Rangliste
Beliebte Inhalte
Anzeigen von Inhalten mit der höchsten Reputation auf 21.08.2019 in allen Bereichen
-
Tag 47 Ich laufe entspannt – weil verkatert - los. Es ist seltsam einen Trail direkt vor der Haustür zu starten, zudem ich wirklich im Günthersburgpark keine 10 Minuten später auf dem E1 bin. Es ist 11h. War spät gestern. Wird ein netter Spaziergang durch meine Stadt. Am IG-Farben-Campus geht’s zum Rothschildpark, Opernplatz in den Anlagenring Richtung Main – eine meiner Lieblingsecken in Frankfurt: Park und Hochhäuser ergeben ein minimales Central-Park-Feeling. Klein Nizza am Main, ich nicht über den Eisernen Steg, sondern nehme den Mainuferflöohmarkt mit und laufe durchs Brückenviertel. Am Lokalbahnhof steige ich in den Bus. Weil komme was wolle, die 2 km Südsachenhausen sind landweilig. Der Bus bringt mich an den Waldrand. Ein Flugzeug donnert über mich hinweg – hach, Stadtwald. Ich laufe auf eine lange gerade und weitere Flugzeuge folgen... Beides kenne ich vom Stadtwald und deshalb meide ich ihn. Naherholung ist das nicht. Dennoch bin ich angenehm überrascht wie abwechslungsreich es hier ist. Kesselbruchweiher und schon bin ich in Neu-Isenburg. Wiesen, Bruchwald, Golfplatz, Felder, Blick zurück auf die Skyline im Westen der Stadt und schon bin ich in Dreieichenhain. Schöne pittoreske Altstadt, Fachwerkhäuser, Burganlage, Stadtmauer, Mittelalterfest im Aufbau/Abbau? Lecker Eis und neues Wasser. 50.Breitengrad überschritten. Gefällig geht’s weiter, der Himmel braut aber spektakuläres zusammen. Zwischen dem völlig überlaufenen Steinbrücker Teich und dem Stadtrand von Darmstadt (oder dem Viviarium für Ortskundige) fängst an zu schütten. War angekündigt. Passt. Hört aber erstmal nicht auf. Hach im Regen aufbauen... es kommt aber noch eine Hütte. Ich Blicke auf die Uhr, das passt zeitlich alles...Huch. Samstag. Morgen Sonntag = Geschäfte zu! Meine Essensplanung war darauf gar nicht eingestellt (Ich habe mir nämlich kaum was mitgenommen) Ok. Also doch bis Ober-Ramstadt... am Waldrand mit Blick auf den Odenwald eine Hütte. Hütte „Odenwaldblick“. Maps, sagt der nexte Supermarkt ist ein Kilometer weg, eine Reiterin bestätigt das. Wenn schon denn schon, nach 44km heute, frisches zum Abendessen – mal wieder viel zu viel. Ich befreie den Boden von Kippen und Scherben und mache es mir gemütlich. Schlafen. Nachts werde ich von Stimmen und Licht direkt in mein Gesicht wach „Hey, da liegt einer“, „Krass, ist der tot?!“ … „Nee, der Tote schläft hier“ blinzel ich verpennt eine Gruppe Jugendlicher an. „Puh, wir dachten schon...“ „Störts dich, wenn wir hier bleiben...?“. Ich hab Ohropax. „Nee, lass den mal pennen“... sie ziehen ab... ich drehe mich um und schlafe weiter und frage mich warum ich ihnen angeboten hab zu bleiben, ich hätte keine Auge mehr zu getan... Tag 48 Das schöne an Regen ist ja, was Sonne und Wind am nächsten Tag damit machen: wunderschöne Himmel. Es ist ziemlich schwül. Ich bin gerädert. Mit Kater 44km und die kurze Unterbrechung der Nachtruhe. Ich komme dennoch gut voran und bin um 10.30h an der Kuralpe Kreuzhof. Hier mache ich ausgiebig Pause. Espresso und Schorle. Von hieraus ist's nicht weit bis zum Felsenmeer. Ich bummel gemütlich weiter. Ich schmunzel mir einen zurecht ob der Erkenntnis, dass ich dreimal im Odenwald wandern war und obgleich ich es nicht intendiert habe, dennoch dreimal über das Felsenmeer gelaufen bin. Es ist Samstag und Sonnig- es ist voll. Es stört mich nicht. Ich laufe gemütlich, das Felsenmeer runter, unten angekommen, stecke ich meine Füsse in den kleinen Bach und gucke den Menschen beim Ausflug machen zu und verarzte meine Blase. Ich habe mir ironischerweise während meiner Zeros, beim 2 km schieben meines Fahrrades in Frankfurt eine Blase auf dem rechten Spann zugezogen, die auch noch aufgegangen ist und vor sich hin suppt – ich laufe 1350km nach Ffm blasenfrei und 2km durch die Stadt und hole mir eine Blase? Seriously? Weiter durch Reichenbach – hier folge ich erst mal der Gewohnheit der letzten beiden Odenwaldwanderungen und folge den bekannten Pfaden. Ist aber falsch. Und wieder zurück. Bis Birkenau macht der Odenwald, dass wofür ich ihn liebe! Rauf und Runter durch Wald und Flur. Manchmal öffnet er sich Richtung Rheinebene oder in die andere Richtung und lässt tief in sich hineinblicken – beides sieht grandios aus. Es ist Mahdzeit und die Hügel riechen nach frisch gemähten Gras, Greifvögel kreisen über den gemähten Wiesen, die Sonne scheint. Ein wunderbarer Tag. In Birkenau organisiere ich mir Wasser, verbummel einen Abzweig und stehe vor einer riesigen Hütte. Es gibt keine Zufälle. 44Km heute. Füsse dampfen. Tag 49 ich verschlafe bis 9h. Danach stoplper ich etwas neben der Spur durch den Tag. Mache bei einer kurzen Pause meinen Cold Soaking Jar kaputt- na toll! Die 14km bis Wilhelmsfeld sind ne ziemliche Quälerei. Mental. An der Landschaft kann es nicht liegen, die macht da weiter wo sie gestern aufgehört hat. Ich freue mich auf ein ausgiebiges Mittagsessen und etwas eiskaltes zu trinken – wie der Laden hat zu? Mittagspause? Ok. Bäckerei. Mittagspause? Welch Insel arbeitnehmerischer Seeligkeit. Am Erdbeerstand, die letzte Schale Erdbeeren ergattert, an der Tanke Schokoriegel (geil, was drauf steht... ist mir gar nicht aufgefallen dato). Ich mache Pause vor den Bibliothek im Schatten. Aufstieg zum Schriesheimer Kopf (530m) und da noch auf den Teltschick-Turm gestiegen. Grandiose Aussicht. Bestmarken von einem Turmrennen hängen unten. Ich treffe auf dem Weg eine MTB'lerin. Wir schnacken eine ganze Weile sehr nett. Ist ihr freier Tag. Sie sagt nächsten Samstag sei hier, das Turmrennen, die Feuerwehr renne hier in voller Einsatzmontur hoch und es sei ein ziemliches Fest. Ich fand die Zeiten eh schon ziemlich absurd, jetzt erscheinen sie phantastisch. Respekt. Respekt gabs noch für meine Tour und meinen Rucksack- sie habe auf Hüttentouren ja mehr dabei. Tja, U!L! Ich schlumpfe weiter bis nach Ziegelhausen- im Örtlichen Discounter kaufe ich mir ein geiles Abendessen, zerfließe im Schatten ob der Hitze und schwitze mich den Auberg hoch, hier soll ne Hütte sein, die viel verspricht – und dann doch niks hält. Keine Aussicht und viel zu klein. Ich finde ein Forsthaus mit Brunnen. Waschzeit. Ganz bald habe ich keinen Bock mehr zu laufen. Finde eine Hütte. Alles voller Ameisen merke ich als ich beginne mich einzurichten und kein Bug-Bivi... hmm. Weiter dann doch, finde was Nettes. Fein. 28Km- nicht die Welt... Tag 50 Der Fünfzigste Tag. 50Km+ zur feier des Tages... Item of the Day: Sonnenschirm! Food of the Day: Salzstangen und Händeweise Kirschen vom Baum. Ich habe den Odenwald bereits gestern mit dem Überschreiten des Neckars verlassen. Damit verließen mich auch erst einmal meine Geographiekenntnisse: Schwarzwald? Viel zu unklischeemäßig hier... Kraichgau. Gefällt mir. Eine postglaziale, sanft wogende Dünenlandschaft. Eine der wärmsten Ecken Deutschlands. Heute um 13h waren es downtown Mühlhausen 42 Grad! Die meiste Zeit laufe ich über offene Felder. Drei Meter Löß = intensive Landwirtschaft. Ich beschwer' mich nicht, ich merke an. An den Feldrändern stehen Kirschbäume und sie sind voller (über)reifer Kirschen. Gegen das Schwitzen: Salzstangen. Die Waldpassagen sind wunderbare Ab“kühlungen“... Die Nacht war im übrigen keine Abkühlung ich schwitze meine Quilt voll und trockene ihn beim Frühstück,welches ich halbnackig einnehme - „Kühlung“ muss sein. Ich laufe los und bin keine 50 Meter gelaufen und schon läuft mir die Soße. Es ist 7.30h. Ich laufe bis Gaiberg durch Wald, sehr angenehm. Am Ortsrand gibt es eine Quelle. Schnelles Waschen, Camel Up, Erfrischen...Am anderen Ortsrand, auch Ortsausgang genannt, entdecke ich eine „E1-Schrein“ mit einem Gästebuch. Bevor ich drin rumblättere, erfreue ich mich an der Idee und überfliege den Zeitungsartikel über Andreas aus Gauangelloch, der Nachbargemeinde, der den kompletten E1 gelaufen ist – in meiner Vorbereitung bin ich über ihn und seinen Blog gestolpert. Ich blätter in dem Buch und stelle fest, dass ich eines der wenigen thru-hikenden Exemplare bin – dieses Jahr sind nur zwei Jungs durchgekommen die NoBo den kompletten gehen – wir haben uns um 2 Wochen verpasst. Schade. Ich wandere auf asphaltieren Feldwegen durch wogende Dünenlandschaft – Roadmovie-Feeling. Die Sonne brennt. Radfahrende fragen sich was ich da mache „Sicherlischer den E1“.Breite blühende Feldrandstreifen, Weizenfelder mit Mohn und Ackerwicke durchsetzt, Obstbäume am Wegesrand. Ich esse Kirschen bis mir schlecht wird- das letzte Mal war mit 10 schlecht vom vielen Kirschen essen. Das pralle Leben. Salzstangen für den Elektolythaushalt. Mit dickem Krischbauch komme ich am Hofladen Sorg vorbei: Schattenbank, Eis und Steckdose? Klaro. Bestes Pistazieneis meines Lebens – gefühlt und ziemlich wahrscheinlich auch real. Noch ein Kirsch-Joghurt Eis hinterher... Weiter über Asphaltfeldwege richtung Mühlhausen. Ich werde geröstet oder besser in meinem Klamotten unter dem Schirm dampfgegahrt. Gut durch komme ich in Mühlhausen an. 42 Grad! Eisdiele. Affogato und direkt vor den Ventilator gesetzt. Im innerstädischen Brunnen noch abgekühlt bevor es losgeht – ich habe den Ortsausgang noch nicht erreicht und alle Flüssigkeit ist verdampft und durch Schweiß ersetzt worden. Vor Odenheim stolper ich über ein wunderbares Stück deutscher Geschichte: Den Siegfriedbrunnen. Mythologisch soll hier Siegfried von Hagen getötet worden sein. Real ist es eher unwahrscheinlich. Real ist auch, dass der Brunnen vom Erfinder Sigmund Odenthal – einem in die USA migrierten Odenheimer Juden, mit einem Faible für die Nibelungensage, vor 1933 in Auftrag gegeben wurde und ab 1933 von den Nazis als Wallfahrtsort für ihren germanophilen und antisemitischen Nibelungenkult verwendet wurde. Schmunzelnd stelle ich fest, dass im Brunnenabfluss geformt wie eine Elhaz-Rune, ein Viertel aufgeweichtes Fladenbrot schwimmt... Hier wasche ich mich. Odenwald ist nicht weit, dennoch das gleiche Brunnenspiel. Ich halb rein. Menschen gucken interessiert und irritiert. Am Ortsausgang frage ich jemanden nach Wasser und bekomme meinem Wassersack voll, zwei Eiskalte 0,5 Sprudel, ich hätte noch Bier haben können, oder Radler. Mein Trail Angel fand, dass was ich da mache ziemlich geil. Ganz ehrlich: ziemlich geil! Er hat sich vor Freude gar nicht mehr eingekriegt. Kopfschüttelnd und lachend freute er sich über mein Projekt. Er erzählte mir, dass er 1980 mit 16 mit dem Mofa über die Alpen ist, auch nach Genua. Ziemlich kooles Projekt. Es ist schon späterer Nachmittag, ich muss weiter... In intensiv landwirtschaftlich genutzter Kulturlandschaft ist die Schlafplatzsuche schwierig. Ich finde nichts, was mir zusagt. Zudem treibt mich ein wenig an. Dass ich am nächsten Tag VOR 14 Uhr in Pforzheim sein muss: Schuhe shoppen und der einzige Store der Altras hat, macht Mittwochs um 14h zu. Ich laufe bis fast ½ 11, finde niks wirkliches und mache es mir in einem Geräteschuppen auf einem Hänger bequem. Vorher treffe ich noch einen Fuchs auf Revierstreife und Glühwürmchen flickern durch die Nacht. Tag 51 … gab es Temperaturmäßig eigentlich einen Unterschied zwischen Tag und Nacht. Klatschnass wache ich auf, es ist 4.20h. Ich habe extrem unruhig und schlecht geschlafen. Ich sammel mein Zeug ein, schnelles Frühstück und lauf los. 35 km bis Pforzheim, 8h Zeit. Easy. Ich begegne dem Fuchs wieder, an exakt der gleichen Stelle. Ich lächel, er prescht ins Unterholz. Ich lasse Landschaft und Orte schnell hinter mir. Fokus:neue Schuhe. Nach 1600km ist Dämpfung und Sohle ziemlich durch und seit dem Odenwald merke ich gefühlt jeden Stein. Um 12h passiere ich die Stadtgrenze. Für die Schuhe bekomme ich 10% Rabatt, weil ich den Verkäufer nett mit meiner Story amüsiere. Ich mache eine ausgedehnte Pause in einem Cafe: 3x Cafe con Hielo. Ich bin sehr müde. Die Hitze drückt zusätzlich. Als das Cafe um 15h zumacht, gehen ich Resupplien und bepackt mit einem großen Picknickkorb an die Nagold. Essen und Baden. Um 17Uhr stehe ich an der Goldenen Pforte: Startpunkt Westweg. Schwarzwald. Letzte Etappe E1 Deutschland. Irgendwas um die 400km noch... Die Wegführung verwirrt mich. Ich laufe durch das Enztal, was mir gut gefällt, meine GPXies sind ganz wo anders. In Neuenbürg sollen sich beide wieder treffen. Ich hätte nachdem ich 35 bereits gemacht habe auch nicht gedacht, dass ich bis Neuenbürg überhaupt komme. Ist aber so... extrem steile Anstiege – kurzer Umweg über den Supermarkt: APFELSCHORLE! Und Frühstück. Oberhalb von Schwann kann ich nicht mehr . Knapp 50km heute. Ich finde was muckeliges im Wald – und das erste mal bereue ich, dass ich kein Bug-Bivi hab. Mein Headnet hab ich schon anch 1000km aussortiert. Ich habe die Wahl zwischen Schwitzetod und gefressen werden – ich entscheide mich alle fünf Minuten für jeweils das eine oder das andere – sehr unbefriedigend.4 Punkte
-
