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Anzeigen von Inhalten mit der höchsten Reputation auf 29.12.2019 in allen Bereichen
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Kommen wir zu Details und Anwendung. Wie es der Zufall wollte, kam das Geschenk gerade rechtzeitig zu einer der Berliner Overnighter Runden - und so musste ich das gute Stück natürlich probeschlafen, um sicherzugehen, dass es auch funktioniert. Man weiß ja nie bei Hochtechnologien. Ich kann bestätigen - er tut, was er soll. Allerdings hätte der gute Asta Gear bei etwa -1°C im minimum - und mehr als genug Luftfeuchte beim nebligen Lageplatz am See derart über seiner Gewichtsklasse geboxt, dass ich zum Temperaturlimit wenig sagen kann und im Duett aus Asta Gear und Aegismax genächtigt habe. Ich würde auch um und bei 5° als Komfortlimit tippen, recht ähnlich dem Windhard, ob die H-Kammern wirklich einen merklichen Temperaturbonus rausschlagen bleibt auszutesten. Die sehr zahlreichen Schnallen hatte ich ja bereits angesprochen. Hier wird denke ich entweder noch ausgelichtet - oder direkt etwas anderes verarbeitet. Das Gummiband ist etwas schlabberig - und dort, wo der Quilt recht eng zusammenliegt, etwa am Fußende ist das Band auch schlicht zu lang. Auf der Produktseite sind noch Gurte um die Matte zu sehen, an denen der Quilt befestigt ist, diese waren bei mir nicht dabei, ich habe mal nachgefragt. Ähnelt etwas der @Stromfahrer'schen Knopflochgummimethode. Ansonsten selbes Prinzip wie beim Windhard - Zipper - und Kordel unten zum verschließen, oben am Kopfende auch noch ein Kordelkanal, um dicht zu machen. Band zu weit, ein Tanka kann weg, Gummikordel recht dick - einsarpotential. Sämtliche Clips alle paar cm braucht sicherlich auch kein Mensch. Kopfende Wie bereits angesprochen lässt sich das ganze auch Umdrehen, wer also schon immer anstelle Warnfärbung für den kurzsichtigen, aber schießwütigen Jagdpächter tragen wollte, kann sich auch in dezentem Schwarz bejagen lassen. Wobei dann wohl wirklich die in dem Fall innen liegende Abdeckklappe des Kopflochs der Schere zum Opfer fallen sollte, denke, das stört doch etwas. Dann noch den Anus - äh das Kopfloch zuziehen, und fertig ist die mollige Tüte. Auffüllen lassen sollte sich der Asta Gear übrigens ähnlich einfach wie der Windhard, die Kammern lassen sich ebenso einzeln öffnen, auffüllen und wieder verschließen. Wie der Windhard könnte auch der Asta Gear mit einen 250g gut noch 50g gebrauchen, ist er doch hier und da recht mau befüllt. So weit eine ganz runde Sache - bis auf die Kleinigkeiten der Verschlüsse, die sich bei Bedarf umarbeiten lassen eine erstaunlich wertige Konstruktion, die die Kältebrückenprobleme des Windhard (Kopfloch und durchgesteppte Kammern) konsequent löst - allerdings mit einer entsprechenden Gewichtsstrafe. Ob der Wärmegewinn das Mehrgewicht rechtfertigt, muss sich zeigen. Aber bisher bin ich angetan und so wird das gute Stück sicher auch mal von mir Auslauf bekommen, falls es nicht ganz so stark genutz wird wie erhofft. Der Preis von nicht einmal 60€ ist jedoch für diese Machart absolut unschlagbar. Über den ethischen Aspekt des Preises mag man sich sicherlich streiten, aber so lange auch namenhafte Hersteller nicht in der Lage sind, ihre Produktionsketten und Daunenproduktion nachvollziehbar transparent zu gestalten, ist das hier zumindest für mich eine Alternative. In diesem Sinne - was sind Eure UL Fashion Trends für 2020? Wer traut sich orange?9 Punkte
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Liebe Gemeinde, wie vielen vielleicht bekannt, weihnachtete es kürzlich. Und wie vielen vielleicht ebenso bekannt, war auch ich so selbstlos, der besseren Hälfte ein UL-Geschenk zu machen, in der Hoffnung, die eher schwelende Begeisterung für das karge Wandern weiter zu entfachen. Nachdem die sich bahnbrechende Dankbarkeit nach Tagen so langsam abgeebbt ist, konnte ich ihr das Geschenk noch einmal kurz entreißen, um das Forum an dieser Freude teilhaben zu lassen. Ein zweiter Quilt ist es geworden. Nachdem ich mit dem selbst noch weiter verschlimmbesserten Aegismax Windhard bereits eine Stilikone besaß, schaute ich mich zunächst abermals dort um. Allerdings kostet das gute Stück inzwischen fast das Doppelte des ursprünglichen Preises, ein Aliexpress-Verkäufer sagte mir, der Hersteller kontrolliert den Preis der Verkäufer und hält ihn stabil hoch. Nun, wer auch draußen stets den letzten Schrei tragen möchte, muss vielleicht etwas tiefer in die Tasche greifen, aber die Preispolitik war mir dann aus Prinzip doch zu wieder. Also weiter umgesehen und eher zufällig über den letzten Geniestreich des ebenso für seine avantgardistischen Kreationen bekannten Designerlabels Asta Gear gestolpert. Der Asta Gear 20D Daunenquilt. Käuflich zu erwerben direkt über den Asta Gear Shop bei Aliexpress. Guter Kontakt, rascher Versand - und sehr akurate und ausführliche Produktdarstellung. https://www.aliexpress.com/item/33046506787.html Von den Specs her dem Windhard recht ähnlich, im Detial aber mit ein paar wesentlichen Unterschieden. Weiß ist auf jeden Fall out für 2020 - sowas von 2019! Der letzte Schrei aus Shenzen sagt - Orange is the new black! Für die Stylespießer unter den UL-Fetischisten, die sich nicht im halbdurchsichtigen Daunenmantel und Damenstrumpfhose alleine in den Wald trauen aber die beruhigende Nachricht - es ist ein Quilt - man kann ihn auc einfach umdrehen und das langweilige schwarzgrau kommt zu Tage. Da wird auch schon einer der wesentlichen Unterschiede sichtbar. Astelle eines einfachen Reißverschlusses beim Windhard für das Kopfloch ist hier ein daunengefüllter Kragen mit einer Abdeckklappe eingearbeitet, Ein sehr aufwändiges Detail, das mich bei dem Preis überrascht hat. Dazu sind ein paar weitere, Gewicht schindende Details verarbeitet. Relativ dicke - und lange Kordel, Tankas und Gummibänder in etwas zu reichlicher Zahl. Etwas abspecken ist da durchaus noch drin. Ob es mir erlaubt sein wird, an die sehr robust und schwer aussehende Abdeckklappe die Schere anzusetzen, wird die Zeit zeigen. Einen wirklichen Mehrwert bietet sie nicht. Der Kragen hat einen Kordelzug, im Quiltmodus lässt er sich auch so verschließen. Der zweite, noch wesentlichere Unterschied ist im Inneren verborgen - und wäre von mir so fast übersehen worden - Kammern - nicht durchgesteppt! Zum Glück war die Artikelbeschreibung recht gut, sodass das Ganze ersichtlich wurde. Ich habe versucht, die Kammern zu strecken, die Stege kommen auf etwa 7cm, da wäre also ordentlich Loft möglich. Auch das ein überraschend aufwändiges Detail! Auch das Außenmaterial ist anstelle 10D beim Windhard ein 20D, das sich einiges Robuster anfühlt, wobei mein Windhard nun auch schon so einiges ohne Probleme mit gemacht hat. Damit erklärt sich ein weiterer Unterschied, der in unseren Kreisen weniger gern gesehen ist auf der Waage: 638g bei selber Fülmenge anstelle etwa 450 beim Windhard. Das ist aber zumindest weniger als die angegebenen 660g, vielleicht waren die mit dem Kompressionssack, der direkt in die Gearbox geflogen ist Erhältlich ist auch noch eine Variante mit 500g Füllmenge, da relativiert sich das schwerere Hülle zu größerer Füllung Gewichtsverhältnis schon wieder etwas mehr, aber 900g sollten es dann doch wirklich nicht werden - und die wie erwähnt schwelende Leidenschaft entbrennt bis dato ohnehin eher in flauen Sommernächten. Die angegebenen Maße würde ich etwas anders sehen, anstelle 185*140*105 eher 195*130 breit oben und 100cm breit unten.5 Punkte
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Wasserdichte Überziehsocken mit 23 gr - einfach zu nähen
Omorotschka und 3 andere reagierte auf ThomasK für Thema
Hallo @apiko, wegen des Stoffbedarfs mess doch einfach an Dir: Länge: Kniekehle über die Ferse bis zur Zehenspitze +NZ Breite: Wadenumfang + NZ .. und das zweimal. Noch zwei Verbesserungen: Der von mir o.g., verwendete Stoff ist zu rutschig. Ich werde an der Ferse noch eine "Rutschbremse" aus Stoff anbringen. Die Naht könnte noch abgedichtet werden. Da sie unten liegt und bei mir das Spritzwasser von der Seite und oben in die Schuh kommt, hab ich beim ersten Tragen noch kein Problem gehabt. Willst Du aber durch Bäche laufen, solltest Du abdichten. Viel Erfolg beim Nachbau ! P.S.: Ich hab das jetzt mal auch in den Thread gestellt für die anderen Nachbauer.4 Punkte -
nennt man sowas eigentlich öffentlicher selbstbeschiss? Manchmal weiß man net ob man heulen oder lachen soll bei so einer selbstlosen Schnäppchenjagd. Gerade bei Daunenprodukten kannst du dir sicher sein, dass für die 60€ die Tiere den Preis dafür gezahlt haben. Glückwunsch und Aua! Dies ist meine persönliche Meinung und ich möchte sie einfach nur öffentlich kundtun. Angenehme Träume in dem Quilt..3 Punkte
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Wasserdichte Übersocken 23gr Jahrelang habe ich Gefrierbeutel zwischen Socken und Schuhen (Rad, Trailrun) getragen, wenn es naß wurde. Ein regendichter Socken ist aber ganz leicht zu nähen. Verwendet wurde Regenstoff von Funfabrik mit 60 gr/m2. Vorbereitend schneidet man eine Sohle aus Karton oder nimmt eine Einlegesohle aus einem Schuh. Am leichtesten hält der Übersocken am Fuß, wenn man ihn bis über die Wade gehen lässt und mit einem leichten Gummizug fixiert. Das gibt das Maß Ferse-oberer Abschluß Da das Material unelastisch ist und damit man trotzdem den Socken gut anziehen kann, wird es auf den "halben Wadenumfang + Nahtzugabe" zugeschnitten. Der Faltenwurf lässt sich bei dem dünnen Material verkraften und führt zu keinen Druckstellen. Die Sohle wird unter 45 Grad von Ferse bis zur Zehenspitze mittig aufgelegt und die Kontur auf den Stoff übertragen. Damit liegt die Lage für die Naht fest. Am leichtesten lässt sich die Naht von der Zehenspitze zur Wade mit der Overlock nähen. Natürlich geht es auch mit Geradestich und versäumen. Oben wird der Übersocken mit einem Saum für das Gummiband abgeschlossen. Die zwei Socken wiegen 23 Gramm und könne sich auch als Packsäcke verwenden lassen.3 Punkte
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Hier gibt es einen sehr ausführlichen Bericht über die Funktionsweise von Gore-Tex und Co: https://www.trekkinglife.de/gore-tex-wundermaterial-oder-chemiekeule/ Ich kann mich noch daran erinnern wie Gore-Tex auf den Markt kam. Erstaunlicherweise hat sich der Marketing-Mythos, dass man in einer Membran Jacke weniger schwitzt bis heute gehalten. (Da hat jemand in der Werbung mal was "richtig" gemacht.) Schon damals wurde ich etwas stutzig bei der Aussage, dass ein Textilprodukt meine physiologischen Reaktionen derart beeinflussen könnte. Bei näherer Auseinandersetzung mit dem Material sind mir die physikalischen Grenzen bewusst geworden und es war mir ein bisschen peinlich, dass ich so naiv gewesen sein konnte... (Die Details sind im oben genannten Text viel besser erklärt als ich es je könnte.) Für mich ergibt sich, neben dem Faktor, dass ich weniger Sondermüll produzieren möchte, eine simple Schlussfolgerung. Eine wasserdichte Jacke muss von außen und innen wasserdicht sein, wenn sie funktionieren soll. Die meisten Membranen machen zwar zu Anfang ihren Job ganz gut, aber mit der Zeit wird das Material brüchig oder klebt zu. Damit gehen beide Funktionen den Bach runter, sodass man am Ende mit einer rein wasserdichten Jacke doch besser bedient ist. Meine Materialien bewegen sich in der Funktion zwischen einer sehr leichten Windjacke, (nicht wasserdicht) und einer richtig wasserdichten, aber wenig bis gar nicht atmungsaktiven Jacke / Poncho-Jacke. Darüber hinaus experimentiere ich mit wasserdichtem Baumwollstoff, der allerdings in einem ul-Konzept nur begrenzt einsatzfähig wäre. Nicht unerheblich sind die Schichten unterhalb der Regenjacke. Hier kann man mit einem sinnvollen Mix aus Kunstfaser und Wolle einiges am Mikroklima optimieren. ... und ja, wenn man sich sehr anstrengt, schwitzt man! Da hilft nur, sich aus den Zwiebelschichten zu pellen. VG. -wilbo-3 Punkte
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Der letzte Schrei aus Shenzen - Asta Gear 20D Down Quilt
Schwefelfell und ein anderer reagierte auf noodles für Thema
Sehr poetisch! Der Will-ich-haben-Reflex wurde erfolgreich aktiviert.2 Punkte -
Regenjacke UL-Gewicht vs. Regenschutz
bieber1 und ein anderer reagierte auf Mountain_Dog für Thema
Vielleicht gehen die anderen erst auf diese Vorschläge ein, wenn man Ihnen auch noch sagen muss, dass Leute wie Andrew Skurka oder Richard Nilsey diese Art/Technologie der Regenshells empfehlen2 Punkte -
Na ob die so sehr viel besser agieren, da habe ich meine Zweifel1 Punkt
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Leichtes Quilt Kunstfaser vs. Daune - oder doch Schlafsack? 2-3 Jahreszeiten
perregrintuk reagierte auf FlowerHiker für Thema
Bei Liteway gibt es zur Zeit noch 20% Rabatt. So kommt mit Versand auf knapp 110 Eur bei zwei Apex 167er Quilts. Es kommt immer auf viele Faktoren an, ob die ausreichend sind. Wie ist das Wetter (Wind/Luftfeuchte), wie kaputt ist man selber nach einem Wandertag, was trägt man zum schlafen bzw. ist bereit zum Schlafen anzuziehen. Ich persönlich ziehe lieber zur Not noch meine Puffy Kufa Jacke an (eh immer dabei) und nehme dafür einen leichteren Quilt mit.1 Punkt -
Der letzte Schrei aus Shenzen - Asta Gear 20D Down Quilt
skullmonkey reagierte auf lushlife für Thema
Stilikonen, avantgardistische Kreationen, Geniestreiche, ich stolpere rein zufällig in diesen Thread, und dachte, es geht um innovative kleine Firmen, die die Industrie vor sich hertreiben. Aber praktisch wird mit diesen klangvollen Begriffen Ausbeutung, Tierquälerei, abservierte Umweltauflagen und ein totalitäres System verkauft. Für das eine Argument: So billig wie möglich. Die ganze UL- Innovation ist nicht in Shenzen entstanden, sondern durch Grassroots-Initiativen von kleinen Makern, die auch einen Bezug zur Materie haben, oft lokale faire Arbeitsplätze schaffen, und westliche Auflagen erfüllen. Aber ja, das gibts nicht billig. Da bleibt wohl nur warten auf die Decathlon UL Serie...1 Punkt -
Leichtes Quilt Kunstfaser vs. Daune - oder doch Schlafsack? 2-3 Jahreszeiten
perregrintuk reagierte auf Brilo für Thema
Schaust du hier....1 Punkt -
Dem kann ich vorbehaltlos zustimmen. Durch das Zwiebelprinzip, den Kleidungsmix, das Gehtempo und den körperlichen Fitnesszustand kann das Mikroklima entscheidend beeinflusst werden. Deshalb ist die Wasserdichtheit für mich wichtiger als die Atmungsaktivität.1 Punkt
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Gemüse im Backofen bei 50° und Kochlöffel in die Türecke ca 7h. Fertige Nudelsoße braucht genauso lange. Reis und Nudeln gehen schnell. Gruss Konrad1 Punkt
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Hallo sja, ich trockne Paprika und Chili bei 50 C. etwa 2 Stunden oder einfach bis sie trocken sind. Aber nur wenn ich sie vermahlen will. Ansonsten lasse ich sie lieber lufttrocknen. In der Backe werden sie nicht so geschmackig und die Konsistrenz ist dann auch nicht so gut.1 Punkt
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Hab mal kurz nach ShakeDry‘s recherchiert. Um Euch die Arbeit zu ersparen: Nur H5 Shakedry sind unter den ganzen Modellen für Rucksackbelastungen geeignet. Und Andrew Skurka hat einen ausführlichen Review verfasst: https://andrewskurka.com/review-gore-wear-h5-gore-tex-shakedry-jacket/ Hoffe, das hilft dem Einen oder der Anderen So long DonCamino um Fehl- oder Affektkäufe zu vermeiden: The H5 Shakedry is not to be confused with other H5 products from Gore Wear, specifically the: H5 Gore-Tex Active, which is made of a more traditional 2.5-layer laminate; H5 Gore-Tex Shakedry Insulated, which has a Polartec Alpha lining; or the, H5 Gore Windstopper Jacket, which is not waterproof. Among other Shakedry shells, the H5 is unique for its fabric weight. As far as I know, all other Shakedry jackets use the original variant that is lighter but less durable, making it more appropriate for trail running, biking, and day-hiking. Noch was wichtiges aus seinem Review: Fit and sizing If you don’t read this section, you’ll get the wrong size, guaranteed. Interessant der 100-Tage Test und das 3 Jahres Fazit für das Material: Many rain jackets work well when new-ish, and I can’t yet attest to the H5 Shakedry’s long-term performance. But I’m encouraged by the experience of Garret Workman, who used the TNF HyperAir Jacket on a 100-day thru-hike of the Appalachian Trail (his review) and who reported recently that it’s still performing well after three years (his update).1 Punkt
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Ich war mal ein bisschen in der Ecke des Jadebusens als Radreiseder unterwegs, die Beonplattenwege fand ich fast so schlimm wie die gelöcherten Betonplattenpfade im Osten von Deutschland. Wenn dann mal ein Baum oder Schaf zu sehen war, bin ich fast vom Rad gefallen, weil ich auf die Abwechslung nicht klar kam Mir erschienen die Wege hinterdem Deich sehr langweilig, auf der einen Seite sieht man den Deich (dahinter das Wasser), auf der anderen die Marsch mit den Weiden - fast keine Abwechslung. Das zu Fuß zu bewältigen, dafür hast du, @einar46 meinen Respekt. Wenn ich nur begrenzt Urlaub zur Verfügung hätte, wäre die Nordseeküste vermutlich nicht mein Lieblingsziel,egal ob mit demRad oder zu Fuß. Der immer vorhandene Gegenwind sollte auch nicht vergessen werden. Es ist quasi ein Naturgesetzt, dass manimmmer Gegenwindhat. Vielleicht sieht es anders aus, wenn man nicht aus dem Norden kommt1 Punkt
