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Ultraleicht Trekking

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Beliebte Inhalte

Anzeigen von Inhalten mit der höchsten Reputation auf 30.03.2023 in allen Bereichen

  1. Tag 7: Lieblingsbild Meine Beine fühlen sich heute besonders fit, bereit für viele Kilometer. Das Problem: Die Seen und ihre spärlichen Fährzeiten haben mich durchs Fjäll gehetzt, ich bin meinem Zeitplan weit voraus. Zeit für einen Umweg? Ja, aber nur einen kleinen, ich möchte den Kungsleden nicht zu lange verlassen. Ich studiere die Landkarte, die Route von Sälka über Nallo nach Tjäktja gefällt mir. Ich habe wieder den kurvigen Strom im Blick. Eine Gruppe Rentiere durchquert ihn an einer seichten Stelle. Dann verschwinden sie im bunten Gestrüpp, ich sehe bloß ihre Geweihe. Dafür weckt ein heller Schimmer mein Interesse. Ein Zelt aus DCF, das wird der Schwede sein. Ich nicke ihm zu, wie noch vielen anderen heute. Auf einmal wimmelt es von Menschen, bis zu zehn pro Stunde kommen mir entgegen – vorher eine Handvoll am Tag. Kein Wunder, dieser Streckenabschnitt ist besonders beliebt. Und das ist ebenfalls kein Wunder. Bei Sälka biege ich ab. (Im Teaser meines Berichts schrieb ich, ich wäre in Tjäktja abgebogen. Ein kleiner Fehler, dort komme ich an!) Ich genieße die Strecke, endlich mal querfeldein. Ohne die luxuriösen Holzplanken des Kungsledens muss ich aufpassen, wo ich meine Füße setze. So springe ich von Stein zu Stein, klatsche durch Lehm, streife durch Moos, stolpere durch Geröll. Die Landschaft ist dürr, wie von einem anderen Planeten, hier wandert kaum noch jemand. Der Fels zu meinen Seiten ist kaum bewachsen, alte Schneefelder zieren die Hänge. Der Weg sinkt ab, eine einzelne Hütte gerät in Sicht, das ist Nallo. Steiniger_Bach_AdobeExpress.mp4 Die Hüttenwartin ist die ganze Strecke nach Tjäktja nie gelaufen, kennt nur das erste Stück zu einem Bergsee. Dieser Abschnitt sei aber sehr zu empfehlen, der See traumhaft, dort könne man zelten. Danach werde es wohl sehr steinig, bestimmt anstrengend. Sie habe aber mit ein paar Leuten gesprochen, die von dort hinabgestiegen seien. Sie hätten erzählt, der Pfad sei schwer zu finden – aber ich junger Mann sollte das bei guter Sicht wohl schaffen. Wir einigen uns, dass ich im Zweifel immer noch umkehren könne. Also los. Zum Bergsee geht es steil hoch, dafür schnell. Es windet. Alles voller Geröll, es wird schwierig werden, einen guten Zeltplatz zu finden. Sollte ich doch schon heute über die Kuppe schreiten? Ich gehe näher an den steilen Hang, den ich erklimmen muss. Doch allein der Weg dorthin erweist sich als mühselig. Nach dem langen Tag durch unwegsames Gelände zittern meine Beine. Ich bleibe also am See, finde doch noch eine gute Lagerstätte. Sie ist windgeschützt und hat Blick aufs Wasser, nur die Heringe gehen kaum rein. Einer verbiegt. Ich bin erschöpft, körperlich und mental. Habe ich die falsche Entscheidung getroffen? Es ist kalt, es ist karg, das ist kein idyllisches Fjäll, das ist reiner Fels. Ich hatte Bäume sehen wollen, aber die verstecken sich unten im langen Umweg über Vistas, nicht hier oben. Einzig der See spendet Trost. Doch nicht einmal der bietet guten Stoff für die Kamera, der Wind bewegt das Wasser zu sehr. Entnervt lege ich mich ins Zelt. Als ich wieder rausschaue, erstrahlen die Bergspitzen im Abendlicht. Die Luft ist still, der See liegt ruhig. Die Idylle, die ich so sehr vermisste, hat mich eingeholt. Ich stehe am Ufer und bewundere rote Wolken, die sich sanft vom blauen Himmel abheben. Sie spiegeln sich im glatten Wasser, fließen nahtlos über ins Grau der Steine unter der Oberfläche, ein abstraktes Gemisch aus Form und Farbe. Das Stativ steht, die Kamera klickt. Da ist es, mein liebstes Bild der Reise, und weht alle trüben Gedanken fort.
    11 Punkte
  2. Dieses Kissen besteht aus einem kleinen Kissen (24×38cm) mit einer Füllung aus Wunderchwammstückchen. Auf/um dieses Kissen herum ist eine größere Hülle (33×50 cm) für meine Daunenjacke (oder Fleece). Zusammen ein luxuriöses Kissen. Wenn es kalt ist, schlafe ich in meiner Daunenjacke und das kleine Kissen reicht gerade zum Schlafen. Bezug mit Reißverschluss 15 Gramm, Füllung 23 Gramm. Stoff 27 g/m2 Ripstop.
    5 Punkte
  3. Die beste Adresse ist hier Hammock fairy. Der Shop ist leider gerade geschlossen aber das Warten lohnt sich. Die Inhaberin ist sehr aktiv im Hängematten Forum und wird dort ausnahmslos immer zur Beratung herangezogen. Hier ihr Profil im Hängematten Forum (Wird erst nach registierung sichtbar, aber das würde ich dir eh empfehlen. Zum einen, weils ein cooles Forum ist und zum anderen, weil dort auch gebrauchte Warbonnet Hängematten verkauft werden).
    4 Punkte
  4. Freigeist 13

    Impressionen von Touren

    Fehmarn Umrundung - 3 Tage im Mai - bestes Wetter und blühender Raps. Ist zwar schon ein wenig her, kann ich aber für ein verlängertes Wochenende total empfehlen. Im Uhrzeigersinn hat mir vor allem die zweite Hälfte sehr gefallen.
    4 Punkte
  5. Genau, beste Adresse. Mit ihr kannst du bei Bedarf auch telefonieren und die unterschiedlichen Stoffe besprechen. Oder bei auch vorab eine Hängematte testen, die sie dir zuschickt. Mietpreis wird soweit ich weiß beim Kauf verrechnet.
    3 Punkte
  6. Tag 6: Der Weg teilt sich Die Briten fluchen. Die halbe Nacht lang haben sie gezittert, ihre Daunenschlafsäcke sind völlig klamm von der Kondensation der letzten Tage. Ich musste nur in der Früh meine Jacke überziehen, sonst hat sich mein Schlafkonzept bewährt: Um den Schlafsack lege ich einen selbst genähten Kunstfaserquilt. Er hilft mir, die niedrigeren Temperaturen zu überstehen und hält meinen Schlafsack trocken. Stichwort trocken: Meine Socken sind auch wieder abmarschbereit! Aber ich geh den Tag entspannt an. In der ruhigen Morgenstimmung schieße ich erst ein paar Fotos, dann setze ich mich ans Ufer und genieße mein Frühstück. Die Sonne wandert langsam zu uns herüber, so hat das Zelt noch etwas Zeit zum Trocknen. Dann starte ich den Anstieg. Das Wetter bleibt fürs Fjäll untypisch gut, die Wanderung typisch schön. Ich laufe wieder lange mit dem Schweden zusammen, Tempo und Interessen passen gut zueinander. Wir erreichen die nächste Hütte, unterhalten uns mit dem Hüttenwart, genießen den schönen Blick. Hier wäre sicherlich auch ein schönes Camp. Ab jetzt säumen bunte Bäume den Weg, werden aber spärlicher, bis wir den letzten für ein paar Tage passieren. Baum und See.mp4 Ich vermisse sie schnell. Der Schwede kennt sich in der Gegend aus und rät mir zu einer alternativen Route, ab Sälka über Nallo und Vistas durch ein wunderschön bewaldetes Tal nach Alesjaure. Mal schauen. Den restlichen Tag schreiten wir durch ein langes Tal. Ein großer Strom begleitet uns, links und rechts geht es steil empor. Es wird immer bergiger; riesige, abgebrochene Felsbrocken zieren die Landschaft. Auf der anderen Seite des Stroms zieht ein Helikopter seine Runden. Ich beobachte ihn eine Weile verwirrt, bis ich ein Muster erkenne: Er treibt eine kleine Gruppe Rentiere vor sich her. Irgendwann kehrt die gewohnte Ruhe zurück ins Tal, nur der Wind pfeift in meinen Ohren. In der Ferne entdecke ich ein paar Hütten, dort muss Singi sein. Der Strom zieht in einer anmutigen S-Kurve in diese Richtung, ein schönes Motiv. Doch je weiter ich komme, desto verlockender wird der Blick: Von allen Seiten ziehen gletschergeformte Hänge sanft ins Tal. Langsam halte ich Ausschau nach einem Lagerplatz. Nun habe ich Singi erreicht, möchte aber nicht wieder an einer Hütte bleiben, sehne mich heute wieder nach meiner Ruhe. Mit den beiden Briten, die gerade eine Pause beenden, verabschiede ich mich vorerst vom Kanadier, der hier schläft: Morgen wird er vermutlich eine kurze Etappe bis Sälka einlegen, um Tags darauf frisch gestärkt den Tjäktjapass zu überqueren. Zu dritt schreiten wir durch schönstes Abendlicht, bis ich einen windgeschützten Zeltplatz finde. Die beiden anderen gehen noch ein Stück weiter, da sie morgen einen langen Tag vor sich haben: Sie besteigen den höchsten Berg Schwedens, Kebnekaise. Als ich zu Abend esse, hält der Schwede kurz bei mir. Er legt mir erneut die alternative Route ans Herz, der Pass sei fotografisch vermutlich eher langweilig. Falls ich nicht ganz so weit vom Weg abkommen wollte, könnte ich auch ab Nallo direkt nach Tjäktja abbiegen. Er selbst wird morgen entweder wie die Briten den hohen Berg erklimmen oder ebenfalls bei Sälka abbiegen und den Kungsleden komplett verlassen. So oder so, unsere frisch geformte Wandertruppe droht zu zerfallen. Hoffentlich treffen wir alle noch einmal in Abisko aufeinander, um gemeinsam anzustoßen.
