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Ultraleicht Trekking

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Anzeigen von Inhalten mit der höchsten Reputation auf 30.11.2022 in allen Bereichen

  1. @J_P Job gekündigt. @Matthias Das Profil war schon vorher ziemlich flach geworden. Doch wenn die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort so begrenzt sind, schiebe ich den Ersatz der Schuhe auch mal vor mich her. @TopperHarley In welchem Teil vom Apennin möchtest du denn eine Tour machen? Dieses Gebirge ist schließlich etwa 1500km lang. ___ Toskana und Emilia Romagna --> Passo Cento Croci - Bocca Trabaria --> 394 Kilometer & 15500 Höhenmeter --> 14 1/2 Tage Der Ruhetag in Varese Ligure tat richtig gut. Da ich ein paar Tage zuvor meine Sonnenbrille verloren hatte, musste ich mir in dem Dorf eine neue kaufen. Zur Auswahl hatte ich nur eine mit 15€ überteuerte und billige. Diese hielt auch nicht sonderlich lange, denn die Beschichtung rieb sich rasch ab und die Sonnenbrille musste im weiteren Verlauf der Tour erneut ersetzt werden. Der Sentiero Italia verläuft immer an der Grenze zwischen der Toskana und Emilia Romagna und wechselt immer wieder zwischen beiden Regionen hin- und her. In diesem Abschnitt verläuft der SI zu 90-95% gleich mit der "Grande Escursione Appennica", die auch markiert ist. Noch häufiger sind allerdings die Markierungen vom E1, der in diesem Abschnitt außerordentlich gut markiert ist. Die Markierungen vom Si findet man selten, eigentlich nur dann, wenn der Weg anders verläuft als die GEA. Ab Varese Ligure erfolgte für mich der längste Resupplyabstand auf dem ganzen Trail, denn ich musste für sechs Tage Lebensmittel einpacken. Zusammen mit 3,5 Litern Wasser wog mein Rucksack mehr als 12kg. Viel zu schwer für dieses Modell, wie ich spätestens dann feststellen musste. So richtig auf der Hüfte lag das Gewicht nicht und an dem ersten Tag taten ständig meine Schultern weh. Dies führte zu zahlreichen kurzen Pausen, einfach um den Rucksack absetzen zu können. Auch war es eine Motivation viel zu essen, um das Gewicht zu erleichtern. Natürlich ging es anfangs fast nur bergauf - das ist ja irgendwie immer so. Zumindest führte der Weg überwiegend durch schattigen Wald, was bei den sommerlichen Temperaturen ganz angenehm war. Am nächsten Tag ging es dann in die Berge - aber nicht für ein paar Stunden, sondern für mehrere Tage. So lange sollte ich oben auf baumlosen Hängen und über aussichtsreiche Gipfel wandern. Doch zuerst musste ich noch den Passo della Cisa überqueren - ein bei Motorradfahrern sehr beliebten Pass. So beliebt, dass es mir vorkam, als würde dort eine Großveranstaltung stattfinden. Die Auswahl in den kleinen Läden am Pass war sehr bescheiden. Die Landschaft war nur kurz "toskanatypisch", danach ging es bergauf in die Berge. Zuerst noch durch Wald, welcher bald mit Gras und Heidelbeeren bewachsenen Hängen wich. Diese verführten ebenfalls zu vielen kleinen Pausen. Da die Tage noch sehr lang waren, musste ich mich nicht zu sehr beeilen um mein Tagespensum zu schaffen. Die Pfade führten häufig oben am aussichtsreichen Grat oder durch breite Hochtäler und waren oftmals sehr steil, doch selten schwierig. Da die Sonne mehrere Tage am Stück durchgängig schien und Wolken nur zu Dekorationszwecken am Himmel zu finden waren, war es schwierig einen schattigen Platz für eine längere Pause zu finden. Der Versuch mit meiner 3mm-Evazote Schatten zu erzeugen, misslang aufgrund des Windes. Auch wenn die Wetterapp für die Talorte immer noch Temperaturen um 30 Grad anzeigte, fand ich es hier deutlich angenehmer als in Ligurien. Die Berge sind etwas höher und zudem wirkte der leichte Wind erfrischend. Eine besondere Erfrischung aber waren die Bergseen, die es in diesem Abschnitt gab. Nach einem Bad fühlte ich mich frisch und sauber - zumindest bis der nächste Anstieg erfolgte. Die Anstiege waren meistens sehr steil aber nur ein paar hundert Höhenmeter lang. Trinkwasser konnte ich häufiger auffüllen als in Ligurien. Neben den Bergseen gab es auch ein paar Bäche. Der Skiort Abetone liegt ein klein wenig abseits vom Trail, doch nach fast sechs Tagen ohne Einkaufsmöglichkeit gibt es keine Alternative. Auf eine Übernachtung verzichtete ich, da die Hotels dort mit über 100€ pro Nacht sehr teuer waren. Anschließend ging es natürlich mal wieder viele Höhenmeter steil bergauf. Im Gegensatz zu Ligurien waren hier deutlich mehr andere Wanderer unterwegs. Auf vielen Gipfeln teilte ich mir die Aussicht zusammen mit italienischen Wanderern. Da die Italiener selten Englisch sprechen erfolgten Gespräche mit Händen und Füßen - auch wenn ich vor Beginn meiner Tour ein paar Worte Italienisch gelernt hatte. Zudem sah ich in diesem Abschnitt auch ein paar Pfadfindergruppen, die sich mich sehr großen Rucksäcken die Berge hochschleppten. Südlich von Toskana und Emilia Romagna sah ich sie nicht mehr. Die meisten Nächte zeltete ich wild oder neben verschlossenen Hütten. Einmal sah ich dabei einen ganz besonders imposanten Sonnenuntergang. Immer wieder sah ich Plätze, die wie inoffizielle Zeltwiesen aussahen. Neben flachen Stellen mit plattem Gras gab es auch einige Feuerstellen. Eine Nacht verbrachte ich in einem Rifugio, nachdem ich dort mehrfach angerufen hatte. Interessanterweise sah ich auch neben den Rifugios immer wieder ein paar Zelte stehen. Nach der Nacht im Rifugio passierte ich meine erste Schafsherde. Da diese eingezäunt direkt neben einer Forststraße in Laufweite von zwei Berghütten weidete, machte ich mich zunächst keine Sorgen. Die Herdenschutzhunde entdeckten mich (und ich sie) erst, als ich schon fast an der Herde vorbei war. Bevor ich reagieren konnte, hatte bereits ein Hund zugebissen. Zum Glück traf er nur mein Hosenbein. Geschockt und zitternd machte ich mich auf den Weg. Die weiteren Herden in diesem Abschnitt waren zum Glück weiter weg oder wurden von menschlichen Schäfern begleitet. Im Dorf Pracchia nahm ich den Zug und fuhr in die Stadt Pistoia, wo ich ein Ruhetag im Hotel machte. Auf dem Trail selber war es schwer eine Unterkunft zu bekommen, da im August ganz Italien Ferien hat und die meisten Hotels & B&Bs restlos ausgebucht sind. Übrig bleiben nur noch ein paar teure Hotels oder die Städte. Das Hotel weigerte sich meine Wäsche zu waschen. Dies sollte mir in Italien noch häufiger passieren. Zwar gibt es in vielen Ortschaften Wäschereien mit Selbstbedienungswaschmaschinen, doch wenn die Anleitung nur auf Italienisch ist, kann dies tückisch sein. Südlich von Pracchia führt der SI wieder vermehrt durch bewaldete Abschnitte und es sind auch weniger Touristen unterwegs als zuvor. Trotzdem gibt es immer wieder tolle Aussichten, da die Pfade gerne an Hanglagen verlaufen. Die Einkaufsmöglichkeiten nehmen ebenfalls zu, was den Rucksack merklich erleichtert. Auch das Wetter wurde angenehmer, gab es doch den ein oder anderen erfrischenden Schauer. Die Gewitter waren jedoch nie gefährlich, da die dichten Buchenwälder einen guten Schutz boten. Rund um das Dorf Varghereto, wo ich eine Nacht im sehr empfehlenswerten Astro Camp zeltete, wurde die Landschaft richtig spektakulär. Zwar war die Landschaft immer noch stark bewaldet, doch die grauen Hügel aus feinem grauen Gestein sahen sehr interessant aus. Gesehen habe ich so eine Landschaft sonst noch nirgendwo in Europa. Zumeist hatte ich diese Pracht auch noch für mich alleine. Auch die Berggrate bestanden manchmal aus diesem Gestein. Bocca Trabaria ist eine Passstraße, die bei Motorradfahrern beliebt ist, aber für Wanderer nichts zu bieten hat. Es gibt nicht mal eine Bar oder ein Restaurant. Doch hier endet der Abschnitt in Toskana und Emilia Romagna, denn die Region Marken beginnt dort.
    11 Punkte
  2. Jever

    Impressionen von Touren

    Einmal quer durch den Alpstein. Brülisau - Bollenwees - Fählenalp - Fählenschafberg - Fählentürmnordflanke - Altmannsattel - Rotsteinpasshütte - Säntis als Tagestour (T5, 7:30h, 18km Strecke, 2300Hm rauf, 800Hm runter). Mörderwegli im Aufstieg zum Fählenschafberg Querung im Weg (mit Fählensee) Nadlenspitz Fählengrat, Fählentürme, Altmann Querung vor den Fählentürmen Fählenschafberg (erste Kanzel im Grat) und Hundstein Die üblichen Bergziegen dort Lisengrat, Säntis
    9 Punkte
  3. 7. Abschnitt: Die Wüste Teil 3 - Paran - Eilat (152km) Der letzte Abschnitt meiner Wanderung ist angebrochen. Es sind nur noch 6 Tagesetappen, bis ich am Roten Meer eintreffe. Es erfüllt mich jetzt schon mit Euphorie, daran zu denken, da ich nun merke, dass es tatsächlich realistisch ist. Es dauert eine Weile, bis ich jemanden finde, der mich als Anhalterin mitnimmt und die ca. 30km zurück zum Trail bringt. Der Trail selbst ist über weite Strecken unspektakulär, lediglich ein Abstieg ist etwas abenteuerlich. Nicht im Bild ist eine Hängeleiter, die streckenweise freischwingend, weil die Befestigung aus dem Stein gerissen war. Ohne schweren Rucksack mag das eine nette Kletterei sein, mit ca. 15kg auf dem Rücken zitterte ich ganz schön, als ich endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte. Als ich mich umdrehe, sitzt dort ein Shvilist und schaut zu mir herüber. Als ich näherkomme, fragt er: "Bist du Linkshaenderin aus Deutschland?". Im Gegensatz zu ihm habe ich noch nicht von ihm gehört, er kennt mich von Mihael, einem Shvilist, dem ich zweimal auf dem Trail begegnet bin und mit dem sich meine neue Bekanntschaft vor einer Weile zusammengetan hat. "Ich hab gehört, du bist richtig krass unterwegs und läufst richtig schnell!", sagt er mir. Habe er von Mihael gehört, der das wiederum von Shvilistim gehört hat, die ich nicht mal getroffen habe. Amüsant und ein wenig unangenehm, wie dieser Trailklatsch funktioniert. Wir wandern die restlichen 10km zum Nightcamp gemeinsam, ich lasse mir ein paar Sätze auf Hebräisch beibringen und er übt im Gegenzug unermüdlich: "Ich komme aus Israel" auf Deutsch zu sagen. Im Nightcamp treffen wir Mihael, der sich sichtlich freut, mich wiederzusehen. Auf unseren kurzen Begegnungen auf dem Trail hatten wir kaum Gelegenheit, uns kennenzulernen, sodass wir die Zeit bei unseren jeweiligen Abendessen dazu nutzen, uns auszutauschen. Später knüpft Mihael Kontakt mit einer riesigen Gruppe Israelis, die auf der anderen Seite des Nightcamps um ein Lagerfeuer sitzen und teilt uns, nachdem er zurückkommt, mit, dass wir in ein bis zwei Stunden gern zum Abendessen rüberkommen könnten. Aber eine Stunde später liege ich bereits im Zelt. Tage auf dem Trail enden früh. Ich habe beschlossen, die nächste Etappe von etwa 30km zu überspringen, da sie die ganze Zeit schnurgerade an einer Straße entlangführt. Grund dafür ist, dass ein weiträumiges Gebiet als Militärübungszone gesperrt ist, sodass der Trail nicht durch interessantere Gebiete führen kann. Als meine beiden Mitcamper davon erfahren, ziehen sie mich auf, ob ich so feige sei, den Abschnitt zu überspringen, aber ich sage, es liege eher an der begrenzten Zeit. "Wenn ich mich entscheiden kann, entweder einen Tag voll Langeweile an einer Straße entlangzulaufen, ohne etwas Spannendes zu sehen, oder stattdessen nach Ende des Trails einen kostbaren zusätzlichen Tag zu haben, den ich mit etwas Schönem verbringen kann, dann wähle ich Zweiteres." Dafür haben die beiden Verständnis und so gehen wir am nächsten Tag getrennte Wege. Als ich an einem perfekten Spot fürs Trampen stehe und auf die gähnend leere Straße schaue, auf der kilometerweit kein Auto zu sehen ist, merke ich, dass es keine sonderlich schlaue Idee war, an einem Shabbat trampen zu wollen. Aber nach weniger als einer halben Stunde werde ich mitgenommen. Es stellt sich heraus, dass ich bei einem Mitarbeiter des Save-and-Rescue-Teams der High Negev im Auto sitze, also meines ersten Wüstenabschnittes mit dem Small & Big Crater, auf dem ich so verzweifelt bin. Ich frage ihn, wie häufig sie dort Menschen retten und er sagt, 80 pro Jahr. Natürlich nicht alles Shvilistim, so sagt er, hauptsächlich Tageswanderer und BMX-Fahrer. Der Weg ist unspektakulär, aber angenehm an diesem Wandertag. Ich will gerade von meiner Mittagspause aufbrechen, als plötzlich Simon und Leah vor mir auftauchen. Ich bin völlig aus dem Häuschen, damit hatte ich überhaupt nicht gerechnet. Wir tauschen Trailgeschichten aus, lachen und reflektieren über das nahende Ende unserer Reise, doch viel zu schnell müssen wir uns wieder verabschieden. Ich bleibe in dem Nightcamp, in dem wir angekommen sind, sie wollen noch 16km bis zum Nächsten wandern, was ich angesichts der Uhrzeit (15 Uhr jetzt, 16:30 geht die Sonne unter) sportlich finde. Aber ich freue mich auch, wieder allein in der Wüste zu sein, waren doch in den letzten Nightcamps immer Menschen gewesen. Der nächste Tag führt mich bis fast an den Rand des Timna Parks, des Abschnitts, über den mir alle Leute in den letzten Tagen, die ich getroffen habe, gesagt habe, dass er der schönste sei. Ich merke, dass ich es mittlerweile sehr schwer finde, wirklich das Hier und Jetzt zu genießen, wo das Ende in so greifbare Nähe gerückt ist. Es wird immer mehr zu einem Hinarbeiten auf das Ziel als einem Weg, der selbst das Ziel ist. An diesem drittletzten Abend in der Wüste kann ich zum ersten Mal wirklich in die Sterne schauen. In der ganzen Zeit bisher war der Mond zu hell, erst jetzt geht er spät genug auf. Und so liege ich auf meinem Rucksack vor meinem Zelt, genieße die Sterne, genieße die Stille, als ich etwas an meinem Hals krabbeln fühle. Reflexartig fasse ich hin, um es zu verscheuchen und spüre ein Tier, das größer ist als erwartet, dann ein Stich, dann ist es weg. Bis ich meine Lampe gefunden habe, ist das Tier außer Reichweite, aber mir ist klar, dass mich gerade ein Skorpion gestochen hat. Ich weiß nicht, was ich jetzt tun soll, ob ich überhaupt etwas tun muss, frage vergebens das Internet und rufe dann meine Gastgeberin aus Jerusalem an, die für eine Umweltorganisation arbeitet und sich auskennen sollte. Sie fragt ganz sachlich, wo ich mich genau befinde, ob Menschen um mich herum sind, wann ich gestochen wurde und wie ich mich jetzt fühle. Ich lerne, dass man bei einem giftigen Skorpion innerhalb der ersten Stunde nach Stich Symptome spürt und dann ins Krankenhaus gehen sollte. Sie gibt mir die Telefonnummer eines Freundes, der nur wenige Kilometer von meinem Nightcamp entfernt wohnt, setzt ihn über die Situation in Kenntnis und schärft mir ein, ihn sofort anzurufen, wenn ich irgendetwas merke. Sie ruft nach einer Stunde noch einmal an, aber bis auf den Schmerz an der Einstichstelle geht es mir gut. Nur mit dem Sterneschauen hat es sich für heute erledigt. Als ich aufwache, bin ich erstaunt, dass ich nichts mehr vom Stich spüre. Genau so wenig spektakulär wie am Ende der Skorpionstich ist auch die heutige Tagesetappe durch den Timna Park. Ein einziges Mal gibt es einen schönen Ausblick, ansonsten sind es langweilige dirt roads. Am Nachmittag kaufe ich Verpflegung für die letzten beiden Etappen und mache mich auf den Weg zu meinem Nightcamp, das sehr schön gelegen ist. Es ist die dritte Nacht allein in Folge und ich ahne, es wird auch die letzte dieser Art sein. Morgen, in dem Nightcamp nahe Eilat, werden sicherlich Tagesausflügler unterwegs sein. Also verabschiede ich mich innerlich bereits von dem Shvil und verbringe einen letzten, in die Stille der Wüste eingehüllten Abend, Nacht und Morgen. Es wird mir fehlen, das allein Draußenschlafen, das weiß ich jetzt schon. So bin ich also gedanklich schon überhaupt nicht mehr bei der Sache, als ich am nächsten Morgen loslaufe und merke daher erst nach 2,5km, dass ich in die falsche Richtung gelaufen bin. Verärgert gehe ich zurück und folge dem Shvil einen milden Anstieg hinauf. Die gedämpfte Laune wegen meines Abstechers ist schon verpufft, als mir zwei Österreichern entgegenkommen. Eine von ihnen ist den Shvil vor 4 Jahren gelaufen, hat dabei ihre jetzige Frau kennengelernt und ist nach Israel gezogen. Jetzt besucht sie ein österreichischer Freund und zusammen sind sie ein paar Etappen auf dem Shvil unterwegs. Wir trinken Kaffee zusammen, geduldig hören sie meine Wandergeschichten und Reflexionsgedanken über das nahende Ende meiner Reise an. Nach meiner Mittagspause bin ich schon wieder 2,5km unterwegs, als mir auffällt, dass ich mein Solarpanel bei meinem Mittagspausenplatz vergessen habe. Sowohl etwas liegen zu lassen als auch in die falsche Richtung zu gehen sind mir auf dem Shvil noch nie passiert und nun beides an einem Tag. Das Panel finde ich glücklicherweise wieder, aber ich bin ziemlich sauer auf mich selbst, als ich mich wieder auf den Weg mache, oder eher hetze. Denn mir ist klar, dass ich es durch die 10 Extrakilometer keinesfalls vor Sonnenuntergang ins Nightcamp schaffen werde. Der Trail zieht sich und wird zunehmend anspruchsvoll. Ich bin erschöpft, schon ohne diese zusätzlichen Kilometer wäre es ein anstrengender Tag gewesen, aber so ist es für mich wirklich grenzwertig. Ich hetze und hoffe und als die Sonne untergeht, klettere ich mich durch ein Wadi hindurch. Es wird immer dämmriger und mir wird klar, dass wenn ich nicht bald aus diesem Wadi herauskomme, ich hier übernachten muss, weil der Weg zu gefährlich ist, um ihn im Dunklen nur mit meiner Kopflampe zu gehen. Aber ein Prüfen meines Wasservorrates beruhigt mich, denn er ist ausreichend gefüllt, um damit durch die Nacht zu kommen. Gerade so schaffe ich es aus dem Wadi heraus und lege die letzten Kilometer bis zum Nightcamp auf einer dirt road im fast schon Dunklen zurück. Das war knapp, denke ich mir, 15 Minuten später und du hättest es nicht mehr geschafft. Im Nightcamp ist eine Gruppe Jugendlicher am Lärmen und Feiern. Ich bin froh, meine letzte Nacht allein auf dem Shvil gestern zelebriert zu haben, sodass mich das nicht allzu sehr stört. Es ist die windigste Nacht auf dem Trail, der Zeltaufbau