt noch einen Tag in Balingen pausieren? Dafür hab ich nicht die Ruhe (obwohl es mir sicher gut getan hätte) und die Hündin hatte gerade ihren Pausentag. Also fahren wir morgens wieder hoch zum Pass. Nicht ohne ein wunderbares Frühstück, das mir der erzählende Gastgeber in seinem Café zubereitet: Rührei, Reisnudeln, gebratenes Gemüse. Ich bin glücklich! Es geht eigentlich gut los: erstens Mal gibt es eine schöne Aussicht vom Lochenstein:

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Und zweitens ist eine Truppe Geologen dabei, eine Ausgrabung unter dem Gipfel vorzunehmen. Natürlich frage ich sofort, wer sie sind und was sie gefunden haben. Anscheinend haben hier oben tatsächlich mal Menschen gelebt, mit ihren Tieren. Aber sie sind erst ganz am Anfang.

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Nach und nach nähere ich mit dem Fernsehturm, den ich auch schon von letztem Jahr kenne! Danach kommt ein wunderbarere Abschnitt am Albtrauf (um den Plettenberg herum), auf den ich mich schon jetzt freue und in Erinnerungen schwelge. 

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Und dann stehe ich genau da, wo ich schon mit meiner Tochter stand. Damals war es noch schöner, denn ich hatte den Albtrauf noch nie gesehen und war schwer begeistert. Jetzt hat es sich ein wenig abgenutzt durch das tägliche Sehen. Leider ist das glaub ich durchgängig ein Naturschutzgebiet, sonst wäre das ein umwerfender Zeltplatz. Es gibt hier einige wunderschöne Stellen.

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Kurze Zeit später kommt eine kleine Wirtschaft in Sicht. Die hat mich damals gerettet mit einer selbst gemachten Kartoffelsuppe (das Hotel hatte nichts Glutenfreies) und das Kind mit einem großen Stück Kuchen. Heute hat sie - das muss jetzt sein, oder??? - natürlich geschlossen. Aber wenn ihr dort vorbei kommt: fette Empfehlung.

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Danach schlängelt man sich noch eine ganze Weile oben lang und hat immer wieder kleine Buchten, oft mit Bänken, wo man die Aussicht genießen kann. Qual der Wahl für die Pause!

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Der anschließende Abstieg ins Tal ist ereignislos und auch das Restaurant in einem der folgenden 2 Orte, auf das ich ein Auge geworfen hatte, hat geschlossen. Seufz. Nach Deilingen geht es wieder hoch und da oben an der Ruine Oberhohenberg kann man die Augen wieder aufmachen. Müde mache ich hier eine Pause. Es sind echt noch einige Kilometer bis Gosheim. Sogar die Kinder, die hier rumspringen, sind mir zu laut. Auf der anderen Seite sollte ich mich von ihnen anstecken lassen: sie sind völlig im Hier und Jetzt, voller Energie und Lebensfreude! Bevor es weiter Richtung Lemberg geht, geht es erstmal über diese Hängebrücke:

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Ich schleppe mich weiter Richtung Lemberg und ich meine, dass dort auch der Turm stand, auf den ich sogar hoch bin, um in die Ebene zu schauen. Ganz sicher bin ich mir aber nicht. 

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Ich freue mich riesig auf Gosheim, wo ich ein günstiges Zimmer reserviert habe. Aber wie so oft auf dieser Wanderung sind meine Erwartungen zu hoch. Wobei... meine Ansprüche an Zimmer sind echt niedrig. Dieses hier ist aber wirklich heruntergekommen und abstoßend. Ich mag nicht mal duschen. Die Schuhe behalte ich an. Das Handy lege ich auf dem Rucksack ab. Die Luft ist abgestanden und ranzig, aber wenn ich das Fenster aufmache, dröhnt die Kühlung der Metzgerei rein. Puh. So hab ich mir den letzten Abend nicht vorgestellt. Aber hilft ja nichts und ich überlege mir, was die beste Option sein könnte. Nochmal wieder aufbrechen ist Quatsch: hier gab es sonst nix und mein Zelt ist ja schon daheim. Also reiße ich das Fenster auf, vertiefe mich zur Ablenkung in irgendwelche Youtube-Videos. Außerdem beschließe ich, sehr früh zu schlafen und dafür am nächsten Morgen gleich unterwegs zu sein. Zur Sicherheit blockiere ich auch noch die Tür - das Frühstück hatte ich eh schon ausgeschlagen. 

