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Ultraleicht Trekking

Angststrukturen


Steintanz

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vor 44 Minuten schrieb paolaMTB:

ich überlege mir, kann ich zumindest zwei Stunden mit gebrochenem Knöchel im Gelände sitzen ohne zu sehr zu frieren 

Kann aber auch von meinem Beruf herrühren, ich war 10 Jahre lang auf einem alpinhubschrauber tätig ;-)

Ich glaube viele "Befürchtungen" vor einem potenziellen Unfall werden nicht wirklich zu Ende gedacht und dann in der Konsequenz sinnvoll verarbeitet und vorbereitet.

z.B. "das Satelliten-Notsignal" auf das man sich ja im Falle eines Falles verlassen kann.
Wird man nun von der Luft aus in einem unübersichtlichen Gelände gesucht, kann das ganze scheitern in dem man einfach nicht gespottet werden kann. (Rote Jacke, oranges Zelt usw.)
Bei einer Rettungsübung auf der Nordsee waren wir verblüfft wie schnell ein Kajak auf 4-5 km kaum noch zu sichten ist. Und das von der hohen Brücke eines Seenotrettungskreuzers aus.

vor 15 Minuten schrieb zopiclon:

Ich überlege mir, ob ich bleibenden schaden in einer solchen Situation erlangen würde, wenn ich in dem Zeitraum friere.

Na ja, keiner garantiert Dir in einem begrenzten Zeitraum gerettet zu werden. ;) Unterkühlung kann mit einem angeknacksten Knöchel wiederum zu eskalierenden Fehlentscheidungen führen. Bei der Bergrettung gibt es dafür sicher unzählige Beispiele.

vor 15 Minuten schrieb zopiclon:

Die Motivation, auf zu passen, ist deutlich größer, wenn man nicht 100% gegen Gefahren geschützt ist und sich dessen und der Gefahren bewusst ist, und somit senkt sich die individuelle Gefahr immens

Hier gibt es einen Widerspruch in sich, sonst würden wir ja alle ohne Sicherheitsgurte viel sicherer Autofahren. :grin:

VG. -wilbo-

 

 

Bearbeitet von wilbo
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vor 18 Minuten schrieb martinfarrent:

Wenn ein Gegenstand als sicherheitssteigernd gilt, dann sehe ich eine recht hohe Wahrscheinlichkeit, dass er aus einem Sicherheitsbedürfnis heraus gekauft wird

Dann gäbe es fast keine Mode Kleidung mehr, sondern nur noch Sicherheits steigernde Funktions Bekleidung

 

vor 21 Minuten schrieb martinfarrent:

nicht aber die Sicherheitsmotivation absprechen.

Ich bezweifel das zumindest, aufgrund eigener und fremder Erfahrung, und stelle das zur Diskussion. 

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vor 41 Minuten schrieb wilbo:

Ich glaube viele "Befürchtungen" vor einem potenziellen Unfall werden nicht wirklich zu Ende gedacht und dann in der Konsequenz sinnvoll verarbeitet und vorbereitet.

Fettdruck im Zitat von mir.

Du stellst die Sinnhaftigkeit des Notsignals nicht grundsätzlich in Frage, sondern nur in Verbindung mit einem unauffälligen Zelt. 

So etwas selbst zu erfahren, wäre ja äußerst unwahrscheinlich. Es anhand von Informationsangeboten zu lernen, wäre ungleich wahrscheinlicher. Praxis also in diesem Fall nix gut. Theorie gut. Aber in anderen Fällen auch mal völlig  andersrum... :-) Ohne das Ding zwischen den Ohren fällt die Differenzierung schwer. Genau deshalb bin ich gegen nackte Leitsätze.

