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Ultraleicht Trekking

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  1. 4. Abschnitt: Jerusalem - Arad (170,1km) Die Landschaft nach Jerusalem ist wunderschön. Ich genieße die ersten beiden Tage sehr, fühle mich fitter denn je und stehe meine erste Gewitternacht (ungeschickter Weise auf einem Berg zeltend) im Gatewood Cape durch. Außerdem ist es äußert interessant, so nah an der Grenze zur Westbank entlang zu laufen und die politische Situation des Landes dadurch so präsent zu haben. Leider laufe ich mir aber auch Blasen. Ich hatte mir in Jerusalem neue Einlegesohlen gekauft, weil die Dämpfung meiner Altras merklich herunter war, aber an der Ferse passen mir die Sohlen nicht und verursachen Blasen. Außerdem wird die Landschaft trist - Zwei lange Tage wandere ich nur durch leere Felder. Es ist deprimierend und ich habe das Gefühl, sie hören nie wieder auf und ich komme hier nie wieder raus. Und dann sehe ich auf einmal Rauch neben dem Shvil. Während ich näher komme, realisiere ich, dass es tatsächlich brennt. Ich warte ein paar Minuten und schaue, ob nicht irgendwer in der Nähe ist, aber als niemand auftaucht, rufe ich die Feuerwehr an. Man schickt mir eine SMS mit einem Link, mithilfe dessen ich meinen Standort an die Einsatzkräfte senden kann. Die Frau am anderen Ende bedankt sich, ich lege auf, beschließe, weiterzugehen und werde nach 300m wieder von derselben Person der Notrufzentrale angerufen, ich müsse den Standort nochmal schicken. Doch so oft sie auch versucht, mir eine SMS zuzusenden, es kommt keine davon an. Auf ihre Bitte beginne ich, zu beschreiben, wo ich mich befinde (was relativ leicht ist, weil der Trail gerade eine große Straße unterquert hat), unterdessen kommt ein Jeep angefahren und zwei Männer steigen aus, die beginnen, mit irgendwelchen Geräten den Boden zu behacken. Ich beschreibe der Person am Telefon, was ich sehe, sie fragt: "Versuchen die Personen, das Feuer zu löschen?" - "Nein, es sieht nicht so aus, das Feuer brennt noch". Noch immer versucht sie vergeblich, mir die SMS zukommen zu lassen. Dann beginnen die beiden Männer, das Feuer zu löschen. Als ich das am Telefon weitergebe, werde ich gefragt, ob es Feuerwehrleute seien. "Nein", sage ich, "Zivilisten". Am Telefon heißt es, man wisse jetzt, wo ich sei und verabschiedet sich. Just in diesem Moment sehe ich aus der Ferne ein Feuerwehrauto auf dem Feldweg angefahren kommen. Ich beschließe, weiterzugehen, bekomme aber am Rande mit, dass das Auto eine ganze Weile bei der gelöschten Stelle bleibt. Während ich weiterwandere, sehe ich, dass auch andere Bereiche entlang des Weges offenbar vor kurzem verbrannt worden sind. Ich vermute eine landwirtschaftliche Maßnahme und frage mich, ob es falsch war, die Feuerwehr zu rufen, aber als das Feuerwehrauto auf dem Rückweg an mir vorbeifährt, grüßen die Insassen freundlich und ich sage mir, dass niemand da war, als ich beim Feuer ankam und nicht wissen konnte, dass es intendiert und kontrolliert ist. Ich wandere noch einige Kilometer weiter und stelle einen (vorläufig) neuen Wanderrekord mit 31km auf. Es gibt eine einzige Baumgruppe inmitten der leeren, öden Felder, dort verbringe ich die Nacht. Ich bin ziemlich motivationslos am nächsten Tag, die leeren Felder nehmen kein Ende, aber am Abend will ich in einem Kibbutz ankommen, das einen Raum für Shvilistim anbietet. Ich schreibe eine Nachricht an Simon und Leah, das Paar, das ich in meiner ersten Woche getroffen habe und mit denen ich seitdem in Kontakt stehe. Sie waren mir stets einen Tag voraus, verließen sowohl Tel Aviv als auch Jerusalem einen Tag vor mir, doch hatten sie kurz nach Jerusalem wieder einen Ruhetag eingelegt, sodass ich mich nun vor ihnen auf dem Shvil wusste. Ich frage, ob es in ihre Etappenplanung hineinpasst, auch heute Abend zu dem hiker's room ins Kibbutz zu kommen und sie sagen zu. Ich freue mich sehr, sie bald wiederzusehen und endlich wieder ein gutes, tiefes Gespräch zu führen, das über das übliche Trailgeplänkel hinausgeht. Auf den letzten Kilometern vor dem Kibbutz laufe ich auf einmal in den Kanadier und die Italienerin hinein, die ich seit Jerusalem nicht mehr gesehen hatte, da ich einen Tag eher aufgebrochen bin, sie aber einen Teil der Strecke nach Jerusalem übersprangen. Sie fragen mich, wo ich heute Nacht schlafe. Als ich es erzähle, ist ihnen die Existenz des Raumes nicht bekannt, aber sie beschließen, auch dort zu übernachten. Im Kibbutz angekommen beschließe ich, die Gelegenheit zu nutzen und das erste Mal seit Beginn der Reise zu kochen auf den zwei kleinen Kochplatten in der Küchennische. Während ich damit beschäftigt bin, tauchen, völlig erschöpft, Simon und Leah in der Dunkelheit auf. Es stellt sich heraus, dass sie an diesem Tag 42km gewandert sind, nur um mich zu treffen. Ich bin gerührt und fühle mich geehrt von dieser Wertschätzung und genieße den Abend in vollen Zügen. Wir sitzen lange draußen und reden, während uns die Mücken auffressen. Auch den nächsten Vormittag wandern wir zusammen, genießen die Landschaft, kommen der Grenze zur Westbank so nah wie noch nie und reden über die spannendsten Themen; gegen Mittag verabschieden wir uns, weil ich nicht so weit wandern möchte an diesem Tag. Am nächsten Tag erlebe ich den heftigsten Wind meines Lebens. Ich schleppe mich langsam, langsam, mühsam einen Berg hinauf und lerne dabei, dass Wind so laut sein kann, dass man seine eigenen Gedanken nicht mehr hören kann. Es ist unglaublich anstrengend, aber der Ausblick ist fantastisch und erinnert zunehmend an Wüste. Ich hatte vor, auch an diesen Tag in einem Kibbutz zu übernachten, wo man sich nicht vorher abmelden muss, sondern einfach anrufen soll, wen man am Tor ankommt. Aber als der Shvil das Kibbutz streift, stelle ich fest, dass man nicht am Haupttor herauskommt und um dorthin zu gelangen um den Zaun herum gehen muss, also mache ich mich auf den Weg entlang des Zauns. Aber er hört und hört nicht auf, ich bin so erschöpft von dem Wandern durch den Sturm und die Blasen an meinen Fersen sind furchtbar schmerzhaft und als ich das Tor endlich sehen kann, führt von dem Zaun senkrecht ein weiterer Zaun weg, der ein bewirtschaftetes Feld umgrenzt und als ich beginne, daran entlang zu gehen, merke ich, dass ich keine Kraft mehr habe. Da mein Wasser noch für die Nacht ausreicht, beschließe ich, im Wald neben dem Kibbutz zu schlafen und bin, nachdem mein Tarp steht, auch glücklich darüber, denn mir wird bewusst, dass es die letzte Nacht im Wald sein wird. Am nächsten Tag werde ich Arad erreichen und damit die Grenze zur Wüste. Da die gesamte Negev ein Nationalpark ist, darf man dort nur in offiziellen Nightcamps übernachten, also ist dies auch meine letzte Nacht allein im Nirgendwo. Viel schlafe ich allerdings nicht, da der Wind einen ziemlichen Lärm macht. Am nächsten Tag mache ich mich auf dem Weg weiter um den Zaun herum, um im Kibbutz Wasser aufzufüllen. Als ich endlich ankomme, finde ich keinen öffentlichen Wasserhahn, was für Israel sehr ungewöhnlich ist. Überall gibt es Wasserhähne, jeder Spielplatz, jeder Sportplatz hat welche, aber auch völlig "zufällige" Orte an irgendwelchen Kreuzungen. Ich spreche einen Israeli an und frage nach einem Wasserhahn, er sagt, es gäbe im Kibbutz keinen, aber ich könne in seinem Haus Wasser auffüllen. Dort angekommen fragt er, ob ich sonst irgendwas brauche und ich meinte, ehrlich gesagt habe ich keinen Akku mehr. (Es ist nämlich tatsächlich der unwahrscheinliche Fall eingetreten, dass beide meiner Ladekabel einen Wackelkontakt aufweisen und ich so aus dem letzten Ort mit Elektrizität mit leerer Powerbank loslief in dem Glauben, sie habe die ganze Nacht geladen. Durch die unzuverlässigen Kabel konnte aber auch mein Solarpanel nicht wirklich helfen und so stand ich ohne Akku da.) Er bittet mich herein, fragt, ob ich schon gefrühstückt habe und so finde ich mich kurz darauf selbstgemachtes Granola essend mit ihm und seiner Frau im Wohnzimmer wieder. Er selbst ist den Shvil vor ein paar Jahren gelaufen, sodass ich einige Fragen loswerden kann. Sie sind unglaublich herzlich, sagen, ich könne auch gerne einen Ruhetag hier verbringen oder auch nur duschen, ganz wie ich möchte. Ich ziehe aber dankbar nach dem Frühstück von dannen und wandere weiter. Wieder einmal beeindruckt mich die Landschaft ungemein und ich kann mich gar nicht satt sehen. Gegen Mittag gelange ich in eine Beduinensiedlung. Alles ist leer, bis mich zwei Menschen aus ihrer Hütte zu sich winken. Sie stellen sich als zwei Shvilistim heraus, die natürlich schon von mir gehört hatten durch den Trailklatsch. Sie erzählen mir, sie seien von einem Beduinen zum Mittag eingeladen worden, dieser sei aber bereits gegangen und hätte ihnen gesagt, sie können so lange bleiben, wie sie wollen. Sie bieten mir Tee an und so sitze ich in der dunklen Hütte, trinke süßen Tee und betrachte ein Tablett, das offenbar Reste des Mittagessens enthält. Ich kann nicht an mich halten, der hiker hunger zwingt mich, zu fragen, ob ich die Reste essen könnte. Ja natürlich, heißt es, sie hätten schon so viel gegessen und seien satt. Also fange ich an, zu essen (Arabisches Brot, frische Tomaten und eine Paste aus Olivenöl, Sesam und irgendwas Undefinierbarem), währenddessen schultern sie ihre Rucksäcke und sagen, sie ziehen schon mal weiter, ich könne einfach so lange bleiben, wie ich will. Und so sitze ich auf einmal allein in der Hütte eines mir Unbekannten und esse dessen Essen. Köstlich! Aber auch verrückt. Auf den letzten Kilometern bis Arad sieht es auf einmal sehr wüstig aus. Und auf einmal, während ich Arad schon in der Ferne erkennen kann, sehe ich eine Herde Dromedare neben mir! Kurz darauf reitet auf einmal jemand auf einem Esel neben mir und versucht, auf Hebräisch mit mir zu kommunizieren. Er spricht kein Wort Englisch, aber ich verstehe, dass er der Hüter der Kamele ist und er mich gerne zum Kaffee oder Tee einladen würde. Ich verneine, verweise auf die dunklen Wolken hinter uns und dass ich nach Arad will. Dann versucht er, mich zu überreden, dass wenigstens mein Rucksack auf seinem Esel reiten könnte, der sei doch zu schwer für mich (das verstehe ich zumindest aus seinen Gesten), aber ich lehne ab. Ich renne fast schon nach Arad, um einem Regen zu entgehen, der dann doch nicht kommt. Und wem begegne ich im Einkaufszentrum der Stadt am Wüstenrand? Dem Kanadier und der Italienerin! Sie sind bereits einen Tag vor mir eingetroffen, verbringen allerdings im Gegensatz zu mir zwei Ruhetage. Es wird das letzte Mal sein, dass wir uns sehen. Der Zero-day ist gefüllt mit Essensbeschaffung und Rationierung für den ersten Wüstenteil, der 6 Tagesetappen ohne Resupply beinhaltet. Den restlichen Tag entspanne ich in meinem wunderschönen Guesthouse, in dem ich der einzige Gast bin, und versuche, zu begreifen, dass ich morgen schon in einem Nightcamp in der Wüste sein werde. Und das war der Blick aus dem Schlafzimmerfenster:
    6 Punkte
  2. 3. Abschnitt: Tel Aviv - Jerusalem (116,3km) Das Urlaubsfeeling meines Ruhetags in Tel Aviv verschwindet am nächsten Tag mit dem Trailalltag. Ich treffe eine Italienerin, die heute in Tel Aviv gestartet ist und bis zum Toten Meer auf dem Shvil wandern wird. Sie entschuldigt sich beim gemeinsamen Wandern, dass sie so langsam ist, aber ich beruhige sie, dass ich am Anfang auch nur kurze Distanzen gewandert bin und es erst jetzt langsam besser wird. An diesem Tag folgt der Trail 25km einem Fluss, aus Tel Aviv heraus und um Petah Tikva herum, die Schilftunnel werden irgendwann monoton, ein Glück habe ich eine gute Gesprächspartnerin, doch ich verabschiede mich am späten Nachmittag, um noch ein paar Kilometer zu machen. Der nächste Tag folgt 20km mehr oder weniger einem Highway; ich treffe die Italienerin wieder, wir wandern ein bisschen gemeinsam, aber verabschieden uns dann wegen unterschiedlicher Rhythmen. Erst am Ende des Tages wird es landschaftlich schöner, als man langsam die Jerusalem Mountains erreichte. Dort, auf diesen letzten Kilometern des Tages, treffe ich ein deutsches Paar, das als Journalisten für den NDR arbeitet und 6 Wochen auf dem Shvil unterwegs ist, um einen 3x20-Minuten-Film über junge Menschen auf dem Trail zu drehen. Da ich die erste Deutsche bin, die sie treffen, freuen sie sich sehr und flugs werde ich verkabelt und interviewt. Also, wenn nächstes Jahr der Film im NDR kommt, könnt ihr gern einschalten und Linkshaenderin in action sehen. Die nächsten beiden Tage verlaufen ruhig und entspannt, der Shvil zeigt sich von einer sehr schönen Seite und mit erstaunlich viel Nadelwald, ich bekomme viel Essen geschenkt, meine Achillessehnen tun mittlerweile nicht mehr weh, es ist nicht mehr heiß und ich schlafe unter Olivenbäumen. Aber zum ersten Mal frage ich mich während des Wanderns (und nicht am Ruhetag), was ich hier eigentlich mache. Die Euphorie des Anfangs ist gewichen, ich bin mittlerweile 3,5 Wochen auf dem Shvil unterwegs und ich merke, dass ich beginne, mich einsam zu fühlen. Es ist ein äußerst ungewohntes Gefühl für mich und ich verstehe zunächst nicht, was und warum ich so fühle, dann begreife ich, dass es mich ermüdet, ständig neue Menschen kennen zu lernen und dabei immer die selben Gespräche zu führen. In all den Gesprächen, die ich am Tag führe, muss ich mich immer wieder neu vorstellen und dieselben Fragen beantworten; es fehlt mir, mit Menschen zu reden, die mich schon kennen und denen ich erzählen kann, was mich wirklich bewegt. Und so ist dann auch der letzte Tag vor Jerusalem zwar kilometermäßig kurz, aber emotional anstrengend. Ich bekomme auf einmal große Angst vor der Wüste, von der es nach Jerusalem nicht mehr sonderlich weit ist. Warum zum Henker will ich zu Fuß eine Wüste durchqueren, frage ich mich und wie zum Henker soll ich das schaffen? Zu allem Unheil tue ich mir irgendwas mit dem Knöchel, sodass jeder Schritt schmerzt und ich quäle mich in Richtung Jerusalem. Der Shvil führt nicht direkt nach Jerusalem hinein, es sind etwa 7km von dort, wo er die Stadt berührt ins Zentrum. Während ich diese 7km entlang hinke, erstreckt sich eine gespenstische Stadt vor mir, denn es ist der letzte Tag von Sukkot und damit ein Feiertag. Die Straßen sind leergefegt, keine Autos fahren und das einzige, was man sieht, sind orthodox gekleidete jüdische Familien, die irgendwohin unterwegs sind. Ab und an hört man Gesänge, denn der letzte Tag von Sukkot ist Simchat Thora, das Freudenfest über die Thora, bei dem mit den Schriftrollen in den Straßen getanzt und gesungen wird. Ich kann mich daran allerdings nicht wirklich freuen, ich will einfach ankommen. Und irgendwann komme ich auch an, bei einer Freundin meines trail angels aus Tel Aviv, der mir den Kontakt gegeben hat. Sie ist erst am Vortag aus