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15.05.2019, 11km In dieser Nacht schlafe ich das erste Mal ohne meine Daunenjacke und friere nicht. Morgens um halb sechs wache ich auf. Kein Raureif zu sehen. Die Morgendämmerung breitet sich am wolkenlosen Himmel aus, aber auf mein Zelt wirft der Berg noch seinen Schatten. Ich schlafe noch bis Viertel nach sieben weiter und warte dann darauf, dass die Sonne über dem Berg erscheint. Sie schafft es um kurz nach acht und sofort breitet sich eine wohlige Wärme aus. Ich habe heute nicht so viele Kilometer vor mir und lasse mir viel Zeit zum Aufbruch. Gegen halb zehn starte ich meine letzte Offroad-Strecke in diesem Urlaub. Es ist jetzt sehr warm, ich suche mir meinen Weg durch das holperige Grasland und lande irgendwie immer wieder auf dem falschen Hügel. An einem Fluss, den ich überqueren muss, treffe ich eine junge Frau, die dort gerade eine Pause macht. Wir winken uns von Ferne zu und ich erklimme den nächsten Hügel. Als ich um diesen Hügel herumgehe, habe ich einen wunderschönen Blick auf einen nahezu spiegelglatten See. Genau die richtige Stelle für eine Pause. Während ich an meinem Powerriegel knabbere, kommt die junge Frau um die Kurve und wir unterhalten uns etwas. Sie ist Deutsche und wohnt schon seit mehreren Jahren in Inverness. Sie zieht weiter in Richtung See und ich mache mich nach der Pause auch wieder auf meinen Weg bergauf. Kurz vor dem Pass treffe ich noch einen älteren Schotten, mit dem ich mich kurz unterhalte. Er sagt mir, dass in Inchnadamph keine Unterkunft mehr zu bekommen sei. Er wollte etwas buchen. Weder im Hotel noch im Hostel hätte er unterkommen können. Aber im Hotel bekäme man etwas zu essen. Ja, ein Bier natürlich auch. Das war mir wichtiger als ein Bett. Auf ein frisches Bier und leckeres Essen freue ich mich doch schon länger. Vom Pass aus fotografiere ich ein letztes Mal das Tal, aus dem ich gekommen bin und dann den Weg, der vor mir liegt. Blick zurück Blick vorwärts Der Aufstieg ist geschafft, vor dem Abstieg geht es ziemlich auf einer Höhe durch etwas matschiges Gelände, aus dem sich dann der River Traligill entwickelt. Ich mache erstmal eine Pause und freue mich, dass es für mich ab jetzt bergab geht. Und dann habe ich den ersten Blick auf den Loch Assynt. Ich muss mich noch etwas durch die Graslandschaft quälen, bevor ich den River Traligill erreiche, an dem ich den Rest meines heutigen Weges entlang wandern werde. Sowohl die deutsche junge Frau als auch den schottischen Wanderer sehe ich noch mehrmals. Wir winken uns zu. Man kennt sich. Schließlich haben wir schon ein paar Worte gewechselt. Auf dem Weg nach Inchnadamph komme ich zuerst am Hostel vorbei, in dem ich mir eine Cola gönne und zur Sicherheit meine Keksvorräte aufstocke. Gleich beim Eintreten werde ich darauf hingewiesen, dass kein Bett frei wäre, weil sie noch Schulklassen erwarten. Einkaufen darf ich. Ein Bett will ich ja gar nicht. Vor dem Hostel treffe ich drei Wanderer aus Österreich, mit denen ich ins Gespräch komme. Der junge Mann ist sehr an meinem leichten Equipment interessiert und wir unterhalten uns eine ganze Weile. Die eine der Frauen würde sich gerne noch weiter mit mir unterhalten, die andere signalisiert aber, dass sie jetzt endlich nach Ullapool möchte, wo der junge Mann kurz vorher nach vielen Versuchen ein B&B mit einem freien Zimmer gefunden hat. Die Jüngere kommt noch einmal angelaufen und lässt sich meine E-Mail-Adresse geben. Die drei setzen sich in ihren Mietwagen und brausen davon. Schade, ich habe nie eine E-Mail von ihr bekommen. Aber jetzt ist erstmal Zeit für ein vernünftiges Essen und ein Bier. Ich wandere also weiter zum Hotel und hätte es ahnen können: Auch hier bekomme ich heute weder etwas zu essen noch ein Bier. Geschlossene Gesellschaft. Ich frage noch nach Frühstück am nächsten Morgen. Nein, auch nicht. Rest der Woche ist geschlossen. Also gehe ich wieder zurück zum Hostel, wo ich nach WLAN und dem Busfahrplan fragen will. Auf dem Weg dorthin hält ein Stück vor mir auf der Hauptstraße ein Bus. Ich laufe über die Straße und winke, als er wieder anfährt. Egal wohin, aber weg hier. Der Bus hält tatsächlich wieder an und ich setze zum Sprint an. Die Busfahrer in Schottland sind einfach toll! Als ich neben dem Bus bin, öffnet der Fahrer die Tür. Neben dem Busfahrer steht eine Frau im Gang, die irgendwie nach Lehrerin aussieht (sorry an alle Lehrerinnen, die glauben, nicht nach Lehrerin auszusehen). Ich frage den Busfahrer, ob ich mitfahren könne, aber er sagt mir, dass er nur dort rechts zum Hostel abbiegen will, und fragt mich, ob mir das Auto gehören würde, dass im Weg steht. No, sorry. Ich gehe weiter zum Hostel, bekommen den WLAN-Zugang, darf den Busfahrplan fotografieren und setze mich dann vor die Tür, um zu planen, wie es jetzt weitergeht. Inzwischen ist der Bus um die Kurve gekommen, hält vor dem Hostel und spuckt eine Horde Kinder und Jugendliche aus, die sich fast ausnahmslos mit Rollkoffern über den Kies Richtung Hostel quälen. Nach einer kurzen Mitteilung nach Hause, dass hier und heute meine Wanderung endet, beschließe ich, morgen früh um acht den Bus nach Ullapool zu nehmen und mir heute in der Nähe der Bushaltestelle einen Übernachtungsplatz zu suchen. Ich finde einen fast ebenen Platz an einem Fluss in der Nähe der Straße. Ich höre zwar die Autos, möchte aber morgen früh den Bus nicht verpassen. Ich höre auch noch die Schulkinder, die offensichtlich Fußball spielen und dabei eine Menge lauten Spaß haben. Irgendwann wird es ruhiger und ich schlafe ein.1 Punkt
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12.05.2019, 9km Nach dem Aufwachen um sieben Uhr beginne ich den Tag ziemlich gemütlich und genieße den schönen Tagesanfang. Um viertel nach neun habe ich alles zusammen und suche erst mal den Weg, der sich gestern von mir getrennt hatte. Nachdem ich den Trampelpfad wiedergefunden habe, mache ich noch ein Foto von meiner Camp-Stelle. Irgendwo da links unten habe ich übernachtet Mein Pfad versteckt sich immer wieder vor mir oder verbündet sich mit Schaf- und Wildpfaden, so dass ich meist weglos den den Meall Dubh umrunde. Ich bin völlig fasziniert von der Weite, die sich vor mir erstreckt. Schließlich führt mich mein Weg - nein, der gewisslich nicht, aber die geplante Route - nach unten zum River Douchary. An ihm laufe ich entlang bis zu den Ruinen von Glen Douchary. Das Gras ist hier so schön kurz gefressen, dass ich erst einmal eine Pause mache. Pausenunterhaltung: Wolken gucken Gegen Ende der Pause sehe ich von Ferne zwei Wanderer, die sich den Weg bergab offensichtlich ebenso mühsam suchen müssen wie ich. Sie sind aber noch weit entfernt und ich will nicht warten. Also breche ich auf und folge für mehrere Stunden dem River Douchary, was durchaus die eine oder andere Herausforderung für mich mit sich bringt. Zunächst warten ein paar mühsam zu durchquerende "Stufen" auf mich, bei denen ich nie weiß, ob der Grund fest ist oder ob ich bis zum Knöchel einsacke. Nennt man diese Dinger Bogholes? Würde passen. Und dann mache ich einen grundlegenden Anfängerfehler. Meine Route zeigt mir eine durchgehende Linie, keine Punkte. Also gehe ich davon aus, dass ich einem Weg folgen muss. Off-Grid-Abschnitte sind als Punkte gekennzeichnet. Ich schaue aber nicht so genau hin, weil ich ja weiß, dass ich am Fluss entlang gehen muss. Ich quere einen Nebenfluss, folge dem Pfad am Fluss entlang und freue mich, den Weg des Wassers beobachten zu können. Der Fluss gräbt sich immer tiefer in die Landschaft und begeistert mich mit seinen Wasserfällen. Bei einem Sprung über eines der unzähligen schmalen, aber tiefen Rinnsale bricht das Heidebüschel, von dem ich mich abstoße, unter mir weg und ich liege mit dem Rücken nach unten in der Rinne. Das meiste fängt der Rucksack ab. Vor allem sorgt er dafür, dass ich nicht am Boden der Rinne liege, allerdings habe ich mir den Fuß verdreht. Mühsam rappel ich mich wieder hoch. Mein Knöchel ist etwas beleidigt, aber nicht ernsthaft verletzt. Den laufe ich wieder gesund. Mit etwas mehr Vorsicht gehe ich weiter. Und dann sehe ich auf der anderen Seite des Flusses die zwei Wanderer. Wir winken uns zu und ich bin völlig verunsichert. Wieso sind die auf der anderen Seite? Ich überprüfe meine Navigation und stelle fest, dass die Linie auf der anderen Seite des Flusses entlangläuft. Verflixt. Ich habe mal wieder einen Abzweig verpasst. Hier komme ich nicht über den Fluss, ich muss zurück, habe aber keine Lust, soweit zu gehen, bis der Fluss wieder mit dem Gelände auf einer Ebene ist. Also gehe ich nahe am Wasser entlang und suche eine Stelle, an der ich auf dieser Seite hinunter- und auf der anderen Seite wieder hinauf komme. Währenddessen denke ich darüber nach, dass ich gar nicht in die Rinne gefallen wäre, wenn ich den richtigen Weg genommen hätte. Hätte, hätte, Fahrradkette. Bald finde ich eine Möglichkeit, die Seite zu wechseln, klettere im fast trockenen Bett eines Nebenflusses hinunter, wate durchs Wasser und ziehe mich auf der anderen Seite an einer kleinen Birke wieder den Hang hinauf. Dann stapfe ich durch hohes Gras, um den Weg zu finden. Nach kurzer Zeit kommen mir die beiden Wanderer entgegen. Oh nein! DIE haben sich verlaufen? Wir kommen ins Gespräch und schauen uns gemeinsam die gedruckte (!) Karte an, die das Pärchen dabei hat. Der Trail läuft eindeutig auf der anderen Seite entlang. Auf der Karte ist er farbig markiert. Der Mann meint, auf dieser Seite sei es sehr anstrengend, kein Weg, hohes Gras und ob man noch mal über das Wasser kommt, sei fraglich, weil der Fluss ja immer breiter und tiefer wird. Und am Ende gibt es keine Brücke, das weiß er genau. Sie werden soweit zurückgehen, bis sie den Fluss überqueren können. Noch ein paar Nettigkeiten über das - zum Glück - extrem trockene Wetter und jeder geht seiner Wege. Ich überlege, schalte dann aber auf stur. Nein. Ich bin einmal zurückgegangen, nochmal nicht! Irgendwie komme ich schon über den Fluss. Ich stapfe durch das unebene Gelände und behalte immer das Ufer im Auge. Und schon nach kurzer Zeit sehe ich unterhalb eines Wasserfalls eine Möglichkeit zum Queren. Vorsichtig taste ich mich in einem trockenen Bachbett voller Geröll nach unten, überquere den Fluss, klettere auf der anderen Seite wieder hoch und grüße die beiden Wanderer, die gerade eine Etage höher mir an mir vorbeilaufen. 2. Querung Auf dem weiteren Weg ignoriere ich mein Handy und halte mich einfach in der Nähe des Flusses. Es ist wunderschön und es ist mir völlig egal, welcher der vielen Trampelpfade der richtige ist, solange ich den Fluss links von mir sehe. Wasserfall von oben Wasserfall von unten Mit der Zeit wird das Ufer zu steil und der Weg entfernt sich vom Fluss, führt an Hängen entlang und es tauchen auch wieder die ersten ernstzunehmenden Bäume auf. In einer längeren Pause nehme ich mir noch einmal mein Handy vor und versuche zu ergründen, was schief gelaufen ist. Dabei stelle ich fest, dass die Linie einfach zwei definierte Punkte, die das Programm orten kann, miteinander verbindet. Ohne Rücksicht auf den wirklichen Weg, den es nicht kennt und den es vielleicht auch gar nicht gibt. Das kann der Fluss natürlich nicht wissen und schlängelt sich lustig unter der Linie hin und her. OK. In Zukunft doch mehr der Intuition trauen. Um halb vier erreiche ich den Loch an Daimh, auf den ich mich bei diesem schönen Wetter schon gefreut habe. Ich gehe noch ein Stück an ihm entlang und beschließe dann, hier mein Zelt aufzubauen und den Wandertag zu beenden. Mein Fuß hat sich ganz gut benommen, ich merke kaum noch etwas von meinem Sturz und will ihn dafür auch belohnen. Gerade habe ich mir meinen Platz ausgesucht und meinen Rucksack abgestellt, da höre ich Stimmen von dem oberhalb laufenden Weg. Da ich nichts verstehen kann, gehe ich hinauf. Mir entgegen kommt ein Mann, den ich heute zum dritten Mal sehe. Damit hätte ich nicht gerechnet. Bei dem Tempo, dass das Wanderpärchen hatte, bin ich davon ausgegangen, dass sie schon mindestens 15 km weiter wären. Seine Frau bleibt auf dem Weg, wir unterhalten uns kurz und dann wandern die beiden weiter. Ich baue mein Zelt auf, richte mich ein und liege dann einfach nur da, schaue über den See und bin glücklich.1 Punkt
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11.05.2019, 17km Nachts muss ich ab und zu meine Matte wieder hinschieben, weil das Zelt doch schräger steht, als ich gedacht hatte. Trotzdem habe ich sehr gut geschlafen und wache erst gegen 8 Uhr auf. Die Sonne steigt über die Berge und ich kann alles trocken einpacken. Was für ein schöner Tagesanfang. Gegen 10 Uhr mache ich mich an der ersten Anstieg des heutigen Tages, verlasse damit die landwirtschaftlich geprägten grünen Wiesen und Bäume und tauche wieder in die eher grau-braun gefärbte Heidelandschaft ein. Blick zurück auf meinen Zeltplatz vor dem Ried auf dieser Seite des Weges Mittags erreiche ich den Loch an Tiompain und laufe ein Stückchen an ihm entlang. Am Ende dieser Hochebene bin ich wieder vom Anblick ins nächste Tal fasziniert. Diese abgezirkelten quietschgrünen Weiden, die sich das Tal entlang ziehen und in so heftigem Kontrast zum wilden Durcheinander von Heide und Steinen stehen. Und am Horizont immer noch schneebedeckte Bergspitzen. Loch an Tiompain Welch ein Kontrast Der Abstieg ist zwar steil, aber der Weg allerliebst, bevor er wieder zum Schotterweg wird. Und dann der schattige Weg unter den alten Bäumen der Inverbroom Lodge, gesäumt von einem Meer von Glockenblumen. Einfach nur wunderschön. Nach einem Stück an der Straße entlang darf ich rechts auf einen Forstweg abbiegen. Ein Stück weiter weist mich ein Schild darauf hin, dass ich jetzt den Inverlael Forest betrete. Links im Busch entdecke ich zwei Zelte. Der Weg zieht sich sehr lange bergauf und wieder bestaune ich diesen langsamen Wechsel der Landschaft. Blick zurück Blick nach vorn Nachdem ich dieses Bild geschossen habe, laufe ich noch eine dreiviertel Stunde weiter und wundere mich dann, dass ich einen Bach überqueren soll. Soll ich gar nicht. Ich bin mal wieder so in Gedanken vor mich hingedrömelt, dass ich einen Abzweig verpasst habe. Das ist aber nicht schlimm, weil ich hier einfach querfeldein dahin gehen könnte, wohin ich gehöre. Allerdings habe ich für heute Abend eine Wasserstelle bestellt, die auf dem richtigen Weg nicht mehr zu erwarten ist. Und da hier das Wasser genau vor meiner Nase ist, der ebene Platz eine ruhige Nacht verspricht und ich schließlich Urlaub habe, beschließe ich, genau jetzt an dieser Stelle meinen Tag zu beenden. Ich nehme mir die Zeit, einiges zu waschen und ein Bild von meiner mobilen Einraumwohnung zu machen. Ja, das mit dem eigenen Schatten lerne ich noch. Dann noch ein bis drei Kekse zum Abendbrot und ab in den Sack. Heute war den ganzen Tag lang so warm, dass ich im T-Shirt mit dünner Windjacke unterwegs war.1 Punkt
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10.05.2019, 18km Während der Nacht wache ich ab und zu auf, weil ich friere, obwohl nicht nur meine Füße, sondern auch alles andere eigentlich warm ist. Ich zuppel mir irgendetwas in den Rücken und schlafe wieder ein. Als ich um kurz vor sechs aufwache, habe ich nicht nur Eis auf dem Zelt, sondern auch innen drin. Ich werfe einen ersten Blick aus dem Zelt. Der frühe Morgen sieht so freundlich und viel versprechend aus, dass ich euch denselben Ausblick wie gestern Abend noch einmal zeigen muss. Nachdem ich mich mit dem vom abgewischten Eis feuchten Lappen gewaschen, ein kleines Frühstück zu mir genommen und schließlich alles gepackt habe, muss ich mich noch einmal umschauen, bevor ich mich auf den Weg mache. Da komme ich her Da will ich hin Meine Sachen sind noch nass vom gestrigen Tag, vom Einpacken des nassen Zeltes habe ich kalte Hände bekommen. Noch bevor ich den Weg erreiche, trete ich bis zum Knöchel in ein verstecktes Wasserloch. Völlig überflüssig. Ich bin doch schon wach! Ich kann mich an der Gegend nicht satt sehen, muss aber dann meinen schmalen Pfad achten, der sich am Berghang parallel zum Abhainn Loch na Nid entlang schlängelt. Meine Füße suchen sich zwischen Steinen, Wasser und Schlamm ihren Weg. Langsam weitet sich das Tal, der Weg wird schließlich wieder zu einer zweispurigen, halb eingewachsenen Schotterpiste und es sind einige Zuläufe zum Abhainn Loch na Nid zu queren. Insgesamt ist der Wasserstand aber extrem niedrig, so dass genügend Steine vorhanden sind, über die ich trockenen Fußes jeweils die andere Seite erreiche. Ich komme an eine wunderschöne Wiesenlandschaft mit alten knorrigen Bäumen. Das wäre auch ein schöner Platz zum Übernachten. Aber nicht um diese Tageszeit. Also geht's weiter. Ich gehe zwischen dem Stechginster hindurch und sehe eine Frau vom Fluss Richtung Weg kommen. Sie hat ihren rot eingepackten Rucksack gerade aufgesetzt und wir grüßen uns kurz von weitem. Als ich wieder zuhause bin, finde ich einen Reisebericht von Borderli im Nachbarforum und ich bin sicher, dass sie es gewesen ist. Kurz danach komme ich nach Achneigie mit einem ziemlich maroden Haus und einem wunderschönen Wasserfall. Da ich vom Haus keine Fotos gemacht habe, verweise ich hier mal auf den Reisebericht von Borderli, der sehr schön zu lesen ist. Am Wasserfall mache ich eine Pause und entdecke einen einsamen Ex-Herd, der mich traurig anschaut. Helfen kann ich ihm aber auch nicht. Ich mache eine Pause und kümmere mich endlich um das Körnchen, das ich schon seit morgens in meinem Schuh unter dem Fußballen spüre. Bis jetzt hatte ich keine Lust, meine zunächst noch nassen und kalten Schuhe wieder auszuziehen. Außerdem kann dort gar nichts drin sein, weil meine Schuhe sehr enge Gamaschen dran haben. Also habe ich beim Gehen versucht, das Korn in eine Lücke zwischen den Zehen zu schieben, war aber offensichtlich erfolglos. Ich ziehe Schuh und Strumpf aus, untersuche den Strumpf an der entsprechenden Stelle, danach ebenso den Schuh und finde - nichts. Mit Ausnahme der Blase unter meinem Fußballen. Ruckedigu Blut ist im Schuh. Arrrgh. Meine erste Scheuerblase. Und dann auch noch selbst schuld. Blöder geht's ja wohl nicht. Also grabe ich etwas tiefer im Rucksack, suche mir mein Blasenpflaster raus und klebe es auf die wunde Stelle. Strumpf