    3 Punkte
  7. 2 Punkte
  8. hallo, cold soaking behälter und menu-verpackung (eher upcycling als myog) bei mir fallen diese milchtüten regelmässig an. sie wiegen rund 10gr und ich habe sie zum wasserschöpfen aufgrund der weiten öffnung und ihrer haltbarkeit in verbindung mit dem steripen bisher benutzt. sie lassen sich aber auch mit dem leichten klipp-verschluss wasserdicht verschliessen, sodas sie als cold-soaking „behälter“ gefüllt am rucksack transportiert werden können. dadurch, dass sie einen guten stand von sich heraushaben, lässt sich auch gut aus ihnen essen. sie lassen sich gut reinigen und wiederverwenden. als eine weitere möglichkeit, teste ich sie gerade als verschweißbarer aufbewahrungsbeutel für die cold-soaking gerichte. hier lässt sich die tüte gleich als soaking behälter nutzen. das verschweißen geht sehr einfach mit jeweils einem bügeleisen ( von jeder seite einmal mit der kante drüberziehen). schönen gruss heff
    2 Punkte
  9. hmpf

    Daune teilweise tauschen ?

    Hier findet sich ein spannendes Youtube Video zum Daunen sortieren. Der gute Marko hat dafür extra ein Gerät gebastelt und kann die Daune nach Verschleißgrad sortieren. Sein Video zum Kompressionssack kann ich auch empfehlen.
    2 Punkte
  10. Tag 5: Unverhoffte Gemeinschaft Jeder Tag bietet Neues: Erst Nordlichter, dann rote Wolken und einmalige Blicke, gestern Rentiere. Und heute? Geht es weiter mit Gemeinschaft, dem größten Geschenk des Weges – und das, obwohl ich bewusst alleine wandere. Doch zunächst schlage ich mich nach einer warmen Nacht aus dem Schlafsack, strecke mich und bewundere einen Regen-, nein, Nebelbogen, der sich seinerseits über meinem Zelt erstreckt. Die Luft ist frisch und feucht. Ich genieße sie erst beim Kaffee, dann bergab im verwunschenen Wald. Der schwere Nebel hebt einzelne Bäume aus dem Chaos des Dickichts hervor, überall lauern Fotomotive. Ich könnte hier Stunden mit meiner Kamera verweilen, doch vermutlich verzieht sich der Nebel gleich eh. Ich entdecke ein Auerhuhn (?), dann erreiche ich Saltoluokta. Mich erwartet keine gewöhnliche Fjällstuga, also eine Berghütte, sondern eine Fjällstation. Ein riesiger Hüttenkomplex, in dem ich mich direkt verlaufe. Den Schildern zur Fähre folgend lande ich an einem Strand, leider dem falschen. Zurück, erstmal die Toiletten suchen. Und wo bekomme ich eigentlich ein Fährticket? Ich schaue in die größte Hütte hinein. Irre! Volles Frühstücksbuffet, Socken, Pullis, hier gibt es alles, ja, sogar mein Ticket. Diesmal finde ich auch den Fährsteg. In einer Stunde geht's los, nach und nach treffen mehr Leute ein. Manche kenne ich schon: den Israeli, die zwei Briten, die Britin und das französische Trio. Wir klettern auf die Fähre, suchen uns Plätze und unterhalten uns gemütlich. Dann geht es runter von der Fähre und rein in den Bus – diese Verbindung ist bewusst so angelegt, denn der Kungsleden startet erst wieder 30 Kilometer die Straße hoch. Ein Glück, dass ich gestern durchgezogen habe: Der passende Bus zur 15:00-Uhr-Fähre bringt Leute aus dem Norden nach Saltoluokta und fährt in die falsche Richtung weiter. Ich sitze neben einem Kanadier. Er schläft nur noch in den Hütten, denn er ist endlos begeistert von den Trockenräumen und Saunen. Plötzlich hält der Bus, eine Stunde Aufenthalt. Mitten im Nirgendwo? Nicht ganz: Hier gibt es ein Café, schön eingerichtet, ruhige Musik dringt nach draußen. Mit dem Kanadier geselle ich mich zu den Briten und der Britin, der Israeli stößt später dazu. Wer alleine zeltet, kann sich selten austauschen, jetzt ist endlich Gelegenheit. Wir sprechen über unsere mitgebrachten Mahlzeiten. Ich habe ein paar kalorienreiche Rezepte von Backcountry Foodie zubereitet. Meine Empfehlung: Tomato Pesto Ramen! Bei Vakkotavare springen wir erneut aus dem Bus. Mittlerweile ist es Mittag, der Himmel ist blau, die Sonne strahlt. An einem tosenden Wasserfall vorbei geht es steil den Berg hinauf. Ich laufe neben dem Kanadier, wir schwitzen stark. Als ich Fotos schieße, zieht er davon, möchte das nächste Boot um 17:00 Uhr erwischen. Denn ja, wir haben noch einen See zu überqueren! Aber es ist der letzte, dann ist der Stress vorbei. Ich weiß noch nicht ganz, wie weit ich heute gehe – das hängt ganz von den Blicken und meinen Fotoplänen ab. Die Landschaft? Unglaublich. Der Weg durchzieht grüne Hügel, in der Ferne glänzen schneebedeckte Gipfel, überall wedelt Wollgras im Wind, hier und da grasen Rentiere. An einem großen Strom mache ich Pause und lege mein Zelt zum Trocknen aus. Wie wär's mit einer kurzen Wäsche? Nacheinander schrubbe ich Füße, Beine, Arme und Oberkörper, dann stecke in den Kopf ins Wasser. Puh, ist das kalt! Ich wärme mich in der Sonne auf, dann krame ich die Sonnencreme aus dem Rucksack. Die Britin kommt vorbei und erkundigt sich nach meinem Atom Packs und der Kameratasche. Die habe ich selbst genäht, um die Kamera stets griffbereit vor der Brust zu tragen. Tatsächlich bleibt MYOG heute ein größeres Thema. Später laufe ich mit einem Schweden zusammen, habe ihn auf seinen HMG-Rucksack angesprochen, dann verfallen wir lange ins Gespräch. Er näht gerade ein Zelt, ich habe ebenfalls ein unfertiges zuhause liegen, wir bewundern die Landschaft und tauschen Reisepläne aus. Vielleicht läuft er mal den Camino, mir empfiehlt er Bornholm zur Osterzeit. Irgendwann treffen wir aufs französische Trio. Ich zeige ihnen ein Bild von der ersten Nacht, auf dem ich sie im Nachhinein entdeckt habe. Als die Sonne hinterm Fels verschwindet, beginnt der Abstieg. Ich schreite durch einen lichten Wald. Auch hier könnte ich Stunden verbringen, die Birken leuchten allesamt im tiefen Gelb, ein oder zwei tragen schon rotes Laub. Wenn es doch jetzt noch neblig wäre! Sollte ich bis hier schlafen und auf die Morgenstimmung hoffen? Nein, ich bin schon fast am See. Besser, ich bringe die letzte Überfahrt hinter mich. Ab dann zelte ich, wo ich will, Zeit habe ich genug. Der Schwede bleibt zum Schwimmen an einem Teich, das französische Trio erreicht direkt nach mir den See. Er ist völlig ruhig, die Überfahrt nur kurz. Wir wollen rudern! Ich ziehe meine Handschuhe an, damit ich nicht wieder Blasen an den Händen bekomme, und kutschiere zwei der Franzosen mit dem einzigen Ruderboot nach drüben. Sie kehren mit zwei Booten zurück, um ihre Freundin abzuholen und ein Boot am anderen Ufer zulassen. Doch mittlerweile sind mehr Leute angekommen, so geht das Hin- und Hergepaddle noch eine Weile weiter. Boot.mp4 Ich hatte vorhin ein Paar Socken im Strom gewaschen und bin zum ersten Mal mit meinen Sealskins gelaufen. Leider brechen sie ihr trockenes Versprechen: Als ich nach der Überfahrt zuversichtlich mit den Zehen ins Wasser trete, sind meine Füße sofort nass. Zu allem Überfluss ist das andere Paar noch nicht getrocknet, insgesamt eine klitschig-kalte Angelegenheit. Der Kanadier rät mir zum Trockenraum, die beiden Briten berichten von einer Sauna. Meine Entscheidung ist gefallen: Ich zahle 300 Kronen, um in Teusajaure zu zelten. Die Socken hängen, das Tomato Pesto ist verzehrt. Heute Abend mache ich keine Fotos – jetzt ist Pause angesagt! Ab in die Sauna. Ah, so lässt es sich gut wandern. Ich versuche, mich im See abzukühlen. Aber noch bevor ich richtig drin bin, schmerzen meine Füße so sehr von der Kälte, dass ich zurück in die Sauna haste. Für den Abend habe ich mich mit dem Kanadier, den Briten und der Britin in einer der Hütten verabredet. Der Schwede und das Trio zelten etwas höher auf dem Berg, der Israeli ist längst davon. Die meisten anderen Leute schlafen schon, als wir uns bei flackerndem Kerzenschein und wohliger Holzofenwärme an den Hüttentisch setzen und gemütlich plaudern. Es wird ein witziger Abend voll spannender Wandergeschichten. Irgendwann schauen wir aus dem Fenster. Sind das ... Nordlichter?! Ein grüner Schein dringt bis zu uns hinein, etwas später trauen wir uns in die Kälte. Diesmal halte ich mein eigenes Versprechen und lasse die Kamera liegen, heute genieße ich einfach die Sicht. Naja, bis auf einen Schnappschuss aus der Hand durchs Fenster. Und ein schnelles Video mit der Pocket-Kamera gibt's auch ... Nordlicht.mp4 Der Himmel tobt. Die Lichter strahlen so hell wie in der ersten Nacht, zucken aber noch viel stärker übers Firmament. Es scheint wirklich, als würden Götter und Geister über den Himmel jagen und miteinander tanzen. Einfach magisch, einfach unglaublich. Unsere Nacken werden schon starr, aber es hört einfach nicht auf. Irgendwann reißen wir unsere Blicke los und fliehen ins Warme. Wir flüstern im Dunkeln, setzen uns vor den Holzofen und starren in die Glut – alle mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht. Diese Nacht werden wir nie vergessen.