einem Urlaub in Montenegro zurückgekehrt, so tauschen wir Reisegeschichten aus, während sie uns ein Abendessen aus den Resten, die ihre Küche hergibt, zaubert. ich könne so lange bleiben, wie ich will und meinen Knöchel auskurieren, sagt sie mir, dann frage ich sie über die Grammatik der hebräischen Sprache aus und lasse mir von ihr die zahlreichen Parlamentswahlen der letzten Jahre erklären. Von ihrer Wohnung aus hat man einen unglaublichen Blick über die halbe Stadt; an klaren Tagen, so sagt meine Gastgeberin, könne man bis Jordanien schauen. Die beiden Ruhetage, die ich in Jerusalem einlege, sind wunderbar. Erstaunlicher Weise tut mein Knöchel schon am nächsten Tag nicht mehr weh und so staune, entdecke und genieße ich. Vor zehn Jahren war ich bereits zwei Mal hier gewesen und war fasziniert von der Stadt. Jetzt als Erwachsene ist mein Blick ein anderer und doch mit derselben kindlichen Begeisterung erfüllt. Besonders hat es mir die Redeemer-Church in der Altstadt angetan. Hier verbringe ich eine ziemlich lange Zeit, sauge die Atmosphäre auf, nehme an einer Mittagsandacht Teil und kehre am Nachmittag nochmal wieder, um das Café im Innenhof zu genießen. Am Morgen meines zweiten Ruhetages verabschiede ich mich von meinem Host und ziehe um ins Abraham Hostel, dem besten Hostel, in dem ich je war. Dort treffe ich die Italienerin wieder, die sich am Tag, nachdem wir uns zuletzt sahen, mit einem Kanadier zusammengetan hat und seitdem mit ihm unterwegs ist. Zunächst ist es schön, Trailgeschichten auszutauschen und festzustellen, dass wir beide unter der Hitze und dem Lärm, den man mitunter auf den Campsites hören konnte, gelitten haben. Aber es stellte sich bald heraus, dass dieser Mensch der einzige mir unsympathische Shvilist ist, den ich treffen werde. Hauptsächlich weil er, trotz, dass wir beide seit über 400km unterwegs sind und denselben Weg zurückgelegt haben, der Ansicht ist, mir den Shvil und das Land erklären zu müssen. Er erklärt mir, was die jüdischen Feiertage bedeuten, was man auf dem Trail beachten muss, dass mein Solarpanel überhaupt nicht funktionieren kann bei der Größe (und glaubt mir nicht, als ich ihm versichere, dass es seit 4 Wochen gut für mich funktioniert) und wie ich mich auf dem Trail zu ernähren habe. Trotz, dass er mich absolut nicht ernst nimmt, sagt er, dass er froh sei, mich getroffen zu haben, um die Wüste zusammen mit mir zu wandern, weil er sie nicht allein durchqueren will. Ich will definitiv nicht mit ihm durch die Wüste wandern, bin aber zu vermeidender Natur, um das direkt zu sagen, daher erspare ich mir eine klare Ablehnung, indem ich ihn fortan bestmöglich meide. In Jerusalem esse ich das erste Mal Falafel in einem arabischen Laden. Während in israelischen Falafel-Läden der ganze Inhalt in eine aufgeschnittene Pita reingestopft wird, servieren arabische Läden alle Bestandteile auf kleinen Tellern. Ich mag beide Varianten (und ich werde auch nicht verraten, wie oft ich Falafel gegessen habe während meiner Reise. ) Meinen letzten Abend in Jerusalem nutze ich, um endlich meine Wüstenetappen zu planen. Das zu tun hing mir wie ein schwerer Klotz im Nacken, aber ich hatte mich davor nicht dazu durchringen können, auch weil ich erst abwarten wollte, wie sich meine Kondition entwickelt, d.h. mit wie langen Etappen ich planen kann. Schon vor Beginn meiner Reise war für mich klar, dass ich nicht ohne water caches würde wandern können. Ich bin körperlich schlichtweg nicht in der Lage, Wasser für mehrere Tage zu tragen. Der water caching service, den ich mir ausgesucht habe, braucht jedoch nur 3 Tage Vorlaufzeit, sodass ich ihn nicht eher zu informieren brauchte. In Jerusalem nun verbringe ich den Abend mit denken, überlegen, recherchieren und planen. Am Ende ist klar: Es werden 18 Wüstenetappen sein (weil ich Teile überspringe, aber dazu später) und ich benötige dafür 5 water caches. Das Wissen, nun einen klaren Plan zu haben, beruhigt mich und lässt mich entspannt in den letzten Abschnitt vor der Wüste starten.
    6 Punkte
  3. Ich werde meinen Trailbericht nicht tageweise einteilen, sondern in Abschnitte, die ich auch auf dem Trail als solche empfunden habe. Die Kilometer, die ich angebe, sind die tatsächlich gewanderten Kilometer, d.h. plus zusätzliche zum Supermarkt gewanderte Kilometer und minus Strecken, die ich übersprungen habe. Netto-Distanz quasi. Zum Vokabular: Der Israel National Trail heißt auf Hebräisch Shvil Israel (was quasi Der israelische Weg bedeutet, so ähnlich wie der Camino). Ich verwende daher auch den Begriff Shvil. Ein Wanderer auf dem Shvil ist ein Shvilist, Plural Shvilistim. Der Trail ist sehr populär unter jungen Israelis, die meisten wandern ihn nach dem Militärdienst. Dadurch sind Wanderer und deren Bedürfnisse für Israelis etwas sehr Alltägliches, die Freundlichkeit und Gastfreundschaft ihnen gegenüber ist unermesslich und es gibt sehr viele trail angels. Bis zum Wüstenbeginn könnte man, wenn man will, jeden Tag bei trail angels übernachten. Wenn man als Nicht-Israeli auf dem Shvil unterwegs ist, weckt das oft besondere Begeisterung unter Menschen, denen man begegnet, ich vermute, weil einige das Wandern des Shvils als eine Art patriotischen Akt betrachten, als Ausdruck der Liebe zum Land, weil man es komplett durchwandert. 1. Abschnitt: Tel Hai - Tiberias (See Genezareth) (80,1km) 8 Jahre habe ich davon geträumt, den Shvil zu wandern, ein Jahr lang habe ich mich vorbereitet, Informationen gesammelt, meine Ausrüstung zusammengestellt und geplant. Und dann ist meine Ankunft in Tel Aviv am 22.09. völlig überfordernd. Ich hatte nicht bedacht, dass sich die Stadt an einem Donnerstagnachmittag in einen einzigen Stau verwandelt, da in Israel das Wochenende beginnt. Es dauert endlos, bis ich eine Sim-Karte und Gas-Kartusche besorgt habe und meinen Weg ins Hostel finde. Das Vorhaben, 1000km durch Israel zu wandern, kommt mir auf einmal waghalsig, ja gar unmöglich vor. Ich werde es nicht einmal bis nach Tel Aviv schaffen, denke ich mir. Also nehme ich mir vor, erst einmal bis zum See Genezareth zu wandern, das sind um die 90km und scheint mir realistisch zu sein. Am nächsten Tag geht es nach einem Einkauf für die ersten Tage auf dem Trail mit dem Bus nach Norden. Die erste Etappe des Trails (Kibbutz Dan - Tel Hai, ca. 13,2km) wurde letztes Jahr aus Sicherheitsgründen gesperrt, daher wollte ich sie auch nicht gehen. Die meisten Shvilistim, die ich getroffen habe, sind trotzdem in Dan losgewandert. Mein Startpunkt ist das Roaring Lion Monument, das vor einer unglaublichen Kulisse des Golans steht. Es ist schon 16 Uhr als ich losgehe und komme daher nur 5km bis es dämmert und ich mir einen ersten Ort zum Campen suche. In Israel ist Zelten überall außerhalb Nature Reserves/Nationalparks erlaubt, es gibt aber auch viele offizielle Campsites entlang des Trails, wo es dann auch Wasser gibt. Ich habe es aber bestmöglich vermieden, auf diesen zu übernachten, da ich lieber meine Ruhe und Stille haben wollte. Die ersten Tage sind in furchtbare Hitze und Übelkeit getaucht. Ich kann nichts essen, weil mir permanent schlecht ist; ich führe das auf das Wasser zurück, aber auch das Filtern hilft nichts. Ich bin absolut glücklich, auf dem Shvil zu Wandern, erfüllt von einem großen Gefühl der Dankbarkeit, aber diese Übelkeit und die Hitze machen mir zu schaffen. Und doch kann es nicht meine Begeisterung über die Landschaft und alles, was ich sehe, trüben. Ich bin während der holiday season in Israel, schon wenige Tage nach meiner Ankunft ist Rosh Hashana, das jüdische Neujahrsfest. Am Nachmittag wandere ich an einer Gruppe Israelis vorbei, die mich sofort ansprechen und einladen, an ihrem Picknick teilzunehmen. Es ist eine Familie mit drei Generationen, etwa 15 Leute, die beschlossen haben, dieses Jahr nicht drinnen zu feiern, sondern ins Grüne zu fahren und so komme ich in den Genuss von Pasta mit Pesto, frischem Salat, Kuchen und Tee und Keksen. Solche Begegnungen werde ich noch sehr häufig auf dem Shvil haben; überall treffe ich auf Menschen, die mir Essen anbieten, mich zu sich einladen oder mir eine Mitfahrgelegenheit anbieten. Ich kann von diesen Großzügigkeiten hier nur exemplarisch berichten. Ich muss schon in den ersten Tagen feststellen, dass meinen Achillessehnen das Gewicht meines Rucksacks nicht gut tut und das, obwohl ich nur etwa 15km pro Tag wandere. Nach einem Hilferuf im Forum und dem einstimmigen Feedback, es langsam angehen zu lassen, ist bereits mein fünfter Tag auf dem Trail ein Ruhetag. Ich bleibe bei einem trail angel, der in einem an sein Kibbutz angrenzenden Wald eine Art Oase für Shvilistim gebaut hat. Es gibt dort mitten im Wald eine Küchenzeile, Outdoor-Dusche, Sofas, Hängematte und Komposttoilette. Es ist ein Paradies, unglaublich idyllisch und das Gefühl der ersten Dusche auf dem Trail ist unbeschreiblich. Aber an diesem ersten Ruhetag, an dem ich so gar nichts zu tun habe, frage ich mich das erste Mal, was ich hier überhaupt tue. Ich bekomme durch das Nichtstun furchtbares Heimweh und finde meine ganze Reise sinnlos. Doch sobald ich am nächsten Tag wieder auf dem Shvil bin, weiß ich wieder, warum ich da bin: Weil es mich unglaublich glücklich macht. Ich bin aber auch froh über die Entscheidung, den Mt. Meron übersprungen zu haben, um meine Achillessehnen nicht mit zu vielen Höhenmetern zu belasten. Hier ein Bild des Berges, dem höchsten Punkt des Trails, auf dem sich eine air defence Militärbasis befindet, da man von dort bis in den Libanon schauen kann. Nachdem ich also aus dem Bus steige, der mich um den Berg herumgefahren hat, und ich zum Shvil zurückkehre, folgt eine der spektakulärsten Etappen der ganzen Reise für mich. Sie folgt erst dem trockenen Bachbett des Amud Rivers, dann dem richtigen Gewässer und schließlich entlang eines cliffs durch das Flusstal hindurch. Mein Zelt stelle ich wieder mal auf einer Wildschweinfährte auf, da es sonst keinen ebenen Platz finde. Es ist die erste Nacht, in der ich das Tarp weglasse und nur im Netzzelt schlafe, danach werde ich es immer so handhaben (außer in einer Regennacht und drei sehr windigen Nächten). Die Wildschweingeräusche nachts vor dem Zelt ängstigen mich nicht mehr und an das allnächtliche Jaulen der Schakale habe ich mich gewöhnt. Auch Kühe trifft man überall auf dem Trail. Mittlerweile verträgt mein Magen endlich wieder Nahrung, zumindest in kleinen Mengen und ich bin sehr froh darum. Alle europäischen Shvilistim, die ich treffe, werden mir später von ihren Problemen mit dem Wasser in den ersten Tagen erzählen. Ein Israeli meinte zu mir, es liege an den je nach Land/Kontinent unterschiedlichen Mineralien, an die sich der Körper erst anpassen muss. Ich hatte damit auf jeden Fall nicht gerechnet und würde auf jeden Fall empfehlen, es mit einzukalkulieren. Am folgenden Tag, der mich nach Tiberias führen wird, mache ich die Bekanntschaft von Simon und Leah, einem deutschen Paar, mit dem ich mich sofort gut verstehe. Nach dem gemeinsam durchwanderten Vormittag machen wir eine sehr lange Mittagspause zusammen, am Fuße des Mt. Arbels, es sind 37 Grad und kaum auszuhalten. Gegen 15 Uhr packen wir zusammen und schweren Herzens entscheide ich mich, den Berg nicht mit zu besteigen, sondern außen herum nach Tiberias zu gehen. Meine Achillessehnen sind noch immer nicht gut und ich habe Angst, ihnen mit dem sehr steilen Anstieg zu schaden. In Tiberias wartet ein Schweizer Wanderer auf mich, mit dem ich durch das Shvil-Forum in Kontakt gekommen bin. Er hat ein paar Ruhetage in einem gemieteten Apartment in Tiberias gemacht und lädt mich ein, die Nacht dort auf dem Sofa zu schlafen. Das erste Mal seit fast einer Woche sehe ich mich wieder im Spiegel und bin erschrocken, wie furchtbar dünn ich durch die ersten Tage geworden bin, an denen ich kaum essen konnte. Wir gehen an dem Abend in ein Restaurant und das erste Mal erlebe ich, wie unglaublich glücklich richtiges Essen während einer Fernwanderung machen kann. Aber nicht nur das Essen beseelt mich, sondern auch das Gefühl, es bis zum See Genezareth geschafft zu haben. Ein erster Meilenstein ist geschafft! Und wenn ich es bis hierhin geschafft habe, dann komme ich doch bestimmt auch ans Meer, oder?
    5 Punkte
  4. Danke für den Link, @Sören. Ich hab mir das jetzt einfach mal bestellt - mal schauen, was das so ist. Mit Besteck und ao...bin da ja etwas skeptisch. ABer wenn's tatsächlich Titan ist, kann ich das auch prima mal verschenken Soll bis/am 30.11. gesendet werden - da ist der thread ja noch "warm", ich werde berichten
    3 Punkte
  5. 2. Abschnitt: Tiberias - Tel Aviv (209,5km) Den ersten Tag, der spektakulär oberhalb des See Genezareths an ihm entlang nach Süden führt, wandere ich mit dem Schweizer. Aber ich merke schon nach wenigen Stunden, wie gern ich wieder allein sein möchte, daher verabschiede ich mich am Abend und schlage mein Zelt mal wieder vor einer atemberaubenden Kulisse auf. Meine Achillessehnen schmerzen fürchterlich, daher beschließe ich, als ich am nächsten Tag nach 2km eine Campsite erreiche, dort schon wieder einen Ruhetag einzulegen. Es ärgert mich, dass mein Körper nicht so mitmacht wie gewünscht. Oder vielmehr: Dass eine einzige kleine Sehne meinen ansonsten fitten Körper ausbremst. Aber ich will nicht, dass mir die Sache auf die Füße fällt und ich mir durch eine Achillessehnenentzündung den Trail ruiniere, also schließe ich mit meinem Körper den Deal, dass wenn auch nur ein Körperteil sagt, es will nicht mehr, der ganze Organismus stillsteht. So quäle ich mich einen endlosen, langweiligen Ruhetag herum, plaudere am Abend ein bisschen mit ankommenden Israelis und bin heilfroh, am nächsten Morgen bei Sonnenaufgang wieder back on the road zu sein. Zum ersten Mal sehe ich Klippdachse, auf dem Foto sind insgesamt drei zu sehen. Am Ende des Tages campe ich am Fuße des Mt. Tavor, dem dritten (und letzten) Berg des Shvils, den ich den Sehnen zu Liebe auslasse und ringsherum wandere. Hier sieht man ihn in der Ferne, als ich noch auf ihn zuwandere. Ich gelange nach Nazareth, dem meines Erachtens am wenigsten schönen Gebiet des Shvils. Um Nazareth herum war unglaublich viel Müll, zerstörte Wälder und Eintönigkeit. Nach all den spektakulären Aussichten des Nordens ist das ein starker Kontrast. Jom Kippur kommt und geht; im Gegensatz zu den meisten Israelis auf dem Shvil, die während der Feiertage nach Hause fahren und ruhen, wandere ich weiter, nach wie vor erstaunt darüber, dass ich keine einzige Blase habe. Die Trailrunner und Zehensocken machen einen guten Job. In diesen Tagen begegne ich einem Vater mit zwei Söhnen immer wieder, bis ich einen halben Tag einlege und sie vorbeiziehen. Als ich ein paar Tage später den Schweizer wiedertreffe, erzählt er mir, als er ihnen begegnete, hätten sie im üblichen