rüber, Schuh an und jetzt wird's Zeit, weiterzugehen. Die wunde Stelle macht mir zum Glück keine Probleme und ich spüre auch kein störendes Korn mehr. Auf einem bequemen Schotterweg geht es weiter Richtung Shenavall Bothy und Loch na Sealga. Nach ca. 2 km komme ich bei der Bothy an und muss leider schon wieder eine Pause machen, weil es hier so schön ist. Ich schaue mich in der Bothy um und setze mich dann auf einen bequemen Steinring und genieße es einfach nur, genau jetzt genau hier zu sein. Erster Blick auf die Shenavall Bothy Dann atme ich noch einmal tief durch, weil jetzt wieder ein für meine Verhältnisse steiler Aufstieg kommt. In der folgenden Stunde beschäftige ich mich mit den nächsten 3 km und den ca. 285 Höhenmetern (lt. Komoot). Währen ich mir zwischen Steinbrocken und Matschstellen den Weg suche, schaue ich mich immer mal wieder um und lasse mich vom Ausblick faszinieren. Blick zurück zur Shenavall Bothy Mein Weg Blick zurück auf den Loch na Sealga Langsam wird der Weg wieder flacher Oben angekommen wird das Wetter wieder schöner, die Sonne scheint und es ist kein Wind zu spüren. Ich nutze die Gelegenheit, mein Zelt und mich in der Sonne auszubreiten und schlafe prompt mit dem Kopf auf dem Rucksack ein. Nach einer erholsamen halben Stunde bin ich wieder wach, packe mein inzwischen trockenes Zelt ein und trabe bestens gelaunt weiter. Irgendwann wird aus dem Trampelpfad wieder ein Schotterweg, der sich langsam ins Tal hinunterzieht. Bei dem inzwischen sehr warmen Wetter tut es gut, als die ersten Bäume auftauchen und ich zumindest teilweise im Schatten gehen kann. Ich sinniere darüber nach, dass ich nie gedacht hätte, in Schottland einmal Schatten zu suchen. Zu diesem Zeitpunkt ahne ich noch nicht, was in den nächsten Tagen auf mich zukommen wird. Im Moment freue ich mich einfach über Nicht-Regen und überlege, wie die seitlichen Hänge wohl während der Heideblüte aussehen mögen. Gegen sechs Uhr erreiche ich die Hauptstraße und laufe auf ihr in Richtung Dundonnell, biege nach ca. 1 km nach rechts ab, überquere den Dundonnell River und biege zwischen Häusern erneut rechts ab. Eigentlich hatte ich hier ein Hotel eingeplant, in dem ich essen wollte, aber da muss ich mich wohl versehen haben. Ich komme an keinem vorbei. Nicht so schlimm. Ich hab ja noch Kekse und Powerriegel. Da es demnächst wieder steil bergauf gehen wird und ich inzwischen die Erfahrung gemacht habe, dass es in höheren Bereichen kälter ist, suche ich mir abseits des Weges auf einer Weide eine etwas hinter Binsen versteckte Stelle und verschiebe den Aufstieg auf morgen. Mein Zelt muss ich noch einmal verrücken, damit der Kuhfladen nicht genau vor dem Eingang liegt. Mit den Gedanken an diesen wunderschönen sonnigen Tag mit sehr wenig Wind schlafe ich ein.1 Punkt
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09.05.2019, 19km Am nächsten Morgen habe ich gegen acht Uhr schon alles zusammengepackt. Eine größere Waschorgie im öffentlichen Sanitärbereich klappt leider nicht. Die Anlage ist zwar überraschend sauber, verfügt aber nicht über warmes Wasser. Der Händetrockner läuft einmal für ca. 20 Sekunden und macht danach keine Anstalten mehr, warme Luft zu pusten. Ich unterhalte mich noch kurz mit den beiden Mädels, die zusammen mit ihrem Hund im Nachbarzelt übernachtet haben und gehe dann erstmal auf die andere Seite des Ortes. Dort gibt es einen netten Coffee-Shop mit angeschlossenem Laden. Roll mit Bacon zusammen mit einem Riesen-Cappuccino und freiem WLAN sind ein wunderbarer Tagesanfang. Im Laden kaufe ich mir noch Futter für die nächsten Tage und ziehe gut gelaunt bei strahlendem Sonnenschein meinem heutigen Tagesziel entgegen. Als ich wieder am Hotel vorbei komme, amüsiere ich mich über die etwas ungewöhnliche Dekoration. Der Weg führt aus dem Ort heraus und dann am Abhainn Bruachaig entlang und ganz langsam mogelt sich der eine oder andere Höhenmeter unter meine Füße. Der Blick zurück zeigt mir den Creag Dhubh mit Sahnehäubchen, vor mir lassen sich in der Ferne weitere weiß bestäubte Bergspitzen erkennen. Das Sonnenlicht spielt mit dem Wasser, das Wasser mit den Steinen, vor mir schlängelt sich der Weg und ich darf den ganzen Tag einen Fuß vor den anderen setzen. Das Leben ist schön! Nach ca. 5 km überholt mich wieder der Osprey-Wanderer. Wir unterhalten uns natürlich über das Wetter, bevor er in dem ihm eigenen flotten Tempo von dannen zieht und ich wieder für kurze Zeit den grünen Regenüberzug vor mir habe. Sein Tagesziel ist die Shenavall Bothy. Meins eigentlich auch, aber irgendwie ist mir nach den Erfahrungen der letzten Tage klar, dass ich das vermutlich nicht schaffen werde. Zu viele Steigungen und zu viel Offroad. Auch egal. Mal sehen, wie weit ich komme. Der Weg verlässt den Abhainn Bruachaig und führt jetzt am Abhainn Gleann na Muice entlang bis zum gleichnamigen Loch. Die Querung des Flusses ist bei dem niedrigen Wasserstand, der überall vorherrscht, problemlos. Die durchziehenden Wolken sind sehr angenehm und halten mein Solarpanel nicht davon ab, schön blau zu leuchten und meine Powerbank aufzuladen. Der Weg ist schmal, aber gut zu gehen und hält sich nahezu auf einer Höhe bis zum Loch. Beim Zelt, das am See steht, ist niemand zu sehen. Vielleicht Munrobagger. Nach einer Pause an dieser wunderschönen Stelle traue ich mich an den nächsten - für mich - steilen Anstieg. Ich entdecke die Langsamkeit und komme gut voran. Auch hier erwischt mich wieder mit zunehmender Höhe ein eisiger Wind und es fängt sogar an zu schneien. Ich bekomme mit der Zeit eiskalte Hände und denke über verschiedene Arten von Handschuhen nach, die ich aber alle nicht dabeihabe. Dann verliert sich der Pfad wieder und ich muss mich darauf konzentrieren, die Richtung beizubehalten. Bevor die Sicht auf den See völlig verschwindet, mache ich immer mal wieder ein Foto in die Richtung, aus der ich gekommen bin. An denen kann man den Wetterwechsel sehr schön erkennen. Eine halbe Stunde später: Kurz vor der höchsten Stelle hört der Schneefall so plötzlich auf, wie er begonnen hat. Hier wird es auch langsam flacher und ich kann einfacher querfeldein gehen. Jetzt klettere ich zwischen zwei großen Felsen hindurch und mir stockt der Atem. Ich stehe am Rand einer wunderschönen Hochebene mit einer fantastischen Aussicht. Der Wind lässt auch nach, so dass ich mich erstmal hinsetze, eine Pause mache und versuche, so viel wie möglich von diesem Anblick in mich aufzunehmen. Dieser Ort ist irgendwie mystisch. Ich erwische mich dabei, dass ich einen Stein frage, ob ich auf ihm sitzen darf. Er hat nicht "nein" gesagt. Als ich aufstehe, bedanke ich mich bei ihm. Ich werde mir langsam unheimlich. Mir wird kalt und ich beschließe schweren Herzens, diesen Ort zu verlassen. Nach etwas Suchen finde ich den richtigen Pfad, der sich aber immer mal wieder vor mir versteckt. Und als er endlich deutlich und fest vor mir liegt, hat auch das herabfließende Wasser ihn gefunden. Während ich hin und herspringe, um den Matschstellen auszuweichen, fängt es wieder an zu regnen. Schließlich verläuft sich der Weg im Gras, das an dieser Stelle zur Sumpfpflanze mutiert ist. Also wieder nasse Füße kurz vorm Tagesabschluss. Als ich eine ebene Fläche an einem Fluss kurz vor dem Loch an Nid erreiche, beschließe ich, den Tag zu beenden. Der weitere vor mir liegende Weg scheint wieder an einem Berg entlang zu laufen und es ist nicht zu erwarten, dass ich dort noch so eine schöne ebene Fläche finden werde. Bis zur Bothy sind es noch 9 km und ich gebe mich nicht der Illusion hin, dass ich diese Strecke heute noch schaffen könnte. Der Regen fließt immer noch in Strömen, als würde er dafür bezahlt, und ich will genau jetzt und genau hier übernachten. Also baue ich mein Zelt auf, was sich als etwas schwierig erweist, weil unter dem Gras offensichtlich der vom Fluss abgelagerte Kies liegt. Schließlich steht es, ich räume es ein und als ich fertig bin, hört auch der Regen auf und es wird etwas freundlicher. Es ist kalt, es ist nass und der Ausblick von meinem Zelt aus ist fantastisch.1 Punkt
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07.05.2019, 20,4 km Bei strahlendem Sonnenschein wache ich auf. Die Nacht war frostig und ich bin mehrmals aufgewacht, weil mir kalt war. Ich wische das Eis von den Innenseiten meines Zeltes, vernichte ein kleines Frühstück und packe in Ruhe meine Sachen. Um 20 nach 8 trabe ich glücklich bei strahlendem Sonnenschein los. Der Weg geht ganz leicht abwärts, verliert sich dann in der Nähe der Bothy und ich stapfe durch Ried und hohes Gras, bis ich am River Ling ankomme und diesen überquere. Dieser Weg löst sich bald auf. Links vom See geht's querfeldein. Vor dem Loch Cruoshie ist die Bothy Maol Bhuide zu erkennen. Dann geht es offroad über die Flanke des Bein Dronaig. Bergauf und immer wieder mit dem Navi die Richtung korrigieren. Der Blick auf den Loch Cruoshie begleitet mich. Ich brauche sehr viel Zeit, weil mir in hohem wilden Gras ein ständiges auf und ab abverlangt wird. Und dann liegen auch noch diese tief in den Boden geschnittenen Wasserläufe (?) im Weg, bei denen jeder Schritt gut überlegt werden muss und man heftige Schlangenlinien läuft. Gegen 11 Uhr habe ich es geschafft und treffe auf den angepeilten Zickzack-Weg, der mich abwärts Richtung Loch Calavie führt. In der Ferne sehe ich die Seenkette mit dem Lochan Gobhlach, Loch an Tachdaidh und An Gead Loch. Am Loch Calavie angekommen geht's zunächst über eine Brücke, um den Allt Loch Calavie zu überqueren. Man hat den Eindruck, als ob man eine Insel betritt. Der Weg führt direkt Ufer des Loch Calavie entlang. An dem kleinen Strand denke ich trotz des Sonnenscheins nur einen winzigen Moment über ein Bad nach, setze dann aber zügig meinen Weg fort. Am See entlang muss ich nahezu keine Höhenmeter überwinden und genieße den Ausblick, der jedem Werbekatalog für Schottland zur Ehre gereicht hätte. Nachdem ich das Ende des Sees erreicht habe, geht es mit einem moderaten Anstieg zwischen dem Beinn Drinaig und dem Sail Riabach hindurch, bevor ich in einiger Entfernung links die Bendronaig Lodge Bothy entdecke. Bei dieser Bothy wollte ich eigentlich schon gestern angekommen sein. Da es Mittagszeit ist - zu spät für gestern, zu früh für heute -, lasse ich sie links liegen, biege an der Brücke nach rechts ab und wandere langsam bergauf am Loch an Laoigh vorbei und dann in einiger Entfernung am Abhainn Bhearnas entlang. Der Schotterweg ist inzwischen wieder in einen schmalen Fußpfad übergegangen und ich habe einen schönen Blick über das Tal. In meinem Kopf fängt es wieder an zu rechnen. Vor diesen fünf Kilometern Aufstieg hatte ich Respekt, aber es geht besser als erwartet. Vielleicht schaffe ich es ja heute trotz meines Rückstands zum Plan noch bis Graig's Hostel. Ich träume und rechne so vor mich hin, als ich auf einmal aus nächster Nähe von hinten angesprochen werde. Zu Tode erschreckt springe ich vom Weg. Müssen Wanderer eigentlich vor dem Überholen klingeln? Ich weiß es nicht, ich überhole ja nie jemanden. Nach einem kurzen, netten Gespräch rennt der junge Mann mit seinem leuchtend grünen Osprey-Regenüberzug voraus. Ich sehe ihn noch mehrmals in der Ferne vor mir auftauchen und wieder hinter der nächsten Kurve verschwinden. Irgendwann ist der Weg zu Ende und vor mir liegen ein paar Kilometer Offroad-Strecke durch hohes Gras und über mehrere kleine Hügel. Auf der Suche nach dem einfachsten Weg verliere ich immer mehr meine Richtung, was dazu führt, dass ich mehr Hügel überwinden muss als eigentlich nötig. Dadurch verliere ich natürlich wieder unendlich Zeit und langsam auch die Motivation. Ich werde nie aus diesen Hügeln herauskommen! Hinter jedem taucht ein neuer auf. Blick zurück Und dann bricht auch noch ein Schneeschauer über mich herein. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch nicht begriffen, dass Hagel- und Schneeschauer auf meiner Strecke meistens am höchsten Punkt auftreten und dass ich daraus schließen kann, dass es demnächst wieder bergab gehen wird. Und endlich finde ich wieder einen Pfad. Aber schneller bin ich dadurch auch nicht. Der Pfad ist steinig, nass und glitschig, so dass ich auf jeden Schritt achten muss. Inzwischen bin ich zehn Stunden unterwegs, es wird langsam Abend und ich will nur noch so weit wie möglich nach unten kommen, um dem eisigen Wind zu entgehen. Wie war das mit Graig's Hostel? Vergiss es! Nach einem ziemlich steilen Abstieg, aber immerhin auf einem Schotterweg, komme ich am Allt a´ Chaonais an und kann in der Ferne eine Straße erkennen. Klasse! Geschafft! Der Fluss hat auf der anderen Seite wunderschöne flache Grasflächen, die zum Übernachten einladen. Leider steht dort schon ein Hilleberg, dass am unteren Rand rundum mit Steinen beschwert ist. Oje, muss ich mir Gedanken über Sturm machen? Später. Ich vermute, dass in diesem Zelt u. a. ein Osprey liegt. Bevor ich mir aber über einen Übernachtungsplatz Gedanken mache, muss ich erstmal über den Fluss kommen. Dazu ist an dieser Stelle eine wunderbare Hilfe gebaut worden. Nein, keine Brücke, obwohl auf dem Schild diese Bezeichnung benutzt wird. OK, genug Bilder davon hatte ich gesehen. Auch mit Menschen mit Rucksäcken, die noch nicht im Wasser lagen. Es muss also funktionieren. Vorsichtig setze ich einen Fuß nach dem anderen auf das untere Seil und halte mich am oberen fest. Ich bin kurz über dem Wasser, als das Seil mit meinen Füßen nach vorne schwingt, mein Rucksack sich mit der Erdanziehungskraft gemein macht und ich fürchterlich ins Trudeln komme. Meine Gegenbewegungen, um das Seil für die Füße zu beruhigen, sind nicht zielführend und ich drohe, mit dem Rücken zuerst ins Wasser zu fallen. Nichts wie runter hier. Ich werfe mich Richtung Ufer, lande mit dem Hintern immerhin auf dem Gras, rappel mich hoch und springe erstmal zwei Schritte vom Wasser weg. Puh. Das sollte man vielleicht nicht unbedingt am Ende eines anstrengenden Tages zum ersten Mal ausprobieren. Ich jedenfalls nicht. Die Entscheidung für nasse Füße fällt mir jetzt leicht und ich furte einfach den Fluss. Da ich dem Hilleberg und seinem Bewohner die Ruhe gönne, laufe ich weiter, um mir einen entfernteren Schlafplatz zu suchen. Nachdem die Straße mich etwas vom Fluss weggeführt hat, biege ich nach ca. 20 Minuten auf eine Weide ab, in der Hoffnung, wieder an den Fluss zu kommen und auch so ein schönes Stück Wiese zu finden. Das klappt nicht ganz, aber ein ebenes, windgeschütztes Fleckchen oberhalb eines Wasserfalls bietet gerade ausreichend Platz für mein Zelt. Und dann spielt die Abendsonne noch einmal mit den Bergen und dem Himmel. Was für ein grandioser Tag!1 Punkt
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06.05.2019, 16,5 km Um 6 Uhr bin ich hellwach. Kein Wunder nach 12 Stunden komatösem Schlaf. Beim Blick aus dem Zelt werde ich von einem freundlichen Himmel, schneebedeckten Bergspitzen und aus dem Wald aufsteigendem Nebel begrüßt. Was für ein Ausblick! Eine halbe Stunde später krabbelt die Sonne über die Berge und vergoldet die gegenüberliegenden Hügelkuppen. Nach der morgendlichen Routine bin ich gegen 8 Uhr startklar. Und es geht bergauf. Und bergauf. An den Hängen sehe ich Herden von Wild entlangziehen. Und immer wieder genieße ich den Blick zurück auf die weitgehend sonnenbeschienene Landschaft. Blick zurück Hatte ich schon erwähnt, dass es bergauf geht? Um kurz nach zehn bin ich offensichtlich am Ende des Tals, der Weg hält sich jetzt mehr auf einer Ebene. Und vor mir sehe ich imposante weiße Hügelspitzen. Und dann entdecke ich das Schild, das auf die Falls of Glomach hinweist. Ja, hier sind auch gute, ebene Übernachtungsstellen. Aber es ist wirklich sehr windig. Die Falls sind sehr beeindruckend, weil man zunächst den so schön harmlos aussehenden Zulauf und später den idyllisch sich windenden Ablauf sehen kann. Und dazwischen tobt das Wasser. Ich laufe etwas herum, mache eine Pause und suche dann den Einstieg in den weiteren Weg. Das ist nicht so einfach, weil es viele Trampelpfade gibt und der richtige nicht offensichtlich zu erkennen ist. Blick zurück auf die Falls of Glomach Tief eingeschnitten der Ablauf Noch einmal ein Blick zurück Der Weg, für den ich mich schließlich entscheide, führt am Berghang entlang und teilweise über nackten Fels, bei dem Klettern angesagt ist. Hatte ich Abenteuer bestellt? Vermutlich. Zumindest wird geliefert. Das Tal wird langsam weiter und der Weg schlängelt sich abwärts. An einer besonders schönen Stelle mache ich Pause, liege windgeschützt in der Sonne und würde am liebsten hierbleiben. Schweren Herzens raffe ich mich aber doch wieder auf und gehe weiter. Schließlich warten heute noch ein paar Bergauf-Strecken auf mich. Irgendwann überquere ich den River Elchaig, laufe am Loch na Leitreach entlang und habe noch einmal einen wunderschönen Blick auf das Tal, aus dem ich gekommen bin. Hinter diesen Bergen liegen die Falls of Glomach. Dort komme ich her. Entspannt am Loch na Leitreach entlang Am Ende des Sees wandern in aller Ruhe zwei Rehe / Dammwildkühe (?) über eine Weide. Ein Schotterweg, der mit der Zeit schmaler und ruppiger wird, führt mich an einem Flüsschen zwischen dem Faochaig und dem Aonach Buidhe hindurch, an der höchsten Stelle begrüßt mich ein Steinhaufen. Ich lege einen Stein dazu und weiß, dass es jetzt wieder abwärts geht. Ein Stück vor der Bothy Maol Bhuide suche ich mir ein schönes Fleckchen mit fließend Wasser und baue mein Zelt auf. Heute absolviere ich mein Abendprogramm in aller Ruhe. Nach ein paar Hagelschauern im Laufe des Tages scheint jetzt wieder die Sonne. Ich habe heute mit zwei Menschen gesprochen und drei von weitem gesehen. Das Leben ist schön!1 Punkt