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vor einer Stunde schrieb martinfarrent:

Ich sollte ehrlicherweise hinzufügen: Zu genau dieser hirnrissigen Ausrüstung habe ich anderen sogar geraten, bevor ich sie getestet habe.

das is nu weit weg vom angst-thema, eher ein bildungs-thema. recherchier das mal im internet! am besten auf telegramm.

angst ist im ungewissen. mit dem abkacken des klimas erlebe ich "starkregen" häufiger oder bewusster und hab mal was über "bodenerosion" gelernt und höre jetzt vermehrt von erdrutschen und murenabgängen. treten die überhaupt vermehrt auf? wie verhalte ich mich im gelände? fragen über fragen im hinterkopf - wenns heftig regnet und der wetterbericht mal wieder warnungen ausgespuckt hat. ganz ähnlich: lawinenkunde?

angstsituationen ... sind solche, wo mein wissen und meine erfahrung nicht mehr reichen (also meine "vorstellungen"überschritten werden) und ich auf diesen grundlagen "nix mehr machen kann", z.b. plötzlich mitten im gewittter, exponiert, weit oben - zeug abschmeissen, hinhocken, warten. natürlich lag da ne fehleinschätzung zu grunde, ich meinte, die wolken vorbeiziehen zu sehen und wir trödelten rum. hätten wir uns anders verhalten, wären wir aber nur früher im gewitter gelandet, trotzdem weit oben und exponiert. nicht losgehen war auch keine alternative, es waren nur übliche sommergewitter angesagt.

noch weiter: auffällig oft hat mein trödeln einen sinn. man ist überraschenderweise in der nähe eines unterstands, wenn das unwetter einen überrascht. auch die schlenker, bauchmässige spontane entscheidungen, haben alle irgendwie ihren sinn. gehts dem esel zu gut, begibt er sich aufs eis und spürt die signale nicht (und der lauf des sozialismus geht den bach runter).

interessant ist das lavieren zwischen angst und panik.

die verdinglichung ist blöder kapilismus.

sich etwas aussetzen bzw. gehen-lassen kann auch blöd sein (ich achte darauf, dass der rahmen mir sicher ist).

 

 

Bearbeitet von hans im glueck
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vor 1 Stunde schrieb wilbo:

Hier gibt es einen Widerspruch in sich, sonst würden wir ja alle ohne Sicherheitsgurte viel sicherer Autofahren

Ne, denn den Leuten ist nicht bewusst, daß Zb  deren Sitz und Gurt kein guter Schutz sind und fahren deswegen so Risiko reich Auto :wink:

vor 1 Stunde schrieb wilbo:

Na ja, keiner garantiert Dir in einem begrenzten Zeitraum gerettet zu werden

Irgend welche Annahmen der Wahrscheinlichkeit muss man treffen. Wenn ich von einer absolut eintreffenden Gefahr ausgehe, so bleibe ich besser zu Hause und übe noch etwas. 

 

vor 1 Stunde schrieb wilbo:

eskalierenden Fehlentscheidungen

Trainiert ihr so etwas nicht? 

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vor 24 Minuten schrieb zopiclon:

Trainiert ihr so etwas nicht? 

schlaues stichwort,

schnell mal gegoogelt für meine "sportart" (bergwandern):

https://www.researchgate.net/publication/269410605_Urteilungsverzerrungen_und_andere_psychologische_Faktoren_bei_der_Risikobeurteilung_beim_Bergsteigen

bei adrenalin-interessen steht halt adrenalin im vordergrund, bei "leistungs-"junkies "leistung".

Bearbeitet von hans im glueck
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Ein spannender Aspekt der hier jetzt auch schon zweimal angesprochen wurde: Nachahmung und Empfehlungen. Beides durch Internet etwas problematischer geworden. Dem "nicen Spot" auf Instagram sehe ich halt nicht an, ob die zwei Menschen, die da lässig fürs Foto posieren, vielleicht ziemlich erfahrene Profis sind (oder leichtsinnige Idioten). Dadurch überschätzen manche sich.