Trailklatsch auch über mich gesprochen. Und er habe gesagt: "Ah, Linkshaenderin, you know, she is small, but she walks like a machine". Dieses Gerücht verbreitete sich in den nächsten Wochen unter den Shvilistim und so kam es, dass ich bis zum Schluss meiner Wanderung von allen, die ich neu traf, begrüßt wurde mit: "Bist du Linkshaenderin aus Deutschland? Ich/Wir haben schon von dir gehört". Und dann kam raus, dass mir der Ruf vorauseile, ich wäre total tough und würde wahnsinnig schnell wandern. So viel dran ist da gar nicht. Also, in der Tat ist mein Gehtempo überdurchschnittlich und schneller als das fast aller anderen gewesen, aber durch viele und lange Pausen kam ich alles in allem nicht schneller voran als die anderen, im Gegenteil. Ich glaube, Grund für den "Ruhm" war eher mein Status als alleinreisende Frau. Ich bin keinem anderen weiblichen solo-thru-hiker begegnet und mir haben Israelis erzählt, sie hätten noch nie von einem weiblichen solo-shvilist gehört. Daher war mein Auftreten wohl ziemlich exotisch. Ein Highlight auf diesem Abschnitt ist für mich das Karmelgebirge. Der Aufstieg nach Isfiya, einer Siedlung auf dem Berg, in der fast ausschließlich Drusen leben, ist wunderschön. Einen Ab- und einen Aufstieg später sehe ich dann das erste Mal das Mittelmeer. Wow! Ich kann das Meer sehen, so weit habe ich es geschafft, und kann sogar bis nach Haifa gucken! Der Abstieg vom Gebirge ist atemberaubend. Isfiya auf dem Berg An diesem Tag durch das Karmelgebirge treffe ich immer wieder ein israelisches Paar, das hier eine Tageswanderung unternimmt. Sie können kaum fassen, wie schnell ich gehe und finden es fast schon demotivierend, wie viel leichter mir die Etappe fällt. Ich versuche, sie damit zu trösten, dass ich schon über 2 Wochen unterwegs bin und sich daher mein Körper schon ein wenig an die Belastung gewöhnt hat und der Tag durch das Karmelgebirge auch definitiv kein leichter ist, aber sie lassen sich nicht trösten. Am nächsten Tag merke ich aber, dass mein Körper einen Ruhetag benötigt, ich bin seit 6 Tagen unterwegs und erkenne die Zeichen. Trotzdem genieße ich den Abschnitt; er führt mich durch Ein Hod, ein Künstlerdorf (Link), bietet mir schöne Meerblicke und zeigt mir das erste Mal in meinem Leben Avocado-Bäume. Am Abend dieses Tages bin ich das erste Mal bei einem trail angel zu Hause, er zeigt mir das Haus und verabschiedet sich dann auf einen langen Spaziergang mit seiner Hündin. "Wenn du willst, kannst du ruhig schon mal was für uns kochen. Wir können das zwar auch zusammen machen, wenn ich wiederkomme, aber das ist dann schon recht spät und eigentlich kannst du dir ja was überlegen", sprachs und überließ mich der Küche. Ich erzähle diese Begebenheiten exemplarisch, um zu illustrieren, wie sehr einen trail angels wie Zuhause fühlen lassen. Am nächsten Tag kehre ich zum Shvil zurück und warte auf einer Campsite darauf, dass es Abend wird. Diese Ruhetage sind quälend. Es gibt keine Beschäftigung, ich habe kein Buch dabei, ich will wieder wandern, aber mein Körper braucht die Ruhe. Am nächsten Tag zelte ich das erste Mal aktiv verbotener Weise in einem nature park. Es gab leider keine Alternative, da ich recht spät dort ankomme und es nach dem Abstieg keine Campmöglichkeit gegeben hätte, da ich mittlerweile in das dicht besiedelte Zentrum Israels vorgedrungen bin. Der Blick von meinem Nightcamp aus aufs Meer ist wunderschön. Morgen, so sage ich mir, morgen erreiche ich endlich das Meer. Am nächsten Morgen mache ich mich sehr früh auf den Weg, um nicht beim Wildcampen erwischt zu werden und nach ein paar Minuten auf dem Trail halte ich inne, um den Sonnenaufgang anzuschauen. Es ist einer der schönsten Morgen, die ich auf dem Trail erlebe, die Sonne geht über dem Karmelgebirge auf und beleuchtet die Häuser am Meer auf der gegenüberliegenden Seite. Und während ich dieses Schauspiel betrachte, kommen zwei Israelis auf Mountainbikes vorbei, verwickeln mich in ein Gespräch und erklären mir, was man alles von hier sehen kann. Ich erreiche das Meer am Vormittag, durchwandere Caesarea und treffe am Strand auf meine Frau, die nach den üblichen Fragen zu meiner Wanderung wissen will, was ich nach den Shvil vor meinem Rückflug mache. Nichts, sage ich, ich wandere den Shvil und fliege zurück nach Deutschland. Da lädt sie mich ein, ein paar Tage bei ihr zu verbringen, falls ich noch etwas Zeit habe vor meiner Rückkehr und sie gibt mir ihre Nummer. Diese Freundlichkeit bewegt mich sehr, begegnet sie mir doch täglich in unterschiedlichen Formen. Doch am Strand entlang zu wandern ist müßig. Ich hatte von Anfang an angedacht, vermutlich einen Teil des Strand-Abschnittes zu überspringen und während ich durch die Massen an Badenden wandere, wird meine Idee bestätigt. Ich bin zwar unheimlich gern am Meer, aber nicht, um am Strand zu wandern. Alle starren einen an, wenn man in Wanderkleidung mit Rucksack vorbeizieht und man selbst würde am liebsten auch einfach im Wasser planschen. Am Abend erreiche ich Chadera, es ist der erste Tag von Sukkot, also ein Feiertag und die orthodoxe jüdische Familie, die mich an diesem Tag aufnimmt, ist bei meiner Ankunft noch dabei, den Tag ausklingen zu lassen. Wir unterhalten uns angeregt, irgendwann beginne ich zu frieren. Ich werde gefragt, ob mir kalt sei und als ich bejahe, bringt man mir eine Decke. Die Klimaanlage könne man erst ausschalten, wenn der Tag vorbei ist, fügt man ergänzend hinzu. (Im Judentum endet der Tag, wenn die ersten drei Sterne am Himmel stehen, das ist dann auch der Start des nächsten Tages.) Ich bin fasziniert, wusste ich zwar, dass religiöse Jüdinnen und Juden keine elektrischen Geräte bedienen an Feiertagen, aber so hautnah zu erleben, wie die Klimaanlage trotz Frieren anbleiben muss, bis die ersten Sterne am Himmel stehen, ist etwas ganz anderes. Ich lerne sehr viel an diesem Abend, über ihre Sicht, warum man nicht irgendwo sonst einen jüdischen Staat errichten kann, sondern es hier sein muss, über arrangierte Ehen und Thoraschulen. Eine ganz eigene Welt und ich fühle mich geehrt, Einblick darin zu bekommen. Am nächsten Tag wandere ich monoton weiter am Strand entlang, ich würde auch gerne am Strand entspannen (und natürlich war ich an diesem und auch am Vortag mal kurz im Meer), aber nein, ich wandere weiter. Am Nachmittag erreiche ich Netanya und nehme von dort einen Bus nach Tel Aviv. Es wäre von Netanya noch einmal ein Tagesmarsch nur am Strand entlang gewesen und ich habe beschlossen, mir diesen zu sparen. Warum etwas wandern, was absolut keinen Spaß macht? Von dem Anspruch, jeden Kilometer des Shvils der Vollständigkeit halber zu erwandern, habe ich mich direkt nach meiner Ankunft verabschiedet. Ich sehe darin keinen Mehrwert. Also entsteige ich einem eiskalt klimatisierten Bus und erreiche das schwül-warme Tel Aviv. Hier übernachte ich wieder bei einem Trail Angel, der mir direkt nach meiner Ankunft anbietet, ich könne ein, zwei Ruhetage hier verbringen. Das kommt mir sehr gelegen, ich hatte tatsächlich einen Ruhetag einlegen wollen, auch um ein Outdoor-Geschäft zwecks Besorgungen aufzusuchen. Ich kann es überhaupt nicht fassen, in Tel Aviv zu sein. Es ist noch nicht mal ganz drei Wochen her, dass ich hier gelandet bin und überzeugt war, es nie zu Fuß bis Tel Aviv zu schaffen, doch jetzt bin ich da! Und mir geht es gut! Aber ich bin auch überfordert. Saß ich gestern Abend noch mit der orthodoxen Familie in einer Laubhütte und habe mit ihnen das Übergangsritual vom Feiertag zum normalen Tag zelebriert, bin ich heute im pulsierenden, lärmenden Tel Aviv und gehe mit meinem Host in ein veganes Sushi-Restaurant. Es ist der Himmel, ich will ALLES essen, der hiker hunger hat langsam eingesetzt und die gesamte Speisekarte klingt köstlich. Davor hatte mich der trail angel gefragt, ob ich Lust hätte, mit ihm Acroyoga zu machen, sein Hobby seit ein paar Jahren. Ich sagte ja, noch nie probiert, aber ich bin gespannt und so hatten wir sowohl an diesem als auch am nächsten Tag lustige Stunden, in denen er mir die Kunst des AcroYoga näher brachte. Und ich bin begeistert, ich glaube, ich werde mir hier daheim auch einen Kurs suchen! Ich hatte gehofft, mich in Tel Aviv Simon und Leah wiederzutreffen, wir tauschen regelmäßig Nachrichten aus, aber sie wandern am Tag nach meiner Ankunft morgens weiter, also einen Tag vor mir, sodass es leider keine Gelegenheit gibt. An meinem Ruhetag in Tel Aviv suche ich insgesamt 5 Outdoor-Shops auf, um Zehensocken zu kaufen, doch vergebens. Immerhin finde ich in einem Radsportgeschäft Armlinge, danach schlendere ich mit einem frisch gepressten Granatapfelsaft durch die Straßen und kann nicht fassen, was ich für ein Glückspilz bin. Ich bin so glücklich, hier zu sein, hier auf dieser Reise, diesem Abenteuer. Was geht es mir gut!
    3 Punkte
  6. Hallo! Vorgestern habe ich meinen Thru-hike des INT (in Israel nur Shvil (= Weg) genannt) in Eilat beendet und möchte, da mir das Forum eine so große Hilfe bei der Vorbereitung und auch während des Wanderns war, einen Tourbericht geben. Der folgt ausführlich und mit Fotos erst, wenn ich wieder daheim bin, davor gibt es erst einmal ein paar Zahlen und Fakten sowie Gear Review. Disclaimer: Es war meine erste Fernwanderung und auch mein erster Versuch, UL-Ideen umzusetzen. Zeitraum: 23.09.-16.11.2022 Laufrichtung: Nord - Süd (Kfar Giladi/Tel Hai - Eilat Distanz: 1016km, die ich gewandert bin. Der Trail selbst ist etwas länger, aber ich habe aus unterschiedlichen Gründen ein paar Kilometer übersprungen. Dazu mehr im ausführlichen Bericht. Höhenmeter: Laut FarOut 27.000, aber die dort hinterlegte Route ist in Teilen nicht aktuell. Navigation: Anfangs FarOut, schnell hauptsächlich die App Israel Trail benutzt, weil nur dort die ganzen Wasserquellen mit aktuellen Infos verzeichnet sind. Hervorragende Ressource, allerdings nicht geeignet, um eigene Touren zu planen oder custom points zu setzen. Die Israelis nutzen auch viel Amud Anan, darin sind die Höhenlinien fantastisch zu erkennen und alle anderen Wanderwege sind verzeichnet, es ist aber alles in hebräischen Buchstaben. Wetter: Die ersten zwei Wochen heiß, täglich ca. 33 Grad, an Spitzentagen auch 37°, sobald ich in die Nähe des Mittelmeeres gelangte nur noch 26-29°, in der Wüste ab Arad 24-26° Tagestemperatur. Nachts in wenigen Nächten auf schätzungsweise 14°, ansonsten eher 18°. Wandererfahrung vor dem Trail: Maximal einwöchige Wanderungen im deutschen Flachland. Wandertage und Nächte: 54 Tage auf dem Shvil, davon 6 zero-days, 3 nero-days + ein paar halbe Tage. 16 Nächte bei trail angels (drinnen oder draußen), 3 Nächte in Hostels o.Ä., 34 Nächte wildgecampt oder in Nightcamps übernachtet. Erfahrung in drei Sätzen zusammengefasst: Der Trail war auch im Norden anspruchsvoller als erwartet, allerdings hatte ich keinerlei Motivationsprobleme und habe schnell gespürt, wie mein Körper sich anpasst und leistungsfähig wird. Wenn man SoBo geht, hat man genug Zeit, Anfängerfehler zu machen, Wasser- und resupply-Management zu lernen und fit zu werden für die Wüste. Insgesamt: Wunderschön, atemberaubend, sicher nicht mein letzter Fernwanderweg. Gear Review Gestartet bin ich mit dieser Ausrüstung: Klick Nicht benötigt: Sonnenbrille (weggegeben, breitkrempiger Hut hat mir gereicht) Wasserfilter (am Anfang benutzt, dann gemerkt, dass es unnötig ist und ihn dann die ganze Tour unnütz herumgetragen) Handschuhe Dazugekauft: Armlinge Zweites Paar Injinji-Zehensocken Wasserblase (Ich hab meine gewissermaßen daheim vergessen, bzw dachte, ich brauche sie nicht) Ausgetauscht auf Tour: Einlegesohlen, weil die Dämpfung der Altras nach der Hälfte runter war (siehe unten) Isomatte (siehe unten) - aus den Resten der Alten habe ich ein Sitzkissen ausgeschnitten, das ich vermisst habe Schlafsack - Ich habe vor der Tour mit mir gehadert, ob ich nicht doch einen neuen kaufe, weil der Deuter viel zu schwer und viel zu voluminös ist, hab es aber aus Budgetgründen nicht gemacht. Hier auf der Tour war ich aber derart unzufrieden, dass ich mir in Jerusalem einen Big Agnes Schlafsack gekauft habe. Hätte ich in Deutschland sehr viel günstiger bekommen, aber was Besseres war nicht drin in der Reisekasse und jetzt habe ich zwei schwere Kufa-Schlafsäcke, aber immerhin hat der Big Agnes mich warmgehalten. Campschuhe - Bin mit DIY Huaraches gestartet, aber war genervt von dem ständigen Schnüren und hab sie mit simplen Flipflops ersetzt Was ich das nächste Mal zusätzlich mitnehme: Nagelknipser - Schere des Victorinox führte nahezu zu Verstümmelungen, hab mir dann wo ich konnte einen Nagelknipser ausgeliehen Stoffbeutel - Bei den Zero-days in Städten bin ich dann immer mit Plastiktüte herumgelaufen, weil ich nichts anderes hatte. Sehr nervig. Größeres Salzgefäß Repariert: Schlauchschal (Löchlein genäht) Net-Inner (Zwei Löcher im Bath-tub und drei Löcher in Netz genäht nach nächtlichem Stachelschwein-Angriff auf mein Essen) Gaiters (Loch erfolglos zu nähen versucht, ist weiter gerissen und jetzt wahrscheinlich zu groß zum Nähen. Ich schaue daheim mal, ob ich einen Flicken draufnähen kann.) Schuhe (Löcher hinten an der Ferse, habe Schaumstoff-Lappen mit Panzertape draufgeklebt) Bewertung einzelner Items Gatewood Cape mit den Modifikationen von Stromfahrer + Net-inner von 3F UL Gear: Alles in all sehr zufrieden, allerdings habe ich nach wenigen Nächten auf dem Trail aufgehört, das Tarp mit aufzubauen und hab nur noch im Netzzelt geschlafen, außer in einer Regennacht und drei sehr windigen Nächten. Abwettern würde ich darin wirklich nicht wollen, da selbst mir zu klein, aber für den thru-hike war es ideal für mich. Ich glaube allerdings nicht, dass sich das Cape bei mir als Regenschutz zum Wandern eignet, da ich mit 1,60m darunter wie ein Schlossgespenst aussehe. Da ich keine Regentage hatte, konnte ich es allerdings nicht testen. Exped Airmat HL M in Kombination mit Friluft Canisp Faltmatte: Exped-Matte großartig, gerade in Kombination mit dem Schnozzel Pumpsack genial. D Friluft war nicht mehr dir Neuste zu Beginn der Tour und war bei der Hälfte so platt und voller Löcher, dass ich sie ausgetauscht habe gegen eine neue Falt-Eierkarton-Matte. Sierra Designs Flex Capacitor 40-60l: Sehr gute Entscheidung! Das Gewicht war in der Wüste konstant hoch (BW ca. 6,5kg + 4-6l Wasser + Essen für bis zu 6 Tagen), sodass ich über den für hohe Lasten ausgelegten Rucksack mehr als froh war. Ich mag die Robustheit, sodass ich auch bei Dornen und unsanftem Fallenlassen auf die Erde nicht besorgt sein musste, dass es ihm weh tut. Für mich trägt sich der Rucksack wunderbar, ab einem gewissen Gewicht (schätzungsweise 13-14kg) zwar nicht mehr ernsthaft bequem, aber das liegt eher an meiner körperlichen Konstitution als am Rucksack. Bei meinem geringen Körpergewicht kann ich