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05.05.2019, 16 km Gegen 10 Uhr habe ich alles gepackt, mache ein Tages-Start-Foto und ziehe mit einem Sandwich im Magen los. OT: Zu diesem Zeitpunkt, an dem ich diese Erinnerungen aufschreibe und die Strecken mit ihren Höhenmetern ermittele, sind mir meine Aufzeichnungen etwas peinlich. Trotzdem werde ich so berichten, wie ich es damals empfunden habe. Das Wetter ist bedeckt, aber weitgehend trocken. Es geht auf einem Fußpfad bergauf und bergab. Die Bergauf-Strecken sind für mich sehr anstrengend. Flachlandheidjer ohne regelmäßigen Sport - das rächt sich jetzt. Schon mittags habe ich den Eindruck, dass ich mein geplantes Tagespensum nicht schaffen werde. Der Weg ist mühsam und ich komme nur langsam voran. Aber die Landschaft ist so schön. Ich genieße sie und die Einsamkeit, wenn ich nicht gerade mit mir und meiner Geschwindigkeit hadere. Blick zurück Blick vorwärts Schließlich geht der Weg in eine Schotterpiste über, auf der ich gut Zeit aufholen kann. Dort zwischen den Bergen bin ich herausgekommen Nach einem Stück Teerstraße biege ich rechts auf den Fußpfad Richtung Falls of Glomach ab. Der Weg führt bald durch einen schönen Wald, in dem ich neben einem Glockenblumenfeld einen Bach überquere. Der Platz ist so idyllisch, dass ich beschließe, hier eine Pause zu machen. Mein Pausenplatz Ich schaue nochmal auf die Karte und hege die Hoffnung, dass ich mein Tagesziel doch noch erreichen kann. Weiter geht es auf dem Pfad bergauf. Gegen halb sechs komme ich an einem geeigneten Übernachtungsplatz mit einer wunderschönen Aussicht vorbei. Laut Karte kann ich so einen ebenen Platz bis zu den Falls nicht mehr erwarten. Weitergehen oder dieses Geschenk annehmen? Fragen über Fragen. Auf der Strecke sind viele Wanderer unterwegs, die um diese Tageszeit bereits auf dem Rückweg von den Falls of Glomach sind. Von diesen bekomme ich die Information, dass es bei den Falls sehr windig und sehr kalt sei. Einer spricht von Schnee. Da die letzte Nacht schon sehr kalt war, beschließe ich, mir die letzten vier Kilometer für morgen aufzuheben und mein Zelt genau jetzt und genau hier aufzustellen. Nachdem ich mich häuslich eingerichtet habe, lege ich mich lang, um meinen Rücken zu entspannen und decke mich meinen Schlafsack locker über meine kalten Füße. Heute bin ich von Kopf bis Fuß trocken geblieben, aber kalt ist es trotzdem. Gegen 6 Uhr abends wache ich dann auf, weil ich am Oberkörper friere. Also pelle ich mich endlich aus meinen Tagesklamotten, ziehe meine warmen Merino-Nacht-Pullis an und bekomme prompt Schüttelfrost. Ich krabbel ganz tief in meinen Schlafsack, schaffe es nicht mehr, etwas zu essen, meine Hose zu wechseln oder Zähne zu putzen. Nicht mal meinen Gute-Nacht-Whisky habe ich getrunken.1 Punkt
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Scottish National Trail Part III 04.05.2019, 13 km Genau wie im September: Aufgeregtes Nicht-Einschlafen mit steigender Angst vorm Verschlafen, wie immer trotzdem rechtzeitig wach, Frühstück, nach Norderstedt zum gebuchten Park & Fly fahren, die mich zum Flughafen bringen und ab geht die Post. Der einzige Unterschied zum letzten Mal ist ein unfreundlicher Blitzer, in dessen Folge ich nach meinem Urlaub die Gemeinde Norderstedt mit 20 € subventionieren werde. Die Alu-Heringe gehen kommentarlos durch, nur mein schönes Jet-Feuerzeug wird mir abgenommen. Beim letzten Mal war es im Rucksack nicht aufgefallen, diesmal hatte ich es in der Hosentasche. Jedenfalls bis zur Security-Kontrolle in Hamburg. Die Planung mit der Platzreservierung klappt wie am Schnürchen. Nach der Landung stehe ich als erste auf, nehme meinen Rucksack aus dem Gepäckfach und mache den anderen Platz, indem ich mich schon mal in den schmalen Gang zum hinteren Ausgang stelle. Den beiden Jungs, die neben mir saßen und deren Gespräch über die geplante Tour auf Skye ich unweigerlich mitbekommen hatte, wünsche ich eine schöne Wanderung, woraufhin prompt die Frage kommt, was ich denn vorhätte. "14 Tage Highlands." Mit skeptischem Blick und Fingerzeig auf meinen Rucksack fragt der eine: "Aber das ist nicht das ganze Gepäck?" "Doch." "Respekt! Soweit bin ich noch nicht." "Kommt noch." Dann wird die Tür geöffnet und ich steige als erste aus, gehe als erste durch die Security, am Gepäckband vorbei, bin als erste am Geldautomaten und aus dem Flughafen raus. Boah ey. Was für ein Urlaubsanfang. Ich suche den Bus nach Glasgow, kaufe eine Fahrkarte und habe sogar noch Zeit, vor der Abfahrt mit dem Busfahrer eine zu rauchen. In Glasgow kaufe ich eine Fahrkarte zum Cluanie Inn, nachdem ich die Dame hinter dem Schalter davon überzeugt habe, dass in dem gewünschten Bus ab Target wieder Platz für mich ist und dass ich bis dorthin einen anderen Bus nehmen kann. In Target habe ich etwas Zeit, gönne mir einen Kaffee, den ich mit Blick auf den Loch Lomond genieße und suche dann die Bushaltestelle. Es ist kühl und windig und die Haltestelle bietet nur wenig Schutz. Target, Loch Lomond Endlich kommt der Bus und hat wie geplant Platz für mich. Bei einem längeren Stopp an einem Supermarkt kaufe ich mir zwei Sandwiches und eine Packung Kekse. Soll ich auch gleich Käse und Wurst und Brot…? Nee, das ist jetzt unpraktisch. Mein Rucksack ist unten im Bus und ich habe nur einen kleinen Beutel mit. Einkaufen werde ich in dem kleinen Laden beim Cluanie Inn. Dann kann ich das auch gleich alles richtig im Rucksack verpacken. Weiter geht's mit dem Bus. Schlaf- und Guckbedürfnis fechten einen harten Kampf in mir. Mal gewinnt das eine, mal das andere. Dann hält der Bus an und der Busfahrer sagt etwas zu mir. Ich schaue ihn fragend an und er wiederholt: "Cluanie Inn". Kurz vor halb vier. Perfekt. Ich steige aus, gehe um die nächste Kurve und erstarre. Vor mir - eine Baustelle. Das Hotel wird offensichtlich komplett renoviert (hoffentlich bauen sie genügend Steckdosen ein) und der kleine Laden auch. Keine Wurst, kein Käse, nur Zement und Dreck. Auf einem Schild steht etwas von Wiedereröffnung im Frühjahr 2019. OK. Mai ist wohl noch nicht Frühjahr. Ich schaue noch etwas auf die Berge, aus denen ich auf der letzten Tour gekommen bin und mache mich dann auf den Weg zum Einstieg in meine diesjährige Wanderung. Mein Einstieg Um vier Uhr starte ich Richtung Morvich. Es geht leicht bergauf, der Weg wird schmaler und graugrüne Hügel prägen die Umgebung. Ja, genau das wollte ich sehen. Es ist kalt, aber weitgehend trocken, nur ab und zu ein Regen- oder Hagelschauer. Allerdings macht sich so langsam der lange Tag bemerkbar und ich bin mir nicht sicher, ob ich heute wie geplant bis zur Bothy komme. Egal, dann suche ich mir eben vorher einen Platz. Andrerseits - schon am ersten Tag das gesteckte Ziel nicht zu erreichen … Hmmm. Ich hadere mit mir. Und dann sehe ich auf einmal am gegenüberliegenden Hang ein rotes Dach. Klasse. Da ist es. Das schaffe ich noch. Der Weg macht einen Rechtsschwenk, führt über eine Brücke, um dann wieder nach links zur Bothy abzubiegen. Muss ich diese Kurve gehen? Das müsste ich doch abkürzen können. OK, davor ist ein Fluss, aber er ist ja nicht der erste, den ich in Schottland auch ohne Brücke überwunden habe. Alle Wasserläufe sahen bis jetzt nach Niedrigwasser aus. Also probiere ich es und gehe direkt auf die Bothy zu. Ja, der Fluss ist furtbar, aber am Ufer läuft ein ca. 1,80 m hoher Wildzaun entlang, der an der unteren Kante im Gras eingewachsen ist. Ich laufe durch unwegsames Gelände am Zaun entlang Richtung Brücke und finden keine Möglichkeit, den Zaun zu überwinden. An der Stelle, an der der Zaun den Weg kreuzt, ist ein Tor. Die Strecke hätte ich einfacher haben können, wenn ich auf dem Weg geblieben wäre. Hinter dem Tor kann ich mit hochgekrempelten Hosen den Fluss furten. Nasse Füße? Egal. Ich bin ja gleich an der Bothy. Zunächst kommt aber noch einmal unwegsames Gelände, weil der Weg am Fluss endete. Ich überwinde tiefe trockene Wasserläufe, in die ich regelrecht hinein- und hinausklettern muss. Und die Bothy kann ich auch nicht mehr sehen. Mit Hilfe des Handy-Navis finde ich die richtige Richtung, bis ich wieder auf einem schmalen Schotterweg bin. Die Bothy versteckt sich immer noch vor mir. Aber dann sehe ich das rote Dach wieder. Leider ist das gar nicht die Bothy, sondern gut gepflegter Schuppen mit neuem Dach. Puh, wozu ein Zaun doch manchmal gut ist. Jetzt noch zweieinhalb Kilometer auf dem Pfad entlang. Ich setzte meine Füße nur noch mechanisch voreinander, konzentriere mich darauf, nicht über Unebenheiten zu stolpern und erreiche endlich kurz vor neun die Bothy. Drei Wanderer haben sich schon ausgebreitet. Ich habe nasse Füße, mir ist kalt und ich bin ziemlich erschöpft. Seit 20 Stunden bin ich jetzt unterwegs. Die Bothy ist düster und kalt. Die Herren haben kein Feuer angemacht. Ich unterhalte mich noch etwas mit ihnen und beschließe dann, im Zelt zu übernachten. Gegenüber finde ich einen Platz, baue das Zelt nicht sehr perfekt auf, was auch dem heftigen Wind geschuldet ist, der durch das Tal fährt. Bevor ich einschlafe, sehe ich noch eine Herde Wild in unmittelbarer Nähe vorbeiziehen. Die erste Nacht dieses Urlaubs ist rutschig und saukalt. Trotzdem schlafe ich bis 8 Uhr.1 Punkt
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Und wieder ein paar Gedanken zu meiner Packliste: Rucksack Hyberg Attila Cuben Den hatte ich im Sommer - auch hier im Forum - gebraucht gekauft. Ich mag ihn, er trägt sich für mich gut. Allerdings hätten meiner Meinung nach die Nähte halten müssen. Ich hatte maximal 10 bis 11 kg drin. Es ist sehr unangenehm, wenn man unterwegs nicht sicher sein kann, ob die Schultergurte halten. Ich habe ihn an Hyberg geschickt. Sie haben es in Ordnung gebracht. Isomatte EXPED Synmat HL M Noch bevor ich im Sommer wusste, was mit meiner NeoAir Xtherm geschehen würde, ist mir die EXPED hier im Forum zugelaufen. Einfach supergut. Für mich sehr bequem. es macht für mich keinen Unterschied, ob ich auf Querkammern (NeoAir) oder auf Längskammern (EXPED) schlafe. Das Rutschproblem auf unebenen Flächen muss ich noch lösen. Schlafsack Cumulus 300 Nachdem ich ihn in diesem Urlaub jeden Abend sorgsam aufgeschüttelt habe, sind wir besser miteinander klargekommen. Mit den entsprechenden Schlafklamotten ist er für mich für Schottland ausreichend. Danke für die Schüttelanweisung, @Andreas K.. Trailrunner Salomon XA Enduro Running Unisex Laufschuhe Die Nachfolger meiner Merrells. Etwas schwerer, aber auch mit dem Gamascheneinsatz. Zuerst kamen sie mir durch die hochgezogenen Plastikstreifen etwas zu steif vor und ich war mir nicht sicher, ob sie richtig für mich sind. Nach dem Einlaufen zuhause habe ich aber beschlossen, sie mitzunehmen. Und ich bin sehr zufrieden mit ihnen. Die Schnürung ist sehr praktisch, wenn man klamme, kalte Finger hat und die Feinmotorik zu wünschen lässt. Sie haben mit meinen Füßen zusammen einen Superjob gemacht. Wanderhose Myogg Nach der schmerzhaften Erfahrung im Mai und dem Frust, dass mir meine schöne bequeme Schöffel nicht mehr passt, beschloss ich im Sommer, mir eine Hose zu nähen. Wobei mir mehrere Forumseinträge Mut gemacht haben. Also habe ich bei Extremtextil günstigen Stoff zum Üben bestellt, ein Schnittmuster dazu, das ich nicht verwendet habe, und hatte eine Woche keine Zeit, Unsinn zu machen, weil ich mit Nähen beschäftigt war. Auf alles, was schwierig war, habe ich verzichtet, also kein Knopf, keinen Reißverschluss, einfach oben ein Bündchen mit breitem Gummiband darin. Da der Stoff elastisch ist, war das kein Problem beim Anziehen. Auf das Bein habe ich mir noch eine Tasche für das Handy genäht. Das finde ich beid er Schöffel ziemlich genial. Am Tag, bevor es losging, war ich noch am Überlegen, ob es klug ist, mit der ersten selbstgenähten Hose als einzige loszuziehen. Aber irgendwie gab es keine Alternative. Die Decathlon-Hose wollte ich nicht noch einmal und die Schöffel war immer noch nicht weiter geworden. Und was soll ich sagen? Ich habe mich mehrmals am Tag über diese bequeme Hose gefreut. Jedes Mal, wenn ich sie hoch- oder runterziehen musste, war ich froh, mich nicht mit Knopf und Reißverschluss rumplagen zu müssen. Wie gesagt: Kalte, klamme Hände und die Feinmotorik … Der Stoff trocknet schnell, so dass ich teilweise die Hose beim Furten gar nicht hochgekrempelt habe. Lediglich die Handytasche hat nicht so funktioniert wie geplant. Der Stoff ist so leicht, dass das Handy mit der Zeit die Hose runterzieht. Aber für klein zusammengefaltete Kartenabschnitte und das Tempotaschentuch funktioniert die Tasche gut - solange es nicht regnet. Über kleine und große handwerkliche Mängel habe ich großzügig hinweggesehen, die Funktion wurde nicht beeinträchtigt. Nylonstrumpfhose Bei starkem Gegenwind war der Stoff meiner Wanderhose manchmal zu dünn, so dass es unangenehm kalt am Unterleib war. An diesen Tagen habe ich einfach die Nylonstrumpfhose untergezogen. Trägt nicht auf, hat kaum Gewicht, trocknet schnell und wärmt erstaunlicherweise ausreichend. Hat sich einen Stammplatz in meiner Packliste verdient. Merino-Shirts Das kurzärmlige T-Shirt hatte ich tagsüber an, nachts durfte es mit in den Schlafsack, weil es meist nur leicht feucht war. War sehr angenehm zu tragen, aber am Ende des Urlaubs von den Schultergurten nahezu zerfetzt und ist jetzt im T-Shirt-Himmel. Ein langärmliges mit Rollkragen von Odlo hatte ich nachts an. Das war schön warm, besonders der lange Rollkragen hat mir gut gefallen. Hat leider auch schon Löcher, ich werde es aber zum Schlafen noch weiter benutzen. Regencape (3F UL GEAR) Tja. Ist ein Cape für Schottland geeignet? Ja und nein. Es weht natürlich und kostet dadurch sicherlich zusätzlich Kraft. Vorne hatte ich die Seiten zusammengeschlagen und die Ringe und Haken, die an den Seiten sind, miteinander verbunden. Dadurch wehte es vorne nicht hoch und ich konnte sehen, wohin ich trat. Praktisch finde ich auch, dass es über den Rucksack geht und kein Wasser am Rücken herunterläuft. Allerdings kann man, wenn man z. B. das Zelt aufbaut, nur entweder sich selbst oder den Rucksack schützen. Leichter als Regenhose und Regenjacke ist es auch. Also, eigentlich nicht schlecht, aber man muss einige Nachteile in Kauf nehmen. Ich denke seit dem Urlaub über die eierlegende Wollmilchsau nach, bin aber noch zu keinem endgültigen Ergebnis gekommen. Buff Ja, immer wieder. Den habe ich tagsüber immer getragen. Wenn es sehr windig war, doppelt gelegt. Er sitzt schön eng und verrutscht nicht. Küche Der Kocher Stormin Stove mit Cone und dem Toaks Topf sind einfach zu handhaben. Allerdings habe ich festgestellt, dass ich kaum koche und viel weniger esse, als vermutet. Dadurch habe ich natürlich viel zu viel Essen und Spiritus zu lange mitgeschleppt. Die beiden werden auch weiterhin meine mobile Küche bleiben, aber ich werde vor Touren überlegen, ob ich sie mitnehme. Wasseraufbereiter Katadyn BeeFree Damit komme ich gut klar. Besonders gefällt mir daran, dass ich nach dem Wasserschöpfen sofort trinken kann. Ich kann ihn auch in leerem Zustand unter meinen Hüftgurt klemmen und unterwegs schnell aus einem Bach trinken. Meine Trinkflaschen bekomme ich zwar aus den Seitenfächern des Rucksacks heraus, aber nicht wieder hinein, ohne den Rucksack abzunehmen. Feuerzeug In diesem Jahr habe ich ein Feuerzeug mit Jetflamme benutzt. Etwas schwerer als die Bics, aber sehr praktisch, wenn man es beim Anzünden nach unten halten muss, z. B. um den Kocher anzuzünden, und natürlich bei Wind. Rettungsfolie Habe ich in der Sturmnacht über mich gelegt, um etwas mehr Schutz gegen Nässe und Wind zu haben. Würde ich auch immer wieder mitnehmen. Powerbank und Solarpanel Ist sicher eine gute Idee, wenn man nicht mehrere Tage im Regencape rumläuft. Hier muss ich für die nächste Tour nochmal intensiv nachdenken. Eine Lösung zum Aufladen brauche ich auf jeden Fall. GARMIN InReach SE+ 2017 Wenn man auf Strecken unterwegs ist, auf denen man mehrere Tage keinen Menschen sieht, gibt es Sicherheit für den Notfall. Zuhause hat man dann auch präzise Angaben über die Stellen, von denen man OK-Messages abgesetzt hat, bei mir waren das de Übernachtungsplätze. Leider kann ich keine Mehrfachfunktion feststellen, z. B. für die Navigation. Haben wir das falsche Gerät gekauft? Kopfnetz und Hut Habe ich nicht einmal benötigt. Lag sicher an der Jahreszeit und am Wetter. Würde ich mir auch beim nächsten Mal genau überlegen, ob ich es mitnehme.1 Punkt
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Fazit des 2. Teils: Es war eine ereignisreiche, unheimlich emotionale Zeit. Es war mein erster Wanderurlaub komplett allein. Ich habe es so sehr genossen, dass ich manchmal fast ein schlechtes Gewissen hatte. Man liest oft so Sätze wie "Das Abenteuer beginnt am Ende der Komfortzone". Während ich diesen Bericht geschrieben habe, ging mir manchmal durch den Kopf, wieso dieser Urlaub für mich so großartig war. Nasse Füße, Pausen zusammengekauert unterm Regencape, keine Dusche, das Wetter zu schlecht, um wenigstens mal in Seen oder Flüssen zu baden, ein Sturm, der einem das nasse Zelt um die Ohren haut: Will ich das wirklich? Ist das Urlaub? Nee, das will ich natürlich nicht. Das habe ich auch nicht so geplant. Aber es hat sich so ergeben und ich bin damit klargekommen. Und das ist ein tolles Gefühl. Der Fokus liegt auf einer neuen Sichtweise auf Dinge, die ich mein Leben lang als selbstverständlich hingenommen habe: Sonne im Gesicht, auf einem Stuhl oder einer Bank sitzen, eine warme Dusche, abends mit trockenen Füßen schlafen gehen, morgens in trockene Strümpfe und Schuhe steigen… Ach, Ihr kennt das ja. Sucht Euch selbst was aus! Zusammenfassung meines Schottland-Urlaubs: - Erwarte nichts und rechne mit allem. - Beschäftige Dich erst mit einem Problem, wenn es genau vor Dir liegt. - Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Manchmal ist sie mit nassen Füßen verbunden. Schottland, wir sind noch nicht fertig miteinander. Ich komme wieder!1 Punkt