Ebenso Empfehlungen hier im Forum: hier ist alles unterwegs von sehr erfahrenen Ganzjahresabenteurern bis zu Anfängern, die bislang vielleicht nichtmal Campen waren. Da kommt der eigenen Angst schon viel Bedeutung zu finde ich, ist sie doch der einzige an mir selbst erprobte Parameter. Aber durch unsere Lebensweise (nein, nicht aller hier im Forum) häufig eben nur noch rudimentär für Natur erprobt. OT: Für Zivilisation leider auch nicht, die ist oft viel zu komplex für Einschätzungen aus dem Bauchgefühl.

Für mich waren die ersten großen Schneefelder in Norwegen dieses Jahr ein Abenteuer :lol: Etwas Respekt vor echter Expertise, der Versuch des demütigen Einschätzens der eigenen Fähigkeiten und schon kanns losgehen mit dem passenden Abenteuer :-P Ist halt für manche nicht leicht zu akzeptieren, dass der Everest kein geeignetes Einsteigerabenteuer ist (Stichwort Werdegang wurde ja genannt),

vor 6 Stunden schrieb RoyalHang:

In Interviews mit dem Reinhold kann man diesen Werdegang recht gut beobachten. Die sind teilweise in UL-Manier nur mit Wäscheleinen als Sicherheitsgurt ausgestattet in den Bergen verschwunden. 

...und das halt Vollprofis sind, die das Risiko (meist) einschätzen können und wollen - nämlich dass nicht ganz wenige auch für immer verschwanden.

OT: EDIT: "Everest" als Bild für ein Extrem; aber mit allgemeingültigen Beispielen klappts heute wohl nur bedingt. :lol:  @hans im glueckdas war aber eigentlich bewusst gewählt, da gerade dort auch Anfänger mit Hilfe hochgehen die da oben eigentlich nix verloren haben...

Bearbeitet von grmbl
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OT: "everest" ist ein "falsches" beispiel und ich will zwar nicht schon wieder einen ganzen text hier reinstellen, aber :-) das interview mit kilian jornet ist auch einigermassen on topic, gerade die woche mit translate tool gelesen.

(zur vollprofifalle auch einiges in dem vorher verlinkten text. auch zur demut, erfahrungsbasiert ist noch besser).

 

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vor 2 Stunden schrieb martinfarrent:

Es macht keinen Sinn, Risiken einzugehen, die an sich keinen großartigen Spaß ermöglichen. Beispiel: Helm weglassen. Entsprechend ist es auch nicht sinnig, eine neue Vorsorgemöglichkeit per se abzulehnen. 

Es erfüllt aber auch keinen positiven Zweck, sich so zu beladen, dass die Tätigkeit sowieso keinen Spaß macht. 

Ich denke, darauf können wir uns mehrheitlich einigen. Das ist der grundlegende Abwägungsrahmen, besonders bei UL. 

.....

Das sehe ich anders, finde aber, dass wir in diesem Thread nicht allzu sehr auf einzelne Ausrüstungsgegenstände eingehen sollten... das hat anderswo Platz. Hier steht der Helm als Beispiel da und da reicht es, wenn der jeweilige Autor ihn sinnvoll findet. 

 

OT: ich möchte aber in den Raum stellen, was für ein geiles Gefühl es ist war, mit dem Motorrad ohne Helm zu fahren....:roll: 

Die Vorsorgemöglichkeit habe ich, als im Hier und Jetzt Lebender nicht in Abrede gestellt, ich wollte nur auf den Einfluß der Umgebung auf die Gefahrenwahrnehmung lenken.

aber dàccord, Helm ist nur ein wenn auch treffendes Beispiel.

 

vor 2 Stunden schrieb martinfarrent:

P.S. Ein Aspekt, der mir im anderen Thread wichtig schien, hier aber etwas fehlt, ist die Individualität der Angststrukturen. Was ich damit meine: Das sind persönliche Tendenzen, auf die allgemeine Leitsätze nicht immer treffende Antworten bieten. Beispiel: Selbst mit pathologisch fehlender Angst könnte man umsichtig und damit sicherheitsbewusst umgehen, wenn man sie selber erkennen würde. Aber "don't pack your fears" wäre dann völlig fehl am Platz.

