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Ultraleicht Trekking

Wien - Nizza. In 78 Tagen durch die Alpen.


berghutze

Empfohlene Beiträge

@LogosEin paar Rote-Via-Alpina-Wanderer habe ich unterwegs auch noch getroffen. Großer Respekt!

Ich war ziemlich froh, dass ich nicht früher gestartet bin. Soweit ich das mitbekommen habe, mussten alle, die früher unterwegs waren, beim Karnischen Höhenweg umplanen.

Die rote Linie ist der heruntergeladene gpx-Track/die geplante Route (habe meine tatsächlich gelaufene Strecke nicht getrackt).

Der Weg scheint wohl aufgegeben worden zu sein. Wäre wirklich hilfreich gewesen, wenn irgendwo ein Schild mit einer Wegsperrung gestanden hätte...

Alternativ würde ich glaube ich gar nicht nach Falzeben gehen, sondern schon viel früher nach den Stoanernen Mandl Richtung Hafling-Dorf abbiegen (Wanderweg 2?) und von dort nach Meran laufen (müsste man sich natürlich noch mal genauer anschauen).

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@berghutzeJa ich schaus mir dann nochmal an. Die Gondel ist ja Teil der offiziellen Route, insofern wärs auch kein Problem die zu nehmen. Aber ich geh halt gern zu Fuß und außerdem continuous footpath und so weiter :D

Danke für die Infos auf jeden Fall. Jetzt aber wieder zurück zu deinem Hike!! B)

OT: Achso ja: es gab nicht viele VOR mir auf dem Hike und was hinter einem passiert bekommt man ja kaum mit. Eine deutsche Instagrammerin die vor mir war ist recht schwer abgerutscht auf nem Schneefeld mit Helirettung usw.. War aber noch in Slowenien.

Für mich wars schon machbar, war aber auch vorher schonmal auf Schnee unterwegs.

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Tag 36 (20.07.) Meran bis GH Giggelberg, 20 km

Meran hätte sich natürlich für einen Pausentag angeboten, aber irgendwie war mir mehr nach weiterwandern. Ein gemütliches Frühstück musste allerdings drin sein und so startete ich erst spät. Mit Schrecken stellte ich dann fest, dass Meran auf nur 340 m liegt und mir ein ordentlicher Aufstieg bevorstand. Nichtsdestotrotz verzichtete ich als eine der wenigen auf Bus und Seilbahn und machte mich zu Fuß auf den Weg. Der Aufstieg war ganz okay, vor allem verglichen mit dem schrecklichen, schrecklichen Abstieg vom Vortag. Ich kam allerdings ziemlich ins Schwitzen, denn das Wetter, das seit dem vorletzten Tag auf dem Karnischen Höhenweg ziemlich durchwachsen und in den Dolomiten eigentlich durchgehend schlecht gewesen war, zeigte sich von seiner besten Seite und es schien endlich mal wieder die Sonne. Das sollte die nächsten drei Tage auch so bleiben. Danach stand mir eine ziemlich üble Schlechtwetterperiode bevor – das wusste ich zu diesem Zeitpunkt zum Glück aber noch nicht. Etwa 10 min vor Erreichen der Seilbahn-Station (Hochmuth) hatte jemand dann ein wunderbar kühles und total leckeres Melissen-Getränk gegen eine Spende bereit gestellt. Bester Aufstieg aller Zeiten! :D

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Weiter ging es auf den Meraner Höhenweg. Die ersten 10 Minuten war Gänsemarsch angesagt, dann kam die erste Einkehrmöglichkeit. Es wurde zwar nicht einsam, aber von Alm zu Alm leerte sich der Weg immer mehr. Auf dem Höhenweg ging es gemächlich auf und ab, trotzdem war ich irgendwie total müde und beendete den Tag an dem wunderschön gelegenen Gasthaus Giggelberg. Von hier, wie auch von verschiedenen Aussichtspunkten auf dem Weg, hatte man einen wunderbaren Blick ins Tal, zurück nach Meran und auch in Richtung der Ortler-Gruppe, auf die es in den nächsten Tagen weiter zu gehen sollte.

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Einzig möglicher Kritikpunkt war, dass es in der Sonne etwas zu warm und im Schatten etwas zu kühl war. Am Gasthaus Giggelberg traf ich auf eine Gruppe E5-Wanderer, die lautstark von ihrer heldenhaften Alpenüberquerung berichtete. Darüber konnte ich nur müde lächeln – aber das behielt ich für mich ;).


Tag 37 (21.07.) GH Giggelberg bis Goldrain, 29 km

An Tag 37 fühlte ich mich wieder fit. Auf dem Programm stand das (für mich) letzte Stück Meraner Höhenweg und dann der Vinschgauer Höhenweg. Zuerst ging es durch die Schlucht der 1.000 Stufen (hört sich spektakulärer an, als es tatsächlich war). Dann folgte der Abstieg nach Naturns, da es zwischen Meraner und Vinschgauer Höhenweg leider keine direkte Verbindung gibt. Naturns verfügt über einen gut sortierten Supermarkt, weshalb ich dort meine Zuckerspeicher mit Eis, Schokolade und Tiramisu wieder auffüllte.

Ein kurzes Stück ging es an einer ziemlich viel befahrenen Straße entlang, dann kam ich an einem sehr ansprechenden Bauernladen vorbei. Dort wäre es bestimmt gesünder gewesen, aber ich wollte nicht gleich den nächsten Fressstopp einlegen. In der größten Hitze machte ich mich an den Wiederaufstieg. Unterhalb von Schloss Juval ging es nach oben - Reinhold Messner traf ich aber nicht. Schon nach 200 oder 300 hm wurde es aber wieder gemütlich, da es einen Waalweg entlang ging (Waale: Bewässerungsanlagen im trockenen Vinschgau).

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Apropos Vinschgau: Falls irgendjemand nicht ganz klar ist, wo die Äpfel im Supermarkt eigentlich herkommen... So sieht das ganze Tal aus.

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Es ging kontinuierlich weiter nach oben. Unterwegs legte ich nochmals eine Rast an einer sehr netten Hofschenke ein, wo es außer eigenem Wein auch eigene Säfte gab. Der Tag war nicht spektakulär, aber irgendwie trotzdem schön – was nicht ganz unmaßgeblich an dem guten Wetter gelegen haben dürfte. Der Ortler rückte auch immer näher:

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Das gute Wetter wollte ich außerdem nutzen, endlich mal wieder zu zelten und hatte geplant, mir bei einer Ruine (Zuckbichl) ein schönes Plätzchen zu suchen. Und nachdem ich gegen 16:30 Uhr endlich alle Aufstiegs-Höhenmeter hinter mich gebracht und gerade nochmal 2 l Wasser extra zugeladen hatte, stieß ich auf dieses Schild:

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Ein Blick auf die Karte verriet, dass mir nur der Abstieg um rund 1.000 hm ins Tal blieb. Ich war ziemlich unglücklich und kurz davor die Gondel zu nehmen. Stattdessen nahm ich mir eine kleine Auszeit und telefonierte ein Weilchen mit einer Freundin, die mich zurecht darauf hinwies, dass ich mich später vermutlich ärgern würde, wenn ich jetzt die Gondel nehme. Schon wieder aufgemuntert und besser gelaunt stieg ich also nach Goldrain ab. Dort war alles ausgebucht oder sauteuer. Gegen 19:20 Uhr lief ich schließlich auf dem dortigen Campingplatz ein. Zum Glück traf ich noch den Platzwart an (eigentlich schließt die Rezeption um 19 Uhr), der zwar nicht sehr nett war, mir aber noch ein Plätzchen gab - wofür er mir 20 EUR abknöpfte, für einen wirklich nicht besonders tollen Campingplatz. Etwa eine Stunde, nachdem ich angekommen war und mein Zelt aufgebaut hatte, ging nebenan (Apfelplantage - was sonst) die Bewässerungsanlage an. Bis 2:30 Uhr. Bewässerungsanlagen können sehr laut sein. Ich weiß wirklich nicht, warum Leute auf Campingplätzen zelten. Man hat alle Nachteile, die mit Zelten verbunden sind, aber keinen der Vorteile. Irgendwie hatte ich mir das Ende dieses Tages anders vorgestellt.

 

Tag 38 (22.07.) Goldrain bis Stilfs, 27 km

Ich war wenig motiviert, gefühlt zum dritten Mal den selben Hang aufzusteigen (nach dem Aufstieg aus Meran und aus Naturns). Und so entschied ich, statt auf dem Vinschgauer Höhenweg (eigentlich wäre es dort nochmal eine ordentliche Tagesetappe lang gegangen) durchs Tal nach Prad zu laufen. Um nicht in der größten Hitze durchs Tal stiefeln zu müssen, startete ich früh. Zunächst wollte ich dem (laut Routenplaner) kürzesten Weg folgen, wurde dann aber mitten durch Apfelplantagen geschickt. Dort fühlte ich mich nicht so wohl, da ich Zweifel hatte, ob das im Sinne der Südtiroler Apfelbauern war und entschied mich für den Fahrradweg. Das stellte sich als ziemlich zäh heraus. Mit einem Podcast schaffte ich es aber bis Laas (~ 10 km).

Zur Aufrechterhaltung der Moral legte ich dort eine Pause ein mit Stopps bei Bäcker 1 (Donauwelle, Cappuccino und frisch gepresster Orangensaft), Supermarkt (Schokolade und Limonade), Bäcker 2 (Schokocroissant, nicht lecker) und in einem Café (Cappuccino und gemütlich sitzen). Der Effekt von Koffein und Zucker war faszinierend. Das nächste Stück bis Prad (~ 10 km) liefen meine Beine in ordentlichen Tempo praktisch von allein :).

Es ging vorbei an Apfelbäumen,

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Apfelbäumen

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und Apfelbäumen.

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Ich bitte zur Kenntnis zu nehmen, dass ich versucht habe, diese möglichst abwechslungsreich zu fotografieren :-). Zwischendurch ging es immerhin auch mal ein Stück an der Etsch entlang, die hier erfreulicherweise nicht begradigt war.

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Da sich in Prad der letzte Supermarkt für die nächsten 90 km befand, stockte ich dort meine Vorräte auf (und das vor dem Aufstieg aufs Stilfser Joch...). Als ich gerade mein ebenfalls im Supermarkt erstandenes Mittagessen mampfte (und darüber philosophierte, dass die Anzahl der konsumierten Kalorien umgekehrt proportional ist zur effektiven Gehzeit), zog ein ordentlicher Platzregen durch Prad, aber ich konnte mich zum Glück unterstellen.

Danach war es ziemlich schwül, aber ich machte mich dennoch auf den Weg nach Stilfs und brachte damit die ersten knapp 400 hm des Aufstiegs zum Stilfser Joch hinter mich. Hier quartierte ich mich - quasi zur Entschädigung für die Wegsperrung und den blöden Weg durchs Tal - in einem sehr netten Hotel ein, das zwar nicht ganz günstig, aber sein Geld definitiv wert war. Unterwegs bekam ich nochmal ein paar Tropfen ab, aber das Wetter hielt. Als ich dann schon im Hotel war, zog nochmal ein Gewitter durch, aber ich war dem Regen den ganzen Tag entkommen :-).

 

Tag 39 (23.07.) Stilfs bis Lago di Cancano, 33 km

Tag 39 war ein wunderbarer Wandertag, bei dem ich aus dem Strahlen nicht herauskam. Nach einem fantastischen Frühstück (ich hätte gerne noch mehr gegessen, aber dann wäre ich den Berg nicht mehr hochgekommen) ging es spät los. Die noch fehlenden 1.500 hm zum Stilfser Joch (bzw. für Wanderer zur Dreisprachenspitze auf 2.843 m) lief ich dann in einem Rutsch durch mit nur kurzen Fotostopps. Das Wetter war super, die Sicht auf den Ortler wurde immer besser und als Bonus gab es ein paar Murmeltiere.