Tag 16 - Poštarski dom na Vršiču - Pogačnikov dom na Kriških podih Heute ist die Etappe kurz, worüber ich gar nicht beleidigt bin. Ich frühstücke ausgiebig und spüre richtig dass ich das Eiweiß gut gebrauchen kann. Um 6:15 komme ich dann los, schieße noch schnell ein Foto von der Hütte. Und einer Schwebfliege, die sich wohl in mein Telefon verliebt hat, denn sobald ich hoch halte, schwirrt sie vor der Linse herum. Soll noch einer sagen, Insekten wären nicht technikaffin. Zuerst führt mich mein Weg lang und mäßig Steil zum Gladki rob hoch, dann geht es über einen schier endlosen Grashang mit einzelnen Bäumen wieder hinunter. Ich hätte fast einen Witz über das "warm werden" gemacht, aber nein, nach so vielen Tagen mit mehr als 35°C funktioniert das nicht. Immerhin, die Aussicht auf die Bergketten des Triglavs lassen die Augen nicht müde werden. Ich kann schon langsam sehen, warum im Buch steht, dies wäre eine der "alpinistisch anspruchsvollsten" Etappen, denn vor mir bauen sich die schroffen Wände des Razors auf. Jetzt geht es über den Fuß des Prisojnik hoch bis auf gut 2000 Meter, durch Latschenfelder und an riesigen Findlingen vorbei, und ich schaue immer wieder auf die Westwand des Razor und frage mich, wo da ein Weg durchgehen kann. Ich mache eine Trinkpause kurz vor der Weggabelung, und dann zweigt mein Weg direkt auf den Razor ab. Ist das - ja, das ist wohl der Weg, über das noch teilweise mit Schnee bedeckte Band, das sich nach rechts oben über die Wand zieht. Es ist noch etwas schwieriger, als es von hier aus aussieht. Ohne Schnee wäre es kein Problem, aber so muss ich einige Stellen mit Bedacht umklettern. Das macht aber riesigen Spaß. Der Fels hat eine ähnliche Oberfläche wie ich sie aus den Dolomiten kenne, rau und kantig, so dass fast jeder Griff aufs erste sitzt. Die Zeit vergeht wie im Flug als ich mich so nach oben hangle, der Kopf mit nichts anderem beschäftigt als den nächsten Griff, den übernächsten und den besten Weg weiter oben zu erkennen, und dann wieder inne zu halten und den traumhaften Blick zu genießen. Es ist ein unauflösbarer Widerspruch, wie ich mich hier gleichzeitig so verschwindend klein fühle und doch plötzlich alles möglich erscheint. Dann ist es leider vorbei. Über ein langes, steiles Geröllfeld steige ich letzten 100 Höhenmeter zur Scharte auf. Oben mache ich Mittagspause, denn es ist kurz nach 12. Ich finde eine schattige, wenn auch etwas windige Stelle, trinke und esse ein wenig, höre immer wieder Steine den Hang hinab rutschen und schaue dann vorsichtig über die Kante. Da steht keine 5 Meter von mir ein großer, grauer Steinbock und schaut mich erstaunt an. Ich erkläre ihm, dass ich auch nur Pause mache und er ruhig an seinem Grasbüschel weiter naschen kann. Unerschrocken schnauft er laut aus und widmet sich tatsächlich wieder besagtem Büschel. Es ist einer dieser Momente, die kein Geld der Welt aufwiegen kann, als wir so fast direkt nebeneinander unsere Grundbedürfnisse stillen und ein spontanes Urvertrauen zwischen uns entsprungen ist. Ich packe langsam zusammen, und auch der Steinbock macht sich wieder auf den Weg um tiefer nach mehr Gras zu suchen. Es ist nicht mehr weit, aber der Abstieg von der Scharte erfordert meine ganze Konzentration. Nach einer knappen Stunde sehe ich die Hütte vor mir, wunderbar exponiert auf einer Kuppe und mit gewaltiger Aussicht in jede Richtung. Der Wind bläst, aber das lässt die Sicht noch klarer werden, und die Sonne scheint hell auf mich herunter. Das Personal ist super nett, und ich esse den empfohlenen und unglaublich leckeren Chocolate Bunny Cake, trinke Kaffee auf der Terrasse und schwelge in entspannter Zeitlosigkeit. Hier könnte ich länger bleiben und mich trotzdem nicht satt sehen. Ich wasche meine Sachen, die hier sprichwörtlich in Windeseile trocknen - hier gibt es aus dem See hundert Meter tiefer reichlich Wasser - aber lange mag ich nicht drinnen bleiben. Bis zum Abendessen verbringe ich so die Zeit draußen und unterhalte mich super mit einem jungen Paar aus Belgien, die auch schon verschiedene längere Touren gemacht haben. Jeder von uns kennt andere Ecken der Alpen, und wir träumen gemeinsam von all den uns noch unbekannten Bergen. Es gibt Gulasch, auch eine regionale Spezialität. Meines hat viel Kraut drin, aber ein Blick auf die Karte verrät, dass die anderen Gerichte da nicht anders sind. Früher war das auch auf den Hütten meiner Kindheit so, es gab ein paar Zutaten, die haltbar und in großer Menge zu verarbeiten waren, und die machten den größten Teil der Gerichte aus. Es ist nicht schlecht, und es ist reichlich. Dann bin ich wieder draußen, bis der letzte Sonnenstrahl verschwunden ist, und ich glaube, ich war auch im Bett und habe geschlafen. So genau kann ich das nicht mehr sagen, die tollen Eindrücke überlagern die Erinnerung an so triviale Details.3 Punkte
-
2600 Km von Flensburg nach Verona - E1/E5 Thru (Mai-August 2019)
Red.Green.Blue und 2 andere reagierte auf effwee für Thema
Tag 44 Warum auch immer bin ich früh wach und laufe um 6.30h los. Zwei Stunden später bin ich in Idstein. Supermarkt. Frühstückeinkaufen. Ich habe Kleingeld und kann mir einen Einkaufswagen gönnen. Während ich leicht überfordert ob der Auswahl durch die Regale irre, spricht mich mit Block auf meine Rucksack was ich denn so erwandere. Ich erzähle ihr was ich mache. „Boah, Klasse“, sie guckt auf meinen Rucksack „Und da ist alles drin?“ Ich bejahe „Boah, Klasse“. Sicherlich habe ich ein Handy mit dem ich alles organisieren könne, Unterkünfte und so... „Naja, mein Handy ist schon so Navi, Fotoapparat, Internet und was Telefone sonst noch so machen … aber schlafen tue ich Wald“. Sie guckt auf meinen Rucksack „Und da ist alles drin?“. „Ja, alles was ich dafür brauche“. „Dadrin?“kurze Pause. „Boah! Klasse!“. „Und wie machen sie das mit dem Job?“ (Da das ja etwas komplzierter ist, belasse ich es bei der ½ Wahrheit) „Den habe ich gekündigt“. „Boah, Klasse. Dann hat man ja Zeit. Die muss man ja nutzen – denn wann kommt sie wieder?“. „Ja eben“ entgegne ich. „Lassen sie mich ihr frühstück sponsoren“ sie greift in die Tasche und drückt mir 20 Euro in die Hand „Immer das machen worauf man Lust hat“ sagt sie und geht. Ich bleibe konstaniert zurück und irre verwirrt durch die Regale – war das grade Real? In der Getränkeabteilung begegnen wir uns wieder: „Das muss ich erstmal verdauen, aber vielen, vielen Dank und einen schönen Tag wünsche ich noch“ „Immer weiter machen“ sagt und geht Richtung Kasse. WOW! Ich spolier mal – das war das wirklich abgefahrenste was mir auf der ganzen Tour passiert ist. ...alles was ich jetzt schreibe kommt selbst drei Monate später seltsam banal daher. Der Tag war aber noch nicht zu Ende. Und dieser Tag ist einer der lange noch nachhallen wird... aber weiter. Ich frühstücke berge von Essen und laufe durch die sehr pittoreske Altstadt von Idstein. Auffallend viele Sticker der Identitären (#Hipsternazis) stören das Stadtbild. Ich brauche also länger in Idstein um allen habhaft zu werden – wandern ist eben nicht unpolitisch, ne!! Immer den Feldberg im Blick geht’s in seine Richtung. Abgefahren, der Blick auf den höchsten Taunusgipfel begleitet mich nun seit mehreren Tagen und jetzt ist's greifbar...“Heute stehe ich auf dir“. Vorher aber noch etwas „Heimatkunde“: Hinterm Feldberg gibt’s ein Moor? Das Heftricher Moor. Okay. Und Hausgebirge hin oder her, erst ab Schloßborn komme ich auf Wege die ich schon einmal gelaufen bin. Es folgt ab Glashütten der knackige Aufstieg zum Pass Rotes Kreuz wo ich klatschnass und fluchend ankomme. Ein Radfahrer redet mir gut zu „Bald geschafft“. Sind noch 200 Höhenmeter. Auf dem Feldberg angekommen, fühlt es sich unglaublich an. Ich mag den Feldberg eigentlich nicht. Heute liebe ich ihn! Ich mache Pause blicke zurück auf den Taunus und meinen Weg, versuche Wegmarken zu erkennen. Zu diesig. Ein anderes „Problem“ wird mir gewahr. Ich wollte eigentlich nur bis zum Altkönig heute -meinem persönlichen Hausberg. Das ist aber nur ne Stunde noch zu laufen und es ist halb drei. Bis Frankfurt durch zu laufen, hieße aber noch einmal dass zu laufen, was ich heute schon gemacht habe: noch mal 30km. Summa summarum über 60km an einem Tag!?! Ich bummel weiter zum Fuchstanz, trinke Schorle. Die Idee verfestigt sich. Am ende der Schorle steht's fest. Heute geht’s noch nach Frankfurt. (darf ich vorstellen, der Altkönig. Ist das nicht schön...? Nach ca 1200km durch deutsche Mittelgebirge immer noch der schönste Mittelgebirgsgipfel- knapp vor dem Lippischen Velmerstot ) Ich steige auf den Altkönig- sage ihm kurz Hallo. Da der E1 neuerdings nicht mehr über den Gipfel geht sondern um den Berg läuft, verlaufe ich mich erstmal. Echt! Auf meinem Hausberg! Nehme die Abkürzung nach Oberursel, einen mittlerweile gesperrten Downhill-Trail und mache von dort auf den laaaaangen Weg durch den Frankfurter Speckgürtel. Bei Stierstadt taucht die Skyline vor mir auf, ich bin selig! Musik auf die Ohren und ich schreie vor Glück. 44 Tage und ich bin bis Frankfurt gelaufen! Noch nicht... aber es fühlt sich grade so an. (Blick zurück) Es zieht sich dann doch. Endlich die Stadtgrenze passiert. Nordweststadt. Und absurderweise führt der Weg hier durch die „Nordi“ - die Shoppingmall des Viertels. Römerstadt. Nidda. Hier ist die Wegführung wegen Gleisbauarbeiten doof und da ich Bilder im Kopf habe wie ich im Viertel einlaufe, bleibe ich stur auf dem Weg... die Umleitung machts länger und länger und an der Autobahn entlang... mein Körper macht nicht mehr mit, der Kopf kann nun auch nicht mehr dagegen halten, bei Km 62,irgendwas nehme ich den näxten Short-Cut. Scheiß auf die Bilder im Kopf! Ich schleppe mich nach Bockenheim und gehe Essen und trinke Bier... Da ich ja mein WG-Zimmer untervermietet habe bin ich obdachlos und „wohne“ bei meiner Freundin, sie und ihre ganze WG sind aber alle auf einem Konzert – also warten... ich schreibe ihr ob sie Lust auf einen absacker im Hesseneck hat... kommt niks. Kommt lange niks. Gegen Halb 12 klingelt es bei mir und sie ist leicht verpennt am Telefon „Wie, was, du bist da?“ „Überraschung“... sie hatte nicht auf Mobile geschaut, ist direkt ins Bett... ich hatte mich ja auch erst für morgen angekündigt... so ist das mit diesen Überraschungen. Ein laaaanger Tag endet in einem gemütlichen, warmen Bett! Aua... Tag 45 und 46 Zwei Zeros... am nächsten Tag kann ich mich kaum bewegen...3 Punkte -
Tag 9 - Stall - Feldner Hütte Die Etappe heute ist relativ kurz, aber M. traut seinem Knie noch nicht so ganz und ist deshalb gar nicht böse. Wir fahren ohne Hektik und nach einem leckeren, ausgiebigen Frühstück mit dem Postwirt-Wirt eine lange Teerstraße hinauf bis fast an den Wasserspeicher. Nur kurz haben wir noch Forststraße unter den Füßen, dann geht es auf einen angenehmen Pfad an den ziemlich romantisch auf einer Hochebene gelegenen Hütten der Hochalm mit vielen Schafen vorbei, über ein paar Brücken und den Wöllabach entlang. Da es die letzten zwei Tage etwas geregnet hat ist es ganz angenehm zu gehen, kein Vergleich zur Saunawanderung nach Rauris bei über 30°. Das denke ich so und weiß noch nicht, dass die richtige Hitze erst noch kommt.. aber das ist später. Jetzt ist alles sattgrün und wunderschön anzuschaun. Unterwegs begegnet uns eine Bäuerin, die gerade ein Mutterschaf mit Kitz, die ausgebüxt waren, wieder nach oben gebracht hat, und sie erinnert uns mehr als einmal daran, die Tore wieder zu schließen. Natürlich machen wir das. Ich wäre noch nie auf die Idee gekommen, ein Gatter oder Zaunseil offen zu lassen, und muss mich immer wundern, wie oft das doch passiert. Auch auf dieser Tour bin ich schon mehrfach an offenstehende Tore gekommen und habe sie hinter mir zugemacht. Was wir jetzt merken ist, dass zum einen etwas südlicher des Hauptkamms deutlich weniger Schnee liegt. Es ist schon im Frühjahr viel weniger weiße Pracht heruntergekommen, und jeder warme Tag tut sein übriges dazu, den Winter zu verdrängen. Kurz wird es steil und wir steigen felsig zum Glenktörl auf 2457 Meter hoch. Bis zum Kreuzeckgipfel wäre es nur ein Katzensprung, aber M. kämpft etwas mit den hohen, ausgesetzten Tritten weil er seinem Knie immer noch nicht so viel zutraut, und so bleibe ich lieber bei der Truppe und gehe ganz gemütlich voraus. Die Feldner Hütte liegt schön an einem sanft abfallenden Rücken an einem kleinen See. Wir verbringen einige Minuten damit, die Aussicht zu genießen. Die Wolken werden weniger und immer mehr Blau schimmert hindurch. Rund um den See wachsen alle möglichen Blumen und es ist klar, dass sie noch nicht lange unter dem Schnee freigelegt sind. So gibt es noch keine welken Blätter, und ich schieße viele Makro-Fotos. Die Feldner Hütte ist irgendwie urig, klein und gemütlich. Der Hüttenwirt Bruno ist ein waschechter Berliner, schon seit 30 Jahren hier oben und hat noch immer kein Bisschen seines Dialekts abgelegt. Wir hatten zwar versucht, zu reservieren, aber keine Bestätigung bekommen - Mobilfunk ist hier nicht, und Bruno liest nur einmal morgens seine SMS über das Satellitentelefon. Problem ist es eh keins, denn der lange Winter hat viele vom Wandern abgeschreckt und so sind wir unter den ersten Gästen dieses Jahr. Wir checken ein, trinken Kaffee und Bier und ratschen mit Bruno über dies und das. Zum Abendessen wäre er sehr verbunden, wenn wir uns auf ein Menü einigen könnten, und so bestellen wir uns alle Kärntner Nudeln, das sind im Schmalz gebratene gefüllte Teigtaschen mit Sauerkraut. Die sind dann ganz frisch zubereitet, gut und nahrhaft, was bei so einer kleinen Hütte ohne Straße und Seilbahn nicht so selbstverständlich ist. Dann zieht es uns natürlich wieder nach draußen, wo es immer sommerlicher wird. Ich genieße die Ruhe und Abgeschiedenheit, und vor allem das Panorama.3 Punkte
-
Über die Alpen vom Königssee nach Tolmin - Juni/Juli 2019
matzel und ein anderer reagierte auf BitPoet für Thema