Ich denke, das gerade ist sogar der relevanteste Punkt, wie im kurzen Exkurs zum Fahrrad-Helm gesehen. Die Individualität der Angststruktur begründet die Unterschiedlichkeit in der Ausrüstung/dem Vorgehen. Sonst hätte jeder in derselben Ausgangslage dieselbe Ausrüstung/Vorsorgestrategie. 

 

vor 2 Stunden schrieb zopiclon:

Allerdings sollten wir schon mal fest stellen, ob es denn, generell, wirklich ein Sicherheits Bedürfnis ist oder ob es von außen eingetragen wird und wie der Sinn davon wäre? 

Das wirst du nur in Einzelfällen sauber trennen können. Das am Ende wirksame Sicherheitsbedürfnis ist immer das des "Reisenden", das er seiner Entscheidung zugrunde legt.  Ob es allerdings extrinsisch (vulgo Ihm eingeredet) oder intrinsisch (aus eigener Einsicht gewonnen) wird  wird im besten Fall die einzelne Person für sich klären können, und auch nur wenn man sich gegenüber ehrlich ist

 

vor 3 Stunden schrieb paolaMTB:

Nur weil die Unternehmung eine geringere Anzahl an Stunden einnimmt (tagestour) ändern sich dadurch nicht grundsätzlich die potentiellen gefahren. 

Aber durchaus die realen Gefahren. Und deren Potential ist zu bewerten. Wenn jemand wie Berniehh im Nachbarforum 8 Wochen alleine durch die kanadischen Rockies wandert hat das völlig andere potentielle Gefahren als (ebenfalls dort) beim 4h Ausflug vom Parkplatz zum nächsten Pass. Irgendwann schlägt Quantität nun mal in Qualität um.

vor 3 Stunden schrieb zopiclon:

das sehe ich anders, zumindest im Beispiel des Strassenverkehrs.

Dazu nur zweierlei - zum einen hat die Gefahrensituation für Fahrradfahrer im Straßenverkehr unzweifelhaft massiv zugenommen und zum Anderen geht die Spannweite der möglichen Schutzmaßnahmen auch die Handhabbarkeit und "Bequemlichkeit" ein. Und, deswegen sind wir hier in diesem Forum, nicht jede (Kauf-)Entscheidung ist von Rationalität durchtränkt :mrgreen:

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vor 28 Minuten schrieb grmbl:

Für mich waren die ersten großen Schneefelder in Norwegen dieses Jahr ein Abenteuer :lol: Etwas Respekt vor echter Expertise, der Versuch des demütigen Einschätzens der eigenen Fähigkeiten und schon kanns losgehen mit dem passenden Abenteuer :-P Ist halt für manche nicht leicht zu akzeptieren, dass der Everest kein geeignetes Einsteigerabenteuer ist (Stichwort Werdegang wurde ja genannt),

Das Bsp. habe ich selber "erlebt" - als Student ein Kurztripp auf den Rauriser Sonnblick. Schöne Wanderung aus dem grünen Tal hoch, nur der Blockgrat am Ende war mir zu heikel (Schwindelfreiheit ist nicht meine Sache). Also bin ich (ich weiß noch nicht mal ob mit Steigeisen, aber Pickel hatte ich dabei) den steilen Firnhang daneben mit dem besten Gefühl der (scheinbaren) Sicherheit hochgestiegen.... ein Stolperer und ich wäre nach 100m oder mehr Abfahrt über harten Firn mit Schmackes im Geröll gelandet. Soviel zur Einschätzung der eigenen Fähigkeiten und der "Sicherheit".