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16.9.2018, 20 km Im Matsch baue ich ganz vorsichtig mein Zelt ab, verstaue alles im und am Rucksack und komme gegen halb zehn los. Mein Fuß muckt noch etwas rum, ich will nichts riskieren und nehme noch eine Tüte Iboprofen. Nach einem kurzen Beginn auf einem schönen Waldweg folgt Schotterweg auf Schotterweg. Es geht einige Zeit durch Wald oder an gerodeten Katastrophen vorbei. Irgendwann ist ein Gatter quer über den Weg. Daneben ein Schild mit dem Text "The beast is back". Als weitere Erklärung lese ich, dass sich in dem eingezäunten Bereich Highland Rinder befinden, die u. a. auch einen natürlichen Nutzen für das Gebiet haben. Ich gehe durch das Tor und dann weiter auf dem Schotterweg. Einige Zeit später sehe ich sie dann. Eine Herde mitten auf dem Weg. Die beeindruckenden Hörner lassen mich einen Moment zögern. Nach kurzer Überlegung komme ich zu dem Schluss, dass man sie nicht auf einem Wanderweg frei laufen lassen würde, wenn sie gefährlich wären. Also atme ich einmal tief durch und gehe mitten zwischen ihnen hindurch. Ihr gesamtes Temperament reicht immerhin soweit, dass sie mir mit den Augen folgen und dafür sogar den Kopf etwas bewegen. Ich mache dann noch zwei Bilder, würde an den letzten auch gerne näher herangehen, um ein besseres Foto zu machen, will ihre Gutmütigkeit aber jetzt auch nicht ausnutzen. Kurz danach verlasse ich durch ein Tor das eingezäunte Gelände, wandere weiter und habe am höchsten Punkt dieses Abschnitts endlich mal wieder einen schönen Ausblick, diesmal über den Loch Garry. Als ich im nächsten Wald eine Pause mache, komme ich mit einem Wanderer ins Gespräch. Der Fast-Kölner kommt aus der Richtung, in die ich gehe, und erzählt mir, dass er nach der heftigen Nacht im Bog umgekehrt ist. Die heftige Nacht kann ich nachvollziehen, ich habe denselben Regen abbekommen. Mit einem skeptischen Blick auf meine Trailrunner meint er noch, er hoffe, dass das Wasser inzwischen soweit abgeflossen ist, dass ich gut durch die matschigen Wege und vor allem durch den Fluss, an dem die Brücke abgebaut sei, komme. Ähem. Ich weiß nicht genau, welche er meint, beschließe aber, Probleme zu lösen, wenn ich sie vor der Nase habe. Dann setzen wir unsere Wege - in entgegengesetzte Richtungen - fort. Hinter Greenfield biege ich nach links ab und gehe einen ganz frisch geschotterten Weg bergauf. Die Ränder sind vom Wegebau noch völlig kahl. Neben dem Weg blicke ich auf gerodete Flächen. Straßenbau-Feeling. Nicht schön. Idylle geht anders. Hinter der nächsten Farm macht mir eine ziemlich neue Brücke das Überqueren des Greenfield Burn einfach. Kurze Zeit später kann ich aber nicht genau erkennen, welcher der vielen Trampelpfade meiner ist und muss meine Karte zu Rate ziehen. O.K., da geht's lang. Der schmale Pfad zwischen Gras und Heidebüschen hat in der letzten Nacht offensichtlich auch einige Wassermassen abbekommen. Er arbeitet noch daran, sie wieder loszuwerden. Also stapfe ich durch Matsch und Wasser den nächsten Hügel hinauf. Ich war ja gewarnt, aber so schlimm ist es jetzt auch nicht. Nur etwas anstrengend. Nach ca. 2 km komme ich an einen Fluss mit einem Wehr. Und davor liegt - eine abgebaute Brücke. Aha. Ich schaue mir den Fluss an und stelle fest: Der ist an dieser Stelle nicht zu überqueren. Oberhalb des Wehrs auch nicht. Also erstmal hinsetzen und nachdenken. Das also meinte der Kölner. Zurück gehe ich nicht! Im Notfall muss ich so lange flussaufwärts wandern, bis ich rüberkomme. Eigentlich muss ich sparsam mit meinem Handy-Akku sein, aber jetzt hole ich es doch raus, um einen Überblick über meine Position und die Umgebung zu bekommen. Und dann stelle ich fest, dass ich gar nicht an dieser Stelle sein soll. Ich habe mich bei den unübersichtlichen Pfaden vertan und bin einem falschen gefolgt. Na super. Aber etwa 100m flussaufwärts gibt es einen Weg, über den ich in einem Bogen genau dahin komme, wo ich heute sowieso landen wollte. Besser als umkehren. Also schlage ich mich durch Heide und Sumpf bis zu dem Weg. Überraschung! Ein zweispuriger Schotterweg, der den Fluss mit einer gut ausgebauten Brücke überquert. Aber da will ich ja gar nicht hin. Ich schlage die andere Richtung ein, laufe meinem ursprünglichen Ziel entgegen und ärgere mich etwas über mich selbst, dass ich durch die Aktion einen Teil meines Zeitpuffers wieder verliere. Den Rest des Tages mache ich nur noch ein Foto. Erstens will ich Akku sparen, zum anderen sehe ich nichts, was es in meinen Augen wert ist, fotografiert zu werden. Der Weg zieht sich mühsam und langweilig durch Forstabbaugebiete. Der Ausdruck "vernarbte Hügel" geht mir immer wieder durch den Kopf. Und irgendwann regnet es wieder. Weder Regen noch Weg scheinen ein Ende zu nehmen. Ziemlich fertig erreiche ich irgendwann wieder meine Route, gehe noch circa 2 km an der Straße entlang und baue etwas abseits im Regen mein Zelt auf. Schade, eigentlich wollte ich heute noch etwas weiter gekommen sein. Vor der Reststrecke habe ich etwas Respekt. Aus einem nahen Bach fülle ich noch meine Wasservorräte auf. Dann krabbele ich in meinen Schlafsack und lobe meine Füße ausgiebig, besonders den rechten, der heute nicht mehr rumgezickt hat.1 Punkt
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14.9.2018, 19 km Nach einer rutschigen Nacht in meinem doch etwas schräg stehenden Zelt, aber ohne schießwütige Störungen, wache ich auf und koche mir endlich mal wieder Müsli und Kaffee. Aber nach dem halben Müsli bin ich satt und bekommen nichts mehr runter. Dafür schmeckt mir der heiße Kaffee umso besser. Ich krame in meiner Vorratstüte und gönne mir dann noch ein Stückchen getrocknetes Steak. Das wenigstens schmeckt mir richtig gut. Und es ist kein Wind! Ich baue das Zelt ab und starte gegen 10 Uhr die heutige Strecke. Zunächst geht es noch für einige Kilometer weiter auf Asphaltstraße. Es regnet nicht, ab und zu kann ich Sonnenschein genießen. Ich brauche nicht zu sehr auf den Weg zu achten und habe mal wieder Zeit, mir die wunderschöne Landschaft anzusehen, die hinter jeder Kurve anders aussieht. Ich bin entspannt und glücklich. Nach circa 4 km kann ich erkennen, dass die Teerstraße in einen Schotterweg übergeht. Juhuu! Kurz davor dann eine Brücke und ein Schild, dass der Weg gesperrt ist. Für Autos und Pferde. Alles gut. Ich mache kurz ein Foto und gehe weiter. Ich versuche, einen Bachlauf, der hinter der Brücke die Straße überquert, im Gras zu umgehen, was mir nicht trockenen Fußes gelingt. Kurz danach stehe ich vor einer Straßensperre. Moment! Stand auf dem Schild nicht auch etwas von pedestrians? Ich schaute auf mein Foto, kann den Text nicht genau erkennen und interpretierte ihn so, dass auch der Weg auch für Fußgänger und Biker gesperrt ist. Also zurück. Um den Bachlauf durchs Gras, platsch, über die Brücke, während ich mit den Schotten hadere. Das können die doch nicht machen! Mich 14 km lang auf einer Teerstraße laufen lassen und dann den Weg sperren. Ich gehe nicht zurück! Never ever. Also das Schild noch einmal ganz genau lesen. Falsch gelesen! Fußgänger und Biker können durch. Also zurück, noch mal über die Brücke und der dritte Versuch, den Bachlauf zu umgehen. Platsch. Und dann gehe ich auf dem Schotterweg schnurstracks in die Berge. Zu Beginn sehe ich links noch ein Gehöft. Der Weg zieht sich langsam, aber stetig den Berg hinauf. Ich genieße das immer noch angenehme Wetter. Mein Cape brauche ich noch nicht. Einziger Meckerpunkt wäre, dass parallel zum Weg, mal links, mal rechts, Überlandleitungen verlaufen. Aber unterirdisch verlegen ist hier wohl keine Option. Während einer Pause stelle ich fest, dass ich kurz vor den Serpentinen über den Pass bin. Inzwischen ist es windig geworden und ich ziehe mein Cape als Windschutz an. Vor den Serpentinen habe ich Respekt. Als norddeutsche Flachlandsquaw habe ich das Bergaufgehen nicht mit dem Laufen gelernt. Also eigentlich gar nicht. Ich kann nicht einschätzen, wie viel Kraft mich der Pass kosten würde. Also atme ich noch einmal tief durch und gehe los. Immer einen Fuß vor den anderen, kleine langsame Schritte und immer mal wieder ein Blick zurück in das Tal, aus dem ich gekommen bin. Zwei Biker kommen mir entgegen, kurz grüßend, ohne den Blick zu heben. Hochkonzentriert die komplette Breite des Weges nutzend, lavieren sie langsam zwischen den Steinen hindurch und über die mit Felssteinen eingefassten Rinnen, die in unregelmäßigen Abständen quer über den Weg verlaufen. Respektvoll staune ich ihnen hinterher. Das wäre ja nichts für mich. Hier die felsigen Querrinnen zu erkennen Langsam wird es nebliger. Die Feuchtigkeit kommt wohl eher von den Wolken als vom Regen. Ich bin froh, mein Cape schon angezogen zu haben. Blick zurück Da geht's rüber Und auf einmal bin ich oben. Das ging ja besser als gedacht. Ich gehe noch ein Stück weiter und sehe ein Gebäude, in dessen Windschatten ich Pause mache. Zwei weitere Biker, die ich dort treffe, bestätigen mir, dass der Weg bis Fort Augustus frei ist. Sie sind von dort gekommen. Ich habe einen wunderschönen Blick in das Tal, aus dem ich gekommen bin. Und auf der anderen Seite in das Tal, in das ich gehen werde. Das wird sich später als Irrtum herausstellen, aber das weiß ich noch nicht. Und der Blick ist einfach traumhaft. Etwa eine halbe Stunde später sind beide Täler verschwunden. Ich stelle hier mal die Bilder untereinander. Die Fotos habe ich jeweils von fast derselben Stelle aus aufgenommen. Blick zurück um 14:26 Uhr Derselbe Blick zurück um 14:52 Uhr Blick vorwärts auf das nächste Tal um 14:26 Uhr Derselbe Blick um 14:52 Uhr Nach der Pause geht es erst einmal vier Kilometer flott bergab und ich kann auch bald wieder etwas weiter sehen. Da irgendwo will ich hin Jetzt bin ich dem Irgendwo schon ein ganzes Stück näher gekommen Und langsam rückt die nächste Bothy näher. Vielleicht ist sie leer? Vielleicht kann ich ein warmes Feuer machen? Der Traum schleicht sich wieder an. Ich schaue noch mal auf meine Karte. Kurz vor der Bothy sind zwei Flussquerungen eingezeichnet. Nein! Ich gehe nicht wieder kurz vor der Bothy durchs Wasser und hole mir nasse Füße und Strümpfe! Dann ziehe ich Schuhe und Strümpfe aus und gehe in mein Strandlatschen durch! So! Weiter zieht sich der Weg bei schönstem Sonnenschein nach unten, über eine Brücke, um einen Hügel, weiter nach unten. Bei diesem Wetter muss man einfach glücklich sein Immer wieder rauschende Wasserspiele Die Sonne malt auf den Bergen Immer wieder läuft Wasser über die Straße, lässt sich aber auf ein, zwei Steinen bequem überqueren. Na, dieser ist aber jetzt etwas breiter. Und keine nutzbaren Steine in Sicht. Hilft nichts. Ohne nachzudenken krempel ich meine Hose hoch und gehe einfach durch. Wolltest du nicht…? Quatsch! Kein Getüddel so kurz vorm Ziel. Kurz danach eine zweite Furt. Durch da! Der Weg zieht sich die nächsten Hügel hinauf und um ihn herum. Hier müsste ich doch die Bothy sehen. Nichts. Also Karte und Handy raus und nachsehen. Die Bothy liegt circa 2 km hinter mir. Zurück? Noch mal durchs Wasser? Und morgen wieder? Nee! So schön kann die Bothy gar nicht sein. Ich entscheide mich, auch in dieser Nacht im Zelt zu schlafen und beginne, nach einem geeigneten Platz Ausschau zu halten. Kurz danach sehe ich eine vermeintlich ebene Fläche auf einem kleinen Hügel. Während ich den Platz noch begutachte, hält ein seltsames Gefährt mit acht dicken Reifen und zwei netten Schotten auf dem Weg und es beginnt der übliche Dialog nach dem woher und wohin. Sie bieten mir an, mich zur Bothy zu fahren. Ich gehe aber nicht davon aus, dass sie mich morgen früh auch wieder abholen und an diese Stelle zurückbringen. Und da sind ja immer noch die zwei Furten und das ganze Stück bergauf, das ich gerade hinter mir habe. Nö, ich zelte lieber! Nicht alles, was sie mir erzählen, verstehe ich, aber immerhin so viel, dass ich in der Nähe der Straße bleiben soll. Habe ich sowieso vor. Später, als ich schon im Zelt liege und die Berge im Sonnenuntergang bestaunte, kommen sie noch einmal vorbei. Ein kurzer Gruß mit der Hand, ein zugerufenes "Good night!". Alles OK. Der Blick in die Berge ist atemberaubend. Zwischen den Hügeln ziehen die Wolken hindurch, nehmen langsam eine rötliche Färbung an, es regnet mal nicht wie sonst jeden Abend und ich bin genau da, wo ich in diesem Moment sein will. Blick aus dem Zelt Und dann schließt sich doch wieder eine nächtliche Rutschpartie auf meiner Matte an.1 Punkt
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13.9.2018, 20 km Etwa um 8 Uhr bin ich bei Sturm und Regen aufgewacht. Das fängt ja gut an! Mein Müll wird mir auch heute wieder an der Hand baumeln. Schuhe und Strümpfe sind so pitschnass wie gestern Abend. Und dann meldet sich mein Handy, dass der Akku fast leer sei. Also Powerbank ran. Auch leer. Bei dem wechselhaften Wetter habe ich mein Regencape immer an und deshalb keine Chance gehabt, die Powerbank mit den Solarzellen zu laden. Gibt es eigentlich nur Probleme oder bin ich zu blöd zum Wandern? Auf mein warmes Frühstück verzichte ich mal wieder. Zu windig. Zu nass. Und in der Bothy höre ich noch nichts und will die Mädels nicht wecken. Sie sind aber schon auf und gehen kurz vor mir in die Richtung, aus der ich gestern gekommen bin. Immerhin bin ich schon um 9 Uhr mit allem Getüdel fertig und laufe los. Der Weg ist klar und ich schone meinen Handy-Akku. Nur, dass ich auch mit Fotos sparsam sein muss, tut mir leid. An einer Stelle kann ich mich nicht beherrschen. Diese interessante Brücke muss ich einfach aufnehmen. Ich muss unbedingt einen Ort finden, an dem ich meine Akkus aufladen kann und meinen Müll loswerde. Mit diesen Gedanken trabe ich bis Balgowan. Dort sehe ich ein B&B mit Pferdeboxen und auf dem Hof eine Frau, die sich nicht schnell genug vor mir in Sicherheit bringt. Ich frage sie, ob ich Handy und Powerbank aufladen dürfte. Sie habe keine Zimmer frei. Nein, ich will kein Zimmer, nur mein Handy aufladen. Sie müsse gleich los und hätte keinen Raum … Ich mache ihr klar, dass ich nirgends rein wollte, nur laden. Ob sie vielleicht draußen eine Steckdose habe. Ihr Blick geht zum Pferdestall und ich habe gewonnen. Ich darf die Steckdose benutzen. Die Geräte klemme ich etwas hinter die Holzlatten, damit sie vor Regen geschützt sind. Und schon kommt der nächste heftige Schauer. Ich kauere mich mit meinem Rucksack unter mein Cape, mache mich so klein wie möglich und warte den Schauer ab. Vermutlich habe ich ziemliche Ähnlichkeit mit einem quietschblauen Pezziball. Nachdem der Schauer vorbei ist und ich mich wieder entfaltet habe, bietet mir eine nette Reiterin (die Tochter?) einen Tee oder Kaffee an. Dieser Engel bringt den Tee mit einem Keks-Riegel und erlaubt mir auch, meinen Müll zu entsorgen. Damit kann ich endlich wieder beide Trekkingstöcke benutzen und renne den Rest des Tages mit einem Dauergrinsen rum. Dann geht es bis abends auf Teerstraßen lang. Dadurch kann ich beim Laufen aber die Landschaft ausgiebig betrachten. Und sie ist es wert. Das Wetter ist auch erträglicher, die Sonne kommt ab und zu raus. Aber der Wind lässt kein Stück nach. Den Zeltplatz wähle ich mit Bedacht so, dass ein Wald vor Wind schützt. Ja, Äste wegräumen, ja, schräg liegen, aber kein Wind! Ich liege auf einem dicken Moospolster in meinem kuscheligen Schlafsack und wundere mich, dass ich auf dieser verlassen wirkenden Straße so viele Autos höre. Naja, wenn es dunkel ist, wird es wohl ruhiger werden. Und dann höre ich Stimmen. Zuerst denke ich, dass ich gerufen werde, aber es sind zwei Wanderer, die auf der Straße vorbei gehen. Und dann höre ich einen Schuss. Ich krabbele halb aus dem Zelt, soweit das mit Schlafsack geht, mache einen langen Hals und schaue die Straße entlang. Dort stehen die beiden Wanderer und unterhalten sich mit zwei Männern in grüner Kleidung. Hinter ihnen steht ein SUV mit Anhänger, auf dem sie ein seltsames Gefährt mit acht kleinen dicken Reifen transportieren. Die wollen doch wohl hier keine Jagd veranstalten? Ich will nicht alles wieder zusammenpacken und weiterziehen. Und wie weit muss ich dann? Nachdem die beiden Wanderer weitergehen dürfen, rufe ich zu einem der Männer, ob es O. K. sei, hier zu bleiben. Ja, wäre es. Heute ist eindeutig mein Glückstag!1 Punkt