Endlich habe ich meine Fotos jetzt halbwegs sortiert bekommen. Aus irgendeinem Grund haben Telefon und/oder Lightroom (so genau lässt sich das nicht sagen, wer der Schuldige ist) sich dazu entschlossen, das Datum komplett durcheinander zu würfeln. Örks. Aber was lange wird, wird - hoffentlich - endlich gut, und da kommt er jetzt, mein Tourbericht. Die Alpen sind ja bekanntlich mein Steckenpferd, und nachdem ich zweimal auf der München-Venedig-Route drüber gehüpft bin, wurde es Zeit für etwas neues. So habe ich letztes Jahr schon beschlossen, dieses Jahr die Route Salzburg-Triest in Angriff zu nehmen - natürlich verkürzt, da ich mit An- und Abreise nur 3 Wochen zur Verfügung hatte und noch etwas Zeit zum Resozialisieren am Ende einplanen wollte. Deshalb wurde der Teil von Salzburg bis zum Riemannhaus im Steinernen Meer abgeknipst bzw. verkürzt, und im Süden wollte ich dann mal schaun, wie weit ich komme. Als Zeitraum hatte ich mir Mitte Juni als Startdatum in den Kopf gesetzt - der Schnee ist ja dann schon weitestgehend geschmolzen, die Tage sind lang und es ist nicht so heiß wie im August. Soviel zur Theorie Je näher die Tour rückte, umso mulmiger wurde mir. Bis spät in den Mai gab es Neuschnee in den Nordalpen, im April Unmengen davon, und bisher ist noch keiner auf der Tour losgelaufen. Über das Steinerne Meer und die Fraganter Scharte las man nur Hiobsbotschaften, und bis einen Tag vor dem Start habe ich überlegt, die Schneeschuhe mitzunehmen. Schließlich hat aber doch Vernunft über Angst gesiegt (Voraus: alle von mir in diesem Thread veröffentlichten Bilder wurden von mir selbst geschossen!) Tag 1 - Königssee bis Kärlingerhaus Ich stehe kurz nach 4 Uhr auf, denn ich reise mit der Bahn an und will den ersten Zug erwischen. Noch einen schnellen Kaffee, dann den gepackten Rucksack geschnappt und ab geht es zum Bahnhof. Erst mal 25km mit dem Auto, das Monats-Parkticket hatte ich wohlweislich schon zwei Tage vorher besorgt, und ich erwische problemlos den 5:15-Zug in Richtung Rosenheim. Ab Freilassing wird es dann spannend, aber der Ersatzverkehr ist pünktlich und komme tatsächlich wie geplant passend für die erste Fähre nach St. Bartholomä an, wobei die Hälfte der Fahrgäste Wanderer und Wiederholungstäter sind. Wir hören wie immer das Königssee-Echo zurücktrompeten, und das halbe Boot könnte wohl die Erklärungen genau so gut halten. Dann endlich legen wir in St. Bartholomä an und es kann losgehen. Es geht eine Weile am See entlang, dann durch Kies, der mit Schmelzwasserbächen durchsetzt ist. Die Brücken sind bis auf eine noch nicht wieder an Ort und Stelle, und ich überlege kurz, passende Stellen zum Queren zu finden - bin ich doch zum ersten Mal mit Trailrunnern, ohne GoreTex, hier unterwegs. Aber was solls, nächstes Jahr werde ich auf dem PCT noch oft nasse Füße bekommen, also Augen auf und durch. Es kurz kalt, aber beim Gehen werden die Füße sofort wieder warm. Die Sonne scheint auch, und es ist ein optimales Wetter für den Tourbeginn. Dann geht es gleich relativ knackig hinauf, an der Rancherhütte vorbei, an der ich wie immer eine Kurze Trinkpause einlege, und dann weiter zum Einstieg zur Saugasse. Auch hier liegt noch Schnee, was ich um diese Jahrezeit noch nie erlebt habe. Außerdem taut gerade eine Gemse auf, die wohl im Winter ein Lawinenopfer wurde, und der Geruch scheucht mich schnell weiter. Teilweise ist der Weg schon gut sicht- und gehbar, aber im oberen Drittel wird der Schnee immer mehr. Meine Trailrunner halten aber erstaunlich gut auf der schön aufgefirnten Oberfläche, und nach den ersten zaghaften Schritten bewege ich mich sicher auf der weißen Decke. Unterwegs treffe ich ein paar Wanderer, die vom Kärlingerhaus kommen, und sie empfehlen mir, weiter oben dann unbedingt rechts zu gehen, der offizielle Weg links wäre zu gefährlich. Ich nehme das zur Kenntnis, wundere mich dabei allerdings, und beschließe, mir das Thema vor Ort anzusehen. Weiter oben führen die Fußspuren von heute alle nach rechts, über einen kleinen Sattel hinter dem dichte Latschenfelder wachsen. Das will ich mir so ohne weiteres nicht ansehen, also gehe ich links, wo der offizielle Weg unter Schnee vergraben ist. Nach ein paar steilen Tritten geht es um die Kurve, und der Weg vor mir ist quasi schneefrei! So viel zu gut gemeinten Ratschlägen! Später werde ich erfahren, dass sich die meisten auf den Rat selbiger Wanderer rechts gehalten haben und abenteuerliche Latschenfeld-Querungen hinter sich gebracht haben. Die letzten zwei Kilometer zum Kärlingerhaus geht es dann fast durchgängig über gut gangbaren Schnee, und die Kühle von unten ist ein angenehmer Kontrast zur senkrecht stehenden Sonne. Die leuchtet jetzt auch voll in die Saugasse hinein, und mir tun die nach mir gestarteten fast ein wenig leid. Am Kärlingerhaus steht hinter dem Wassertrog ein Plumpsklo, denn die Kläranlage ist kaputt und widersetzt sich allen Reparaturversuchen. Um den Funtensee war alles vor ein paar Tagen noch komplett weiß, aber es hat in der kurzen Zeit 1 1/2 Meter weggetaut. Die ersten Murmeltiere wachen auf und fiepen um die Wette, und ich trinke einen Kaffee und genieße die Aussicht. Für den Abend sind Gewitter angesagt. Das Steinerne Meer soll noch tief im Schnee vergraben sein, und laut Hüttenwirt ist noch niemand durch gelaufen. Dann werde ich wohl der erste sein, denke ich mir, denn das Riemannhaus hat schon auf und ich kenne gottseidank diese Ecke so gut, dass ich mich auch bei schlechter Sicht (mit GPS!) hindurch traue, wenn auch auf der kurzen "direkten" Route und nicht, wie eigentlich geplant, über das Ingolstädter Haus. Langsam füllt sich das Kärlingerhaus. Ich überlege gerade, was ich zu Abend esse, als zwei Rucksäcke mit Wanderern dran zur Hütte geschnauft kommen. Das ist Kontrast. Ich habe mit Grödeln, Eisaxt, Kocher, etwas Proviant und einer zusätzlichen Lage Kleidung ungefähr 9 Kilo am Rücken, von den beiden jeder über 35. Es ist ihre erste Bergtour überhaupt, und sie wollen zu den Drei Zinnen. Und heute noch weiter zum Riemannhaus. Meine Versuche, ihnen das auszureden - es ist schon sieben vorbei als sie los kommen, der Nebel zieht herein und das Gewitter wird sicher bald kommen - werden freundlich ignoriert, und die beiden stapfen munter in die falsche Richtung los. Man kann nicht jedem helfen. Ich führe ein paar nette Gespräche mit jüngeren Wanderern, kann ein wenig bei der Entscheidungsfindung helfen, wie die Tourplanung ob des Schnees weitergehen soll, und lerne, dass das junge Schaf, das letztes Jahr von der Herde hier zurückgelassen wurde und das dem Hüttenteam wie ein Hündchen hinterher lief, im Tal gut versorgt wurde und beim Eintreffen der Herde dieses Jahr mit dem Versorgungshelikopter wieder heraufgebracht werden soll. Kurz darauf ist dann auch das Gemecker der Schafe zu hören, und der Bergsommer ist quasi offiziell eröffnet. Nach einem mehr als reichlichen Essen spiele ich noch ein paar Runden Kniffel mit, habe da bei unverschämtes Würfelglück und ärgere mich kurz, dass ich nicht Lotto gespielt habe. Eigentlich habe ich morgen nicht viel zu tun, aber die Hütte ist schon gut gefüllt und viele hängen eine Extranacht hier an anstatt sich über den Schnee zu wagen. Deshalb werde ich morgen als einer der ersten loslaufen, denn auf dem Riemannhaus wird es deutlich ruhiger werden und sich niemand über das Plumpsklo beschweren.2 Punkte -
Über die Alpen vom Königssee nach Tolmin - Juni/Juli 2019
Mario294 und ein anderer reagierte auf BitPoet für Thema
Tag 17 - Pogačnikov dom na Kriških podih - Koča na Doliču Heute geht es am Fuß des höchsten Berges Sloweniens hoch, dem namensgebenden Triglav. Mein Ham & Eggs fällt arg mager aus, aber ich will nicht noch mehr Zeit vergeuden, denn jede Minute morgendlicher Kühle ist unbezahlbar. So laufe ich als einer der ersten los, steige ein paar Meter ab und dann gleich wieder 150m auf einem gut gepflegten Steig hinauf zur Dovška Vratca. Kurz blicke ich noch einmal zurück zur Hütte, dann muss ich mich auf die Schneefelder konzentrieren, von denen es auch hier noch so einige gibt. Nach der Scharte geht es steil hinunter. Noch bin ich gut im Zeitplan, aber hier ist wieder dieses trockene, feine Geröll unter meinen Füßen und es ist steil. Teilweise rutschen auch bei einem vorsichtigen Schritt gleich Schubkarrenladungen an Untergrund weg, und dazu brennt die Sonne direkt auf mich drauf. Die 700m Abstieg dauern so gute zwei Stunden. Etwas weiter oben sehe ich die jungen Belgier genauso kämpfen. Endlich habe ich es dann geschafft, und verbringe fast 10 Minuten damit, den richtigen Abzweig zu finden. Der Weg ist von losem Geröll bedeckt und kaum von den Wildpfaden zu unterscheiden. Ich warte, bis die beiden aufgeschlossen haben, und zu dritt gehen wir dann in Richtung des kleinen Wäldchens, hinter dem das Bivako Pod Luknjo mit hoffentlich etwas Schatten wartet. Das Bivako liegt mitten in einem wilden Wald mit dichtem Unterholz und ist eine richtige kleine Hütte. Der Winterraum ist durchgehend geöffnet, der Rest versperrt, Brennholz ist trocken unter das Vordach geschichtet und es gibt einen großen Regenwassertank, der dekorativ eingemauert ist. Wir machen auf der Bank im Schatten eine halbe Stunde Pause, aber dann müssen wir weiter und wieder hinaus in die Hitze. Schon kurz darauf verlassen wir den Wald wieder, und zumindest für ein paar Minuten wandern wir durch Gras. Dann geht es wieder über Geröll und kleine Schneereste hoch zur nächsten Scharte. Es hat gefühlte 50°C hier, denn kein Lüftchen findet seinen Weg in die enger werdende Rinne. Es beruhigt mich immerhin, dass ich nicht der einzige bin, der unter der Hitze so leidet. Dann geht es wieder etwas moderater hinunter, und wir stoßen wieder einmal auf Hinterlassenschaften des ersten Weltkriegs. Eine schmale ehemalige Fahrstraße windet sich den Berg hoch, fast die ganzen 700 Höhenmeter bis zur Hütte, und der Weg zieht sich. Jetzt geht jeder sein eigenes Tempo und macht seine eigenen kurzen Pausen in den einzelnen kleinen Schattenflecken. Die Luft bewegt sich immer noch kein Bisschen. Das richtig gemeine ist, dass es trotzdem alles richtig, richtig schön ist. Sonst könnte ich einfach umdrehen und mir einen Weg durchs Tal suchen. Die letzten hundert Meter ist dann kaum noch etwas von der Straße übrig, und es liegt wieder vermehrt Schnee. Zwei Stellen sind etwas haarig, weil nur noch dünne Schneebrücken übrig sind, aber es direkt daneben fast senkrecht hinunter geht. Nach genauer Erkundung schaffen wir es mit mutigen Sprüngen über die Knackstellen, und dann sind es nur noch ein paar Kehren bis zur Hütte. Ich trinke meinen letzten Schluck Wasser als ich schon das Knattern der beiden Windräder von der Hütte höre und mich über die wieder einmal geniale Lage freue. Und dann, ja dann, heißt es nur noch Rucksack runter, Schuhe aus, rein und ein kaltes Radler kaufen. Heute gibt es besonderen Luxus. Ich sitze kaum richtig, da stellt der Hüttenwirt einen Blecheimer mit Schnee auf den Tisch, steckt meine Dose hinein und meint, heute sähen alle so aus als bräuchten sie es extra kühl. In ganz gutem Deutsch. Das Radler habe ich in Slowenien übrigens nur in der Grapefruit-Variante bekommen, und ich muss gestehen, es ist besser als viele "klassische" Versionen. Der Wirt hat heute einen harten Arbeitstag. Es hat seit dem Winter nicht geregnet, für die nächsten 14 Tage ist auch nur eine geringe Wahrscheinlichkeit vorhergesagt, und die Reste der Schneeschmelze, die noch in den Zisternen sind, reichen nirgendwo mehr hin. Die Waschbecken sind außer Betrieb, und so füllt er jetzt Schnee vom letzten größeren Feld neben der Hütte in die Zisternen und in große Kunststofffässer, auch wenn es ein paar Tage dauern kann, bis genug geschmolzen ist, um wieder etwas Brauchwasser in die Leitungen zu bekommen. Das Personal hier ist total freundlich, der Hüttenwirt ganz besonders, und ich ratsche ein paar Mal mit ihm wenn er eine Pause macht. Ein Teil der Hütte wurde vor ein paar Jahren von einer Lawine weggerissen, lerne ich, und am noch stehenden Teil musste die Fassade komplett neu gemacht werden. Da die Hubschrauberflüge so teuer sind wurden die Holzschindeln für die Fassade von Trägern aus der Umgebung hochgebracht, immer 50 Kilo auf einmal. Respekt! Es gibt eine Sitzgruppe neben der Hütte, die steht genau neben einem der Windräder. Es ist ganz witzig mit anzusehen, wie die Neuankömmlinge an der Hütte den Tisch anschauen, sich freudig dorthin aufmachen, sich hinsetzen, dann stutzen, hoch schauen und eine Minute später an einem der Biertische direkt vor der Hütte sitzen. Für den nächsten Nachmittag sind für den Triglav lokale aber sehr heftige Hitzegewitter vorhergesagt, deshalb plane ich, bei Sonnenaufgang los zu laufen. Als ich dann offiziell einchecke und sage, dass ich kein Frühstück brauche, weil ich früh los will, bekomme ich den "Fluchtplatz" im Lager zugeteilt, direkt neben der Tür, was super ist. Ein Fester ist auch gleich in der Nähe, was ganz gut ist, denn das Lager füllt sich und wir sind direkt unter dem Dach. Ich esse ein paar undefinierbare Würste mit Sauerkraut und bin früh im Bett, der Rucksack griffbereit und der Vibrationswecker meiner Uhr auf 4:00 Uhr gestellt. Zum Glück habe ich meine Ohrstöpsel dabei, denn die einheimische Gruppe, die gleich neben mir im Lager ist, poltert herum wie wild. Sobald sich der Schaumstoff in meinem Ohr ausdehnt herrscht aber herrliche Stille, und ich gleite problemlos ins Reich der Träume.2 Punkte -
Leichte Hardshell für die Alpen
cluster und ein anderer reagierte auf Zippi für Thema
2 Punkte -
Neuer Rucksack muss her!