Noch ein wichtiger Punkt der Gefahreneinschätzung - die leidige Orientierung. Hat mal jemand erlebt was für ein sch.. Gefühl es ist, wenn man vlt. 1-2km vom Lager entfernt ist, es aber bei allerbester Sicht nicht ausmachen kann, weil es in einer leichten Senke liegt? Und die ganze Umgebung eine gleichförmige Sandebene mit Geröll drauf. Oder in den Bergen bei 0-2°, dichtem Nebel und Nieselregen? Das ist eine Gefahr, die man nicht im Vorfeld mitigieren kann sondern deren man sich aktuell bewußt sein muss. Gefahreneinschätzung ist eine permanente Angelegenheit und nicht auf die Planung beschränkt.

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vor einer Stunde schrieb kra:

Die Vorsorgemöglichkeit habe ich, als im Hier und Jetzt Lebender nicht in Abrede gestellt, ich wollte nur auf den Einfluß der Umgebung auf die Gefahrenwahrnehmung lenken.

Das habe ich auch so verstanden. Meine Antwort sollte das bestätigen.

 

vor einer Stunde schrieb kra:

Ich denke, das gerade ist sogar der relevanteste Punkt, wie im kurzen Exkurs zum Fahrrad-Helm gesehen. Die Individualität der Angststruktur begründet die Unterschiedlichkeit in der Ausrüstung/dem Vorgehen. Sonst hätte jeder in derselben Ausgangslage dieselbe Ausrüstung/Vorsorgestrategie. 

In einem gewissen Sinne hast du Recht.

Aber darüber hinaus ging es mir um die 'eigentlichen' persönlichen Antriebe und nicht nur um die daraus entstehenden Einstellungen. Um das Unsichtbare. 

Ein Beispiel wäre Angstunterdrückung vs. Angstfreiheit - im Ergebnis oft dasselbe, aber im Ursprung völlig anders. Nur wenn man seine Angststrukturen hinterfragen wollte, um kritisch an der eigenen Sicherheitsphilosophie zu arbeiten, müsste man sie auseinanderhalten können. 

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Vielen Dank an alle, sehr interessant zu lesen bisher.

Soweit ich den Überblick noch habe, ging es viel um Abwägung von möglichen Situationen, auch beim Packen, bei der Nutzung bzw. Reduzierung von (Sicherheits-) Ausrüstung oder Sicherheitsreserven; Selbst- und Risikoeinschätzung kam auch häufiger zur Sprache.

Zum Thema fallen mir ferner folgende Sätze ein:

a) Der Fokus auf Sicherheit ist trügerisch; man sollte grundsätzlich von Risikomanagement ausgehen.

b) "Die Lawine weiß nicht, dass du Profi bist."

 

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vor einer Stunde schrieb kra:

. Und, deswegen sind wir hier in diesem Forum, nicht jede (Kauf-)Entscheidung ist von Rationalität durchtränkt :mrgreen:

Yes :mrgreen:

 

vor einer Stunde schrieb kra:

Ob es allerdings extrinsisch (vulgo Ihm eingeredet) oder intrinsisch (aus eigener Einsicht gewonnen) wird  wird im besten Fall die einzelne Person für sich klären können

Vielleicht ist das nur in meinen kreisen so, aber männliche Fahrradfahrer, ab dem Jugendlichen Alter, fahren den Helm nicht aus eigener Überzeugung der benötigten Sicherheit. 

Kann aber auch Testo gesteuerter Wahnsinn sein. 

Erfahrung ist es, zumindest bei mir, nicht, das ich einen Helm beim Radfahren trage, denn den brauchte ich noch nie. Obwohl ich schon im bikepark mehr Haut gelassen habe als Erfahrung gewonnen und auch schon vom Auto über den Haufen gefahren wurde. 

Dennoch trage ich keine Kleidung zum Schutz meiner Haut oder meide die Straße. Weil ich auf meine trainierten Fähigkeiten vertraue und nicht bleibende Schäden akzeptiere. 

 

vor einer Stunde schrieb kra:

Das ist eine Gefahr, die man nicht im Vorfeld mitigieren kann sondern deren man sich aktuell bewußt sein muss. Gefahreneinschätzung ist eine permanente Angelegenheit und nicht auf die Planung beschränkt.