 

PS: ein Wachholderbusch-Bild und einen weitere Ausblicke hab ich noch:

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Bearbeitet von Julia mit Hund
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vor 37 Minuten schrieb RaulDuke:

Es scheint manchmal tatsächlich so zu sein, als wäre dein Leid etwas selbst gemaz, auf dieser Wanderung. Will sagen, deine Grundstimmung scheint von Anfang an leicht gedrückt zu sein… 8-)

Aber zu lesen ist es wieder super!

Das Gefühl habe ich auch die ganze Zeit, aber Jede/r erlebt so eine Tour eben anders. Ich bin nur wenige Tage vorher den HW1 gelaufen und hatte genau gegenteilige Gefühle. Hab mich überall wohl gefühlt, die Nächte im Zelt genossen und wollte gar nicht ankommen. 

Dennoch macht es Spaß den Bericht zu lesen und zu sehen, wie unterschiedlich Touren doch empfunden werden und wie schwierig es daher auch sein kann, Empfehlungen auszusprechen.

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Am 16.3.2023 um 06:58 schrieb RaulDuke:

Es scheint manchmal tatsächlich so zu sein, als wäre dein Leid etwas selbst gemaz, auf dieser Wanderung

Ich würde mal sagen, das gilt in ganz vielen Fällen! Die Frage ist nur: warum ist das so. Ich werd heute noch meinen letzten Tag schreiben und mich dann noch daran machen, ein paar Gedanken runter zu schreiben.

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Tag 14:  30. August, 27km,  460 HM, Gosheim bis Tuttlingen

Yeah, der letzte Tag ist angebrochen! Ich habe schlecht geschlafen, weil die Atmosphäre mit dem ganzen gammeligen Plastik, dem Take-Away-Müll im Flur und den abgestandenen Gerüchen mich bis in die Träume verfolgt hat. Beim ersten Weckerklingeln bin ich aus dem Bett und versuche mich mit einem Espresso halbwegs wach zu bekommen. Um 7:15h stehen wir auf der Straße und stapfen den Berg hoch aus Gosheim raus, rauf auf den ersten 1000-er des Tages, den Hummelberg. Es ist immer mal wieder ganz schön - eine Aussicht, ein weicher Waldpfad - aber in Gedanken überlege ich, wann ich ankommen werde, wenn ich jetzt 5+ km/h laufe und welchen Zug ich dann noch erwischen kann. Mir reicht's!

Ich glaube, es ist am Klippeneck, wo ich mal wieder auf einen schönen Graspfad treffe. Ich mag die ja inzwischen, die baumlosen Berg"gipfel" hier. Die Aussicht ist auch echt schick!

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Kurz nach dem Klippeneck gibt es das letzte Frühstück. Sowohl im Rucksack als auch auf dieser Reise. Gemahlene Cashews und Chiasamen mit etwas Zucker, Walnüssen und Trockenobst. Und so bin ich immerhin gut gestärkt, als es ab dem Dreifaltigkeitsberg wieder auf einen Schotterweg muss. Es endet wie es anfing!

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Die zweite Pause gibt es in Risiberg. Die letzte Portion der getrockneten Bohnenpaste mit Maischips. Yumm. Das Gasthaus dort sieht wirklich nett auf, aber natürlich hat es zu. Ich setze mich an einen kleinen Tisch dort, ich meine, ich hätte auch den dort stehenden Automaten genutzt. Die haben wenigstens immer offen... 

Danach donnere ich die Wege nur so runter. Meine ursprüngliche Idee, gleich mit dem Zug weiter zu fahren, habe ich inzwischen verworfen. Daheim hätte ich nicht genug Ruhe nochmal alles reflektieren zu können. Und ich freue ich so sehr auf das Ende und will es mit gutem Essen feiern. Wenn ich noch eine Nacht in Tuttlingen bliebe, könnte ich in Ruhe durch die Stadt bummeln, ankommen, nachdenken, mich und den Hund feiern.