    2 Punkte
  11. Tag 4: Der lange Marsch Mit trockener Kehle wache ich auf. Ich greife zur Wasserflasche und nehme den letzten Schluck. Der Kaffee muss wohl warten! Da es draußen prasselt und ich den Kocher nicht brauche, frühstücke ich im Zelt. Ich öffne die Tür und spähe hinaus. Dichter Nebel, keine Aussicht. Ich lache. Genug von der Sonne, endlich zeigt der Kungsleden sein wahres Gesicht! Ich ziehe die Regenjacke über, packe zusammen und ziehe los. Es dauert nicht lang, dann lichtet sich der Nebel. An der Kreuzung bleibe ich stehen. Ich möchte ungern den unnötigen Weg nach unten laufen, um Wasser zu holen. Oben gibt es bestimmt auch eine Quelle? Ich frage ein französisches Wandertrio, das gerade aus ihren Zelten klettert. Sie wissen es auch nicht, laufen in die gleiche Richtung. Logisch, denke ich später, ich kenne sie ja: Sie hatten in der ersten Nacht in meiner Nähe gezeltet und geangelt. Im Niesel stapfe ich voran. Ich mag das: Bei diesem Wetter verfalle ich in eine Art Trance, setze automatisch Schritt um Schritt und ziehe mich in meinen Kopf zurück. Bis mich eine Bewegung im Augenwinkel stutzig macht: Zwischen den bunten Sträuchern stolziert ein Rentier. Nein, nicht eins – bestimmt ein ganzes Dutzend. Ich beobachte sie fasziniert, bis sie hinter einer Hügelkuppe verschwinden. Dann schreite ich selbst über eine Hügelkuppe. Ich kann meinen Augen nicht trauen: Bestimmt 200 Tiere ziehen vor mir durchs Fjäll. Leider erzählen die Rentiere mir nicht, wo es Wasser gibt. Allen Reiseberichten zufolge quillt der Kungsleden vor Bächen nur so über, aber dazu braucht es wohl entweder Schmelzwasser oder vernünftigen Regen. Fürs erste ist das Wetter zu kalt, fürs zweite immer noch zu gut. Ein netter Wanderer verrät mir endlich, unten im Wald sei eine gute Quelle. Bis dahin sei es aber noch eine gute Stunde. Ich danke also und eile davon. Doch zuerst erinnert mich ein Schild daran, meine Überfahrt über den nächsten See (Sitojaure) zu buchen: Hier oben habe ich tatsächlich Empfang. Ich wähle die Nummer und sichere mir einen Platz für 17:15 Uhr. Dann geht es steil runter, hinein in einen kleinen Birkenwald. Der Himmel bricht auf, die Sonne scheint, mir wird warm. Bis zum Boot habe ich viel Zeit, also erkunde ich ein wenig die Gegend. Abseits des Weges entdecke ich einen kleinen See, hier habe ich tolle Sicht auf die Berge in der Ferne. Mir gelingt ein Foto, dann suche ich den Bach und nehme ein paar durstige Schlucke. Ein weiteres Schild verrät mir, es seien noch 4 Kilometer bis zum Sitojaure. Doch nach 20 Metern stehe ich schon am Ufer: Es sind wohl 4 Kilometer über den See, nicht bis zum See. Dann heißt es jetzt wohl warten. Oder? Am Ufer sitzen bereits ein Israeli, zwei Briten und eine Britin. Letztere erzählt, sie habe ein zusätzliches Boot für 13:00 Uhr gebucht. Mal schauen, vielleicht kann ich da schon mit. Der Israeli harrt schon seit 8:30 Uhr am See aus, er hatte die Fahrt am Morgen knapp verpasst. "I'm sick of looking at this lake", kommentiert er trocken. Ein älteres Paar gesellt sich zu uns, das Angeltrio stößt auch dazu. Dann kommt schon das Boot, ein Passagier trägt einen Atom Packs. "Nice pack!", rufe diesmal ich. Das wird eng. Zu eng, korrigiert mich der Fahrer. Er könne nur neun von uns mitnehmen, da er nicht genug Schwimmwesten habe. Der Israeli bietet sich an, zurückzubleiben. Alle protestieren. Doch selbst als sich eine zehnte Weste in einer Kiste am Ufer auftreiben lässt (hier verstecken sie sich also doch!), weigert er sich – möchte vermutlich nicht die 10 € Aufpreis zahlen. "No problem, I'll take the later boat and just walk at night." Na gut. Die Bootsfahrt ist schön, deutlich schneller als ein Ruderboot, aber die gibt es hier ja eh nicht. Dann werden wir langsamer. Vorsichtig navigiert der Fahrer entlang einer Route, die er im Sommer abgetaucht und mit Stäben markiert hat. Im September sei der Pegel immer niedrig, da mit der Kälte das Schmelzwasser ausbleibe, also müsse er wegen der Steine im Wasser aufpassen, erklärt er. Aktuell sei es besonders schwierig, da das Wasser wegen heftiger Regenfälle im August sehr trüb sei. Überfahrt.mp4 Der Motor bricht ab. Dem Fahrer ist es sichtlich unangenehm, füllt aber schnell aus einem Benzinkanister nach. Normalerweise nehme er das größere Boot und kontrolliere dort regelmäßig den Stand, aber da eigentlich nur eine Person den extra Trip gebucht hatte, war er aufs kleine Boot ausgewichen. Macht ja nichts, wir freuen uns alle, ein paar Stunden gespart zu haben! Am anderen Ufer zahlen wir für die Fahrt, ich krame mein Bargeld hervor. Zum Glück nimmt er es an, das ist hier oben keine Selbstverständlichkeit: In der schwedischen Wildnis ist Kartenzahlung bereits beliebter als in einer deutschen Großstadt. Am anderen Ufer bietet die Landschaft ein neues Bild, wird langsam rauer. Dazwischen die Idylle: Schöne Teiche mit hohem Gras, vereinzelte Gruppen von Rentieren. Links von mir erstreckt sich ein wunderschönes Tal im Tal, wie eine kleine Schlucht. Ein langer Bach zieht sich durch, hier blüht die grüne Vegetation, vereinzelte bunte Bäume. In schönem Licht könnte ich mich hier nicht sattsehen. Doch es verdunkelt sich, die Wolken ziehen zu. Alle Bilder werden langweilig, ihnen fehlt das Leben. Kann ja auch mal sein, bisher war das Wetter für den Kungsleden eigentlich viel zu gut! Der Weg führt Richtung Saltoluokta. Ich wollte eigentlich irgendwo auf halber Strecke schlafen, um am nächsten Morgen den Rest zu wandern und die Überfahrt um 15:00 Uhr zu erwischen. Denn am dritten See gibt es wieder keine Ruderboote, dafür aber eine richtige Fähre. Doch ich bin gut in der Zeit, also lasse ich meine Füße treiben. Vielleicht schaffe ich schon die Fähre um 10:00 Uhr. Kilometer um Kilometer zieht dahin. Keine tollen Blicke, kein tolles Licht, also verstecke ich mich wieder in meinen Gedanken und lasse meine Füße treiben. Ich laufe immer weiter, Schritt um Schritt und ohne Pause, selbst als die Füße langsam stoppen möchten. Bis ich am frühen Abend einen See erblicke: Hier geht es endlich runter nach Saltoluokta. Mein langes Tal geht zu Ende, neue Blicke öffnen sich. Berge in der Ferne, kleine Seen zu meiner Linken. Die Sonne bricht heraus. Ich schieße ein Foto einer einsamen Bergspitze. Es hat sich gelohnt, durchzuziehen. Das Tal hinter mir liegt im Schatten, dort bleibt es jetzt duster. Doch hier ist mein Glück noch nicht zu Ende. Das neue Tal bietet einen Pfad für die Sonne und schenkt mir später die Sicht auf orange schimmernde Wolken. Das Zelt steht. Noch ein paar Fotos, Nachricht an die Liebsten, Essen. Dann sinke ich zufrieden ins Bett – der Kungsleden ist einfach spitze. Ich habe ja keine Ahnung, dass der nächste Tag alles noch übertreffen wird ...
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  12. Schwitzend, trotz der Kälte, kämpfe ich voran. Ich richte den Blick zum Boden, alles andere wird vom dichten Nebel verschluckt. Vorsichtig setze ich meine Schritte. Überall verbergen sich Löcher im Geröll, manche Felsen glänzen unter dünnem Eis, andere wackeln gefährlich. Die karge Natur erinnert mich an die Alpen. Dabei wandere ich doch durchs grüne, hügelige, lebendige Schweden. Wann und wo bin ich bloß falsch abgebogen? Gestern, in Tjäktja. Da ich zu viel Zeit für zu wenige Kilometer übrig hatte, entschloss ich mich für einen Umweg, der es in sich hatte. Eine steinige Passüberquerung im tiefen Nebel, verschneite Berghänge und vereiste Bäche, keine Menschenseele weit und breit. Aber auch ein ruhiger Bergsee, glühende Gipfel im Abendlicht und mein liebstes Foto der Reise. Falsch abgebogen? Richtig so!