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Irgendwann kam auch die Passstraße in Sicht, von der zum Glück nicht allzu viel zu hören war. Der Trubel am Stilfser Joch war unfassbar: Würstchenbuden, Souvenir-Stände und unendlich viele Motorrad- und Fahrradfahrer. Irgendwie war dieses Spektakel aber auch faszinierend und ich stieg die paar Höhenmeter von der Dreisprachenspitze zum Stilfser Joch ab, um die Veranstaltung aus der Nähe betrachten zu können.

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Auf der anderen Seite ging es dann – wieder in Ruhe und Einsamkeit – in ungefähr unendlich vielen Serpentinen für eine gute halbe Stunde durch die Schweiz weiter zum Umbrail-Pass und dann ein Stück hoch zur Furka-Scharte (Italien). Dort traf ich auf einen Schweizer, der die komplette rote Via Alpina wandern will und im Mai in Monaco gestartet war.

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Danach ging es nur noch abwärts Richtung Lago di Cancano, einem Stausee, der eine tolle Farbe hat. Dort kam ich ziemlich erledigt an, an diesem Tag hatte ich mal wieder zu viel Sonne abbekommen.

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Bearbeitet von berghutze
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Ich kann mich nur anschließen: Es macht sehr Spaß deinen Bericht zu lesen und die Bilder zu genießen.

vor 8 Stunden schrieb berghutze:

Schon wieder aufgemuntert und besser gelaunt stieg ich also nach Goldrain ab. Dort war alles ausgebucht oder sauteuer. Gegen 19:20 Uhr lief ich schließlich auf dem dortigen Campingplatz ein. Zum Glück traf ich noch den Platzwart an (eigentlich schließt die Rezeption um 19 Uhr), der zwar nicht sehr nett war, mir aber noch ein Plätzchen gab - wofür er mir 20 EUR abknöpfte, für einen wirklich nicht besonders tollen Campingplatz.

Bei unserer Alpenüberquerung 2020 waren wir auch auf diesem Campingplatz (https://osm.org/go/0C6aUn58l--?m=) in Goldrain und haben ein paar Pausentage eingelegt. Und soweit ich sehe, ist das der einzige in Goldrain. Damals war der Platzwart sehr freundlich.

Vielleicht hatte er nur einen schlechten Tag gehabt ;-)

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Tag 40 (24.07.) Lago di Cancano bis Bivacco Pian del Lago, 35 km

Die Wettervorhersage war mäßig und ich wanderte in ziemlich trübem Wetter los. Es war gleichzeitig diesig und neblig und vor allem hing irgendwie ein Schleier. Das Wetter färbte auf mein Lauftempo ab und ich war ziemlich lahmarschig unterwegs. Die ersten ~ 10 km war zudem weder der Weg, noch die Aussicht besonders toll. Etwas Abwechslung boten diese beiden Wachtürme, zwischen denen der Wanderweg hinunterging.

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Ab Arnoga wurde der Weg besser und es folgte ein Aufstieg durch das Val Verva, dessen Schönheit wetterbedingt nicht ganz zur Geltung kam. Kurz vor Erreichen des nicht allzu hohen Passes setzte Regen ein und ich dachte schon, dass ich den Tag in Eita beende, da ich auf dem nächsten Pass (Vermolera, 2.732 m) auf keinen Fall in schlechtes Wetter kommen wollte, da der Weg dort ziemlich ausgesetzt ist.

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Es hörte dann aber recht schnell wieder auf zu regnen und wurde etwas heller, so dass ich in Eita nur eine kurze Pause einlegte und mich doch noch an den Vermolera-Pass  machte. Der Weg führte an mehreren Bergseen vorbei, die bei Sonne bestimmt wunderschön gewesen wären. Außerdem gab es zahlreiche Gebirgsbäche und viel unberührte Natur zu sehen und sogar noch ein paar Alpenröschen (die meisten sind schon verblüht). Das letzte Stück ging es durchs Geröll ordentlich steil nach oben. Zum Glück war der Abstieg auf der anderen Seite angenehmer zu gehen.

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Übernachtet habe ich dann im Bivaccco Pian del Lago, einer Schutzhütte, die immer offen steht und die ich zum Glück für mich allein hatte. Einen kleinen Schreck bekam ich, als plötzlich jemand mit Motorrad auftauchte. Das war zum Glück aber nur ein Bauer aus der Umgebung, der nach seinen Ziegen sehen wollte.

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Tag 40 war ausserdem der Tag, an dem ich meinen 1.000sten Kilometer zurücklegte. Mehr als die Hälfte ist geschafft! (erst/schon?)

 

Tag 41 (25.07.) Bivacco Pian del Lago bis Poschiavo, 17 km

Tag 41 war mal wieder einer dieser Tage, an denen es nur die Wahl zwischen einem sehr kurzen (über einen Pass bis in die Schweiz nach Poschiavo) oder einem sehr, sehr langen (auch noch über den nächsten Pass wieder aus der Schweiz raus nach Italien) Wandertag gab. Da sich in Poschiavo ein Supermarkt befindet, den ich fest eingeplant hatte (der Hungertod drohte noch nicht, aber Schokolade und Müsli wurden knapp), ich aber mal wieder an einem Sonntag in eine Stadt einlief und da ich außerdem an den Tagen zuvor viel gelaufen war, hatte ich eine gewisse Tendenz, in Poschiavo zu bleiben. Aber wie meistens dachte ich, ich laufe halt mal los und schaue, was passiert.

Nachdem ich etwa 45 Minuten den Berg herunter gestiefelt war, kam ich in ein kleines Bergdorf namens Malghera, wo ich mich nach einem Kaffee umschauen wollte. Dort gab es auch ein Rifugio, in dem gerade das Frühstück in vollem Gange war - und da es nur 5 EUR kostete, entschied ich mich spontan für ein zweites Frühstück (und damit war die Entscheidung für Poschiavo eigentlich auch fast schon getroffen).

Danach ging es dann über den Malghera-Pass (2.550 m) in die Schweiz. Das Wetter war leider wieder ziemlich trüb. Auf der italienischen Seite führte der Weg an einem weiteren Bergsee vorbei, auf der Schweizer Seite zog sich der Abstieg dann ziemlich.

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Unten im Tal ist Poschiavo, auf der anderen Seite sollte es dann am nächsten Tag wieder hoch gehen:

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Zwischendurch zeigte sich die Sonne kurz, da verspürte ich gleich neue Wanderslust. Aber dann wurde es wieder grau und dunkel und ich entschied mich endgültig, in Poschiavo zu bleiben – ausgerechnet in der Schweiz, um die sonst alle einen Bogen machen. Ich fand allerdings ein Hotel, in dem mir die Wirtin einen äußerst anständigen Preis machte (70 Franken für Übernachtung und Frühstück – und zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was mich da für ein fantastisches Frühstück erwartete).

Nur das Wetter fing allmählich an, etwas zu nerven. Irgendwie schien es auf dieser Wanderung nur zwei Arten von Wetter zu geben: total krasser Sonnenschein, bei dem ständig Hitzegewitter drohen oder trübes Wetter mit grauen Wolken und ohne Sicht, bei dem man nie weiß, ob es hält. Ein stabiles Hochdruckgebiet mit gelegentlichen Schönwetterwolken – das wäre mal was!

 

Tag 42 (26.07.) Poschiavo bis Rifugio Zoia, 18 km

Schon bevor ich losgewandert war, hatte ich mich gefragt, wann wohl mein erster Tiefpunkt kommen würde und hatte vollkommen zutreffend vermutet, dass dies wohl nicht zuletzt vom Wetter abhängen würde. An Tag 42 war es dann so weit... Dabei war der Start in den Tag eigentlich nicht schlecht. Das Frühstück im Hotel war das beste, das ich auf der ganzen Wanderung hatte (eine riesige Käseplatte, nach Wunsch frisch zubereitete Eierspeisen, Obstspieße, ...). Und der Supermarkt, in dem ich morgens noch einkaufen war, hatte eine super Auswahl, es gab sogar Milchpulver. Allerdings lief ich dadurch effektiv auch erst um 9 Uhr los.

Nachdem es nachts noch ziemlich gewittert hatte, war die Sicht zu dieser Zeit besser als erwartet. Allerdings stand ein ordentlicher Aufstieg mit 1.600 hm auf den Campagneda-Pass (2.628 m) bevor, es sollte wieder nach Italien gehen.

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Zwischendurch ging es über die schöne Alp Cancian – da möchte man Kuh sein (außer es ist Gewitter).

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Als ich am Pass ankam war nichts mehr mit guter Sicht. Vom Piz Bernina (einziger 4.000er in den Ostalpen) bekam ich jedenfalls nichts zu sehen.

Rechts: Schweiz und schweizer Wegweiser, links: Italien und italienischer Wegweiser

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Ich machte mich an den Abstieg, vorbei an weiteren Bergseen, an denen es bei Sonnenschein bestimmt wunderschön gewesen wäre, in denen sich an diesem Tag aber nur der trübe Himmel spiegelte:

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Gegen 15 Uhr fing es an stärker zu regnen, dann auch zu donnern und es wurde neblig. Da ich gerade in der Nähe des Rifugio Zoia war, kehrte ich dort ein und wollte erstmal abwarten, wie sich das Wetter entwickelt, eigentlich hatte ich noch 2 oder 3 Stunden weiterlaufen wollen. Nach einer halben Stunde strömendem Regen und Nebel entschied ich dann, dort zu bleiben. 15 Minuten später wurde es wieder heller und der Regen hörte auf, aber da hatte ich mich schon auf einem Zimmer einquartiert... Ich fühlte mich vom Wetter, das allmählich ziemlich nervte, etwas verarscht. Außerdem bedauerte ich sehr, ausgerechnet auf diesem Wegstück so schlechtes Wetter zu haben, da ich von der Planung natürlich auch Fotos kannte, wie es dort bei gutem Wetter aussieht – das war für mich aber leider nicht im Angebot. Zum Glück hatte ich auf der Hütte sehr nette Gesellschaft von zwei Schweizern, die mich von meiner schlechten Laune ablenkten und wieder aufheiterten.

 

Tag 43 (27.07.) Rifugio Zoia bis Chiareggio, 18 km

Zu diesem Tag gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, außer: Regen. Die ganze Zeit Regen.

Das war der Tag mit dem bis dahin mit Abstand schlechtesten Wetter (da hatte ich ja aber auch Tag 44 noch nicht erlebt). Ich lief in Regen und Nebel los und ich kam im Regen an, mal regnete es etwas mehr, mal etwas weniger – da hätte ich auch am Tag vorher weiterwandern können. Zwischendurch blitze und donnerte es auch noch. Kleine Rinnsäle, die über Wege fließen und sonst vermutlich mit einem Schritt überquert werden können, hatten sich in knöcheltiefe, ernstzunehmende Bäche verwandelt, die es zu durchwaten galt.

Daher entschied ich mich, in Chiareggio, dem letzten kleinen Bergdorf auf italienischer Seite, zu bleiben und lief schon wieder nur eine kurze Etappe. Sonst hätte ich 1. noch über den nächsten Pass (2.628 m) müssen und hätte dann 2. folgende Übernachtungsalternativen gehabt a) Hotel in Maloja für 160 Franken aufwärts oder b) zelten. Da ich mir nach der Durchquerung des Baches über nasse Füße keine Gedanken mehr machen musste, erschien mir nichts davon besonders attraktiv.  Nur den Name des Alimentari gegenüber meiner Unterkunft in Chiareggio fand ich ganz unterhaltsam.

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Tag 44 (28.07.) Chiareggio bis Juf, 31 km (2.350 hm Aufstieg)

In Chiareggio hatte ich mir in Anbetracht des Wetters Gedanken über meine Optionen gemacht, die da lauteten a) auf besseres Wetter warten (unrealistisch, wenn man dem Wetterbericht Glauben schenken durfte, der zwar für den nächsten Tag besseres, dann aber wieder schlechteres Wetter vorhersagte), b) abbrechen (offensichtlich keine Option), c) weiterlaufen. So entschloss ich mich also, künftig keine Rücksicht mehr auf das Wetter zu nehmen und weiterzulaufen, egal was da kommt (außer natürlich, dass mit dem Wetter Gefahren verbunden gewesen wären). Bei schönem Wetter wandern kann schließlich jeder!