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12.9.2018, 15 km Um acht Uhr wache ich auf und bin ziemlich ausgeschlafen. Ich gönne mir zum Frühstück einen Powerriegel, das Müsli krieg ich einfach nicht runter. Blöd. So wird mein Rucksack auch nicht leichter. Apropos Rucksack. Ich suche wieder Nadel und Faden zusammen (immer schön aufpassen, wo man die Nadel hinlegt!) und fange an, die Schultergurte anzunähen. Den Henkel lass ich hängen, auf den bin ich noch sauer. Außerdem müsste ich sonst durch den auch noch mit der Nadel durch. Es ist sehr mühsam, Stich für Stich, aber irgendwann habe ich den Bogen raus und die Gurte sind wieder fest. Ich hoffe, dass es hält. Dann durchforste ich meine Futtervorräte und entscheide, dass ich den Reis und zwei der drei Päckchen Nussmischung sowieso nicht essen werde. Die stopfe ich in den Packsack meines Zeltes, den ich nur für die Flüge benötige. Der Rest kommt wieder in den Rucksack. Während ich noch im Zelt beschäftigt bin, sehe ich eine Horde Menschen, große und kleine, die auf dem nahen Weg an mir vorbeiziehen. Sie tragen zusätzlich zu ihren kleinen Rucksäcken Helme, Gurte, lange Seile und andere seltsame Dinge. Hoffentlich gehen die nicht meine Route. Was kommt da auf mich zu? Auf Klettern bin ich nicht vorbereitet. Durch die morgendliche Handarbeitsstunde komme ich wieder erst um halb elf los. Aber ich habe jetzt ein besseres Gefühl und überlege nicht mehr ständig, wie man einen Rucksack mit nur einem Schultergurt trägt. Meinen Rucksack-Packsack trage ich in einer Hand und kann dadurch nur einen Trekkingstock benutzen. Muss gehen. Ist ja nur bis zum nächsten Mülleimer. Der Weg zieht sich zunächst den Creag Bheag hinauf, ein Fußpfad mit vielen Steinen, die ich als Stufen benutzen kann. Von oben habe ich mal wieder eine grandiose Aussicht. Irgendwann teilt sich der Pfad sich und die Kletterei findet offensichtlich auf der anderen Seite des Berges statt, an einem Weg, der NICHT meiner ist. Puh. Glück gehabt. Auf steinigem Weg geht es dann nach unten, wo der Weg schließlich auf schmalem Pfad durch niedrige Büsche am Loch Gynack entlangführt, bevor er wieder in eine breitere Schotterstraße übergeht. Das Wetter ist sonnig, ein paar Überraschungsgüsse können mir meine gute Laune nicht verderben. Auf dem Weg wachsen immer mal wieder seltsame orange Pilze. Auf einmal stehe ich vor einem großen Gatter, an dem ein Schild mit Informationen über das Moor, seine Pflanzen und Tiere angebracht ist. Hinter dem Tor wartet eine große Ebene auf mich, durch die sich der Schotterweg zieht. Es ist zu windig und zu regnerisch zum Fotografieren. Ich wandere durch das Moor bis zur anderen Seite des eingezäunten Gebietes. Vor dem Ausgangstor steht ein schöner hoher Halbkreis aus Steinen, in den eine Sitzbank aus flachen Steinplatten eingearbeitet ist. So einen Pausenplatz kann ich nicht ignorieren. Da hat sich jemand so viel Arbeit gemacht. Der wäre doch traurig, wenn ich achtlos daran vorbeigehen würde. Also breite ich mich und meine Sachen erstmal aus und genieße es wieder, mal nicht auf dem Boden zu sitzen. Einige Zeit später kommt ein Pärchen durch das nahe Gatter und setzt sich etwas entfernt auf einen Grashügel. Ich mache Platz und lade sie mit Winken auf die Bank ein, die bequemer ist als das Gras. Nein, sie wollten dortbleiben. Na gut. Sie holen dann etwas zu essen aus ihren Rucksäcken und ich staune, wie viele Klappen und Reißverschlüsse so ein Rucksack haben kann. Als es wieder anfängt zu regnen, ist es mit der Gemütlichkeit vorbei und ich verlasse das eingezäunte Moorgebiet. Der Weg zieht sich über eine offene Fläche bis zu einer Straße. Etwas später biege ich rechts ab und folge dem Wildcat-Trail, auf dem ich gefühlte 100 Tore durchquere. Am ersten steht die Information, dass es hier Wildschweine gibt und wie man sich verhalten soll. Der Pfad führt am Rand kleiner Waldstücke entlang und ist ganz gut zu gehen. Nach einer Linkskurve geht der Weg wieder in eine Teerstraße über, ich komme an ein paar Häusern vorbei und schließlich am Nordostrand von Newtonmore heraus, ohne Wildkatzen oder Wildschweine gesehen zu haben. Ist vielleicht auch gut so. Ich folge der Glenbanchor Road. Sie hat einen Namen und ist asphaltiert. Nach einer Weile sehe ich links eine Bank stehen. Mitten auf diesem grasbewachsenen Hügel hätte ich eher ein Schaf erwartet. Aber es ist eindeutig eine Bank. Und zwar eine mit einer tollen Aussicht. Aber nein. Meine letzte Pause ist noch nicht lange genug her. Ich will ja heute noch etwas Strecke schaffen. Also gehe ich weiter. 100 m weiter steht auf der linken Seite die nächste Bank und ein Stück weiter noch zwei. Da neben der zweiten Bank ein Fluss ist und meine Wasservorräte mal wieder zur Neige gehen, schicke ich meine Selbstdisziplin irgendwo hin, wo sie mich nicht weiter stören kann, lasse mich auf der Bank nieder und genieße den Blick über den Bogen des River Calder und die weite Aussicht übers Land. Allerdings ist es sehr windig, so dass ich es nicht lange aushalte, schnell noch meine Wasserflaschen auffülle und weitergehe. Zwei Minuten später sitze ich schon wieder auf einer Bank und mache noch zwei Fotos. Dann geht es aber wirklich weiter. Auf der Straße kommen immer mal wieder Autos vorbei, obwohl sich die Straße später als Sackgasse herausstellt. Irgendwann werde ich von hinten angehupt. Ich trete einen Schritt ist Gras und gebe die Straße frei. Ein netter älterer Schotte hält neben mir, dreht die Scheibe herunter und entschuldigt sich. Er habe mich nicht erschrecken wollen, aber ich habe sein Auto nicht gehört. Ich habe es wirklich nicht gehört, weil der Wind an meiner Regencape-Kapuze sehr laut ist. Nachdem ich ihn beruhigt habe, dass ich mich nicht erschreckt habe und alles in Ordnung sei, fährt er weiter. Danach gehe ich mit großen Ohren, die immer wieder nach hinten horchen, ob wohl ein Auto kommt. Nach einiger Zeit höre ich ein Geräusch, drehe mich um, sehe aber kein Auto. Die Straße ist leer. In dem Moment klingt es hinter mir, als würde in einem Abstand von 2 m ein Schnellzug vorbeibrausen. Jetzt erschrecke ich mich wirklich. Im Bruchteil einer Sekunde schießt mir durch den Kopf, dass hier gar keine Schienen sind, das Geräusch aber ganz real ist. Totale Irritation! Und dann schießt in gefühlten 20m Entfernung ein Starfighter über mich hinweg. Na, vielen Dank auch! Euch habe ich ja gar nicht vermisst! Die Straße zieht sich und endet schließlich mit einem Parkplatz am Allt a'Chaorainn. Der Parkplatz ist relativ voll, es scheint ein beliebtes Ausflugsziel zu sein. Ein Pfad führt weiter, über eine Brücke, und dann durch einen Wald. So langsam verlieren sich die Spaziergänger mit Kinderwagen und Sandalen und mir kommen nur noch ein paar Wanderer entgegen. Ich nähere mich dem River Calder und gehe eine ganze Zeit durch offenes Gelände an ihm entlang. Ich will heute noch die Bothy Dalnashallag erreichen. Es ist sehr windig und seit ich den Wald verlassen habe, ließ sich noch kein windschützter Platz für eine Pause finden. Ich habe das Gefühl, dass ich heute noch nichts geschafft habe, dass es noch elend weit bis zur Bothy ist. Außerdem zerrt der Wind an meinen Nerven. Schließlich finde ich eine Mauer, deren Nutzen ich nicht erkennen kann, die mir aber wenigstens Windschutz bietet. Hier mache ich eine Pause und schaue auf die Karte. Na, da bin heute ja doch ganz gut vorwärtsgekommen. Und die Bothy ist auch nicht weit. Das schaffe ich noch! Wieder versöhnt mit mir und der Welt gehe ich weiter. Wind, Wind, Wind. Ist ja bald vorbei und dann sitzt Du in einer trockenen, warmen Bothy. Irgendwann kann ich das Gebäude in der Ferne sehen. Vorher muss ich aber noch durch einen Fluss. Als ich an der Stelle ankomme, ist es sehr unübersichtlich. Hier fließen zwei Flüsse in einen dritten, der sich auch noch geteilt hat. Oder sind es die Nebenflüsse, die mehrere Arme haben? Ich möchte nicht verkehrt gehen und heute noch einmal durch Wasser waten müssen (ja, lacht ruhig. Ihr habt ja recht!). Also suche ich die Stelle auf allen Apps, die mir zur Verfügung stehen, bis ich auf einer endlich erkennen kann, wo ich langgehen muss. Aber welcher Fluss ist welcher? Jetzt wird es mir zu dumm und ich suche mir einfach im ersten Fluss eine Stelle, an der ich furten kann. Super. Wieder kurz vorm Tagesabschluss nasse Füße. Aber heute macht das ja nichts. Ich kann ja gleich alles am Feuer trocknen. Zum Glück habe ich an der richtigen Stelle gefurtet und finde meinen Pfad wieder. Er ist matschig, schmal und ab und zu schon in den Fluss gefallen, so dass ich Bögen machen muss. Aber ich komme der Bothy näher. Teleskop-Augen melden: Kein Qualm aus dem Schornstein. Bin ich etwa allein dort? Ich freue mich und grinse so vor mich hin. Da ist es! Es wird langsam dämmrig, aber ich bin schon ganz nah dran. Kein Rauch. Klasse. Ersatzweise aber 50m vor der Bothy noch ein Fluss. Ein breiter. Ohne Brücke. Egal. Durch da. Das Wasser reicht mir wieder bis zur Wade. Aber gleich geht's ins Trockene. Ich gehe mit triefenden Füßen die letzten Meter zur Bothy hoch. Nass, erschöpft, die Bothy ist mein Schloss, mein Vier-Sterne-Hotel. Ich will die etwas schief in den Angeln hängende Tür öffnen, aber sie klemmt. Dann höre ich Stimmen von innen. Zwei Mädchen haben die Tür von innen verriegelt, weil der Wind sie immer aufstößt. Sie öffnen die Tür und ich trete ein. Ein düsterer Raum, zwei schmale Sofas, die die beiden mit ihren Schlafsäcken belegt haben, dazwischen etwa 30cm Platz. Vorne noch ein Tisch und am Ende der Kamin. Kein Feuer? Im Bothy-Buch hat jemand vermerkt, dass das Haus vollqualmt, der Schornstein wohl nicht in Ordnung sei. Macht nichts. Ich wollte sowieso draußen im Zelt schlafen. Und Wärme wird völlig überbewertet. Also fix wieder nach draußen, das Zelt aufgestellt, bevor der nächste Schauer kommt, Schuhe und Strümpfe klitschnass in die Abseite gestellt und schnell in den Schlafsack gemümmelt. Heute brauche ich gleich meinen Whisky, um warme Füße zu bekommen. Dann verbringe ich eine ziemlich laute Nacht mit Sturm und Schauern.1 Punkt
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11.9.2018, 18 km + 9 km getrampt Als ich morgens aufwache, ist draußen Sturm. Der Wind kommt natürlich genau auf den Waldrand zu, an dem ich liege. Mein Zelt habe ich auch nicht optimal zur Windrichtung aufgestellt. Gestern war von dieser Windstärke ja auch noch nichts zu ahnen. Aber es hilft nichts. Ich musst raus und meine Wasservorräte auffüllen. Es ist zwar nicht sehr weit zum Fluss, aber mit den Strandschuhen auf dickem Schotter nicht wirklich gut zu gehen. Als ich wieder am Zelt bin, hat der Sturm zwei Heringe rausgezogen, einen Trekkingstock weggedrückt und damit das Zelt halb zusammenfallen lassen. Das lässt sich aber schnell richten. Während des Frühstücks kommt die Sonne langsam durch. Allerdings leider auf der anderen Seite des Waldes. Das unangenehmste aber ist, dass die Tagesklamotten noch genauso nass vom Regen und Furten sind wie gestern Abend. Tief einatmen, Augen auf und rein. Dann packe ich schnell zusammen, setze vorsichtig den Rucksack auf, dessen zweiter Schultergurt inzwischen auch etwas eingerissen ist, kämpfe mit dem Wind um den richtigen Sitz meines Regencapes und laufe los. Mein Rucksack macht mir Sorgen. Was mache ich, wenn ein Schultergurt ganz ausreißt? Der Weg Richtung Bothy geht wieder durch Birkenwäldchen und durch zwei Wasserfälle, die große Aufmerksamkeit erfordern, weil ich genau schauen muss, auf welche Steine ich treten kann. Gut, dass ich das gestern Abend im Dunkeln nicht mehr probiert habe. Nach ca. einer halben Stunde komme ich zur Bothy. Es ist sehr gemütlich und supergut hergerichtet. Der Fußpfad führt durch herrliche Heidehügel, unter Kiefern hindurch und immer am River Feshie entlang, der momentan über mehr Geröll als Wasser verfügt. Blick zurück Ein Nebenfluss, über den ich rüber darf Irgendwann endet der Weg auf einer Straße. An dieser Stelle werde ich noch einmal eindringlich vor dem Weg gewarnt, den ich gerade gegangen bin. Das finde ich sehr nett, aber etwas spät. Ab jetzt folge ich der Straße durch einen Wald. Einen Linksabzweig vor drei kleinen Seen verpasse ich und laufe geradeaus weiter. Als ich es merke, nehme ich die nächste Abzweigung und komme auf der anderen Seite der Seen heraus. Hier sind Parkplätze, Informationstafeln, mehrere robuste Sitzgelegenheiten und sogar ein Grillplatz. Es sieht alles sehr gepflegt und einladend aus. Ich gehe weiter, bis ich wieder auf meinen eigentlichen Weg komme, muss kurz danach wieder abbiegen und den nächsten Berg erklimmen. Schon unterwegs habe ich immer mal wieder eine wunderschöne Aussicht. Ganz oben steht eine Bank, an der ich einfach nicht vorbeikomme. Es ist zu schön, mal nicht auf der Erde, sondern auf einer Bank mit Lehne sitzen zu können. Das Wetter ist freundlich, sogar die Sonne lässt sich ab und zu blicken. Und dann noch ein wunderschöner weiter Blick über die Landschaft. "Meine" Bank Ich esse etwas, entspanne mich und kann endlich in Ruhe über mein Rucksackproblem nachdenken. Irgendwie muss ich die Schultergurte wieder fest bekommen. Die Zitterpartie vor und nach jeder Pause macht mich kirre. Ich muss in Kingussie eine Lösung finden. Wenn ich aber bis dorthin weiterlaufe, wird es Abend sein und ich werde nicht mehr viel erreichen. Also entschließe ich mich nach einem Blick auf die Karte, noch bis zur nächsten Straße zu gehen und von dort aus nach Kingussie zu trampen. Dort will ich mir ein Zimmer nehmen, in dem ich meine Sachen lassen kann, und dann versuchen, einen Schuster zu finden, der mir die Gurte wieder annäht. Mit diesem Plan trenne ich mich fröhlich von meinem Aussichtspunkt und laufe durch den Wald Richtung Straße. Auf der Straße wandere ich dann in Richtung Kingussie und habe die Ohren nach hinten gestellt, um potentielle Mitfahrgelegenheiten möglichst früh wahrzunehmen. Die Straße ist ziemlich ausgestorben. Irgendwann kommt dann doch das erste Auto und hält auch sofort an. Die nette Dame erklärt sich bereit, mich mitzunehmen. Sie ist offensichtlich auch auf Urlaubsreise und hat die Zeit, unterwegs anzuhalten, damit wir noch einen Blick auf Ruthven Barracks, eine Kaserne aus dem frühen 18. Jahrhundert, werfen können. Ein Stück weiter stehen auf einer Weide direkt an der Straße neben anderen Rindern auch die beeindruckenden Highland Cattles. Die muss ich mir unbedingt ansehen. In Kingussie lasse ich mich dann absetzen und gehe hoffnungsvoll in einen Pub. An der Tür steht nicht nur "Hiker welcome", sondern auch der Hinweis, dass sie Zimmer vermieten würden. Leider bauen sie aber gerade um und haben nichts zu vermieten. Die nette Frau schickt mich dann zum Fish and Chips Laden, der hat aber auch nichts. Nach der vierten Absage fängt es auch noch an zu regnen und ich gehe erstmal wieder in den ersten Pub und trinke ein Bier. Mit Übernachtung in einem weichen Bett wird das wohl heute nichts. Nicht unterkriegen lassen. Es gibt immer eine Lösung. Ich beschließe, mir Zwirn und Nähnadeln zu kaufen, was mir im dritten Laden auch gelingt. Falls mal jemand dasselbe braucht, geht in einen paper shop! Dann wandere ich weiter auf meiner Route aus Kingussi hinaus. Nach circa 1,5 km finde ich in einem Wald einen Platz für mein Zelt. Es ist etwas eng zwischen den Bäumen, aber es muss gehen. Das Wasser ist wieder mal knapp, durch die Tüdelei in Kingussi habe ich auch vergessen, dort meinen Müll zu entsorgen, also schleppe ich ihn noch etwas weiter mit. Nachdem ich mein Zelt aufgestellt und mich eingerichtet habe, mache ich mich daran, meinen Rucksack zu nähen. Das ist sehr mühsam. Auf einmal bekomme ich einen solchen Schüttelfrost, dass gar nichts mehr geht. Ich treffe mit der Nadel kaum noch den Rucksack, geschweige denn die Stelle, an der ich reinstechen will. Bevor es zu Selbstverstümmelung kommt, verkrieche ich mich in meinen Schlafsack und zittere mich in den Schlaf. Selbst auf meinen abendlichen Whisky verzichte ich, weil ich Angst habe, ihn zu verschütten. Nachts um zwölf wache ich auf und kann nicht wieder einschlafen. So viel geht mir im Kopf rum. Weiterlaufen? Abbrechen? Mir wird jetzt immerhin klar, dass ich zu viel zu essen habe. Besser gesagt: Ich esse viel weniger als geplant. Deshalb wird das Rucksackgewicht auch nicht weniger. Warum habe ich in Kingussie nicht einen Teil entsorgt, als ich vor dem riesengroßen leeren Mülleimer stand? Na, weil ich auf Zimmersuche war. O.K. Mädel, lös das Problem. Zurück nach Kingussie? Nee, aber einen Teil auslagern. Der Rucksack muss leichter werden. Irgendwann schlafe ich wieder ein, aber insgesamt ist es eine ziemlich unruhige Nacht.1 Punkt
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10.9.2018, 18 km Morgens wache ich bei Regen und Wind auf. Das weckt in mir nicht wirklich die Lust, aus meinem warmen Schlafsack zu krabbeln. Deshalb trödele ich erst mal rum und komme erst gegen halb elf los. Es ist sehr windig, aber der Regen hat netterweise aufgehört. Mein Zelt im Wind Nach einem Linksknick des Weges ist vom Wind kaum noch etwas zu spüren und sogar die Sonne lässt sich blicken. Die Strecke am Geldie Burn entlang ist toll zu gehen. Ein Trampelpfad schlängelt sich zwischen Heidesträuchern am Berg entlang durch ein enges Tal. Langsam wird das Tal breiter und gibt dem Fluss Platz, in wilden Kurven durch frisches Grün zu mäandern. Ab und zu muss ich kleine Aufgaben bewältigen, wenn Nebenflüsse aus dem Berg direkt über meinen Weg fließen. Meistens finde ich genügend Steine und kann ein Fußbad vermeiden. Meistens … Auf schmalem Pfad am Geldie Burn entlang Kleine Aufgaben, damit es nicht langweilig wird Meist problemlos lösbar In der Ferne kann man schon ahnen, dass Tal bald endet Das Tal wird breiter und der Weg nasser Das Gras wird grüner und der Fluss nutzt den Platz, den er bekommen kann. Am frühen Nachmittag ist die Sonne offensichtlich der Meinung, sie hätte mich jetzt lange genug begleitet und tritt wieder vornehm hinter den Wolken zurück. Mein Weg stimmt nicht mit den geladenen GPS-Daten überein. Der eigentliche Weg führt auf der anderen Seite des Flusses entlang. Es ist mir aber egal, die Richtung stimmt. Das führt allerdings dazu, dass ich den Geldie Burn in der Nähe der Geldie Lodge überqueren muss. Der Fluss ist etwas breiter als die, die bisher meinen Weg kreuzten. Hier muss ich einige Zeit suchen, bis ich mich für eine Möglichkeit entscheide. Ich nehme den langen Weg im Fluss entlang, weil ich hier möglichst lange auf Steinen in relativ flachem Wasser gehen kann. Am Ende muss ich dann doch noch ein Stück mit starker Strömung überwinden. Hochkonzentriert, sehr langsam und mit Hilfe meiner Wanderstöcke komme ich - zwar mit nassen Füßen - aber unfallfrei auf der anderen Seite an und bin ein bisschen stolz, diese hochgefährliche Hürde bewältigt zu haben. Also, äh - hochgefährlich im Verhältnis zu dem, was ich bisher in meinem Leben überwinden musste. Gegenüber geht mein Weg weiter Diesen "Steinweg" habe ich mir ausgesucht Wieder auf meinem Weg Leider setzen ab jetzt wieder Wind und Regen ein. Schräg von vorne peitscht es unangenehm ins Gesicht, so dass ich nur ab und zu den Kopf hebe und die Landschaft nicht so würdigen kann, wie sie es verdient hat. Langsam folge ich dem Weg bergauf. An einer Stelle ist der Blick auf die andere Talseite sehr interessant. Dort kommen der Geldie Burn und der River Feshie parallel den gegenüberliegenden Berg herab. Nahezu auf gleicher Höhe biegt der Geldie Burn nach links und der River Feshie nach rechts ab. Leider lassen das Wetter und meine klammen Finger kein Foto zu. Schließlich erreiche ich die Eidart Falls. Hier darf ich eine Brücke benutzen, um auf die andere Seite zu kommen. Längeres Stehenbleiben ist leider nicht drin, weil es erstens kalt und zweitens schon spät ist. So mache ich nur zwei Bilder und gehe schnell weiter, weil ich noch die Ruigh-aiteachain bothy erreichen will. River Feshie Die Brücke über die Eidart Falls Die Eidart Falls Ich eile weiter, aber der Weg zieht sich. Das ist wohl die Strafe für den späten Start heute Morgen. Durch das schlechte Wetter wird es früher dämmrig als erwartet. Ich schaue auf die Füße und gehe zügig voran. Der Pfad führt jetzt durch ein Birkenwäldchen und ist fast zugewachsen, was dazu führt, dass alles, was an mir noch trocken war, jetzt auch vor Nässe trieft. Naja, viel war es ja nicht. Auf einmal stehe ich vor einer Weggabelung. Ich kann mich nicht erinnern, diese auf der Karte gesehen zu haben. Intuitiv gehe ich nach links, nur um kurze Zeit später in einem steinigen Flussbett zu landen. Das Wasser fließt auf der anderen Seite entlang. Auf den Steinen kann ich keinen Weg erkennen. Auf gut Glück weitergehen? Und wenn es falsch ist? Bevor es ganz dunkel ist, muss ich noch die Bothy erreichen oder einen geeigneten Zeltplatz finden. Und viel Zeit ist nicht mehr. Zumindest nicht genug Zeit, um sich noch mal eben zu verlaufen. Ich hole das zusammengefaltete Papier mit dem aktuellen Kartenabschnitt aus der Jackentasche, kann es aber nicht auseinanderfalten, weil es völlig durchweicht ist. Also Handy an. Und jetzt mache ich eine neue Erfahrung: Meine Hände sind so nass und aufgeweicht, dass ich mein Handy nicht anbekomme. Es reagiert weder auf Fingerabdruck noch auf das Eintippen des Zahlencodes. Ich versuche, meine Hände trockener zu bekommen, indem ich sie an den am wenigsten feuchten Kleidungsstücken abwische, aber das Handy verweigert die Mitarbeit. Und die Zeit vergeht. Und es wird dunkler. Dann versuche ich, die nötigen Erkenntnisse aus meinem Garmin zu ziehen, auf das ich auch die GPS-Daten geladen hatte. Es verfügt aber nicht über eine Kartenanzeige. Mit den drei Linien, die es mir anzeigt, kann ich gar nichts anfangen. Da es mir zu riskant ist, jetzt noch weiter zu gehen, schaue ich mich nach einem geeigneten Platz für mein Zelt um und finde ihn in der Nähe am Rand eines Waldes. Das weiche Moos sieht sehr einladend aus, jedenfalls, soweit ich es noch erkennen kann. In dieser Nacht schlafe ich ziemlich gut.1 Punkt