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  13. Hi, Ich bin gerade (März 2023) mit meinem Labrador nach Sizilien mit der Bahn gereist und dort auf der Via Francigena Fabaria, dann Mazarense, unterwegs. Richtung Trapani... Mein Start des Sentiero Italia von Sizilien aus. Da es noch etwas früh für den Start war, dachte ich wir gehen den Obst und Strand reichen Süden Siziliens als Kontrast zuerst. Begeben und danach in die Hügel und Berge des SI. Wen es interessiert oder Lust hast mit zu verfolgen kann dies unter https://findpenguins.com/2hpz4aupgtvq9 Ich habe gesehen, dass diese Seite nein NordSüdTrail verwendet wird und finde es nett zum verfolgen (wegen der Landkarte) http://www.viefrancigenedisicilia.it https://sentieroitalia.cai.it https://www.vasentiero.org/en/home
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  14. @RaulDuke Nein, einfach als Rundweg so dicht wie möglich am Wasser gelaufen. Müssten ca. 70km gewesen sein.
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  15. hi, ist wahrscheinlich sehr lokal: hamburg, edeka wandsbeck.... Hemme Milch Gmbh& CO p.s. die tüten kommen hier her Ecolean - lightweight packaging solutions
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  16. Echt klasse! Der INT landet bei mir auf der todo Liste ganz oben. Also vielleicht schon nächstes Jahr!
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  17. Habe mir heute, zu Hause, mal diesen Burito nachgebastelt, so in etwa… Hier bekommt man ja nirgendwo instand Refried Beans, also habe ich mir einfach 90g (war zu viel) von den schwarzen Sojabohnen, die ich in den Rezepten vorher erwähnt habe, zusammen mit 15g gefriergetrocknetem Suppengrün Gemüse in den Mixer geschmissen und kurz gepulst. Fein bis grob, von drr Konsistenz. 50g hätten gereicht… Desweiteren 1 gehäuften El Tomatenmark, 1 gehäuften El Gewürzmischung, 40g geriebener Käse und 35g (1/2 Packung) Beefjerkey Original, kleingehackt. In Elsfleth gibt es natürlich auch nirgendwo Taco Seasoning, aber ein Maggi Chili con Carne Fix hat es auch getan. Fleisch, den kompletten Käse, die Bohnen, das Gemüse und die Gewürze mit kochendem Wasser bedekt, 5 Minuten ziehen lassen, Tomatenmark druntergemischt und in einen Tortilla gewickelt. Feddich! Das ist ja der Hammer! Das schmeckt fast wie im Restaurant! Absolut Genial! P.S. Werde das auch nochmal mit kleingeschnittener Salami probieren, weil es a) mehr Kalorien hat und b) weil es nicht so einen unverschämten Preis hat!
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  18. Ganz großes Kino! Vielen Dank für den Bericht!
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  19. @cafeconleche Beim Ölmix muß man mit dem Sesamöl aufpassen. Ich verwende kaltgepresstes Öl von Pfandler. (Marke ist ja auch egal) In Asiamärkten wird oft Sesamöl verkauft, das aus geröstetem Sesam hergestellt wird und super intensiv im Geschmack ist. In dem Fall würde ich zu drei gleichen Teilen Olivenöl, Chili Olivenöl und Knobi Olivenöl verwenden und vielleicht ein Zehntel der Menge an Sesamöl hinzufügen. Das mit dem giftigen Zeug in Bohnen und ich meine auch in Linsen ist auf jeden Fall interessant.
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  20. Hm, also wenn es leichter als Titan sein darf würde ich eine dieser schmalen 200 oder 330ml Getränkedosen verwenden. Die Bedruckung mit Stahlwolle entfernen und das Ding sieht dann auch passabel aus. Wiegt wahrscheinlich die Hälfte der vorgeschlagenen Titanlösungen...
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  21. Um das Problem zu vermeiden:: https://atompacks.co.uk/blogs/how-to/how-to-use-the-haul-loop Und es funktioniert. Man braucht dazu halt den Tragegriff. Ist bei vielen UL Modellen leider wegrationalisiert.
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  22. Mischgewebe von Super Natural sind bei mir die Wahl.
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  23. @sakura @MadCyborg Also die Snow Peak Tasse bringt, da mit Griffen versehen, 46g auf die Wage, die 220ml Tasse von Evernew kommt auf 33g (bei mir zu Hause auf 31g), sie kommt ohne Griff aus. Erstere hat einen Durchmesser von 6,5cm, letztere von 8cm, ist also etwas breiter und somit auch flacher. Preislich liegen sie gleich auf, bei Walk on the Wildside 24,90€!
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  24. Hier die Bilder und Beschreibung (Siehe Comments) von meinem Selbstbau project. Die eine Stange habe ich dan später geändert in zwei Stangen wie letzten Bild zu sehen ist: https://www.reddit.com/gallery/sck7n1
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  25. @Omorotschka OT: Und was zum Teufel ist denn mit deinem Topfboden passiert? Selbst geklöppelt?
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  26. Schon etwas länger her der Beitrag, aber meine Frage ist wahrscheinlich eh allgemein genug: Wie kann man denn bei solchen Jacken die Ärmel verlängern? Ich habe eine Regenjacke, dir mir ein klein wenig zu kurz ist und zuvor schon etwas gekürzt wurde, bei der mir ca. 1cm sehr gefallen würden.. Ich weiß, das ist nicht sonderlich viel, aber ich dachte vielleicht daran, dieses kurze Ärmelstück durch irgendeine Art elastischen Bund (vlt. auch Kordelstopper) zu verlängern, um so nicht nur das bisschen mehr an Länge zu haben, sondern auch die Möglichkeit, die Ärmel etwas besser abzudichten... Wäre so etwas den möglich? Bin da leider noch blutiger Anfänger.
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  27. Neues von John Z https://www.meadowphysics.com/
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  28. Capere

    Impressionen von Touren

    Klein, aber fein: Der Eibgrat in Franken. In der Nähe (Plech) gibt es auch ein paar spannende Höhle, welche allerdings leider teilweise vom 01.10. - 01.04. verschlossen sind.
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  29. Manchmal passt sogar der Aufdruck
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  30. dr-nic

    Impressionen von Touren

    It never rains in southern california. It just snows...
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  31. Ich finde die Videoreviews generell eher lästig, zeitraubend und im Ganzen unpraktisch. Die werden von mir deswegen zu 95% ignoriert. Einfach weil man (praktisch gesehen) gezwungen ist, dem Verfasser über die ganze Zeit des Videos zu folgen, keine praktikable Möglichkeit hat, den "Bericht" zu überfliegen und wenig Möglichkeiten, die für einen relevanten Punkte gezielt und zeitsparend zu finden und aufzunehmen. Mit Text und Photos lassen sich Details und Erfahrungen deutlich besser darstellen, in Ruhe betrachten und bewerten. Im Video rutscht das jeweils schnell vorbei und verschwindet. Eine eingehende Befassung mit dem Gegenstand wird dadurch nochmals zeitaufwendiger und schwieriger. Anderseits kann ich die Verfasser verstehen. Wenn man sich mal eingeschossen hat ist ein Video schneller erstellt und es macht leichter den Eindruck einer seriösen Information. Ein Text/Photo-Bericht, wenn man als Betrachter einen umfänglichen Eindruck und Bewertung der Sache bekommen soll, macht schon mehr Aufwand. Aber der Betrachter hat auch mehr von so einem Text/Bilder Bericht. Alleine wenn es um das Verhalten z.B. eines Zeltes im Sturm gibt ein Video einen besseren Eindruck, aber alle statischen Details sind in einem Text/Bilder Review besser aufgehoben. Justmy2ct PS: jetzt hab ich doch mal kurz in das Rucksack-Video reingeschaut und alle meine Kritikpunkte bestätigt gefunden- knapp 50 min Zeit für ein Video über 4 Rucksäcke. was hätte man nicht alles in einem Text/Bilder Bericht der 50 Min Lesezeit benötigt packen können. Das hat mich mal wieder auf längere Zeit kuriert.