So wanderte ich also um 6:30 Uhr in Chiareggio im Nieselregen los und machte mich auf den Weg zum Murettopass (2.562 m) nach Maloja, wieder in die Schweiz. Erfreulicherweise hörte es nach einem Weilchen auf zu regnen und ich kam trocken über den Pass. Kurzzeitig riss sogar der Nebel etwas auf.

Blick zurück Richtung Chiareggio:

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Der Abstieg Richtung Maloja war dann sehr hässlich (steil, Geröll) und leider fing es auch wieder an zu regnen. Nach Maloja ging es dann wieder in den Nebel hinunter, vom Lägh da Cavloc bekam ich praktisch nichts zu sehen.

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Nasse Wanderer, die gerne ein Päuschen machen, was trinken und sich aufwärmen wollen, waren in Maloja leider nicht willkommen. Auch sonst gefiel es mir dort nicht, so machte ich mich (immer noch im Regen) auf den Weg zum nächsten Pass. Zwischendurch war es so neblig, dass man kaum über die Straße schauen konnte, aber dann klarte es etwas auf und hörte wieder auf zu regnen. Die Wege hatten sich mittlerweile allerdings in Bäche verwandelt. Sobald man einmal nasse Füße hatte, musste man aber immerhin nicht mehr so sehr darauf achten, ob man durch eine Pfütze watet oder nicht und selten bin ich mit so sauberen Schuhen, durch die das Wasser praktisch hindurchfloß, gewandert.

Es ging am Lägh dal Lunghin vorbei, einem der wenigen Augenblicke mit etwas Sicht (das Foto vermittelt einen viel zu guten Eindruck vom Wetter).

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Dann kam ich über den Pass Lunghin mit einer dreigeteilten Wasserscheide.

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Weiter ging es rund 300 hm runter durch ein Hochtal, wo ich den Septimerpass querte, bevor es wieder 400 hm zum letzten Pass des Tages, dem Forcellina-Pass (2.671 m) hochging. Da holte mich auch der Regen wieder ein.

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Zuletzt folgte der Abstieg nach Juf, dem höchsten ganzjährig bewohnten Dorf Europas. In Juf quartierte ich mich in einer für Schweizer Verhältnisse günstigen Pension mit einem Lager ein, das den Charme einer sibirischen Arbeiterunterkunft hatte. Aber ich bekam Zeitungspapier für meine nassen Schuhe und die Heizung wurde angestellt, damit ich meine Sachen trocknen kann - und was will man mehr? Gegen 19 Uhr kam dann die Sonne heraus und der Himmel war blau. Das Wetter will mich wohl wirklich verarschen :wacko:.

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Bearbeitet von berghutze
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richtig geil zu lesen, ich war vom 15.07.2021 - 06.09.2021 auf der Roten Via Alpina von Martingy bis Meran unterwegs und fühle mich total zurückversetzt von deinen Bildern. ich hatte in der Zeit nur 3 Regentage und ansonsten nur Sonnenschein... bin gespannt auf deine weiteren Berichte:)

 

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Tag 45 (29.07.) Juf bis Isola, 38 km

Das Wetter war wie angekündigt wirklich besser. Genau genommen war es richtig gut. Darüber freute nicht nur ich mich, sondern auch ganze Murmeltierfamilien, die vor ihrem Bau saßen und sich sonnten. Ausgerechnet an diesem Tag ging es für mich aber das Averstal hinunter – in den Bergen hätte man morgens bestimmt eine super Fernsicht gehabt. Aber ich will mich nicht beschweren. Die Wegführung war schön und folgte dem alten Handelsweg durch eine beeindruckende (aber schwer zu fotografierende) Schlucht. Unterwegs traf ich auf zwei Rote-Via-Alpina-Wanderer, die aber beide nicht sehr gesprächig waren – die wurden dann halt ohne ein Schwätzchen zu halten überholt :P.

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Ab Innerferrera ging es wieder in Richtung Italien, zuerst einige steile Serpentinen durch den Wald und dann sehr gemächlich über Almen zum Passo di Emet (2.280 m).

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Vom Pass ging es vorbei am Lago di Emet und einmal halb um einen Talkessel herum, dann folgte der Abstieg zum Lago di Montespluga.

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Eigentlich hatte ich am See Feierabend machen wollen. Das Rifugio dort war allerdings maximal unattraktiv unterhalb der Staumauer gelegen, so dass ich mich entschloss, in den nächsten Ort weiterzulaufen. Ich schwenkte daher auf die alte, wunderschöne Via Spluga ein und lief noch weiter nach Isola. Das war ein ziemlich langer Tag, aber trotzdem war ich froh über meine Entscheidung, da ich in Insola in einem sehr netten Hotel unterkam (Locanda Cardinello, wenn ich mich recht erinnere).

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Tag 46 (30.07.) Isola bis Lostallo, 29 km

An diesem Tag sollte es über den vorerst letzten Pass wieder zurück in die Schweiz gehen (war zwischendurch gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten, wo man gerade eigentlich ist ;)), bevor ich auf die Zielgerade zum Lago Maggiore einschwenkte. Beim Aufstieg traf ich eine sehr nette amerikanische Familie, mit der ich mich auf dem Weg nach oben ausgiebig unterhielt und so war ich fast schon am Pass, bevor meine Beine überhaupt wussten, wie ihnen geschah. Leider war das Wetter schon wieder ziemlich trüb.

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Kurz nach mir kam einer der Jungs aus der amerikanischen Familie am Pass an (ich war schon weitergegangen). Und auf einmal rannten ALLE Ziegen, die oberhalb des Passes gegrast hatten, den Hang runter und auf den armen Kerl zu – warum auch immer. Ihm war ersichtlich (und nachvollziehbar) unwohl. Die Ziegen taten ihm aber zum Glück nichts.

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Nach dem Passo di Balniscio (2.353 m) kam – wie ich der Karte jetzt entnommen habe – ein weiterer Pass (Passo della Serraglia, 2.279 m), den ich unterwegs gar nicht als solchen wahrgenommen habe. Die Staatsgrenze befindet sich erst am zweiten Pass. Zwischen dem ersten und dem zweiten Pass hatten es die Italiener aber irgendwie nicht mehr für nötig gehalten, den Weg zu markieren. Auf der Schweizer Seite ging es dann zwar gut markiert, aber trotzdem anspruchsvoll weiter durch eine sehr rauhe, aber schöne Hochebene. Dort war ich längere Zeit auf der Suche, nach der richtigen Stelle, um den Bach zu überqueren.

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Das war die Kür, dann folgte leider noch die Pflicht. Ab Erreichen der Baumgrenze wurde es schrecklich, denn es ging einfach nur noch sehr, sehr steil nach unten. Das einzig gute, was ich dem Weg abgewinnen konnte, war, dass er eindeutig zu erkennen war. Unten angekommen waren meine Beine ziemlich kaputt. Ab da ging es dann weiter talabwärts Richtung Locarno – hier war nicht der Weg, sondern Ankommen das Ziel. Zuerst ging es ein Stück an der Autobahn entlang, dann aber etwas schöner an einer alten Bahnstrecke. Ich schaltete auf Autopilot und kam durch ein Dorf nach dem anderen, immer mehr oder weniger an der Moesa entlang. Zum Glück bemerkte ich gerade noch rechtzeitig die bisher größte Schlange, die sich einmal quer über den Weg gelegt hatte.

Ich war fest entschlossen, in dieser Nacht wild zu campen, da es weit und breit keine bezahlbaren Unterkünfte gab. Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich mir ein Plätzchen am Fluss suche und dort auch noch bade. Allerdings war dort alles ziemlich exponiert. Und gerade als das Wetter, das sich bis dahin gehalten hatte, immer düsterer wurde und erstes Donnergrollen zu hören war, führte der Weg in Lostallo am Dorfrand über einen kleinen Hügel an einer Kirche vorbei. Dahinter waren lauter grasbewachsene Terrassenstufen, die so aussahen, als ob dort nie ein Mensch vorbeikommt. Perfekter Zeltplatz. Ich hatte gerade mein Zelt aufgebaut als es anfing zu regnen. Glück gehabt!

 

Tag 47 (31.07.) Lostallo bis Bellinzona, 25 km

Obwohl ich wild gezeltet hatte, ging ich den Tag gemütlich an, da es keinen Grund gab, sich zu beeilen und wie vermutet kein Mensch an meinem Zeltplatz vorbeigekommen war. Wenn ich die noch fehlenden 48 km nach Locarno alle an diesem Tag gewandert wäre, dann wäre ich zur Belohnung Samstag abends in Locarno eingelaufen – und das ist das einzige, was noch blöder ist, als sonntags in eine Stadt zu kommen. Und in zwei Tagen wiederum lassen sich 48 km durchs Tal ziemlich entspannt laufen. Als ich wieder am Fluss war und sah, wie dort der Morgentau hing, war ich ziemlich froh, nicht dort gezeltet zu haben.

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Es ging weiter durch die Dörfer und in der ersten größeren Stadt (Roveredo) legte ich einen Fressstopp ein. Es war tierisch schwül und alles klebte. Als ich an einer kleinen Badestelle vorbeikam, war die Vorstellung, sich – wenn auch nur für 10 Minuten – frisch und sauber zu fühlen einfach überwältigend und ich machte eine kurze Badepause an der Moesa.

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Weiter ging es ins schweizerische Kanton Tessin, wo ich in Bellinzona den Ort aufsuchte, der immer kostenloses W-LAN hat. Dort stellte ich fest, dass meine Optionen für diese Nacht relativ beschränkt waren. Eigentlich hatte ich noch weiterwandern wollen, aber ab Bellinzona war die Gegend ziemlich dicht besiedelt (wild campen also eher schlecht) und der nächste Campingplatz noch 20 km entfernt. Außerdem war schon wieder das nächste Gewitter im Anmarsch. So entschied ich mich, in Bellinzona zu bleiben und bekam erfreulicherweise noch ein Zimmer in der Jugendherberge (die mit einer Münz-Waschmaschine ausgestattet ist!).

 

Tag 48 (01.08.) Bellinzona bis Locarno, 23 km

Wandertechnisch gibt es von diesem Tag eigentlich nichts zu berichten (es ging ewig lang geradeaus, dann einmal rechts und einmal links), außer dass ich in Locarno am Lago Maggiore angekommen bin - gerade noch so im Trockenen, bevor schon wieder der nächste Regen einsetzte. Mehr als 1.200 km sind geschafft! :)

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Tag 49 (02.08.) Pausentag

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Der Bericht liest sich echt richtig gut. Was mich noch interessieren würde (keine Ahnung ob du die Information teilen möchtest) sind die entstandenen Kosten für Unterkünfte, Essen etc. Hast du da einen groben Überblick und wärst gewillt eine Einschätzung zu teilen? Ausrüstung etc. natürlich ausgeklammert.

 

 

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Am 19.1.2022 um 06:58 schrieb D13:

die entstandenen Kosten

@D13 Das ist eine gute Frage, über die ich mir erst unterwegs Gedanken gemacht habe. Dabei ist mir aufgefallen, dass von den Wien-Nizza-Wanderern niemand etwas zu seinem Budget schreibt. Zusammenfassend kann man glaube ich sagen: Es kommt drauf an (vor allem darauf, wie viel man zeltet). Ich würde vielleicht ganz am Schluss noch etwas dazu schreiben.

Am 19.1.2022 um 14:45 schrieb doast:

gpx-Track zur Tour zum Einsehen/Downloaden?

Teil 2 (Villach - Locarno) und Teil 3 (gta) kann ich glaube ich nicht zum Download stellen, da ich diese fast vollständig den Rother-Wanderführern entnommen habe. Mal schauen, was sich machen lässt...

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vor einer Stunde schrieb berghutze:

@D13 Das ist eine gute Frage, über die ich mir erst unterwegs Gedanken gemacht habe. Dabei ist mir aufgefallen, dass von den Wien-Nizza-Wanderern niemand etwas zu seinem Budget schreibt. Zusammenfassend kann man glaube ich sagen: Es kommt drauf an (vor allem darauf, wie viel man zeltet). Ich würde vielleicht ganz am Schluss noch etwas dazu schreiben.