Pfotentrail und ein anderer reagierte auf masui_ für Thema
Ich hab mich jetzt aufgrund der Kurzfristigkeit erstmal für den Liteway Elementum entschieden. Der kam heute an und macht soweit einen guten Eindruck. Leider nicht die X-Pac-Version, weil ausverkauft. Am Wochenende werde ich eine kleine Tour machen und ausgiebig testen. Mal schauen, ob der was für mich ist. Ein Review zu dem Rucksack kommt dann nächste Woche.2 Punkte -
[Suche] 1-2 P Zelt bis 600g
effwee und ein anderer reagierte auf nats für Thema
Wenn Mensch und Hund nicht allzu groß sind, passen beide zusammen auch ins Gatewood Cape (ich z. B. mit Labbi-Mix, 23 kg). Das ist dann eine sehr leichte, multifunktionelle und ziemlich preisgünstige Lösung. Noch günstiger, aber nicht als Poncho vorgesehen und mit China-Wartezeit verbunden: Lanshan 1 geht auch.2 Punkte -
2600 Km von Flensburg nach Verona - E1/E5 Thru (Mai-August 2019)
fewani und ein anderer reagierte auf effwee für Thema
kann ich dir nicht sagen... auf hiking.europe kannste dir die gpx ziehen u in komoot ist manchmal ziemlich genau angegeben wieviel von was... ich würde sagen single ist am wenigsten. dann schotter und dann teer... es gibt aber va regionale unterschiede. schwarzwald mehr schotter als schleswig- holstein... aber nur gefühlt... die teerwege bleiben anders haengen und die singletrails sind so kurzweilig weil sie sich so geil anführen...2 Punkte -
Über die Alpen vom Königssee nach Tolmin - Juni/Juli 2019
Ollympus und ein anderer reagierte auf BitPoet für Thema
Tag 15 - Rifugio Zacchi - Poštarski dom na Vršiču Das rote Büchlein hat mich ja schon gewarnt, deshalb trödle ich am Morgen nicht herum und bin pünktlich um 06:30 beim Frühstück, die Sachen schon gepackt. Es gibt für italienische Verhältnisse reichlich und gut zu Essen. Müsli, Brötchen, Brot, Wurst, Käse und Marmelade. Sogar Nutella. Nutella ist mittlerweile eine Versuchung, der ich nur noch schwer widerstehen kann. Zwei Tassen Kaffee, leider nicht der gute aus der Siebträgermaschine, wecken auch den Kopf auf, und ein paar Minuten nach Sieben laufen ich los, aber nicht, ohne noch vorher ein Foto des Mangart im Morgenlicht zu machen. Es geht knapp 500m schön durch den Wald hinauf, erst über hölzerne Treppen, dann auf gut befestigtem Pfad und ein paar mal über liebevoll gemachte Stufen. Nach nicht mal einer Stunde stehe ich am Abzweig an der La Porticina auf 1844m. Nach links ginge es wieder um den Berg herum und zurück nach Italien, halb rechts führt ein enger Pfad in Richtung Triglav. Jetzt beginnt der Abschnitt, den Christof im Buch als "überwiegend weglos" beschreibt und für den er dem Leser ein GPS sehr ans Herz legt. Und tatsächlich, schon bald trete ich aus dem engen, teilweise überwachsenen Pfad in einen Geröllhang. Ein oder zwei Steinmännchen weisen mir hier noch den Weg, aber dann beginnen Latschenfelder und Sträucher mir die Sicht zu nehmen. Ich verbringe einige Zeit, bis ich den richtigen Ansatz finde, denn vieles was wie ein Pfad aussieht ist nur ein Wildwechsel, der ins Nirgendwo führt. Immer öfter krame ich das GPS heraus und prüfe, ob ich höher oder tiefer gehen muss, um mich nicht komplett zu verfransen. Auch hier hat kaum eines der kleinen Steinmännchen den Winter überstanden, und so gehe ich öfter mal ein Stück zurück, richte an den kniffligen Stellen neue auf und lege aus aus alten Ästen den ein oder anderen Pfeil auf den Boden, wo Steinmännchen im wilden Gelände nicht zu erkennen wären. Das dauert natürlich, aber von den anderen Gästen des Zacchi schließt niemand zu mir auf. Vielleicht haben sie sich doch noch umentschieden und machen die einfachere Variante. Langsam wird es wieder richtig heiß, aber ich kann mich nur kurz über den Schatten freuen, als der Weg wieder tiefer geht und in den Wald führt. Dort, wo ich durch müsste, liegen alle paar Meter riesige Bäume kreuz und quer, blockieren meterhohe Wurzelstöcke mein Vorwärtskommen, und dazu ist der Hang auch noch fast überall mehr als 45 Grad steil und mit glattem Laub bedeckt das wie Schmierseife wirkt. Ganz, ganz langsam und vorsichtig bewege ich mich vorwärts, und hier bringt auch das GPS auf dem Smartphone nicht viel, denn durch die Nähe zum Hang springt es wild herum. Jetzt darf sich das Garmin InReach beweisen. Darauf sind die GPS-Koordinaten genauer. Der eingezeichnete Weg ist nicht machbar, aber die Topo ist genau genug, um anhand der Neigung eine ganz grobe Richtung zu finden. Immer wieder muss ich anstrengend nach oben und unten steigen, um Hindernisse und besonders steile Stellen zu umgehen. Dann lasse ich aber nach einer guten dreiviertel Stunde den Wald hinter mir und es geht durch Latschen. Ein paar Mal muss ich auch hier zurück laufen und einen besseren Weg suchen weil ich unvermittelt an tiefen Abbruchkanten von Hangrutschen stehe. Dann aber ist auch dieses Stück geschafft, und ich kann schon mein "Halbzeitziel" ganz unten erahnen. Aber natürlich freue ich mich schon zu früh. Der Hang ist noch lang, Steil und mit feinstem Geröll bedeckt, dass sich nach 3 Monaten ohne Regen wie kleine Murmeln verhält. Ich stakse, rutsche, bremse und kämpfe mich unter starkem Stockeinsatz tiefer. Das unvermeidliche geschieht natürlich auf den letzten 50 Metern, und ich setze mich mit einem Schrei der Entrüstung auf den Hosenboden und rutsche ein paar Meter. Die Waden haben ein paar Schrammen, die Hände sind voller Sand, aber passiert ist mir nicht wirklich etwas. Und dann, endlich, kommt das im Buch erwähnte Bachbett, durch das ich die letzten hundert Meter bis zum Wald laufe. Plötzlich bin ich inmitten von Scharen von Tagestouristen aus allen Ecken der Slowakei. Ich habe aber nur Augen für das Dom v Tamarju, das mir mit seinen bunten Sonnenschirmen verheißungsvoll zuwinkt. Ich bin in Slowenien, und die Speisekarte ist kurz, also bestelle ich die regionale Spezialität - Cevapcici. Als Beilage gibt es Pommes, Pommes oder Pommes. Die Cevapcici sind, wie ich sie von meinem bosnischen Kollegen kenne - fettig, wenig gewürzt und viel. Anglophile würden es einen "Acquired Taste" nennen. Es ist zumindest Brennstoff. Mit viel Radler ist das kein Problem, und jetzt wo ich weiß, dass der schwierige Teil hinter mir liegt, bin ich gut drauf und lasse mich auch von den seltsam Geschichten über einen hier populären deutschen Wunderheiler aus der 50ern, die mir mein redefreudiger Tischnachbar auf englisch erzählt, nicht aus der Ruhe bringen. Nach einem zweiten Radler geht es weiter in Richtung Wasserfall, hinein in den Triglav-Nationalpark. Wasserfall, das hört sich nach einem kühlen Abschnitt an, und der Weg beginnt schön durch den Wald hinauf. Ich sollte es doch mittlerweile besser wissen! Schon wenig später werden die Bäume spärlich und ich laufe in der Mittagssonne über eine weite Kiesebene in Richtung des Wasserfalls, der weiter oben aus den Felsen kommt und dessen Wasser schnell wieder spurlos im Boden versickert. Dann zweigt mein Weg von der Touristenrunde ab und es geht steil in einer tiefen Rinne hinauf. Die ist noch fast ganz mit Schnee gefüllt, aber an den Rändern und um Felsblöcke herum apert es schon gefährlich aus. Die alten Fußspuren sind trügerisch. Mehr als einmal finden meine Stöcke keinen Halt und ich muss kreuz und quer laufen, um nicht durchzubrechen. Immerhin, von unten geht es angenehm kühl hoch, und ich setze mich 5 Minuten in den Schatten um wieder abzukühlen. Am Ende des Schneefelds klettere ich noch ein wenig am Rand entlang, was sich zurückblickend als sinnvoll erweist, denn die letzten Meter sind nur noch hauchdünn. Dann zweigt mein Weg nach links steil in die Flanke hinauf. Hier macht es wieder richtig Spaß, auch wenn ich schnaufe und schwitze. Die ersten Stunden am Triglav sind fordernd, aber lohnend. Die Aussicht ist toll und die Berge wild, und bis auf die paar hundert Meter um das Tamaru bin ich noch keiner Menschenseele begegnet. Ab dem Sieme-Sattel geht es dann in leichtem Auf und Ab angenehm dahin, und ich kann meine Beine dabei etwas ausschütteln und die Natur um mich herum genießen. Es ist etwas kühler hier oben, und ich habe immer wieder etwas Schatten. Als ich dann endlich Richtung Vršiču-Pass komme, wird der Weg etwas breiter, und ich höre die ersten Motorräder und Autos. Es ist nicht ganz vergleichbar mit den italienischen Pässen wie z.B. dem Grödner Joch, aber es ist durchaus etwas los. Aber wer könnte sich angesichts solcher Wegmarkierungen über ein wenig Verkehr entrüsten? 10 Minuten später bin ich dann an der Straße angekommen und helfe gleich mit, einige störrische Lämmer auf die Wiese zu ihren Müttern zu bugsieren. Mein Weg zweigt dann wieder ab, und es geht den letzten Kilometer über eine Kiesstraße zu meinem Tagesziel. Unterwegs fotografiere ich wie alle, die hier vorbei laufen, das Gesicht des "heidnischen Mädchens" in der Felswand des Prisank. Dann bin ich auch schon auf der Hütte. Die Wirtin ist gut drauf. Sie hat im Lauf ihrer vielen Jahre hier oben einige Sprachen gelernt, darunter auch ganz passabel Deutsch, und gibt einen Stapel Witze zum Besten, die sich mehr oder weniger gut in aus dem Slowenischen übersetzen lassen. Immerhin, mein Slowenisch ist dagegen quasi nicht existent, quasi ein ultraleichter Sprachschatz. Zur Not kann man auch mit "Pivo, Prosim" und einem freundlichen "Hvala" überleben. Zwei der drei Pfälzer haben eine einfache Variante von Tarvisio hierher genommen und sind schon da. So lerne ich schnell, dass es schon um 5:30 Uhr Frühstück gibt (Hurraa!) und heute Abend auf Nachfrage Nudeln mit frischen Pilzen kredenzt werden. Ich stelle einem der Pfälzer sein Telefon so ein, dass er auch ins Internet kommt, und mache mich so auf ewig zu seinem Freund, ich genieße die Pilznudeln und einen leckeren Nusskuchen, kaufe viel teures Wasser für morgen, bestelle noch Ham & Eggs zum Frühstück und bin pünktlich zur Hiker Midnight in der Horizontalen.2 Punkte -
Leichte Säge
bieber1 und ein anderer reagierte auf wilbo für Thema
2 Punkte -
Über die Alpen vom Königssee nach Tolmin - Juni/Juli 2019
Mario294 und ein anderer reagierte auf BitPoet für Thema
Tag 10 - Feldner Hütte - Greifenburg Wir starten mit etwas Verzögerung - die Gründe dafür kann keiner benennen, denn wach waren wir schon beim Sonnenaufgang - und Bruno kommt uns noch mal nachgelaufen und schickt uns auf den schöneren der beiden Wege Richtung Lackentörl. Heute steht wieder eine dieser "Knieschnackler"-Etappen an, mit 2000m im Abstieg. Die Landschaft ist super schön, sie hat etwas wildes ohne dabei gleich so einschüchternd zu sein wie der Hauptkamm. Immer ist auch diese satte Grün wie in den Highlands präsent, und ab und an wartet auch ein kleines Schneefeld geduldig auf uns. Am Lackentörl auf fast 2400m machen wir eine kurze Pause. Wie Wattebauschen wandern die Wolken über unsere Köpfe, und der Blick schweift weit. Das sind Momente für den Kopf, die man in Bildern gar nicht festhalten kann, auch wenn man es immer und immer wieder versucht. Wir versuchen mit mehr oder weniger Erfolg, die Gebirgsgruppen am Horizont zu identifizieren, nur um einen Grund zu haben, länger hier zu stehen. Dann geht es weiter zum Zweiseentörl, schön felsig und bei bestem Bergwetter. Vor dem See ist ein kleiner Hügel, der sich perfekt für eine weitere Rast anbietet, und wir nehmen die Einladung nur zu gerne an. Von hier aus kann man gut die Gailtaler Alpen sehen, die morgen darauf warten, über- bzw. durchquert zu werden, dahinter den Karnischen Hauptkamm und sobald es etwas aufklart auch die Julischen Alpen. Jetzt treffen wir auch zum ersten mal, seit wir einen Fuß in die Kreuzeckgruppe gesetzt haben, eine Hand voll andere Wanderer. Die meisten, die den See besuchen, kommen aber "nur" die 600 Höhenmeter von der Emberger Alm herauf und gehen dann wieder dorthin hinunter. Jetzt geht es über Gras und später Schotterwege weiter hinab, und so langsam nimmt die Hitzewelle die Luft um uns in Beschlag. Die Wolken verziehen sich, und wir sind heilfroh, bald auf der Alm - eine kleine Ansammlung an Hotels im Alm-Stil und auf geteerter Straße zu erreichen - eine "richtige" Pause machen zu können. M. und E. beschließen, es ab hier langsamer angehen zu lassen, und so trennen sich hier unsere Wege. Der restliche Abstieg ist noch fast 1200 hm und ein großer Teil davon über Teer. Ich motiviere mich mit einem Kaffee und einem Radler und mache mich dann an den restlichen Weg nach Greifenburg. Habe ich schon erwähnt, dass es jetzt heiß wird? Ich schwitze, und die Sonne brennt auf der Haut. Etwas monoton lasse ich die Beine laufen, und nach zwei intensiven Stunden komme ich durchgekocht am Ziel an. Eine Unterkunft in einer Pension ist schnell gefunden, und dann gibt es eine lange, kühle Dusche. Heute waren es auch nur 16 km, aber es fühlt sich nach deutlich mehr an. Die Wetter-App auf dem Telefon sagt, dass es morgen noch ein paar Grad wärmer werden soll, und die nächste Etappe geht nur auf nicht einmal ganz 1200m hinauf.2 Punkte -
Über die Alpen vom Königssee nach Tolmin - Juni/Juli 2019
Ollympus und ein anderer reagierte auf BitPoet für Thema
So, einen gibt es noch, dann ist eine kurze Verschnaufpause angesagt Tag 7 - Fraganter Schutzhaus - Stall Wir haben heute keine Eile. Das Fraganter Schutzhaus ist wirklich eher ein Hotel. Geräumige Zimmer, nobler und moderner Speiseraum, eine richtige Bar. Fühlt sich irgendwie komisch an, aber nicht unwillkommen. Dass Abendessen war super und das Frühstück ist auch gut. Kaffee gibt es von der großen Kanne, und ich brauche mehr als eine Tasse, um richtig wach zu werden. Der Rollbahnweg ist schön. Es geht am Hang entlang durch den Wald. Wir füllen die Trinkflaschen an einer Quelle mit richtig leckerem Wasser - ja, auf längeren, heißen Touren werde ich zum Genießer, auch wenn es triviales Wasser geht. Leider dauert der schöne Teil nur eine knappe Stunde, dann ist wieder ein Fahrweg angesagt, bis wir noch mal 30 Minuten später an der Goldberghütte ankommen. Das ist eine urige alte Hütte auf der die Zeit vor dreißig Jahren stehen geblieben ist, und auf der man sogar übernachten könnte. Wir sind die ersten Besucher dieses Jahr und der Wirt freut sich über uns. So sehr, dass das "Käsebrot" das wir uns, da wir ja erst gefrühstückt haben, teilen, aus vier Broten mit jeweils 200g hausgemachtem Käse besteht. Lecker ist es, und für das Geld, das er für ein Radler und ein halbes "Käsebrot" nimmt, bekommt man daheim gerade mal einen Cappuccino. Schmunzeln können wir auch über die uralten emaillierten Reklametafeln an den Wänden. Natürlich haben wir der Landwirtschaft geholfen. Wir winken beim Gehen noch mal hoch und genießen das letzte Stück über weichen Boden. Die normale Route über die Sargasser Alm ist gesperrt, da dort massiv Schneebruch aufgearbeitet wird, und so müssen wir bald wieder über Teer laufen. Der Weg hinab zieht sich, und M.'s Knie hätte keine Freude daran gehabt. Wieder schieben sich die Wolken drohend zusammen, und so versuchen wir, etwas aufs Gas zu drücken. Allein, wir schaffen es nicht ganz bis zur Unterkunft. Gerade als wir den Fuß in den Ort setzen, öffnen sich die Schleusen. Wir flüchten uns in die kleine Bäckerei, essen ein Stück Plunder und quatschen mit der Chefin und einer Bekannten von ihr. Sie wollte gerade den Laden zusperren, und als sie die Sturzbäche draussen sieht, bietet sie uns an, uns den letzten Kilometer bis zur Unterkunft zu fahren, was wir natürlich danken annehmen. Das ist schon zum zweiten Mal Trail Magic. Beim Postwirt hat M. schon für jeden von uns ein großes Zimmer mit Balkon reserviert, und wir genießen dankbar die Annehmlichkeiten der Zivilisation. Vor allem der eigenen, kostenlosen Dusche. Wir sind uns einig dass ein Pausentag angebracht ist. E. und sind beide ein wenig erschöpft, und mit dem vielen Regen war an Wäschewaschen nicht zu denken. So wird gewaschen und geschrubbt was das Zeug hält, und dann wird ausgiebig mit daheim telefoniert, gegessen und noch etwas mehr gegessen... Ich ziehe ein kurzes Zwischenfazit. Der ÜLA CDT ist nicht wirklich bequem. Der Rücken ist viel zu kurz und der Hüftgurt zu weit außen angesetzt. Er rutscht, und mit viel Wasser im Rucksack habe ich nach wenigen Schritten das ganze Gewicht auf den Schultern. In meine Cascadia dagegen habe ich mich verliebt. Ja, es geht nass rein, aber genauso schnell trocknen sie wieder, und die Merinosocken haben im Schnee einen Neopreneffekt, so dass ich nie gefroren habe. Die Sohle ist griffig und die Kanten steil genug, um auch in steilen Schneefeldern, und ich meine richtig steile Schneefelder, noch guten Halt zu finden. Das Merino-Mix T-Shirt trocknet schnell und ist super angenehm. Die Ortovox-Knöchelsocken sind angenehm und reiben nicht. Ich habe zum ersten mal seit langer Zeit auch nach einer ganzen Woche keine Blase. Meine Knie danken mir die leichten Schuhe, und ich ziehe nie, nie wieder freiwillig Bergstiefel an. Außer ich will auf einen 5000er steigen. Aber auch dann nur vielleicht. Wir bekommen eine kleine Hiobsbotschaft, denn der Weg hoch zur Hugo-Gerbers-Hütte ist ebenfalls wegen Waldarbeiten gesperrt. Den ganzen Sommer lang. Wir überlegen hin und her und ich finde dann eine Route direkt zur nächsten Hütte auf der Tour, der Feldener Hütte. Der Wirt bietet sich an, uns ein Stück die Teerstraße hoch zu fahren, und mit dem Wissen, dass die Planung gesichert ist, genießen wir einen entspannten Tag im Dorf, erledigen kleinere Einkäufe und Essen natürlich. Gut und oft. Bis hierher bin ich 7190 Meter hoch gestiegen und 6920 wieder runter. Die gelaufene Strecke beträgt klägliche 126 Kilometer (Tag 1 und vor allem 2 drücken den Schnitt ungemein), aber es fühlt sich wie ein halber Kontinent an2 Punkte -