ist mehr als schwierig, aber ich kann Eilat und Akaba 700 Höhenmeter unter mir am Roten Meer sehen und ich habe mit 33,2km einen neuen Wanderrekord aufgestellt. Die letzte Etappe bis Eilat sind nur 13km, aber sei sehr anspruchsvoll, so heißt es. Als ich loslaufe, bin ich erstmal fasziniert davon, so nah an der ägyptischen Grenze zu sein: Schnell weiß ich, warum die Etappe diesen Ruf hat, denn es ist wirklich nicht ohne; ich bin froh, sie nicht als Aufstieg bewältigen zu müssen. Aber die Schönheit! Manche Felsformationen kommen mir wie von einem anderen Planeten vor! Ich bin fasziniert und Und dann das Meer! Ich kann das Rote Meer sehen und es kommt immer näher! Und dann bin ich da. Am südlichen Punkt des Shvils. Ich habs geschafft! Gut 1000km bin ich gewandert, durch Hitze und Berge und Wüste und jetzt bin ich da. Ich bin unglaublich stolz auf mich. Und als sei das noch nicht genug, erwartet mich für den Abend noch eine Überraschung: Ein trail angel, den ich gefragt hatte, ob ich bei ihm in Eilat übernachten kann, hat das abgelehnt, weil er arbeiten müsse, aber meinte, ich könne gern zu seiner Arbeitsstelle im Hotel zum Abendessen vorbeikommen. Als ich dort ankomme, stelle ich fest, dass ich mit dem evening manager eines 5*-All-inclusive-Hotels zum Abendessen verabredet bin und mich am Buffet frei heraus bedienen darf. Nach knapp 8 Wochen auf dem Trail ist das völlig überfordernd und absolut genial. Den nächsten Tag verbringe ich entspannt in Eilat, genieße das Gefühl, es geschafft zu haben, gehe in ein Museum und schnorcheln und am Abend bin ich mit Simon und Leah verabredet. Sie sind einen Tag vor mir in Eilat angekommen und freuen sich genau so sehr wie ich, noch ein letztes Mal zusammen zu Abend zu essen. Wir holen uns Falafel, setzen uns in einen Park und essen die Falafel, gegrilltes Gemüse, Pita, Avocado und zum Nachtisch eine Pomelow. Dazu gibt es die letzten Trailgeschichten und Gedanken darüber, wie es uns jetzt geht, was der Trail mit uns gemacht hat und wie es weitergeht. Die beiden ein letztes Mal getroffen zu haben, hat die Reise für mich abgerundet und geholfen, mich vom Shvil zu verabschieden. Nichtsdestotrotz weine ich ein paar Tränen der Freude und des Abschiedes, als ich am nächsten Morgen im Bus von Eilat nach Haifa sitze. Ich bin so glücklich über all die Erlebnisse, die ich sammeln durfte, all die Begegnungen, die Großzügigkeiten, aber ich bin auch traurig, dass es vorbei ist. 8 Jahre lang habe ich vom Shvil geträumt; es fällt nicht leicht, davon loszulassen. Aber all die Geschichten, all die kleinen Begebenheiten, die man nicht in so einen Reisebericht packen kann, die haben den Shvil mit Leben gefüllt. Wie ich an einem Nachmittag, als ich mit zwei Israelis wandere, gefragt werde, ob ich nicht mal ein deutsches Wanderlied singen könne und sie mir nach meiner Gesangseinlage von "Das Wandern ist des Müllers Lust" hebräische Wanderlieder beibringen. Wie mir ein Nussverkäufer in der Jerusalemer Altstadt in einem sehr ausgeglichenen Gespräch die in seinen Augen Essenz des Islam erklärt. Das tägliche Beobachten der Ameisen. Wie ich das erste Mal einen Granatapfel direkt vom Baum esse, den mir ein trail angel geschenkt hat. Und übrigens: Nachdem ich noch zwei Tage in Haifa verbracht habe, habe ich die Frau besucht, die mir am Strand des Mittelmeeres ihre Telefonnummer gab und sagte, ich könne sie gern besuchen, falls ich nach dem Shvil noch ein paar Tage Zeit habe. So schließt sich der Kreis und so ernstgemeint sind diese gastfreundlichen Angebote. Das war meine Reise auf dem Shvil. Wenn ich demnächst noch etwas Zeit finde, schreibe ich nochmal eine Zusammenfassung und gehe auf ein paar Punkte ein, die @Mars in seinem Trailbericht hervorgehoben hat.
    8 Punkte
  4. 6. Abschnitt: Die Wüste Teil 2 - Midreshet Ben Gurion - nördlich von Paran (155,2km) Als ich frühmorgens aus Midreshet Ben Gurion aufbreche, bin ich voller Motivation und auch meine Wanderfreude ist zurückgekehrt. Es sind nur zwei Tage bis zum nächsten Resupply, daher ist mein Rucksack angenehm leicht und das erste Mal seit zwei Wochen habe ich keine Schmerzen beim Wandern, weil die Blasen an meinen Füßen aufgegangen sind. An diesem Tag sehe ich erstaunlich viel Grün, da ich eine Weile einem Rinnsal folge. Die Mittagspause verbringe ich vor unglaublicher Kulisse, ich bin glücklich, wieder in der Wüste unterwegs zu sein, frage mich aber, wie es weitergehen wird, nachdem ich in 5 Tagen in Sapir ankomme. Danach sind es 5 Tage ohne Resupply und ich weiß, dass ich nicht noch einmal so viel Essen tragen kann, zumindest nicht, wenn man noch 5 Liter Wasser mit sich herumschleppt. Das schaffe ich einfach nicht. Aber damit kann ich mich zu einem späteren Zeitpunkt beschäftigen. Nachdem Abstieg stehe ich auf einmal in einer Oase. Man kann sie auf dem obigen Foto leicht erahnen, aber plötzlich mitten in der Wüste in einem Palmenwald zu stehen, fühlt sich surreal an. Inmitten der Bäume treffe ich ein paar Israelis, die dort rasten und mir, während sie mir Pistazien anbieten, die üblichen Fragen stellen. Sie laden mich ein, zum Mittagessen zu bleiben, aber ich habe schon gegessen (kein Hinderungsgrund) und habe am Nachmittag noch einige Kilometer vor mir. Als ich am Abend im Nightcamp ankomme, stelle ich beglückt fest, dass ich allein bin. Da ich die Nächte in meinem ersten Wüsten-Drittel immer in Rufweite von Simon und Leah verbracht habe, freue ich mich, meine erste Nacht allein in der Wüste zu verbringen. Am nächsten Tag notiere ich in mein Tagebuch: "In den frühen Morgenstunden ist die Wüste am schönsten. Vom Einsetzen der Morgendämmerung bis kurz nach Sonnenaufgang ist das hier der schönste, friedlichste und stillste Ort der Welt." Derart beflügelt führt mich der Shvil an diesem Tag zunächst oberhalb eines Wadis entlang, dann durch es hindurch und am Ende kletternd wieder hinaus. Die Nacht verbringe ich in Mitzpe Ramon, einer Siedlung direkt am Rand des Ramon Craters (des größten Kraters der Negev) bei einem wortkargen trail angel. Am Morgen steige ich nach einem Besuch im Supermarkt in den Krater hinab. Auf dem Weg durch den Krater gibt es jeweils zwei Auf- und Abstiege, von deren Gipfeln man jeweils bis zum sich weiter entfernenden Mitzpe Ramon schauen kann. Bei einem der Aufstiege kommt mir eine Reisegruppe entgegen, die sich vorsichtig den Berg hinunter tastet. Der tourist guide, der vorneweg geht, spricht mich an und stellt sich als Schweizer mit einer Gruppe voller deutscher Touristen heraus. Während er mir interessierte Fragen stellt, stauen sich hinter ihm im Gänsemarsch die Absteigenden, die mein Vorhaben ganz unglaublich finden. Ich fühle mich ein bisschen wie ein Tier im Zoo und bin froh, als ich mich nach einer Verabschiedung an ihnen vorbei zwängen kann. Da das mein erster thru-hike ist, ist es noch ein neues Gefühl für mich, wie fremd man sich gegenüber Tagesausflüglern fühlen kann. Die letzten Kilometer bis zum Nightcamp lege ich im Licht der untergehenden Sonne zurück. Als ich eintreffe und beginne, mein Zelt aufzubauen, sehe ich auf einer nahen Hügelkuppe einen Jeep stehen, jemanden aussteigen, wieder einsteigen und auf mich zufahren. Als er ankommt und sich herausstellt, dass ich kein Hebräisch und er kein Englisch spricht, ruft der Soldat in Uniform einen Freund an, der seine Frage für mich übersetzt. Ob ich heute eine junge Frau in Militärkleidung gesehen habe. Nein, sage ich, ich habe heute niemanden in Uniform gesehen. Sie sei seit ein paar Stunden verschwunden, beim Wandern, erfahre ich, aber ich kann leider nicht weiterhelfen. Während ich mein Lager herrichte, meine Schuhe repariere, koche, esse und abwasche, sehe und höre ich den Jeep immer wieder ein paar hundert Meter irgendwohin fahren, hupen, rufen, lautstark telefonieren und weiterfahren. Obwohl ich die Vermisste nicht kenne, wird mir beim Gedanken an sie bange. Vielleicht ist sie gestürzt und liegt verletzt irgendwo. Ich habe die Tücken der Wüste ein wenig kennen gelernt und weiß, dass das auch ohne Selbstüberschätzung leicht passieren kann. Der Trail ist zu schwierig und das Geröll zu rutschig als dass man es auch mit der größten Umsicht verhindern kann, dass etwas passiert. Es ist schon dunkel geworden, als der Jeep wieder neben mir hält und ich durch den übersetzenden Freund am Telefon gefragt werde, ob ich möglicherweise bei der Suche nach der Vermissten helfen könne. Ich bin skeptisch, stelle eine Menge fragen und erfahre unter anderem, dass sie am frühen Nachmittag von hier losgelaufen und seitdem verschwunden ist. Die Polizei und die anderen Soldatinnen und Soldaten ihrer Einheit sind auch involviert. Als ich einen Blick auf den verzweifelten Fahrer werfe, beschließe ich, mitzufahren. Ich kann nicht wirklich helfen, denke ich, aber mir wird gesagt, dass vier Augen besser sehen als zwei und das stimmt wohl. Insgesamt sind wir eineinhalb Stunden zusammen unterwegs, während der Fahrer fast die ganze Zeit mit diversen Menschen telefoniert. Irgendwann erfahre ich, dass er unter anderem mit der vermissten Soldatin spricht. Ich bin sehr erleichtert. Sie lebt, sie ist unverletzt, kann reden und hat sogar Mobilfunkempfang! Doch deshalb will sie sich jetzt im Dunklen auch nicht mehr fortbewegen, aus Angst, den Empfang zu verlieren. Ich verstehe nicht ganz, warum sie keine GPS-Koordinaten senden kann, aber die Sprachbarriere verhindert, dass ich mehr Details von meinem Begleiter erfahre. Um die Geschichte abzukürzen: Sie wurde schließlich von einem anderen Kameraden ihrer Einheit gefunden und zu einer Art Militärbasis gebracht, wo wir sie dann auch treffen. Sie steigt zu uns ins Auto und ist dabei, als ich zur Campsite zurückgefahren werde. Sie spricht Englisch, daher versuche ich, herauszubekommen, wie sie verlorengegangen ist, aber so richtig verstehe ich es nicht. Offenbar ist sie mehrere Stunden in die falsche Richtung gegangen, wurde dann von der Dunkelheit eingeholt und ist in Panik geraten. Sie, aber besonders der Fahrer, danken mir immer wieder überschwänglich, obwohl ich genau genommen keine Hilfe war. "Die gesamten Israel Defense Forces danken dir", hält er mir als Googleübersetzung auf dem Telefon entgegen. Bei meinem Nightcamp angekommen, bedanken sie sich ein letztes Mal, dann fährt der Jeep davon und ich versuche, zu verstehen, was gerade passiert ist. Am nächsten Morgen führt mich der Shvil auf eine Bergkette, auf die ich am Vorabend zugelaufen bin und mir gedacht hatte, wie cool es wäre, dort oben zu wandern. Und tatsächlich ist die Aussicht großartig! Dieser und der nächste Tag sind gefüllt mit der Freude am Wandern, spektakulären Ausblicken und der Erhabenheit der Wüste. Sie fasziniert mich und manchmal könnte ich jubeln vor Begeisterung und Dankbarkeit, von dieser atemberaubenden Schönheit umgeben zu sein. Dazu ist der Trail angenehm zu gehen, ein ganz anderes Level als die ersten 5 Tage in der Wüste, die so technisch schwierig und auslaugend waren, dass sie mich an den Rand meiner Belastungsgrenze gebracht haben. Hier gibt es zwar auch steile Passagen, aber die Wege sind leichter. Jedes Mal, wenn ich nach einem längeren Anstieg den Gipfel erreiche, werde ich von intensiven Glücksgefühlen durchflutet, wenn sich plötzlich die Wüste vor mir ausbreitet, die wieder anders aussieht als vor dem Berg. Ich kann ihre Schönheit nicht in Worte fassen, nicht beschreiben, sie haut mich immer wieder um, nicht weniger intensiv als auf dem letzten Gipfel. Daher ist für mich mittlerweile klar: Aufgeben ist nicht. Nach Sapir sind es 5 Tagesetappen bis zum nächsten Resupply und ich beschließe, nach dem ersten dieser Tage einen Ruhetag einzulegen, da das Nightcamp nah an einer Straße liegt, von wo ich in die Zivilisation gelangen kann. Am darauffolgenden Tag werde ich mit Essen für 4 Tage, die ich definitiv tragen kann, zum Trail zurücktrampen. Als ich am frühen Nachmittag in Sapir eintreffe, will ich mich gerade zum Supermarkt aufmachen, als mir das Internet sagt, dass dieser am Dienstag schon um 13:30 Uhr schließt. Schlecht gelaunt mache ich mich auf den Weg zu meinem trail angel für diese Nacht, denn ich habe kein Essen mehr für den Abend übrig und der geschlossene Supermarkt bedeutet auch, dass ich morgen warten muss, bis 8 Uhr der Supermarkt aufmacht. Mit meinem trail angel gibt es leider Verständigungsschwierigkeiten, aber es kommt noch ein anderer Shvilist an, den ich in den letzten beiden Tagen mehrfach getroffen habe. Er kann als Übersetzer fungieren und ist nebenbei ein interessanter Gesprächspartner für mich, da er gerade eine 3-jährige Thoraschule abgeschlossen hat und nächsten Monat den Militärdienst beginnen wird. Der letzte Tag vor meinem Ruhetag führt mich für meinen Geschmack viel zu spät zurück auf den Shvil, sodass ich mich den ganzen Tag recht gestresst fühle, die gut 30km bis Sonnenuntergang zu schaffen. Allerdings gibt es nicht viel, was ich durch das Gehetze verpassen kann, denn der Weg ist eintönig und unspektakulär. Nur die letzten Kilometer, die mich auf die jordanische Grenze zuführen, gefallen mir. Als ich schon längst aufgegessen habe taucht in der Dunkelheit auf einmal eine Gruppe von 5 Wanderern auf und beginnt, ihre Zelte direkt neben meinem aufzubauen. Erst bin ich genervt davon, dann stellen sie sich aber als sehr angenehme Zeitgenossen heraus. Den Abend verbringen wir mit viel Humor, Keksen, Tee und interessanten Gesprächen. Sie wandern den Shvil abschnittsweise, immer dann, wenn sie ein Wochenende Zeit haben, allerdings hat einer von ihnen neue, uneingelaufene Wanderstiefel an und sich an diesem ersten Tragetag, der gut 30km lang war, furchtbare Blasen gelaufen. Daher werden sie morgen nicht wie geplant noch eine Etappe laufen, sondern nach Tel Aviv zurückkehren. Als ich am Morgen zusammenpacke, sind sie dementsprechend noch in Schlafkleidung. Ich unterhalte mich mit einem Ranger, der gerade dabei ist, den Wassertank des Nightcamps aufzufüllen und der mir eine Mitfahrgelegenheit zur nächsten Ortschaft anbietet, wohin ich ohnehin wollte, um einzukaufen. Nach dem ausgiebigen Supermarktbesuch nehme ich einen Bus in eine andere Ortschaft, um dort an meinem Ruhetag schön ins Restaurant zu gehen. Aber als ich dort ankomme, muss ich feststellen, dass es auf unbestimmte Zeit geschlossen ist. Die einzige andere Essmöglichkeit im Ort ist ein Imbiss am Kibbutz-Eingang. Ich gehe hin und frage - da ich die Speisekarte nicht lesen kann - was sie für vegetarisches Essen anbieten. "Nichts", sagt man mir, "nur Fleischgerichte" - "Was ist mit Pommes?", frage ich. "Haben wir nicht. Normalerweise schon, aber nicht heute." Sie schlägt mir vor, nach Tzukim zu fahren, dort habe es zahlreiche Restaurants mit vegetarischen Optionen, aber ich habe keine Lust, wieder in die entgegengesetzte Richtung meiner Unterkunft für diese Nacht zu fahren, also setze ich mich frustriert auf eine Bank am Kibbutz-Ausgang und denke nach. Ich hatte mich so auf richtiges Essen gefreut, ich habe Hunger und möchte einfach ausruhen. Da hält ein Auto neben mir an, der Fahrer fragt mich, ob er mich mit nach Sapir nehmen soll, er gehe dort schwimmen und dort starte doch der Trail? Ich bedanke mich, sage, ich mache heute einen Ruhetag. "Ah, super, das heißt, du hast alles, was du brauchst?" "Ja, an sich schon. Ich hab nur Hunger." "Hunger? Warum gehst du dann nicht zu dem Imbiss dort drüben, nur 50 Meter weg?" "Dort war ich schon, man hat mir gesagt, sie haben kein vegetarisches Essen." "Kein vegetarisches Essen? Klar haben sie das! Hummus! Shakshuka! Salat! Pommes!" "Aber mir hat man gesagt, sie hätten kein vegetarisches Essen. Und Pommes sind aus." "Nun, du kannst auch zu mir nach Hause gehen, ich habe vorhin gerade einen Topf Reis aufgesetzt, meine Frau ist Zuhause, du kannst einfach hingehen." "Hm, ich weiß nicht..." Er beginnt, mir den Weg zu seinem Haus zu beschreiben, insistiert, dass aber auch der Imbiss auf jeden Fall vegetarisches Essen habe. Ich weiß nicht, was ich sagen soll, bin zu gefangen in meiner Frustration. "Are you about to cry now?", fragt er plötzlich. "Ja, ich fürchte schon", sage ich, denn tatsächlich bin ich den Tränen nahe. "Komm, steig in mein Auto, ich fahre dich jetzt nach Hause." Also fährt er mich zu sich nach Hause, stellt mich seiner Frau vor, sagt, ich solle mir einfach was zu Essen kochen und nehmen, was ich will, er gehe jetzt schwimmen. Und dann bin ich mit seiner bezaubernden Frau in der Küche, sie macht mir einen Salat, ich esse und bin unglaublich gerührt. Nachdem mein Held vom Schwimmen zurückkommt fahren er und seine Frau mich zu meiner Unterkunft für die Nacht, sodass ich nicht laufen muss. Bevor ich aussteige, bedanke ich mich. "Danke dir, dass du hungrig warst. So konnte ich heute etwas Gutes tun", sagt er, fragt, ob ich alles habe, was ich brauche, er könne mir auch Geld geben, ich verneine, ich habe alles, was ich brauche. "Oh, that's a Bob Dylan Song!", sagt er. "She's got everything she needs, she's an artist, she don't look back..." Ich verspreche, mir das Lied anzuhören und schließe die Tür. Meine Unterkunft für diese Nacht ist die sogenannte Antilope Ranch, eine Art weitläufiges Wildgehege, in dem viele verschiedene Antilopenarten, Zebras und andere Tiere friedlich leben dürfen. Als ich ankomme, mir mein Platz zum Zelten gezeigt wird und sie dann erfährt, dass ich morgen früh vor Sonnenaufgang aufbreche, sagt sie, sie werde mir die Tiere zeigen, auch wenn der Wildgehege-Teil eigentlich schon zu habe. Also fährt sie mit mir durch das Gelände (zu Fuß ist nicht gestattet, um die Tiere nicht zu stören), erklärt mir die verschiedenen Antilopenarten und wie viele der Tiere früher in Zoos gelebt haben und hier nun ein besseres Leben haben. Dann bringt sie mich zum Zeltplatz zurück und ich bin überwältigt von all der Güte und Herzlichkeit, die ich heute erlebt habe.