Wäre sehr cool wenn du am Ende grob sagen könntest, was dich der Ausflug gekostet hat. 

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Tag 50 (03.08.) Locarno bis Malesco, 36 km

Eigentlich war die Wettervorhersage gar nicht so schlecht, aber schon während des Frühstücks kam der erste Regenschauer runter. Bevor ich es auch nur um den ersten Block geschafft hatte, dann der zweite. Immerhin regnete es nicht durchgehend, aber das Wetter war ziemlich grau und trüb. Als dann auch noch der Nebel ins Tal zog, entschied ich, statt der Route von Monty zu folgen und über Pizzin und Pianascio zu laufen, die Via del Mercato durchs Tal zu nehmen und die beiden Gipfel zu streichen. "Aussicht" bei Nebel hatte ich in den letzten Tagen genug gehabt.

Die Via del Mercato war dann gar nicht so langweilig, wie ich erwartet hatte und sie verlief auch nicht im Tal, sondern überwiegend an den Hängen, wodurch erstaunlich viele Höhenmeter zusammen kamen.

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Unterwegs kam ich gefühlt durch ungefähr unendlich viele kleine Bergdörfer, die zum Teil wirklich nett waren. Insbesondere die Wallfahrtskirche in Re fand ich beeindruckend.

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Irgendwann mittags hatte ich die Schweiz endgültig verlassen und es ging bis auf weiteres durch Italien weiter. Sowohl die Wegbeschaffenheit, als auch die Beschilderung ließen danach ziemlich nach. Außerdem stellte ich mal wieder fest, dass das trübe Wetter eine lähmende Wirkung auf mich hat und dass ich deutlich langsamer unterwegs war, als sonst. Als ich dann noch irgendwann einer falschen Wegmarkierung gefolgt und in einer Sackgasse bei irgendwelchen Felsen gelandet war, beschloss ich, den Tag zu beenden und lief in den nächsten Ort, um mir eine Unterkunft zu suchen und landete so in Malesco. Leider war zwischenzeitlich absolute Hochsaison und ich hatte ziemliche Probleme, eine Unterkunft zu finden. Irgendwann stieß ich zum Glück auf einen Wirt, der netterweise alle Unterkünfte in der näheren Umgebung abtelefonierte und noch ein Zimmer für mich fand.

Tag 51 (04.08.) Malesco bis Villadossola, 32 km

Morgens lief ich bis Druogno noch ein Stück direkt durchs Tal und schwenkte dann wieder auf die Via del Mercato ein. Die Wege schienen allerdings nicht allzu häufig begangen zu sein und waren immer zugewucherter. Irgendwann war ich mir eigentlich sicher, nur noch auf irgendwelchen lokalen Trampelpfaden unterwegs zu sein, stieß aber immer wieder auf Wegmarkierungen und Wegweiser und wusste nicht, ob ich das zum Lachen oder zum Weinen finden sollte. Ab Mozzio war kaum noch ein Weg zu erkennen, weshalb ich versuchte, einen anderen Weg zu finden. Leider wurde es danach nur noch schlimmer. Der Routenplaner von mapy schlug mir einen Weg vor, durch den ich oberhalb einer 4 bis 5 Meter hohen Mauer mit Geröllschutzzaun an einer vielbefahrenen Straße herauskam. Unter keinen Umständen sollte man dieses Stück Weg gehen:

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Der Tiefpunkt war erreicht, als der Weg völlig mit Brombeeren zugewachsen war. Irgendwann hatte auch noch ein kleinerer Erdrutsch einen Teil des Weges zerstört, aber zum Glück kam ich so weiter. Meine größte Sorge war zwischendurch, dass ich irgendwann an einen Punkt komme, an dem es nicht mehr weitergeht und dass ich durch das ganze Elend wieder zurück muss. Ich kam übrigens aber weiterhin regelmäßig an Wegmarkierungen vorbei. Der "Weg" war allerdings einfach nur schrecklich und ich war ziemlich froh, als ich endlich Domodossola erreichte. Von dort ging es dann noch nach Villadossola, von wo aus ich auf die gta einschwenke. Ich freute mich schon sehr darauf, dann endlich wieder auf einem "richtigen" Fernwanderweg unterwegs zu sein.

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Tag 52 (05.08.) Villadossola bis Bivacco Pian del Lago, 26 km (3.000 hm auf)

Wandertechnisch ist der Tag schnell zusammengefasst: Ich stieg aus Villadossola zur Alpe della Colma auf und stieß dort auf die gta. Dann ging es direkt wieder ins Tal (beim Abstieg sammelte ich irgendwo zwei Zecken ein, die ich aber zum Glück gleich ertappte – eine sogar noch, bevor sie sich in mein Bein gebohrt hatte) und es folgte der nächste Aufstieg, erst gemütlich entlang eines Flusses/einer Schlucht, dann ordentlich steil durch den Wald den Berg hoch. Die eigentliche Sensation war aber: Ich hatte schönes Wetter! Den ganzen Tag! Beim Aufstieg aus Villadossola konnte ich sogar Teile des Monte Rosa Massivs sehen!

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Da ich mir nach dem Wetter der letzten Tage vorgenommen hatte, bei schönem Wetter so viel zu laufen, wie ich nur konnte, kam ich auf 9 bis 10 Stunden reine Gehzeit. Der Ertrag waren zwar nur 26 km, aber um die 3.000 hm Aufstieg. An einer ersten Selbstversorgerhütte (Alpe del Lago) machte ich eine kurze Pause. Dort traf ich, wie ich später feststellen konnte, @sja .

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Da ich allerdings dachte, dass ich es auch noch gut zur nächsten Hütte schaffe, lief ich weiter über den nächsten (namenlosen) Pass zum Bivacco Pian del Lago, in dem ich dann übernachtete. Die Alpenröschen waren zwischenzeitlich leider alle verblüht, aber am Wegesrand fanden sich Unmengen von Heidelbeeren, die inzwischen reif waren.

 

Tag 53 (06.08.) Bivacco Pian del Lago bis Rifugio Alpe Baranca, 23 km

Tag 53 startete ebenfalls mit blauem Himmel und Sonnenschein. Da ich morgens aber durch ziemlich hohes und feuchtes Gebüsch musste, holte ich mir trotzdem erstmal nasse Füße. Dann traf ich auf die zweite Aggro-Kuh auf meiner Wanderung. Obwohl ich nicht mal über die Weide lief, auf der die Kühe gerade grasten, machte sich dieses Mistvieh die Mühe, auf die gta abzusteigen und mich zu verfolgen. Und selbst als ich zum nächsten Pass (Colle dell´Usciolo, 2.037 m) aufstieg, kam mir dieses blöde Vieh hinterher. Zum Glück blieb sie immer wieder stehen, so dass immer ein gewisser Abstand zwischen uns bestand. Denn so schwer es mir fällt, das einzuräumen: ich habe zwar bestimmt die größere Ausdauer, aber die Kuh hat im Zweifel die höhere Beschleunigung. Die Kuh gab sich aber nicht damit zufrieden, zu schauen, dass ich auch wirklich weitergehe, sondern verfolgte mich am Schluss bis über den Pass - wo die nächste Kuhherde weidete. Diese Kühe brachten mir zum Glück maximales Desinteresse entgegen. Als ich sah, dass diese dämliche Kuh mir auch noch über den Pass folgte, wurde mir die Sache allmählich unheimlich und ich fing an, den Berg herunterzurennen. Zum Glück blieb die Kuh dann irgendwann oberhalb der anderen Herde stehen. Keine Ahnung, was mit diesem Vieh los war.

In Ruhe stieg ich dann Richtung Campello Monti ab und es ging weiter über den nächsten Pass (Bocchetta di Campello, 1.924 m), an Rimella vorbei, ein Stück an der Straße entlang und schließlich zur Alpe Baranca. Die Landschaft war nett, aber nicht spektakulär, viel grün, viele Bäume. Gegen Mittag zogen leider schon wieder Wolken auf und spätestens abends war klar, dass das gute Wetter dann auch wieder vorbei ist. Auf der Alpe Baranca übernachtete ich mit drei Camino-Wanderern, denen die Idee der gta gut gefallen hatte – von denen aber mindestens einer nicht so recht gewusst hatte, worauf er sich da einlässt. Selbstkritisch räumte er ein, dass ihm Kraft, Ausdauer und Trittsicherheit fehlen und sah den nächsten Etappen mit Schrecken entgegen. Das Essen auf der Alpe war übrigens sehr gut, es wurde einfach alles in großen Töpfen auf den Tisch gestellt und war lecker und reichlich.

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Tag 54 (07.08.) Rifugio Alpe Baranca bis Rima, 18 km

Morgens lief ich in dichtem Nebel los, der die Wegfindung auf zertrampelten Kuhweiden doch etwas erschwerte. Aber immerhin waren die Temperaturen angenehm zum wandern, es war nicht schwül und es regnete nicht (man lernt ja mit der Zeit seine Ansprüche herunterzuschrauben...).

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Über den Colle d´Egua (2.239 m) und nach Carcoforo schaffte ich es noch trocken.

Von hier haben Sie die beste Aussicht auf alle neun Gipfel des Monte Rosa Massivs (sagt der Rother Wanderführer).

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Blick zurück nach Carcoforo

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Ich traf auf zahlreiche weitere gta-Wanderer, die teilweise aber auch nur faul auf dem Weg herumlagen.

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Kurz vor dem nächsten Pass, dem Colle di Termo (2.351 m), holte mich der Regen dann leider ein. Immerhin regnete es aber nicht stark und auch nicht durchgehend. In unendlich vielen Serpentinen, die im Nebel nicht zu enden schienen, stieg ich nach Rima ab. Dort beendete ich den Tag und trocknete alle meine nassen Sachen.

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Tag 55 (08.08.) Rima bis Colle Lazoney, 27 km

Obwohl es im August bereits zwei Tage mit schönem Wetter gegeben hatte, schien schon wieder die Sonne. Ich machte mich zügig auf den Weg über den ersten Pass (Colle di Mud, 2.324 m) und erreichte Alagna noch vor der Siesta. Alagna ist ein Walserdorf wie aus dem Bilderbuch – vielleicht fast ein bisschen zu geschleckt. Schon auf dem Weg kamen mir Heerscharen wandernder Italiener entgegen und ganz Alagna war voller italienischer Touristen. Das hatte den äußerst angenehmen Nebeneffekt, dass alle Geschäfte geöffnet waren, obwohl Sonntag war. Und so futterte ich mich in Alagna die Hauptstraße hinunter. Insbesondere das Frozen Yoghurt mit Pistazien aus der Latteria ist mir in bleibender Erinnerung. Dort etablierte ich auch zwei neue gta-Rituale: das in Anlehnung an das Wegbier (von mir) sogenannte Wegeis und die Gipfel-Nektarine (die genaugenommen eigentlich nur eine Pass-Nektarine war, über Gipfel ging es ja kaum) :).

Aus Alagna ging es entlang von Straßen und Fahrwegen durch das nächste Tal nach oben. Streckenweise war die Straße ein einziger langgezogener Parkplatz. Ein Weilchen führte dann ein gemächlicher Spazierweg weiter nach oben, bis es über den Torrente Vogna wieder auf einen Wanderweg ging.

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Ich stieg zur Alpe Maccagno auf, wobei sich das letzte Stück ziemlich zog. Dort machte ich ein Päuschen und kaufte etwas Käse (den ich allerdings nicht empfehlen kann; beim ersten Laib konnte man bereits beim Anschneiden sehen, dass der Laib schimmelig war und der Käse, den ich dann kaufte, schimmelte auch bereits am nächsten Tag).

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Dann ging es die letzten Höhenmeter hoch zum Passo del Maccagno (2.495 m) und ich bekam nochmal ein bisschen was vom Monte Rosa zu sehen.

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Über den Pass ging es auf eine Hochebene, wobei es die ersten Meter ordentlich steil nach unten ging. In Anbetracht des Wetters wollte ich unbedingt mal wieder zelten und fand ein Stück vor dem Colle Lazoney ein wunderbares Plätzchen mit privater Badestelle.