Ganz am Ende kommt nochmal ein schöner Waldpfad und dann liegt wahrhaftig Tuttlingen unter mir:

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Ich war wirklich noch nie so froh, am Ziel zu sein! IMMER war es mit ein wenig Wehmut gemischt, dass die Reise nun zu Ende geht. Dieses Mal bin ich einfach nur unglaublich stolz, dass ich das durchgezogen hab. Dass ich trotz allem den ganzen Weg gelaufen bin. Ich hab physisch und vor allem mental echt was geleistet.

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Auf meinem Garmin sind 372 km zusammengekommen und 10.600 Höhenmeter. Ich habe hier über 120 Bilder gepostet und ich weiß nicht, wie viele Worte getippt. Ich bin @RaulDuke dankbar, dass er den Reisebericht eingefordert hat, denn so hab ich auch die schönen Momente, die weichen Waldpfade, die tollen Aussichten erinnert, die ein wenig verschütt gegangen waren.

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Ich genieße meinen Eiskaffee in der Sonne (hier hat es tatsächlich geöffnete Cafés!) und haue später noch in eine leckere Bowl mit viel frischem Gemüse. Immer mit dabei mein kleines Heftchen, in das ich mein Fazit versuche zu formulieren. Tja, und außerdem pennen wir einfach :-) Nachittags, und dann noch eine lange Nacht in einem sauberen gemütlichen Zimmer. Am nächsten Morgen fahren wir im Regen zurück nach Norden.

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So. was ist denn nun mein Fazit nach 14 Tagen HW1-Bericht? Warum habe ich jeden einzelnen Tag mit dieser Wanderung gehadert? Warum wäre ich so oft gerne woanders gewesen, vor allem in der Boulderhalle oder zumindest doch schon am Ende des jeweiligen Tages?

@German Tourist schrieb dazu: "Ich nehme mal an, Du hast (überspitzt ausgedrückt) atemberaubende Landschaft und lebensverändernde Erlebnisse erwartet - und warst dann halt auf dem deutschen HW 1 (mit dieser Haltung zurecht) enttäuscht. Ich will einfach nur entspannt Zeit draußen und mit mir verbringen, da ist die Umgebung eher zweitrangig und ich bin nicht so leicht enttäuscht. Das Tolle beim Wandern passiert aktiv durch Dich in Dir - man wird nicht durch die Natur oder äußere Eindrücke passiv gewandelt."

Ich bin mir, jetzt nach dem Bericht, relativ sicher, dass es nicht an meiner Erwartungshaltung lag und doch genau daran. Ich erkläre. Also ich bin mir sicher, dass es nicht daran lag, dass meine Erwartung an atemberaubende Landschaften so groß war. Erstens, weil ich mit den Bildern und in der Erinnerung ganz viele schöne Flecken zu Tage gefördert habe. Zweitens, weil ich schon viel schlimmere Schotterpisten und Asphaltwege gelaufen bin, und auch längere, und dennoch die dazugehörige Wanderung (Elisabethpfad) eine tiefe Erfahrung war. Also es ist nur EIN Aspekt und solange andere erfüllt sind, ist das okay.

Aber ja, ich glaube, Christine trifft es schon ziemlich gut mit "man wird nicht durch die Natur passiv gewandelt". Ich hab da jetzt so viele Tage drüber nachgedacht, dass eigentlich schon klar ist, dass das relevant ist. Vor meinen Augen hab ich immer die Berichte und die irrsinnig tollen Youtube-Videos von Menschen, die wandern. Gerade auf Weitwanderungen. Sie wirken immer so zufrieden und strahlen Ruhe aus. Oder sie genießen die totale Erschöpfung. Ich hatte mir - unbewusst - einen ähnlichen Zustand gewünscht und mir erhofft, dass der schon irgendwie kommt, wenn ich denn durch die Natur wandere. Hat ja bei anderen auch geklappt. Aber das kam nie oder nur minutenweise.

Wenn ich anschaue, wann ich in den letzten Jahren vollständig im Hier und Jetzt war und die Zeit vergessen habe, dann ist das zum Beispiel:
- wenn ich eine harte Boulderroute endlich schaffe
- als ich ein russisches und ein ukrainisches Stück auf dem Klavier vorgespielt habe
- als ich letztens in München mit einem Dutzend unbekannter Menschen über eine philosophische Frage diskutiert habe
- wenn ich mit meiner Tochter oder meinem Sohn ein bewegendes Gespräch führe
- wenn ich einen großartigen Film sehe (The Arrival zum Beispiel)
- wenn ich völlig in einem Buch abtauche
- beim Recherchieren eines neuen Themas (zB Ultraleicht...)
- in völlig neuen, unbekannten Situationen (zB auf dem Eifelsteig)
Wandern ist nicht dabei, auch nicht verwandte Themen wie Meditation oder Yoga. Das mach ich lustigerweise alles drei, aber der Funke springt nicht über. 