mit keinem Rucksack der Welt so viel (aka knapp 30% des Körpergewichts) bequem tragen. Bei allem darunter habe ich den Flex nie unangenehm gemerkt, er drückt nicht, ich hatte nie Schmerzen irgendwo, also für mich der ideale Rucksack. Altra Lone Peak 6: Ich bin zwiegespalten. Es war meine erste Erfahrung mit Trailrunnern. Einerseits hatte ich die ersten 400km keinerlei Beschwerden und lief wie auf Wolken (von meinen Achillessehnenbeschwerden abgesehen). Dann habe ich gemerkt, wie die Dämpfung deutlich nachgelassen hat und meine Füße schnell müde wurden. Da ich aber keine neuen Schuhe kaufen wollte, habe ich in Jerusalem neue Einlegesohlen gekauft, damit habe ich mir aber schlimme Blasen an den Fersen gelaufen. Nach ein paar Tagen habe ich wieder die alten Sohlen eingelegt und wieder mit müden Füßen gekämpft. Nach insgesamt einer Woche (in der nächsten größeren Stadt) habe ich nochmal neue Einlegesohlen gekauft, die mir diesmal gut gepasst haben. Es hat aber nochmal eine Woche gedauert, bis die Blasen endlich aufgingen und ich keine Schmerzen mehr beim Gehen hatte. Diese zwei Wochen waren wirklich schlimm, aber dafür können die Altras nichts, die haben mir die Blasen nicht zugefügt. Dennoch finde ich 400km bis zum Erliegen der Dämpfung deutlich zu wenig. Ich bin mit den neuen Sohlen dann noch bis zum Ende des Trails gegangen, jetzt ist auch das Profil runter und die Schuhe dürfen ins Nirvana ziehen. Mir ist bewusst, dass Trailrunner nicht für die Ewigkeit konzipiert sind, aber ich hatte mir mehr Kilometer versprochen. Ich bin auch nicht sicher, ob ich beim nächsten Mal wieder zu Altras greife. Zwar mochte ich das Laufgefühl und auf den Platz an den Zehen möchte ich nicht mehr verzichten, aber wenn mein nächster Thru-hike wieder ähnlich viel Gepäck erfordert wie der Shvil, werde ich wohl nicht nochmal zu zero-drop Schuhen greifen. Ich gehe zwar seit mehr als 10 Jahren den Großteil des Jahres barfuß (und damit meine ich nicht Minimalschuhe sondern richtig barfuß), aber bei so hoher Last haben meine Achillessehnen einfach zu kämpfen und ich habe gemerkt, wie der Drop von ein paar Millimetern einen großen Entlastungsunterschied gemacht hat. Für Touren mit weniger Last (weil mehr resupply möglich) fände ich Zero drop genial, aber die geringe Haltbarkeit hat mich jetzt schon etwas von Altras abgeschreckt. Andererseits würde eine geringere Traglast sicherlich auch die Haltbarkeit der Dämpfung erhöhen... Friluft Lindis Windjacke: Wird hier zurecht immer wieder als Budget-Tip empfohlen. Geniales Teil! Funkier Armlinge: Ich bin nur mit T-Shirt gestartet und habe in den ersten Wochen gemerkt, wie ich trotz Sonnencreme verbrenne und wie nervig Sonnencreme ist. Daher habe ich mir in einem Radsportgeschäft Armlinge für die Wüste gekauft und bin begeistert! UV-Schutz mit kühlendem Effekt. Ich finde sie sehr angenehm zu tragen, leider rutscht selbst XS ein kleines bisschen, sodass ich sie alle paar Kilometer hochziehen muss, aber das ist verkraftbar. Ich würde Armlinge auch jederzeit einem langärmligen UV-Shirt vorziehen, da ich T-Shirt + Armlinge vielfältiger einsetzbar finde. Socken: Mangels Ausprobierzeit bin ich mit zwei unterschiedlichen Varianten gestartet: Wrightsocks sowie Injinji-Zehensocken + Darn tough socks. Sehr schnell hat sich gezeigt, dass ich ohne Liner-Zehensocken Blasen bekomme, daher sind die Wright Socks meine Schlafsocken geworden und ich habe mir ein zweites Paar Zehensocken zum Wechseln gekauft. Sunnybag Leaf Mini: Da mir Zeit, Geduld und technisches Verständnis für eine DIY-Lösung wie im legendären Solarladegerät-Iterationsthread fehlen und die dortigen Links zu Produktempfehlungen allesamt ins Nichts führten, ist es bei mir das genannte Solarpanel geworden und ich war damit zufrieden. Es hat meine Powerbank in der Mittagspause weit genug aufgeladen, um mein Smartphone damit laden zu können. Da ich eine 10k Powerbank dabei hatte, hatte ich auch immer Reserven, wenn die Mittagspause mal kurz ausfiel. Auf dem Rucksack befestigen hat sich als sehr ineffektiv herausgestellt. Küche: Der Toaks 650 war manchmal grenzwertig klein, hat aber alles in allem für mich allein gereicht und ich konnte alles (außer die Kartusche) darin verstauen. Der Fire Maple 300T hat seinen Job getan, ich habe aber nicht genug Vergleichsmöglichkeiten, um etwas über Effizienz oder Lautstärke sagen zu können. Alufolie als Windschutz hat sich für mich nicht bewährt, da nicht haltbar genug und werde ich durch etwas anderes ersetzen auf der nächsten Tour. Ich brauchte deutlich mehr Salz als gedacht und habe regelmäßig bei Trail Angels aufgefüllt, da werde ich für längere Touren ein größeres Gefäß benötigen.
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  7. Hallo Zusammen, Paket ist gerade gekommen. Leider war der Nahtdichter nicht lieferbar. Nähte abdichten habe ich auch noch nie gemacht. Für den ersten Overnighter mit dem SMD Lunar Solo habe ich mir das deutsch-französische Grenzgebiet ausgesucht. https://www.dahner-felsenland.net/vg_dahner_felsenland/Tourismus/Wandern/Premiumwanderwege/Deutsch-französischer Burgenweg 32,8 km/
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  8. Für mich ist das Thema auch noch ein anderes; Redundanz. Redundanz vermeiden wir ja meist, um Gewicht zu sparen. Aber für eine sicherheitsrelevante Funktion wie hier ist diese mir die knapp 100 g extra wert. Wenn ich schon den Anspruch habe, ausserhalb des Mobiltelefonnetz immer noch eine zuverlässige Notfallkommunikation zu haben, die immer funktioniert, dann will ich mich nicht wieder auf dasselbe Gerät verlassen, welches in jedem Fall weniger robust ist, weniger Batterielaufzeit hat, und für viele andere Dinge eingesetzt wird (Photoapparat, Navigation, Kommunikation, Videokamera). Beim Kartenmaterial verlasse ich jedenfalls mich nie nur auf das Handy und habe immer einen kleinen Kompass und Kartenmaterial mit dabei. Im Alltag schaue ich dann aber aus Bequemlichkeit trotzdem meistens auf die Kartenapp (zur grösseren Routenplanung abends nehme ich meist lieber die Karten, da ich dort die bessere Übersicht habe). Entweder verlasse ich mich deswegen auf die Mobilnetzabdeckung und das Handy, und akzeptiere, dass diese streckenweise nicht gegeben ist. Oder mir ist es wirklich wichtig, mehr "Ausfallsicherheit" zu haben, und dann scheint es mir ähnlich wichtig, sich für den Fall eines kaputten oder verlorenen Handys abzusichern wie für den Fall eines Unfalls im Funkloch.
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  9. So wie es aussieht wird auch Samsung mit ihrem Flaggschiff im nächsten Jahr auf eine Satellitenanbindung setzten, wahrscheinlich muss man also nicht notwendigerweise ein iPhone für kaufen, auch wenn sich die high end phones ja preismäßig nichts nehmen. Die Gerüchteküche sagt Iridium Netz und auch für normale Textnachrichten, ob und was es extra kostet ist noch nichts berichtet.
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  10. Nun kann ich mich zurückmelden: Die Wasserversorgung in Sizilien war völlig problemlos. In fast jedem noch so kleinen Dorf gab es einen öffentlichen Brunnen oder Wasserhahn. Wenn es mal keinen gab, dann kann man sein Wasser in einer Bar auffüllen lassen. Die haben auf während der Siesta geöffnet. Wenn es der eigene Zeitplan zulässt, kann man da auch gut eine Pause einlegen und sich ein kaltes oder warmes Getränk gönnen. Das Wildzelten fand ich auf Sizilien im Vergleich zum ital. Festland schwieriger. Es gibt weniger Wälder, aber umso mehr Acker- und Weideflächen sowie Dörfer. Diese sind auch nicht völlig einsam, sondern in der Nähe befinden Bauernhäuser. Nicht alle sind bewohnt, man weiß es nur vorher nicht. Im Osten habe ich leichter einen einsamen Zeltplatz gefunden, im Westen bin ich öfters mal auf Unterkünfte umgestiegen, da es schon auf der Karte schwierig aussah. Die Planung der Plätze für die Nacht wird durch die lange Siesta der Geschäfte (von 13:30 - 16 oder 17 Uhr) erschwert. Je nach Jahreszeit hat dies einen großen Einfluss. Allerdings bin ich nicht den Via Francigena Magna, sondern den Sentiero Italia gelaufen, der von Messina nach Trapani führt.
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  11. Nur Mut. Ist ja nicht so eine riesengroße Investition für das Material... Der 0,1er Stahl ist deutlich stabiler - ich habe auch Cones aus dem dünneren, funktioniert auch, aber ich nutze wirklich viel lieber die stabilere Variante. Locheisen ist Quark. Nimm einen Leitz-Büro-Locher oder gleich ein richtiges Stanz-Werkzeug. Bohren wird auch nichts werden. @wilbo hatte mal eine Stanze irgendwo verlinkt... Ich habe dir oben die bessere Verbindung verlinkt - wenn du diese wirklich sauber arbeitest (nach und nach mit der Blechschere schneiden, damit du auf keinen Fall zu viel weg schneidest und die Verbindung dann zu locker wird) dann hält das auch prima. Von selbst ist mir das noch nie aufgegangen. ich habe den Ausschnitt für den Henkel so groß gemacht, dass der überhaupt nicht auf dem Cone aufsitzt. Bei mir hängen die Töpfe ausschließlich oben am Rand im Cone - dadurch gibt es eigentlich kein Verkanten und das ganze hält wirklich gut. Ich habe die Ecken nach Möglichkeit rund geschnitten. Am besten schneidet man eine solche Rundung in einem Rutsch, dann bleiben weniger von den scharfen Dingern - allerdings haben meine Cones trotzdem auch noch scharfe Stellen - ist einfach beim Auf- und Abbau etwas Vorsicht geboten - ich habe mich nur am Anfang beim ersten Aufbau geschnitten. Dann hatte ihc das verinnerlicht Hoffe du bist nicht zu arg frustriert und du gibst der Sache nochmal ne Chance! Ich habe auch die ersten beiden Cones weg geworfen bzw. weiter verarbeitet, weil einmal die Verbindung nicht gepasst hat und einmal war ich mit der Verbindung von Ober und Unterteil nicht ganz zufrieden...
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  12. ich habe mit 0,05mm Folie auch sehr schlechte Erfahrungen gemacht. Die 0,1mm sind OK. Löcher mit dem Locher stanzen geht recht gut. Bohren und Locheisen geht nicht. Wilbo macht auch alles mit dem Locher. gruss Konrad
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  13. Danke für deine tollen Berichte. Ich lese begeistert mit und freue mich schon jetzt auf die nächste Etappe deiner Reise und deines Bericht. Viele Grüße Namie
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  14. Soweit ich mich erinnere, betreibt Apple (oder eine Drittfirma) ein entsprechendes Zentrum, genau wie Garmin auch mit dem GEOS oder wie es heisst. Das mag au h der Grund sein , dass der Dienst erst für Nordamerika verfügbar ist. Ich meine auch gelesen zu haben, dass dann eine 2-Weg-Kommunikation mit diesem Zentrum stattfindet. Also was dies angeht am Ende wohl wenig Unterschied zur Garmin-Lösung.
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  15. Evernew 570 Cup mit zugehörigem Deckel.
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  16. Bei mir ist das InReach normalerweise an. Das Tracking, also die Standortübermittlung, nicht intern, stelle ich je nach Gelände zwischen 10 Minuten oder 1 Stunde. Also ist schon mal bekannt wo ich unterwegs bin und auch die Richtung. Und dann kann man ja "Hin und Her" schreiben im Umfang einer SMS. Und auch im Notfall kann man kommunizieren. Man kann also schon übermitteln, ob man einfach nur nicht mehr weitergehen kann, aus welchen Gründen auch immer oder ob man die Hilfe schneller braucht. Das muss gar nicht über die "SOS-Taste" gehen, sondern geht auch ganz normal über Textnachricht. Ich verwende das InReach bei jeder Tour und kann sagen, dass es zuverlässig arbeitet. Am Anfang braucht es ein paar Minuten, deshalb schalte ich es rechtzeitig mit freiem "Blick" zum Himmel ein. Die Geschichte mit dem Iphone halte ich für ein Gimmick. Fürs InReach gäbe es sogar einen Tauchbehälter: https://www.garmin.com/de-DE/p/642729 Wo landet eigentlich der Notruf des Iphone? Das könnte ja auch interessant sein. Und wie wird darauf reagiert, wenn man Art und Umfang nicht kennt. Ich bin da gerade darüber gestolpert. Da scheint man zumindest Erfahrung damit zu haben und ich muss mich im Fall der Fälle nicht durch ein paar Eingaben am Display quälen. Das meiste sind wohl Notrufe aus medizinischen Gründen. Da hat man eher weniger Zeit denke ich . https://backpackinglight.com/hiking-and-backpacking-injuries-and-other-medical-issues-dominant-inreach-sos-incidents/ Und ne Gegenüberstellung: https://backpackinglight.com/apple-iphone-14-vs-garmin-inreach/
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  17. Ich nutze das LanShan2 (non-pro) seit 3 Jahren / 50 Nächte und hatte keine echten Probleme mit Kondensat. Die 2 (LS2) bzw. 3 (LS1) Ankerpunkte für die Abspannleinen muss man selbst abdichten; sonst ist es dicht. Zum LS1 hatte ich auch schon etwas geschrieben
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  18. OT: Ein besseres Phone werde ich dir nicht empfehlen können. Ein nachhaltigeres und fairer Produziertes schon. Neben dem Fairphone gibt es noch das Shiftphone, ist eine Deutsche Firma. Akku und Displaytausch können da ohne Mondpreise selber durchgeführt werden, Google freies Android ist möglich. Abgesehen davon ist es fast egal, ob ein Telefon zwei,vier oder sechs Jahre hält. Am End of Life sollte es recycelt werden bzw. wertvolle Materialien wieder gewonnen werden können. Laut einer Bloomberg Reportage hat Apple 2016 alle seine alten Iphones noch Shreddern lassen....bei 150 bis 230 Millionen verkauften Geräten pro Jahr eine Menge Sondermüll. Zwar entwickeln die jetzt Prototypen Roboter für die Demontage und Wiederverwertung, nach über 2,5 Milliarden verkauften Iphones und mehr als 500 Milliarden Gewinn in den letzten 15 Jahren meiner Meinung nach etwas zu spät. Und ganz aktuell: In Zheng­zhou haben Tausende der Iphone-Produzierenden Mitarbeiter von Foxcon gegen die schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen dort protestiert und sich eine Auseinandersetzung mit der Polizei geliefert. Wegen der wiederholten Unruhen dort wird das Iphone 14 wohl erst ab Januar lieferbar sein..
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  19. Gerne! Bezüglich Preis habe ich dir 'ne PN geschickt... Testbericht bleibt mal noch abzuwarten - meine Antwort war mein erster Post in diesem Forum (jahrelanger "Lurker") & eigentlich bin ich gar nicht so der Mensch der ausführlicher in Internetforen schreibt ... Bezüglich Größe habe ich mir trotz meiner 168cm Körpergröße die "Wide" Variante bestellt, da ich ebenfalls Platz im Bivy haben wollte. Ein erstes Testliegen hat den Eindruck hinterlassen, dass dies eine weise Entscheidung war - ich kann mir mit einer gewissen sportlichen Komponente sogar ein Umziehen im Bivy vorstellen...
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  20. Mittagsfrost