Über die Alpen vom Königssee nach Tolmin - Juni/Juli 2019
Ollympus und ein anderer reagierte auf BitPoet für Thema
Tag 6 - Schutzhaus Neubau - Fraganter Hütte -- Über den Alpenhauptkamm Punkt 5:00 Uhr sitzen wir beim Frühstück, die Sache gepackt und in vorsichtiger Aufgeregtheit. Wie wird es werden? Wie steil werden die Schneefelder, wie gut der Weg zu finden sein? Fragen über Fragen, aber keine Antwort bevor man dort ist. Wir verabschieden uns herzlich von den Wirtsleuten und machen uns dann auf den Weg. Schon kurz nach der Hütte wartet das erste große Schneefeld mit fast einem Kilometer Länge. Wir fühlen uns wirklich wie Abenteurer. Schnell packen wir die Grödel aus um auf den ersten steileren Stücken besseren Halt zu haben. Erst vorsichtig, dann immer zuversichtlicher steigen wir hoch Richtung Scharte auf 2750 Metern. Wir sind fast durchgängig auf Schnee unterwegs. Erst werden die Grödel noch ab- und wieder angeschnallt, aber mit der Zeit verlieren die 30° ihren Angstfaktor. Als wir an der Scharte ankommen ist es grade mal richtig hell geworden. Der Himmel ist klar mit Schäfchenwolken, und links von uns liegt tiefweiß der Mölltaler Gletscher. Kurz nach der Scharte ist ein schönes Plätzchen für eine erste kurze Rast. Wir trinken einen Schluck, konsultieren die Karte und wägen ab, wie der Weg weiterführt. WIr werden ein steiles Stück queren müssen und entsprechend vorsichtig sein, aber zumindest sieht es nicht so aus, als ob von oberhalb viel nachkommen kann, sollte der Schnee unter unseren Füßen nicht halten. Stück für Stück tasten wir uns den Hang quer hinunter in Richtung des Winterlifts, der von einem kleinen Talboden zum Gletscher hochführt. Der Schnee ist schön aufgefirnt und darunter griffig. So nutzen wir die weniger steilen Stücke und fahren in Skifahrermanier ab, auch wenn die ein oder andere Abfahrt auf dem Hinterteil endet. Neben der Liftstation finden wir dann auch einen Wegweiser und bekommen ein Gefühl für die Schneehöhe. Wir stapfen über den engen Talboden, machmal bis zu den Knien im Schnee, aber wir haben Spaß und grandiose Ausblicke. Am Talausgang sind alte Spuren einer Pistenraupe, die uns das gehen etwas leichter machen. Rechts von uns wirkt der überfrorene Hochwurtenspeicher wie ein Stück Grönland mitten in Österreich, und das Wandern fühlt sich nicht halb so anstrengend an wie es ist. Nichts ist eben, und jeder Schritt muss sauber gesetzt werden. Immer wieder steckt man kurz fest. Wir haben vermutlich noch Glück. Wenn die Temperaturen steigen und der Schnee noch sulziger wird, dann steckt man vermutlich schnell bis zur Hüfte drin. Eineinhalb Stunden später erreichen wir das am gleichnamigen See gelegene Weißseehaus. Das hat leider noch nicht geöffnet, aber zumindest hat es eine windgeschützte Terrasse und eine Biertischgarnitur, auf der wir Rast machen und einen Happen essen. Kaum sind wir von Weißseehaus aufgebrochen, schon schieben sich die Wolken drohend zusammen. Wind kommt auf, und wir müssen uns über mehrere haushohe Schneeverwehungen kämpfen, die extrem steil und gefährlich nahe am See in den Kurven liegen. Nur wenig später zweigt der Weg nach rechts in Richtung Saustellscharte ab. Hier ist kein echter Weg mehr zu finden, und dort wo er sein sollte füllen teilweise mit Schnee bedeckte Schmelzwasserseen den Talboden. Wir suchen uns einen Weg außen um das Tal herum mit dem besten Kompromiss aus Steilheit und kalkulierbarem Schnee. Das dauert. Aus der einen Stunde werden zwei, und der Himmel wird immer dunkler. Immerhin sind wir über der Scharte. Das heißt aber auch, wenn wir nicht mehr weiterkommen müssen wir den ganzen Weg zurück zum Weißseehaus laufen und von dort ins Tal absteigen. Auch der Weg zur, wie uns der Hüttenwirt nicht ohne Grund gesagt hat, Schlüsselstelle - dem sogenannten Ochsentrieb - nötigt uns einiges an Kreativität ab. Lange Umwege über steile Schrofen und loses Geröll sind notwendig, um nicht über ein deutlich unterspültes Schneefeld laufen zu müssen. Dort einbrechen wäre vermutlich ein Todesurteil, und so wählen wir die weniger gefährlichere Variante. Wir sind gerade auf der anderen Seite des kleinen Tals als das Gewitter tatsächlich kommt. Weglaufen und Verstecken ist in diesem Gelände nicht, so kauern wir uns nur etwas zusammen und schützen unsere Köpfe gegen den Hagel. Es donnert und blitzt ein paar mal, dann schüttet es noch ein wenig. 10 Minuten später ist aber nur noch ein leichter Nieselregen übrig, und ich finde gleich neben uns eine Quelle. Ich kann E. ansehen, dass er ganz schön geschafft ist, und mir geht es auch so. Wir sind jetzt schon seit über acht Stunden - Pausen nicht mit gerechnet - auf den Beinen. Jetzt kommt der große Moment meines Kochers. Ich heize eine große Tasse Wasser auf, und jeder von uns bekommt einen frischen Kaffee. Nescafe, 3 in 1, mein Favorit. Und dieser hier ist wohl der beste Kaffee, den ich je getrunken habe. Es liegt am Wasser, sage ich, und E. stimmt mir voll und ganz zu. Jetzt wird es haarig, aber der Kaffee hat uns neue Energie und Motivation gegeben. Ein letztes, ekelhaft steiles Schrofenstück klettern wir auf allen Vieren hinauf, dann geht es im Halbkreis auf einem mit Geröll bedeckten Sims herum. Das wäre ganz okay, wäre da nicht der hohe Schnee, der die Nische mit dem Sims füllt, und ginge es nicht linker Hand gleich senkrecht hinunter. Wir sind vorsichtig, und es geht. Wir denken natürlich nicht daran, was passieren würde, wenn sich die Schneemasse in Bewegung setzen würde, nein, das denken wir ganz und gar nicht. Ein paar mal stecken wir bis zur Hüfte fest, aber lieber genügend Abstand zum Rand und die Beine im Schnee als wegrutschen und unten liegen. Kurz ist auch noch Zeit für einen Blick zurück, auch wenn das Bild der Wirklichkeit nicht ganz gerecht wird: Nach einem kurzen, steilen Abstieg, auf dem uns die westseitigen Schneefelder gar nicht mehr beeindrucken konnten, geht es dann zum zwischen Almweiden gelegenen Schobertörl hinunter, und die letzten 500 Höhenmeter bis zur Fraganter Schutzhaus - Schutzhaus? Fragenter Luxushotel wäre auch nicht so verkehrt als Name - werden wir immer schneller. Einmal noch müssen wir aufpassen, weil ein Stück des Weges vom Wildbach weggespült wurde, aber dann sind es nur noch 10 Minuten und wir sind angekommen. Es gibt ein Radler zur Feier des Tages, und gleich noch eins. Nur der Elektrolyte wegen. Dann telefonieren wir mit dem Schutzhaus Neubau und sagen, dass alles geklappt hat, wir wohlbehalten angekommen sind und, nein, wir würden nicht sehr bergerfahrenen Wanderern den Abschnitt die nächsten 7 Tage auf keinen Fall empfehlen. Die Hüttenwirtin von drüben äußert noch kurz ihre Freude dass wir kurz angekommen sind - "mit dene Schuacherln" sagt sie und ich kann das Stirnrunzeln ob der Trailrunner fast von hier aus sehen. Dann essen wir zu Abend, Duschen und schlafen wieder einmal wie Murmeltiere. M. wollte sein Knie noch schonen, was Sinn macht, und so treffen wir ihn morgen in Stall. Die 2000 Meter Abstieg auf der Normalroute werden wir uns nach diesem langen Tag aber nicht antun, sondern über den Rollbahnweg absteigen, da sind es 700m weniger. ...Fortsetzung folgt...2 Punkte -
Über die Alpen vom Königssee nach Tolmin - Juni/Juli 2019
Ollympus und ein anderer reagierte auf BitPoet für Thema
Tag 5 - Rauris - Schutzhaus Neubau Es wird ernst. Für mich und E., denn M. traut seinem Knie die Tour über die Fraganter Scharte nicht zu. Wir rufen auf dem Schutzhaus an um die Verhältnisse abzuklären, und der Hüttenwirt ist nicht allzu optimistisch. Für den späten Nachmittag sind morgen zudem Gewitter angesagt. Wir wägen lange ab, aber irgendwann beschließen wir nach dem Studium der Karten, dass wir es auf einen Versuch ankommen lassen. Keinem von uns beiden ist Schnee ganz fremd, und es gibt auf der Hälfte des Weges eine Ausstiegsmöglichkeit nach Hinterfragant und dazwischen auch noch ein paar Möglichkeiten, sich in einem Worst Case zu verkriechen. M. wird mit dem Bus nach Stall vorausfahren, und entweder geht er uns dann in zwei Tagen entgegen, oder wir treffen uns dort. Der Wandertag beginnt dann nach einem reichlichen Frühstück wieder mit Teer. Kurze Versuche, auf einen der Wanderwege zu kommen, scheitern alle an Sperrungen, und nach dem kleinen Abenteuer über Stock und Stein gestern werden wir nicht allzu kreativ. Überall ist Stacheldraht, als gäbe es den hier im Sonderangebot. Manchmal fühlt man sich fast wie an den früheren Ostblock-Grenzen, und die Kuhsperren sind oft so eng dass man den Rucksack abnehmen und über Kopf tragen muss um nicht an den scharfen Dornen hängen zu bleiben. Es bauen sich auch immer mehr Wolken vor uns auf, und wir beeilen uns, die 25km und 1470m Aufstieg nicht zu lang werden zu lassen. Als wir gerade die Passstraße hoch laufen werden wir von einem uralten Traktor nach dem anderen überholt, die sich schnaufend und rußend hinauf quälen. Die Nummernschilder sind aus Belgien, Luxemburg und dem Rheinland, und geschlossene Kabinen sind Fehlanzeige. Wir schmunzeln und winken. Nach ca. 3 Stunden kommen wir an einer Gaststätte an, auf deren Parkplatz die Traktoren schön aufgereiht stehen. Wir erfahren, dass das ein Oldertimer-Club aus Belgien ist, der regelmäßig solche Ausflüge macht. Leider haben wir nicht viel Zeit, denn die Wolken werden immer dunkler. Wir haben gerade das kurze Stück Fußpfad hinter der Mautschranke hinter uns gebracht, als es zu blitzen und donnern beginnt und der Himmel seine Schleusen öffnet. Der Regen ist so schwer, dass er hart auf den Kopf prasselt. Just als wir überlegen, ob wir uns irgendwo verkriechen sollen, kommt ein Auto und hält an. Die Fahrerin sagt, wir sollen einsteigen und sie bringt uns bis zum Parkplatz am Ende der Mautstraße. Sie hat selbst schon mal eine Weitwanderung gemacht und nimmt seitdem alle Wanderer mit, die sich in widrigen Umständen wiederfinden. Wir sind heilfroh und wirklich dankbar, dem Unwetter ein paar Minuten entkommen zu können. Es hagelt ganz kurz, aber kaum rollen wir auf den Parkplatz zwei Kilometer weiter, schon beruhigt sich das ganze wieder. Wir sind erleichtert, denn im Gewitter auf fast 2200m aufzusteigen ist keine gute Idee. Wir stärken uns noch einmal kurz in der Hütte in Kolm-Saigurn, ganz am Ende des Talkessels. Hier gäbe es ein interessantes Bergbau-Museum zu bestaunen, aber es ist halt wie üblich viel zu wenig Zeit... Rundum sehen wir schon die mit Schnee bedeckten Hänge, und über uns warten breite Schneefelder darauf, gequert zu werden. Aber das kommt erst morgen. Heute schauen wir uns das ganze mal vorsichtig an und beschließen, beim Abendessen noch mal alle Fürs und Widers durchzugehen. Der Aufstieg ist wunderschön, mit viel Stein und Fels durch den Wald hinauf. Es ist zwar durch den Regen alles etwas rutschig, aber meine Trailrunner halten 1A. Die Sonne kommt immerhin wieder heraus und wir können die geniale Aussicht von hier oben auf die nahen 3000er genießen. Außer uns ist nur ein anderer Gast im Schutzhaus, und der Hüttenwirt kommt kurz nach unserer Ankunft mit einem Sherpa herauf, der hier den Sommer über arbeiten wird. Das Schutzhaus ist schön und geräumig, und im Lager haben wir allen Platz der Welt - und sogar Steckdosen in ausreichender Zahl. Wir genießen ein 3-Gänge-Menü vom feinsten und gehen noch mal unsere Planung durch. Wir werden morgen definitiv über die Scharte gehen und dabei die ersten sein dieses Jahr. Drüben liegt noch viel Schnee, und wir werden einiges an Zeit brauchen. Die super netten Wirtsleute machen uns deshalb schon um 5:00 Uhr Frühstück - im Gegenzug müssen wir versprechen, einen Lagebericht zu geben wenn wir drüben sind. Wir bestaunen noch einmal die Aussicht im Abendlicht bevor wir uns früh in Richtung Bett aufmachen.2 Punkte -
Über die Alpen vom Königssee nach Tolmin - Juni/Juli 2019
Ollympus und ein anderer reagierte auf BitPoet für Thema
Tag 4 - Statzerhaus - Rauris Wir starten mit Kaffee und Kuchen in den Tag, was kann es besseres geben? Beim Frühstück werden zum ersten Mal meine "Bergschuhe" registriert und vorsichtige Zweifel an der Bergtauglichkeit geäußert. Wir steigen alle zusammen auf dem Fahrweg in Richtung Rauris ab. Es geht heute 1600 Meter runter und 400 rauf. Nach kurzem kommen wir zur Rieser Aste, einer nagelneu wirkenden privaten Hütte. Dort hätte man auch schlafen können, aber was solls. So machen wir ausgiebig Brotzeit mit hausgemachten Spezialitäten und machen uns dann eher widerwillig wieder auf die Socken. Nach einer Weile geht der Kiesweg in Asphalt über, und es wir richtig warm. Wir laufen, und laufen, und laufen. Es zieht sich wirklich. Ich bin heilfroh um meine Trailrunner, denn ich weiß aus schmerzhafter Erfahrung wie ungern meine Knie solchen Untergrund haben wenn ich Bergstiefel an habe. In Taxenbach teilen sich unsere Wege fürs erste. M. und E. machen einen Einkehrschwung, und das Ehepaar nimmt sich in der schönen und interessanten Kitzlochklamm etwas mehr Zeit. Ich vermute, dass die beiden noch damit ringen, ob sie morgen weiter in Richtung Alpenhauptkamm ziehen sollen oder eine Alternative suchen. Ich gehe mit dem verpflichtenden weißen Leihhelm weiter durch die Klamm und lasse mich von der feinen Gischt der Wasserfälle kühlen. Hier gibt es auch einen schönen Klettersteig, der quer über die steilen Wände führt. Mit etwas mehr Zeit wäre ich vermutlich noch mal zurück und hätte mir die Ausrüstung dafür ausgeliehen. So mache ich ein paar Fotos - die ich leider immer noch suche - und mache dann ein Stück nach der Klamm eine Pause. Mittlerweile sind die Temperaturen auch hier auf über 800m auf über 30° gestiegen, und ich bin froh, dass es mehrere Quellen mit frischem, kaltem Wasser am Weg gibt. M. und E. schließen wieder zu mir auf, und M. beklagt sich, dass sein Knie ernsthafte Probleme macht. Der Weg nach Rauris besteht aus Umleitung nach Umleitung, verständlich ob der weggespülten Brücken, gerutschten Hänge und dem vielen Schneebruch, aber auch unangenehm, denn die Alternativwege aus den Karten sind teilweise mit Stacheldraht versperrt oder so mit Brenneseln überwuchert, dass sie nicht mehr zu finden sind. Wir schlagen uns durch Büsche und queren Wiesen, um halbwegs die richtige Richtung beizubehalten und nicht durchgehend auf Teer laufen zu müssen. Dazu schwitzen wir alle ganz schön. Ein paar fotogene Stellen gibt es aber auch hier, und am Horizont ist schon der Alpenhauptkamm zu sehen. Einzelne Findlinge durchsprenkeln die Landschaft, und der ein oder andere wurde fest in Beschlag genommen: Wir kommen dann ziemlich erschlagen in Rauris an. Die 22km fühlen sich doppelt so lange an. Nach kurzem Telefonieren finden wir ein Familienzimmer in einer Pension, denn Einzelzimmer sind wohl gerade Mangelware. Es gibt aber schlimmeres, und nach einer ausgiebigen Dusche gehen bzw. humpeln wir ins Zentrum des Ortes, wo es eine nette Fußgängerzone mit lecker duftendem Essen gibt. Man kann nicht früh genug damit anfangen, sich auf Italien einzustimmen, beschließen wir, und ich esse die beste Lasagne seit sehr langer Zeit.2 Punkte -