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Scottish National Trail Part II 8.9.2018, 16 km Morgens um 6:20 Uhr geht der Flug von Hamburg nach Edinburgh. D. h. um 2 Uhr aufstehen, um 3 Uhr losfahren. Ich habe so eine Angst, zu verschlafen, dass ich gefühlte Stunden lang gar nicht einschlafen kann. Und währenddessen noch mehr Angst bekomme, zu verschlafen. Es geht aber alles gut, ich verschlafe nicht. Frühstücken geht überraschenderweise zu dieser Zeit auch schon. Und ein ordentlicher Kaffee muss sein. Kurz nach 3 Uhr fahre ich los. Park & Fly bringt mich zum Flughafen, keine Diskussionen an der Security über meinen Rucksack, den ich als Handgepäck mitnehme. Der Flieger startet pünktlich. Es klappt bis jetzt alles. Um 7:45 Uhr Ortszeit stehe ich in Edinburgh vor dem Flughafen. Das Restgeld aus dem letzten Urlaub reicht gerade für die Busfahrt zum Bahnhof. Am Automaten hole ich mir erst einmal Geld und suche dann die Post, um mein Päckchen mit dem Messer und den Heringen abzuholen. Die Post öffnet erst um 9 Uhr, also gönne ich mir erstmal ein zweites Frühstück. Panini mit Thunfisch hatte ich morgens um halb neun auch noch nicht. Geht aber. Mein Päckchen liegt wirklich bei der Post, was das Zelt aufstellen in den nächsten Tagen wesentlich vereinfachen wird. Fahrkarte nach Pitlochry gekauft. Klappt. Umsteigen in Sterling. Klappt. Mann Mann, das ist ein Urlaubsbeginn! Kurz bevor der Zug in Pitlochry einfährt, ziehe ich den Rucksack zwischen den Sitzen heraus und prompt reißt der Henkel. Dadurch ist leider die Naht, mit der der eine Schultergurt festgenäht ist, nicht mehr vollständig. Klasse! Das schon auf der Hinfahrt. Ankunft in Pitlochry In Pitlochry kaufe ich Spiritus für meinen Kocher, die Mitarbeiterin und ich finden eine 500ml-Flasche im Regal. Warum habe ich eigentlich meine leere, gründlich gelüftete und schön beschriftete 300 ml Flasche von zu Hause mitgenommen? Weil es so ein Spaß macht, leere Flaschen durch Schottland zu schleppen. In Pitlochry ist an diesem Samstag eine Menge los. Im Ortszentrum sind Musiker und alle möglichen Stände. Einer gefällt mir besonders gut. An ihm wird eine Umfrage durchgeführt, an der alle teilnehmen können. Ich liebe sie, die Schotten! Ich suche lange nch einem vernünftigen Supermarkt, finde aber keinen. Um 13 Uhr komme ich dann endlich aus Pitlochry raus. Leider habe ich immer noch keine Wasservorräte und auch zusätzliches Essen fehlt mir noch. Naja, ist der Rucksack wenigstens etwas leichter. Kurz hinter dem Ort führt der Weg an einem See vorbei, an dem man Boote mieten kann. Ein idyllisches Plätzchen Das Schönste ist der kleine Imbiss am Bootssteg. Hier kann ich endlich meine Wasserflaschen kaufen. Hust. 1£ für 500 ml Wasser. Na gut. Ich lege lächelnd 2£ auf den Tresen und mache den Flaschen klar, dass ich für den Preis von ihnen ein langes Durchhaltevermögen erwarte. Jetzt geht es auf einem wunderschönen Waldpfad am River Tummel langsam bergauf, dann am River Gerry bis Kilicrankie. Immer mal wieder kann ich durch die Bäume einen Blick auf Seen werfen. Oder sind nur breitere Flussstellen? Auf jeden Fall ist dort einiges los. Ein Samstag bei schönem Wetter zieht die Familien in dieses offensichtliche Naherholungsgebiet. Die Leute sind aber weit weg, mir begegnen nur wenige Spaziergänger. Ich sehe meinen ersten Wasserfall durch das Laub der Bäume. Ein schöner Weg zum Warmlaufen See oder breiter Fluss? Schmaler Waldpfad bei schönem Wetter Mein erster Wasserfall auf dieser Tour Auf einmal höre ich einen gellenden Schrei. Was war das? Mein Hirn läuft zu Höchsttouren auf, kann mir aber trotzdem keine Erklärung liefern. Sollte ich irgendeine Gefahr auf meinem geplanten Weg übersehen haben? Sicherlich. Aber hier schon? Nach zwei weiteren Kurven löst sich das Rätsel, als ich eine Frau an einem langen Seil von einer hohen Brücke baumeln sehe. Nein - nicht so! Sie hatte Gurte um und wurde gerade wieder hochgezogen. Puh. Sowas wie Bungee Jumping. Also nur selbstgemachte Leiden. Der Weg führt kurze Zeit später an einer weiteren Brücke vorbei, von der aus ich die "Springer-Brücke" noch einmal sehen kann. Die ist ganz schön hoch. Naja, wer's braucht … Auch eine Art von Freizeitvergnügen Von der Brücke springen die runter. Ich glaube, sogar freiwillig! Der River Garry zur anderen Seite Ich gehe weiter am River Garry entlang. Auf einmal taucht rechts neben dem Weg eine sehr hohe gemauerte Steinwand auf. Dann Lücke und dann noch eine. Sehr hoch über mir sind sie mit Bögen verbunden. Etwas später lese ich auf einem Schild, dass es sich um ein Eisenbahn-Viadukt von 1863 handelt. Aber lest selbst. Der Weg führt jetzt weiter aufwärts und ich kann die Brücke in einer Kurve noch einmal von oben sehen. Und darüber erkenne ich dann auch die Straße. Killiecrankie hat nur ein paar Häuser aufzuweisen und ich bin schnell wieder aus dem Ort draußen. Zur Abwechslung geht es jetzt mal auf der anderen Seite am River Garry entlang, allerdings auf einer Teerstraße. Ich habe den Eindruck, dass der Fluss hinter jeder Biegung anders aussieht und bin fasziniert. Auch die alten Brücken haben es mir angetan. Kurz vor Blair Atholl wechsele ich wieder auf die andere Seite des Flusses. In Blair Atholl finde ich noch einen ganz kleinen Laden, in dem ich die noch fehlende Schokolade und zwei Reisgerichte einkaufe. Am Ende des Ortes komme ich an einem Campingplatz vorbei und überlege, ob ich dort schlafen soll. Aber ich habe mich doch so auf die "Wildnis" gefreut. Da werde ich doch nicht gleich die erste Nacht auf einem Campingplatz verbringen. Außerdem will ich heute noch ein Stück weiterkommen. Also biege ich hinter dem Campingplatz auf einen weichen Tannennadelweg ab. Der Campingplatz kommt mir sehr groß vor, ich gehe sehr lange zwischen seinem Zaun auf der linken Seite und dem River Tilt auf der rechten Seite entlang. Irgendwann ist der Campingplatz zu Ende und wird von Wald abgelöst. Der Weg führt merklich in die Höhe und ein Schild warnt mich vor steilen Stellen. Da ich weder Kind noch Hund bin und auch von keinem Fahrrad absteigen muss, fühle ich mich nicht angesprochen und gehe einfach weiter. Irgendwann komme ich dann wieder auf eine Asphaltstraße. Inzwischen bin ich ziemlich erschöpft. Schließlich bin ich inklusive Anfahrt von zuhause seit mehr als 16 Stunden unterwegs und habe seit Pitlochry schon ca. 16 km erwandert. Mein neuer Rucksack macht mir auch noch etwas Schwierigkeiten. Er sucht meine Hüfte. Da kann ich ihm auch nicht helfen, ich suche sie schon seit Jahren. Und das Gewicht bin ich auch noch nicht wieder gewohnt. Den nicht mehr ganz festen Schultergurt versuche ich zu schonen, was dazu führt, dass ich den Rucksack von der anderen Seite als gewohnt auf und absetzen muss. Macht die Sache auch nicht einfacher. In einer Ausbuchtung am Weg finde ich einen ebenen Platz und beschließe, hier meine erste Nacht zu verbringen. Nachdem ich mein Zelt aufgebaut, mein ganzes Gerödel sortiert und eine OK-Nachricht nach Hause geschickt habe, falle ich sofort in einen kurzen Schlummer. Ich muss mich mühsam aufraffen, mich zu waschen und Zähne zu putzen. Zur Belohnung gibt's jetzt noch einen Whisky, der eine wohlige Wärme bis in die Füße schickt. Diesen Tag habe ich mit trockenen Schuhen und Strümpfen beendet. Ich weiß aber noch nicht, dass das bemerkenswert ist.1 Punkt
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Suche 1P DCF-Zelt - Fragen speziell zu Bonfus Solus
berghutze reagierte auf Christian Wagner für Thema
Ohne das Zelt jetzt zu kennen, hier Mal meine 5ct.: Das ist richtig, es wird aber das Problem gelöst dass einem sitzenderweise die Zeltplane im Gesicht hängt. Dort oben wird durch die zweite Stange schon Platz geschaffen. Wenn man sich lange ausschließlich mit UL- Ausrüstung beschäftigt, dann können schon einmal die Maßstäbe verschoben werden. Ein Hilleberg Keron 4 GT benötigt eine große Aufstellfläche, eine Einerpyramide nicht. Letztendlich ist die Frage halt ob man am avisierten Zeltplatz sein Zelt aufgebaut bekommt oder nicht. In der Praxis ist das doch fast nie relevant. Eine Isomatte hat ca. 2x0,5m Platzbedarf. Das Solus braucht ca. 0,5 m mehr zu jeder Seite. Das ist IMHO für, nicht durch Bögen aufgebaute, Zelte normal. Da durch den zweiten Stock die Rückwand sehr steil steht würde ich eher auf negative Auswirkungen bzgl. der Windstabilität tippen. Ausgeglichen wird das alles wohl durch die Abspannleine an der hinteren Spitze. Bei den steilen Wänden vorne und hinten ist Windstabilität eh nicht die Stärke des Zeltes (Das soll aber nicht heißen das Zelt nix taugt!). Ja! Also früher hat man diese Zelte als Einwandzelte bezeichnet, heutzutage heisst das wohl Tarptent. Wie man es nennt ist aber IMHO letzendlich egal. Hauptsache man bleibt trocken. Ich habe sowas Ähnliches an meinem Zweierzelt gemacht. Zpacks hat ein ähnliches System. Ursprünglich hatte Zpacks auch nur unten einen Verschluß, bei Sturm hat es aber wohl die Überlappung aufgedrückt weshalb die jetzt in der Mitte noch einen Knebel zusätzlich angebracht haben. Ich habe mit den zweiten Knebel geschenkt, bisher ging es gut. Bei mäßig Wind kann man den mittleren Knebel IMHO getrost offen lassen. Eigentlich finde ich das System von Bofus gar nicht so schlecht. Man kann zwar nicht mal eben so beide Apsishälften einzeln aufspannen, aber ansonsten ist alles schön low tech. Ich habe den Regenbogen- RV auch bei meinen Zelten verbaut und finde den Klasse! Eine T-Form hat zwar den Vorteil das man auch bei offenem RV einen gewissen Moskitoschutz hat, der Aus- und Einstieg beim Regenbogen ist aber um Welten einfacher. Das das Moskitonetz auf den Waldboden fällt lässt sich meist vermeiden, bei mir fällt der eigentlich immer ins Innenzelt wenn man drauf achtet dass er beim öffnen nach innen umschlägt. Mit Verschmutzung hatte ich noch keine relevanten Probleme. LG, Christian1 Punkt -
18.5.2018, 5 km Mein letzter Wandertag in diesem Urlaub bricht an. Erstes Aufwachen um halb sechs. Durch diffuse Wolken lässt sich wieder die Sonne erahnen. Danke! Wie immer schlafe ich noch einmal ein und wache um acht Uhr auf. Es ist warm im Zelt. Da kein Wasser für Kaffee da ist, gönne ich mir nur ein kurzes Frühstück und breche um viertel nach neun auf. Etwa eine Stunde wandere ich langsam aufwärts auf dem gut ausgeschilderten Weg. Es ist ein schmaler Fußpfad, teilweise führt er durch enge Stechginsterhecken. Und immer wieder kann ich die wundervolle Aussicht auf das ganze Tal mit Aberfeldy genießen. Blick zurück ins Tal von Aberfeldy An der höchsten Stelle habe ich dann nicht den ersehnten Blick auf das nächste Tal, sondern ein Wald. Der Weg durch den Wald ist schön, aber ohne Weitsicht. Gefallene Riesen, die Ballen haben mehr als 3m Durchmesser Im Wald, aber ohne Weitsicht Da ich nicht mit Handy navigiere, fällt mir auch nicht auf, dass der ausgeschilderte Weg nicht am See vorbeiführt. Es geht rapide bergab, meistens auf einem schmalen Fußpfad. Und immer noch erwarte ich den See. Auf einmal sehe ich Pitlochry vor mir. Viel zu früh. Und ungewaschen! Also mache ich erstmal Pause, überlege und esse meinen letzten Keks. Dann beschließe ich, weiterzugehen. Nach meinen Erfahrungen der letzten Tage ergibt sich immer irgendwie eine Lösung. Pitlochry in Sicht Hinter der hübschen Fußgängerbrücke über den River Tumel sehe ich eine große Wiese, die sich als Sport- und Freizeitplatz herausstellt. Am River Tumel stehen Angler. Na, da ist mein Problem doch schon gelöst. Ich wasche einige Sachen mit dem Wasser aus dem Fluss, gehe dann zum Sportplatz hoch und suche mir gegen halb elf einen abgelegenen Platz auf der Wiese. Dort breite ich mein Zelt und meine gewaschenen Klamotten zum Trocknen aus, koche mir einen Kaffee, entsorge meine löcherigen Socken und meinen Müll und liege dann einfach in der Sonne und relaxe. Mit meiner Familie, die noch S. abholen wollte und nicht wusste, wann sie in Pitlochry sein würde, hatte ich abgemacht, dass sie sich Zeit lassen sollten. Vor 14 Uhr wäre ich auf keinen Fall in Pitlochry. Also habe ich Zeit ohne Ende. Gegen zwei Uhr packe ich langsam meine Sachen zusammen und trödele in den Ort. Von dort rufe ich meine Schwester an, um ihr zu sagen, dass ich in Pitlochry wäre und einen Treffpunkt abzumachen. Sie sind auch schon im Ort und sitzen auf der Terrasse eines Restaurants. Später beim Bier stellt sich heraus, dass sie auch schon seit halb elf hier sind und auf mich gewartet haben. Lustig. Aber keiner hat gelitten. Angekommen und Ende Teil 1.1 Punkt
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16.5.2018, 22 km Um halb sechs wache ich zum ersten Mal auf und sehe die Sonne vielversprechend über den Berg kriechen. Bis 8 Uhr schlafe ich weiter, koche mir zum Frühstück Kaffee und ein Reisgericht und packe dann in aller Ruhe ein. Der Kaffee wird fertig! Gegen 10 Uhr starte ich, zunächst weglos bergab. Der River Almond ist zu breit und zu tief, so dass ich zunächst keine Möglichkeit sehe, rüberzukommen. Also mache ich mich auf den Weg zur Brücke, die ca. 2 km entfernt, aber in der falschen Richtung liegt. Dann finde ich doch noch eine Stelle, an der ich den Fluss mit Hilfe von Steinen überqueren kann. Auf der anderen Seite erwarten mich 10 km Schotterstraße immer am River Almond entlang. Immer wieder Wasserfälle Ein Steinkreis oder ein Schafgehege? Ein cairn zur Erinnerung an die Gefallenen des 1. Weltkrieges Zwischen ein paar Häusern biege ich links ab, quer über einen Hof und folge dahinter einer weiteren Schotterstraße, jetzt wieder bergauf. Da rechts geht's durch. Schaut euch den Himmel an: Alles echt! Nichts nachbearbeitet. Am Ende der Schotterstraße muss ich auf einen Trampelpfad wechseln, um zwischen den beiden Bergen hindurch zu gehen. Diese Stelle ist etwas verwirrend, weil kein Unterschied zwischen dem gesuchten Pfad und diversen Schafpfaden erkennbar ist. Also wähle ich erstmal die grobe Richtung, um dann festzustellen, dass der Pfad natürlich der falsche ist. Nach etwas Suchen finde ich ca. 50m über mir den richtigen Weg. Ein wunderschöner schmaler Pfad durch die Berge. Grandiose Einsamkeit. Falken, Moorhühner, Hasen und ich. Auf solchen Wegen macht es einfach nur Spaß Am See Lochan a'Mhuilin endet der Pfad auf einer Straße, auf der ich bis zum Loch Freuchie laufe. Loch Freuchie Auf der Straße am See entlang fahren einige Autos, so dass ich nicht traurig bin, nach ca. 3 km wieder abbiegen zu dürfen. Hinter einigen Häusern finde ich etwa um halb sechs ein Plätzchen zum Übernachten. Das ist gut, weil mein Fuß schon wieder seinen Unwillen kundtut und es ab jetzt erst mal wieder aufwärts geht. Neben mir fließt der River Quaich entlang, was mir aber leider nichts nützt, weil er komplett eingezäunt ist. Also benutze ich gezwungenermaßen das Wasser aus einem kleinen Rinnsal, das im Gras kaum auszumachen ist. Ich probiere es und stelle fest, dass der Verkäufer im Berliner Outdoorladen recht hatte: Brackwasser schmeckt auch nach dem Filtern noch nach Brackwasser. Ich hoffe, dass er mit seiner Aussage: "Aber gefiltert schadet es nicht'." ebenso recht behält. Hat er übrigens. Nichts passiert. Den ganzen Tag hatte ich wunderschönes Wetter mit mal mehr mal weniger Wind. Jetzt ziehen ein paar dicke Wolken auf. Hoffentlich hält das Wetter bis Freitag.1 Punkt