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Nachts schwand meine Begeisterung fürs Zelten allerdings etwas. Ich hatte zwar damit gerechnet, dass es kalt werden würde (ich war immerhin auf etwa 2.350 m), aber dass die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen würden, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich fror zum ersten Mal in meinem Schlafsack und machte leider den Fehler, nicht gleich alle meine Sachen anzuziehen. So zog ich jede Stunde noch etwas anderes an und fror die halbe Nacht. Richtig erholt fühlte ich mich am nächsten Tag nicht gerade.

Übrigens habe ich von einer Frau gehört, die in der Nähe der Alpe Maccagno gezeltet habe. Nachts seien dann irgendwelche Italiener auf Motorrädern aufgekreuzt, die es total lustig fanden, mit ihren Scheinwerfern in das Zelt zu leuchten. Also vielleicht nicht gerade dort zelten...

 

Tag 56 (09.08.) Colle Lazoney bis Rossazza, 15 km

Ich kroch erst aus meinem Schlafsack, als die Sonne auf mein Zelt schien. Nach der Nacht war klar, dass ich an diesem Tag keine Höchstleistungen erbringen würde. Ich lief noch die letzten Meter zum Colle Lazoney (2.390 m) und freute mich sehr, dass es von dort nicht gleich ins nächste Tal, sondern auf einer Art Höhenweg zum nächsten Pass (Colle della Mologna Grande, 2.364 m) ging.

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Erst dann folgte der lange Abstieg ins Tal bis nach Piedicavallo auf 1.060 m. Dort begann ich mir Gedanken über meine nächste Übernachtungsmöglichkeit zu machen und musste leider feststellen, dass das Santuario de San Giovanni schon completo war. So entschied ich, nur bis Rosazza zu laufen, wo ich in der alten Grundschule untergebracht wurde (Essen und W-Lan gibt es im Stadtpark).

Der Weg dorthin war nicht der schönste. Es ging durch den Wald einen Hügel nach oben und dann wieder nach unten. Irgendein Starkregen der letzten Wochen hatte leider an zahlreichen Stellen den Weg weggespült, der daher nicht ganz einfach zu laufen war.  Außerdem bin ich einfach lieber oberhalb der Baumgrenze unterwegs, da gibt es mehr zu sehen.

 

Tag 57 (10.08.) Rossazza bis Agriturismo Belvedere, 28 km

Morgens ging es recht unspektakulär und teilweise auch an der Straße (die erfreulicherweise gesperrt war) nach Oropa, einem riesigen Wallfahrtsort. Ich räume ein, dass ich den Komplex vor allem wegen des dortigen Nahrungsmittelangebots betrat :).

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Von dort ging es weiter, vorbei an Oropa Sport zum Rifugio Agostino e Delfo Coda (2.240 m), irgendwann leider - wie das Bild schon erahnen lässt - im Nebel. Am Rifugio riss der Nebel kurz etwas auf und man hatte etwas Sicht in Richtung Gran Paradiso – aber leider nur kurz. Bei gutem Wetter hätte man dort bestimmt eine traumhafte Sicht.

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Manchmal lichtete sich der Nebel immerhin ein bisschen, so dass man erahnen konnte, dass es durch eine sehr schöne Landschaft ging. Da die Sicht so bescheiden war, entschied ich, der gta zu folgen und nicht den Kammweg (als „klettersteigähnlich“ beschrieben, wenn ich mich recht erinnere) zu gehen. Besonders toll war dieses Stück gta allerdings auch nicht zu gehen und zumindest bei gutem Wetter würde ich das nächste Mal auf jeden Fall über den Grat gehen.

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Irgendwann gegen 17:30 Uhr, nachdem ich schon über den Colle della Lace (2.121 m) war, riss der Nebel dann doch noch auf und das Licht und die Stimmung waren traumhaft. Ich fürchte, die Fotos werden dem nicht ganz gerecht.

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Das war einer dieser ganz tollen Augenblicke in den Bergen und ich war völlig euphorisch. Daher wollte ich weiterlaufen, so lange es nur ging. Um die Alpe Bechera herum hatte ich dann allerdings die ersten echten Wegfindungsschwierigkeiten auf der gta. Markierungen waren nicht zu finden und ein offensichtlich wenig wandererfreundlicher Bauer hatte Zäune mitten über den „Weg“ (also dort, wo der Weg wohl mal langführte) gespannt. Außerdem gab es zwei Hunde, die sich fast die Seele aus dem Leib kläfften. Aber mit GPS und querfeldein ging es irgendwie weiter. Eine erste schöne Zeltgelegenheit verschmähte ich noch und kam dann so gegen 19:10 Uhr am Agriturismo Belvedere vorbei, wo es noch ein Bett für mich gab. Dort traf ich auch Dietmar, einen weiteren Wien-Nizza-Wanderer (ich hörte noch von einem Ottmar, der wohl irgendwo vor mir unterwegs war, den ich aber nicht mehr traf). Das Essen war ziemlich lecker, dauerte aber ewig. Leider fraß ich so viel, dass ich nachts nicht gut schlafen konnte (dafür erwarte ich aber kein Mitleid).

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Tag 58 (11.08.) Agriturismo Belvedere bis Fondo, 25 km

Vom Agriturismo Belvedere ging es nach ganz, ganz unten, hinab ins Tal, nach Quincinetto (280 m), dem laut Wanderführer tiefstgelegenen Ort im Piemont.

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Konsequenterweise folgte dann ein langer Aufstieg, bis es auf 2.036 m über den Colle di Pian Spergiurati einmal um den Berg herum ging. Das Wetter war toll, die Sicht war gut, aber leider gab es nur einen (wie ich fand) etwas langweiligen Blick in die Po-Ebene. Die Etappe haute mich nicht gerade vom Hocker und das gute Wetter fühlte sich an wie eine Verschwendung für diesen Tag.

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Am Rifugio Chiaromonte (zwischenzeitlich eine Selbstversorgerhütte, für die man einen Schlüssel benötigt) traf ich eine nette Wandererin, mit der ich mich etwas verquatschte. Danach musste ich mich ziemlich beeilen, um es noch bis zum Abendessen nach Fondo zu schaffen. Leider ging es ausgerechnet dann auf einem ziemlich unschön zu gehenden Gras-Trampelpfad weiter um den Berg herum, bis der Abstieg nach Fondo folgte.

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Auf der gta war ich an fast allen Tagen ziemlich viel (in der Regel zwei Wanderführer-Etappen, was auf der gta sehr viele Höhenmeter mit sich bringt) und sehr zügig gelaufen und fühlte mich bislang auch gut in Form. Beim letzten Abstieg nach Fondo vermeldete mir ein Teil meiner Beine, den ich bislang nie bewusst wahrgenommen hatte (irgendwas neben dem Schienbein, scheint für das Anziehen der Fußspitzen zuständig zu sein) allerdings, dass es jetzt etwas zu viel war. Daher beschloss ich, den nächsten Tag etwas gemütlicher anzugehen, was sich insofern hervorragend traf, als man nach der ersten Wanderführer-Etappe (Fondo bis Piamprato) 9 km an der Straße das Tal heraus laufen muss, so dass es ohnehin schwer geworden wäre, noch eine zweite Etappe anzuhängen (und dann wäre ich auch noch in Talosio gelandet - vom dortigen Posto Tappa habe ich nichts Gutes gehört).

 

Tag 59 (12.08.) Fondo bis Valprato, 18 km

An Tag 59 lief ich daher - neuer Tag, neuer Pass - in gemächlichem Tempo ein sehr schönes Tal nach oben bis zur Bocchetta delle oche (2.372 m) und auf der anderen Seite natürlich wieder nach unten. Das Wetter war schon wieder gut und der Weg ganz abwechslungsreich und zwischendurch auch etwas anspruchsvoller zu gehen. Inzwischen waren die Kühe allerdings bis auf die obersten Weiden getrieben worden, so dass die Almen nun von unten bis oben vollgeschissen waren.

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Der Weg führte links am Fels entlang:

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In Piamprato legte ich, meinem Vorsatz entsprechend, es etwas gemütlicher anzugehen, ein Päuschen ein. Einige Telefonate ergaben zudem, dass ganz Ronco Canavese schon ausgebucht war, so dass ich nur noch bis Valprato weiterlief.

Diese (und die nächsten) Etappen verliefen übrigens am Ostrand des Gran Paradiso Nationalparks. Das ist die einzige Gegend, in der der Alpensteinbock nicht ausgerottet war, weil irgendein Vittorio Emmanuele sich ein paar Tiere für die Jagd bewahren wollte. Von hier haben sich die Tiere dann wieder verbreitet bzw wurden im restlichen Alpenraum wieder angesiedelt.

 

Tag 60 (13.08.) Valprato bis Lago d´Eugio, 23 km

Morgens ging es erstmal ins nächste Dorf, nach Ronco Canavese, zum Einkaufen. In Locarno und Villadossola hatte ich so viele Vorräte erstanden, dass ich schon dachte, ich hätte es vielleicht ein bisschen übertrieben. Nachdem ich am Tag zuvor aber die letzten Reste meines Proviants aufgegessen hatte, setzte ich alle Hoffnungen auf Ronco Canavese. Das Essen in den Unterkünften auf der gta ist zwar meistens ziemlich gut, aber sonst ist die Versorgungslage nicht die allerbeste. Die Einkaufsmöglichkeiten in Ronco Canavese übertrafen aber meine kühnsten Träume (für gta-Verhältnisse). Dort gab es u.a. einen Bäcker mit kleinem Lebensmittelladen, der sogar Müsli hatte, und ein Feinkostgeschäft, aus dem ich mir gefüllte Crepes mit auf den Weg nahm. Und als ich dann noch hörte, dass es in Ronco Canavese gerade einen lokalen Corona-Ausbruch mit 30 Fällen gab, war ich nicht einmal mehr traurig, dass ich dort am Tag zuvor kein Bett mehr bekommen hatte.

Voll bepackt machte ich mich an den Auf- und Abstieg nach Talosio. Unterwegs bemerkte ich, dass ich versehentlich dem Sentiero Italia statt der gta gefolgt war – aber egal, Hauptsache richtiger Pass (Colle Crest, 2.040 m) :). Und das Wetter war übrigens schon wieder gut.

Unten im Tal Ronco Canavese:

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Blick ins nächste Tal Richtung Talosio:

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In Talosio traf ich bei der Suche nach dem Brunnen auf Vater und Sohn, die ich erst für rucksackreisende Hippies hielt, deren Familie aber tatsächlich aus Talosio stammt und die den Sommer dort verbringen. Von ihnen bekam ich meine Wasserflaschen aufgefüllt und eine Nektarine geschenkt. In der größten Mittagshitze machte ich mich an den nächsten Aufstieg, der sich ziemlich zog (vielleicht wegen der Hitze). Aber juchuh, vom nächsten Pass (Sella d´Oreggi, 2.175 m) hatte ich mal wieder Sicht auf hohe Berge.

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Da ich mir ja vorgenommen hatte, zur Schonung meiner Beine etwas weniger zu laufen und da die zweite Etappe ab Talosio noch sehr lange geworden wäre, wollte ich mal wieder zelten. Ich hatte dazu einen See (leider mal wieder ein Stausee) ins Auge gefasst, aber schon beim Abstieg war klar, dass es schwer werden würde, ein flaches Plätzchen zu finden.

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Als ich endlich einen nicht besonders tollen Platz direkt neben dem Weg gefunden hatte, der aber wenigstens flach und frei von Kuhscheiße war und gerade dabei war, mein Zelt aufzubauen, fuhr einer der Beschäftigten des Staudamms (dort sind rund um die Uhr zwei Mann im Schichtbetrieb beschäftigt) an mir vorbei und ich befürchtete schon, dass er mich vertreiben würde. Stattdessen meinte er, ich solle mein Zelt doch einfach direkt bei ihnen am Staudamm aufbauen und lud mich zum Essen ein. Duschen durfte ich dort auch und zum Frühstück bekam ich einen Kaffee. Da sagte ich nicht nein :D.