    7 Punkte
  5. Heute eine kleine Halbtagestour im Salzkammergut vom Mondsee zum Attersee über Koppenstein und Hochplettspitze - ohne Gipfel. Die sind pointless, da dicht bewachsen. Wenn man da mal Sicht auf die ersten größeren Berge auf der anderen Seeseite haben möchte, muss man die Wirtschaftswege nehmen. Habe dabei eine neue überdachte Aussichtsplattform-Hütte (oberhalb von Unterach) entdeckt, 2020 gebaut. Über weite Strecken läuft man durch Wald, mal Buche, mal Nadelwald - österreichische Bundesforsten halt. Durch die winterkahlen Buchen kann man gucken, und manchmal, wenn der Einschlag nicht zu lang her ist, gibt es auch richtig schöne Blicke... ...auf den Mondsee... ...den Schafberg... ...von der Plattform aus aufs Höllengebirge, im Vordergrund mal wieder so ein angemaltes Steinchen - ich habs auf der Aussichtplattform gefunden und dort gelassen... ...vorbei am Egelsee... ...und nochmal Attersee mit Höllengebirge, jetzt kam die Nachmittagssonne rum. Am See lief ich zurück nach Unterach und nahm von dort aus den Bus zurück, was leider nur wochentags geht. Etwa 20km. Die Bilder hab ich selbst geknipst
    5 Punkte
  6. OT: Man kann natuerlich jeden Thread zerschiessen, in dem man die Sinnhaftigkeit der besprochenen Gegenstaende in Frage stellt und ich finde solche grundsaetzlichen Betrachtungen waeren in einem extra Thread in leicht & seicht oder Philosophie besser aufgehoben. Meine OT-Meinung bzw Praxis-Erfahrung dazu ist, auch kleinere Sachen summieren sich und gerade bei der grundsaetzlichen Materialauswahl, auch fuer MYOG-Projekte usw, machen imho genaue Waagen Sinn, wenn ich 10 m Spannschnur austausche, um 0,2 g / m zu sparen, werde ich das wohl nicht im Rucksack merken, wenn ich aber bei einem neuen Zelt 10 richtig dicke Sturmspannschnuere und die Heringe austausche, weil ich durch genaues Wiegen weiss, wieviel ich pro m bzw Hering spare und noch 5 solche Aktionen mache, kann sich das auch zu einem Gewicht 1/2 - 1 Pfund summieren und wenn ich nicht mit 20 kg, sondern 4 kg unterwegs bin, wuerde ich das schon merken. Ausserdem sind wir hier im UL-Forum und da ist natuerlich Gewicht sparen ein grosses, rel zentrales Thema und wo die Grenzen fuer den Einzelnen liegt, wo eine Veraenderung der Ausruestung noch Sinn macht, oder nicht, kann jeder fuer sich entscheiden und genauso wie bei mir evtl ein 4 kg WW-Packraft oder bei Dir @Jever eine 6 kg Kletterausruestung UL-Ausruestung sein kann, oder eben Manche von uns Tonnen fuer Lebensmittel mitnehmen, obwohl die viel schwerer als Ziplock-Beutel sind, aber eben in manchen Situationen mehr Sinn machen, weil es eben die leichteste Ausruestung ist, die den Zweck erfuellt und da ja auch fast alle anderen User inzwischen tolerant mit umgehen, ohne eine Treibjagd zu starten , sollte es umgekehrt gerade hier im UL-Forum auch gelten, dass die Sinnhaftigkeit, Gewicht zu sparen, auch bei kleineren Gewichtsunterschieden nicht in Frage gestellt wird, solange keine groesseren Nachteile existieren und selbst wenn, solange demjenigen das klar ist, ist es die eigene Entscheidung, welche Prioritaeten man hoeher ansetzt.. Ich haenge hier noch den Inhalt aus einem anderen Beitrag, bei dem es um die Ursachen fuer gemessenen Gewichtstoleranzen fuer einen Ausruestungsgegenstand ging, an, da es ja nicht nur bei Waagen darum geht, eine "Vernuenftige" (oder Mehrere) auszusuchen, sondern auch damit richtig umzugehen und die angegebenen Messtoleranzen richtig zu bewerten : "Messtoleranzen von Waagen (bei ueblichen Digi-Kuechenwaagen 1-2 gr) Kann man auch ohne Eichgewichte gut ueberpruefen, frueher war z.B. das 5 Mark Stueck (ich mein jetzt west, nicht Pappmuenzen) dafuer sehr beliebt, da 10 gr, heutzutage muss man da bei Muenz-Eichgewichten etwas mehr rechnen...0,5 7,8 gr, 1 7,5 gr und 2 € 8,5 gr um auch im kg-Bereich ne Waage zu Eichen bzw eine Abweichungstabelle zu erstellen, bietet sich an mit der im unteren Bereich "geeichten" Waage eine PET-Flasche zu wiegen und dann eine genaue Wasssermenge einzufuellen. Natuerlich wird das Gewicht von Artikeln genauer (ja klar genauere Waage, deswegen hat man ja als ULer auch noch zusaetzlich ne Muenzwaage bis 200 oder 500g) wenn man z.B. 10 wiegt und dann runterrechnet, da die groessere Messtoleranz ueblicherweise bei Waagen nicht eine %, sondern Ungenauigkeit der letzten Digistellen ist, z.B. bei Heringen wiege ich 10, bei Schnur 20 m, Stoff min 10 m usw, aber der Tip hilft bei Jacken nicht wirklich... Schlampiges Messen (die Waage muss gerade stehen, also zumindest einmal Stellplatz mit Wasserwaaage ueberpruefen und checken, ob noch alle Gummifuesse o.A. noch in der Waage sind...Das Messgut sollte nach Moeglichkeit nur mittig die Waage belasten, bei Klamotten also am Besten in moeglichst kleinen Beutel stopfen und diesen mit der Rundung mittig auflegen) "
    3 Punkte
  7. Hallo vor wenigen Tagen habe ich meinen Thruhike auf dem Sentiero Italia (kurz: SI) beendet und möchte hier von meinen Erfahrungen auf diesem doch noch sehr unbekannten Trail berichten. Nach und nach werde ich zu den einzelnen Abschnitten meiner Wanderung schreiben. Meine Infos zur Planung der Wanderung habe ich von dieser sehr informativen Website bezogen. Dort findet man GPX-Tracks, Tipps zu Unterkünften und Beschreibungen der Tagesetappen. Der komplette Sentiero Italia ist 7850km lang und kann grob in vier Bereiche unterschieden werden: die Alpen, die Apenninhalbinsel sowie die Inseln Sardinien und Sizilien. Ich bin im Örtchen Garessio im Piemont gestartet und auf dem Festland bis Reggio Calabria. Somit habe ich die Apenninhalbinsel von Nord nach Süd durchquert. Von Reggio Calabria aus bin ich mit der Fähre nach Sizilien gefahren und habe dort meine Wanderung in Trapani beendet. Hier ein paar Daten: Zeitraum: 19.07.-21.11.2022 Von/Bis: Garessio - Trapani Kilometer: 3111 km Höhenmeter: 119.700 hm bergauf Nächte: 126 (80 im Zelt, 32 in B&Bs, 8 in Biwakhütten, 3 in Rifugios und 3 auf Campingplätzen) Ruhetag: 9 Durchwanderte Regionen: Ligurien, Toskana, Emilia-Romagna, Umbrien, Marken, Latium, Abruzzen, Molise, Kampanien, Basilikata, Kalabrien und die Insel Sizilien Kurze Zusammenfassung: Der Sentiero Italia führt durch grandiose und oftmals gleichzeitig einsame Berglandschaften über Wege, die meistens mehr oder weniger gut markiert sind. Nicht nur aufgrund der Höhenmeter ist der Weg anspruchsvoll, auch der Weg selber hält einige Herausforderungen bereit. Obwohl Italien ein dicht besiedeltes Land ist, führt der SI überwiegend zivilisationsfern und bietet somit tolle Naturerlebnisse. Alle paar Tage führt der Weg durch pittoreske Dörfer und seltener durch Städte, in denen man Lebensmittel einkaufen kann. Dort hat man, wenn man eine Unterkunft findet, auch die Möglichkeit einen Ruhetag einzulegen.
    2 Punkte
  8. Hallo liebe Nähfreunde, mich würden Eure Meinungen zu einem kleinen Dreieck-Tarp interessieren, das ich neulich auf die Schnelle genäht habe: Die Idee dahinter war: Ich werfe mein Zeug einfach auf den Boden und lege mich hinein. Also kein Lageraufbau, sondern nur Isomatte, wasserdichter Biwaksack und Schlafsack. Einziges Problem dabei war, dass es in das "Atemloch" hineinregnet. Daher habe ich mir ein kleines Dreieck (1,15m Kantenlänge) aus einem Rest Membrane-Silpoly genäht. Es wiegt inklusive Schnüre 32g und passt in jede Hosentasche. Meine Schuhe finden auch noch darunter Platz Man kann sich für dieses Dreieck auch noch andere Einsatzzwecke vorstellen, etwa eine Essenspause im Regen, bei der man sich auf den Boden setzt und einfach mal schnell einen kleinen Wetterschutz aufspannen möchte, unter dem man dann kochen kann. Die Dreiecksform deckt natürlich weniger Fläche ab als ein Viereck, aber dafür braucht man auch einen Abspannpunkt weniger. Ganz konkret: Es sind nicht zwei Bäume in passendem Abstand zueinander erforderlich, sondern ein Baum reicht aus. Top oder Flop?
    2 Punkte
  9. Schwarzwaldine

    Spirituskocher

    Mein erster Versuch mit dem "ultimativen Dosenkocher", der im MYOG-Faden vorgestellt wurde, hat mich positiv überrascht, was das Rußen angeht - viel weniger als der Whitebox-Stove und der TrailDesign-Dosenkocher. Vom Aufwand her ist es etwas mehr Arbeit als ne Tomatenmarkbüchse öffnen, aber immer noch schnell gemacht und man braucht nur ein Taschenmesser und eine Schere als Werkzeuge.
    2 Punkte
  10. Jever

    Impressionen von Touren

    3000er-Sammlung erweitern - Trinserhorn. Von Nagens über den Trinserhorn Südgrat zum Sardonapass, dort dann eigentlich geplanterweise auf den Segnas (II in einer Rinne), dort aber im Schnee abgesoffen und letztendlich stattdessen nach Vättis gewandert. Eckdaten: T5, 8.5h, 27km horizontal, 1500Hm rauf, 2700Hm runter Bushaltestelle Nagens auf 2100m Atlas (rechts) und die Tschingelhörner (links) Trinserhorn Südgrat (T4) Am Grat Schuttflanke im oberen Bereich Das ganze Gemüse von oben - da geht es durch Trinserhorn Gipfel Folge der Erderwärmung - der Grat bricht auf 100m Strecke komplett ab, die Wege darunter sind gesperrt. Sardonapass - durch den Felsriegel wollte ich eigentlich durch Schlüsselstelle im Abstieg - ein 50cm breites Felsband (von rechts oben nach links unten), das ich auf dem Hintern runter gebremst bin. Der Weg übers Eis war zu dünn. Sardonahütte. Dort war ich um 15 Uhr und durfte mit Freude das Schild "Vättis 5h" erblicken. Am Gigerwaldsee Touchdown um 17:20 Uhr in Vättis. Anstelle der 5h habe ich mit etwas Gas 2h benötigt.