Über die Alpen vom Königssee nach Tolmin - Juni/Juli 2019
Ollympus und ein anderer reagierte auf BitPoet für Thema
Tag 3 - Riemannhaus - Statzer Haus (Hundsstein) Heute geht es zum ersten Mal auf eine "richtige", das heißt tagesfüllende, Etappe. Ich schieße ein paar Fotos, frühstücke dann schnell und mache mich auf den Weg ins Tal. Das schlechte Wetter hat sich verzogen, und es ist Kaiserwetter angekündigt. Ich winke dem Riemannhaus noch einmal zu und gehe los. Schon von weit oben kann ich Maria Alm unten erkennen. Beim Frühstück habe ich noch die aktuellen Bedingungen und Ausrüstungsempfehlungen in der Threema-Gruppe zu Salzburg-Triest durchgegeben und den Titel "Speerspitze" verliehen bekommen. Nach dem "ungangbaren" Steinernen Meer bin ich jetzt optimistischer, was den Alpenhauptkamm betrifft, und gespannt ob noch andere mit der selben Tourplanung treffen werde. Bis kurz vor der Station der Materialseilbahn liegt Schnee, und eine letzte Querung an einem steilen Stück ist nur aufgrund der Tritte der geführten Gruppen problemlos. Ohne diese Vorarbeit hätte ich meine Eisaxt tatsächlich zur Anwendung bringen müssen. So ist alles sehr entspannt. Der normale Weg über das Fürstenbründl würde über die rechte Flanke auf dem Bild oben führen, aber den hat ein massiver Hangrutsch unpassierbar gemacht. So steige ich weiter auf einer Forststraße ab und komme dann kurz nach 10:00 in Maria Alm an, wo ich erst einmal Pause mache. Was ich so nicht erwartet hätte ist, wie warm es ist. Ich überlege hin und her, welchen Weg ich zum Statzerhaus nehme. Die normale Route ist mit einer Gehzeit von 6:30 angegeben und hat über 1500 Anstiegshöhenmeter, und ich habe meine "Trail Legs" noch nicht wirklich wieder. Der Rucksack, ein ÜLA CDT, ist mit reichlich Wasser beladen bei weitem unbequemer als der Terra Nova Laser, den ich letztes Jahr über die Alpen getragen habe. Ich entscheide mich letztendlich für die Schlechtwettervariante, die 4:30 dauern soll und "nur" 1350 Meter Anstieg hat. Ich fasse mich kurz. Der Weg ist eine Kiesstraße, lang und ohne Schatten. Die Einkehrmöglichkeiten am Weg haben alle entweder Ruhetag oder aus anderen unbekannten Gründen geschlossen. Ich muss mit dem Wasser gut haushalten und schwitze den Berg hoch. Zumindest die Aussicht ist gut, so dass es keine echte Qual ist. Gegenüber sehe ich den Grat, über den die lange Variante führen würde. Jetzt endlich kommt meine Eisaxt zum Einsatz! Nein, nicht in Schnee oder Eis, sondern um einem Mountainbikefahrer auszuhelfen, der seinen Sattel nicht tiefer gestellt bekommt, weil er den Spannhebel nicht auf bekommt. Meine gute Tat für den Tag ist 500 Meter vor der Hütte erledigt, und ich treffe beschwingt auf dem Statzerhaus ein. Ich habe schon einige Warnung über das Haus gelesen. Nicht jeder kommt wohl mit dem Hüttenwirt klar, und so manches in der Hütte hätte tatsächlich vor 20 Jahren renoviert werden müssen. Das Essen ist aber trotzdem gut, heute ist die Tochter des Wirts hier, die freundlich ist und sich über jeden Gast - jeden von uns fünfen - freut. Die anderen vier sind tatsächlich ebenfalls auf der Salzburg-Triest-Route unterwegs, ein Ehepaar und zwei Österreicher, M. und E. Alle vier haben den ersten Teil der Tour umgangen und umfahren, da einfach zu viele Hütten noch nicht zugänglich waren, bzw. es fraglich war, ob der Zustieg rechtzeitig möglich wäre. Wir plaudern, planen und haben einen gemütlichen Abend und einen spektakulären Sonnenuntergang, der für jede fehlende Annehmlichkeit hier oben entschädigt. Nach einer sehr kalten Wäsche schlafe ich dann wie ein Murmeltier. Im Kopf bin ich jetzt endlich ganz auf Tour angekommen, und es wird schon schwer zu sagen, welcher Wochentag gerade ist.2 Punkte -
Über die Alpen vom Königssee nach Tolmin - Juni/Juli 2019
Ollympus und ein anderer reagierte auf BitPoet für Thema
Tag 2 - Kärlingerhaus - Riemannhaus Ich komme tatsächlich früh weg, etwa zeitgleich mit den geführten Touren, die auch zum Riemannhaus, dann aber gleich weiter nach Maria Alm gehen. Scheinbar wird Berchtesgaden-Lienz gerade die angesagte Alternative zu Oberstdorf-Meran. Ich stapfe rechts statt links um den See herum, folge dem Bach nach Südwesten in Richtung des Salzburger Kreuzes und sinniere dabei, wie es wohl den beiden 35-Kilo-Nordlichtern ergangen ist. Ohne GPS ist es wirklich schwierig, sich hier zurecht zu finden. Immer wieder zieht Nebel herein, und der Schnee bremst das Tempo enorm und bringt das Entfernungsgefühl durcheinander. Zumindest ist der Schnee gut gesetzt. Die Grödel sind aber unverzichtbar. Die geführten Touren und ich wechseln uns an der Spitze immer mal wieder ab, und ganz langsam werden die Nebelfetzen etwas lichter. Es ist ganz anders als erwartet, letztes Jahr um die Zeit war feinster, schneefreier Sommer hier oben, aber es macht irre viel Spaß durch diese Schneewüste mit den sanften Hügeln zu stapfen. Ab und an ist vor einem auf einem der Hügel einer der Skitouren-Pfosten erkennbar und weist die Richtung. Kurz vor dem Riemannhaus klart der Himmel dann kurz ein wenig auf, und im Sonnenlicht ist alles noch einmal anders und genauso schön. Ein paar Skispuren zeigen, wie nah Winter- und Sommersaison beieinanderliegen können. Kurz nachdem ich am Riemannhaus ankomme, beginnt es zu nieseln. Ich warte trotzdem noch auf der Terrasse ab, dass die geführten Gruppen versorgt sind und wieder weiter gehen. Irgendwann tauchen dann auch die beiden Ultraschwerwanderer auf und erzählen eine abenteuerliche Geschichte von Nebel und Hagel, Versteigen am Viehkogel, hektischem Biwak zwischen Latschen und Umzug im Gewitter auf der Flucht vor Ameisen... Zumindest sind sie unbeschadet, wenn auch etwas müde, aber das tut ihrem Enthusiasmus keinen Abbruch und sie wollen unbedingt gleich weiter nach Maria Alm. Ohne Grödel, durch die schneegefüllte Rinne. Immerhin werden sie das Glück haben, dass die Gruppen vor ihnen schon Tritte gesetzt haben. Ich dagegen esse den obligatorischen, traumhaft fluffigen Kaiserschmarrn, trinke einen Kaffee, lungere entspannt herum, schreibe die ersten Tournotizen, esse wieder und spiele dann mit einer Gruppe junger Sachsen Karten bis es Zeit ist, ins Bett zu gehen. Der Hüttenwirt, lerne ich noch, hat die letzten zwei Tage eigenhändig die schwierigen Stellen am Abstieg freigeschaufelt und neu befestigt, weil die zuständige Sektion so spontan niemand dafür hatte. Ein wenig unausgelastet fühle ich mich nach der kurzen Etappe, aber das wird sich schnell ändern.2 Punkte -
Ich hatte die Kiprun Light von Decathlon. Hab sie wieder umgetauscht. Gut war: Sie hat riesige Belüftungsschlitze, so konnte man sie auch angenehm als Windjacke tragen. Leicht Material wirkt stabil Schlecht war: Haupt-Reißverschluß ist nicht wasserdicht! (der für die Brusttasche schon!) Sie hat einen komischen Schnitt, so dass sie an mit immer hochgerutscht ist. Die Kapuze, bzw. deren Schnur-Mechanismus ist doof. Jedenfalls war sie super als Windjacke und bei leichtem Regen. Als dann doch mal ein Tag kam, an dem es geschüttet hat bin ich richtig naß geworden. Einmal durch den Reißverschluß und durch das Wasser was am (hochgerutschen) Rücken gekommen ist.1 Punkt
-
Ich war auch Ende April/Mai dort unterwegs. (Trip Report bei Reddit!) 1. Mit Insekten hatte ich gar keine Probleme. Nur einmal mit Zecken auf der Talroute. Weiß nicht, ob das später im Jahr eins wird? Ist generell aber ne windige Gegend, das mögen Mücken ja nicht so. 2. Ich war mit Zelt unterwegs. Hab ich auch nicht bereut, es kann schon sehr nass und windig sein. Wie gesagt: Mücken waren kein Thema, würde mir eher Sorgen um die Elemente machen. 3. Wasser gab es reichlich, wobei man auch immer in der Nähe der Zivilisation ist, man kann also in Gasthäusern, Supermärkten usw. etwas bekommen. Ansonsten gibt es halt zahlreiche Bäche und Seen. Allerdings sind dort auch überall Schafe. Ich würde aufs filtern nicht verzichten! Beschilderung ist gewissermaßen nicht vorhanden. Das gilt nicht nur für den Snowdonia Way - der ist gar nicht ausgeschildert - sondern auch insgesamt ist die Zahl der Wegweiser sehr spärlich. Kein Vergleich zu den deutschen Wegen oder den Alpen. Unbeding etwas zur Navigation mitnehmen. Hab das Smartphone mit den Explorer Maps benutzt. Wenn Du Zeit hast, unbedingt die Klettertoute am Tryfan mitnehmen. Hat Spaß gemacht!1 Punkt
-
Eine leichte Säge ist schnell gebaut. Bisschen Kydex kaufen, ne Schraube und 2 Unterlegscheiben und ein Blatt einer Säge eurer Wahl. Mit dem Kydex eine Scheide die gleichzeitig auch Griff ist formen.... Kompakt und bis auf den fehlenden Einklappschutz praktikabel. LG1 Punkt
-
OT:WAS? es gibt neue ausrüstungsgegenstände bei der bundeswehr....1 Punkt
-
Ich auch ... Ja so würde ich das auch empfehlen. Meine Bilder vom südlichsten Teil sind hier.1 Punkt
-
Das ist weniger das Problem als für das Hirn, was da so im Essen al Alu rumschwimmt... Schau dir "Trangia Topf Alu UL HA" an. Gibts aber anscheinend nur bis 1,75l...dafür dürften die Stapelbar sein und leichter dürfte es nicht gehen. Mit zwei Feuerstellen gleichzeitig dürfte die Kochzeit auch runter gehen. Großer Topf = große Verluste1 Punkt
-
Schlaf-Setup bis -5?
Würdsogern reagierte auf cico für Thema
Bei einem Schlafsack ist, wenn man richtig plant, erstmal nur der Komfortbereich interessant, beim den anderen Temperaturen ist es wahrscheinlich, dass du schon frierst. Ich würde versuchen, so wenig Geld wie möglich in Nachbesserungsversuche zu stecken. Ein zukünftiger, wärmerer Schlafsack wäre vermutlich auch leichter. Hier mal die Schlafsack FAQs und allgemeines über Isomatten im Nachbarforum: https://www.outdoorseiten.net/wiki/SchlafsackFAQ https://www.outdoorseiten.net/wiki/Isomatte1 Punkt -
danke! die seite kannte ich noch gar nciht.1 Punkt
-
https://www.decathlon.de/p/gurteltasche-travel-kompakt/_/R-p-142987?mc=8356619&gclid=CjwKCAjwtO7qBRBQEiwAl5WC2-pGNnr4ao6qMxE3Z4siN9N7SrFlLqhCxn2Nu7zU0kIJKbuoNKCtrRoCl_AQAvD_BwE Hab ich. Tut.1 Punkt
-
Alles außer einem Bart ist Luxus!1 Punkt
-
Herzlichen Dank für deinen tollen Fotos und den spannenden Bericht. Ich habe da teilweise mit dir mitgefiebert. Ich habe mir den Nordteil (Griespass bis Susa) der GTA fürs nächste Jahr vorgenommen und lese fleissig die aktualisierten Auflagen des Rothers und die von Bätzing, sowie Berichte wie diesen hier, auch wenn aus dem Südteil und bastle etwas an meiner Packliste. Ich sehe mich immer mehr darin bestärkt einen etwas unbekannteren Weg für meine längeren Wanderferien gewählt zu haben und bin froh, dass ich mich von meinem ursprünglichen Plan, einen der bekannteren Trails zu machen verabschiedet habe. Bis vor einigen Monaten war "GTA" für mich lediglich ein Videogame und so geht es wohl vielen Leuten. Diese Balance zwischen "man trifft mal einen anderen Wanderer, quatscht ein bisschen" und "keine Menschenseele" mag ich sehr. Ich plane aber mit Tarp loszuziehen und und alle paar Tage, nach Lust und Laune eine Unterkunft aufzusuchen. Einerseits um die Regionen finanziell zu untersützen und natürlich auch für eine Dusche, selber nicht kochen, die Batterien (die der Geräte oder meine) aufzuladen oder einfach mal wieder Menschen zu sehen. Auch möchte ich mehr Flexibilität und nicht um eine gewisse Zeit irgendwo sein zu "müssen". Ich denke das lässt sich auf der GTA gut verbinden. Meine Kentnisse der Italienischen Sprache beschränken sich auf ein absolutes Minimum (1-2 Sätze und einige Wörter). Wie seit ihr da durchgekommen? Habt ihr zuvor etwas italienisch gelernt? Gemäss Bätzing sei dort nicht viel mit Englisch, geschweige den Deutsch. Wie ist so das Angebot an Lebensmitteln in den Orten um seine Vorräte aufzustocken? Danke nochmals.1 Punkt
-
Tag 14 - Tarvisio - Rifugio Zacchi Auch hier ist das Frühstück italienisch knapp, aber ich bin deshalb nicht schlecht drauf. Auch nicht, als der kurze Abstecher durch die wilde Slizza-Schlucht gesperrt ist. Ich schicke die Info an die Threema-Gruppe weiter und folge dem geteerten Radweg in Richtung Bahnhof. Eine große Gruppe jugendlicher Langläufer mit Sommerski rauscht an mir vorbei. Immerhin, aber hier habe ich relativ viel Schatten, und nach einer Stunde laufe ich dann zwischen den paar Häusern von Aclete durch und biege in den Wald ab, wo es noch eine Spur angenehmer ist. Es kommt eine kurze Steigung, dann geht es auf angenehmem Pfad weiter, und nach einer halben Stunde öffnet sich das Blätterdach und die Postkartenromantik ist fast überwältigend, als ich auf den ersten der Lagi di Fusine mit dem Bergmassiv dahinter blicke. Der Weg führt zwischen den beiden Seen hindurch. Kühe grasen am Ufer, und die ein oder andere watet bis zum Hals hinein, um sich abzukühlen. Das habe ich zuvor noch nie so gesehen. Die ersten Tagestouristen mit mürrischem Blick und kreischenden Kindern kreuzen meinen Weg, aber hier ist es so schön, dass mich das gar nicht stören kann. Der zweite See ist nicht minder schön. Ich kühle kurz meine Füße ab, dann laufe ich zur Jausenstation Al Sette Nani und muss grinsen als ich die Bräu im Moos Liegestühle sehe. Als Kind sind wir oft mit den Verwandten zum Bräu im Moos geradelt, einer kleinen Brauerei mit Gasthof gleich um die Ecke. Das Beweisfoto nach Hause ist natürlich Pflicht. Ich gönne mir einen kalten Eistee und einen Cappuccino, fülle die Flaschen am Brunnen auf und mache mich an den Aufstieg. Der Weg ist hier schön, mit abwechslungsreichen Tritten und durch schönen Laubwald. Es gibt zwar auch eine Straße hoch für die Versorgung der Hütte, aber man kann ja beides haben, schöne Steige und hässliche Straßen. Die Zeit vergeht wie im Flug, aber als das Plätschern des Baches neben dem Weg von vielen Stimmen übertönt wird, sind auch meine 3 Liter Wasser schon wieder fast weg. Ich biege um die Ecke, und das Rifugio Zacchi springt mir farbenfroh ins Auge. Eine Horde Kinder macht einen Tagesausflug, aber sie sind gerade im Aufbruch begriffen. Schnell leer sich der Garten bis nur noch eine Handvoll Wanderer übrig ist. Ich bin hungrig. Ein ganz neues Gefühl! Nur ein Scherz. Als ich sehe, wie groß die Schüsseln mit der Minestrone con Orzo sind habe ich gleich unheimlichen Appetit auf Gemüse-Gersten-Suppe. Die ist auch richtig, richtig lecker. Und es ist ja erst 15 Uhr als ich damit fertig bin, rationalisiere ich meine Gefräßigkeit, quasi Mittag, und phantasiere schon von einem großes Abendessen mit mehreren Gängen. Die Zimmer sind geräumig, und es gibt reichlich Steckdosen. Hinter der Hütte wohnen ein Hahn und zwei Hennen. Ich rechne erst mal nicht mit Frühstückseiern. Wir sitzen lange draußen, trinken italienischen Wein und sehen zu, wie die Sonne die imposante Flanke des Mangart langsam rötlich färbt. Hier könnte man es aushalten, denke ich, und ich bin noch nicht ganz fertig mit dem Gedanken, da jucken die Füße schon wieder. Morgen kommt eine der spannendsten Etappen, die ein gutes Stück über schlecht markierten Pfad und wegloses Gelände führt und auch sonst als durchaus anspruchsvoll beschrieben ist.1 Punkt