    Vorstellungsthread

    Zum Backpacking braucht man auch die nötige Reife. Du hast es also richtig gemacht.
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  21. whr

    Vorstellungsthread

    Hej, bis Anfang 30 war Wandern einfach nur langweilig; dann ein paar Tagestouren und später Mehrtagestouren in den Alpen mit Hüttenübernachtung, und dann wieder ein paar Jahre lang gar nichts. Backpacking habe ich im zarten Alter von 59 Jahren begonnen, gleich mit dem JMT. Hat sehr viel Spaß gemacht, und ohne "C" wären sicherlich weitere längere Touren dazugekommen; so waren es eher spontane und kurzfristig geplante Aktionen von 1,5-2 Wochen. Tour des Écrins (GR54), südliches Island (von Skogar bis Rjupnavellir), und in diesem Jahr nochmal zwei Wochen High Sierra. - Ein Ende der zeitlichen Beschränkung durch so unnötige Beschäftigungen wie Arbeit ist absehbar, so dass dann auch richtig lange Touren in Reichweite rücken. Schau'mer mal. Noch funktionieren Knie und Rücken einigermaßen. Ein richtiger Ultralighter werde ich wohl nicht mehr werden; meine Baseweight liegt bei etwa 10% meines Körpergewichts, aber ich wiege nun mal erheblich mehr als 50 kg. Ich habe schon einiges an Ausrüstung ausprobiert und für manches die für mich passende Lösung gefunden, anderswo suche ich noch. Warm und trocken statt kühl und feucht. Hochgebirge mit viel Aussicht und Weite statt Green Tunnel. Wildnis statt Zivilisation. Trail Runners statt Boots. Tent statt Tarp.
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  22. OT: Als Denkanstoss gebe ich jedem, der sich für ein Apple-Produkt interessiert, mal mit auf den Weg, sich damit auseinanderzusetzen, wie Nachhaltig die Apple-Produkte sind (Reparatur, Nachrüstung und Recycling). Und wie angemessen der Preis ist (Gewinnmarge) sowie was Apple mit seinen Gewinnen macht...
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  23. Hallo ihr lieben Helfer*innen, nach reiflicher Überlegung und Abwägung habe ich gerade das SMD Lunar Solo für 259,99 € bestellt. Dazu kamen noch die Stange, die Heringe und Nahtdichter. Bin mir nicht sicher ob ich den Laden hier nennen darf. In Berlin. - ich bin 1,75 m groß, passe da also gut rein - kleinen Lappen für das Kondenswasser nehme ich mit - Danke für den Tipp alle Abspannpunkte zu nutzen - habe die Alu-Stange genommen, beim Bikepacking spielen die 40 Gramm nicht die Rolle Tolles Forum, ich bleibe hier am Ball! Viele Grüße, Horst
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  24. Okay, hier auf den Bildern sieht man (hoffentlich), dass eine Seite durchlässiger ist als die andere. Der Lichtschutzfaktor wurde auf der Packung mit 30 angegeben. Auf der Seite für den Oberarm ist ein Gummizug und die Schrift ist aus so einem Anti-Rutsch-Material. Das sind die Waschhinweise.
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  25. Danke für den schönen Bericht. Ich freu mich schon auf die ausführliche Beschreibung. Anfang 2020 war ich drei Tage im Maktesh Ramon und in der Wüste Zin wandern. Seitdem bin ich fasziniert von Israel! Grüße Ulli
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  26. Und schon mal zwei Fotos als Vorgeschmack auf einen Tourbericht. Sonnenaufgang über dem Karmelgebirge. Einer der zahlreichen fantastischen Ausblicke während der Mittagspause in der Wüste.
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  27. Capere