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Tag 61 (14.08.) Lago d'Eugio bis Prà/Cateri, 19 km

Vom Lago d'Eugio ging es nicht gleich runter ins Tal, sondern erst noch über einen Bergrücken (Passo della Colla, 2.170 m), dann erst folgte der Abstieg nach San Lorenzo. Mit einem Wegeis ging es von dort in ordentlicher Hitze ein Stück an der Straße entlang und dann stellenweise sehr steil durch den Wald nach oben. Dort verlief der Weg – ich war ganz erstaunt – für einige Zeit ohne großes Auf oder Ab in der Höhe, vorbei am Santuario Sant'Anna.

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Irgendwann ließ der Weg ziemlich nach. Der Wanderführer hatte bereits gewarnt, dass der Abstieg möglicherweise sehr zugewachsen sein würde und tatsächlich lief ich an dem Weg vorbei, ohne ihn überhaupt zu bemerken. Da ich von zugewachsenen Wegen wirklich genug hatte, ging ich lieber noch etwas weiter zurück und stieg statt auf der gta auf dem Sentiero Italia ab. So kam ich allerdings ein ganzes Stück weiter unten im Tal raus als geplant. Außerdem hatte ich zwischenzeitlich realisiert, dass am 15.08. italienischer Nationalfeiertag ist, an dem restlos alles ausgebucht war. Daher war Zeltplatzsuche angesagt. Im Tal fand ich auch nach längerem schauen nichts Gescheites (vor allem nichts hinreichend verstecktes) und war schon ein bisschen genervt. Da traf ich auf zwei Studentinnen aus Freiburg, die gerade den ersten Tag auf der gta wanderten und auch wild campen wollten. Mit zwei Zelten war es uns nicht mehr ganz so wichtig, dass uns kein Passant entdeckt und fanden zwischen Prà und Cateria schnell einen akzeptablen Platz. Dort stellten wir mit Freude fest, dass sogar ein Brunnen in der Nähe war. Und zum Fluss war es auch nicht weit (einer konnte ja immer bei den Zelten bleiben und aufpassen), so dass ich sogar noch ins Wasser hüpfen konnte, wovon ich schon den ganzen Tag geträumt hatte.

 

Tag 62 (15.08.) Prà/Cateri bis Gias Massa, 22 km

Morgens lief ich das letzte Stück nach Noasca und erstand dort einen Cappuccino sowie vom Frühstücksbuffet eines Hotels eine Gipfel-Nektarine.

Wasserfall von Noasca:

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Dann ging es weiter nach Ceresole Reale. Der Weg dorthin war landschaftlich sehr schön und das Wetter gut. Eigentlich war mir mal wieder nach einem etwas kürzeren Tag, weshalb ich gerne in Ceresole Reale geblieben wäre, aber wegen Ferragosto war dort natürlich alles ausgebucht.

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Gegen 13:00 Uhr, als ich in Ceresole Reale einlief, erlebte ich dann den absoluten emotionalen Tiefpunkt auf dieser Wanderung, als ich wegen Ferragosto nichts zu essen bekam. Auf dem Weg nach Ceresole Reale hatte ich mir ausgemalt, was ich dort alles leckeres essen würde und dann hieß es am Rifugio und am Campingplatz (in einem „richtigen“ Restaurant versuchte ich es danach gar nicht mehr erst): nur Menü, auf Vorbestellung, leider alles ausgebucht.

Der Wirt am Campingplatz sah glaube ich, dass mir die Tränen in den Augen standen und schenkte mir Bonbons. Ich weiß, dass das eine nett gemeinte Geste war, aber da ich schon älter als 5 Jahre bin, dachte ich mir nur, dass er sich seine blöden Bonbons sonst wohin schieben soll. So erstand ich nur fertig abgepackten Kuchen und Kekse und machte mich mit ziemlich schlechter Laune auf den weiteren Weg, den nächsten Berg hinauf. Die tolle Landschaft war mir egal. Beim Essen hörte der Spaß auf.

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Blick zurück auf den Stausee bei Ceresole Reale, der lange nicht gefüllt ist. Und die Gletscher oberhalb des Sees sind fast schon abgeschmolzen.

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Ich erreichte den Colle della Crocetta (2.641 m) und bekam einen ziemlichen Schreck, als ich sah, dass auf der anderen Seite gerade der Nebel hochzog - dort wollte/musste ich zelten. Und Kühe waren auch zu hören.

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Aber es half ja nichts. Ich stieg ab und suchte mir im Nebel einen Zeltplatz. Besonders wählerisch konnte ich dabei nicht sein. Flach ist anders (zum Glück erinnerte ich mich daran, dass schlaue Leute aus diesem Forum auf die Idee gekommen sind, ihren Rucksack unter die Isomatte zu legen, um Höhenunterschiede auszugleichen). Aber immerhin passte mein Zelt dorthin, Wasser war nicht weit und die Kühe in ausreichender Entfernung.

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Tag 63 (16.08.) Gias Massa bis Balme, 22 km

Der Nebel hatte sich morgens weitgehend ins Tal zurück gezogen, leider führte mein Weg genau dorthin, nach Pialpetta. Dort gab es erstmal ordentlich was zu essen, einen Cappuccino und dann auch noch ein Eis.

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Im Nebel stieg ich auch wieder auf, vorbei an den Laghi di Trione zum Colle Trione (2.486 m). Leider hatte der Nebel nicht zur Folge, dass die Temperaturen etwas angenehmer waren, sondern nur, dass es tierisch schwül war – ein bisschen wie Dampfbad. So geschwitzt wie an diesem Tag habe ich selten.

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Und dann, endlich, sah ich auf dieser Wanderung einen Steinbock. Ich hatte fast das Gefühl, dass er auf sich aufmerksam machen wollte, denn kurz vor dem Pass hörte ich von oben ein komisches Geräusch. Und dann verschwand er auch schon wieder auf der anderen Seite.

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Während ich am Pass eine kurze Pause machte und mal wieder eine Gipfel-Nektarine vertilgte, riss der Himmel auf beiden Seiten immer mal wieder ein bisschen auf. 30 Minuten nachdem ich mich auf den Abstieg begeben hatte, kam dann die Sonne heraus und ich wanderte weiter nach Balme zu einem wunderbaren Posto Tappa mit W-LAN und Waschmaschine. Leider musste ich feststellen, dass an meinem T-Shirt der Rücken durchgescheuert war und sich ein Loch gebildet hatte. Mit Nähen war da eher nichts. Das T-Shirt machte nicht den Eindruck, dass es noch bis Nizza durchhalten würde, allerdings war mir schleierhaft, wo ich ein neues herbekommen sollte. Jetzt roch ich nicht nur wie ein Penner, sondern sah auch so aus. Das Essen in dem Posto Tappa war übrigens sehr lecker, wegen Corona wurden wir nur leider alle wie Fixsterne auseinander gesetzt, gesellig war das nicht gerade.

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Tag 64 (17.08.) Balme bis Rifugio Vulpot, 21 km

Morgens ging es den nächsten Bergrücken hoch, dabei unterhielt ich mich mit einem sehr netten Schweizer, der am Tag zuvor auch im Posto Tappa gewesen war – leider war ich aber beim Abendessen mit dem Rücken zu ihm gesetzt worden. Es ging an wunderschönen Seen vorbei (Laghi Verdi). Etwas oberhalb der Seen gibt es auch ein Bivacco. Das schien mir allerdings nicht gerade ein Geheimtipp zu sein und im Zweifel ist man dort vermutlich nicht allein.

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Nach einem ersten Pass (Passo Paschiet 2.431 m) ging es in einem Bogen ein Stück nach unten und dann wieder hoch zum nächsten Pass (Colle di Costa Fiorita, 2.440 m). Dort hatte ich erstmal kleinere Wegfindungsprobleme, danach ging es ziemlich steil einen unschön zu gehenden Grashang hinunter bis Usseglio (1.270 m).

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Ab Usseglio folgten etwa 3 km auf der Straße durchs Tal bis Margone. Das war aber nicht schlimm, denn für den Weg hatte ich eine Fanta und ein Wegeis erstanden. In Margone kam ich dann auch noch an einer sehr gut besuchten Bar/Restaurant vorbei, wo ich einen Hamburger, eine Cola und ein Mars hinterher schob. Auf ein zweites Eis verzichtete ich! Auf dem weiteren Weg ging es erst gemütlich an einem Bach entlang, dann einige Höhenmeter hoch zu einem Sumpfgebiet und schließlich durch ein sehr schönes Tal mit Blick auf den Rocciamelone. Das Wetter war den ganzen Tag fantastisch, blauer Himmel, nicht zu heiß und vor allem auch nicht schwül. Am Rifugio Vulpot traf ich dann wieder auf Pierre (den netten Schweizer), der mich wohl bei meiner Fresspause überholt hatte.

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Tag 65 (18.08.) Rifugio Vulpot bis Rifugio Ca d'Asti (inklusive Aufstieg auf den Rocciamelone), 15 km

An Tag 65 sollte es auf den Rocciamelone (3.538 m), den höchsten Wallfahrtsberg der Alpen und für mich den höchsten Punkt auf der Wanderung, gehen. Ich startete bei blauem Himmel, aber die Wettervorhersage, derzufolge es bewölkt sein sollte, behielt leider recht. Während ich im Anmarsch war, waren auch die Wolken im Anmarsch.

Leider verpasste ich morgens erstmal den Abzweig Richtung Colle Croce di Ferro (2.546 m) und lief geradeaus weiter durch das falsche Tal (da hatte man einfach so eine tolle Aussicht Richtung Rocciamelone...).

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Theoretisch könnte man auch von dieser Seite (quasi der Rückseite) über den Col della Resta (3.183 m) auf den Rocciamelone aufsteigen (vgl. die Route von Monty, Tage 63-70), allerdings war dieser Weg wegen eines Erdrutsches gesperrt, so dass sich die Frage für mich nicht stellte. Der Weg über die Capanna Sociale Aurelio Ravetto und den Passo della Capra (2.456 m), den ich statt dessen Richtung Rifugio Ca d'Asti wählte, war dafür ziemlich langweilig und ich querte ewig lang eine Bergflanke.

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Als es endlich an den Schlussaufstieg ging, holte mich der Nebel ein. Ich überlegte schon, direkt wieder ins Tal abzusteigen – was ich aber zum Glück nicht tat. Ich quartierte mich im Rifugio Ca d'Asti ein, ließ dort den Großteil meiner Sachen und stieg auf den Gipfel des Rocciamelone. Der war zum Glück hoch genug, um aus den Wolken herauszuschauen. Immer mal wieder wurde ich zwar kurz in Nebel gehüllt, aber insgesamt saß ich am Schluss eine Stunde auf dem Gipfel und schaute zu, wie die Wolken unter mir vorbeizogen.

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Dann stieg ich wieder zum Ca d'Asti ab, wo ich das schlechteste Essen vorgesetzt bekam, das ich je auf einer Berghütte gegessen habe. Aber immerhin war ich alleine im Zimmer. Beim Abstieg begegnete mir noch kurz ein Steinbockweibchen, das aber auch gleich wieder verschwunden war.

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Tag 66 (19.08.) Rifugio Ca d'Asti bis Susa, 12 km

An diesem Tag stand "nur" der Abstieg über rund 2.300 hm ins Tal nach Susa an – was aber erstaunlich gut ging. Susa ist die einzige größere Stadt auf der gta mit richtigen Supermärkten, auf die ich mich schon seit Tagen freute. Etwas anstrengend war nur die Zimmersuche, da selbst in Susa das Internet derart langsam war, dass ich fast verzweifelte.