-
Tag 13 - Rif. Nordio-Deffar - Tarvisio So gut das Abendessen auf italienischen Hütten ist, so mager fällt oft das Frühstück aus, und hier ist es keine Ausnahme. Immerhin gibt es nach einer kurzen, traurigen Stille doch noch ein paar Scheiben echtes Brot und nicht nur den abgepackten Zwieback, und dann wird der Morgen noch besser und jeder bekommt einen (kleinen) Pfannkuchen. Wieder geht es ein kurzes Stück durch den Wald und dann ohne Schatten hoch zu Feistritzer Alm. Die Hitzewelle in Europa erreicht ihren Höhepunkt, und schon am Morgen ist es auf 1700m brütend heiß. Die Kuhherde am Gatter zur Alm beäugt mich kritisch. Der mittlerweile obligatorische Holllersaft wird von einem Apfelstrudel begleitet. Ein Stromaggregat lärmt und lässt die Pumpe Wasser aus der Zisterne in die Tränke pumpen, und irgendwie passt der Kontrast zu dem aus Almromantik und Sauna-Gefühl. Ich muss weiter. Nein, müssen tue ich gar nichts, aber natürlich will ich weiter, drüber über den Karnischen Hauptkamm und hinunter nach Tarvisio. Es geht ein wenig auf und ab, und nach einer kleinen Hochfläche folge ich einem schönen, weichen Pfad abwärts. Jetzt geht der Weg angenehm durch Laubwald bergab, aber auch hier muss jeder Schritt sorgsam gesetzt werden, denn es lässt sich nur schwer erahnen, was unter der dicken Schicht aus glattem Laub liegt. Fast eine Stunde laufe ich so durch den Wald dahin, immer auf einer Zunge von der es links und rechts steil hinunter geht. Zum ersten Mal öffnet sich der Blick zum Ende des Tals hin, und ganz am Ende links wartet dann auch schon Tarvisio. Mittlerweile habe ich wieder andere Wanderer kennengelernt und wir laufen manche Abschnitte zusammen. Das letzte Stück in die Schlucht führt der Weg über gleichmäßige Serpentinen hinab, die für den ersten Weltkrieg von Hand gemauert und mit Feld verfüllt wurden, was eine unvorstellbare Anstrengung ist. Die Sonne brennt wie verrückt auf uns drauf, und obwohl ich mehrere Liter Wasser mitgenommen habe und unterwegs einen Hollersaft hatte, sind meine Reserven unten an der Straße angekommen fast aufgebraucht. Wir laufen zu dritt weiter, und dann kommt eine Furt durch den Wildbach an der man gefahrlos Wasser auffüllen kann, eine Gelegenheit, die sich keiner von uns entgehen lässt. Es ist klar und kalt, und an Tagen wie diesem ist Wasser eines der kostbarsten Geschenke. Eigentlich hatte ich in meiner Planung, die Etappen ab der Hälfte der Tour etwas zusammenzufassen um es vielleicht doch in der verfügbaren Zeit bis Triest zu schaffen. Heute sind die 200 zusätzlichen Höhenmeter durch die Abkürzung, zu der ich mich von einem meiner Mitwanderer verleiten lasse, schon mehr als genug. Endlich kommt aber Tarvisio in Sicht und die Motivation steigt wieder. Wir finden Zimmer im Albergo Al Cacciatore, wieder einmal eine Unterkunft, in der die Zeit stehen geblieben ist. Enge Zimmer, Badezimmer ohne Fenster und alles irgendwie so in das Bauwerk gequetscht, dass nichts ganz gerade ist. Der Wirt ist ein wenig mürrisch, aber dann doch schnell und hilfsbereit, und mit einem tiefschwarzen Humor gesegnet. Tarvisio ist auch so eine italienische Stadt, die einen schönen Teil hat und einen, der gerade dabei ist, sich aufzulösen. Alte Luxusläden stehen seit 20 Jahren leer und werden vom Zahn der Zeit zerfressen, und die Schere zwischen arm und reich ist gleich um die Ecke der schmucken Altstadt spürbar. Es ist irgendwie gar nicht vorstellbar, dass in so einer schönen Ecke des Landes auch so viele Probleme liegen. Die anderen gehen wo anders hin zum Essen, aber ich erledige noch ein paar Einkäufe, wasche meine durchgeschwitzten Klamotten damit sie bis morgen trocken werden und esse dann viel zu viel und super gut direkt vor Ort. Die Spaghetti Frutti di Mare könnten direkt an der Küste nicht besser sein und die Garnele darauf ist riesig, dann gönne ich mir noch eine Tagliata die auf der Zunge zergeht, einen Salat als Nachspeise nur der Vitamine wegen, Ehrenwort, und dann bin ich - habe ich eigentlich meinen Hiker Hunger schon erwähnt - endlich satt bis zum Rand und glücklich. Ich scherze mit der Wandergruppe aus der Pfalz herum, die auch hier übernachtet, wobei sich die Unterhaltung ganz tiefgründig um Rot- oder Weißwein und pur oder als "Scholle" dreht, wir werden kurz ermahnt leise zu sein, da oben die Bambini endlich schlafen sollen, und kurz nach 10 krieche ich dann selbst ins Bett und falle in einen komatösen Schlaf.1 Punkt
-
Tag 12 - Hermagor - Rifugio Nordio-Deffar Nach einem reichlichen Frühstück mit Cappuccino geht es zuerst eine Stunde angenehm am Ufer der Gail entlang, wo die Kühle vom Fluß die Hitze noch etwas im Zaum hält, dann wird der Weg aber wieder wie gestern. Auf Forststraßen geht es fast schattenlos durch liegende Bäume hoch, fast zwei Stunden lang, und erst das letzte Stück führt dann über Almwiesen zur Dellacher Alm hinauf. Auf der Dellacher Alm treffen sich eine ganze Reihe von Wegen, ein Stromaggregat brummt und versorgt die Pumpe, die Regenwasser aus der Zisterne in die Tröge für die Kühe pumpt. Es gibt einige alte Almhäuschen, die jetzt Ferienquartiere sind, und ein paar Almbauern aus der Umgebung schauen auf ein Bier vorbei. Ich mache auch eine kleine Rast und gönne mir einen "Hollersaft", wie man Wasser mit Holunderblütensirup in Kärnten üblicherweise nennt. Selbst gemacht, versteht sich, wie fast überall hier, kühl und lecker. Dazu eine Gulaschsuppe, die reichlich und richtig gut ist. Zu lange kann ich leider nicht hier sitzen bleiben. Der Weg führt über eine Steile Wiese und dann wieder in den "Wald", aber was von der Alm aus noch dicht und schattig ausgesehen hat, ist nicht anders als der bisherige Aufstieg. Noch einmal geht es 500 Höhenmeter fast ohne Schatten hinauf, und hier liegt noch mehr Totholz herum und erschwert das Vorwärtskommen. Teilweise ist es schwierig, den richtig Weg durch das Wirrwarr zu finden, denn kaum ein markierter Baum steht noch. Dazwischen sind Lichtungen mit Setzlingen aus dem Vorjahr, aber das trockene Frühjahr hat den jungen Bäumen so zugesetzt, dass kaum einer diesen Sommer überstehen wird. Hier wird die Klimaveränderung mehr als deutlich. Die labilen Monokulturen, die in minimal kühleren Zeiten noch funktioniert haben, kollabieren jetzt, und wir sind haarscharf vor einem Point of No Return. Der Boden verliert den Halt, die Hitze vernichtet neuen Bewuchs, und es gibt immer weniger Wasser, was den Prozess immer mehr beschleunigt. Ich bin ein wenig schwermütig, was auch die schöne Hochebene des Starhands mit seinen Pferden und dem satten Grün nicht ganz vertreiben kann, als ich die Dolinza-Alm erreiche, die der Wanderführer empfohlen hat. Die Hüttenwirtin ist aber den ersten Tag hier oben, denn der Schnee ist lange gelegen und die Wege mussten intensiv repariert werden, so ist sie bei weitem noch nicht bereit für Gäste. Ich folge daher ihrer Wegbeschreibung für einen Abkürzer und komme 5 Minuten später am Rifugio Nordio-Deffar an, jetzt schon in Italien. Die Hütte wurde komplett renoviert und ist richtig schön. Die Zimmer haben praktische Fächer mit Stauraum, und es gibt warme Duschen und vorzügliches italienisches Essen. Ich genieße meine Penne und ein Glas Rotwein und bin vorerst wieder mit meiner Umwelt im Einklang.1 Punkt
-
Zwei Tage Hüttentour zu siebt im Kaisergebirge. Rucksackgewichte zwischen 5,5kg und 13,5kg, inklusive Wasser und Klettersteigausrüstung. Alle Fotos von mir Wer experimentell und UL unterwegs ist, braucht dann auch ein dickes Fell. Der China-Schirm-Hut hat allerdings gut funktioniert. Sehr spannende Klettersteige... Die Tyvek-Jacke und die Loopo-Lite-Strapse tragen auch zur UL-Imagebildung bei. Der Jubiläumssteig bildete den krönenden Abschluss. Samstag Nachmittag dann Abbruch wegen Bettwanzenwarnung in der Herberge. Hat trotzdem ziemlich Spaß gemacht.1 Punkt
-
Bildeindrücke vom HW1
Wanderfisch reagierte auf Armin für Thema
Der Weg hat viele Namen: HW1, Schwäbischer Alb Nordrandweg, Albsteig oder wie auch immer er noch heißt... Bei den Fakten ist man sich aber ziemlich einig: ca. 360km lang und knapp 11000 hm Ich bin den Weg Ende Juli und Anfang August in 10 Tagen gelaufen und hatte viel Spaß, unglaubliche Ausblicke, ausreichende Einkaufsmöglichkeiten und ruhige Schlafplätze mit teilweiser grandioser Aussicht. Die Wegführung ist meist ziemlich gut. Man läuft auch oft Single Trails. Klar gibt es auch die ein oder andere Waldautobahn, aber für mich ist es völlig unverständlich, dass der Weg kaum begangen wird. In der gesamten Zeit habe ich 7 andere Wanderer getroffen, die mehr als einen Picknickausflug gemacht haben. Aber macht euch doch selbst einen Eindruck... Die Harburg thront über der Stadt Bei der Mittagspause kommt ein Hirte mit 600 Schafen vorbei. Teilweise erinnerte mich die Landschaft an Schottland. In einem Wildgehege standen rund 60 Wildschweine mit einigen Jungen auf dem Weg. Darunter 20 Junge und einige Keiler... Nach einiger Zeit und vielen Geräuschen sind sie schließlich in den Wald, allerdings erst als ich bis auf etwa 50 Meter bei ihnen war. Ganz schön gruselig... Zwischendurch kommt man immer wieder an Startplätzen für Paraglider vorbei. Für mich eine nette Abwechslung! Die für die Alb typischen Heuwiesen sieht man natürlich auch häufig. Der Breite Stein mit Blick auf die Burg Teck war für mich eines der Highlights! Da war ich freitags an einem lauen Sommerabend allerdings nicht allein. Solche Ausblicke sind mehr die Regel als die Ausnahme! Die Burg Teck von der anderen Seite. Und mal wieder Schafe... Von der Burg Hohenneuffen hab ich leider kein Foto. Aber das nächste Highlight folgt nur wenige Stunden später: Der Uracher Wasserfall... Morgenstimmung aus dem GWC, das mit treue Dienste geliefert hat. Ich habe tatsächlich mehr Tiereherden als Wanderer getroffen... Das Schloss Lichtenstein1 Punkt -
Wandern durch Waldbrandgebiet
Roiber reagierte auf Kalteicher für Thema
Ich besuche regelmäßig ein kleines Waldstück , das vor Jahren abgebrannt ist. Es ist eine kleine Fläche , aber sehr interessant zu sehen was sich dort wieder regt. Die größeren Waldbrandflächen in Deutschland sind meines Wissens doch wohl eher auf Truppenübungsplätzen! Die wird man wohl kaum betreten dürfen. Gruß, Christian1 Punkt -
Moin, @Ultralight82 Danke für den Tipp, aber 1. Ist das BW-Messer üppig schwerer als z. B.das oben gezeigte Vic lumberjack und 2. verschenkt das BWteil einiges an Säge durch den Flaschen/Dosenöffner vorn am Sägeblatt; ein so effektives Sägen ist das auch nicht ( ausprobiert, ehrlich). LG schwyzi1 Punkt
-
[IT] GTA 2018 vom Valle Maira bis Valle Gesso
Pfotentrail reagierte auf sja für Thema
Zum Schluss: Ich komme nach Hause und habe wieder das Gefühl, viel erlebt zu haben. Die Landschaft war toll und ich mag die Mischung aus Berghütten, aber auch weiter unten zu schlafen und von den Leuten vor Ort was mitzubekommen. Ich überlege beim Alpenverein mal einen Grundkurs "Alpines Bergwandern" zu machen, um vielleicht etwas weniger schnell mental gestresst zu sein Aber vielleicht braucht es auch einfach Erfahrung. Mit der nächsten Tour könnte ich schon bis ans Meer kommen, aber mir fehlt natürlich noch der ganze Norden! Da gibts jedoch Etappen, die mit "schwer" gekennzeichnet sind: am Griespass liegt wohl Mitte Juli noch viel Schnee, in die Gondoschlucht gehts steil und ausgesetzt, auf einer anderen Etappe sind Stellen mit Ketten gesichert, abgerutschte Stellen bei einer Querung... Höre zwar ganz häufig, dass es eigentlich auch nicht doller sein soll, als im Süden, aber mal sehen...1 Punkt -
[IT] GTA 2018 vom Valle Maira bis Valle Gesso
Pfotentrail reagierte auf sja für Thema
Samstag 28.07.2018 Ich frühstücke nochmal mit den Geschwistern, gehe auf den Markt in Entracque und dann geht's mit dem Bus nach Cuneo. Die Wirtin des Albergos zeigt mir, wo die Bushaltestelle ist, ich frage dort nochmal eine ältere Dame, ob ich richtig bin. Kurz vor Abfahrt frage ich nochmal jemand - und siehe da, Samstags fährt er wegen des Marktes nur am Ortseingang ab. Es ist aber noch so viel Zeit, dass ich da hinlaufen kann. Wahrscheinlich hat mich der Taxihinweis von Andreas "falls der Bus nicht kommt" aufmerksam werden lassen Cuneo ist ein wirklich nettes Städtchen, für einen sanften Ausklang sehr zu empfehlen. Und gefühlt waren 90% der Osterien/Trattorien "Slow Food" oder zumindest machten sie einen sehr attraktiven Eindruck...1 Punkt -
Freitag 27.07.2018 Rifugio Genova Figari - Entracque (490+200/1290+200 Hm) Heute ist mein letzter Wandertag. Ich habe mich unter anderem auf einen Tipp hin entschieden, direkt nach Entracque durchzulaufen und nicht im Posto Tappa San Giacomo zu übernachten. Entracque soll ein nettes Bergdörfchen sein, in dem man abends noch nett durch den Ort schlendern kann. Es wird zwar ein sehr langer Abstieg, aber ich kann früh los, da es im Rifugio Genova schon ab 6:30h Frühstück gibt. Falls es doch zu viel wird, kann ich immer noch in San Giacomo nach einem Bett fragen, oder ab da ein Taxi ordern. Das Albergo in Entracque kann ich leider nicht reservieren, da das Telefon nicht recht funktioniert. Werde es aber darauf ankommen lassen, da es nett wäre, dort nochmal mit den Geschwistern Basel/Friedrichshafen abends zu essen. Ich komme gut los, das Wetter is wieder prima. Werfe nochmal einen Blick zurück auf das Rifugio. Der Aufstieg zum Pass Fenestrelle (2463m) klappt gut. Zwar muss ich wieder kleine Schneefelder überqueren, aber sie sind flach und gespurt. Ich laufe zügig durch bis San Giacomo, denn nachmittags ist wieder Gewitter vorher gesagt und meine Etappe ist netto auf 7h angesetzt. Nach dem Pass ist der Weg auch gut zu gehen. In Sant Giacomo angekommen, freue ich mich aber auf eine Pause. In der Bar/Restaurant gönne ich mir eine kalte Cola (wer hätte das gedacht, dass ich da nochmal drauf stehe...) dann geht's weiter in den nächsten Ort. Zuerst an einem Campingplatz vorbei, dann an einem sehr schönen Weg am Bach entlang. Immer wieder etwas Auf und Ab. Irgendwann, wenn man nicht über den Pass nach Trinita will, kommt man über eine Brücke, dann am Stausee entlang (hier ein Stück Strässchen) nach Entracque. Das Problem nur: Die Brücke gibt es nicht mehr. Als ich nach knapp 1,5h an der Stelle ankomme, fehlt das Mittelteil. Ich zweifle wieder an meiner eigenen Kompetenz, vergewissere mich mit allen mir zu Verfügung stehenden Mitteln der Orientierung. Nein, da is keine andere Brücke. Ich überlege ganz kurz, ob man auch irgendwie anders über den Bach kommt. Glaube aber nicht, dass das Sinn macht. Der Bach hat Schmackes. Steine oder Untergrund sind bestimmt sehr rutschig und sehe mich schon mit allem Drum und Dran drin liegen und von der Strömung erfasst. Aber wie haben die Geschwister das gemacht? Sie sind vor mir losgegangen. Sind die gleich die Straße gegangen? Getrampt? Hilft nix, muss zurück und mir am Campingplatz ein Taxi rufen lassen. Trampen und nochmal 1 1/2h Straße ist mir zu anstrengend. Also im Auf und Ab wieder zurück. Es wird wieder dunkler am Himmel und ich will so schnell wie möglich am Campingplatz sein. Keine Lust nochmal ein Gewitter zu erleben. So quäle ich mich zurück, es ist sehr heiss, ich befinde mich ja im Tal. Halte immer mal Ausschau nach ner weiteren Brücke. Es gibt sogar eine provisorische Holzbrücke auf halben Weg, aber da ist ein fettes Schild: "STOP - Pericoloso!" Auch hier entscheide ich mich dagegen. An der Bar frage ich das sehr sympathische Pärchen, das den Campingplatz betreibt, ob sie mir ein Taxi rufen. Ich erkläre meine Situation und die Frau bietet mir sofort an, rumzufragen, ob jemand sowieso ins Dorf will. Eine ältere Frau will mit ihrem Mann und Camper 30min später abreisen und mich mitnehmen. Ich freue mich ziemlich und habe nichts dagegen, erstmal bei einem Kaltgetränk etwas runterzukommen. Der Campingplatz ist klein, ganz entspannt, familiär und super charmant. Solltet ihr mal mi Zelt in der Gegend sein... Die Fahrt mit dem Camper ist auch supernett, der Mann spricht ein wenig deutsch, ich ein wenig Italienisch und ich freue mich, dass aus solch einer Situation eine so nette Begegnung wird. Kurz vor dem Ort lassen die Beiden mich raus und es ist nicht mehr weit ins Albergo Pagari. Dort hängen die älteren Herrschaften in der Bar vor dem Fernseher. Tour de France? Als ich nach einem Zimmer frage, bin ich mir nicht sicher, ob sie sich wirklich vom Fernseher wegbewegen wollen ;-), aber ich bekomme eins. Sehr nett, typisch einfach, altmodisch. Gefällt mir aber sehr gut. Sogar mit Balkon. Als ich später durch das schöne Dorf schlendere, trotz müder Knochen, erfahre ich von den Geschwistern, dass es ein Schild gab, wo auf das Brückenproblem hingewiesen wird, es gab wohl ganz am Anfang eine intakte Brücke, aber man musste quasi Straße gehe. Das Schild habe ich nicht gesehen, weil ich einfach durch den Zeltplatz gelaufen bin und an der Stelle nicht ganz genau den offiziellen Weg geachtet habe. Aber - es hat sich alles trotzdem gelohnt, ich hatte nette Begegnungen und einen schönen Abend mit den Geschwistern. Auch Wirt und Wirtin sind wieder zum Schmunzeln. Die Wirtin pfeift beim Bedienen immer wieder vor sich hin, bestens gelaunt, der Wirt ist in seiner Erscheinung auch irgendwie ein Original, ohne das weiter ausführen zu wollen...1 Punkt