Wenn ich also ehrlich mit mir bin, sollte ich das Wandern irgendwo an den Rand meines Lebens auslagern. Es erfüllt mich nicht so wie andere Dinge. Das ist die bittersüße Lektion dieser Wanderung. Auch nach 14 Tagen hat mich die Natur nicht verwandelt - und einen aktiven Weg zur Verwandlung hab ich hier auch nicht entdeckt. Wenn ich mal in Christines Bild bleibe. Ganz aufgeben mag ich die Vision von diesen glücklichen Weitwander:innen aber doch nicht. Und so sind ein paar kleine Pläne für dieses Jahr gereift:
1. Ich will einen kurzen (100-200km) langen Weg laufen, auf dem Zelten zumindest geduldet ist. Damit könnte ich nochmal diese Zelt-Angst beleuchten, aber noch viel wichtiger: mal ausprobieren, wie es ist, nach Gefühl zu laufen. Nicht mehr stumpf ein Tagesziel zu erfüllen, sondern einfach wo sitzenbleiben, wenn wir müde sind. Die Tagesetappen auf dem HW1 waren - relativ untrainiert - tendentiell zu lang
2. Ich will einen ähnlich langen Weg mit einer Wanderpartnerin (hier aus dem Forum, you know who you are) laufen. Da könnte ich auch nochmal sehen, ob dann die Zeltangst weniger wird, aber vor allem würden wir tagsüber separat laufen und dann abends das Erlebte miteinander teilen. Und über Gott und die Welt reden.
3. Eine weitere Idee wäre, in die Wanderung aktiv andere Elemente des Austauschs zu integrieren. Das werde ich dieses Jahr wahrscheinlich nicht schaffen, aber darüber nachdenken sicherlich. Dann hätte ich genug Input und wäre dennoch draußen unterwegs. Denn schön ist es ja draußen immer noch!
4. Ich habe mich außerdem erinnert, dass ich den Elisabethpfad als Vorbereitung der Konfirmation mit meiner Tochter gemacht hab. Die Gespräche zu dritt abends mit den Pfarrerinnen gehören zu meinen wertvollsten und schönsten Erinnerungen. Oder der Abend, wo der Schachclub aufkreuzte. Und ich hab mich erinnert, dass ich einige spannende Wanderungen mit meinem Sohn gemacht hab mit ziemlich anspruchsvollen, rasanten alpinen Pfaden. Immer nur 2 Tage. Wanderungen, wo die Wanderung nicht im Vordergrund stand. Sowas.

Das war's jetzt aber endgültig von mir zum Thema HW1! Wer mag, kann gerne seine eigenen Gedanken teilen. Der Austausch bringt einen bei sowas immer ein Stückchen weiter! Und wenn dieses Jahr kein Reisebericht mehr kommt, dann bin ich wahrscheinlich in Frankreich, bouldern.

Bearbeitet von Julia mit Hund
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Ich finde schon allein für dein Resümee hat sich die Wanderung doch mehr als gelohnt. 
Es ist doch völlig ok das Bouldern, Klavier spielen, intensiv diskutieren für Dich dass ist, das die Zeit zum stillstehen bringt und etwas tief in dir bewegt und fliegen lässt…. Deine Art von Meditation…..
Vielleicht findest du Wanderrouten die Dich an Boulderspots vorbei führen….. Du eröffnest Diskusions-Wandertreffen oder Komponierst auf deiner nächsten Wanderung dein eigenes Klavier Stück …. und hast natürlich unheimlich viel Spaß auf der Wanderung mit Wanderpartnerin!!! :-) 

Danke für deinen schönen, ehrlichen Reisebericht! 

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vor 9 Minuten schrieb Namie:

Vielleicht findest du Wanderrouten die Dich an Boulderspots vorbei führen….. Du eröffnest Diskusions-Wandertreffen oder Komponierst auf deiner nächsten Wanderung dein eigenes Klavier Stück

Oh, was für wunderbare Ideen! Und danke für deine schönen Worte <3 

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