Und auch mein T-Shirt-Problem fand eine Lösung: Mittags bekam ich von Pierre, der den Rocciamelone ausgelassen hatte und stattdessen einen Ausflug nach Turin machte, eine SMS, in der er mir anbot, mir ein Merino-Shirt aus dem dortigen Decathlon mitzubringen! :D:D:D

 

Tag 67 (20.08.) Pausentag

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Kleines Fazit zur gta – Nordteil (ab Alpe della Colma)

Auf dem bisherigen Teil der gta gab es auf jeden Fall schöne Etappen, öfters ging es aber auch einfach nur den Berg hoch, über den Pass und dann den Berg wieder runter, ohne dass der Weg oder die Aussicht besonders toll gewesen wäre. Ich hatte dadurch gelegentlich den Eindruck, dass die gta so ein bisschen gehypt wird und dass das Tolle an der gta mehr die Idee der gta (einsame Bergdörfer verbinden oder vor dem Aussterben retten), als die gta bzw. der Weg selbst ist. Der Weg und die Landschaft, durch die ich laufe, sind mir beim Wandern jedoch das allerwichtigste und den Dörfern, durch die ich unterwegs komme, gilt nicht mein primäres Interesse – aber das ist vermutlich Typsache. Vielleicht lag es auch an der Jahreszeit, dass mich die gta nicht so völlig vom Hocker haute. Im August wurde das Wetter zwar deutlich stabiler, aber dafür waren fast alle Blumen schon verblüht und herbstliche Farben hatten noch nicht Einzug gehalten, so dass die Berge auf eine etwas langweilige Art grün waren.

Auf der gta erwarten einen auf jeden Fall krasse Höhenmeter, da der Weg fast ausschließlich aus Auf- und Abstiegen von einem Dorf über den Pass ins nächste Dorf besteht. Wenn man nur eine Etappe läuft, sind die Tage nicht allzu lang, wenn man zwei Etappen läuft, muss man aber auch über zwei Pässe, was regelmäßig mehr als 2.000 hm Aufstieg mit sich bringt.

Für mich war die gta daher am Anfang vor allem auch psychologisch hart, da ich das Gefühl hatte, dass ich jetzt auf die Zielgerade einbiege (was natürlich Quatsch ist, wenn man noch um die 700 km vor sich hat) und da ich dachte, dass ich allmählich wirklich gut eingelaufen bin und jetzt mal ordentliche Etappen zurücklegen kann und dann das Gefühl hatte, dass ich nicht so recht vorwärts komme, obwohl ich lief und lief (was natürlich auch Quatsch ist bei den Höhenmetern, die man auf der gta zurücklegt).

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Tag 68 (21.08.) Susa bis Lago di Laux, 30 km

Erholt und ausgeruht wurde an diesem Tag wieder anständig gelaufen. Pierre, der zwischenzeitlich Verstärkung von Hansjörg bekommen hatte, war mir einen Tag voraus – aber ich dachte, dass ich die beiden, die eine sehr nette Gesellschaft waren, vielleicht wieder einholen könnte. Das erste Stück bis zur Alpe Toglie (nach allem, was ich hörte, muss die dortige Wirtsfamilie ziemlich skurril sein, das Essen aber gut) war einfach bis langweilig zu laufen. Offensichtlich hatte mir der Pausentag allerdings nicht gut getan, denn es gelang mir drei Mal, dem falschen Weg zu folgen.

Weiter ging es, vorbei am Bivacco Bergerie dell'Orsiera. Das Bivacco war zwar offen, allerdings schien es von einem Einheimischen in Beschlag genommen worden zu sein, dessen Hund quer in der Eingangstür lag. Aber dort wollte ich ja zum Glück nicht bleiben. Nach dem Bivacco ging es ordentlich steil den Berg hoch und ich kam an zahlreichen Himbeersträuchern mit reifen Himbeeren vorbei. Hmmm, lecker :lol:. Als ich am Colle dell'Orsiera (2.595 m) ankam war es leider ziemlich diesig und die Sicht nicht die beste. Aber dafür entdeckte ich zwei Edelweiß - genau genommen hätte ich mich fast drauf gesetzt, peinlich.

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Der Abstieg zog sich dann ziemlich, zwischendurch ging es immer mal wieder ein Stück hoch und wieder runter. Dabei hatte ich Sicht auf Fort Fenestrelle, das sich über einen kompletten Bergrücken hochzieht.

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Oberhalb von Usseaux kam ich gegen 18:00 Uhr an einem Fleckchen vorbei, an dem man gut hätte zelten können. Pierre und Hansjörg, die am Lago di Laux untergekommen waren, klärten allerdings für mich ab, dass ich dort am See zelten durfte (das Hotel war ausgebucht). Und so lief ich in Rekordzeit das letzte Stück bis zum Lago di Laux herunter und hatte pünktlich bis zum Abendessen mein Zelt aufgestellt und mich sogar ein bisschen gewaschen. Die Polenta dort war wirklich richtig gut (und alles andere glaube ich auch). Eigentlich gibt es dort am See sanitäre Anlagen mit einer Dusche, die Gäste des Restaurants benutzen dürfen. Wegen Corona war die Dusche allerdings leider verschlossen.

Mein Zelt ist der kleine weiße Fleck am gegenüberliegenden Ufer. Man sollte sich allerdings nicht täuschen lassen, wirklich einsam ist es am Lago di Laux nicht.

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See am nächsten Morgen:

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Tag 69 (22.08.) Lago di Laux bis Didiero, 23 km

Morgens stand gemeinsam mit Pierre und Hansjörg ein langer, aber schöner Aufstieg zum Colle dell'Albergian (2.708 m) an. Unterwegs sah ich noch viel mehr Edelweiß.

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Da für die nächsten Tage Regen/Gewitter angekündigt war, hatte ich eigentlich erwartet, dass es von Tag zu Tag diesiger würde, aber die Sicht war erstaunlich gut.

Von der Seite kamen wir:

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Und durch diese karge Landschaft ging es wieder runter:

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Irgendwann wurde es wieder grüner und es ging vorbei an der Cascata del Pis.

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Ab Gros Passet wählte ich einen etwas direkteren Weg rechts von der Straße. So kam ich an einem Restaurant vorbei, an dem ich ein Wegeis erstehen konnte. In Didiero traf ich dann wieder auf Pierre und Hansjörg. Wir kamen in dem sehr netten Posto Tappa mit sehr gutem Essen unter, bei Pierluigi, der den Rotwein im Dorfbrunnen lagerte/kühlte.

 

Tag 70 (23.08.) Didiero bis Villanova, 30 km

Ich verabschiedete mich von Pierre und Hansjörg und lief alleine weiter. Zuerst ging es recht langweilig nach Prali, einem Skiort im Piemont. Da ich nicht den Lift nehmen wollte, stieg ich ein Stück weiter hinten im Tal auf und kam so unterhalb des Lago Draio raus.

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Leider war schon wieder so halb der Nebel aufgezogen. Aber ich freute mich trotzdem, da der Weg zur Abwechslung nicht sofort wieder den Berg runter führte, sondern es entlang eines sehr schönen Höhenwegs zum Colle Giulian (2.451 m) ging.

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Dann folgte der unvermeidliche und lange Abstieg. Erst noch recht gemütlich, dann ein Stück an einem Fahrweg entlang und schließlich in elendigen Serpentinen (die musste man zum Glück nicht alle auslaufen).

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Ich kam im Posto Tappa in Villanova unter. Dort war ich an diesem Tag der einzige Gast, für den kochen wohl nicht lohnte. Ich bekam daher in der Mikrowelle aufgewärmtes Essen vorgesetzt, das ungefähr so lecker war, wie matschiges Kantinenessen.

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Tag 71 (24.08.) Villanova bis Pian Melzè, 21 km

Nachts hatte es geregnet und morgens war es grau, neblig und kühl. Perfektes Wetter – jedenfalls aus der Sicht eines Alpensalamanders. Von irgendeiner Unterart, die es nur dort gibt, sah ich den Tag über verteilt mehr als 40 Stück (dann hörte ich irgendwann auf zu zählen).

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Ich machte mich an den Aufstieg zum Colle Barant (2.373 m) und auch dem botanischen Garten kurz unterhalb des Passes stattete ich einen kurzen Besuch ab. Dann ging es wieder runter, zum Rifugio Barbara Lowrie, wo ich eine Pause einlegte und mich über das fantastische W-Lan freute.

Über den ersten Pass hatte ich es noch im Trockenen geschafft, kurz vor dem zweiten Pass (Colle della Gianna, 2.531 m) holte mich dann leider der Regen ein und der Boden wurde ziemlich schnell ziemlich feucht. Schade, es war so schön ohne Regen! Aber ich will mich nicht beschweren – das Wetter war jetzt wirklich ziemlich lange gut. Leider regnete es allerdings deutlich stärker als von mir erwartet und kurz hagelte es auch, aber zum Glück waren die Hagelkörner nicht allzu groß.

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Eigentlich hatte ich gehofft, dass ich ein Stück der gta abkürzen und in der Höhe bleiben kann, aber leider war das Rifugio Pian del Re ausgebucht, so dass ich doch zum Rifugio Pian della Regina absteigen (und am nächsten Morgen wieder aufsteigen) musste – aber auf 300 hm mehr oder weniger kam es nun wirklich nicht mehr an. Beim Abstieg rissen die Wolken kurz auf und ich konnte zumindest ein bisschen was vom Monviso sehen.

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Im Rifugio Pian della Regina hatte ich dann ein Zimmer mit einer kleinen Elektroheizung für mich, so dass ich alle meine Sachen trocknen konnte. Das Essen war sehr gut und die Portionen ganz unglaublich groß (davon hätte man vermutlich drei normale Esser satt bekommen).

 

Tag 72 (25.08.) Pian Melzè bis Chiesa, 31 km

Auch wenn es zunächst nicht so aussah, hielt das Wetter den ganzen Tag (abgesehen von zwei Mal leichtem Nieselregen). Morgens ging es ordentlich den Berg hoch, erst vorbei am Rifugio Pian del Re und der Quelle des Po, dann wurde es alpiner. Der Weg zum Colle del Viso (2.650 m) und dem kurz dahinter liegenden Rifugio Quintino Sella führte an drei Seen vorbei und durch viel Blockgelände. Irgendwann kam mal irgendwo im Nebel ordentlicher Steinschlag runter (war nur zu hören, nicht zu sehen), der gar nicht mehr aufzuhören schien.

Bergsee 1 im Nebel:

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Bergsee 2 im Nebel:

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Bergsee 3, da war fast schon Kaiserwetter (rechts dahinter befindet sich der Monviso, aber dafür reichte die Sicht dann doch nicht):

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Richtig aufgerissen hat es nicht, aber zum Glück war das Wetter ziemlich stabil, denn nach dem Rifugio Quintino Sella ging es eine gute Stunde auf +/- 2.700 m durch Steine und Geröll, da möchte man ungern in ein Gewitter kommen (den Schlenker zum Rifugio Alpetto sparte ich mir und ging in der Höhe weiter).

Zwischen dem Passo Gallarino (2.739 m) und dem Passo di San Chiaffredo (2.764 m) waren zahlreiche fleißige Baumeister am Werk.

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Dann ging es wie immer erstmal wieder runter, allerdings ganz angenehm und recht flott (auch den Abstecher zum Rifugio Bagnour sparte ich mir), leider kam ich so noch während der Mittagspause in Pontechianale an. Daher versorgte ich mich nur in einem Café mit einem Schokocroissant, Eis und Fanta (irgendwie hatte ich auf dieser Wanderung einen ganz furchtbaren Durst auf süße, klebrige, zuckerhaltige Getränke entwickelt, der sich zum Glück nach der Wanderung wieder legte) und machte mich an den Aufstieg für den nächsten Streckenabschnitt. Am Colletto della Battagliola (2.248 m) angekommen, purzelte ich vor Schreck fast wieder rückwärts den Berg herunter, da ich von drei Herdenschutzhunden in Empfang genommen wurde. Da half nur warten, bis die Schafherde endlich den Weg geräumt hatte... Im Posto Tappa in Chiesa bekam ich dann noch kurzfristig ein Bett, die Unterkünfte in Chiazale und Celle waren schon voll.

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Tag 73 (26.08.) Chiesa bis Colle Ciarbonet, 28 km

Über Nacht waren alle Wolken verschwunden und der Himmel strahlend blau. Die nächsten Etappen sollten durch das Varaita-, das Maira- und das Stura-Tal gehen, die einen Ruf als tolle Wandergegend haben. Dementsprechend war ich nicht alleine unterwegs. Zuerst ging es noch unspektakulär das Tal hinauf bis Sant'Anna und dann wurde es wirklich schön. Die Gegend wird auch Dolomiti de Cuneo genannt und die Berge sahen hier komplett anders aus, als an den Tagen zuvor.

