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Ultraleicht Trekking

Neulich auf dem Hauptwanderweg 1...oder die Sache mit der Grillkohle


Gast

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Zum Jahresausklang 2016 wollte ich noch einen der letzten schönen Tage dazu verwenden, auf dem HW 1 zum Dreifürstenstein bei Hechingen zu bummeln. Immer schön an der Südseite des Killertales entlang, auf der Traufkante 10 km zum Dreifürstenstein und die gleiche Strecke wieder zurück. Es war noch wunderbar warm und schließlich erreichte ich gegen Mittag die Hütte auf dem Dreifürstenstein. Es war eine Menge los. Viele Wanderer und Mountainbiker nutzen die Gunst der Stunde um noch einen schönen Blick auf die Burg Hohenzollern zu werfen.

Ich zog mich vor dem Trubel an meinen Lieblingsplatz, einen kleinen, ebenen Fleck am Fuße einer Buche zurück, die etwas zurückversetzt am Rande des Platzes steht.
Meine EVA ausgerollt und wohlig den Rücken an den Baumstamm gelehnt, betrachtete ich das Getümmel.
Irgendwann packte ich meinen EOE aus um einen Schluck Kakao zu kochen.

Mein Interesse wurde plötzlich von einer Dreiergruppe geweckt, die vom Wanderweg „Dreifürstensteig“ heraufkamen. Die Wanderer hielten direkt auf die in meiner Nähe befindliche Grillstelle zu. Zuerst nichts böses dabei denkend, kochte ich weiter auf meinem kleinen Gasbrenner mein Wasser auf, um dann plötzlich ein paar Worte von einem der Wanderer zu erhaschen.

Ein gutes Grillfleisch erhält man nur mit dem richtigen Brennmaterial“ dozierte der etwa 35jährige Mann mit gewichtiger Stimme, seinen beiden Mitwanderern gegenüber, setzte seinen Rucksack ab und förderte einen Sack Eierkohlen (!) aus dem Pack.

Ich vergaß meinen köchelnden EOE und schaute mit offenem Mund zu, wie die Mitwanderer Pappteller, Plastiksektgläser und Grillgut auf die Bank vor der gemauerten Grillstelle auftürmten.
Der Oberkoch drapierte währenddessen Papier und kleine Aststücke unter die Eierkohlen und zündete das Ganze an.
Zweifelnd, ob das Papier und die kleinen Aststücke ausreichen würden, zeitnah die Kohlen zum Glühen zu bringen, schaute ich weiter gebannt zu – wie auch die beiden Mitwanderer, die zwischenzeitlich den Mittagstisch um Servietten und diverse Saucen erweitert hatten.


Fehlt nur noch der Stehgeiger“ dachte ich spöttisch. Der Koch war zwischenzeitlich dazu übergegangen, mit einem Pappteller die Sauerstoffzufuhr zu erhöhen und wedelte mal hier und mal da, um die Grillstelle herum.

Ich erinnerte mich an mein brodelndes Wasser, gab meinen Kakao dazu und rührte genüsslich das Pulver in das Wasser.

Einer der Mitwanderer blickte zwischenzeitlich immer mal wieder zu meiner Kochstelle und stellte sich wohl insgeheim vor, dass meine Art zu kochen, wohl auch nicht die Schlechteste sei, war doch der Koch dazu übergegangen auf die Grillstelle zu klettern und mit gespreizten Beinen auf dem Rand jonglierend, wild seinen Pappteller schwingend, dem Feuer Beine zu machen. Schließlich stellte er sich im eher leichten Kohlenrauch prustend, je mit einem Bein links und rechts über die Kohlen und versuchte von oben, wenig erfolgversprechend, das Feuer anzufachen.
Der Geruch des Kohlenrauchs weckte Kindheitserinnerungen in mir, waren doch Eierkohlen ein bevorzugtes Wurfgeschoss aller Kinder, wenn die Kohlenzüge an unserem Bahnhof Halt machten.