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15.5.2018, 14 km Morgens wache ich um Viertel nach sechs auf. Der Tag verspricht schön zu werden. Dann schlafe ich noch einmal ein und werde gegen 8 Uhr bei Sonnenschein und Wärme endgültig wach. Nach einem kleinen Frühstück kann ich mein Zelt trocken abbauen und wandere nach Comrie. Dort gibt es nur ein einziges offenes Café, in dem ich aber ein gutes Frühstück bekomme und auch mein Handy aufladen kann. Das dauert leider lange, ich halte mich an meine Glas Milch fest und habe schon ein schlechtes Gewissen, weil ich den Platz blockiere. Auch das Gesicht der netten Dame hinter dem Tresen wird langsam etwas mürrisch. Als ich ihr erkläre, dass ich nach Aberfeldy laufen will und mein Handy zum Navigieren benötige, wird sie wieder freundlicher und empfiehlt mir, in Comrie zu bleiben. Wenn in Comrie gutes Wetter ist, sei es in Aberfeldy schlecht und umgekehrt. Draußen strahlt die Sonne vom Himmel. Das Risiko mit dem Wetter muss ich jetzt mal eingehen. Als mein Handy endlich voll genug ist, suche ich noch ergebnislos einen Supermarkt im Ort. Nette Läden, aber kein Supermarkt. Also nur Käse und Twix für unterwegs. Um halb zwölf komme ich dann endlich los und verlaufe mich am Ortsausgang erst mal. Das fängt ja gut an. Der richtige Weg erweist sich dann als schöner Pfad durch den Wald. Schließlich wieder ein Stück Straße und dann Schotterweg. Und schon geht es wieder bergauf. Ich habe das Gefühl, den ganzen Tag bergauf zu gehen. Brücke über den River Lednock Mein rechter Fuß zickt seit Comrie bei jedem Schritt rum. Aber noch ist es kein wirklicher Schmerz, eher ein unangenehmes Gefühl. Ich denke zunächst, es sei psychosomatisch. Der Versuch, dem Bergauf-Gehen zu entkommen oder ähnliches, und gehe davon aus, dass sich das Problem erledigen wird, wenn der Fuß merkt, dass es kein Zurück gibt. Aber der ist beleidigt und nervt bis zum Ende der Tour. Dabei ist dies doch die Strecke, auf die ich mich am meisten gefreut habe. Den Dryloch Burn, der quer über den Weg läuft, muss ich durchqueren, die nassen Füße laufe ich auf den nächsten Kilometern bergauf wieder trocken. Furt durch den Dryloch Burn Blick zurück Das Tal, an dessen Seite der Weg entlangführt, ist unglaublich. Ich sehe keinen Menschen, nur Moorhühner. In einer Pause sitze ich am Wegrand, höre den Moorhühnern zu und lache mich schlapp. Auf der gegenüberliegenden Seite wehren sich noch einige Schneefelder erfolgreich gegen die Sonne. Schotterweg und die ersten Schneeflecken Der Weg zum Pass Ist das Kunst oder liegt das nur so rum? Immer wieder der Blick zurück Schneefelder auf der gegenüberliegenden Seite Auf dem Pass löst sich der Trampelpfad auf und es geht weglos weiter. Zwischen Heide und sumpfigen Flächen sucht sich wohl jeder seinen eigenen Weg. So bekomme ich kurz vor Quartiersuche doch noch nasse Füße. Zu diesem Zeitpunkt halte ich das noch für eine Ausnahme. Der Weg verliert sich Das Tal hinter dem Pass: Hinter dem Pass finde ich gegen halb sieben eine wunderschöne weiche Fläche. Nass ist es hier überall, aber der Platz liegt etwas windgeschützt. Der Himmel zieht langsam zu, aber es kommt noch kein Regen. Während des Zeltaufbaus kreisen über mir Habichte. Nach der windigen Erfahrung der letzten Nacht spanne ich das Zelt tief ab. Dadurch flattert es zwar etwas, aber es kommt kein Wind rein. Mit dem Wasser aus dem nahen Bach kann ich einiges durchwaschen, bevor ich mich dann in meinen Schlafsack mümmel und noch zwei Falken am Himmel beobachte.1 Punkt
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Die Texte sind nach dem Urlaub aus meinen Reisenotizen entstanden. Aus heutiger Sicht muss ich diesen Satz relativieren: Ich wusste damals noch nicht, wie ich das Zelt tiefer abspannen kann, ohne dass es flattert. Ich lasse den Satz trotzdem so stehen, weil er für mich zu dem Zeitpunkt wahr war. Falls Ihr den Eindruck bekommt, dass dieser Trail für mich steile Lernkurven bereit hält - so habt ihr recht1 Punkt
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13.5.2018, 28 km Morgens wandern S. und ich zunächst gemeinsam bei wunderschönem Wetter nach Aberfoyle. Das geht relativ gut. Durch verwunschene Wälder nach Aberfoyle S. findet dort ein B&B, während ich die Zeit nutze, um mein Zelt auf einem großen Holztisch zum Trocknen auszubreiten. Dann essen wir noch gemeinsam, bevor ich mich etwas wehmütig auf meine erste Allein-Strecke in Schottland aufmache. Nachdem ich am Ende des Ortes die Straße verlassen habe, geht der Weg bergauf. Ein abwechslungsreicher Fußpfad zieht sich über den sanften Hügel. Auf dem Weg von Aberfoyle nach Callander: Es ist sehr matschig und ich muss aufpassen, nicht auszurutschen. Aber es macht auch mächtig Spaß! Loch Venachar Noch bin ich von jedem einzelnen Wasserfall beeindruckt. Bis hierher hätte ich gar nicht zelten dürfen, weil ich mir keine Erlaubnis geholt hatte. Kurz vor sechs Uhr bin ich in Callander, suche aber eine halbe Stunde nach einer Möglichkeit, während des Essens mein Handy aufzuladen. Bei den meisten Restaurants sind durch die Fenster sonntäglich gekleidete Menschen zu sehen, die sich zum Essen treffen. In dieser Umgebung fühle ich mich mit meinen matschigen Schuhen etwas deplatziert. Andere schließen um 18 Uhr ihr Geschäft und sind gerade beim Einräumen. Schließlich finde ich noch ein nettes Café, bei dem ich draußen sitzen, aber trotzdem drinnen mein Handy aufladen kann. So komme ich dort erst um kurz vor sieben wieder los. Oldtimer in Callander Ich will auf jeden Fall noch einen Teil des vor mir liegenden steilen Aufstiegs schaffen. Und dann mache ich die Erfahrung, dass so ein Aufstieg nur ganz oder gar nicht geht, weil alles dazwischen schräg ist. Vor allem, wenn der Weg auch noch durch einen Wald führt. Also immer weiter. Nach einer guten Stunde bin ich oben angekommen, ziemlich kaputt, aber glücklich, dass ich am nächsten Morgen nicht mit bergauf gehen beginnen muss. Und dann drehe ich mich um, sehe über das Tal und bin nur noch begeistert. Der Platz für das Zelt ist nicht optimal, aber die Aussicht genial. Ein letztes Bergauf für heute Oben angekommen, geniale Aussicht:1 Punkt
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11.5.2018, 25 km (ohne Bus!) Nach einer kalten Nacht wandern wir an diesem Morgen zunächst bis West Linton. Das Café am Ortseingang sieht sehr gemütlich aus, ist aber leider noch geschlossen. Also durchstreifen wir den Ort nach einer Alternative, werden aber nicht fündig. Schauen wir doch mal, ob das Café am Ortseingang inzwischen offen ist. Und dieser Weg zurück zum "Olde Toll Tea House" lohnt sich. Winzig und urgemütlich. Ein netter Wirt und ein leckeres Frühstück belohnen uns für unsere Geduld. Mit vollen Mägen und Akkus wandern wir wieder aus dem Ort hinaus. Es geht eine ganze Zeit auf einer Teerstraße entlang, bevor wir bei Carlops auf einen Schotterweg abbiegen. Und dann wird der Weg schmal und abwechslungsreich, bis wir schließlich kurz vor Balerno wieder auf eine Teerstraße kommen. In den letzten Tagen hat sich der Fuß von S. schmerzhaft bemerkbar gemacht. Und unsere tatsächlichen Tageskilometer sind nicht geeignet, unser Ziel Pitlochry in der vorgegebenen Zeit zu erreichen. Uns war vorher klar, dass diese Zielsetzung ziemlich ambitioniert war. Wir wollen aber unbedingt noch die Highlands sehen und deshalb beschließen wir, uns in Balerno eine Unterkunft zu suchen, am nächsten Tag die Strecke von Balerno bis Drymen mit Bahn und Bus abzukürzen und von Drymen aus weiterzulaufen. Die Strecke zwischen Edinburgh und Glasgow finden wir nicht so spannend wie die Highlands, so dass wir gerne darauf verzichten. S. will ab Drymen noch einen Tag mitgehen und dann wegen ihrer Fußprobleme aussteigen. In Balerno finden wir keine einzige Unterkunft. Uns wird ein Restaurant mit Zimmern empfohlen, das ein paar Kilometer entfernt liegt, aber mit dem Bus zu erreichen ist. Dort angekommen, stellen wir fest, dass es ausgebucht ist, aber ein netter Kellner fängt an rumzutelefonieren, bis er ein B&B gefunden hat. Also nehmen wir den nächsten Bus und fahren noch ein paar Kilometer weiter in Richtung Edinburgh. Nach etwas Sucherei finden wir die Unterkunft, werden von David nett begrüßt und bekommen zwei kuschelige Zimmer. Abendbrot hat er nicht für uns, aber zwei Flaschen Bier gibt er uns gerne.1 Punkt
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10.5.2018, 25 km Morgens schlendern wir nach einem ausgiebigen Frühstück noch einmal durch den Ort, kaufen etwas ein und folgen dann einem ausgeschilderten Fußweg nach Peebles. Unsere eigentliche Route führt auf der anderen Seite des Flusses entlang, aber wir müssten die drei Kilometer zurücklaufen, um über den Fluss zu kommen. Der Weg, dem wir stattdessen folgen, ist auf einer alten Bahnlinie angelegt und gut zu gehen. Mehrere Hinweisschilder weisen auf besondere Stellen aus der Zeit des Bahnverkehrs hin. Erinnerung an Robert Burns Schild mit Erklärungen zur alten Bahnstrecke Hinter Peebles geht es dann wieder über Wiesen und auf Fußpfaden weiter. Interessante Beschilderung. Etwas später sind wir in einem Tal, in dem bei 360°-Drehung kein Haus zu sehen ist. Toll! Das Wetter ist auch wieder besser geworden und so macht das Laufen richtig Spaß. Irgendwann geht diese schöne einsame Gegend wieder in bewohnte Gebiete über und der Weg in Schotter- und Teerstraße. Um halb acht ziehen bedrohliche Wolken am Horizont auf. Da wir keine Lust haben, unsere Zelte im Nassen aufzubauen, sputen wir uns und finden am Rande einer nicht eingezäunten Weide in der Nähe von Halmyre Mains einen akzeptablen Platz für unsere Zelte. Bedrohlicher oder hoffnungsvoller Himmel?1 Punkt
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9.5.2018, 20 km An diesem windigen und regnerischen Tag laufen wir meist mit dem Kopf nach unten. Es geht über kahle Hügel, die keinen Schutz bieten. Es geht wieder aufwärts Von weiten schon sehen wir „The Three Brethren“ ganz oben auf dem Hügel und hoffen, dort im Windschatten eine Pause machen zu können. Weit gefehlt. Runde Bauwerke haben keinen Windschatten. Also machen wir nur ein paar Fotos, ziehen die Kapuze wieder tief ins Gesicht und laufen abwärts. The Three Brethren Blick von den Three Brethren aus: In Tranquair treffen wir die Entscheidung, dass wir nicht geradeaus auf unserer Route weiterlaufen, um einen Platz zum Übernachten zu suchen, sondern nach rechts abbiegen und uns im ca. 3 km entfernten Innerleithen eine Unterkunft suchen, um uns einmal richtig aufzuwärmen. Wir landen im Tranquair Arms Hotel, genießen eine schöne heiße Dusche und waschen unsere Sachen. Es kostet mich etwas Überwindung, mit meiner langen Merino-Schlafhose und den Badeschuhen ins hoteleigene Restaurant zu gehen. Aber der Hunger ist stärker. Also husche ich durch die Bar, schiebe mich an den ersten erreichbaren Tisch im Restaurant und dann lassen wir es uns erstmal gut gehen. Die Whiskyauswahl in der Bar ist auch nicht zu verachten. Lecker!1 Punkt
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7.5.2018, 28 km Nach Frühstück und Einpacken starten wir gegen 8 Uhr. Es geht quer über grüne Wiesen, auf schmalen Pfaden durch duftende Wälder bis nach Harestances. Im Visitor Center gönnen wir uns ein ausgiebiges Mittagessen und danach auch noch einen Kaffee. Unsere Handys dürfen wir gegen eine Spende aufladen. Wir verlieren etwas die Zeit aus den Augen und kommen später los als geplant. Quer über grüne Wiesen Durch Wälder, die nach Bärlauch duften Die Hängebrücke über den River Teviot Wir wandern weiter bis Sankt Boswell. Dort kaufen wir uns noch ein Bier, das wir auf einer gemütlichen Bank vor der Kirche austrinken, bevor wir weiterwandern. Das von mir für die Übernachtung geplante Gebiet erweist sich als völlig ungeeignet. Es ist nur ein schmaler Weg an einem ziemlich dicht bewachsenen Hang. Also müssen wir weiter. Und dann auch noch einmal mächtig bergauf. S. findet schließlich neben einem Feld hinter einer Hecke einen schmalen Grasstreifen, auf dem unsere Zelte gerade so Platz haben. Ich bin so kaputt, dass ich keine Lust mehr habe, meine Matte aufzupusten. Außerdem ist das Wetter immer noch ziemlich schön, so dass ich beschließe, direkt auf dem Zeltboden zu schlafen. Das ist nicht die beste Idee. In der Nacht wird es ziemlich kalt. Ich friere und schwitze. Keine gute Kombination. Irgendwann ziehe ich meinen Kapuzenpulli über, der eigentlich zu den Tagesklamotten gehört, und um drei Uhr blase ich dann doch noch meine Matte auf. Schmaler Zeltplatz1 Punkt
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Scottish National Trail Part I 6.5.2018, 17 km Gegen 13:00 Uhr starten S. und ich in Kirk Yetholm bei wunderschönem sonnigem Wetter. Wir genießen die Sonne, den Weg und die Vorstellung, dass wir jetzt fast zwei Wochen lang einfach immer weiter gehen können. Nach ca. 2 km habe ich das Gefühl, dass mein Hintern etwas kühl wird. Mit einem Griff stelle ich fest, dass er nicht nur kühl, sondern auch nass ist. Ebenso wie der untere Teil des Rucksacks. Und das bei schönstem Sonnenschein? Sehr seltsam. Wir suchen uns einen Platz, ich nehme den Rucksack runter, mache ihn auf und suche. Meine grüne Faltflasche hat ein ganz kleines Loch an der Schweißnaht im Boden. Das Wasser tropft langsam, aber stetig heraus, läuft durch den Rucksack und tropft mir auf den Hintern. OK. Ist wohl nicht so klug, Wasser mit Kohlensäure in Faltflaschen zu füllen. So schnell nach dem Start schon die erste Lektion gelernt. Aus meiner zweiten Faltflasche trinke ich erstmal etwas ab und bei jeder Pause schüttele ich Kohlensäure raus. Warum ich die kaputte Faltflasche noch mindestens fünf Tage mit mir rumschleppe, bis ich sie wegschmeiße, entzieht sich meiner Kenntnis und wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben. Kurz danach erreichen wir die ersten sanften Hügel. Bei schönstem Wetter haben wir eine wunderschöne Aussicht. Die ersten sanften Hügel S. hat nach ca. 9 km bei Old Quarry, wo wir das Kale Water furten müssen, keine Lust, die Sandalen von ganz unten aus dem Rucksack zu holen. Barfuß geht auch nicht. Der Beton, über den das Wasser läuft, ist zu glitschig. Also zieht sie Strümpfe und Bandage aus, steigt barfuß in die Wanderschuhe und läuft durchs Wasser. Das ist keine gute Idee, denn ihre Wanderschuhe sind aus Gore-Tex. Wasserdicht. Sowohl rein als auch raus. Sie muss dann doch ihre Sandalen rausholen und in ihnen weiterlaufen, bis ihre Stiefel innen wieder trocken sind. Das erste Mal nasse Füße Irgendwann geht es dann etwas steiler bergauf (Hust). Ich muss ganz schön keuchen, weil ich die Bergauf-Strecken völlig falsch angehe. Woher soll ich als Eingeborene der norddeutschen Tiefebene das auch wissen? Es braucht ein paar anstrengende Tage, bis ich kapiere, was S. mir empfiehlt. Nicht losstürmen, um schnellstens so viel Berg wie möglich zu schaffen, sondern mit kleinen kurzen Schritten langsam, aber stetig bergauf gehen. Das wird mein Mantra für bergaufgehen: Kleiii-ne kurrr-ze laaang-saaaa-me Schrit-te. Nach ca. 11 km trinken wir in Morebattle einen Kaffee und schlagen ein paar Kilometer hinter dem Ort auf einer wunderschönen Anhöhe um circa 20 Uhr unser erstes Zeltlager auf.1 Punkt
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Schnäppchen
Magic reagierte auf FlowerHiker für Thema
Bei Liteway Equipment gibt es zur Zeit 20% Holiday Sale mit dem Code HNY2020.1 Punkt -
Ja natürlich, ein paar Eindrücke gibt es. Auch wenn eine Nacht sicher nicht ausreicht, um ein qualifiziertes Review zu schreiben Im groben und Ganzen haben sich meine ersten Eindrücke bestätigt. Das Zelt ist für eine Person ein Palast. Nicht nur die Breite, die ja auf 2 Personen ausgelegt ist, sondern auch die Länge und Bewegungsfreiheit im oberen Bereich sind genial. In der Testnacht haben Bedingungen geherrscht, die schon an der Grenze der 3 Jahreszeiten-Nutzung sind. Ich habe an einer exponierten Stelle bei Windgeschwindigkeiten (laut meiner App) zwischen 25 und 55 Km/h bei knapp über 0 Grad und Dauerregen gezeltet. Dadurch war ich gezwungen im Vorzelt zu kochen, wofür auch mehr als genug Platz war und ich hatte keinerlei Probleme mit dem Wasserdampf. Das mag natürlich auch den Windgeschwindigkeiten geschuldet sein. Allgemein hatte ich keinerlei Probleme mit Kondens, die Zeltinnenwände waren auch morgens noch absolut trocken. Nässedehnung ist definitiv vorhanden, hält sich aber sehr in Grenzen. Ich bin noch mal zum Nachspannen raus, habe dabei aber festgestellt, dass ich kaum noch nachspannen kann. Ich war vor dem Trip nur in der Lage einen kurzen Testaufbau zu machen, daher habe ich es auch nicht geschafft alle Nähte abzudichten. Ich habe nur schnell zu Hause die Punkte an denen man die Trekkingstöcke einhängt und die Flächenabspanner mit Seamsealer gedichtet. (Siltec von Vaude, mit Benzin verdünnt) Die Hauptnähte an den Seiten sind demnach nicht abgedichtet wurden, waren aber bis auf einen Punkt die ganze Nacht dicht. Der Punkt wo es durchgekommen ist, ist die Stelle wo das elastische Band eingenäht ist, welches zum Halten des aufgerollten Vorzeltes / der Meshtür gedacht ist. (siehe Foto) Die unteren Eckpunkte des Innenzeltes sind mit Shockcord an den Heringen für das Außenzelt eingehangen, genauso wie bei den anderen Lanshanmodellen. Diese Lösung bietet natürlich eine gewisse Flexibilität im Aufbau, bei windigen Nächten wie meiner ist das natürlich nicht die optimalste Lösung. Wenn eine starke Böe kommt dehnt sich der Shockcord so sehr, dass der Wind unter die Bodenwanne fährt und dadurch im Innenraum nichts mehr an seinem Platz bleibt...außer man selbst. Ich überlege, diese Befestigungen durch normales 1,12mm Dyneema-Cord zu ersetzen. Das ist am Ende leichter und sollte auch den Aufbau vereinfachen, indem man als erstes die Bodenwanne in einem sauberen Rechteck abspannt. Was mir noch aufgefallen ist, ist dass die Abspannungen zu den Seiten am Lüfter angebracht sind. Wenn man kurz abspannt (so lang ist die Leine gar nicht), ist der Lüfter nicht ganz aufgestellt bzw. wird eher Richtung Boden gezogen. Bei Gelegenheit mache ich auch davon noch ein Foto. Alles in Allem bin ich aber sehr zufrieden mit meinem Kauf, und die paar negativen Eindrücke können durch kleinere Anpassungen auch selbst behoben werden.1 Punkt