    2 Punkte
  11. 5. Abschnitt: Die Wüste Teil 1. Ein Bokek - Midreshet Ben Gurion (135,1km) Mein Trailbericht für die Wüste wird ausführlicher werden, da zum einen die Wanderung spektakulärer war, ich diesen Teil aber auch schlichtweg präsenter habe durch die größere zeitliche Nähe. Ich habe mich aus mehreren Gründen dazu entschieden, den etwa 40km langen Abschnitt zwischen Arad und dem Toten Meer zu überspringen. Zum einen habe ich das Highlight der Strecke, Masada, bereits gesehen bei meiner letzten Israelreise und ich hatte keine Lust, wieder in ein Meer aus Touristen zu geraten. Zum anderen wurde mir gesagt, dass der Abschnitt des Shvils landschaftlich nicht sonderlich schön sei, sodass ich beschloss, mir die 1000 Höhenmeter Abstieg und die zwei Tage zu sparen, um hintenraus noch etwas Puffer zu haben. Also steige ich in den Bus nach Ein Bokek und mache mich auf den Weg, aus dem Ort hinaus und in ein Wadi (d.h. ein trockenes Flussbett) hinein. Mein Rucksack ist schwer, zu schwer. Das Essen für 6 Tage + 5 Liter Wasser sorgen dafür, dass ich geschätzt gut 35% meines Körpergewichts mit mir herumtrage. Es ist einfach zu viel, zu schwer, es tut weh, der Rucksack, meine Blasen, die ersten Kilometer kann ich an nichts anderes denken als dieses furchtbare Gewicht. Ich wuchte mich Felsen empor, staune über die Schönheit des Weges, aber nur so weit es das Gewicht zulässt. Auf der Hälfte der Höhenmeter erhasche ich einen Blick aufs Toten Meer hinter mir: Dann sehe ich die erste Antilopen-Familie auf dem Trail und bin verzückt davon, wie neugierig und wenig scheu sie mich beobachtet. Ich werde ab heute jeden Tag verschiedene Antilopen-Arten sehen, als eine Art Begleiter durch die Wüste. Kurz darauf treffe ich drei Menschen auf dem Trail, die im Feuer Auberginen grillen. Sie stellen sich als zwei Touristinnen aus Chile mit einem israelischen Guide heraus, die mich in ein nettes Gespräch verwickeln, mir anbieten, zum Mittagessen zu bleiben, aber ich lehne ab, bin ohnehin spät dran, weil der Bus nach Ein Bokek Verspätung hatte und möchte vor der Mittagshitze noch ein paar Kilometer schaffen. Und nach der Mittagspause, als ich nichts ahnend um eine Kurve biege, treffe ich auf einmal Simon und Leah, die auch gerade von ihrer Mittagspause aufbrechen wollen. Wir hatten am Vorabend festgestellt, dass wir beide vorhaben, heute im selben Nightcamp, dem ersten, das einen Wassercache benötigt, zu nächtigen; ich freue mich sehr darüber, sie durch das Überspringen des einen Abschnitts eingeholt zu haben und meine erste Nacht in der Wüste nicht allein zu verbringen. Aber ihnen hier, auf dem Shvil zu begegnen, ist überraschend. Ich war davon ausgegangen, sie sind durch ihren zeitigen Start in Ein Bokek schon weiter voraus. Aber so tauschen wir Trailgeschichten der letzten Woche aus; sie bestätigen mich darin, dass ich (außer Masada, das ich schon kenne) nicht viel verpasst habe auf dem übersprungenen Abschnitt und gemeinsam laufen wir durch eine Landschaft, die sich für uns alle drei wie ein Filmset anfühlt. Ich kann es nicht fassen, wirklich in der Wüste zu sein. Es fühlt sich komplett surreal an, als würde ich träumen. Das Gefühl vergeht bis zum Abend nicht, den wir im Nightcamp, das wir uns mit zahlreichen Tagesauflüglern teilen, an einem Lagerfeuer verbringen. Als ich am nächsten Tag durch den Vormittag wandere, hält mein verwirrtes Gefühl von: "Bin ich wirklich in der Wüste? Ist es DAS, worauf ich so viele Jahre hingefiebert habe?" an. Nach einem steinigen Aufstieg hat man wieder einen guten Ausblick aufs Tote Meer, dort mache ich eine ausgedehnte Mittagspause, um wegen der kurzen Tagesetappe nicht zu früh im Nightcamp anzukommen. Mein Körper scheint den gestrigen initialen Schock, plötzlich so viel Gewicht tragen zu müssen, halbwegs verkraftet zu haben; mein Rucksack ist zwar immer noch unheimlich schwer, aber ich muss nicht mehr bei jedem Schritt daran denken. Und dann, am Nachmittag des zweiten Wüstentages, macht es plötzlich Klick und ich bin völlig umgehauen von der mich umgebenden Schönheit. Staunend blicke ich mich um, spüre eine Majestät, die ich nirgend sonst erlebt habe, nur vor zehn Jahren, als ich das erste Mal diese Wüste hier sah. Ich bleibe immer wieder lange Zeit stehen, um den Anblick in mich aufzusaugen, irgendwann erreiche ich dann das Nightcamp, wo ich Simon und Leah wiedertreffe, die bereits um 13 Uhr angekommen sind. Plötzlich hält ein Auto neben uns und ein Mitarbeiter der Verwaltung aller Nationalparks in Israel fragt, ob wir auf dem Shvil unterwegs sind. Auf dem vor uns liegenden Abschnitt habe es einen Erdrutsch gegeben, wodurch die Metallgriffe im Fels zerstört wurden und es zu gefährlich zum Begehen ist. Er zeigt uns auf der Karte eine Alternativroute, mit der wir den blockierten Teil umgehen können, sammelt voller Einsatz den herumliegenden Müll aus den Büschen der Campsite, setzt sich in seinen Jeep und fährt davon. Da ich bei den Erklärungen des Rangers keinen guten Blick auf die Karte hatte und nicht genau verstanden habe, wo genau wir hin müssen, bitte ich Simon und Leah, am nächsten Morgen zusammen loszugehen und so ziehen wir bei Sonnenaufgang gemeinsam los. Der Weg ist anspruchsvoll und voller steiler Auf- und Abstiege. Oft ist auch kein Weg erkennbar, nur alle paar Meter eine Trailmarkierung, zu der man sich den Weg bahnen kann. Irgendwann beschließe ich, eine Pause zu machen und meine beiden Wanderbegleiter ziehen weiter. Ich genieße es ungemein, allein in dieser wunderschönen Landschaft zu sein, auch wenn der Weg sehr anstrengend ist. Mein Rucksack ist immer noch ziemlich schwer und so schleppe ich mich eine sehr steile Passage hinauf - und plötzlich stehe ich an einem Kraterrand! Ich wusste, dass mich irgendwo mehrere Krater erwarten in der Wüste, ich hatte ihn aber nicht an diesem Punkt erwartet und bin völlig geflasht. Und das Beste ist: Der Weg führt mich am Kraterrand entlang! Nach einer Weile treffe ich Simon und Leah, die gerade Pause machen. "Ich glaube, es ist gar nicht mehr weit, bis wir den Shvil wiedertreffen und in den Krater absteigen", sagt Simon. "Was? Frage ich? Wir gehen da rein?!" - "Ja, wir gehen rein, einmal komplett hindurch und auf der anderen Seite wieder raus". Hinterher werden die beiden mir prustend von dem Gesichtsausdruck erzählen, den ich bei dieser Neuigkeit gezeigt habe. Nennt mich uninformiert, ich hatte mir natürlich den elevation graph (wie sagt man das auf Deutsch? Höhenmeter-Grafik?) für den Tag angeschaut (und das leichte Gruseln bekommen), aber dass mich der Weg durch den Krater führen würde, das hatte ich nicht gewusst. Und so lasse ich die beiden weiter Pause machen und steige in den Krater hinab und beginne, hindurchzuwandern. Das erste Mal, seit ich in der Wüste bin, finde ich es heiß. Ich mache Mittagspause und studiere noch einmal den elevation graph in der Israel Trail Appl. Laut dieser beträgt der Höhenunterschied zum Kraterrand um die 500 Höhenmeter, aber ich kann das beim Blick auf die mich umgebenden Berge kaum glauben; sie kommen mir weniger hoch vor. Hier ein Screenshot aus der App aus, auch wenn der Weg bis zum Kraterrand durch die Umleitung etwa 5km länger und mit mehr Höhenmetern ausgestattet war. Während ich Mittagspause mache, kommen Simon und Leah wieder vorbei. Sie geben mir von ihrem Wasser ab, da ich merke, dass mir die mitgenommenen 5 Liter nicht reichen werden. Wir plaudern kurz, sie wollen noch bis zum Beginn des Aufstiegs wandern vor der Mittagspause. Ich frage: "Wenn ich noch nicht im Nightcamp bin, wenn es dunkel wird, kommt ihr mich dann suchen?" - " Na klar!" Ich hatte halb im Spaß, halb im Ernst gesprochen, aber als ich eine Stunde später durch den Krater eile und merke, dass es dank der heute Nacht stattgefundenen Zeitumstellung nicht mehr viel Zeit ist, bis es dunkel wird, beruhigt es mich, dass irgendwer auf dieser Welt weiß, wo ich mich gerade befinde. Dann sehe ich den Weg aus dem Krater vor mir: Als ich den Kraterrand erreiche, ist der Ausblick atemberaubend. Ich kann überhaupt nicht fassen, dass ich tatsächlich dort auf der anderen Seite entlang gewandert, irgendwo hinabgestiegen und durch das ganze Ding hindurchgelaufen bin. Die letzten Kilometer bis zum Nightcamp geht es im Eiltempo, die Sonne ist schon untergegangen, als ich ankomme. Nach dem Aufbau sitzen wir am Lagerfeuer, kochen unsere Abendessen und reden über den Tag. Wir sind uns einig, dass das die bisher spektakulärste Etappe auf dem ganzen Shvil war. Und die erste, auf der wir keine Menschenseele getroffen und nicht mal in Form einer Siedlung gesehen haben. Ich habe 6 Liter getrunken an diesem Tag und beschließe, in Zukunft noch großzügiger Wasser einzuplanen, schließlich laufen nicht jeden Tag nette Wanderer vorbei, die mir Wasser abgeben können. Mitten in der Nacht wache ich auf, weil etwas an meinem Zelt herumreißt. Ich bin schlaftrunken, rufe lauft: "Hey" und merke, wie das Tier davonläuft. Ich schlafe weiter. Kurz darauf wache ich wieder auf, diesmal richtig und realisiere, dass ein Tier versucht, durch mein Netzzelt zu beißen, um an mein Essen zu kommen. Wieder rufe ich laut, mache Licht an und verjage damit das Tier, das ich als Stachelschwein identifiziere. Nichts wurde gestohlen, dazu ist das Loch im Netzzelt noch nicht groß genug; ich nehme meinen Essensbeutel mit in meinen Schlafsack und versuche, weiterzuschlafen, aber die ganze Nacht kommt das Stachelschwein wieder und versucht, das Loch im Zelt zu vergrößern. Auch eine Hyäne schleicht um mein Zelt herum, aber ich vermute, dass diese es eher auf das Stachelschwein abgesehen hat. Als ich am nächsten Morgen gerädert aufwache, erfahre ich von Simon und Leah, dass das Stachelschwein auch bei ihnen zu Besuch war. Es hat die elastischen Schnüre von Simons Flipflop gegessen und neben dem Zelt ausgekackt, ein skurriler Anblick. Nach meinem Frühstück gehe ich alleine los. So sehr mir das Beisammensein mit Simon und Leah auch gefällt, unsere Wander-Pause-Rhythmen passen überhaupt nicht zusammen. Die Landschaft ist wunderschön, der Trail sehr anspruchsvoll. Und dann, bei einem der sehr steilen Abstiege passiert es und ich stürze. Glücklicherweise in einer Kurve, sodass ich nicht den Hang hinunterrutsche, sondern nur hart auf meiner rechten Seite zum Liegen komme. Tagtäglich ist das Geröll auf dem Shvil irgendwann zum Rutschen gekommen, aber es ist das erste Mal, dass ich hinfalle. Nachdem ich mich hochrappel, bin ich unglaublich erleichtert, wie glimpflich das Ganze ausgegangen ist. Lediglich mein rechter Oberschenkel ist in Mitleidenschaft gezogen und wird wahrscheinlich große blaue Flecken davontragen. Noch langsamer als ohnehin schon gehe ich weiter. Es ist mehr als anstrengend, die Wege sind so steil und immer wieder steht man vor einem Berg, sieht nur die Trailzeichen vor sich und hat keine Ahnung, wie man dort hinaufkommen soll. Am späten Nachmittag, als ich den letzten Anstieg des Tages erreicht habe, breche ich dann emotional zusammen. Ich vermisse meinen Partner so sehr, meine Blasen an den Fersen schmerzen wie die Hölle, seit zwei Tagen fühle ich mich etwas erkältet, ich bin unglaublich erschöpft von den endlosen Höhenmetern in diesem Gelände mit so viel Gepäck auf dem Rücken und dem wenigen Schlaf, jetzt auch noch der schmerzende Oberschenkel. Und der Hunger, der ständige Hunger, das Gefühl, nie richtig satt zu sein, immer nur das Gleiche zu essen, was doch nie genug ist. Ich kann nicht mehr. Die Wüste ist so hart, ich glaube, sie ist zu hart für mich. Vielleicht bin ich einfach nicht stark, nicht tough, nicht trainiert genug, sie zu durchqueren. Ich kann nicht aufhören, zu weinen, alles ist mir zu viel. Nachdem ich mich beruhigt habe, mache ich mich wieder auf den Weg, aber ich breche immer wieder in Tränen aus. Ich schicke meinem Partner eine Sprachnachricht und frage ihn, ob knapp 700km nicht reichen, warum ich eigentlich noch 300km weiter wandern will. Ich frage, warum ich nicht einfach nach Hause komme. Irgendwann erreiche ich das Nightcamp, es ist an diesem Tag neben einer Art Fabrik, d.h. wir haben Wasser und sogar Steckdosen. Ich erzähle Leah von meinem "emotional breakdown" und erörtere mit ihr die Frage, ob ich - und auch sie - mir selbst oder anderen etwas beweisen will mit dieser Wanderung. "Ich will nicht, dass das meine (Haupt-)Motivation ist", sage ich, "denn ich muss mir nicht beweisen, dass ich willensstark bin und Durchhaltevermögen besitze. Das weiß ich nämlich schon." Am nächsten Morgen, meine beiden Wanderfreude sind schon aufgebrochen, will ich die Tagesration an Snacks aus meinem Essensbeutel holen, doch es sind keinerlei Nüsse mehr da. Ich hatte für jeden der 6 Tage einen Zip-Beutel mit einer großen Nuss-Portion, die gewissermaßen mein Mittagessen darstellt, vorbereitet, aber jetzt sind keine Nüsse mehr da. Und ich habe keine Ahnung, wie sie abhanden gekommen. Die Aussicht, heute und morgen kein Mittagessen zu haben, wo ich doch ohnehin schon ständig hungrig bin, lässt mir wieder die Tränen aufsteigen. Ich beiße die Zähne zusammen und wandere los. Morgen bin ich endlich in der ersten Siedlung in der Wüste, kann etwas Richtiges essen, duschen und mich ausruhen. Dann sind es 2 Tage bis zur nächsten Siedlung, dann wiederum 3 Tage bis zu einer Siedlung (Sapir), und dann... tja. Das sehe ich später. Recht schnell sehe ich meine beiden Wanderfreunde in weiter Ferne auf einem Bergkamm. Wo man da Menschen sieht, fragt ihr euch? Ich löse das Suchbild auf. Als ich selbst auf dem Kamm ankomme, darf ich feststellen, dass es wieder ein Kraterrand ist, diesmal der sogenannte "Big Crater", der vor zwei Tagen war der "Small crater". Und der heutige Tag führt fast die ganze Zeit am steilen Kraterrand entlang. Es ist unglaublich spektakulär, aber auch sehr anstrengend. Alle Israelis, die ich danach treffe, werden mir sagen, dass das als der schwierigste Abschnitt des Shvils gesehen wird. Ich kämpfe mit dem Weg und mit mir selbst, ich denke immer wieder darüber nach, ob ich nach Sapir nicht einfach aufgeben soll. Mir eine schöne Zeit in Israel machen, anstatt mich auf dem Shvil zu quälen. Denn das ist es im Moment: eine Qual. Ich will nicht mehr, aber übermorgen, übermorgen kann ich ausruhen. Beim überaus steilen Abstieg treffe ich Simon und Leah wieder, die mehr als hingerissen sind vom heutigen Abschnitt. Das Nightcamp bietet einen wunderschönen Ausblick: Doch heute wird es nach Sonnenuntergang schnell ziemlich kalt, sodass wir uns direkt nach dem Abendessen in unsere jeweiligen Zelte verkriechen. Als ich aufwache, bin ich umgeben von der perfekten Stille der Wüste. Kein Geräusch ist zu hören, nur die Morgendämmerung bricht sich ihren Weg durch die Nacht. Heute muss ich nur 18km mit sehr wenigen Höhenmetern gehen. Also bleibe ich still im Schlafsack liegen und schaue der Dämmerung zu. Es ist der schönste Morgen meiner gesamten Reise. Ich kann gar nicht fassen, wie friedlich und wunderschön der Morgen ist. Ich ziehe mich an, putze zähne und klettere auf einen nahegelegenen Hügel, um dort bei Sonnenaufgang zu frühstücken. Es ist furchtbar kalt, aber unfassbar schön. "Diese Schönheit wäre auch da, wenn niemand sie sehen könnte", geht es mir durch den Kopf. Es ist ein eigenartiger Gedanke, aber es erfüllt mich auf einmal mit tiefer Dankbarkeit, dass ich durch Zufall, durch Glück Teil dieses Naturschauspiels sein darf, das auch ohne mich in voller Pracht stattfinden würde. Später mache ich mich auf den Weg nach Midreshet Ben Gurion. Der Weg führt den Großteil des Tages dieser Bergkette im Hintergrund entgegen und an ihr entlang: Ich finde keinerlei Schatten zur Mittagspause, also spanne ich meine Isomatte mithilfe eines Dornbusches und ein paar Steinen auf: Am Nachmittag erreiche ich Midreshet Ben Gurion kaufe ich mir als allererstes etwas zu essen: Pita und Hummus, das sollte reichen, um meinen Hunger bis zum Abendessen zu überbrücken. Und als ich mich gerade auf den Weg machen will, sehe ich Simon und Leah eintreffen. Wir plaudern kurz, dann verabschieden wir uns herzlich. Heute Nacht schlafen wir bei unterschiedlichen Trail Angels, morgen werden sie weiterwandern, während ich einen Ruhetag einlege. Es war eine schöne Zeit, mit ihnen zu wandern und jeden Abend am Feuer gemeinsam den Tag zu reflektieren. Mir war nicht klar, was für einen Unterschied das macht, aber nach den ganzen Wochen allein, war es wirklich wohltuend, abends ihre Gesellschaft zu haben. But hike your own hike; und so trennen sich unsere Wege. Mein Trail Angel ist ein Student, der mir und dem anderen Shvilist, der heute dort übernachtet, seine Wohnung im Studentenwohnheim überlässt und bei einem Freund übernachtet. Doch vorher kommt er vorbei, um ein Abendessen für uns zu kochen. Nach 6 Tagen des monotonen Trailessens ohne Abwechslung ist es einfach nur fantastisch und ein unglaublich befriedigendes Gefühl, nach langem wieder satt zu sein. Ich schlafe einen tiefen und erholsamen Schlaf, den besten auf dem ganzen Trail. Als ich aufwache, ist der andere Wanderer schon gegangen. Er hat nur einen Monat für den gesamten Shvil, also steht er meistens gegen 3 Uhr auf, um jeden Tag möglichst weite Distanzen zurückzulegen. Ich hingegen genieße meinen Ruhetag in vollen Zügen. Mein Trail Angel hat mir erlaubt, ihn in seiner Wohnung zu verbringen, was ich sehr zu schätzen weiß. Ich telefoniere mit meinen Liebsten, erzähle von meiner Frustration der letzten Tagen und meinen Gedanken ans Aufgeben, kaufe Essen für die nächsten Tage, esse Falafel und endlich gehen meine Blasen an den Füßen auf und der Druckschmerz verschwindet. Wie soll es weitergehen, frage ich mich? Man wird sehen.