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  32. Tag 3: "Great spot!" Mal schlafe ich, meist krampft mein Magen. Ich wühle hin und her, suche eine Position, die Abhilfe schafft. Vergeblich. Habe ich schlechtes Wasser getrunken? Hätte ich doch den Wasserfilter mitnehmen sollen, entgegen allen Wanderberichten, hier oben sei nichts zu befürchten? Dass mein Erste-Hilfe-Set etwas für Magenprobleme bereithält, vergesse ich ganz unter der Angst, der Weg wäre hier für mich vorbei. In den frühen Morgenstunden entspannt sich die Lage. Wahrscheinlich war mein Körper das trockene, fettige Essen bloß noch nicht gewohnt und wollte ein bisschen meckern. Gegen 7:00 Uhr wache ich auf und packe langsam zusammen. Auch mein Hüttenpartner setzt sich auf und bereitet sein Frühstück zu. Bei mir geht mal wieder nichts über Kalorien und Nüsse, wenn auch ohne Schokolade: Ein leckeres Müsli aus Nüssen, Samen und Apfelringen. Wir lassen gerade die Ruderboote ein, als das Fährboot kommt und ein paar Südwärtige absetzt. Wir fühlen uns abenteuerlustig, also verzichten wir auf die Wasserkutsche. Wir wollen uns den Einstieg einfach machen und ziehen unser Boot an den Steg. Aber das gefällt dem Fährmann gar nicht: „No, no, not for you!“, schimpft er und wedelt heftig mit den Armen. Na gut, zurück zu den rutschigen Steinen. Kaum sind wir unter seiner peniblen Beobachtung zwei Paddelschläge weit gekommen, murrt er weiter: „Life vests! Where are your life vests?!“ – und fährt ohne weitere Hinweise davon. Ja, gute Frage, wo? Wir haben keine gesehen. Die Bootshütte ist geschlossen, sonst gibt es nur eine Kiste mit der Aufschrift „Sand“, die wird es wohl kaum sein. Es muss auch ohne gehen. Unsere Freunde im ersten Boot sind schon los, das Motorboot ist nun auch weg, das Wasser wirkt ruhig, das Wetter gut. Und falls was schiefgeht, können wir uns immer noch auf eine der Inseln im See retten. Hier führt der Weg eh vorbei, den uns ein paar Bojen markieren. Als wir unsere kleine Bucht verlassen, merken wir schnell: Es ist windiger (und dadurch wilder) als gedacht. Die Bojen sind kaum mehr auszumachen, die kleinen Wellen blockieren häufiger die Paddel, es spritzt ins Boot. Gut, dass wir Regenjacken anhaben! Wir wechseln uns ab, das Ganze macht ordentlich Spaß. Nach einer Dreiviertelstunde erreichen wir das andere Ufer, rund vierzig Minuten später als das Motorboot. Hier liegt noch ein weiteres Ruderboot, es gab also insgesamt vier. Es ist 10:00 Uhr. Höchste Zeit, auch an Land ein paar Kilometer hinter uns zu bringen. Zunächst erreichen wir Aktse, das kleine Hüttendorf über dem See. Ein kleiner Laden, Picknicktisch und warme Sonnenstrahlen laden uns zu einer ungeplanten Pause ein. Wir legen ein paar Sachen zum Trocknen aus und unterhalten uns mit den letzten Langschläfern, die hier genächtigt hatten. Ich kauf drei Teebeutel für den Preis von drei Teepackungen, einfach weil ich finde, es gehöre dazu, in einem der Hüttenläden etwas zu kaufen. Doch lange genug für eine Tasse Tee kann ich die Füße nicht mehr stillhalten und ziehe los. Auf dem nächsten Hügel wartet eine Wanderkreuzung. Der Kungsleden führt geradeaus, von links ruft Skierffe, der Berg mit der besten Aussicht weit und breit. Diesen Abstecher lässt sich hier niemand entgehen. Abseits vom offiziellen Weg muss ich mir einen Pfad durch Morast kämpfen, bevor es endlich steiniger wird. Ich blicke in ein langes Flussdelta, gespickt von bunten Bäumen. Was ein Anblick! Eine Familie schlägt hinter einem riesigen Felsbrocken windgeschützt ihr Lager auf. Ich beneide sie. Ob ich später auch so einen tollen Platz finde? Wohl kaum. Schöner (und damit am schönsten) ist es nur auf dem Gipfel. Die Versuchung, hierzubleiben ist groß: Der Blick ins Tal ist wunderschön und ich würde ihn unglaublich gern im roten Abendlicht erleben und fotografieren. Es ist aber viel zu windig, als dass ich hier zelten wollte – nicht zu vergessen die Absturzgefahr bei Nacht. Auch bis zum Abend zu bleiben, ist mir zu riskant, da ich nicht im Dunkeln den Weg zurück durch den Morast suchen möchte. Ich verfluche meine Vernunft. Immerhin, mit meinem Teleobjektiv gelingen mir auch jetzt ein paar schöne Aufnahmen. Die Jungs stoßen dazu. Ein Gruppenfoto, dann müssen wir uns verabschieden: Sie schreiten tiefer in den Sarek hinein. Und ich? Könnte querfeldein abkürzen und direkt zum nächsten See wandern. Aber mein Wasser ist knapp und ich möchte mich nicht auf unsichere Quellenlagen stützen. Ich trete also den Rückweg an. Nach einer halben Stunde kommt ein Bach, das wird mir bis zur Kreuzung reichen. Und wenn ich dort zelte, kann ich vor dem Kochen fix ohne Rucksack ein Stück Richtung Aktse hinunterlaufen, da hatte ich noch einen Bach gesehen. Ich verwerfe meinen Plan: Die Familie ist fort, der schöne Platz ist frei! Hier muss ich einfach bleiben. Zum Abendessen reicht mein Wasser noch, das Frühstück muss ich halt trocken schlucken. Ich entfache ein kleines Feuer. Es kämpft mit dem Wind, aber der Windschirm meines Kochers hält es tapfer am Leben. Zwei letzte Wanderer laufen vorbei. "Good spot!", ruft einer. Ja, der beste meines ganzen Weges. Ich starre in die Ferne und lasse meine Gedanken treiben, bis es dunkel wird. Zeit, das Feuer zu löschen. Aussicht mit Feuer.mov
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  33. Capere

    Impressionen von Touren

    Tagestour in der hinteren sächsischen Schweiz.
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  34. Tag 2: Rote Wolken Ich friere. Immer wieder wache ich auf, ziehe Schicht um Schicht mehr an, selbst die Daunenjacke reicht nicht aus. Ich rücke die Kapuze tiefer ins Gesicht und versuche, die Kälte wegzudenken. Wird das jede Nacht so, vielleicht noch kälter? Die Nächte werden jeden Tag länger, ich ziehe nordwärts und in die Höhe. Habe ich mich in der Temperatur verkalkuliert, wird das hier echt kein Spaß. Ohne Wecker stehe ich auf, vermutlich gegen 6:00 Uhr. Mein Zelt ist innen und außen von dünnem Eis überzogen, auch das Wasser zwischen den Steinen am Ufer gefriert. Ich zwinge meine kalten Finger ein paar Fotos zu schießen, dann enteise ich das Zelt. Warmes Blut prickelt zurück in meine Glieder. Frühstück, dann los. Bald kommen mir die ersten Menschen entgegen. Die meisten laufen südwärts, ich kann der Idee wenig abgewinnen. Ich habe die Sonne lieber im Rücken, statt von ihr geblendet zu werden. "Nice pack!", zerrt mich jemand aus den Gedanken. Wer erkennt denn schon meinen Rucksack, ein Ultralight-Wanderer? Ja, und YouTuber mit Kameraausrüstung zugleich! Der Italiener erzählt mir, gestern Nacht seien es -4°C gewesen. Wir fachsimpeln kurz über unser Gear (ich trage einen Atom Packs, er einen Yamatomichi), dann ziehen wir in entgegengesetzte Richtungen weiter. Wenig später führt eine kleine Abzweigung nach Parte, einer Halbinsel, auf der ein paar Hütten stehen: zum Schlafen, fürs Feuerholz und fürs ... Geschäftliche. Ich erleichtere mich direkt daneben am ausgewiesenen "Gentlemen's Loo", einem Baum. Ein Stück Seife liegt parat, ebenso ein Eimer mit Wasser. Ich folge der angepinnten Anleitung, schöpfe etwas Wasser in die montierte Konservendose und wasche mir die Hände unter dem Loch, aus dem das Wasser sickert. Während ich weiterlaufe, krame ich ein paar Snacks aus der Bottom-Pocket meines Rucksacks. Ich mache selten längere Pausen, da ich schon oft genug mit der Kamera stehen bleibe. Also esse ich einfach unterwegs. Alle ein bis zwei Stunden gibt es kalorienreiche Leckereien: Nüsse, Schokolade, von Schokolade umhüllte Nüsse, diverse Riegel und ein bis zwei getrocknete Mangostreifen. Ich kaue ein wenig, da höre ich hinter mir bekannte Stimmen. Eine Gruppe Deutscher nähert sich. Ich habe sie gestern im Bus kennengelernt, fünf junge Studenten, die sich auf eigene Faust durch den Nationalpark Sarek schlagen wollen. Wir tauschen uns kurz aus, sie haben gestern am Lagerfeuer die Nordlichter beobachtet. Ein Schild heißt mich im Sarek willkommen. Ja, auch der Kungsleden führt durch diesen Nationalpark. Zumindest für einen Tag. Die Grenze wirkt gut gewählt, denn als der Weg ansteigt, verändert sich die Landschaft rasch: Aus Nadelwald wird Mischwald, aus Mischwald Laubwald. Dann gar kein Wald: Ich habe das Fjäll erreicht. Vor mir liegt ein bunter Heideteppich, hinter mir führt der Blick ins Tal. Zwischen den grünen Fichten und Kiefern sprießen Birken in die Höhe. Manche leuchten bereits gelb, ihr rotes Gewand folgt hoffentlich bald. Hoch, über den Hügel und wieder runter: Heute möchte ich Strecke machen. Hier oben gibt es schöne Lagerplätze, aber der Schrecken der kalten Nacht treibt mich in tiefere Ebenen. Am besten zum nächsten See: dem ersten von vieren, die ich auf meiner Tour überqueren muss. Schaffe ich es bis 17:00 Uhr? Dann fährt das Motorboot nach Aktse. Doch ich werde langsamer, Füße und Rücken schmerzen. Egal, weiter. So spare ich mir immerhin morgen früh den Stress, zur 9:00-Uhr-Überfahrt zu hetzen. Man kann auch rudern, aber allein bei Wind und Wetter? Als ich den See erreiche, verschwindet das Motorboot gerade hinter einer Insel – auf und davon. Die Deutschen treffen ein, sie haben sich ebenfalls durchgekämpft. Wir besprechen die Lage, sie hätten für mich Platz im zweiten Ruderboot. Insgesamt liegen drei bereit. Ein Glück für uns: Denn laut der Infotafel gibt es ingesamt nur drei Boote und eigentlich muss immer mindestens eins auf jeder Seite bleiben. Wer das letzte nimmt, muss mit einem zweiten im Schlepptau zurückfahren, es am ersten Ufer festmachen und ein drittes Mal übersetzen. Doch ein starker Wind zieht auf, möglicherweise sogar ein Sturm – wir wollen es nicht drauf ankommen lassen. Die Gruppe zieht sich in den Wald zurück, ich geselle mich zu einem weiteren Deutschen in die Schutzhütte am Ufer. Während ich mein Abendessen koche, verfasse ich eine Nachricht auf meinem Garmin InReach Mini. Täglich sende ich Familie und Freundin eine Nachricht samt Standort. Sollte etwas passieren, würde man mich auf dem Kungsleden zwar finden – aber für mich ist es auch eine Übungstour für abgelegenere Reisen. Es dauert eine ganze Weile, bis die Nachricht endlich rausgeht. Gut, dass ich das teste. Im Ernstfall hätte mich sonst die Panik gepackt. Jetzt ab in den Schlafsack. Das waren eindeutig zu viele Kilometer für den zweiten Tag gewesen, habe keine Energie mehr für Fotos. Graues Licht und unruhiges Wasser bieten eh nicht viel für die Linse, rede ich mir ein. Ich unterhalte mich mit dem Deutschen in der Schutzhütte. Beeindrucke, teils aberwitzige Geschichten. Er habe gestern zwei Adler und einen Polarfuchs gesehen, zeigt mir knapp tausend Fotos – nur keins von den Tieren. Ein Schwätzer? Ich vermisse die Ruhe meines Zeltes. Irgendwann blicken wir aus dem Fenster. Der Himmel glüht! Der Anblick verschafft mir neue Energie. Ich schlüpfe aus dem Schlafsack und in die Schuhe, renne ans Ufer, suche ein Bild. Die Studenten sind auch schon da, alle starren in den Himmel. Die Wolken leuchten in so einem tiefen Rot, das habe ich noch nie gesehen. Ich löse mich aus dem Bann, ein erster Schnappschuss, suche hektisch nach einer besseren Komposition. Als das Licht beginnt zu schwinden, löse ich aus. Und damit: Gute Nacht. Wenn nur die Magenkrämpfe nicht wären ...