Die Reaktion auf eine solche Situation ist aber im Vorfeld trainierbar. Vertraut man seinen Fähigkeiten, so sind eskalierende Fehlentscheidungen eher selten. 

vor 3 Minuten schrieb Steintanz:

Der Fokus auf Sicherheit ist trügerisch; man sollte grundsätzlich von Risikomanagement ausgehen

Danke, so gut hätte ich es nicht formulieren können

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Superinteressanter Faden, vielen Dank.

Ich denke, dass die individuelle Risikosensitivität viel mit der Erziehung in der Kindheit zu tun hat. "Dreck reinigt den Magen" und "Komm erst, wenn das Blut in den Schuhen schwabbert" waren zwei der Lieblingssprüche meiner Mutter. Daher haben meine Schwestern und ich alles gemacht, was so geht, und nie vorher gefragt. Und in einem netten kleinen Dorf in Deutschland kann auch nicht wirklich was passieren. Und u.a. daher (denke ich), würde ich mich im Vergleich zu anderen als ziemlich furchtlos bezeichnen.

Leider ist man mit einer solchen psychischen "Ausstattung" nicht immer bestens beraten. Mit 21 war ich mal für längere Zeit als Praktikantin im Bolivien und bin, wenn ich frei hatte, durch das Land gereist. Und dabei bin ich rückblickend betrachtet, wahnsinnig bekloppte Risiken eingegangen. Angefangen von kompletter Überschätzung der eigenen Kräfte und Kompetenzen beim Wandern in den Anden, hin zu Desinformiertheit hinsichtlich schwerwiegender Gesundheitsrisiken mit unbekannter Flora und Fauna. Nur mit Glück bin gesund wieder zurückgekehrt (nicht ohne mehrere Krankenhausaufenthalte "absolviert" zu haben).

Heute versuche ich bewusst, Risiken zu bewerten, weil meine psychische "Ausstattung" das nicht wirklich mitbringt. Und gleichzeitig ermöglicht mit dieser Charakterzug, Dinge zu tun, die meine Freund:innen nie machen würden. ("Waaaaaaas, Du zeltest allein nachts im Wald?"). Das einzige, wovor ich eigentlich aktuell fast jeden Tag Angst habe, ist, dass mich beim Radfahren ind er Großstadt ein Autofahrer "doort" oder ein LKW-Fahrer beim Rechtsabbiegen übersieht... Just my two cent...

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vor 8 Minuten schrieb Antonia2020:

Ich denke, dass die individuelle Risikosensitivität viel mit der Erziehung in der Kindheit zu tun hat.

Das denke ich auch, dass da frühere und früheste Prägungen den "Sensor" mehr oder weniger empfindlich stellen; man denke nur an die extremsten Formen, also Traumatisierungen und ihre hartnäckigen, langwierigen Folgen.

Ich würde es evlt. eher Angstsensitivität nennen. Denn Risikowahrnehmung oder -einschätzung wird ja sehr oft (meistens?) weniger völlig rational abwägend stattfinden, sondern ausgelöst durch das Empfinden von Angstsymptomen.

Demnach hätten stärker angst-vor-geprägte Menschen (auch Tiere) die Herausforderung, dass sie nicht lebenslänglich überreglementiert bleiben in ihrer Lebensgestaltung, hier eben konkret bei ihren Outdoor-Aktivitäten. - Person A.

Hingegen wenig angst-vor-geprägte Lebewesen werden zu ihrer eigenen Sicherheit (und direkt oder indirekt auch zur Absicherung Nahestehender) Wege finden müssen, um ihre Risikowahrnehmung zu verfeinern. - Person B.

Interessant ist dann, wie Person A versus B im inneren Dialog zwischen verschiedenen Persönlichkeitsanteilen bewerten, ob sie einen gewissen Flussabschnitt befahren , einen Gegenstand mitschleppen oder in einen 40° Schneehang am gegebenen Tag einfahren. Und noch komplexer wird es, wenn dieser innere Dialog mit einem äußeren Dialog mit Tourpartnern verwoben wird ... oder durch diesen ersetzt oder manipuliert wird.