Dezente Hinweise des anderen Mitwanderers, dass man wohl auch mit dürrem Holz ein brauchbares Grillfeuer erhalten könne, wies der Koch empört zurück und dozierte weiter die Vorzüge seiner Eierkohlen.
Ich konnte mir darüber ein Grinsen nicht verbergen und die Mitwanderer warteten ergeben weiter das Ergebnis seiner Bemühungen ab.
Nachdem ich meinen Kakao in Ruhe getrunken hatte, wusch ich meine Topf mit etwas Wasser aus, baute meinen EOE zusammen, schaute mich noch ein wenig um und schulterte schließlich meinen Huckepack.

Mein Blick glitt nochmals zurück zur Grillstelle, wo ein kleinerer weißer Rauchfaden die recht erfolglosen Bemühungen des Eierkohlen-Kochs, das Feuer nennenswert in Gang zu bringen, zeigten. Die Mitwanderer zeigten mit einem resignierten Lächeln in meine Richtung, dass sie mein ungläubiges Kopfschütteln, richtig interpretiert hatten und ich machte mich zurück an die Traufkante.

Noch heute gleitet mein Blick unvermittelt nach rechts oben zum Dreifürstenstein, wenn ich mit dem Wagen Richtung Hechingen fahre, ob vielleicht immer noch feine weiße Rauchschwaden über der Kante stehen und die erfolglosen Versuche mit Eierkohlen ein Grillfeuer zu entfachen, anzeigen.... ;-)

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Finde jetzt an der Aktion der Grillenden nichts, was es wert wäre zu spotten. Jeder nach seiner Facon, solange sie ihren Müll mitnehmen und keinen belästigen. Und irgendwelche schrägen Typen hast Du hier und dort. Das Du mit deinem EOE alles richtig gemacht hast ist Deine Interpretation.

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vor 22 Minuten schrieb Dingo:

nichts, was es wert wäre zu spotten

Ich finde die Geschichte ist amüsant geschrieben, eine kleine Anekdote. Wahrscheinlich passieren einem solche oder ähnliche Sachen auch selbst hin und wieder.
Spotten sollte man nicht, da gebe ich Dir völlig recht.

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vor einer Stunde schrieb Dingo:

Finde jetzt an der Aktion der Grillenden nichts, was es wert wäre zu spotten. Jeder nach seiner Facon, solange sie ihren Müll mitnehmen und keinen belästigen. Und irgendwelche schrägen Typen hast Du hier und dort. Das Du mit deinem EOE alles richtig gemacht hast ist Deine Interpretation.

Was man in eine kleine, nichtssagende Anekdote alles hineininterpretieren kann - sagenhaft.

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vor 56 Minuten schrieb blitz-schlag-mann:

Das erinnert mich an meine kläglichen Versuche im Nordseewind meine Weber-Eierkohlen zum Glühen zu bringen...

Das trifft zwar nicht auf jede Weber-Kohlebrikettsorte zu, aber manche Chargen werden in der BBQ-Szene nicht umsonst als Löschkohle bezeichnet. :P

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vor 6 Stunden schrieb Tumurbel:

Was man in eine kleine, nichtssagende Anekdote alles hineininterpretieren kann - sagenhaft.

@Tumurbel, vielleicht kann die eine oder andere Aussage neutraler formuliert werden - sodass sie nicht als wertende oder verletzende Äußerung verstanden wird. Ich kann nämlich durchaus auch den Standpunkt von @Dingoverstehen.

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vor 26 Minuten schrieb mtp:

@Tumurbel, vielleicht kann die eine oder andere Aussage neutraler formuliert werden - sodass sie nicht als wertende oder verletzende Äußerung verstanden wird. Ich kann nämlich durchaus auch den Standpunkt von @Dingoverstehen.

Sorry mtp, es fällt mir nicht im Traum ein. Wenn ich etwas kurios finde, nehme ich mir es heraus, auch zu spötteln. Das erlaube ich mir jetzt einfach (auch wenn es gegen den in Deutschland geltenden Mainstream verstößt) ;-)

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Also ich fand die Anekdote recht Amüsant und habe mich auch ein wenig in Jungs mit der Grillkohle wiedergefunden, was mich schmunzeln lies.

Ich habe hier in letzter Zeit einige Dinge lesen müssen, die ich als verletzend gegenüber Anderen empfand. Dieser Text gehört nach meinem empfinden nicht dazu. Aber das ist wohl ähnlich wie beim Essen. Dem einen ist es zu scharf, dem nächsten gerade richtig gewürzt.