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  35. Die Kamera hilft natürlich, das ganze in Szene zu setzen. Berge, Bäume, Spiegelung? Das habe ich mit bloßem Auge kaum wahrgenommen. Aber gegen das Schwarz des Himmels heben sich die Lichter besonders gut ab, daher ja: Sie waren tatsächlich kräftig grün. Und durch ihre Bewegung noch viel eindrücklicher, als das Bild es vermuten lässt. Ich hatte mich auch an einer kleinen Timelapse versucht. Geht besser, aber hilft es zu verdeutlichen: Über dem Berg sind die Lichter besonders intensiv, dort konnte ich sogar ein paar der pinken Streifen mit dem Auge erkennen. Oben sind sie schwächer, wurden später aber intensiver und haben mehr Form angenommen. Nordlichter-1080p.mp4
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  36. Tag 1: Geschenk des Weges Fünf Minuten bin ich einen See entlang gelaufen, da merke ich, etwas stimmt nicht. Ich laufe doch nach Norden, warum scheint mir dann mitten am Tag die Sonne ins Gesicht? Ups! Da bin ich glatt in die falsche Richtung gestartet. Ich kehre um. Statt 180 habe ich nun 181 Kilometer vor mir, aber das macht nichts, ich habe ja Zeit. Statt an einem See beginnt mein Abenteuer in einem Wald. Zwischen lauter Nadeln lugen auch ein paar Birkenblätter hervor, die ersten leuchten bereits gelb. Mein Blick durchforstet das Dickicht links und rechts. Überall verstecken sich Pilze. Nach einer halben Stunde folgt der erste Bach, dann morastige Felder. In der Ferne entdecke ich schneebedeckte Gipfel. Ja, hier gibt es sie, die Idylle. Für heute hege ich keine großen Pläne mehr, bin ja erst gegen Mittag aus dem Bus gestiegen. Aber gerüchteweise weiß ich von der Fahrt: Die Chance steht gut, am Abend Nordlichter zu sehen! Das lasse ich mir auf keinen Fall entgehen. Ich werde also weiterlaufen, bis ich einen schönen Blick finde, um sie auch mit der Kamera einzufangen. Etwa zehn Kilometer später ist es so weit. Ich komme an den ersten See (wenn wir meinen Fehlstart mal außer Acht lassen). Ein Platz fürs Zelt, ein Blick für die Nacht, ein Bach ist nicht weit – ich bleibe hier. Im ruhigen See spiegeln sich die Berge, die untergehende Sonne wärmt mein Gesicht. Ich errichte mein Zelt, bereite und verzehre mein Abendessen und hole Wasser vom Bach. Dann hüpfe ich im flachen Wasser von Stein zu Stein und fotografiere den Sonnenuntergang. Nicht weit von mir zeltet eine kleine Gruppe aus dem Bus, angelt und räuchert Fisch. Sie lassen den Abend am Feuer ausklingen, doch für mich geht's früh ins Bett. Ich stelle mir natürlich ausreichend Wecker, damit ich auch kein einziges Nordlicht verpasse. Ring riiiiiing! Müde schalte ich den Wecker aus, kämpfe mich aus dem Schlafsack und krabble aus dem Zelt. Es ist elf Uhr in der Nacht und absolut finster. Nur nicht am Himmel: Zwischen den Sternen wabert ein sanftes Licht hin und her. Sind das etwa die ersten Nordlichter? Ich erkenne zunächst nur eine dünne, helle Wolke. Schnell schnappe ich Kamera und Stativ, laufe zum Ufer und schieße das erste Bild. Ja, es sind Nordlichter, und sie leuchten grün! Ich springe wieder schnell von Stein zu Stein, ein Foto hier, eins dort, eins mit Bergen, eins direkt in den Himmel. Ich bin begeistert. Doch dann halte ich inne: Irgendwie sind die Nordlichter doch ... überbewertet. Mit dem bloßen Auge erkenne ich bloß graue Nebelschwaden, nur ab und zu funkeln sie grünlich. All die Fotos, die man so kennt, gaukeln einem doch was vor? Ich murmele müde meinen Missmut in die Nacht. Doch dann verschlägt es mir die Sprache. Jetzt geht es erst richtig los! Die Nebelschwaden bewegen sich immer schneller, werden heller und nehmen klare Formen an, erstrahlen selbst fürs bloße Auge kräftig grün. Sie schwingen hin und her, tanzen gar stürmisch übers Firmament. Ich lache. Ja, die Fotos lügen – denn kein einziges wird diesem Schauspiel gerecht. Nach einer Stunde gucken und fotografieren wird es mir zu kalt. Ich schlüpfe zurück in den Schlafsack. Danke, Kungsleden, für das tolle Geschenk.
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  37. Hallo @Lugovoi! Ich bin definitiv nicht die beste Ansprechpartnerin für eine Wüstendurchquerung ohne Caches, da gibt es aber (dir sicher bekannte) Quellen dazu, die hilfreicher sind. Ich kann aber gerne meine Erfahrungen weitergeben, allerdings für Nord-Süd-Richtung; den Denkaufwand für die Gegenrichtung kannst du ruhig selber machen. Hier mal meine Wüstenetappen mit Infos zu Wasser: Ein Bokek - Mishor Amiaz Campground (23,5km) -> Wasser gecachet Mishor Amiaz Campground - Peres River (Kreuzung mit Rd. 25) (19,5km) -> ehrlich gesagt würde ich, wenn ich es nochmal machen würde, hier ggf. das Risiko eingehen und Wasser "schnorren". D.h., an der Straße warten, bis Autos anhalten - was sie in Israel sehr zuverlässig tun, wenn sie Wanderer sehen - und nach Wasser fragen. Israelis sind sehr freigiebig, was das betrifft und ungemein hilfsbereit. Ob man das mit sich vereinbaren kann, andere "anzuschnorren", muss man mit sich selbst ausmachen. Die darauffolgende Etappe bis zum Nahal Akrabim Nightcamp (am Rande des Small Crater) ist aber so anstrengend und herausfordernd, dass ich während dieser auf keinen Fall Wasser für zwei Tage tragen würde Peres River - Nahal Akrabim Campground (28,4km, aber nur, weil ich wegen gesperrtem Trail aufgrund eines Steinschlags einen Umweg gehen musste) -> Wassertank Nahal Akrabim Nightcamp - Oron (21km) -> Wasser und Steckdosen vorhanden, aber man sollte während des Ladens auf seine Geräte aufpassen, weil es direkt neben der Fabrik ist, wo ständig Leute Pause machen. Oron - Mador Nightcamp (20,4km) -> das war das Nightcamp, wo ich eine Wasserflasche des dort gecacheten zurückgelassen habe, da die nächste Etappe bis Midreshet Ben Gurion kurz und ohne nennenswerte Höhenmeter ist. Ich würde allerdings davon abraten, sie mit der Etappe vom Vortag am Big Crater entlang zu kombinieren, da sie technisch sehr anspruchsvoll ist Mador Nightcamp - Midreshet Ben Gurion (22,3km) -> Trail Angel Midreshet Ben Gurion - Hava Stream Nightcamp (27km) -> Wasser gecachet Hava Stream - Mitzpe Ramon (27km) -> Trail Angel Mitzpe Ramon - Gvanim Nightcamp (26,8km) -> Öffentliche Wasserquelle etwa drei Kilometer vor dem Nightcamp Gvanim Nightcamp - Gev Holit (18,5km) -> Wasser gecachet Gev Holit - Sapir (20,3km) -> Trail Angel Sapir - Nahal Barak (31,6km) -> Wassertank Nahal Barak - Zihor Junction (31,7km) -> Wasserhahn (Hier habe ich dann den Abschnitt bis Neot Smadar durch Trampen übersprungen) Neot Smadar - Shaharut Nightcamp (22,2km) -> Wasserhahn Shaharut Nightcamp - Mangan Stream Nightcamp (27km) -> Wasser habe ich etwa 10km vorher dem Nightcamp im dazwischenliegenden Nightcamp, dessen Namen ich gerade nicht parat habe, aufgefüllt und am nächsten Tag waren es dann (wenn mich meine Erinnerung nicht täuscht) nur etwa 4km bis zum Eingang des Timna Parks, wo ich Wasser für den Tag aufgefüllt habe. Man kann auch dort übernachten, dort war mir aber zu viel Zivilisation, deshalb habe ich im Mangan Nightcamp übernachtet. Allerdings kann man beim Nightcamp am Timna Park seine Geräte aufladen Mangan Stream Nightcamp - Rehem Stream (17km) -> Wassertank Rehem Stream - Yehoram Nightcamp (23,2km) -> Wassertank Yehoram Nightcamp - Eilat (13km) Zur Schwierigkeit der einzelnen Etappen habe ich ja schon mal was hier im Faden geschrieben. Meines Erachtens ist (immer SoBo gedacht, also bei dir umgekehrt) die letzte Etappe vor Eilat und der Teil zwischen Peres River Nightcamp und Mador Nightcamp wirklich schwer. Ich würde in der Planung berücksichtigen, in diesen Teilen wirklich nicht zu viel Wasser zu schleppen. Auch ist das Verkürzen dieser Etappen nur bedingt möglich, bei sehr großer körperlicher Fitness und wenn man bereit ist, mitunter im Dunklen zu wandern (wobei du im März natürlich den Vorteil längerer Tage hast, als ich sie im November hatte). Den