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  12. Hi, wie der Titel erahnen lässt...im speziellen interessiert mich, ob jemand die Jacke auf längeren Touren mit hatte, bei denen es auch mal länger geschüttet hat... LG, Jones
    1 Punkt
  13. Hallo! Vorgestern habe ich meinen Thru-hike des INT (in Israel nur Shvil (= Weg) genannt) in Eilat beendet und möchte, da mir das Forum eine so große Hilfe bei der Vorbereitung und auch während des Wanderns war, einen Tourbericht geben. Der folgt ausführlich und mit Fotos erst, wenn ich wieder daheim bin, davor gibt es erst einmal ein paar Zahlen und Fakten sowie Gear Review. Disclaimer: Es war meine erste Fernwanderung und auch mein erster Versuch, UL-Ideen umzusetzen. Zeitraum: 23.09.-16.11.2022 Laufrichtung: Nord - Süd (Kfar Giladi/Tel Hai - Eilat Distanz: 1016km, die ich gewandert bin. Der Trail selbst ist etwas länger, aber ich habe aus unterschiedlichen Gründen ein paar Kilometer übersprungen. Dazu mehr im ausführlichen Bericht. Höhenmeter: Laut FarOut 27.000, aber die dort hinterlegte Route ist in Teilen nicht aktuell. Navigation: Anfangs FarOut, schnell hauptsächlich die App Israel Trail benutzt, weil nur dort die ganzen Wasserquellen mit aktuellen Infos verzeichnet sind. Hervorragende Ressource, allerdings nicht geeignet, um eigene Touren zu planen oder custom points zu setzen. Die Israelis nutzen auch viel Amud Anan, darin sind die Höhenlinien fantastisch zu erkennen und alle anderen Wanderwege sind verzeichnet, es ist aber alles in hebräischen Buchstaben. Wetter: Die ersten zwei Wochen heiß, täglich ca. 33 Grad, an Spitzentagen auch 37°, sobald ich in die Nähe des Mittelmeeres gelangte nur noch 26-29°, in der Wüste ab Arad 24-26° Tagestemperatur. Nachts in wenigen Nächten auf schätzungsweise 14°, ansonsten eher 18°. Wandererfahrung vor dem Trail: Maximal einwöchige Wanderungen im deutschen Flachland. Wandertage und Nächte: 54 Tage auf dem Shvil, davon 6 zero-days, 3 nero-days + ein paar halbe Tage. 16 Nächte bei trail angels (drinnen oder draußen), 3 Nächte in Hostels o.Ä., 34 Nächte wildgecampt oder in Nightcamps übernachtet. Erfahrung in drei Sätzen zusammengefasst: Der Trail war auch im Norden anspruchsvoller als erwartet, allerdings hatte ich keinerlei Motivationsprobleme und habe schnell gespürt, wie mein Körper sich anpasst und leistungsfähig wird. Wenn man SoBo geht, hat man genug Zeit, Anfängerfehler zu machen, Wasser- und resupply-Management zu lernen und fit zu werden für die Wüste. Insgesamt: Wunderschön, atemberaubend, sicher nicht mein letzter Fernwanderweg. Gear Review Gestartet bin ich mit dieser Ausrüstung: Klick Nicht benötigt: Sonnenbrille (weggegeben, breitkrempiger Hut hat mir gereicht) Wasserfilter (am Anfang benutzt, dann gemerkt, dass es unnötig ist und ihn dann die ganze Tour unnütz herumgetragen) Handschuhe Dazugekauft: Armlinge Zweites Paar Injinji-Zehensocken Wasserblase (Ich hab meine gewissermaßen daheim vergessen, bzw dachte, ich brauche sie nicht) Ausgetauscht auf Tour: Einlegesohlen, weil die Dämpfung der Altras nach der Hälfte runter war (siehe unten) Isomatte (siehe unten) - aus den Resten der Alten habe ich ein Sitzkissen ausgeschnitten, das ich vermisst habe Schlafsack - Ich habe vor der Tour mit mir gehadert, ob ich nicht doch einen neuen kaufe, weil der Deuter viel zu schwer und viel zu voluminös ist, hab es aber aus Budgetgründen nicht gemacht. Hier auf der Tour war ich aber derart unzufrieden, dass ich mir in Jerusalem einen Big Agnes Schlafsack gekauft habe. Hätte ich in Deutschland sehr viel günstiger bekommen, aber was Besseres war nicht drin in der Reisekasse und jetzt habe ich zwei schwere Kufa-Schlafsäcke, aber immerhin hat der Big Agnes mich warmgehalten. Campschuhe - Bin mit DIY Huaraches gestartet, aber war genervt von dem ständigen Schnüren und hab sie mit simplen Flipflops ersetzt Was ich das nächste Mal zusätzlich mitnehme: Nagelknipser - Schere des Victorinox führte nahezu zu Verstümmelungen, hab mir dann wo ich konnte einen Nagelknipser ausgeliehen Stoffbeutel - Bei den Zero-days in Städten bin ich dann immer mit Plastiktüte herumgelaufen, weil ich nichts anderes hatte. Sehr nervig. Größeres Salzgefäß Repariert: Schlauchschal (Löchlein genäht) Net-Inner (Zwei Löcher im Bath-tub und drei Löcher in Netz genäht nach nächtlichem Stachelschwein-Angriff auf mein Essen) Gaiters (Loch erfolglos zu nähen versucht, ist weiter gerissen und jetzt wahrscheinlich zu groß zum Nähen. Ich schaue daheim mal, ob ich einen Flicken draufnähen kann.) Schuhe (Löcher hinten an der Ferse, habe Schaumstoff-Lappen mit Panzertape draufgeklebt) Bewertung einzelner Items Gatewood Cape mit den Modifikationen von Stromfahrer + Net-inner von 3F UL Gear: Alles in all sehr zufrieden, allerdings habe ich nach wenigen Nächten auf dem Trail aufgehört, das Tarp mit aufzubauen und hab nur noch im Netzzelt geschlafen, außer in einer Regennacht und drei sehr windigen Nächten. Abwettern würde ich darin wirklich nicht wollen, da selbst mir zu klein, aber für den thru-hike war es ideal für mich. Ich glaube allerdings nicht, dass sich das Cape bei mir als Regenschutz zum Wandern eignet, da ich mit 1,60m darunter wie ein Schlossgespenst aussehe. Da ich keine Regentage hatte, konnte ich es allerdings nicht testen. Exped Airmat HL M in Kombination mit Friluft Canisp Faltmatte: Exped-Matte großartig, gerade in Kombination mit dem Schnozzel Pumpsack genial. D Friluft war nicht mehr dir Neuste zu Beginn der Tour und war bei der Hälfte so platt und voller Löcher, dass ich sie ausgetauscht habe gegen eine neue Falt-Eierkarton-Matte. Sierra Designs Flex Capacitor 40-60l: Sehr gute Entscheidung! Das Gewicht war in der Wüste konstant hoch (BW ca. 6,5kg + 4-6l Wasser + Essen für bis zu 6 Tagen), sodass ich über den für hohe Lasten ausgelegten Rucksack mehr als froh war. Ich mag die Robustheit, sodass ich auch bei Dornen und unsanftem Fallenlassen auf die Erde nicht besorgt sein musste, dass es ihm weh tut. Für mich trägt sich der Rucksack wunderbar, ab einem gewissen Gewicht (schätzungsweise 13-14kg) zwar nicht mehr ernsthaft bequem, aber das liegt eher an meiner körperlichen Konstitution als am Rucksack. Bei meinem geringen Körpergewicht kann ich mit keinem Rucksack der Welt so viel (aka knapp 30% des Körpergewichts) bequem tragen. Bei allem darunter habe ich den Flex nie unangenehm gemerkt, er drückt nicht, ich hatte nie Schmerzen irgendwo, also für mich der ideale Rucksack. Altra Lone Peak 6: Ich bin zwiegespalten. Es war meine erste Erfahrung mit Trailrunnern. Einerseits hatte ich die ersten 400km keinerlei Beschwerden und lief wie auf Wolken (von meinen Achillessehnenbeschwerden abgesehen). Dann habe ich gemerkt, wie die Dämpfung deutlich nachgelassen hat und meine Füße schnell müde wurden. Da ich aber keine neuen Schuhe kaufen wollte, habe ich in Jerusalem neue Einlegesohlen gekauft, damit habe ich mir aber schlimme Blasen an den Fersen gelaufen. Nach ein paar Tagen habe ich wieder die alten Sohlen eingelegt und wieder mit müden Füßen gekämpft. Nach insgesamt einer Woche (in der nächsten größeren Stadt) habe ich nochmal neue Einlegesohlen gekauft, die mir diesmal gut gepasst haben. Es hat aber nochmal eine Woche gedauert, bis die Blasen endlich aufgingen und ich keine Schmerzen mehr beim Gehen hatte. Diese zwei Wochen waren wirklich schlimm, aber dafür können die Altras nichts, die haben mir die Blasen nicht zugefügt. Dennoch finde ich 400km bis zum Erliegen der Dämpfung deutlich zu wenig. Ich bin mit den neuen Sohlen dann noch bis zum Ende des Trails gegangen, jetzt ist auch das Profil runter und die Schuhe dürfen ins Nirvana ziehen. Mir ist bewusst, dass Trailrunner nicht für die Ewigkeit konzipiert sind, aber ich hatte mir mehr Kilometer versprochen. Ich bin auch nicht sicher, ob ich beim nächsten Mal wieder zu Altras greife. Zwar mochte ich das Laufgefühl und auf den Platz an den Zehen möchte ich nicht mehr verzichten, aber wenn mein nächster Thru-hike wieder ähnlich viel Gepäck erfordert wie der Shvil, werde ich wohl nicht nochmal zu zero-drop Schuhen greifen. Ich gehe zwar seit mehr als 10 Jahren den Großteil des Jahres barfuß (und damit meine ich nicht Minimalschuhe sondern richtig barfuß), aber bei so hoher Last haben meine Achillessehnen einfach zu kämpfen und ich habe gemerkt, wie der Drop von ein paar Millimetern einen großen Entlastungsunterschied gemacht hat. Für Touren mit weniger Last (weil mehr resupply möglich) fände ich Zero drop genial, aber die geringe Haltbarkeit hat mich jetzt schon etwas von Altras abgeschreckt. Andererseits würde eine geringere Traglast sicherlich auch die Haltbarkeit der Dämpfung erhöhen... Friluft Lindis Windjacke: Wird hier zurecht immer wieder als Budget-Tip empfohlen. Geniales Teil! Funkier Armlinge: Ich bin nur mit T-Shirt gestartet und habe in den ersten Wochen gemerkt, wie ich trotz Sonnencreme verbrenne und wie nervig Sonnencreme ist. Daher habe ich mir in einem Radsportgeschäft Armlinge für die Wüste gekauft und bin begeistert! UV-Schutz mit kühlendem Effekt. Ich finde sie sehr angenehm zu tragen, leider rutscht selbst XS ein kleines bisschen, sodass ich sie alle paar Kilometer hochziehen muss, aber das ist verkraftbar. Ich würde Armlinge auch jederzeit einem langärmligen UV-Shirt vorziehen, da ich T-Shirt + Armlinge vielfältiger einsetzbar finde. Socken: Mangels Ausprobierzeit bin ich mit zwei unterschiedlichen Varianten gestartet: Wrightsocks sowie Injinji-Zehensocken + Darn tough socks. Sehr schnell hat sich gezeigt, dass ich ohne Liner-Zehensocken Blasen bekomme, daher sind die Wright Socks meine Schlafsocken geworden und ich habe mir ein zweites Paar Zehensocken zum Wechseln gekauft. Sunnybag Leaf Mini: Da mir Zeit, Geduld und technisches Verständnis für eine DIY-Lösung wie im legendären Solarladegerät-Iterationsthread fehlen und die dortigen Links zu Produktempfehlungen allesamt ins Nichts führten, ist es bei mir das genannte Solarpanel geworden und ich war damit zufrieden. Es hat meine Powerbank in der Mittagspause weit genug aufgeladen, um mein Smartphone damit laden zu können. Da ich eine 10k Powerbank dabei hatte, hatte ich auch immer Reserven, wenn die Mittagspause mal kurz ausfiel. Auf dem Rucksack befestigen hat sich als sehr ineffektiv herausgestellt. Küche: Der Toaks 650 war manchmal grenzwertig klein, hat aber alles in allem für mich allein gereicht und ich konnte alles (außer die Kartusche) darin verstauen. Der Fire Maple 300T hat seinen Job getan, ich habe aber nicht genug Vergleichsmöglichkeiten, um etwas über Effizienz oder Lautstärke sagen zu können. Alufolie als Windschutz hat sich für mich nicht bewährt, da nicht haltbar genug und werde ich durch etwas anderes ersetzen auf der nächsten Tour. Ich brauchte deutlich mehr Salz als gedacht und habe regelmäßig bei Trail Angels aufgefüllt, da werde ich für längere Touren ein größeres Gefäß benötigen.
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  14. Ich glaube doch nicht so wirklich, @RaulDuke. An den Seiten wird das Wasser runtertropfen, da wahrscheinlich die gespannte Mittelsenkrechte höher ist.
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  15. Ist halt tüchtig klein. Ich will jetzt nicht sagen stupid light, aber ein paar Gramm bzw. Quadratdezimeter Fläche mehr und es ist ein echter Regenschutz. Bei der Größe fallen mir für meine Bedürfnisse nur sehr wenige Anwendungsfälle ein.
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  16. Man kann auch Leuten nahe legen, dass gewisse Dinge zwar hübsch in der Theorie sind und sich sicherlich toll in Excel machen, aber eigentlich kaum Praxisrelevanz besitzen. Die Feinwaage pack ich sehr selten aus, die Küchenwaage nutze ich immer dann, wenn ich mal wieder grob über die Ausrüstung gehe und etwas nachrechne. Auch das ist Erfahrung: nicht aus allem eine Erbsenzählerei zu machen, sondern einen möglichst gesund einzuschätzen, inwiefern sich Kosten/Nutzen die Waage halten. Bei 10m Schnur am Zelt rechne ich mit 2g Ersparnis basierend auf deinem Beispiel. Da diskutier ich nicht einmal drüber, ob 2g relevant sind. Da reicht einmal extra Nase putzen und ich habe mehr Gewicht gespart als du mit den Schnüren. Ich hoffe, du rasierst dir wenigstens vor Tourbeginn die Beine, denn da hängt sicher auch 2g Wolle dran.
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  17. LJMiller

    Neue Ultraleicht-Ausrüstung

    Gesehen auf der ISPO: https://pajaksport.com/ Pajak "Hüft Quilt" kommt Frühjahr/Mitte nächstes Jahr (Bilder). Rucksack kommt als DCF Version ebenfalls Mitte nächstes Jahr: https://pajaksport.com/backpacks/xc3-256
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  18. Ich argumentiere lediglich aus der Praxis raus. Wenn ich für einen Abstecher den Rucksack erleichtere, dann merke ich das ebenso wie wenn ich unterwegs die Pulle wieder mit Wasser befülle. Aber ob ich nun 2 Euro mehr oder weniger in der Tasche spazieren schleppe, das spür ich nicht.
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  19. Idee für die nächste Tour: einen Rucksack aus der Prolighter-Serie von Millet. Der 60+20 wiegt zwar etwas mehr als der Exped, aber das Mehrgewicht ist in ein gutes Tragesystem investiert - was hier eindeutig gefehlt hat. Bei 10kg kommt der noch nicht ins Schwitzen, erst so bei 20-25kg Zuladung wird es ungemütlich.
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  20. Vielen Dank für den Bericht!!! Bei mir kommen schöne Sinai-Erinnerungen auf ...
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  21. Sehr sehr schöner Reisebericht! Hat mir Spaß gemacht ihn zu lesen…
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  22. Ein Träumchen Danke für die Mühe das alles hier zu teilen!
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  23. RaulDuke

    Spirituskocher

    Ne lehre Nivea Dose von Mutti, mit zwei lagen Carbon Filz drinnen und du hast n XBoil zur Hand. Mit Deckel. Sehr leicht! Oder so einen hier… Wiegt 30g, mit Windschutz 37g und dient auch noch als Topfstand! Und 30g ist noch schwer, da ich bei beiden Dosen Stahldosen erwischt habe. Aus Alu ist’s noch leichter… Wichtig ist beim selber bauen, das der Rand der unteren Dose zum Rand der oberen Dose, bzw. dem Topfboden 1 Inch, oder 2,5cm beträgt, um die beste Funktion zu erreichen. Das haben diverse Tests bei youtube ergeben.
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  24. Danke für den tollen Bericht. Ich habe dadurch richtig Lust auf dem INT bekommen.
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  25. Ehrlich gesagt erfreut es mich schon, wenn ich wieder irgendwo ein paar Gramm einsparen konnte und es in meine Excel-Tabelle eintragen kann. Also ist die Feinwaage bei mir gut aufgehoben.
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  26. Danke für diesen Bericht - ich hatte gehofft, du schreibst einen! Seit den Videos vom Wandermönch Johannes Schwarz steht der Apennin ganz oben auf meiner Wunschliste. Bisher habe ich die Anfahrt und die Hitze gescheut, da ich nur in den Ferien Touren machen kann. Seit den Vogesen dieses Jahr habe ich zumindest vor der Hitze weniger Angst, da waren es auch durchgängig 30 Grad und höher. Die langen Mittagspausen habe ich auch gemacht.
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  27. Super, danke für deinen Bericht! 1400km aus einem Hoka SG5 rauszuholen ist echt viel, dem hätte ich eher nur so 800 zugetraut bzw wechsle ich sie beim trailrunnning dann gerne. Freue mich auf Fortsetzungen :)
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  29. Beeindruckende Tour.. Zeit müsste man haben.. Hast du ein Sabbatical gemacht oder allgemein viel Zeit?