    Impressionen von Touren

    Ein paar Eindrücke vom GR221 letzte Woche:
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  28. Tag 6 – Prášily bis Železná Ruda Heute ist Schluss mit dem schönen Wetter – es ist trüb, neblig und hin und wieder nieselt es leicht. Nichts, was einem die Laune verdirbt – und immerhin bin ich jetzt im Besitz einer Regenjacke. Die Landschaft ändert sich merklich, es gibt vermehrt Buchenwälder, Weideland. Ich passiere die ehemalige Siedlung Hůrka – die Ruinen der ehemaligen Schule sind noch sichtbar, gegeüber steht eine kleine Kirche, die bis heute in Betrieb ist. Genau hier ist auch ein Biwakplatz, den ich anstelle des Campings hätte ansteuern können. Das nächste Ziel ist der Moorsee Laka – die neblige Stimmung steht ihm gut, hier wohnt bestimmt der Erlkönig. Es soll das letzte erhaltenswerte Foto auf dieser Wanderung werden. Der Bohlenpfad um den See und das kleine Stück Waldweg sind noch schön, danach geht es zehn Kilometer auf Asphalt langsam bergab Richtung Zelezna Ruda. Ich zähle die Kilometer, am Schluss die Meter. Angeblich gibt es hier Auerhähne, am Anfang kann ich mich noch ein wenig ablenken mit Ausschau halten, dann sind die Beine so müde dass ich aufpassen muss nicht zu stolpern. Das letzte Stück kann man sich meiner Meinung nach sparen. Železná Ruda inkl. Umland ist keine Augenweide, mein Bus fährt erst in zweieinhalb Stunden, ich bin müde, mir ist kalt, und – das Schlimmste – im ganzen Ort gibt es nur Edge! Ich entdecke ein Cafe – Free WiFi, heißer Ingwertee, fettiges Croque Monsieur und gepolsterte Sessel. Der Tag ist gerettet. Endlich kommt mein Bus Richtung Sušice. Ich zahle umgerechnet 1€ und setze mich vor die Heizung. Nach zwanzig Minuten Fahrt durch überraschend vertraute Gebiete halten wir – genau vor dem Campingplatz, an dem ich heute morgen gestartet bin! Mein Tipp: den letzten Abschnitt skippen (auch wenn der See Laka hübsch ist). Mein Rückweg führt mich über Sušice mit der Regionalbahn nach Budweis.
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  29. Tag 5 – Modrava bis Prášily Heute ist die längste Etappe, also das Zelt kurz ausschütteln, einpacken und weiter. Was für ein Tag! Die Gegend um Modrava ist zu Recht eine der meistfrequentierten. Jetzt habe ich die carexbewachsene Hochebene um den Rolandský potok für mich alleine. Den Sonnenaufgang im Rücken mache ich einen kurzen Abstecher zum Tříjezerní slať - dem Dreiseen-Moor. Der Morgennebel hängt tief über dem Moorseen, Spinnennetze voller Tau glitzern in der tiefstehenden Sonne, und alles ist still. Bei Kilometer 8 lasse ich mich zu einer gediegenen Frühstückspause nieder. Die Asphaltstraße ist von der Sonne aufgewärmt so dass ich darauf sitzen kann, im kleinen Bach kann ich Wasser schöpfen und Kaffee kochen, und die Schranke dient als hervorragendes Zelt-Trockengestell. Damit kommt man ins Gespräch mit dem älteren Pärchen, das vorbeiwandert. Danach geht aues auf den Poledník – der Aussichtsturm mit dem gewöhnungsbedürftigen Erscheinungsbild (und militärischer Vergangenheit) ist zwar im Herbst nur am Wochenende für Besucher geöffnet, aber wenigstens gibt es im Kiosk Wurst, Kuchen und kalte Getränke. Verleibe ich mir in der Reihenfolge ein. Hier gibt es auch eien Biwakplatz, aber ich bin erst seit 12 Kilometern unterwegs. Der Sturm Kyril hat das Werk der Borkenkäfer vollendet und es präsentiert sich eine fast surreal erscheindende Ödnis. Da das Wetter so schön ist hier oben faulenze ich noch ein wenig auf dem Gipfel, lese, stretche und hole mir einen sagenhaften Sonnenbrand. Der Abstieg ist tough für mich, immer nur bergab auf Asphalt und Schotter, erst streiken die Knie, dann die Wade und am Schluss die Hüfte. Ich bin erleichtert als ich den befestigten Weg endlich verlasse und über einen steinigen Pfad zum Prasilske jezero aufsteigen kann. Der Himmel ist klar, der Bergsee liegt still und strahlend umgeben von sich färbenden Bäumen. Danach folgt nur noch der Abstieg nach Prášily – zunächst über steinige Waldpfade, am Schluss leider wieder Asphalt. Ich schleppe mich auf den Campingplatz in Prášily – diesmal ein echter Lagerplatz (tsch. taboriště), mit Dusche! Einfach, aber sogar eine Steckdose ist vorhanden. Im Ort gibt es Gaststätten, eine Konditorei und sogar ein kleines Lebensmittelgeschäft, das ich am nächsten Morgen aufsuchen will.
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  30. Tag 4 – Bučina – Modrava Am nächsten Morgen frühstücke ich (entgegen meiner Gewohnheit) was reinpasst, fülle alle Flaschen auf – heute komme ich an keiner Quelle vorbei - und mache mich auf den Weg. Der Sonnenaufgang übertrifft den Sonnenuntergang vom Vorabend noch. Mein erster Weg führt mich zur Quelle der Moldau, der Mutter aller Flüsse – hier in Tschechien ist das fast schon ein Pilgerort. Die Quelle ist überraschend unauffällig. Ein toter Fisch und ein angebissener Apfel dümpeln in dem Loch herum. Daneben pinkelt gerade ein Radfahrer. Ich verzichte – entgegen meines Vorsatzes – einen Schluck aus der Quelle der Moldau zu nehmen und laufe weiter. Jetzt wird es gigantisch. Ich mache einen Umweg in die Einöde Březník. Für mich wunderschön, die Weite, die sanften Hügel, der Himmel. Nur ein bisschen viele Radfahrer unterwegs. Das Bistro dort hat leider wider Erwarten geschlossen, also gibt es eine Fruchtschnitte zu Mittag. Immerhin scheint das Wasser aus der Quelle frisch zu sein. Ich filtere trotzdem zur Sicherheit, dadurch kann ich noch ein bisschen länger in der Sonne sitzen. Gegen drei komme ich schon wieder an meinem Ziel an – Modrava, das Touristenzentrum (neben den Skiorten). Verdammt, ich hab das in der Planung echt falsch eingeschätzt. Schon wieder so viel Zeit zu verplempern… Aber in Modrava ist das einfach. Zunächst suche ich den Lebensmittelladen auf (den einzigen auf meiner Route). Der hat zu, die Besitzerin lässt mich aber aus Mitleid trotzdem rein. Brot ist allerdings von vorgestern, auf dem Obst tummeln sich die Fruchtfliegen – also greife ich mir zwei Müsliriegel und verschwinde schnell wieder. Seit Mittag verfolgt mich das Bild einer Sahnetorte, also steuer ich das nächste Cafe an und inhaliere eine sagenhaft gute Himbeertorte und drei Espresso. Danach schlendere ich zum Biwakplatz, schon einer da – der wartet aber auch auf den Abend… Der Platz liegt wunderschön direkt am Fluss. Also zurück nach Modrava, am Hügel gibt es noch ein wenig Sonne – ich lege mich auf meine frisch erstandene Regenjacke und lese ZWEI STUNDEN mein Buch. Herrlich. Sonnenbrand inklusive. Danach steuere ich die Brauereigaststätte Lyer an und ordere einen Grillkäse auf Salat und ein kleines Bier. Immerhin muss ich ja noch mein Zelt aufbauen. Fünf Minuten später steht ein Birnenschnaps vor meiner Nase, die beiden Mädels am Nachbartisch haben sichtbar gute Laune seit längerem, und „wir Frauen müssen ja zusammenhalten“. Hätte ich doch mein Zelt schon vorher aufgebaut. Die Nacht verbringe ich trotzdem wohlbehütet im irgendwie akzeptabel aufgebauten Zelt. Am nächsten Morgen will ich die Zeltplane beiseite rollen – und falte sie. Steinhart gefroren.
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  31. Tag 3 – Strážný bis Bučina Heute ist der „kurze Tag“. Auf die kalte Nacht folgt ein strahlend schöner Morgen. Der Weg führt auf freie Felder, Hochmoore – mein liebstes! Diese Bohlenwege… Kurz vor meinem Ziel durchquere ich die verschwunde Siedlung Knížecí pláně (Fürstenhut) – die gesamte Strecke entlang der Grenze ist voll mit verschwundenen Siedlungen, die vornehmlich von der Holzwirtschaft oder dem Steinbruch gelebt hatten. An vielen dieser Orte wird mittels Tafeln in Buchform vom Projekt „Historické album Šumavy“ in Texten und Bildern die Geschichte der Dörfer und ihrer vertriebenen deutschsprachigen Bewohner erzählt. In Knížecí pláně gibt es jedoch seit kurzem eine Gaststätte (auch Pension), die deftige böhmische Küche und (Geheimtipp: ) das meiner Meinung nach beste tschechische Bier aus der Mikrobrauerei „Březí koza“ (=schwangere Ziege, ein tpyisch tschechisches Wortspiel – der Ort der Brauerei heißt auch Březí. Außerdem bedeutet koza neben „Ziege“ auch „Brüste“, aber das führt im Rahmen dieses Berichts wohl zu weit. ) serviert. Da muss man doch pausieren. Gegen drei bin ich schon in Bučina, gut dass ich das Hotel gebucht habe. Das kleine Info-Zentrum hat sich auch schnell ausstudiert, also checke ich ein. Die Dame an der Rezeption schaut ein bisschen schief als ich sage, dass sie sofort die Sauna anschalten soll – aber so what. Vor dem Vergnügen kommt noch kurz die Arbeit – ich wasche meinen Satz Kleidung im Waschbecken und hänge ihn auf den Balkon. Die nächsten Stunde gedenke ich – wenn überhaupt bekleidet – im Bademantel zu verbringen. Ich relaxe den Frühabend also schwitzend und dampfend als einziger Gast im Wellnessbereich so dass ich trotz spätem Mittagessen wieder ein ordentliches Hüngerchen bekomme. Beim Blick aus dem Balkonfenster auf die Terrasse unten kommt aber doch etwas Wehmut auf: Ich sehe ich ein Mädchen mit großem Rucksack dort sitzen, mit ihrem Husky, und teilt mit ihm die Reste auf ihrem Teller. Sie steht auf, zieht weiter – in Richtung Biwakplatz, ganz sicher. Am Himmel zeichnet sich ein wunderschöner Sonnenuntergang ab. Jetzt würde ich auch gerne draußen schlafen. Aber gut, einmal Hotel – da muss ich wohl durch.
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  32. Tag 2 – Nové Údolí bis Stražný Fahrt nach Nové Údolí (ja, schon wieder) – diesmal mit dem Zug (und Schienenersatzverkehr). Der fährt einen beschaulich von Budweis über Krumau an den Lipno-Stausee, und von dort über Nova Pec (ja, das kennen wir jetzt auch schon) nach Nové Údolí. Gegen 1 komme ich dort an, und marschiere los Richtung Westen, für die nächsten zwei Tage immer auf rot. Durch die typischen böhmischen Wälder, hier regnet es so viel dass das Moos schon die Wege erobert. Alles ist voller Pilze. Die Wege sind durch den vielen Regen und die Forstarbeiten aber reine Schlammlöcher, entweder durchwaten oder sich durch den Wald schlagen. Der Biwakplatz sieht auch aus wie eben erst plattgemacht. In den Ort Stražný möchte ich nicht gehen, das ist ein Grenzort der nur aus Casinos und Bordellen besteht. Der einzige Ort, der mir auf der Reise ein bisschen zu „fishy“ ist. Eigentlich gibt es dort einen sehr guten Imbiss (einer Forellenzucht); leider ist Dienstag und da hat die zu. Also lungere ich in der Nähe des Biwakplatzes rum bis es 18 Uhr ist – die Sonne scheint, ich kann mein Buch lesen und die Füße lüften. Ein Wanderer kommt, pausiert und zieht weiter. Heute Nacht bin ich alleine. Bis auf die Hirsche scheinbar, es hört sich an als würden sie jetzt direkt neben meinem Zelt röhren. Und Forstmaschinen fahren vorbei. Ich schlafe nur leicht, weil ich mich immer noch ein wenig unwohl in der Gegend fühle und immer wieder aufschrecke – und weil es echt saukalt ist. Am nächsten Morgen koche ich mir einen Kaffee. Bei dem Matsch brennt hier kein Wald. Bis ich realisiere, warum mein Kocher so seltsame Abdrücke auf dem Tisch macht – Reif überall – ist es zu spät, die Hose ist nass. Das Zelt bekomme ich eh nicht trocken, also packe ich ein und laufe weiter.
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  33. Tag 1 – Nové Údolí bis Nová Pec Am nächsten Morgen kommt eine Parkrangerin vorbei und fragt kurz ob alles ok ist. Neben mir ist nur noch das Paar von gestern Abend da, ich bin wohl ein Langschläfer... Also mache ich mich endlich auch auf, als erstes auf den Tristolicnik (Dreisesselberg). Ich teile mir den Pfad mit einem kleinen Rinnsal das mir entgegenkommt. Trotz Versuchen nicht direkt reinzutappen sind die Schuhe natürlich nass. Der Weg ist steinig, mittelsteil. Die Landschaft wird karger; in Tschechien hatte man dem Borkenkäfer zugesehen und beschlossen dass sich das Problem irgendwann von selbst erledigt, daher gibt es auf vielen Landstrichen eine gute Aussicht... Oben angekommen gibt es Nebel, Nebel und Nebel. Und Wind. Und Steine. Im Wirtshaus (schon auf der deutschen Seite) futtere ich mich durch die Karte, ohne Frühstück wird man ziemlich hungrig nach so einer Bergerklimmung. Wasser kann ich wider Erwarten nicht auffüllen, es ist ausgewiesen als nicht trinkbar und stinkt unangenehm, da will ich auch nicht den Filter nehmen. Aber es gibt noch mehrere Quellen auf dem heutigen Weg. Danach geht es weiter in Richtung Plechý (Plöckenstein). Der Weg führt auf dem Bergkamm entlang und ist trotz Nebel eine absolute Offenbarung. Hier wohnen die Trolle. Am Dreiländereck gibt es noch mehr Nebel, viele Fotos. Ich muss immer dem roten Pfad folgen – wer schon mal in Tschechien gewandert ist wie idiotensicher und gut ausgebaut das dortige Wegnetz ist. Auf dem Gipfel des Plechý weht’s mich fast um, ich kann gerade noch ein Selfie schießen und ans Basislager senden. Dann geht es an den Abstieg. Ich habe beschlossen, dafür den Stezka Ceskem zu verlassen und den westlichen Weg um den See Plešné jezero zu nehmen, zum einen weil der als Naturlehrpfad ausgeschrieben ist, zum anderen geht ir der gelbe Weg zu steil bergab. Ich hab’s in den Knien. Ziel fúr heute ist eigentlich der Biwak-Platz hinter dem Plešné jezero, das soll sich aber dann doch spontan ändern... Beim Abstieg fängt es dann an zu regnen. Unten angekommen, sind es noch 2 km bis zum Biwakplatz, aber es regnet in Strömen. Da muss man durch, denk ich, und marschiere weiter. Irgendwas rinnt mir innen die Arme lang. Und sowieso... Glückwunsch. Die Jacke, die ich als „Regenjacke“ deklariert eingepackt habe, stellt sich als nicht wasserdicht heraus. Hm, ich hab die doch erst seit 12 Jahren (und noch nie die Imprägnierung erneuert...). K L U K. Am Biwakplatz zücke ich erst mal das Handy und studiere den Wetterbericht für den nächsten Tag – 9 Stunden Regen, fröhliche 15mm. Es ist 15 Uhr, in drei Stunden darf ich mein Zelt aufbauen. Der peinlichste Teil meines Berichts kommt jetzt: Ich beschließe dass das erst mal eine wertvolle Erfahrung war, rufe die Basisstation an und lasse mich in Nová Pec abholen. (ich hätte dort auch in den Zug steigen und nach Nove Udoli fahren können. Aber wenn schon aufgeben, dann richtig. ). Am nächsten Tag dann ein schneller Besuch bei Decathlon mit dem Erstehen einer neuen Regenjacke, kurzer Zwischenstopp im Büro, und nächsten Morgen gehts dann weiter mit dem offiziellen...
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  34. Kat