Rest der Wüste kann man auf jeden Fall komprimieren und effizienter gestalten. Da du deine Reise NoBo planst, gehe ich davon aus, dass du ziemlich fit bist, da kommst du sicherlich mit wesentlich weniger Caches aus als ich. Ich finde auch die Frage schwierig, was ich anders machen würde hinsichtlich der Caches, da ich vermutlich die Etappen anders gestalten würde, wenn ich heute nochmal losziehen würde. Hinsichtlich Essensversorgung ist der Abschnitt zwischen Midreshet Ben Gurion und Ein Bokek der längste ohne Resupply. Ich habe dafür 6 Tage gebraucht und empfand die Last (zusammen mit den 5-6 Liter Wasser, die ich täglich getragen habe) als zu viel. Verkürzen könnte man das lediglich, indem man vom Peres River Nightcamp, das ja an der Road 25 liegt, in die Zivilisation trampt (nach Dimona bietet sich an), und dort einkauft. Dabei verliert man aber sicherlich einen halben Tag, also so richtig praktikabel ist es nicht, aber eine andere Möglichkeit gibt es meines Wissens nicht. Den Rest fand ich nicht so problematisch in Sachen Versorgung. In Midreshet Ben Gurion, Mitzpe Ramon, Sapir und Be'er Ora konnte man mit kleinen Abstechern vom Weg einkaufen, dazu habe ich noch einen Ruhetag bei Paran eingelegt und dort Nachschub besorgt. Thema Wind: Es windet schon oft nachts, aber sicherlich nicht wie in den Bergen. Das zugigste Nightcamp ist - das ist allen Israelis bekannt - das kurz vor/nach Eilat, also das erste bzw. letzte. Es ist auch relativ weit oben und trotz der Windschutz-Steinkreise hat es sehr gewindet. Insgesamt war es aber nicht so tragisch; ich habe fast ausschließlich ohne mein Gatewood Cape nur im Net-Inner gezeltet, d.h. der Wind hat mich nicht am Schlafen gehindert (außer in der genannten Ausnahme, dort habe ich es aber auch nicht geschafft, das Tarp aufzubauen, so schlimm war der Wind). Wie sensibel du gegenüber Wind bist, kann ich aber natürlich nicht beurteilen. So viel erstmal, ich hoffe, ich konnte irgendwie weiterhelfen. Wie immer gilt: Hike your own hike. Außerdem, pro-tip: Immer die INT-App zur Wasserplanung konsultieren, weil dort in den Kommentaren zeitnah berichtet wird, wenn mal eine Wasserquelle ausfällt.
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  38. 7. Abschnitt: Die Wüste Teil 3 - Paran - Eilat (152km) Der letzte Abschnitt meiner Wanderung ist angebrochen. Es sind nur noch 6 Tagesetappen, bis ich am Roten Meer eintreffe. Es erfüllt mich jetzt schon mit Euphorie, daran zu denken, da ich nun merke, dass es tatsächlich realistisch ist. Es dauert eine Weile, bis ich jemanden finde, der mich als Anhalterin mitnimmt und die ca. 30km zurück zum Trail bringt. Der Trail selbst ist über weite Strecken unspektakulär, lediglich ein Abstieg ist etwas abenteuerlich. Nicht im Bild ist eine Hängeleiter, die streckenweise freischwingend, weil die Befestigung aus dem Stein gerissen war. Ohne schweren Rucksack mag das eine nette Kletterei sein, mit ca. 15kg auf dem Rücken zitterte ich ganz schön, als ich endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Als ich mich umdrehe, sitzt dort ein Shvilist und schaut zu mir herüber. Als ich näherkomme, fragt er: "Bist du Linkshaenderin aus Deutschland?". Im Gegensatz zu ihm habe ich noch nicht von ihm gehört, er kennt mich von Mihael, einem Shvilist, dem ich zweimal auf dem Trail begegnet bin und mit dem sich meine neue Bekanntschaft vor einer Weile zusammengetan hat. "Ich hab gehört, du bist richtig krass unterwegs und läufst richtig schnell!", sagt er mir. Habe er von Mihael gehört, der das wiederum von Shvilistim gehört hat, die ich nicht mal getroffen habe. Amüsant und ein wenig unangenehm, wie dieser Trailklatsch funktioniert. Wir wandern die restlichen 10km zum Nightcamp gemeinsam, ich lasse mir ein paar Sätze auf Hebräisch beibringen und er übt im Gegenzug unermüdlich: "Ich komme aus Israel" auf Deutsch zu sagen. Im Nightcamp treffen wir Mihael, der sich sichtlich freut, mich wiederzusehen. Auf unseren kurzen Begegnungen auf dem Trail hatten wir kaum Gelegenheit, uns kennenzulernen, sodass wir die Zeit bei unseren jeweiligen Abendessen dazu nutzen, uns auszutauschen. Später knüpft Mihael Kontakt mit einer riesigen Gruppe Israelis, die auf der anderen Seite des Nightcamps um ein Lagerfeuer sitzen und teilt uns, nachdem er zurückkommt, mit, dass wir in ein bis zwei Stunden gern zum Abendessen rüberkommen könnten. Aber eine Stunde später liege ich bereits im Zelt. Tage auf dem Trail enden früh. Ich habe beschlossen, die nächste Etappe von etwa 30km zu überspringen, da sie die ganze Zeit schnurgerade an einer Straße entlangführt. Grund dafür ist, dass ein weiträumiges Gebiet als Militärübungszone gesperrt ist, sodass der Trail nicht durch interessantere Gebiete führen kann. Als meine beiden Mitcamper davon erfahren, ziehen sie mich auf, ob ich so feige sei, den Abschnitt zu überspringen, aber ich sage, es liege eher an der begrenzten Zeit. "Wenn ich mich entscheiden kann, entweder einen Tag voll Langeweile an einer Straße entlangzulaufen, ohne etwas Spannendes zu sehen, oder stattdessen nach Ende des Trails einen kostbaren zusätzlichen Tag zu haben, den ich mit etwas Schönem verbringen kann, dann wähle ich Zweiteres." Dafür haben die beiden Verständnis und so gehen wir am nächsten Tag getrennte Wege. Als ich an einem perfekten Spot fürs Trampen stehe und auf die gähnend leere Straße schaue, auf der kilometerweit kein Auto zu sehen ist, merke ich, dass es keine sonderlich schlaue Idee war, an einem Shabbat trampen zu wollen. Aber nach weniger als einer halben Stunde werde ich mitgenommen. Es stellt sich heraus, dass ich bei einem Mitarbeiter des Save-and-Rescue-Teams der High Negev im Auto sitze, also meines ersten Wüstenabschnittes mit dem Small & Big Crater, auf dem ich so verzweifelt bin. Ich frage ihn, wie häufig sie dort Menschen retten und er sagt, 80 pro Jahr. Natürlich nicht alles Shvilistim, so sagt er, hauptsächlich Tageswanderer und BMX-Fahrer. Der Weg ist unspektakulär, aber angenehm an diesem Wandertag. Ich will gerade von meiner Mittagspause aufbrechen, als plötzlich Simon und Leah vor mir auftauchen. Ich bin völlig aus dem Häuschen, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Wir tauschen Trailgeschichten aus, lachen und reflektieren über das nahende Ende unserer Reise, doch viel zu schnell müssen wir uns wieder verabschieden. Ich bleibe in dem Nightcamp, in dem wir angekommen sind, sie wollen noch 16km bis zum Nächsten wandern, was ich angesichts der Uhrzeit (15 Uhr jetzt, 16:30 geht die Sonne unter) sportlich finde. Aber ich freue mich auch, wieder allein in der Wüste zu sein, waren doch in den letzten Nightcamps immer Menschen gewesen. Der nächste Tag führt mich bis fast an den Rand des Timna Parks, des Abschnitts, über den mir alle Leute in den letzten Tagen, die ich getroffen habe, gesagt habe, dass er der schönste sei. Ich merke, dass ich es mittlerweile sehr schwer finde, wirklich das Hier und Jetzt zu genießen, wo das Ende in so greifbare Nähe gerückt ist. Es wird immer mehr zu einem Hinarbeiten auf das Ziel als einem Weg, der selbst das Ziel ist. An diesem drittletzten Abend in der Wüste kann ich zum ersten Mal wirklich in die Sterne schauen. In der ganzen Zeit bisher war der Mond zu hell, erst jetzt geht er spät genug auf. Und so liege ich auf meinem Rucksack vor meinem Zelt, genieße die Sterne, genieße die Stille, als ich etwas an meinem Hals krabbeln fühle. Reflexartig fasse ich hin, um es zu verscheuchen und spüre ein Tier, das größer ist als erwartet, dann ein Stich, dann ist es weg. Bis ich meine Lampe gefunden habe, ist das Tier außer Reichweite, aber mir ist klar, dass mich gerade ein Skorpion gestochen hat. Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll, ob ich überhaupt etwas tun muss, frage vergebens das Internet und rufe dann meine Gastgeberin aus Jerusalem an, die für eine Umweltorganisation arbeitet und sich auskennen sollte. Sie fragt ganz sachlich, wo ich mich genau befinde, ob Menschen um mich herum sind, wann ich gestochen wurde und wie ich mich jetzt fühle. Ich lerne, dass man bei einem giftigen Skorpion innerhalb der ersten Stunde nach Stich Symptome spürt und dann ins Krankenhaus gehen sollte. Sie gibt mir die Telefonnummer eines Freundes, der nur wenige Kilometer von meinem Nightcamp entfernt wohnt, setzt ihn über die Situation in Kenntnis und schärft mir ein, ihn sofort anzurufen, wenn ich irgendetwas merke. Sie ruft nach einer Stunde noch einmal an, aber bis auf den Schmerz an der Einstichstelle geht es mir gut. Nur mit dem Sterneschauen hat es sich für heute erledigt. Als ich aufwache, bin ich erstaunt, dass ich nichts mehr vom Stich spüre. Genau so wenig spektakulär wie am Ende der Skorpionstich ist auch die heutige Tagesetappe durch den Timna Park. Ein einziges Mal gibt es einen schönen Ausblick, ansonsten sind es langweilige dirt roads. Am Nachmittag kaufe ich Verpflegung für die letzten beiden Etappen und mache mich auf den Weg zu meinem Nightcamp, das sehr schön gelegen ist. Es ist die dritte Nacht allein in Folge und ich ahne, es wird auch die letzte dieser Art sein. Morgen, in dem Nightcamp nahe Eilat, werden sicherlich Tagesausflügler unterwegs sein. Also verabschiede ich mich innerlich bereits von dem Shvil und verbringe einen letzten, in die Stille der Wüste eingehüllten Abend, Nacht und Morgen. Es wird mir fehlen, das allein Draußenschlafen, das weiß ich jetzt schon. So bin ich also gedanklich schon überhaupt nicht mehr bei der Sache, als ich am nächsten Morgen loslaufe und merke daher erst nach 2,5km, dass ich in die falsche Richtung gelaufen bin. Verärgert gehe ich zurück und folge dem Shvil einen milden Anstieg hinauf. Die gedämpfte Laune wegen meines Abstechers ist schon verpufft, als mir zwei Österreichern entgegenkommen. Eine von ihnen ist den Shvil vor 4 Jahren gelaufen, hat dabei ihre jetzige Frau kennengelernt und ist nach Israel gezogen. Jetzt besucht sie ein österreichischer Freund und zusammen sind sie ein paar Etappen auf dem Shvil unterwegs. Wir trinken Kaffee zusammen, geduldig hören sie meine Wandergeschichten und Reflexionsgedanken über das nahende Ende meiner Reise an. Nach meiner Mittagspause bin ich schon wieder 2,5km unterwegs, als mir auffällt, dass ich mein Solarpanel bei meinem Mittagspausenplatz vergessen habe. Sowohl etwas liegen zu lassen als auch in die falsche Richtung zu gehen sind mir auf dem Shvil noch nie passiert und nun beides an einem Tag. Das Panel finde ich glücklicherweise wieder, aber ich bin ziemlich sauer auf mich selbst, als ich mich wieder auf den Weg mache, oder eher hetze. Denn mir ist klar, dass ich es durch die 10 Extrakilometer keinesfalls vor Sonnenuntergang ins Nightcamp schaffen werde. Der Trail zieht sich und wird zunehmend anspruchsvoll. Ich bin erschöpft, schon ohne diese zusätzlichen Kilometer wäre es ein anstrengender Tag gewesen, aber so ist es für mich wirklich grenzwertig. Ich hetze und hoffe und als die Sonne untergeht, klettere ich mich durch ein Wadi hindurch. Es wird immer dämmriger und mir wird klar, dass wenn ich nicht bald aus diesem Wadi herauskomme, ich hier übernachten muss, weil der Weg zu gefährlich ist, um ihn im Dunklen nur mit meiner Kopflampe zu gehen. Aber ein Prüfen meines Wasservorrates beruhigt mich, denn er ist ausreichend gefüllt, um damit durch die Nacht zu kommen. Gerade so schaffe ich es aus dem Wadi heraus und lege die letzten Kilometer bis zum Nightcamp auf einer dirt road im fast schon Dunklen zurück. Das war knapp, denke ich mir, 15 Minuten später und du hättest es nicht mehr geschafft. Im Nightcamp ist eine Gruppe Jugendlicher am Lärmen und Feiern. Ich bin froh, meine letzte Nacht allein auf dem Shvil gestern zelebriert zu haben, sodass mich das nicht allzu sehr stört. Es ist die windigste Nacht auf dem Trail, der Zeltaufbau ist mehr als schwierig, aber ich kann Eilat und Akaba 700 Höhenmeter unter mir am Roten Meer sehen und ich habe mit 33,2km einen neuen Wanderrekord aufgestellt. Die letzte Etappe bis Eilat sind nur 13km, aber sei sehr anspruchsvoll, so heißt es. Als ich loslaufe, bin ich erstmal fasziniert davon, so nah an der ägyptischen Grenze zu sein: Schnell weiß ich, warum die Etappe diesen Ruf hat, denn es ist wirklich nicht ohne; ich bin froh, sie nicht als Aufstieg bewältigen zu müssen. Aber die Schönheit! Manche Felsformationen kommen mir wie von einem anderen Planeten vor! Ich bin fasziniert und Und dann das Meer! Ich kann das Rote Meer sehen und es kommt immer näher! Und dann bin ich da. Am südlichen Punkt des Shvils. Ich habs geschafft! Gut 1000km bin ich gewandert, durch Hitze und Berge und Wüste und jetzt bin ich da. Ich bin unglaublich stolz auf mich. Und als sei das noch nicht genug, erwartet mich für den Abend noch eine Überraschung: Ein trail angel, den ich gefragt hatte, ob ich bei ihm in Eilat übernachten kann, hat das abgelehnt, weil er arbeiten müsse, aber meinte, ich könne gern zu seiner Arbeitsstelle im Hotel zum Abendessen vorbeikommen. Als ich dort ankomme, stelle ich fest, dass ich mit dem evening manager eines 5*-All-inclusive-Hotels zum Abendessen verabredet bin und mich am Buffet frei heraus bedienen darf. Nach knapp 8 Wochen auf dem Trail ist das völlig überfordernd und absolut genial. Den nächsten Tag verbringe ich entspannt in Eilat, genieße das Gefühl, es geschafft zu haben, gehe in ein Museum und schnorcheln und am Abend bin ich mit Simon und Leah verabredet. Sie sind einen Tag vor mir in Eilat angekommen und freuen sich genau so sehr wie ich, noch ein letztes Mal zusammen zu Abend zu essen. Wir holen uns Falafel, setzen uns in einen Park und essen die Falafel, gegrilltes Gemüse, Pita, Avocado und zum Nachtisch eine Pomelow. Dazu gibt es die letzten Trailgeschichten und Gedanken darüber, wie es uns jetzt geht, was der Trail mit uns gemacht hat und wie es weitergeht. Die beiden ein letztes Mal getroffen zu haben, hat die Reise für mich abgerundet und geholfen, mich vom Shvil zu verabschieden. Nichtsdestotrotz weine ich ein paar Tränen der Freude und des Abschiedes, als ich am nächsten Morgen im Bus von Eilat nach Haifa sitze. Ich bin so glücklich über all die Erlebnisse, die ich sammeln durfte, all die Begegnungen, die Großzügigkeiten, aber ich bin auch traurig, dass es vorbei ist. 8 Jahre lang habe ich vom Shvil geträumt; es fällt nicht leicht, davon loszulassen. Aber all die Geschichten, all die kleinen Begebenheiten, die man nicht in so einen Reisebericht packen kann, die haben den Shvil mit Leben gefüllt. Wie ich an einem Nachmittag, als ich mit zwei Israelis wandere, gefragt werde, ob ich nicht mal ein deutsches Wanderlied singen könne und sie mir nach meiner Gesangseinlage von "Das Wandern ist des Müllers Lust" hebräische Wanderlieder beibringen. Wie mir ein Nussverkäufer in der Jerusalemer Altstadt in einem sehr ausgeglichenen Gespräch die in seinen Augen Essenz des Islam erklärt. Das tägliche Beobachten der Ameisen. Wie ich das erste Mal einen Granatapfel direkt vom Baum esse, den mir ein trail angel geschenkt hat. Und übrigens: Nachdem ich noch zwei Tage in Haifa verbracht habe, habe ich die Frau besucht, die mir am Strand des Mittelmeeres ihre Telefonnummer gab und sagte, ich könne sie gern besuchen, falls ich nach dem Shvil noch ein paar Tage Zeit habe. So schließt sich der Kreis und so ernstgemeint sind diese gastfreundlichen Angebote. Das war meine Reise auf dem Shvil. Wenn ich demnächst noch etwas Zeit finde, schreibe ich nochmal eine Zusammenfassung und gehe auf ein paar Punkte ein, die @Mars in seinem Trailbericht hervorgehoben hat.
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  39. Mein Weihnachtsgeschenk an mich selbst, Lanshan 1 (2021)
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