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  30. Ligurien --> Garessio - Passo Cento Croci --> 258 Kilometer & 10900 Höhenmeter --> 10 Tage Die Anfahrt erfolgte mit dem Zug. Natürlich ging es nicht ohne die übliche Verspätung, die so eine Bahnfahrt mit sich bringt. Gerade noch so erwischte ich in Turin den letzten Zug nach Ceva, wo ich mir eine Nacht in einer Unterkunft reserviert hatte. Denn bevor es mit der Wanderung auf dem Sentiero Italia losgehen konnte, musste ich am nächsten Tag den lokalen Bus nehmen, um ins kleine Dorf Garessio zu gelangen. Hier beginnt nämlich der Teil vom SI, der Ligurien durchquert. Dieser folgt der "Alta via dei Monti Liguri" oder zu deutsch "Ligurischer Höhenweg". Dieser sehr gut beschilderte und markierte Fernwanderweg führt wie der Name schon sagt durchgängig oben am Berg entlang und bietet dadurch jeden Tag viele grandiose Aussichten. Erstaunlicherweise habe ich keinen einzigen anderen Fernwanderer gesehen, der diesen Weg gegangen ist. Selbst Tageswanderer waren nur in der Nähe von Parkplätzen anzutreffen. Schon am Vorabend um 22 Uhr als ich mit dem Zug in Ceva ankam, war es draußen noch sehr warm. Ich wusste, mir würden eine Menge Höhenmeter bevorstehen, doch bei dieser Hitze hatte dies eine ganz andere Qualität als daheim vor dem Computer. "Vielleicht ist es doch eine beknackte Idee im Hochsommer durch Italien zu laufen?" fragte ich mich. Nun war ich aber schon da und es ging tatsächlich los. Die ersten Kilometer waren ein Segen, denn es ging durch dichten Wald. "Wälder sind schon was tolles, denn sie spenden Schatten." dachte ich mir und so fühlte sich die Wärme gar nicht mehr so schlimm an. Sobald sich der Wald allerdings lichtete, was immer mal wieder vorkam, brannte die Sonne erbarmungslos vom Horizont. Die Mittagspause fiel bereits am ersten Tag zwei Stunden lang aus. Um 17 Uhr lief ich weiter und entschied, dass es immer noch zu warm ist. So ging es dann erst um 18 Uhr weiter. Dafür lief ich dann auch bis 22 Uhr, obwohl ich eigentlich schon etwas eher einen Zeltplatz suchen wollte. Doch Wassermangel trieb mich weiter. Die nächsten Tage ging war es weiterhin heiß und trocken. Noch nie habe ich so viel geschwitzt wie in den Tagen auf dem SI in Ligurien. Mittags machte ich zwischen zwei und drei Stunden Pause - um der Hitze zumindest ein wenig zu entfliehen. Jedes Wölkchen am Himmel flehte ich an, sich zu vermehren und Regen zu bringen. Doch erst am 5. Tag war es zumindest bewölkt - regnen tat es aber nicht. Der kam stattdessen am Morgen des 6. Tages, doch nach wenigen Minuten war der Schauer schon wieder vorbei. Erfrischend war es trotzdem. Wenn es mal ein wenig geregnet hatte, rochen die Wälder intensiv würzig. Gegen Ende der Etappe sah ich nachts auffällig häufig Wetterleuchten. Der Himmel zuckte nur so vor fernen Blitzen - doch abgesehen von einer Nacht blieben die Gewitter fern. Das sollte sich in den südlicheren Regionen ändern. Am dritten Tag passierte mir ein Malheur. Es war mal wieder ein furchtbar heißer Tag und der Weg führte ausgerechnet zur Mittagszeit nicht durch schattigen Wald, sondern über eine breite Wirtschaftsstraße, an deren Rand gerade neue Windkrafträder aufgestellt wurden. Einen Platz für die Pause fand ich auch nicht und so schleppte ich mich schwitzend voran, bis ich endlich den rettenden Wald erreichte. Doch die Mittagspause endete in einem Frust, denn ich stellte fest, dass die Flüssigkeit meiner Wasserdesinfektion ausgelaufen war. Das Ergebnis war ein kaputtes Feuerzeug - die warme Mahlzeit fiel aus. Um mir ein neues Feuerzeug zu kaufen, stieg ich am nächsten Tag nach Masone ab, wo ich mir ein B&B reserviert hatte. Doch als ich einchecken wollte folgte der 2. Schock: Booking hatte meine Buchung automatisch storniert, da die App automatisch meine alte Kreditkarte belasten wollte, statt meine neue. Da das Zimmer noch frei war, konnte ich trotzdem einchecken. Das war der erste und einzige Moment, wo ich am liebsten nach Hause gefahren wäre. An den wenigen Tagen, wo der Himmel bewölkt war oder es sogar ein klein wenig geregnet hatte, fiel mir das Wandern bedeutend einfacher. Abends konnte ich oft noch lange draußen sitzen und die Aussicht genießen, wenn ich einen Zeltplatz mit entsprechender Aussicht gefunden hatte. Die Nächte waren durchgängig warm - so warm, dass ich mich nur notdürftig mit meinem Schlafsack-Hybriden zudeckte. Da der Weg sehr einsam war, war es für mich einfach einen Platz zum wildzelten zu finden. Nur wenn der Weg in der Nähe von Siedlungen oder Bauernhöfen entlang führte, musste ich genauer schauen. Die Siedlungen am Wegesrand sind oft dermaßen winzig, dass es dort nichts zum Einkaufen gibt. Dazu musste ich fast jedes Mal kleinere Umwege in Kauf nehmen, wollte ich doch nicht unnötig viel Gewicht in Form von Lebensmitteln mit mir rumtragen. Aufgrund der warmen Witterung trug ich regelmäßig 3,5 Liter Wasser. Die Landschaften in Ligurien sind von den südlichen Ausläufern der Alpen und dem nördlichen Apennin geprägt. Am 2. Tag überquerte ich den "Colle di Cadibona". Dieser Pass ist zwar optisch unscheinbar, hat aber eine besondere Bedeutung, denn hier enden die südlichen Alpen und gehen in den nördlichen Apennin über. Mir war es bei der Planung der Tour wichtig, diesen Pass mitzunehmen, damit ich den kompletten Verlauf vom Apenningebirge bis in den Süden begehen konnte. An den Hängen der Berge wächst dichter Laubwald und da die Berge hier nicht sonderlich hoch sind, reicht dieser manchmal bis zum Gipfel hoch. Es gibt jedoch genügend Lichtungen im Wald, sodass weite Fernblicke garantiert sind. Die Wege sind überwiegend gut gepflegt und meistens leicht zu begehen. Manchmal führen sie aber auch über schmale Grate oder sind sehr steil angelegt. Es gibt Abschnitte, die mit Pflanzen überwachsen sind, doch in Ligurien sind dies bloß Farne oder hohes Gras. So kam ich trotzdem gut voran, musste mich aber jeden Abend intensiv nach Zecken absuchen. Denn von den kleinen Biestern gibt es in Ligurien viele. Säugetiere wie z.B. Rehe, Hasen, Wildschweine und Füchse sah ich einige, insbesondere in den Morgen- und Abendstunden. Am Abschluss dieser Region, fuhr ich vom Passo Cento Croci mit dem Bus nach Varese Ligure herunter. Doch die Busfahrt war schwieriger als geplant, denn statt vom Passi Cento Croci fuhr dieser nur noch ab dem Ristorante Alpini ab. Dort konnte ich mich nicht mal mit einer warmen Mahlzeit belohnen, denn das Ristorante hatte geschlossen. Die Besitzerinnen waren zwei alte Damen, die mich netterweise mit Wasser und Obst versorgten, als ich auf den Bus wartete. Der Kauf einer Fahrkarte war auch ein Mysterium für sich, denn die Tickets muss man vor der Fahrt kaufen. Bloß sind nicht alle Haltestellen mit Ticket-Shops ausgestattet. Die beiden Damen vom Ristorante Alpini hatten zu meinem Glück eine Fahrkarte und gaben sie mir. Die Fahrt nach Varese Ligure war nicht nur aufgrund meines dortigen Ruhetages strategisch wichtig, sondern auch, weil es die letzte Resupply-Möglichkeit für die nächsten 6 Tage in der neuen Region war.
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  31. Bewertung der Ausrüstung Teil 2: Kleidung und Schuhe: Wanderkleidung: Als Wanderkleidung hatte ich von Juli bis zum Beginn vom Oktober eine kurze Laufhose und ein T-Shirt dabei. Die kurze Laufhose war für den Sommer eine gute Entscheidung, da die Tage oft sehr warm waren und so eine luftige Hose angenehmer ist als eine dicke Trekking-Hose. Spätestens ab Oktober wurde mir das jedoch zu kalt, v.a. da ich als Option für kühlere Tage nur eine Wind- oder Regenhose anziehen konnte. Insbesondere an regnerischen Tagen klebte die Regenhose auf der nackten Haut und kühlte stark aus. Deshalb hatte ich mir eine warme Zip-Hose bestellt. Um diese Entscheidung war ich froh, denn gerade in den frühen Morgenstunden war es oft kalt und windig. Zudem half der robuste Stoff, wenn die Wege mal wieder mit allerlei Stachelgestrüpp überwuchert waren. Da es mir an regnerischen Tagen nur mit T-Shirt unter der Regenhose zu kalt war, hatte ich ebenfalls ein dünnes Fleece mitbestellt. So musste ich an solchen Tagen weniger frieren. Ich hatte zwar einen Pullover von Woolpower dabei, doch den wollte ich nicht bei Regen tragen, da ich ihn im Zelt im trockenen Zustand benötige. Als T-Shirt trug ich zuerst ein Modell aus Kunstfaser, doch die enorme Geruchsentwicklung störte mich schon in den ersten Tagen. Nach etwas mehr als zwei Wochen hatte ich zum ersten Mal die Möglichkeit in eine Decathlon-Filiale zu fahren und legte mir dort ein Merino-Shirt zu, welches ich bis zum Schluss getragen hatte. Die Geruchsentwicklung war positiv gering und der Tragekomfort sehr gut. Leider haben sich an der Stelle, wo meine Trinkflaschenhalter am Stoff scheuern, kleine Löchlein gebildet. Kleidung für Pausen und Abends: In den ersten Wochen war es auch abends und nachts noch so warm, dass ich wenig Kleidung benötigte. Kühler wurden die Temperaturen erst gegen Ende August. Meinen Woolpower-200-Pullover trug ich dann fast jeden Abend und auch öfters mal in der Pause. Auch meine MYOG-Apex 100-Jacke kam dann immer mal wieder zum Einsatz. Umso näher der Herbst rückte, umso häufiger nutzte ich sie. Nachts stopfte ich sie in den Packsack von meinem Schlafsack und nutzte sie so als Kopfkissen. Auch die Schlafkleidung, bestehend aus Merino-Langarm und Kunstfaser Leggings hat die ganze Tour über gut funktioniert. Als Schlafsocken hatte ich ein Paar dicke Wintersocken mit hohem Merinoanteil dabei. Diese trug ich nur nachts oder an Pausentagen. Meine Füße blieben so immer warm und aufgrund des hohen Merinoanteils musste ich sie nur selten waschen. Die Fleece-Handschuhe brauchte ich ab September manchmal tagsüber, wenn es kalt, nass oder sehr windig war. Das war selbst an manchen sonnigen Tagen der Fall. Im Zelt brauchte ich sie hingegen selten. Stattdessen kamen im Zelt mein MYOG-Daunenschal und meine MYOG-Daunenmütze ab dem Herbst häufiger zum Einsatz. Auch wenn ich vom Regen feucht war, leisteten sie mir gute Dienste. Regenschutz: Als Regenjacke habe ich die Montbell Storm Cruiser mitgenommen, welche leider ein ziemlicher Flop war. Die Goretex-Membran hat dicht gehalten, ebenso die Nähte. Leider kam an Tagen mit Starkregen oder Dauerregen immer wieder Wasser durch den Reißverschluss nach innen. Manchmal konnte ich richtig spüren, wie einzelne Tropfen ihren Weg ins innere bahnten. Das finde ich sehr enttäuschend. Im Prinzip hätte ich da auch meine Quick-and-Dirty MYOG-Regenjacke aus PU-Nylon mitnehmen können, denn die leistet genauso viel wie die teure Jacke von Montbell. Nur die Atmungsaktivität fällt da schlechter aus. Als Schutz für die Beine hatte ich eine MYOG-Regenhose aus dünnem Silnylon mitgenommen, die nur 61g wiegt. Diese hatte ich so konstruiert, dass sie sich dank weitem Schnitt und Gummizug ohne ausziehen der Schuhe anziehen lässt. Das hat auch immer super funktioniert. Wenn es mäßig regnete hat diese einen guten Schutz geboten. Wenn es jedoch stärker regnete, nahm der Stoff Feuchtigkeit auf und gab sie irgendwann auch an die darunterliegende Schicht weiter. Für einen Trail, wo es aber oft sonnig und nicht zu kalt ist, würde ich diese Hose aufgrund ihres geringen Gewichts wieder mitnehmen. Im Rucksack hatte ich einen Nylofume-Packliner, denn der Rucksack selber ist überhaupt nicht wasserdicht. Im Gegenteil, bei Starkregen oder Dauerregen steht unten richtig Wasser drin. Leider hat selbst der Packliner nicht mehr ausgereicht um den Inhalt trocken zu halten. Den Schlafsack hatte ich aus dem Grund immer im Packsack, denn oft genug habe ich abends nasse Kleidung aus dem Liner rausgeholt. Bei Touren im milden Süden oder im Sommer finde ich das noch vertretbar, aber bei Touren in regnerischen Gebieten werde ich daher in Zukunft zusätzlich einen Regenüberzug mitnehmen, wenn der Rucksack nicht schon selbst fast wasserdicht ist. Schuhe: Auf der ganzen Tour habe ich immer Trailrunner mit niedrigem Schaft getragen. Gestartet bin ich mit Salomon XA Takeo. Diese waren zwar durch das Quicklace-Schnürsystem sehr einfach zu bedienen, aber wenn es steil bergab ging, bin ich immer etwas vorgerutscht. Schon nach ein paar Tagen bekam ich viele Blasen an den Zehen, obwohl ich eine Kombination aus Injinji Linersocken und Darn Tough Merinosocken trug. Auch eincremen mit Melkfett half an den Zehen nicht, wohl aber an der Ferse. Im Abschnitt Marken/Umbrien bin ich auch Hoka Speedgoat 5 umgestiegen. Die haben zwar eine deutlich engere Zehenbox, doch ich rutschte zumindest etwas weniger. Die Blasenprobleme minimierten sich ab dem Tag, wo ich diese Schuhe trug. Ich vermute es liegt an der starken Dämpfung, die die empfindliche Haut an meinen Zehen entlastet. Die Sohle von denen war jedoch nach rund 1400km komplett platt, sodass ich erneut neue Schuhe brauchte. Da ich in der Stadt keine Hokas fand, probierte ich stattdessen die Asics Ziruss 5, die beim Anprobieren ebenfalls eine sehr gute Dämpfung aufwiesen. Diese funktionierte auch ganz gut, trotzdem bekam ich im späteren Verlauf mit ihnen noch die ein oder andere kleinere Blase. Die Sohle hielt bedeutend länger als die von Hoka, war jedoch auch etwas weniger griffig. Der Grip hat aber für den Trail ausgereicht. Sonstiges: Als Trekking-Stöcke habe ich die Leki Sherpa XL benutzt, welche sehr robust aber nicht gerade leicht sind. Dies stört mich aber nicht, da ich sie fast ausschließlich in der Hand und nicht im Rucksack habe. Da mein Zelt mit Trekking-Stöcken aufgestellt wird, wollte ich hier keine Kompromisse eingehen. Leider ist die Spitze von einem der beiden Stöcke abgebrochen und musste ersetzt werden. Das Bestellen von Ersatzteilen war unkompliziert möglich, die Montage hingegen war ein einziger Kampf. Ohne Werkzeug und Muskeln wie Meister Proper hat Frau da keine Chance die alte Spitze zu entfernen. Irgendwie habe ich es mit viel Gewalt und heißem Wasser dann doch noch geschafft, dabei ist aber ein kleiner Plastik-Nüpsel abgebrochen.
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  32. Die Ausrüstung und deren Bewertung: Mein Baseweight betrug beim Start der Wanderung 5,2kg. Dies ist meine Packliste. Big 4: Rucksack: Benutzt habe ich den Exped Lightning 60 in der Damen-Variante. Dies war für mich der größte "Flop", da der Rucksack spätestens wenn er insgesamt 10kg oder mehr gewogen hat, irgendwo gedrückt hat. Meistens bekam ich Verspannungen im Nackenbereich, manchmal tat auch die Hüfte im vorderen Bereich weh. Ich war jedes Mal heilfroh, wenn ich ihn absetzen konnte. Egal wie ich den Rucksack eingestellt oder komprimiert hatte, es half nichts. Erst als ich den Gürtel meiner Trekkinghose an das Rückenteil vom Rucksack montiert hatte, konnte ich die Schultern entlasten, indem ich den Rucksack mit dem Gürtel am Oberkörper befestigte. Vom Volumen her hätte ich keine 60 Liter gebraucht, 45 hätten auch gereicht. Jedoch besaß ich keinen anderen Rucksack in passender Größe. Zelt: Benutzt habe ich das Solus von der kleinen Firma Bonfus in der 0,75er DCF-Variante. Von der Größe her bot es mir und meiner Ausrüstung immer genügend Platz. Wenn ich gewollt hätte, hätte sogar noch der leere Rucksack irgendwie Platz gefunden. Auch die Sitzhöhe ist angenehm, nur aufgrund des Aufbaus mit zwei unterschiedlich hohen Trekking-Stöcken ist die Sitzhöhe nahe der Apside deutlich höher. Es gab insbesondere im Herbst einige heftige Regenfälle, die das Zelt gut ausgehalten hat. Ich blieb immer trocken, nur bei sehr starkem Regen können an der Rückseite kleine Spritzwassertröpfchen über die Rückseite ins Mesh gelangen. Am Eingang hingegen ist der Abstand zwischen "Innenzelt" und Außenwand groß genug. Kondenswasser entsteht bei Regenwetter, Nebel oder feuchter Luft wie bei einwandigen Zelten üblich in größeren Mengen. Durch eine geschickte Zeltplatzwahl konnte ich dies meistens verhindern. Die Nächte waren zwar oftmals windig, aber aufgrund der ausgedehnten Wälder in Italien, hatte ich meistens einen guten Windschutz. Wenn jedoch mal der Wind kräftig von vorne gegen das Zelt blies, zeigen sich die Nachteile der Tür ohne Reißverschluss. Die Tür lässt sich nämlich nicht so straff abspannen, dass starke Winde keine Lücken zwischen beide Stoffbahnen entstehen lassen. In Gebieten, wo man mit häufigem Regenwetter in baumlosen Gebieten rechnet, finde ich das suboptimal. Auf dem SI war das aber nie ein Problem, daher würde ich das Zelt für solche Fernwanderwege wieder nutzen. Leider traten schon in den ersten Nächten in Ligurien winzige Risse an einer Stoffbahn auf. Da diese Minirisse im weiteren Verlauf immer wieder nur auf der gleichen Stoffbahn aufgetaucht sind, vermute ich einen Fehler im Material. Da DCF kinderleicht zu reparieren ist, konnte ich das Zelt trotzdem uneingeschränkt weiternutzen. Das Zelt wird jetzt von Bonfus kontrolliert. Isomatte: Die Kombination aus Therm-a-Rest Xlite small und 3mm Evazote in Körperlänge hat sich bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt bewährt. Da ich fast immer auf der Seite schlafe und die volle Breite der Matte mehr im Hüftbereich als im Schulterbereich benötige, habe ich sie falsch herum benutzt. So konnte ich deutlich besser schlafen. Die 3mm Evazote habe ich zudem mehrfach täglich in den Pausen genutzt. Durch die vielen stacheligen Pflanzen am Wegesrand ist die Matte jetzt leider stark zerfetzt. Schlafsack: Benutzt habe ich einen selbstgenähten Hybrid aus Schlafsack und Quilt. Er hat eine offene Fußbox, die sich bei Bedarf zuschnüren lässt. Da ich sehr empfindlich auf Zugluft reagiere, habe ich ihn mit einem halben Reißverschluss ausgestattet, der auf eine Abdeckung verzichtet, da es vorgesehen ist, dass dieser Reißverschluss sich unter mir befindet. Zudem besitzt er keine Kapuze, sondern nur einen Kordelzog, mit dem man ihn eng um den Hals ziehen kann. Als Ersatz für die Kapuze habe ich eine selbstgenähte mit Daunen gefüllte Mütze benutzt. Diese habe ich auch als normale Mütze genutzt, selbst wenn meine Haare vom Regen nass waren. Bei den Temperaturen, die immer (geschätzt) über dem Gefrierpunkt waren, hat mich der Schlafsack-Hybrid warm gehalten. Anfangs als die Nächte so langsam kälter wurden, musste ich mich erst daran gewöhnen mich nicht bloß zuzudecken und habe dann doch mal gefroren. Im geschlossenen Zustand war es dann wieder warm. Richtig feucht geworden ist er nur einmal, als ein unerwartetes heftiges Gewitter die meisten meiner Heringe aus dem lockeren Boden rausgerissen hat und Regen ins Zelt kam. 5 Minuten in der Sonne haben den Loft dann wieder deutlich erhöht. Manchmal ist das Fußteil durch Kondenswasser feucht geworden, aber auch da hat die Sonne oder auch einfach die Nutzung der eigenen Körperwärme sehr geholfen. Fortsetzung folgt...