 

 

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vor 35 Minuten schrieb Steintanz:

Denn Risikowahrnehmung oder -einschätzung wird ja sehr oft (meistens?) weniger völlig rational abwägend stattfinden, sondern ausgelöst durch das Empfinden von Angstsymptomen.

Angst ist ein Gefühl wie jedes andere auch, wann also lernt man, unnützerweise, das man darauf mit starken Stress und daraus resultierenden Symptomen reagiert? Und wie kann man das neu lernen??

 

 

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vor 43 Minuten schrieb Steintanz:

Und noch komplexer wird es, wenn dieser innere Dialog mit einem äußeren Dialog mit Tourpartnern verwoben wird ... oder durch diesen ersetzt oder manipuliert wird.

Nicht nur mit Tourpartnern vor Ort, sondern auch mit Diskussionspartnern zwischen den Touren... beispielsweise hier.

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vor 6 Minuten schrieb momper:

Und die (modellhafte) Formel "Risiko = Schadensausmaß x Eintrittswahrscheinlichkeit" ist auch beim Packen schon hilfreich ;)

... wenn man die Variablen dann auch benennen kann. ;-) 

Aber Angst ist nicht Risikomanagement, sondern allenfalls ein Faktor im entsprechenden Prozess. Und versachlichtes Risikomanagement adressiert nicht immer hinreichend die Emotion (Angst). Ansonsten hätte fast niemand große Angst vor Wölfen. Ein wirklich holistisches Risiko-Management würde die individuelle Angst nicht einfach verwerfen oder drauf setzen, dass sie in der Praxis verfliegt. Es nähme sie als Ausgangspunkt ernst. Sonst vermasselt sie womöglich ohnehin die ganze Tour. 

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vor 1 Stunde schrieb zopiclon:

Angst ist ein Gefühl wie jedes andere auch, wann also lernt man, unnützerweise, das man darauf mit starken Stress und daraus resultierenden Symptomen reagiert? Und wie kann man das neu lernen??

 

 

Bin nicht sicher, ob man Angst tatsächlich zu den Gefühlen eingruppieren kann. Mir scheint es tiefer angelegt zu sein in der Psyche. Da müsste mal ein Psycho-Profi etwas dazu sagen.

Also die Reaktionen bzw. die Heftigkeit der Reaktionen auf Angst oder Angstauslöser sind beeinflussbar z.B. in Desensibilisierungsansätzen (Kuscheltier-Tarantel gegen Spinnenphobie etwa).

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vor 18 Minuten schrieb Steintanz:

Bin nicht sicher, ob man Angst tatsächlich zu den Gefühlen eingruppieren kann.

Aber klar doch, unbedingt! Wikipedia zu Grundgefühlen: Ekman hat sieben Basisemotionen empirisch nachgewiesen, die kulturunabhängig erkannt werden[1]: Freude, Wut, Ekel, Furcht, Verachtung, Traurigkeit und Überraschung.

Angst wird dabei meist als unspezifische Unterform zur konkreten Furcht gesehen.

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Angst ist ja prinzipiell erstmal ein guter Indikator um hinzuschauen ob man sich in Situationen begibt die schädliche Auswirkungen auf einen oder andere haben und hat sicher auch sehr subjketive Elemente.