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Also zumindest was das Essen betrifft - da wird mir nicht leicht etwas zu scharf! ;-)

PS: Mein vorheriger Post oben sollte keine Aufforderung zum Ändern des Textes sein. Nur meine Erklärung warum manchmal was hineininterpretiert wird.

Bearbeitet von mtp
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Mit fällt halt auf, dass Du gerne in der Form einer Überlegenheit als UL spöttelst. Und das nicht zum ersten Mal.

UL hat meiner Meinung auch etwas mit drm Ruhen in sich selbst zu tun und nicht mit der Suche nach Bestätigung des Selbst durch andere. Danke mtp fürs Herausarbeiten.

Edit: PS Hilfe anbieten kam nicht in Frage? 

 

Bearbeitet von Dingo
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Am 4.2.2017 at 07:46 schrieb fettewalze:

Wer an solch einer harmlosen Geschichte Anstoß nimmt, sollte vlt. doch erst einmal erwachsen werden.

OT:

Wenn man etwas wertet, ist es nicht gleichzusetzen mit harmlos. Ähnliches erlebenw wir gerade in der Politik von bestimmten Parteien. Die Tintenfeder ist mächtiger als das Schwert.

Egal. Ich habe meinen Bedenken geäußert.

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Ohne zu werten könnten wir uns nie für irgend etwas entscheiden. Etwas Überlegenheitsgefühl, Spott und Ironie finde ich gut und den Geist belebend, solange es nicht dumm oder bösartig ist.

Tumurbel mit Trump zu vergleichen wäre beleidigend ;-)

Bearbeitet von ALF
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Hätte ich alles von der Packliste gestrichen - Kocher, Kartusche, Tassentopf, Löffel, Kakao. Matte. Feuerzeug! Resultat ein Schluck wässriger Kakao und dann muss noch gespült werden. Lauter überflüssiges Zeug.

Zu einer Grillstelle mit Aussicht sein Grillzeug mitzubringen, kommt mir weniger kurios vor um nicht zu sagen: da hat jemand mitgedacht. Ansonsten sind Baumszene und Plastiksektgläser auf dem selben Level, oder? Selben, nicht gleichen.

 

Bearbeitet von Kokanee
Feuerzeug!
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Am 3.2.2017 at 20:22 schrieb mtp:

PS: Mein vorheriger Post oben sollte keine Aufforderung zum Ändern des Textes sein. Nur meine Erklärung warum manchmal was hineininterpretiert wird.

Kann jetzt selbst nicht mehr genau sagen, warum ich den in meinem Zitat bezogenen Post nicht eindeutig formuliert habe.
Aber ich denke der Kern der Sache in dieser Diskussion ist gut herausgekommen - an und für sich harmlos, und doch werden Emotionen geweckt.
Diese Diskussion war für mich auch interessant, aber ich halte mich dazu jetzt raus.

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ALF

es wurde in keinster Weise Trump angedeutet, sondern auf einen Mechanismus hingewiesen, der in Parteien verwendet wird. Provokation und dann das Abschwächen. 

Mir wurscht. Ich habe mein Unbehagen ausgedrückt. Klar, dass es dann mit mehr OT weitergeht.

Daher entschuldige ich mich beim TE für die Ungleichmäßigkeit zwischen Reisebericht und OT.

Respekt im Umgang miteinander lehrt einen mehr, als anderen mit Spott zu begegnen. Schmunzeln sei erlaubt. 

Schöne Woche euch allen..

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Wenn die Sache mit den Eierkohlen geklappt hätte, wäre ich bei den Grillern und würde natürlich über den Ultraleicht-Koch lächeln.

Für mich war die Geschichte spannend, weil ich überlegte, ob ich mich nicht doch noch auf die Seite der Griller schlagen sollte.

Wo ich herkomme, gehört Spott zur Kultur und wird stets mit einem gewissen Respekt und Selbstironie betrieben, weil man weiß, dass man auf einem wackeligen Thron* sitzt.

*Das H ist übrigens noch im Thron, weil damals nach der Rechtschreibkonferenz 1901 der Kaiser geschimpft hat: "Vom meinem Thron lasse ich mir nichts wegnehmen!" Seinen Thron hat er trozdem bald verloren, aber das H ist geblieben.

Bearbeitet von ALF
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Gast
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