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  33. Ein ganz besonderes Erlebnis war für mich der Sternenhimmel in der Wüste. Wir waren ca. 1 Stunde westlich von Mitzpe Ramon kurz vor der ägyptischen Grenze. Dort war es total finster und wir sahen Sterne bis zum Horizont. Hier ein kleiner Eindruck. Der Stern, der es grade so über den Horizont schafft, gehört schon zum Kreuz des Südens. Ulli
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  34. rajatas

    Impressionen von Touren

    So, ich lasse auch mal paar Eindrücke da, bin aktuell in Evia, Griechenland. Offizielle Wanderwege gibt es wenige, dafür ist generell nicht viel los und es hat viele Pfade quer durch die Berge für alles mögliche von Wetterstationen bis Steinbrüchen, entlang derer man an schöne, entlegene Orte kommen kann.
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  35. Ja, das stimmt. Aber es steht natürlich unter der Voraussetzung, dass ein Bußgeld (und auch schon eine kontroverse Diskussion mit jemandem vor Ort, die ja ebenfalls annoying wäre) unwahrscheinlich ist. Wenn es häufig vorkäme, würde ich mein Verhalten ändern. Die zunächst angelesene und später selbst gemachte Erfahrung ist die, dass solche Konflikte eigentlich nicht vorkommen. Im Schwarzwald habe ich schon in einer kommunalen Tourismus-Information gesessen und durfte am dortigen Computer die in Frage kommenden Schutzhütten recherchieren. Diese sind dort auch oft übernachtungstauglich ausgestattet, so dass man von vornherein annehmen muss, dass das Übernachten erlaubt ist. In Nationalparks gehe ich hingegen davon aus, dass das Übernachten generell verboten ist, also vermeide ich das und setze mich insofern auch keinem Bußgeldrisiko aus. Völlige Verhaltenssicherheit gibt es bei diesen Praktiken aber nicht. Das Auffüllen von Wasserflaschen auf Friedhöfen ist ein ähnliches Thema. Das ist eine allgemein akzeptierte Praxis, aber es ist in Thüringen schon vorgekommen, dass jemand einen Wanderer davon abhalten wollte, da es ja nicht sein Wasser sei. Bei ODS wurde das dann als Straftat diskutiert. Wenn das mögliche Gegenüber meine Nasenspitze nicht mag, wie zopiclon oben schrieb, kann man sich also unerwartet in einer Konfliktsituation wiederfinden, die man nach der bisherigen Erfahrung nicht erwartet hat. Aber meistens ist es doch anders. Die Nasenspitze des Wanderers wird häufig mit Wohlwollen betrachtet, wenn er zahlenmäßig nicht überhandnimmt und sich zu benehmen weiß. Der Jagdpächter, den es ja immerhin etwas angeht, ist womöglich zufrieden, wenn jemand in der Schutzhütte schläft, statt sich zum Schlafen im dichten Wald zu verstecken. Die Einheimischen empfehlen oft irgendwelche Schutzhütten oder auch geeignete Stellen zum Wildzelten, wenn man unterwegs oder beim Einkehren ein Gespräch darüber anzettelt. Insgesamt gibt es viel mehr Solidarität als Ablehnung, wenn auch mit regionalen Unterschieden. Ich rate einfach zu etwas mehr Vertrauen. Wer sich als Gast verhält, wird zumeist auch gastfreundlich behandelt.
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  36. Update: Bonfus hat geantwortet. Sie würden sich das Zelt bzw. das betroffene Material gerne anschauen. Ich habe ihnen geschrieben, dass ich irgendwann im November zurück sein werde und ihnen dann das Zelt zur Inspektion zusenden kann.
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  37. Auf vielfachen Wunsch eines einzelnen Herren gibt's hier einen Tripbericht meiner Inselquerung auf La Gomera Mitte Februar (+ Bonus Teide Besteigung "by fair means" und winterlichen Verhältnissen). Das Video folgt natürlich später auch noch. Vorab sei dabei gesagt, dass meine Route von @MarcG inspiriert war - ich habe also den Nordwestlichen Abschnitt des GR 132 bis Playa De Vallhermoso gewählt und bin den GR 131 "verkehrt herum" gelaufen. Gesamt ~85+km und ~11.100+hm (kombiniert). Route + Tagesaufteilung findet sich hier inkl. GPX: Link zu Alpenvereinaktiv Direkt zu Beginn zudem meine <2.2kg BW Gearliste auf Lighterpack - ob es inzwischen schon fast 90% MYOG sind? Anfahrt + Ankunft: Super simpel: Per Direktflug von Frankfurt nach Teneriffa Süd, Taxi nach Los Cristianos (~25€) und dort unkomplizierte Gepäckabgabe bei einer Fahrradvermietung (5€/Tag, online buchbar - ich hatte u.a. Mehrgepäck für den Teide dabei, dazu später mehr). Anschließend fix zum Hafen und für ~40€ mit der 16 Uhr Fähre nach La Gomera. Damit also Ankunft kurz nach 17 Uhr in San Sebastian, wo sich auch direkt ein Spar findet, um noch rasch Wasser aufzufüllen. Gegen 17:45 Uhr konnte ich also final starten und hatte somit noch bisschen über eine Stunde brauchbares Sonnenlicht. Die ersten 6.5km + Zeltplatzsuche Wie erhofft ist es warm auf den Kanaren - irgendwas um die 17/18+ Grad am Tage und ordentlich Sonnenschein. Je weiter ich nach Nordwesten schaue, desto mehr Wolken brauen sich allerdings zusammen. Nach viel zu vielen Stufen bin ich dann auch endlich aus der Stadt heraus und der Asphalt wandelt sich zur Schotterpiste und geht schließlich in die erhofften felsigen Single Trails über. <3 Die Aussichten auf die umgebenden Berge, das Meer zu meiner Rechten und insbesondere auch den alles überthronenden Teide auf der Nachbarinsel sind einfach überwältigend schön. So startet die Tour perfekt, während die Sonne langsam im Westen verschwindet und der Horizont in bunte Farben getaucht wird. In der beginnenden Dämmerung ging es nun also an die Zeltplatzsuche und da kamen gleich zwei grundlegende Probleme auf: Ist La Gomera als Vulkaninsel von Haus null eben und flach - von einer angenehmen Grasnarbe gar nicht zu reden und Sollte mich von Tag 0 an ein extremer Wind verfolgen, welcher nervig bis böig unentwegt über die Insel fegte... Um es also vorwegzugreifen: 2x habe ich im Zelt auf den typischen, künstlich angelegten Terrassen La Gomeras genächtigt - 1x trocken mit viel Wind und 1x mal nass mit viel Wind. Generell ist es auch so, dass ich bis etwa KM22 und dann erst wieder ab KM66 hier und da gute Spots gesehen habe. Dazwischen ist es annähernd unmöglich, wenn man nicht in jemandes Garten oder Feld liegen will... Trotzdem, war ich am Ende sehr zufrieden mit meinem Spot und konnte so direkt Carbon Heringe + Zelt einem Härtetest unterziehen. Einmal musste ich nachts den Hering vom Front-Guyout neu setzen, aber sonst hielt alles fein durch, auch wenn die Geräuschkulisse mitunter beängstigend war. Tag 1 - Über einsame Pfade und schier endlose Höhenmeter (27.5km) Der nächste Tag war direkt ein Mammuttag - okay, das sind bei mir effektiv alle... Ich kann einfach nicht stoppen, solange man mit dem Restlicht halt auch einfach noch ein paar Kilometer machen könnte. Jedenfalls war es ein Tag, welcher durch äußerst viele Höhenmeter geprägt war. Anfangs felsig immer weiter aufsteigend bis sich die Vegetation dank des "Horizontalregens" (Wasser aus den Winden kondensiert und tropft an Bäumen und Sträuchern herunter) immer stärker und dichter ausprägte. So war dann auch der Gipfel des Encherada (1062m) effektiv ein subtropischer Wald. Hiernach ging es erst mal wieder straff abwärts Richtung Meer und ich landete an der Playa Hermigua bei NN - Baden war aufgrund des extrem starken Wellenganges leider nicht möglich. Stattdessen konnte ich aber dort in einer Bar zum ersten Mal etwas Wasser auffüllen (yeah, mit Chlorgeschmack) und einen Espresso genießen, während es draußen langsam anfing ein wenig zu Regnen. Dieser Regen sollte im Laufe des Nachmittags immer wieder mein Begleiter sein, bis er am Abend dann völlig eskalierte... Das Wasser ist ansonsten das zweite schwierige Thema auf La Gomera: Es gibt effektiv keine vernünftigen Quellen, Flüsse oder Seen. Will man also nicht fragwürdiges Wasser aus abgestandenen Pfützen filtern (die auch super selten sind), oder gar die Wasserbehälter der Bauern auf ihren Feldern anzapfen, muss man wohl oder übel den Kontakt zu Bars, Restaurants oder eben Supermärkten herstellen. Meine Empfehlung deshalb: Vernünftig Planen und Mineralwasser in den Märkten kaufen - das chlorige Leitungswasser ist m.M.n. nur zum Waschen gut. Von Hermigua ging es ansonsten neuerlich nach oben und so kam ich dann erst ins schnucklige Agulo (der angeblich schönsten Ortschaft auf La Gomera) und später, am Besucherzentrum des Garojonay Nationalparks vorbei, auf die zweite Spitze im Höhenprofil bei ~780m. Hier war es dann auch, wo der sporadische Regen langsam in einen Dauerregen überging, was aber tatsächliche die Ecke dort oben sehr mystisch erscheinen ließ. Den Großteil des Tages war ich dabei völlig allein unterwegs - einzig in den Dörfern war dann natürlich etwas los, aber auf den Trails war abgesehen von 1-2 Tageswanderern niemand zugange. Später beim GR131 sollte das völlig anders sein! Zum Abend kam es dann, wie es kommen musste: Nachdem ich, umgeben von Wolken und Regen, vom Las Rosas Stausee nicht viel mitbekam, musste ich mein Zelt bei Dämmerung im Wolkenbruch auf einer verlassenen Terrasse oberhalb Simancas (ungefähr KM34.5) aufbauen. Das Bild sieht zwar schön aus, aber es war echt super unangenehm, weil der Untergrund voller ehemaliger Pflugfurchen war... Trotzdem gut so, denn wie sich herausstellen sollte, wäre der weitere Weg im Dunkeln + bei Regen super schlecht gewesen (da schon teilweise mit Dornen verwachsen und mit rutschigen Steinen gepflastert) und einen besseren Platz hätte es auch auf lange Sicht nicht gegeben. Tag 2 - Durch das Herz des Nationalparks und immer weiter nach Süden (23.5km) Der nächste Tag war dann erst mal wieder bedeutend freundlicher. Im aufziehenden Sonnenschein ging es immer weiter bergab zum Meer, bis ich letztlich kurz nach 10:00 an der recht verlassenen Playa del Vallhermoso herauskam. Auch hier war der Wellengang aufgrund der Stürme wieder viel zu stark für eine Abkühlung. Aber an einem der wenigen auf der Insel verstreuten "BBQ Plätze" konnte ich zumindest mein Kochset etwas waschen. Außerdem gab es nur wenig abseits des Weges einen super spannenden LostPlace zu begutachten: Das Castillo Del Mar. Oder anders gesagt: Die einzige und letzte Bananen-Verladestation Europas! Leider scheint das Ganze zunehmend zu verfallen, nachdem es ein Deutscher Fotograf um die Jahrtausendwende herum eigentlich schön restauriert hatte und es sogar noch bis etwa 2005/2006 für Veranstaltungen genutzt werden konnte. Hernach startete für mich nun der GR131 und um es Vorweg zu nehmen: Er war auch schön, aber an die (von mir gewünschte) Single-Trail Idylle des GR132 kam er nicht ran. Es gab dafür einfach zu viele RoadWalks, Forstwege und derlei "breite" Abschnitte. Vielleicht liegt diese Einschätzung aber auch etwas daran, dass sich ab diesem Punkt die Vegetation (vom Nationalpark selbst abgesehen) doch langsam etwas wiederholte? Jedenfalls ging es erst einmal gefühlt ewig die Straße entlang nach Vallhermoso, wo ich in einem Spar wiederum mein Wasser auffüllte, bevor ich dann kurz nach 12 Uhr auch schon wieder aus der Stadt raus war und einen verzückenden Blick zurück werfen konnte. Kurz darauf kam ich zudem an einem Stausee vorbei, welchen ich nun sogar mal im Hellen bewundern konnte - vom Meer abgesehen, hatte ich so viel Wasser seit gefühlten Ewigkeiten nicht gesehen. Es ging also nun wieder straff bergwärts und damit Stück für Stück auf das "Zentralmassiv" La Gomeras zu. Gut, dass bei den vielen Höhenmetern links und rechts der Wege immer ein paar leckere Snacks zu finden waren - bloß Vorsicht mit den Stacheln. Je höher ich kam, desto voller wurde auch die Vegetation: Aus Kakteen, Sukkulenten und Palmen wurden Sträucher, Bäume und Farne. Bis ich somit im Laurisilva - einem uralten, subtropischen Nebelwald aus vornehmlich Lorbeerbäumen - angekommen war. Hier im Nationalpark Garojonay waren auch die wirklichen Highlights des GR131 auf LaGomera verborgen. Alles wirkte ein wenig mystisch, bizarr und erinnerte an so manche Fantasy Filme. Allen voran kam mir dabei immer wieder der Fangorn Wald aus dem Mittelerde Universum in denn Sinn. Ich kannte ähnliches ja schon von Madeira, aber es war doch aufs Neue beindruckend. Zumal das humid-feuchte Klima auch einen krassen Kontrast zum kargen, ariden Habitus in tieferen Höhenlagen darstellte. Nach dem Nationalpark-Abschnitt kam dann eine Reihe von Dörfern und damit eine Menge Straßenabschnitte... Zumindest waren dazwischen aber auch kleine Höhepunkte eingearbeitet - so der tolle Abschnitt oberhalb des Valle Gran Rey. Hier findet sich ein mächtiger Canyon, der sich tief in die Landschaft geschnitten hat und zum Meer hin in dieser ehemaligen Hippie-Hochburg endet (teilweise "wohnten" die Aussteiger wohl sogar in den natürlichen Höhlen des Canyons). Auf all diesen Bereichen war im Gegensatz zu vorher doch gut was los - seien es Tagestouristen, aber eben doch auch einige (tendenziell schwer bepackte) Wanderer des GR131. Zum Abend hin wurde es nach diesem abermals recht langen Tag wieder etwas unschöner - neuer Wind kam auf und für die Nacht gab es sogar eine Sturmwarnung mit Starkregen. Eine Situation, bei der ich ungern jetzt noch weitere Höhenmeter ansteigen wollte, zumal effektiv bis zum höchsten Berg der Insel keine ersichtliche Zelt - Möglichkeit mehr kam (das bestätigte sich an Tag 3 auch). Also entschied ich mich kurzerhand auf den Tipp eines Polen zu hören, der mir auf dem Weg begegnet war, und so beendete ich meinen Tag im Hotel Sonja in Chipude bei leckerem Ziegenfleisch und regionalem Weißwein. Größtes Highlight ist für mich zudem immer wieder die erste Dusche nach einem längeren Outdoor-Aufenthalt - einfach herrlich! Tag 3 - La Gomeras Höchster und das zähe Auslaufen (27km) Nach der extrem windigen Nacht (selbst im Zimmer konnte einen das Toben & Stürmen fast vom Schlaf abhalten) startete der nächste Tag bei Sonnenschein und blauem Himmel wieder mit einigen Straßenpartien. Bot mit einem Trail-Abschnitt entlang eines weiteren Canyons aber auch erneut tiefe Ausblicke. Obendrein führte der Weg am "Heiligen Felsen" Fortaleza vorbei, welcher wohl schon von den Ur-Gomerios für Rituale genutzt worden war. Dieser Pfad ging in eine Straße über, die zu einem Ehrenmal für die Pfeifsprache "Silbo Gomero" der Insulaner bei einem tollen Aussichtspunk führt. Von dort war es dann bis zum Alto de Garojonay (1482m) auch nicht mehr weit - eine Forststraße wand sich von dieser Seite die Bergflanke hinauf (und erst hier hätte es m.M.n. wieder eine mehr oder weniger günstige Zeltmöglichkeit gegeben). Gegen 11:30 stand ich also auf La Gomeras höchstem Berg, welcher allerdings vergleichsweise unspektakulär präsentiert wurde... Zumindest gab es noch ein wenig Aussicht, bevor ringsherum schon wieder etliche Wolken zuzogen und ich deshalb auch rasch mit dem Abstieg fortsetzte. Kaum am fotografischen Highlight - dem Rogue de Agando - angekommen, war es dann auch schon wieder soweit und der Regen kam unbarmherzig hernieder. Eigentlich hatte ich gelesen, dass La Gomera nur 3 Regentage im Februar hat - wie groß ist bitte die Chance, dass ich direkt alle drei erwische?! Naja, im Regen ging es dann also peu-a-peu weiter und ich war überfroh, dass ich meinen leichten Montbell Schirm dabeihatte. Der Komfortgewinn war in dem Moment schon echt viel wert. Was jetzt folgte war dann ein langwieriges Auslaufen immer weiter gen San Sebastian. Klar waren auch hier und da ein paar nette Aussichten, Felsformationen oder Momente dabei, aber mit dem Regen im Nacken fühlte es sich doch häufig mehr wie ein "Abarbeiten" an, bis endlich das Ziel in der Ferne auftauchte - mit Sonne! Über den Blick zurück kann man das wirklich nicht behaupten: Ich war in dem Moment kurz hin- und hergerissen: Sollte ich noch eine Nacht im Zelt verbringen, wie ich es ursprünglich geplant hatte? Oder lauf ich doch einfach zum Ziel und nehme mir ein Hotel? Letztlich überwog eine Kombi aus Komfort, Logistik und meiner bereits zuvor beschriebenen Herangehensweise: "Gegen 16/17 Uhr kann ich doch nicht ernsthaft jetzt hier schon mein Zelt aufbauen - dafür ist noch viel zu viel vom Tag übrig!" Also genoss ich noch ein letztes vorbereitetes Essen (Cashew Curry Couscous mit Hähnchen -> super lecker!), welches ich auf Basis der Backcountry Foodie Rezepte vorbereitet hatte (siehe dazu auch mein Beitrag hier im UL Forum) und stieg danach vollends gen San Sebastian ab. Die Nacht im Hotel hat mir ermöglicht den nächsten Tag ohne viel Stress eine passende Fähre zu nehmen, sodass ich keine Probleme mit der "Siesta" im oben erwähnten Fahrradladen hatte. Ein wenig warten musste ich allerdings trotzdem, bis der Laden wieder offen war und ich mich mit dem Rest meines Gepäcks per Taxi nach Vilaflor aufmachte, um dort die Vorbereitungen für den Teide-Gipfel zu treffen. Nach Check-In im Hotel nutzte ich hier den Rest des Dienstages für einen Spaziergang durch die Ortschaft und zu den beiden ältesten und größten Bäumen Spaniens (Pino Gordo und Pino de las dos Pernadas) - schon extrem wie groß, breit und alt so eine Pinie werden kann! Die Tour zum Teide war dann relativ spontan geplant und kam auf ~20km und 2800hm. Dazu aber gleich mehr in der Folgeantwort.