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    Auf den Tipp und Empfehlung hin, traue ich mal mich vorzustellen. Ich heiße Katia, bin 30 Jahre alt, seltsamerweise in Berlin gelandet und in den letzten zwei Jahren immer mehr in Berührung mit dem Thema Wandern gekommen und die Wochenenden/Ferien draußen wurden schnell zur Lieblingszeit...Das zeitliche Ausdehnen der Erfahrung fand ich toll! Davor war ich nur sehr aufgabenbezogen draußen, Joggen/Halbmarathon und die Zeit geht ja leider relativ schnell vorbei Keine/Kaum Erfahrung zu haben lässt mich im Moment sehr viel fragen und ausprobieren. Deswegen freue ich mich und bin dankbar für die Hilfe und Hinweise, die ich hier bekomme....macht einen großen Unterschied zu den Büchern, die ich bisher gewälzt oder den Webseiten, die ich durchforstet habe. (Ja, kann sein, dass ich viele Themen sehr theoretisch angehe wie auch anders) und auch im Freundeskreis ist man mit seinen sehr speziellen Fragen schnell am Ende. Es macht viel aus, wenn man weiß, dass man an der richtigen Stelle ist und so geht es mir mit dem Thema Wandern. UL mag ich als Mittel zum Zweck, so viel wie möglich mit so wenig wie möglich draußen sein können....und wie beim Wandern so oft, die Gedanken dahinter sind Gute. Mammutprojekt und Sehnsucht ist das Langstreckenwandern....Das nächste Jahr möchte ich das Üben hierfür in den Mittelpunkt stellen...und zum Glück ist das Üben so schön Danke für die Hilfe auf dem Weg und ich freue mich auf den Austausch hier!
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  35. Hallo allerseits, ich habe aus aktuellem Anlass gerade viel Zeit, was wiederum ermöglicht, viele Touren in der Umgebung zu machen, was wiederum immer wieder Denkanstöße für die Ausrüstung gibt, weswegen ich wie dann immer auf dieses Forum stoße. Wofür ich eben jetzt Zeit habe, siehe oben - da schließt sich der Kreis. Seit 2011 bin ich (43, Ur-Berliner Expat in Brandenburg) am Fernwandern. Damals bin ich mit Alemannenweg und Malerweg in Sachen Mehrtageswanderungen gestartet. Auch schon damals war der Thruhike für mich das Schönste. Vor kurzem hab ich auf der eher heimischen Tour "Rund um die Schorfheide" immerhin meinen 2000. Tour-Kilometer gemacht (für PCTler etc. freilich läppsch ). Bisher war ich fernwandermäßig vor allem in Deutschland unterwegs, aber ich schiele stets nach Skandinavien. Leider hat es bisher nur zum Höga Kustenleden gereicht. Beim Lysefjord Rundt im Oktober stand ich schon im Tal und hab wegen des Wetters gar nicht erst angefangen (wie ich später erfuhr, waren Teile wegen Lebensgefahr gesperrt). Seit mehr als 5 Jahren möchte ich den Kundgsleden Süd im Indian Summer machen, aber immer ist was im Herbst dazwischen gekommen - reden wir nicht drüber. Ich bin durchaus ein Equipment-Frickler. Nach der autonomen Lernphase bekam ich den ersten großen Verbesserungsschub meiner Ausrüstung durch meine Tätigkeit in Rekla und Service bei einem Berliner Berg- und Wandersportladen (nicht Globi). Dort war die Konfrontation mit Gear-Missbrauch, falschen Vorstellungen, schechten Planungen, grundlegenden Missverständnissen, aber auch leicht vs. schwer an der Tagesordnung. Schon dort konnte ich viel von der Mehrerfahrung meiner Kollegen und auch der Kunden lernen. Jedenfalls habe ich dort meine Ausrüstung komplett umgemodelt und bin am Ende meinen eigenen Weg gegangen als einziger passionierter Tarp-Nutzer im Laden. Da ich stets mit Hund unterwegs bin und ich bei autarken Touren von 14 Tagen mit mehr als 3 kg Hundefutter am Start bin, kann ich nicht ultraleicht unterwegs sein. Dennoch ist mein Herbst/Winter-Setup bis -5 Grad bei 9 kg und das Sommer-Setup bei unter 6 kg. Für mich allein (ohne Hundesachen) läge ich also doch ganz gut im Rennen. Für mich als Genusswanderer steht beim Ultraleicht-Gedanken definitiv der Komfort-Gewinn im Vordergrund. Als mit zunehmender Fitness und Erfahrung bei abnehmenden Zeug-Gewicht die Distanzen länger wurden (< 50 km), habe ich von der Umgebung nix mehr mitbekommen. Seitdem versuche ich wieder langsamer zu sein. Allerdings da ich grad viel in Brandenburg unterwegs bin und dort unvermeidlich längere Distanzen zu machen sind, setze ich mich intensiv mit dem Thema "Trailrunner" auseinander. Im Moment warte ich ungeduldig auf Altra Olympus4 als Testtreter, die ich bei der leidigen Suche nach einem vernünfigen Halbschuh in meinem Ex-Laden äußerst skeptisch anprobiert habe und von deren den Komfort ich ziemlich überrascht war. Denn: immer wenn ich leichtes Schuhwerk probiert habe (Merrell Trail wie Vapor Gloves, Scarpa Mojitos etc.) hat es mir die Füße zerschossen. Bis jetzt bin ich bei allen Bedingungen immer am besten mit meinen Lowa Caminos (LL sowie GTX). Aber ich wäre schon sehr blöd, wenn ich nicht weiterhin probieren würde rund 1,2 kg an den Füßen einzusparen. Daher bin ich ultra-irre-gespannt, ob die Olympus mit ihrer Dämpfung hinhauen. Am spannendsten dabei bleibt für mich die ewige Frage "Trailrunner und Nässe". Ich hab hier und anderswo viel versucht zu lesen, aber ich hoffe hier auf noch mehr Erfahrungsberichte - vielleicht auch eher negativer Art. Im Sommer furten oder mal ein Schauer versteh ich vollkommen, aber bei 0 bis 5 Grad tageland im Dauerregen ohne beheizte Nacht? Crank! Ein kleiner Nebenschauplatz ist die Zeltsuche. Nicht akut beschäftige ich mich aktuell mit dem Liteway Pyraomm Duo Plus mit halbem Mesh als Option für Skandinavien, auch wenn mich der Versuch nur mit Tarp reizt. So viel (Betonung auf "viel") zu mir und auf gute Zusammenarbeit! Beste Grüße aus dem Barnim Christopher
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  36. khyal

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    Da bin ich mir nicht so sicher, ob Du es anhebst oder senkst
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  37. moyashi

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    Hallo, ich bin Jen aus Norddeutschland und lese auch immer mal wieder hier mit. Bis vor ein paar Jahren fand ich Wandern immer doof, dachte ich. Vor ein paar Jahren habe ich aber festgestellt, dass ich genau das immer mache, es nur immer "Forschungstour" nannte. Schnell hatte ich auch Lust, Mehrtagestouren zu wandern und habe mich in dem Zuge hauptsächlich bei den amerikanischen Thruhikern über Equipment informiert und bin so fast automatisch gleich zu Beginn beim Ultraleichtrekking gelandet. So konnte ich unnötige Doppelkäufe ganz gut verhindern (ich erwähne hier aber nicht, dass ich inzwischen drei Daunen-Quilts habe, weil ich 1. ne Frostbeule bin und 2. mir neulich einen viel zu langen, nun im Schrank versauernden, gekauft habe, weil ich mir sicher war, Inch easy umrechnen zu können, und gerade dabei bin, einen vierten zu bestellen. Man gönnt sich ja sonst nichts.... ) Je nach Trail bin ich momentan zwischen 4 und 6 kg unterwegs, je nach Luxuswunsch. Meistens findet man mich allein auf den Touren, da diese sozusagen meine Me-Time sind. Ab und an kommt aber auch mein Hund mit, dann kann ich aber leider nicht so lange Touren laufen (ist aber trotzdem schön mit dem kleinen Fellknäuel). Neben dem Wandern liebe ich auch Bikepacking, geplant ab diesem Jahr auch mit Hundeanhänger. Mehrtagestouren bedeuteten bei mir immer bis zu 5 Tagen, dieses Jahr hoffe ich, endlich eine längere Tour zu laufen, die ich seit inzwischen 3 Jahren immer wieder verschieben musste. Und um das Durchschnittsalter weiter anzuheben : Ich bin kurz vor der 50, nächsten Monat ist es so weit. Ich freue mich auf den Austausch mit euch.
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  38. Namie

    Vorstellungsthread

    Nach dem mein langer Vorstellungstext irgendwie verpufft ist jetzt die kurze Variante. Hallo ich bin Namie, 2007 entdeckte ich die Leidenschaft für die Berge und das Wandern. 2014 meine Höhenangst im Griff geht es auf jeden Gipfel rund um Lech hoch 2015 meine erste mehrtägige Wanderung, das erste und zweite Mal im Leben draußen biwakieren…. und auch gleich ganz alleine 2016 der Traum über die Alpen von Garmisch nach Brecia … nach 4 Tagen muss ich abbrechen. Der Rucksack zu schwer, die Isomatte zu lasch, ab dem 3 Abend Fieber => so ging es am 4Tag nur noch zum Bahnhof und nach Hause. 2020 endlich mal wieder 3 Tage in den Bergen 2021 Umzug in den Taunus und endlich wieder wandern…. gaaaanz viel wandern…. 2022 noch mehr wandern und vorbereiten auf 7 Tage Kungsleden im Sommer => feststellen leichter wäre schöner! gerade da der Traum über die Alpen noch steht …. und viele Träume von langen Wanderungen dazu kommen! Auch mit vierbeiniger Begleitung ist es schöner wenn die eigenen Sachen nicht so viel wiegen…. !!!! Stand jetzt: da der Geldbeutel kein: „wir kaufen alles neu und stellen um“zulässt, wird es für den Kungsleden gehen …. Aber alles was in Zukunft gekauft wird, wird leicht… mit dem das Ziel UL unterwegs Für den Kungsleden kann ich durch weglassen usw. noch leichter werden und Anschaffungen die doch noch sein müssen werden direkt gwichtsoptimiert. so dass war der „kurze“ Text. viele Grüße Namie
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  39. dermuthige