Mir fallen da spontan 2 Themen zu ein. Ich bin letzten Monat den Traumpfad von München nach Venedig gewandert und hatte im Vorfeld immer wieder auch den Hinweis gehört von Bergrettern, dass man einen Notfallbiwacksack dabei haben sollte. Die Leute die ich auf der Tour getroffen habe hatten meines Wissens keinen dabei und waren sich auch nicht über den potentiellen Nutzen bzw. der Gefahr im Klaren. Gebraucht habe ich ihn glücklicherweise nicht, aber als ich über die Gliederscharte bin war es schon latent kalt und auch ziemlich windig und da ist mir auch klar geworden welche potentielle Gefahr dort sein kann, wenn man Wetter- oder unfallbedingt dort ausharren muss. Das Item ist zum Beispiel etwas, was ich jedem empfehlen würde wenn er sich auf so eine Tour begibt, da die Variablen bei so einer Reise von vielen Faktoren abhängig sind, die man nicht oder nur bedingt steuern kann. Habe auch Leute getroffen die ihre Wandertour abbrechen musste, weil kein richtiges Equipment dabei, keine Regenklamotten, klitschnass geworden, haben sich erkältet, dann war die Tour zu Ende.

Das andere Thema ist der PCT und die dort auf der Strecke vorkommenden Bären. Da habe ich schon einen Heidenrespekt vor und weiß auch noch nicht wie das dann mit dem Soloübernachten wird mitten in der Pampa und sich alle Geräusche dann im Hirn zu sonst was transfomieren. Aber das ist ein Punkt, momentan jedenfalls, da versuche ich mir zu sagen, dass es teilweise auch irrationale Ängste sind, da die Wahrscheinlichkeit durch einen Bären zu Schaden zu kommen geringer sind, als im Straßenverkehr verletzt zu werden.

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vor 12 Stunden schrieb Steintanz:

Absolute Zustimmung. Vielleicht wurde das im bisherigen Verlauf hier nicht gut getrennt betrachtet.

Nicht missverstehen... Risikomanagement ist als Aspekt wichtig und passt m.E. gut in den Thread. Aber Risikomanagement ist nicht unbedingt ausreichende Angstbewältigung. 

Allerdings: Selbst 'Angstbewältigung' trifft den Kern nicht ganz. @Antonia2020spricht in ihrem Beitrag quasi vom korrektiven Umgang mit fehlender Angst. Ich selber hatte anfangs etwas ähnliches geschrieben: dass mir Angst im sogenannten 'Doing' etwas zu sehr abgeht und ich eher in der Vor- oder Nachbereitung eine Chance* habe, sie zu empfinden. 

Mit 'Doing' meine ich hier die Entscheidungssituation: Wagnis oder nicht. Im weiteren Verlauf einer Gefahrenlage einen kühlen Kopf zu bewahren - das ist sicherlich wünschenswert. Aber tendenzieller Leichtsinn im Entscheidungsmoment steht auf einem eigenen Blatt. Das ist, zumindest für mich, eine Tendenz, gegen die ich ankämpfen muss. Da läuft bei mir (seit längerer Zeit sogar) ein kontinuierlicher Prozess der Selbst-Umerziehung: die Adrenalinsucht in den Griff bekommen.  

Leistungsgedanken, Selbstbestätigung oder gar Prahlpotenzial sind für mich weniger ein Problem... wenngleich nicht vollkommen nichtig. Es geht mir vor allem um den Kick. Das kann bei anderen, deren Verhalten meinem ähnlich ist, anders gelagert sein. Da spaltet sich die Thematik eben schon wieder auf... 

Aber letztlich meinte ich, als ich im anderen Thread von Angststrukturen sprach, alle möglichen und existenten Arten, Angst zu empfinden - oder eben nicht.

-----

* Bei mir ganz persönlich sehe ich darin wortwörtlich eine Chance, zu einer sicherheitsbewussteren Einstellung zu gelangen. 

 

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vor einer Stunde schrieb martinfarrent:

Es geht mir vor allem um den Kick.

Man kann sich ja Strukturen bauen die einen auffangen.
Im Seekajakbereich ist man tendenziell ja eher in einer Gruppe oder wenigstens zu zweit unterwegs.
Bei Solotouren gibt es dann ein Bewusstsein, welche Fähigkeiten man im Krisenfall oder zur Selbstrettung haben sollte.

Bearbeitet von wilbo
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