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Der Aufstieg zum Colle di Bellino (2.804 m) war wunderschön mit einer tollen Aussicht und auch der Blick über den Pass auf die andere Seite war atemberaubend (ich fürchte, die Fotos werden dem nicht ganz gerecht).

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Blick zurück zum Monviso:

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Blick über den Pass:

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Wie meistens zog sich der Abstieg. Etwas nervig war, dass die Wege von Motocrossfahrern ziemlich zerstört waren. Im Rifugio Campo Base machte ich dann, an Tag 73, das erste Mal eine richtige Mittagspause mit Einkehr zum Essen, da das Abendessen am Vortag zwar lecker war, die Portion aber nicht allzu üppig ausgefallen war (zum italienischen Frühstück sage ich nichts).

Blick zurück:

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Den nächsten Pass lief ich dann noch hoch, vorbei an der Quelle der Maira, und zeltete unterhalb des Colle Ciarbonet (2.206 m) auf einer Alm. Ich kroch schon früh in meinen Schlafsack, denn sobald die Sonne weg war, wurde es inzwischen ziemlich kühl.

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Bearbeitet von berghutze
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Tag 74 (27.08.) Colle Ciarbonet bis Sambuco, 27 km

Ich machte mich morgens schon früh aus dem Staub, da ich ohne zu fragen (war niemand da) auf der Alm gezeltet hatte. Dadurch konnte ich mir aber den Hin- und Rückweg zu einer Unterkunft in Chialvetta sparen und mich gleich an den nächsten Aufstieg zum Passo della Gardetta (2.437 m) machen (unter Umständen wäre es auch eine Option, im Rifugio della Gardetta zu übernachten, das sehr schön gelegen ist – liegt zwar auch nicht direkt an der gta, aber der Umweg ist nicht ganz so groß wie nach Chialvetta). Es ging durch eine Gegend, in der alles voller Bunker war. Auch die Murmeltierdichte war hoch, leider waren die Murmeltiere aber so scheu, dass man sie mit dem Handy kaum fotografieren konnte.

Blick zurück vom Pass:

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In einem Bogen ging es auf einer Militärstraße zum nächsten Pass (Passo di Rocca Brancia 2.620 m). Danach folgte ein langer Abstieg (das schreibe ich glaube ich immer – aber die Abstiege waren einfach immer lang). Dabei wurde ich von einem Franzosen überholt, der die gesamte rote Via Alpina läuft. Er war nur zehn Tage vor mir gestartet (in Triest) und dürfte in dieser Zeit so um die 600 km mehr gelaufen sein, als ich :shock:.

Im Tal ging es dann entlang der alten Straße (die mittlerweile durch einen Tunnel führt) vorbei an beeindruckenden Felswänden:

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In Pontebernardo hatte leider alles zu und so lief ich rechts des Flusses weiter nach Pietraporzio, da ich mich die ganze Zeit irgendwelchen Essens-Phantasien hingegeben hatte. Nach Sambuco war es dann (mit einem Wegeis...) auch nicht mehr weit. Auf dem Weg dorthin kam ich am einer Wiese vorbei, die voller weißer Schnecken war, die an Grashalmen hingen. Das hatte ich so noch nie bewusst wahrgenommen.

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In Sambuco kam ich im Posto Tappa unter, zum Abendessen wurde ich allerdings in die Trattoria ausquartiert (etwas teurer, aber sehr lecker), weil das Albergo della Pace schon ausgebucht war. Frühstück bekam ich dann aber im Albergo. Und das war endlich mal ein anständiges Frühstück (Buffet, gutes Brot, Käse, Joghurt), in Italien - kaum zu glauben, dass es so etwas gibt!

In Sambuco machte ich mir auch Gedanken über den weiteren Weg (sonst schaute ich eigentlich immer nur, was für den nächsten Tag anstand). Der Wanderführer sah für den nächsten Tag mehr oder weniger vor, einen Bogen zu gehen. Stattdessen wollte ich lieber den direkten Weg nach Bagni di Vinadio/Strepeis einschlagen. Und bis Nizza war es dann überhaupt nicht mehr weit. Nur noch ein Tag auf der gta, dann über die Grenze und von dort nur noch etwa 80 km bis Nizza! Inzwischen war die Vorstellung, mit den Füßen im Mittelmeer zu stehen immer konkreter geworden. Und obwohl ich auch nach 74 Tagen nicht wandermüde war und eigentlich immer noch Lust hatte weiterzuwandern (jedenfalls bei schönem Wetter), wollte ich gleichzeitig unbedingt in Nizza ankommen – nicht so sehr, weil dann die Wanderung vorbei wäre, sondern weil ich mich so auf dieses Gefühl des Es-geschafft-habens freute und immer im Hinterkopf hatte, dass auch auf den letzten Etappen noch etwas schief gehen könnte.

 

Tag 75 (28.08.) Sambuco bis Sant'Anna di Vinadio, 20 km

An meinem letzten gta-Tag begrüßte mich nicht gerade das beste Wetter. Es war kühl, neblig und trüb. Gegen Mittag kam ein Weilchen die Sonne raus, irgendwann zogen aber wieder ziemlich dunkle Wolken auf. Aber immerhin regnete es (entgegen der Wettervorhersage) nicht.

Wie meistens, wenn ich ordentlich gegessen hatte, liefen meine Beine anstandslos den Berg hoch. Es ging über die letzten zwei Pässe in Italien (beide nicht spektakulär) zum Santuario Sant' Anna di Vinadio. Die Unterkunft war zwar schon ausgebucht, aber ich konnte dort mein Zelt aufstellen, kurz heimlich duschen und bekam etwas zu essen. Hier traf ich auch den französischen Via-Alpina-Wanderer wieder, dessen (weniger direkter) Weg ebenfalls zum Santuario Sant'Anna di Vinadio geführt hatte.

Der letzte Pass in Italien. Die Landschaft hatte allmählich erste herbstliche Farbtöne angenommen (auf dem Foto aber nicht gut zu erkennen).

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Das letzte Stück bis zum Santuario (der weiße Fleck auf der rechten Talseite):

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Bearbeitet von berghutze
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Am 28.1.2022 um 15:53 schrieb berghutze:

Der Weg und die Landschaft, durch die ich laufe, sind mir beim Wandern jedoch das allerwichtigste und den Dörfern, durch die ich unterwegs komme, gilt nicht mein primäres Interesse – aber das ist vermutlich Typsache.

Das geht für mich Hand in Hand... wie Tauchen und Auftauchen, beides gleichermaßen spannend bzw. erlösend. Und wenn das Timing stimmt: perfekt.

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Tag 76 (29.08.) Sant'Anna di Vinadio bis Saint-Dalmas, 34 km

Nachts war es ordentlich kalt und die Wetterseite meines Zeltes am nächsten Morgen gefroren. Aber dieses Mal war ich vorbereitet und war mit allen meinen Klamotten direkt nach dem Abendessen in den Schlafsack gekrochen, so dass es nachts kuschelig warm war. Morgens stieg ich die letzten Höhenmeter in Italien auf und sah dabei nochmal eine große Herde Gemsen (die natürlich vor mir flüchtete). In der Morgensonne ging es dann weiter über einen Bergrücken, an dem die Grenze zwischen Italien und Frankreich verläuft, zum Col de la Lombarde, wo ich die Grenze überquerte. An einem Imbisswagen kaufte ich einen Kaffee und wünschte mir sofort die italienischen Preise zurück. Dafür war der Internet-Empfang in Frankreich fantastisch.

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Da ich ein paar Serpentinen zu viel abgekürzt hatte, lief ich versehentlich in den Skiort (Isola 2000) hinunter, statt oberhalb am Hang zu queren – aber zum Zurücklaufen war ich zu faul. Über den Col Mercière ging es dann in den Mercantour-Nationalpark. Dort musste ich feststellen, dass es auch in Frankreich Bunker gibt.

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Der Weg durch den Mercantour-Nationalpark war ziemlich einfach, entlang von Forstwegen, aber schön.

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Etwas unterhalb des Col de Salèse stieß ich dann auf den GR 52, dem ich bis Saint-Dalmas de Valdeblore folgte (Achtung, Saint-Dalmas gibt es mehrere, das hat gelegentlich für Verwirrung gesorgt). Der Abstieg vom Col du Barn (2.452 m) bis nach Saint-Dalmas zog sich mal wieder ziemlich und eine Sicht war für mich leider nicht im Angebot, da mittags ziemlich dunkle Wolken aufgezogen waren. Ich kam in der Gîte d'Etappe in Saint-Dalmas unter. Die dortige Wirtin war die erste und einzige, die sich traute, ihre Verwunderung darüber zum Ausdruck zu bringen, wie viel ich essen konnte (dürfte daran gelegen haben, dass ich ihr gesagt habe, sie solle die Schüsseln, in denen das Essen für alle auf den Tisch gestellt wurde, nicht abräumen – ich würde das alles aufessen).

 

Tag 77 (30.08.) Saint-Dalmas bis Levens, 39 km

An Tag 77 legte ich eine ordentliche Strecke entlang des GR 5 zurück (ich hätte ja gerne endlich mal die 40 km voll gemacht, aber irgendwie passte es von der Etappen-Aufteilung her nie), bis Nizza waren es nur noch 23 km. Das Wetter war auch nochmal toll. Morgens ging es den letzten größeren (mit 700 hm allerdings nicht wirklich ernst zu nehmenden) Aufstieg auf den Col des deux Caires hoch. Von dort konnte ich zwar das Meer und den Horizont nicht sehen, dazu war es zu diesig, aber Nizza und die Küstenlinie. Ich war also tatsächlich durch die Alpen gelaufen, bis die Berge zu Ende sind.

Danach kommen keine Berge mehr...

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Naja, also fast. Noch war ich ja nicht angekommen. Und dann war tatsächlich der GR 5, der eigentlich den Hang nach dem Pass queren sollte wegen eines Erdrutschs gesperrt. Ich wollte dann auf den Weg über den Gipfel ausweichen, kam aber auch dort relativ bald an ein "interdit"-Schild. Da auf der Karte kein anderer naheliegender Weg ersichtlich war, hoffte ich inständig, dass der Weg wegen der zwei Erdrutsche, die ich sehen konnte, gesperrt war und nicht wegen eines auf der anderen Hangseite liegenden, unüberwindbaren Hindernisses und entschied mich, die Erdrutsche zu umgehen bzw zu queren, was gut (und m.E. gefahrlos) möglich war. Und so näherte ich mich Nizza weiter an.

Ich lief stundenlang durch Wald und begegnete den ganzen Tag keinem einzigen anderen Wanderer. Unterwegs sah ich nur einen Esel und ein Eichhörnchen.

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Landschaftlich gefiel mir insbesondere das Wegstück bei der Brec de l'Utelle und dem Tête de l'Esandolier. Sonst fand ich vor allem interessant, wie sich die Wegführung von der gta unterschied. Während es auf der gta eigentlich immer nur hoch oder runter über Pässe oder Bergrücken ging, führte der GR 5 meistens um die Berge herum.

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Nur ganz zum Schluss musste ich leider noch die Vésubie überqueren. Da half alles nichts. Es ging auf 185 m runter und auf der anderen Seite wieder ein Stück hoch nach Levens. Im Supermarkt von Levens drehte ich ein bisschen durch und kaufte für eine halbe Kompanie ein und danach kam ich auch noch an einem sehr leckeren Bäcker vorbei – aber es kam alles weg.

 

Tag 78 (31.08.) Levens bis Nizza, 23 km

Sie haben ihr Ziel erreicht!

Was soll ich zu diesem Tag sagen, außer: Ich bin angekommen. Ich bin kein sehr emotionaler Mensch und weder der erste Blick aufs Meer, noch der erste Schritt nach Nizza rein, haute mich um. Aber bei der Überquerung der Promenade des Anglais, bei der das Meer nun wirklich nur noch wenige Schritte entfernt war und türkisblau vor mir schimmerte, war ich doch ziemlich ergriffen.

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