-
1 Punkt
-
1 Punkt
-
[IT] GTA 2018 vom Valle Maira bis Valle Gesso
Pfotentrail reagierte auf sja für Thema
Donnerstag 26.07.2018 Terme du Valdieri - Rifugio Genova Figari (1290/640 Hm) Heute ist viel passiert. Komme erst spät los. Um 9h bin ich beim Etappeneinstieg. Anfangs geht es gemütlich durch einen Buchenwald nach oben, irgendwann öffnet sich das Tal. Man hat Sicht auf die beiden Argentera Gipfel. Es geht später durch Blockgestein. An einer Stelle weiß ich nicht sofort, wo es weitergeht. Da hinter mir zwei Schweizer sind, die ich eh überholen lassen will, kann ich denen hinterher gehen. Später kurz vor dem Pass passiert mir das nochmal, da kommt von oben ein älterer super fitter Italiener vom Pass gehüpft, und zeigt mir, wo es lang geht. Aber es war eigentlich ein gut markierter Weg. Ich bin froh, als ich am Rifugio Morelli Buzzi ankomme und Pause machen kann. Das Rifugio, liegt kurz vor dem Pass sehr schön am Berg. Bislang war das Wetter super, ziemlich heiß sogar auf 2300m. Ich freue mich auf mein Panino und ein Kaltgetränk. Ich halte noch einen kurzen Schnack mit den 4 Norddeutschen, die grade aufbrechen. Nach meiner Pause breche ich glücklich und bestens gelaunt wieder auf. Ich sehe weiße Wölkchen kommen und will möglichst am Pass noch eine gute Aussicht haben. Am Colle del Chiapous (2526m) angekommen, sehe ich, dass dunkle Wolken am Himmel aufziehen. Hatte ich diese Woche schon mal, ohne dass was passiert ist, aber will trotzdem nach paar Minuten absteigen. Und ich werde nach kurzem immer schneller. Die dunklen Wolken werden so schwarz, dass mir langsam Bange wird und ich nicht mehr an den Himmel gucken mag. Im Laufschritt, so schnell es geht, springe ich den Berg hinunter. Die Wege sind ganz gut, aber ich weiß, ich muss trotzdem aufpassen. Mittlerweile grollt und donnert es auch mal, aber kein Blitz. Jetzt wird mir doch echt anders. Ich weiß, der Abstieg sollte nicht zu lang sein. 1-2h? Irgendwann fängt es an zu schütten und zu hageln, aber noch keine Blitze und kaum Donner. Ich laufe weiter. Über mir kreist immer wieder ein Heli. Irgendwann stoße ich auf die vier Norddeutschen, die unter einem Schirm stehen und warten. Sie haben die Ruhe weg. Wollen aber auch gerade wieder los. Verstehe nicht, warum sie gewartet haben, würde jeden Meter mitnehmen, um weiter unten zu sein - weg vom offenen vegetationslosen Berg. Unten muss ich über die Staumauer. Wieder ein Blitz, unter mir der Stausee. Fange an zu rennen, denke aber die Straßenlaternen, die wären sicher ein Blitzableiter. Auf der anderen Seite steht einer der Bremer, der auch nicht warten wollte. Es gibt da vom Wasserkradtwerk einen sicheren Unterstand. Wir warten eine Weile, denn Richtung Hütte, die schon zu sehen ist, sieht es nicht gut aus am Himmel. Aber so mit nassen Füßen habe ich ein ausgeprägtes Bedürfnis weiterzugehen. In dem sehr schönen Rifugio, das am Lago di Chiotas auf 2010m liegt, ist ordentlich was los. Nach einer heißen Dusche verbringe ich mit sehr netten Leuten einen sehr schönen Abend auf dieser Hütte.1 Punkt -
OT: Zwischendurch ein Rezept meiner unglaublich leckeren, selbstgemachten Riegel. Nicht pappsüss, liefern aber trotzdem Energie: 90 g Datteln (gut sind etwas subschige, sehr klein schneiden - evtl. geht das auch mit einer sehr guten Küchenmaschine?) 50 g gehackte geröstete Mandeln) 20 g gemahlene Mandeln oder Erdmandelflocken 10 g Amaranthpops 5 g Sesam 25 g Kokosraspel 1 EL Kokosöl Alles zu einem Teig verkneten. Das dauert recht lang. Man denkt erstmal, das hält nie zusammen, aber irgendwann dann doch! Zu einem Quader formen und in den Kühlschrank legen. Dort wird er dann fest. Anschließend kann man den Quader in mehrere Riegel schneiden.1 Punkt
-
[IT] GTA 2018 vom Valle Maira bis Valle Gesso
ChristianB reagierte auf sja für Thema
Mittwoch 25.07.2018 Pausentag in Terme di Valdieri Heute wandere ich nur vom Posto Tappa in das Albergo Tourismo und mache einen Pausentag. Ich hatte zwar ein unglaublich leckeres 4-Gänge-Dinner im Posto Tappa, aber ich war der einzige Gast. Das Albergo sah sehr nett aus und ich wohne gerne in so kleinen, etwas altmodischen Familienbetrieben. Der Wirt ist total nett, ich kann auch schon um 9h das Zimmer beziehen. Ich vertiefe mich eine Weile in eine Mappe mit sehr vielen interessanten Informationen über das Hotel, Geschichte, der Gegend, Fauna und Flora. Die Familie, die das Albergo betreibt, kommt 1930 nach Terme, wegen eines Jobs als Aufseher in dem alten Thermalbad "Royal Terme Reali di Valdieri". Nachdem es im Krieg zerstört wurde, musste was neues her, erst in Kooperation mit dem Alpenverein, dann eine eigene Pension. Ich mache mich auf, zu einem in der Mappe beschriebenen Spatziergang in ein Seitental. Ich merke, dass ich heute wirklich keine Lust auf Höhenmeter habe, aber ich kann ja auch nicht den ganzen Tag lesen. Nach einem Café in der Bar gehe ich noch in den Botanischen Garten "Valderia", betrieben vom Naturpark Seealpen, auf dem Gelände des "Englischen Gartens" aus dem 19. Jahrhundert. Darin befindet sich eine Sammlung vieler für die Region repräsentativen Pflanzenarten, aber so ganz ohne Infos zu den Pflanzen bin ich schnell durch. Ich frage noch nach einer Pflanze (The ancient king, "Saxifraga florulenta"), von der ich im Albergo gelesen habe. Sie wächst extrem langsam und blüht mit einer einzigen Blüte nur einmal in ihrem Leben, und das erst nach 30 oder 40 Jahren. Die Rangerin zeigt sie mir und erzählt noch ein bissl was dazu. Sie sieht recht unspektakulär aus, die Blüte ist recht groß, an einen langen Stiel im Verhältnis zur Pflanze, denn in den Bergen stehen die Blumen in starker Konkurenz zueinander und müssen sehr attraktiv für die Insekten sein. Ich hoffe, ich habe das alles richtig verstanden.., Dann widme ich mich auf der Terrasse des Albergos meinem Buch und warte aufs Essen. Ich bin der erste Gast im Speisesaal und es ist herrlich, die nach und nach eintrudelnden Gäste zu beobachten. Keine Weitwanderer, zwei ältere alleinreisende Damen, zwei oder drei Paae und ein größere Familie Alles ItalienerInnen glaub ich. Die Nacht wird unterbrochen von einem ungewöhnlichen Besuch. Ich wache von einem Rascheln auf und erschrecke mich als ich sehe, dass ein Eichhörnchen durch meine Zimmer flitzt, genauer gesagt, durch meine Ziplocks. Ich nehme an, es ist auf der Suche nach etwas Essbarem.1 Punkt -
1 Punkt
-
[IT] GTA 2018 vom Valle Maira bis Valle Gesso
ChristianB reagierte auf sja für Thema
Montag, 23.07.2018 Sant' Anna du Vinadio - Rifugio Malinvern (810/1000 Hm) Zum Montagmorgen gehört eigentlich noch der Sonntagabend. Der Grund, weshalb ich schlecht aus den Federn komme ist, dass ich am vorabend viel zu lange im Internet rumdaddle und mich etwas verrückt mache. Ich lese in einem Reisebericht von 2014, dass da auf der morgigen Etappe mehrere Schneefelder waren. Das letzte musste sogar umklettert werden - auch Ende Juli. Da ich gehört habe, dass es im Mon Viso Gebiet dieses Jahr im Juli (?) auch Schneefelder gab, bin ich leicht panisch. Ich habe noch nie ein Schneefeld überquert, naja bis auf vorgestern, was semi erfolgreich war. Schneefeld umklettern? Never ever. Lieber lasse ich die Etappe ausfallen, denke ich. Das hieße aber auch, dass ich morgen nicht nach Malinvern laufen kann/muss. Denn von dort geht es nur weiter oder zurück. Dann kann ich gleich von hier den Bus nach Terme di Valdieri nehmen. Aber das will ich ja aber eigentlich auch nicht. Ich erinnere mich, dass bei "Outdoorseiten.de" ein Typ geschrieben hat, dass er kurz vor mir, eine ähnliche Strecke geht. Ich schreibe ihm schnell (und sicherheitshalber gleich auch noch der Hüttenwirtin von Malinvern) und frage nach. Zu meiner großen Freude und Erleichterung habe ich nach dem Aufwachen eine Antwort im digitalen Briefkasten. Er schreibt, es kein Problem, ich solle mir die Etappe nicht entgehen lassen. Schnee gibt es, ist aber er ist nicht schwer zu begehen und auch gespurt. Puh. Auch Katy von der Hütte schreibt, kein Problem. Das beruhigt mich wirklich. Also gehe ich an dem Tag los, wegen dem gemaile etwas später als sonst, aber das Wetter soll ja gut sein. Die heutige Etappe ist zum einen geprägt durch den Weg auf dem Grenzkamm. Linker Hand Italien, rechter Hand Frankreich, permanent ein unglaubliches Bergpanorama. Später lese ich bei Bätzing von einem "Grat"auf 2300m. Wenn ich das so vorher gelesen hätte, hätte ich mich sicher wieder angestellt. "Grenzkamm" klingt irgendwie nicht so schlimm. War total easy und der Ausblick wunderschön. Dann komme ich zum Colle della Lombarda (2350m). Hier treffe ich auf viele Rennradfahrer, die auf den Pass schnaufen. Ich laufe ein Stück auf der Straße, die so wirkt, als wäre sie nur für die "cicliste" gebaut worden. Schmal, kaum Autoverkehr. Ich steige rechts in Serpentinen einen relativ steilen, steinigen Berg hinauf. Ziel ist der Passo d'Orgials (2600m). Beim Abstieg gibt es eine kurze, aber steile, rutschige Stelle, als es um die Kurve geht - und das sage nicht nur ich hinterher...! Auch vor dem Pass finde ich es schon ganz schön alpin, was gleichzusetzen ist, mit "mental etwas angespannt", aber alles durchaus noch im Rahmen. Auf der anderen Seite dieses hübschen Steinhaufens kommt man an den Laghi della Vallettta vorbei. Die Aussicht bleibt toll. Durch einen Lärchenwald gehe ich zum wunderschön gelegenen Rifugio Malinvern. Die Kinder, die hier ein Zeltcamp machen, läuten die Glocke, die vor dem Rifugio hängt. Dies soll vermutlich die Ankunft neuer Gäste ankündigen. Zu bemerken bleibt noch, dass das Rifugio von Katy, einer sehr netten Wirtin betrieben wird. Katy zaubert uns zum Abendessen ein vorzügliches Polenta mit Gorgonzolasauce. Außerdem kommen 4 neue GTAler aus Brenen an. Sie waren auch schon mehrmals auf der GTA unterwegs und werden am nächsten Tag auf einer anderen Hütte übernachten, aber vielleicht sehe ich sie noch mal wieder?1 Punkt -
Sonntag, 22.07.2018 Strepeis - Sant' Anna di Vinadio (1180/430Hm) Gestern Abend habe ich mich wohl bei der Hüttenwirtin vom Albergo Strepeis unbeliebt gemacht. Ich habe Frühstück für 7h erbeten, das fand sie gar nicht gut. Immerhin auf 7:30h hat sie sich eingelassen. Hätte es ja auch ausfallen lassen, aber das wollte sie auch nicht. Letztendlich saßen noch 2 italienische Mountainbiker um 7:30h beim Frühstück... 8:15h gehts dann los. Heute nehme ich nicht die "Original GTA-Etappe", die durch das Insciauda-Seitental führt, sondern gehe durch das Tessina-Tal und über den Passo Tessina (2400m). Ich gehe die San Bernolfo-Straße talaufwärts. Nach 45min gehts links zur Grange Marina ab, einem schönen Wasserfall. Der Weg durch den Wald ist hier nicht sonderlich ausgeprägt, aber ich kriege es hin. Lange gehts dann am Bach entlang. Ich stapfe durch den Weg der dicht bewachsen ist, bevor sich das enge Tal weitet und eine sehr schöne Bergkulisse bietet. Nach einem kurzen Steilstück erreicht man eine Hochterasse mit Moorbiotop und See. Hoch gehts zum Passo Tessina. Von dort ist es nicht mehr weit zum Kloster Sant' Anna, zu dem auch eine Straße führt.. Das - und die Tatsache, dass Sonntag ist, führen dazu, dass es da oben vorbei ist mit der Ruhe. Italienische Großfamilien tummeln sich lautstark am Pass, auf der nachfolgenden Militärpiste und an den beiden Bergseen. Noch krasser wird es beim Kloster selbst. Absoluter Ausflugsrummel. Picknick auf dem Parkplatz, Schlangen an der Bar. Ich trinke in der Bar trotzdem eine heisse Schockolade. Tatsächlich enthält die so viel Schockolade, dass der Löffel fast stecken bleibt. Ich verschwinde aber wenig später in meine Zelle, da mir der Lautstärkepegel eindeutig zu stressig wird. Einen kurzen Besuch statte ich noch der Kapelle ab. Interessant finde ich, dass die Wände voller kleiner selbstgemalter oder selbstgezeichneter, fotografierter Bilder hängen. Ganz häufig ist ein Auto drauf zu sehen, das einen Unfall nicht gut überstanden hat oder Babies, bzw. andere Alltagssituationen. Es scheinen irgendwie Bilder zu sein, die eine Art Danksagung ausdrücken. Sie sind mit den Worten "Grazie Santuario" unterschrieben. Das Abendessen findet in einem nüchternen Speisesaal statt. Es wird immer wieder von einem unangenehmen Ton unterbrochen. Ich denke, es sind Rückkopplungen der Lautsprecheranlage... Beim dritten Mal schaue ich den Kellner fragend an und deute auf meine Ohren, er fragt mich tatsächlich, ob ich Ohrenschmerzen hätte. Als ich ihn auf das unangenehme Pfeifen aufmerksam mache, erklärt er mir, das sei das Zeichen, dass im Backofen irgendwas fertig sei. Nun gut. Kurz darauf zieht er mir mein noch nicht ganz leeres Weinglas unter der Nase weg. Tja wieder mal Feierabend. Aber - der Pfarrer hat uns noch nett begrüßt und gefragt, woher wir Schäfchen denn kommen. Ich würde sagen, da hatten wir noch Glück, habe von anderen Wanderern gehört, die intensivst nach ihrem Glauben befragt wurden...1 Punkt
-
[IT] GTA 2018 vom Valle Maira bis Valle Gesso
Pfotentrail reagierte auf sja für Thema
Donnerstag 19.07.2018 Pontebernardo - Sambuco (350/480 Hm) Heute steht nur eine kurze Etappe an. Etwas oberhalb des Stura-Tal soll es in 3:30h nach Sambuco gehen. Sambuco ist ein Dorf mit immerhin 85 Einwohnern. (Mitte des 19. Jahrhunderts waren es noch 1000). Die Familie Bruna ist hier sehr präsent. Bartolo Bruna ist Chef der Osteria della Pace (Hotel und Posto Tappa), Sohn und Tante betreiben Bar und Lebensmittelladen (man muss klingeln, wenn man was kaufen will...). Im Stura-Tal hat die Wanderschafhaltung Tradition. Spezialität ist das Fleisch der Schafrasse "Razza Sambucana". Die Schafrasse ist durch die starke Abwanderung der Bauern vom Aussterben bedroht und erlebt durch die "Slow Food Bewegung" einen Aufschwung. Der Weg durch das Tal ist damit einhergehend auch mit einem schwarzen Schaf auf weißem Grund markiert. Sambuco ist also auch bekannt für gutes Essen und die Zubereitung dieses Fleisches. Hm, ich habe vegetarisch vorbestellt..., letztendlich esse ich aber doch Fleisch. An diesem Abend werde ich nicht allein im Posto Tappa sein. Ein älterer Mann aus München, der beeindruckend fit und 4 Wochen unterwegs ist, hier und da noch einen Gipfel mitnimmt und eine Frau leisten mir bei einem mehrgängigen leckeren Abendessen Gesellschaft. Die beiden beenden in Sambuco ihre Tour.1 Punkt