    Ultralight & Fotografie

    Danke fürs Teilen deiner Erfahrungen, @Nitram! Den anderen Thread hatte ich noch gar nicht gesehen, danke dafür. Ich wusste doch, hier tummeln sich noch mehr Leute mit Kamera rum Meine zwei großen Fragezeichen aktuell sind der Regenschutz und die Batterien. Würde mich freuen zu hören, wie dein Moosgummi-Dach funktioniert! Ich werde demnächst den Regenschirm am Schultergurt testen, aber das sind ja doch ein paar mehr Gramm. Alternativ überlege ich, mir so ein „rain sleeve“ mit Löchern für die Arme zu nähen. Batterien bei der RP – tja, da muss ich auch erst noch testen, wieviele ich wirklich brauche. Hier in der Liste hab ich schon ein wenig nach Angst gepackt mit Hinblick auf meinen Kungsleden im September, sodass ich, falls sich am Ende der rund 10 Tage Nordlichter auftun, die sicher auch einfangen kann. Gerade nachts in der Kälte wollen die Batterien ja nicht immer so lange. Das Move Shoot Move hat übrigens einen eigenen Akku, den Tracker nehme ich allerdings nur auf kürzeren Reisen mit oder wenn Astro im Fokus steht. Die Fuji XT-30 finde ich eine schöne Wahl. Ich muss zugeben, ich bin dank Astro direkt mit Vollformat in die Fotografie eingestiegen und kann selber gar nicht so gut bewerten, wieviel Unterschied es macht oder ob es reichen würde, einfach ein paar mehr Bilder zu stacken. Wäre einen Test wert. Die RP ist leicht, aber es geht noch leichte Hehe, also eine Website ist gerade im Aufbau. Bis dahin habe ich ein paar Bilder auf Instagram zu sehen https://www.instagram.com/jacobmuthphoto/
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  40. Seppl

    Vorstellungsthread

    Hallo zusammen, ich bin der Sven,51 Jahre alt und wohne im Rheinland. In den letzten 2 Jahren hab ich das Wandern als Hobby entdeckt und mir immer wieder etwas Ausrüstung dazugekauft. Wollte mich auf diesem Wege kurz vorstellen. Nach ein paar kleineren Touren freue ich mich dieses Jahr auf meine erste große Reise, mein B-2 Visum ist seit gestern bestätigt und auf dem Weg zu mir... Liebe Grüße
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  41. Hallo zusammen, ich habe Anfang des Jahres eine sehr schöne Wintertour auf dem Westweg gemacht und wollte meine Eindrücke und Erfahrungen mit euch teilen. Auf den Weg gekommen bin ich u.A. aufgrund der vielen positiven Berichte hier und auf anderen Seiten. Ich habe die Tour zu dieser Jahreszeit sehr genossen und kann sie nur weiterempfehlen. Start: 02.01. vormittags Pforzheim Ende: 07.01. morgens Titisee Wetter: Eine bunt gemischte Tüte sorgte für eine sehr abwechslungsreiche Tour. 13C (max.) / -10C (min.) Sonne an Tag 2 in Forbach starker Regen und Wind an Tag 3 ab Mummelsee 10-15cm Neuschnee an Tag 4 ab Wilhelmshöhe Übernachtungsorte: Tag 1/km 32: Schweizerkopfhütte (schöne Aussicht, aber dementsprechend windig – wäre besser zur nächsten Hütte gegangen) Tag 2/km 71: Unterstmatt, Gasthaus Große Tanne (netter Gasthof, hatte ein Doppelzimmer für mich allein, recht teuer mit ca. 50€/Übernachtung) Tag 3/km 111: Haaghütte auf der Littweger Höhe (eine wahre Oase nach einem langen Tag mit Dauerregen und Wind bei 5C – es gibt einen Ofen, Holz und Schlafpritschen) Tag 4/km 152 Im Wald ein paar km nach dem Karlstein Tag 5/km 191 Im Wald nach der Weißtannenhöhe Resupply: Forbach (Netto), Hausach (dm) Gastronomie: Falafel in Forbach (unfreundlich, aber hatte als Einziger auf) heiße Getränke im Berghotel Mummelsee und dem Hotel Zuflucht (treffend benannt an einem kalten und nassen Tag) Gasthaus zur Blume in Hausach (hier gibt es ein richtig gutes veganes Hauptgericht!) Naturfreundehaus am Brend (freundlicher Service. Als Veganer*in kann man immerhin auf Salat und Pommes zurückgreifen) Ressourcen zur Planung: Die offizielle und sehr informative Westweg-Broschüre Interaktive Karte des Nord-Süd-Trails (super hilfreich zur Planung) GPX mit Schutzhütten und Wasserquellen von @Soulboy (eine riesige Hilfe unterwegs, danke!) D-Wanderer (war ebenfalls im Winter unterwegs) Fazit: Ich hatte zu Jahresbeginn sechs Tage Zeit und habe einige Wochen vorher angefangen, nach einer passenden Route zu suchen. Dabei kam die fixe Idee auf, den Westweg mal im Winter zu versuchen. Recht schnell wurde ich aufgrund der möglichen Schneemenge und niedrigen Temperaturen nervös und habe schon angefangen, Schneeschuhe, Cross-Country-Ski und Möglichkeiten zum Upgrade meines Schlafsystems zu suchen. Letztlich bin ich mit der Einstellung gegangen: Ich genieße die Zeit unterwegs und gehe weiter, solange die Bedingungen es zulassen – mit einem genauen Blick auf dem Wetterbericht und dem Wissen, wo ich den Weg notfalls verlassen kann. Ich hatte bis auf 'wasserdichte' Socken und einer zusätzlichen Schaumstoffmatte in Oberkörperlänge meine übliche 3-Season-Ausrüstung dabei. Diese Einstellung hat für mich sehr gut funktioniert. Dabei ist mir bewusst, dass ich durchaus Glück mit dem Wetter hatte: Bis Tag 4 war der Weg schneefrei. Als Neuschnee fiel, war Feiertag in Baden-Württemberg und viele Tagesausflügler haben die Wege für mich vorgetreten. Belohnt wurde ich mit wunderbarer Natur, einer abwechslungsreichen Strecke und schönen Begegnungen. Tatsächlich habe ich auch im Winter fünf andere Fernwander*innen getroffen! Das sind mehr, als ich auf allen meinen anderen Touren auf deutschen Fernwanderwegen begegnet bin. Ein Wort zur Gastronomie: Wie ich unterwegs in mehreren Gesprächen erlebt habe, leiden Hotels und Restaurants schwer unter der Pandemie und einer schneearmen Wintersaison. Falls ihr also demnächst auf dem Westweg unterwegs seid, kann ich nur empfehlen, fleißig einzukehren und sie so zu unterstützen. Ein großes Danke auch an den Schwarzwaldverein für den tollen Weg und die unzähligen schönen Hütten! Man spürt, dass dieser Weg mit Liebe gepflegt wird. Ich nehme viele einzigartige Momente von dieser Tour mit. Fotos The Hiking Life. Kopf einziehen, Hochebenen umgehen! Westweg => Westbach. Zuflucht nach einem langen, nassen, kalten Tag: Die beheizbare Haaghütte auf der Littweger Höhe. Neuschnee an der Wilhelmshöhe. Nachmittagssonne bei der Kalten Herberge. Magisch: Nachtanbruch bei St. Märgen.
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  42. OK, hier kommt mein nordafrikanisches Kamera-Desaster: Im Spätsommer 1989 reiste ich nach Marokko, um im hohen Atlas zu wandern. Auf dieser Reise wurde ich beschenkt, bedrängt, bekotzt (!), betrogen, öffentlich mit Mord bedroht und konnte doch eigentlich immer angstfrei reisen. Hätte es damals schon dieses Forum gegeben, die Reise wäre sicher einen Bericht Wert gewesen. Natürlich wollte ich auch auf den Jbel Toubkal (4167 m) steigen, den höchsten Berg des Hohen Atlas. Denn ich hatte damals ein spezielles Hobby: Ich ließ auf den (möglichst höchsten) Berggipfeln des jeweiligen Gebirges einen selbst konstruierten Parafoil-Drachen steigen, an dessen Leine sich meine Kamera befand, eine Minox 35 GT, für die auch ich diverse Vorsatzlinsen und Filter besaß. Kameratechnisch war ich also damals schon „UL“. Das besondere an dem Drachen war sein überzogenes Profil, dass ihm eine enorme Steigleistung bei steilem Anstellwinkel bescherte. Damit war es mir möglich, binnen 10 Sekunden Selbstauslöserzeit den Drachen samt Last zunächst 20 bis 30 Meter von der Rolle zu lassen und anschließend noch vier bis fünf Sekunden ausschwingen zu lassen. Den winkelverstellbaren Kameraträger hatte ich mir aus Acryl und einigen aufgebogenen Schlauchschellen selbst gebaut. Dazu eine gepolsterte Spezialhülle genäht. Nicht ganz UL, dafür stabil. Mein damaliges Foto-Setup: 150 Meter ummantelte Kevlar-Leine, Drachen, verstellbarer Kamerahalter, Minox. Das Prinzip hatte ich anfangs auf dem Feldberg im Schwarzwald getestet und später auch auf höheren Gipfeln (Mont Blanc, Großglockner) erfolgreich eingesetzt. Die generelle Schwierigkeit bei solchen Standorten ist der ausgeprägte Leewirbel, dem man auf engen Gipfeln mit dem Drachen kaum ausweichen kann. Dementsprechend aufmerksam und schnell mussten mitunter die Reaktionen ausfallen. Ich hatte mir also angewöhnt, die Leine mit einer Handschlaufe zu sichern und ich trug Fahrradhandschuhe, um immer blind zugreifen zu können. Jetzt also der Jbel Toubkal in Marokko. Ich trampte mit einem in der Schweiz verheirateten Spanier nach Malaga. Der hatte sich die kürzeste Entfernung als Route ausgeguckt, was im Spanien der ausgehenden 80er Jahre nicht gleichbedeutend mit „schnellste Route“ war. Während an der Küste Hotelkapazitäten und Autobahn ausgebaut wurden, waren die Verhältnisse in Zentralspanien ziemlich durchwachsen. Zumindest war Miguels Routenwahl eines SUVs würdig. Wir fuhren allerdings einen R4. Nach einigen Tagen setzte ich von Algeciras nach Tanger über und reiste mit dem Zug weiter nach Marrakesch. Von dort ging es mit dem Bus in die Berge und schließlich zu Fuß weiter. Der Tag, an dem ich den Jbel Toubkal bestieg, war sonnig, aber dennoch hing ein gelber Schleier südlich des Hohen Atlas in der Luft. Der Sand der Sahara wird dort gegen das Gebirge nach oben getrieben bzw. von der warmen Luft getragen. Auf dem pyramidenförmigen Gipfel machte ich routinemäßig eine Steigprobe. Der Drachen flutschte binnen Sekunden planmäßig fast senkrecht nach oben, über den Leewirbel, bevor er in ausufernde seitliche Bewegungen überging – ein deutliches Warnsignal, denn er stand sonst wie eine Eins. Aber ich war ja nicht hierher gereist, um wieder einzupacken. Also schlaufte ich den Kameraträger in die Leine, justierte den Winkel anhand der bei der Steigprobe gewonnenen Einschätzung und riskierte es. Der Rest ist Geschichte. Der Drachen stieg, jedoch lies ich ihn länger steigen, damit er oberhalb des Leewirbels stand. Der Preis dafür war, dass die Kamera nicht ausschwingen konnte und das Bild vorhersehbar verwackelt war. Der weitaus höhere Preis war, dass ich beim Aufnehmen der vielen Leine nicht schnell genug war und der Drachen beim Erreichen des Leewirbels schlagartig zur Seite weggerissen wurde – wenige Meter, bevor ich die Kamera wieder in den Händen gehalten hätte. Der Drachen stürzte auf der anderen Seite des Gipfels in die Felsen – nicht ohne die Kamera vorher aufschlagen zu lassen und über den steinigen Hang zu schleifen. Nach einiger Kletterei hatte ich beides geborgen. Der Drachen war erwartungsgemäß unbeschädigt. Die Minox hingegen ließ das Objektiv mit beschädigter Frontlinse hängen und sich nicht mehr zuklappen. Aber, immerhin: Das Filmfach war noch dicht. Also spulte ich sofort den Film zurück in die Kapsel und voila, hier ist es: Das letzte Bild meiner Minox 35 GT: Die Minox trat die Heimreise dann in der Box an (Foto mit Originalteilen nachgestellt), in der mein 6-Wochen-Vorrat ESBIT zuvor residiert hatte. Daheim ließ ich sie übrigens für 150 D-Mark reparieren und sie hat mich noch auf vielen Touren begleitet. Was habe ich daraus gelernt? Nun, ich würde es wieder riskieren! Allerdings habe ich danach das Prinzip geändert: Bei späteren Einsätzen habe ich den Drachen viel höher, in gleichmäßigere Winde steigen lassen (150 Meter Leine) und den Kameraträger statt 10 bis 15 Meter erst 50 und mehr Meter unter dem Drachen eingehängt. Hätte ich auch früher drauf kommen können. Übrigens: Der auf den Bildern sichtbare FR-Hut ist so ziemlich der einzige Ausrüstungsgegenstand, der seit damals unverändert dabei ist.
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