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  38. Die Sache mit dem Teide war gar nicht so einfach, denn normalerweise bedarf es eines offiziellen Permits für die Besteigung (dies dient der Regulierung der Besucherzahl, da insbesondere bei Seilbahnbetrieb Massen an Leuten die paar Hundert Meter Aufstieg hinter sich bringen wollen). Diese Permits waren aber auf der Webseite erst ab etwa April wieder verfügbar... Eine weitere mehr oder weniger bekannte Möglichkeit ist deshalb eine Nacht im Refugio Altavista zu verbringen und damit quasi auch ein "Permit" für die Besteigung vor 9 Uhr zu haben (ab hier startet die Seilbahn). Dieses Refugio ist wegen Corona aber geschlossen... Ich war also hin und hergerissen, ob ich vielleicht einfach in Refugio Nähe biwakieren sollte (so viel Ausrüstung wollte ich aber eigentlich auch nicht mitschleppen), um dann bis 9 Uhr den Gipfel zu erreichen... Glücklicherweise spielte mir dann aber das Wetter ein wenig in die Karten und ich fand eine andere Lösung: Aufgrund der extremen Stürme und neuerlichem Schnee auf dem Teide, war der Seilbahn Betrieb seit meiner Ankunft auf den Kanaren komplett eingestellt worden! Ja und entsprechend gab es in Gipfelnähe weder das Problem mit den Menschenmassen, noch mit Kontrollen bezüglich Permits. Ergo machte ich mich auf den Weg, das Ganze als schlichte Tagestour abzureißen und muss dazu aber vorweg nehmen: Bei den vorherrschenden Witterungsverhältnissen (starke Windböen, überfrorene & vereiste Böden) sollte das bitte niemand leichtgläubig nachahmen. Es bedarf schon ein wenig Erfahrung in solchen Verhältnissen, denn ich schätze auch in Sachen Erste Hilfe wäre es bei den Umständen eher schwierig geworden... Für den Aufstieg hatte ich mir dabei einen unkonventiellen, nicht ausgeschilderten Pfad ausgemacht, welcher einem ehemaligen Lavastrom mit Tuff-Blöcken und Obsidiangestein folgend, in Art einer Direttissima geradewegs zum Wandfuß führt. Auch hier: das Gekraxel und die (kaum vorhandene) Wegfindung sind nichts für Anfänger! Auf die Weise sparte ich im Aufstieg ein paar Kilometer und auch etwas Zeit (denn ich hatte mit der Anfahrt per Bus leider schon enorm viel Zeit verloren und konnte erst kurz vor 12 Uhr meinen Anstieg starten... Nächstes Mal würde ich besser ein Taxi nehmen). Dort traf das Ganze dann mit dem breit ausgebauten Hauptweg vom Parkplatz Montana Blanca zusammen und zog sich als gut 1m breiter Pfad nun ganz entspannt bis zum Refugio hinauf. Das war auch gleichzeitig das entspannteste Stück, denn außer ein wenig beißendem Wind hatte man hier nichts auszustehen. Ab dem Refugio gingen dann aber die kritisch übereisten Stellen los, für die es doch etwas Finesse bedurfte. Leider hatte ich keine Micro Spikes dabei, aber glücklicherweise konnte man eigentlich immer auf die Steine links und rechts des Weges ausweichen und in einer Mischung aus Kraxeln & Balancieren fortschreiten. So kam man dann letztlich zur Bergstation der stillstehenden Seilbahn, an welcher man auch einen guten Blick auf das reguläre Kontrollhäuschen hatte. Dank des Schnees musste man hier nicht mal eine Schranke/Zaun überklettern, sondern konnte quasi einfach drüberlaufen. Die letzten paar hundert Meter zum Gipfel waren von der reinen Strecke dann ein absoluter Witz - bei Auf-&Abfahrt mit der Seilbahn wäre ich vermutlich geradewegs enttäuscht gewesen. Große Herausforderung war hier aber der extrem böig pfeifende Wind! Laut Vorhersage mit Geschwindigkeiten im Gipfelbereich von bis zu 70km/h an dem Tag! Zum einen wurde es dadurch mächtig frisch (zwei Lagen Alpha Fleece + TNF Shakedry Jacke regelten das aber ganz gut) und zum anderen hatte man im Kraterbereich schon wirklich mit dem Vorankommen und stabil Stehen zu kämpfen. Letztlich fand ich aber auch auf 3715m Höhe, umgeben von süßlich aufsteigenden Schwefelschwaden, einen Platz der Windschutz bot und sich für einen kurzen Aufenthalt inklusive Gipfelkaffee eignete. Der Ausblick war bei dem sonst strahlend blauen Himmel natürlich überwältigend - seien es die anderen kanarischen Inseln in der Ferne (allen voran La Gomera, von welcher ich selbst ja schon Richtung Teide geschielt hatte) oder aber auch die mächtige Wolkendecke, die sich sanft über Teneriffas niedere Lagen legte. Nach ausgedehntem Gipfelgenuss machte ich mich dann gegen 15:30 wieder an den Abstieg, der dank inzwischen partiell angetauten Eisbereichen in manchen Segmenten sogar für flowige Downhill-Trailrunning-Passagen taugte. Rasch kam ich so wieder zum Wandfuß, wo ich in Retrospektive vielleicht auch wieder meinen Aufstiegsweg hätte nutzen sollen, aber der Varianz halber den (ewig langgezogenen) Fahrweg zum Parkplatz Montana Blance wählte und dort etwa 17:45 meine Tour beendete. Auf diese Weise konnte ich auch noch die bekannten "Teide-Eier" (erstarrte Lavakugeln, welche eines Schneeballes ähnlich den Hang hinunter gerollt sind) bewundern. PS: Übrigens schreibe ich diesen Bericht gerade aus dem Garten meines Hotels, während ich auf mein Taxi zum Airport warte.
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  39. Wir sind vor >20 Jahren mal Mitte Mai im Süden los, haben den ganzen GR20 gemacht, nebenbei noch alle höheren Gipfel am Wegesrand mitgenommen, und alles weitgehend auf Selbstversorgerbasis. Ein paar Dinge sind heute nicht mehr so, z.B. der Cirque wird nun umgangen, und da es UL damals entweder nicht gab oder für Studis unerschwinglich war, alles mit Normalausrüstung. Auto haben wir in Bellinzona in einem Wohnviertel abgestellt, Alter Opel Corsa, der wurde nicht geknackt und stand hinterher immer noch da. Dann per Zug runter nach Genua, Nachtfähre rüber und per Bus zum Startpunkt in den Süden. Uns war wenigstens bekannt, dass man unterwegs keine Sossen etc. kaufen konnte, sondern maximal mit etwas Glück Reis. Daher hatten wir das ganze Essen für den Südteil sowie Frühstück und Sossenpulver für den Nordteil im Rucksack. Ausser 2x Socken, 2x Unterhose, 2x T-Shirt, Wanderhose, Regenhose, Fleece, Windjacke, Poncho, Kappe&Handschuhe hatte ich keine Klamotten dabei (Liste inkl. dem, was ich getragen habe), aber mit Schlafsack, Zelt, Isomatte, Steigeisen, Essen und Brennstoff (Benzin) kam ich bei 1.5L Wasserzuladung auf ein Startgewicht von 35kg. Der erste Tag war mörderisch, weil die Etappen von Nord -> Süd geplant sind, und die Leute eben zum Abschluss mit Training und wenig Gewicht vom Berg ins Tal rennen. Wir sind bei 34°C im Schatten mit dem Gerümpel dort rauf und haben am ersten Tag zu zweit 13L Wasser gesoffen. Waren trotzdem etwas groggy. Eine zweite Gruppe haben wir noch beim Start gesehen und mit ihnen ein Bierchen getrunken, danach nie wieder. Die haben gleich bei Etappe 1 aufgegeben. Dir Hütten waren immer offen aber teilweise ranzig und ungepflegt. Gas funktionierte zum grössten Teil, wir haben aber trotzdem den Kocher ausgiebig oft benötigt. Wir sind damals dem Schnee hinterher gelaufen, in einem Meer aus Blumen. Die Steigeisen waren im Cirque und bei der breche de Capitol nicht nur nett, sondern notwendig. Cirque Abstieg im harten Firn, die ketten entweder abgerissen oder unter Schnee, dann unten durch den Kessl im abschüssigen Gelände und hinten wieder rauf - ohne Eisen unmöglich. An der Breche haben wir das ganze alpin gemacht, nicht wie andere verpeilte Typen, die uns da entgegen kamen (mit der üblich späten Startzeit). Schnee gabs ab knapp 100m Strecke hinter der Hütte bis kurz vor der nächsten Hütte. Wir sind morgens um 3 Uhr los mit Taschenlampen, als der Schnee noch gut hart war, sid mit Eisen an den Füssen über die Etappe gesprintet und waren morgens kurz nach 9 Uhr am Ziel. Da kamen die ersten uns entgegen, und die sanken wie wir auf den letzten Metern tw. bis zur Hüfte in den Schneesumpf ein. Essen konnten wir am Bahngleis Übergang Südteil/Nordteil kaufen, aber auch wirklich nur Reis. Dann gabs an einem Camingplatz in einem Skigebiet Nähe Paglia Orba nochmals Nachschub, das wars. Wir wollten einmal ins Tal runter, weil uns der Magen knurrte, aber die Läden waren zu bzw. im Dorf gabs nix. Zum Glück kamen Camper im Wohnmobil durch und haben uns was geschenkt, sonst wärs eng gewesen mit Nahrung. Am Ende waren wir trotzdem so durch, dass wir nachmittags uns in die Sonne legen mussten, weil der Körper alleine zu wenig Energie produzierte und uns immer kalt war. Zum Ausgleich gabs dann unten Am Ende der Tour als Vorspeise zunächst pro Person 700g billigen Kuchen (diese Teigrollen mit Marmelade und Sahne), dann Spaghettia aus 1kg Nudeln, und danach k.A. was wir dann n och alles reingeschoben haben. Unsortiertes: Seidenkopftusch als Sonnenschutz war eine super Idee. Ebenso die Wanderhosen (10 DM teure Armyhose aus Baumwolle). Die Hose war am Start beige, am Ende steingrau und an zig Enden aufgerissen. Der doppelte Hosenboden z.B. hing als Lappen mir hinten runter. Meine Mutter hat noch tapfer versucht ,das Ding zu waschen, es endete aber doch im Recycling. Baumwolle wegen Dornen, das Material ist da unempfindlicher als Synthetik. Schuhe: La Sportiva Nepal extreme. Ich bin mit 2.2kg schweren steigeisenfesten Schuhen drüber. War praktisch bei dem Rucksackgewicht. Unterwegs haben wir noch einen getroffen, der ist im Norden gestartet und war tagelang im Schnee unterwegs. Der hatte Skitourenstiefel an. Harte Bursche. Heute würde ich wohl die Trango Guides nehmen. Ich wette, man kann heute schon etwas Gewicht einsparen, aber wenn man 3 Wochen Verpflegung buckelt, dann landet man da immer noch jenseits der 20kg. Packt man da noch die notwendigen Wasserreserven ein, dann schrammt man sicher an den 25kg rum. Bei sowas plus Aussicht auf harten Schnee braucht man imo mit Trailrunnern gar nicht starten wollen.
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  40. Liebes Forum, nach viel hin- und herüberlegen hatte ich mich irgendwann entschieden, dem Bonfus Solus eine Chance zu geben und habe es mir selbst zum Geburtstag geschenkt (das sind ja bekanntlich die besten Geschenke und irgendeinen Vorwand braucht man ja ). Das Zelt ist am letzten Tag, bevor in Italien die Ausgangssperren in Kraft traten, losgeschickt worden und jetzt hatte ich endlich Zeit, es mal aufzubauen und zu testen. Hier mein erster Versuch eines Gear-Reviews. Wenn es konkrete Fragen gibt, kann ich gerne versuchen, diese zu beantworten. Ich bin aber kein DCF-Nerd und habe auch noch nie selbst genäht. Daher weiß ich nicht, ob ich zu allem, was von Interesse sein könnte, eine qualifizierte Antwort geben kann. Der Aufbau ist wirklich denkbar einfach. Heringe in die vier Ecken, langen Trekkingstock vorne rein und abspannen, kurzen Trekkingstock hinten rein und abspannen, überall nachspannen - fertig. Bestimmt lässt sich das Zelt mit einiger Übung noch schöner abspannen und wie sich das Zelt bei Wind und Sturm bewährt, dazu kann ich (noch) nichts sagen. Aber fürs erste war ich zufrieden. Ich habe für den ersten Versuch das Minimal-Setup mit nur 6 Heringen verwendet. Die Schnüre sind leider nicht reflektierend (bei dem Minimal-Setup allerdings nicht so wild, da die Schnüre nicht groß durch die Gegend gespannt werden, die Stolperfallengefahr also gering ist). Das Platzangebot ist für mich absolut ausreichend (Kopf- und Fußbereich und vor allem auch zu den Seiten), in der Hinsicht war ich positiv überrascht. Im Zelt liegt eine Neoair xlite und ein Western Mountaineering Megalite 6'0''. Wenn ich ruhig liege, ist für Kopf und Füße genug Platz. Da ich aber ein total unruhiger Schläfer bin, ist es bei mir glaube ich unvermeidlich, dass ich nachts mit der Fußbox an die Zeltwand komme. Die Apside ist riesig. Man kann nur die linke Zeltseite öffnen. Das ist für mich okay (bin ich von meinem früheren Zelt auch nicht anders gewöhnt). Der Kopf liegt bei mir zur offenen Seite hin (dürfte wahrscheinlich bei den meisten so sein). Ein bisschen doof finde ich daher, dass die kleine Tasche an der Innenseite auf der Fußseite (also der Seite, die man nicht öffnen kann) angebracht ist. Die Sachen sind damit nachts nicht sofort griffbereit (ist aber kein Weltuntergang). Innen gibt es außerdem auf beiden Seiten je einen Haken zum Sachen aufhängen. Den Eingang öffnet und schließt man mit zwei so Nippeln, die durch eine Lasche bzw. einen Ring müssen und einen Klettverschluss am unteren Ende (leider kein Foto gemacht). Die Nippel sind an elastischen Bändern angebracht. Zum Schließen habe ich vorerst immer mehrere Anläufe gebraucht. Aber ich glaube, dass ich mich mit dem System anfreunden kann und die Tür mit ein bisschen Übung auch beim ersten Versuch schließen kann. Wenig begeistert bin ich (wie erwartet) von dem Rainbow-Zipper. Da man das Zelt nicht ganz öffnen kann, kann ich darin überhaupt keinen Vorteil erkennen. Wenn man den Reißverschluss von außen zu machen will muss man sich immer an dem Trekkingstock und dem Zeug, das in der Apside lagert, vorbei ins rechte untere Eck quetschen, um an den Reißverschluss zu kommen. Außerdem braucht man immer beide Hände. Ich hoffe daher, dass ich nicht allzu häufig in mückenverseuchtem Gelände zelten werde. Hier Fotos von den Taschen für die Trekkingstöcken, den Cut-Outs für die Belüftung und dem Belüftungssystem: Erste Erfahrung mit Kondens: Da es nachts ziemlich stark abgekühlt hat, hat sich so einiges an Kondens an den Zeltwänden gesammelt. Da ich mit der Fußbox nachts häufiger gegen die Wand gekommen bin, war der Schlafsack im unteren Bereich naturgemäß etwas feucht. Auf mich runtergetropft ist nichts, an den Zeltwänden runtergelaufen auch nicht, die Tropfen hingen halt da. Ich habe morgens einfach alles mit einem Lappen aufgewischt. Da Dyneema sich nicht vollsaugt geht das ziemlich gut. Und morgens dann der große Schreck: An einer Stelle ist nach nur einer Nacht (ohne Wind, ohne Regen) ein kleines Loch in der Zeltwand. Für mich sieht es aus wie ein Materialfehler. Ich wäre wirklich dankbar über die Meinung der erfahrenen Dyneema-Nutzer: Ist das was, was an einer einzelnen Stelle schon mal vorkommen kann (bei einem 600 EUR-Zelt) und wo man halt einen Dyneema-Kleber draufmacht oder ist das ein Grund, das Zelt zurückzugeben (weil dann wahrscheinlich die ganze Zeltbahn aus mangelhaftem Material ist)? Was würdet ihr machen? zurückgeben? mindern? sonstige Ideen? So hatte ich mir meinem Start mit dem Zelt nicht vorgestellt... Berghutze
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